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Vampire Love (2) - Blutkuss

Zero Kiryu & Yume (Teil 1 muss zum Verständnis nicht bekannt sein)
von

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Nächtliche Spaziergänge

Nächtliche Spaziergänge
 

Yume wurde von hellen warmen Sonnenstrahlen geweckt, als die Abendsonne auf ihrer Seite des Hauses Mond auftauchte.

Wieso hatte sie das Tageslicht nicht schon früher geweckt?

Verschlafen blinzelte sie in den noch blauen Himmel und stellte daraufhin fest, dass sie immer noch im Fenster saß.

Rasch ließ sie sich wieder in ihr Zimmer gleiten und warf einen flüchtigen Blick in die Tiefe unterhalb ihres Fensters.

Mit etwas Glück hätte sie einen Sturz vermutlich überlebt, aber nur mit einer Menge Blut und unter starken Schmerzen.

Sie sollte den Direktor fragen, ob sie ein kleines Geländer vor ihrem Fenster anbringen durfte. Zu Hause hatte ihr Vater das ebenfalls getan, weil sie schon als Kind oft dort geschlafen hatte.

Nachdem sie einen Blick auf die große Standuhr ihres Zimmers geworfen hatte, ging sie schnell unter die Dusche, zog ihre Uniform an, band ihr Haar zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen, wobei ihr zwei kürzere Strähnen stets zurück ins Gesicht fielen und begab sich anschließend in die Eingangshalle.

Dort erwartete Ihr Halbbruder Misaki sie bereits und schenkte ihr ein breites Grinsen: „Gut geschlafen, Nee-chan?“

„Sehr gut, aber ich muss Direktor Kurosu unbedingt auf ein Geländer ansprechen.“

Der schwarzhaarige Adlige schmunzelte belustigt: „Vor dem Westfenster?“

„Natürlich.“ Yume schenkte ihm eines ihrer seltenen flüchtigen Lächeln und stellte sich dann so, dass sie halb von ihm verdeckt wurde.

Außer Ichijo, Shiki und Rima trat auch keiner der anderen Vampire an sie heran, als sie nach und nach die Halle füllten.

Ichijo war mit Chiyo, Misakis Cousine, zusammen und hatte sich Yumes Vertrauen und Anerkennung verdient, als dieser sie aufopfernd vor seinem Großvater und Senatsoberhaupt Asato Ichijo beschützt hatte. Sein Cousin Shiki und auch Rima waren ihr ebenfalls sehr sympathisch, denn sie waren einfach da, hörten zu, stellten aber keine unnötigen oder nervenden Fragen.

Zudem war sie den dreien auch deshalb zu Dank verpflichtet, weil sie sich seit ihrem ersten Schultag stets in ihrer Nähe aufhielten, wenn sie vom Wohnheim ins Schulgebäude wechselten und sie so zumindest ein wenig vor den Day Class Schülern versteckten.

Als auch Kaname Kuran herunter kam, begaben sie sich zum Tor und, als es sich endlich öffnete, hinüber zum Unterrichtsgebäude.

Doch selbstverständlich warteten bereits die Mädchen der Day Class auf sie und auch ein paar Jungen, die sich für die Mädchen der Night Class interessierten, allerdings schrien diese nicht so sehr herum.

Yume griff nach Misakis Ärmel.

Sie hasste diesen Lärm.

Sie hasste es so viele Personen um sich herum zu haben.

„Hört gefälligst auf zu kreischen und verschwindet in euer Wohnheim!“ Das war Zero Kiryu, der mit einem äußerst bedrohlichen Blick auf die Mädchenmenge zu stapfte und sie dabei anbrüllte.

Erstaunlicherweise wichen die Mädchen tatsächlich vor ihm zurück.

Chiyo, die ebenfalls Vertrauensschülerin war, winkte ihrem geliebten Takuma, Misaki und Yume kurz fröhlich zu, während sie zu Zeros Unterstützung eilte.

Yume hob ebenfalls kurz die Hand und verschwand dann endlich im Schatten des Schulgebäudes.
 

Als sie den Unterricht hinter sich gebracht hatten, traten sie wieder ins Freie und Takuma, der gerade direkt neben Yume stand, wurde beinahe zu Boden gerissen, als Chiyo ihm um den Hals fiel.

„Wir lassen euch dann mal alleine.“ Misaki zwinkerte dem glücklichen Paar frech zu und wandte sich mit Shiki und Rima zum Haus Mond.

„Onii-chan, ich komme nach, wenn ich beim Direktor war.“

Der Schwarzhaarige zögerte kurz, doch er konnte in den Augen seiner Schwester deutlich lesen, dass sie allein gehen wollte.

„Gut. Aber pass auf dich auf.“

„Versprochen.“

Damit drehte sie sich um und ging in die andere Richtung davon.

Mit ruhigen Schritten überquerte sie den Schulhof und betrat das Gebäude erneut. Zielstrebig ging sie direkt zum Büro des Direktors und klopfte dort behutsam an.

„Ja, bitte.“

Die freundliche Stimme des Mannes auf der anderen Seite der Tür ließ Yume kurz lächeln, sie bewunderte seine Bemühungen um den Frieden zwischen ihren Arten.

Sie drückte die Klinke hinunter und trat ein.

„Guten Abend, Direktor Kurosu. Bitte entschuldigen Sie die späte Störung.“ Sie neigte ihren Kopf höflich vor ihm und bemerkte überraschenderweise erst danach, dass Zero ebenfalls im Raum stand.

„Was willst du hier, Vampir?“

Dass er das letzte Wort jedes Mal nahezu ausspuckte, ließ in Yume stets ein kleines Schuldgefühl aufsteigen. Es war immerhin eine reinblütige Vampirin gewesen, die sein grausames Schicksal und seinen damit verbundenen Hass zu verantworten hatte.

„Zero-kun, sei bitte nicht so unhöflich zu Fräulein Yume. Sie hat sicher einen Grund mich aufzusuchen.“ Der sanfte Tadel des Direktors fand bei dem Silberhaarigen allerdings keinerlei Beachtung.

Stattdessen rauschte er mit einem finsteren Blick in ihre Richtung aus dem Büro.

„Nimm es ihm bitte nicht übel, er ist eben so. Also, was kann ich für dich tun?“ Kaien Kurosu sah Yume erwartungsvoll an.

Seine väterliche Art beruhigte Yume ein wenig, sie fühlte sich wohl in seiner Gegenwart, was nun wirklich etwas Seltenes war.

„Ich möchte sie um etwas bitten. Ich würde gerne ein Geländer an einem meiner Zimmerfenster anbringen, wenn Sie es gestatten.“

„“Ein Geländer?“, der Direktor blinzelte verwundert, „Sicherlich, darfst du das gerne tun, aber wozu brauchst du es?“

Yume senkte etwas beschämt ihren Blick: „Ich schlafe sehr oft auf der Fensterbank ein und befürchte, dass ich dabei wohl früher oder später aus dem Fenster fallen könnte. Misaki würde mich wohl eigenhändig umbringen, wenn ich es überleben sollte.“

„Wenn das so ist, nur zu. Ich möchte selbstverständlich nicht, dass du dich verletzt.“

„Vielen Dank, Direktor.“ Yume verneigte sich noch einmal und begab sich auf den Weg zurück ins Haus Mond.

Die Nacht war warm und der Himmel sternenklar.

Kurzerhand entschied sie sich einen Umweg durch den Rosengarten zu nehmen und ließ sich dort auf einer Bank nieder.

Sie seufzte leise und legte ihren Kopf so weit in den Nacken, dass sie die Sterne über ihr in ihrer vollen Pracht sehen konnte.

„Wie wunderschön…“ Ihre Stimme war nur ein leiser Hauch, den sie selbst kaum hören konnte.

Nur wenige Meter von ihr entfernt stand Zero und war für einen kurzen Augenblick überrascht, als er Yume so unvorsichtig auf der Bank sitzen sah.

Sie hatte ihren Kopf so weit nach hinten geneigt, dass ihre blasse Kehle vollständig entblößt im Mondlicht schimmerte.

Er konnte beobachten wie ihre Lippen sich bewegten, doch die Worte drangen nicht bis an sein Ohr.

Nur einen winzigen Moment lang huschte der Gedanke durch seinen Kopf, wie wunderschön die junge Reinblüterin aussah und wie sehnsüchtig.

Dieser flüchtige Gedanke reichte aus, um ihn augenblicklich wieder in Wut zu versetzen. Sie war ein Vampir, genauer ein reinblütiger Vampir und damit die Bestie unter den Monstern.

„Hey, du hast hier nichts mehr zu suchen! Der Unterricht ist längst vorbei und ich glaube kaum, dass du die Erlaubnis des Direktors dafür hast, hier herumzulungern.“

Yume wandte ihren Kopf zu Zero um und sah ihn kurz aus ihren geheimnisvollen eisblauen Augen. Sie versuchte in dem undurchdringlichen Violett seiner Augen etwas zu lesen, doch es war unmöglich.

Also erhob sie sich, strich ihre Uniform glatt und wandte sich zum Gehen: „Du hast Recht, entschuldige bitte, Zero. Ich wollte dir keine Umstände bereiten. Ich werde hinein gehen, gute Nacht.“

Zero erwiderte nichts, aber er achtete darauf, dass sie tatsächlich im Haus Mond verschwand.

Es dauerte nicht länger als zehn Minuten, da hörte er dieselbe Stimme wie in der Nacht zuvor und obwohl er doch bereits wusste, dass es Yume war, ging er um das Haus herum und blickte hinauf. Dabei achtete er darauf vom Blattwerk der Bäume und Büsche verdeckt zu werden. Er hatte nicht vor sich die Blöße zu geben, dass jemand davon erfuhr und es zur Unterhaltung der Night Class weitererzählte.

Yume sah ihn jedoch sehr gut.

Ein Stück über ihm, gab es eine Lücke im Geäst und durch die Höhe, in der sie saß, konnte sie dadurch direkt auf Zeros silbernen Haarschopf hinabblicken.

Sie sang etwas lauter, damit er sie besser verstehen konnte, ließ sich aber nicht anmerken, dass sie ihn entdeckt hatte.

Sie flocht ganz gemächlich ihr Haar und schielte nur aus dem Augenwinkel heraus zu ihm hinunter.

Zero lehnte sich kurzzeitig zurück und legte, ähnlich wie zuvor sie selbst, seinen Kopf in den Nacken und lauschte ihr.

Er würde niemals zugeben, jemals hier gestanden zu haben, aber für den Augenblick beruhigte die geschmeidige klare Stimme dieses bezaubernden Raubtiers ihn mehr als alles andere zuvor.

Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich zum letzten Mal so entspannt gefühlt hatte. Langsam rutschte an dem dicken Baumstamm hinunter und schlief ein.

Yume hatte nicht beabsichtigt ihn zum Schlafen zu bringen, doch da ihre Kräfte ebenso mit dem Schlaf verknüpft waren, wie die ihrer Mutter, führte es manchmal dazu, dass die Menschen in ihrer Umgebung tatsächlich einschliefen, wenn sie ihnen ein Schlaflied vorsang.

Ganz leise sprang sie mit ihrer Wolldecke zusammen Stockwerk für Stockwerk in die Tiefe, bis sie sanft im weichen Gras landete.

Mit federnden Schritten schlich sie zu Zero hinüber und legte hm vorsichtig die Decke um, damit er nicht fror oder gar krank wurde.

Anschließend kehrte sie an ihren Platz zurück und summte bis zum Morgengrauen ihr Schlaflied für den geheimnisvollen Hunter unter ihr. Sie achtete darauf, dass außer ihr niemand wahrnahm, dass er dort war.

Als die Sonne schließlich aufging, erwachte Zero und nahm als erstes den blumigen Duft wahr, der ihn sanft in der Nase kitzelte.

Er schlug die Augen auf und bemerkte die Decke, die er anhand des Geruches und mit klarer werdendem Verstand als eine von Yume ausmachen konnte.

Zunächst war er überrascht, doch dann auch schnell wieder verärgert. Mit grimmigem Blick sah er nach oben zu ihrem Fenster und stellte fest, dass sie dort noch immer saß.

Mitten im Fensterrahmen!

Schlafend!

Er hasste Vampire, aber er wollte sich auch nicht damit belasten, wenn sie aus dem Fenster fiel. Er besaß immerhin ein Gewissen und war immer noch menschlich.

Also sprang und kletterte er bis zu ihrem Fenster hinauf, was etwas länger dauerte als zuvor bei ihr, und stieg vorsichtig über sie hinweg ins Zimmer.

Dort betrachtete er sie kopfschüttelnd und trug sie ins Bett.

Anschließend verschwand er so schnell wie möglich und ging beim Direktor unter die Dusche. Er wechselte seine Uniform, frühstückte und begab sich dann gähnend zum Unterricht.
 

Yume wurde am Abend von ihrem Bruder geweckt.

„Nee-chan, du kommst zu spät zum Unterricht.“

Die Rothaarige zog sich die Decke über den Kopf: „Ich mag heute nicht zum Unterricht gehen, bitte entschuldige mich bei Kaname.“

Seufzend strich Misaki ihr kurz durchs Haar und ging dann wieder zur Tür: „Aber morgen lasse ich das nicht noch einmal durchgehen.“

Dann war er verschwunden.

Yume verbrachte gut drei Stunden damit die Zimmerdecke über ihrem Bett anzustarren, bis sie sich endlich dazu überwinden konnte dieses zu verlassen. Noch war Unterrichtszeit und sie durfte sich draußen auf dem Schulgelände aufhalten. Vielleicht sollte sie das nutzen?

Ihr Blick fiel noch einmal auf ihr Bett, wie war sie dort hineingekommen?

Sie glaubte sich an starke Arme, eine breite Brust und einen vertrauten Duft zu erinnern. Allerdings konnte sie nichts Genaueres sagen, als dass es nicht Misaki gewesen war, wieso auch immer.

Seufzend zog sie sich um und ging hinaus.

Ihr Weg führte sie zu den Ställen.

Sie liebte Pferde und hatte auch schon mit dem Gedanken gespielt ihr eigenes herbringen zu lassen. Immerhin war es möglich eine Box zu mieten. Sie vermisste ihren anmutigen vierbeinigen Freund sehr.

Sie betrat den dunklen Stall und schaltete ein schwaches Licht im hinteren Teil an. So war es hell genug, damit sich keines der Tiere vor ihr erschreckte, aber nicht so hell, dass sie sie beim Schlafen störte.

Allerdings schienen ein paar wenige der hübschen Geschöpfe noch wach zu sein.

Sie trat an die Box einer schneeweißen Stute, die neugierig ihren Kopf aus der Box gestreckt hatte.

„Guten Abend, meine Schöne. Wie heißt du denn?“

Sie sah auf das Namensschild an der Boxentür und lächelte: „Lily, welch hübscher Name. Er steht dir.“

Die Stute stupste sie mit ihren Nüstern an und schnupperte an ihrer Tasche. Aus Gewohnheit hatte Yume sich ein paar Leckerlis in die Jackentasche gesteckt und musste nun ein bischen schmunzeln. „Du weißt wohl, was gut ist. Hier, da hast du.“

Sie gab Lilly nacheinander alle Leckerbissen, die sie bei sich hatte, Stückchen für Stückchen.

So verbrachte sie mindestens zehn Minuten damit, sich einzig und allein auf das weiße Geschöpf und sein weiches Maul zu konzentrieren.

Es gab Momente, in denen war es ihr einfach gleichgültig, ob sie unbedacht handelte und damit ihre Gesundheit riskierte, womöglich sogar ihr Leben.

Darum bemerkte sie auch nicht, dass sie seit geraumer Zeit beobachtet wurde. Nicht heimlich, keineswegs.

Zero stand mitten in der Stalltür und war verblüfft, dass Lily so sanftmütig und ruhig war, während sie der Reinblüterin aus der Hand fraß und sich von ihr Kopf und Hals streicheln ließ.

Sie erlaubte ihr sogar, ihre Stirn an ihre zu legen und so zu verweilen.

„Du bist ein gutes Mädchen, danke, dass du dich einen Moment mit mir beschäftigt hast. Jetzt leg dich aber schlafen, ich komme morgen wieder.“

Yume drückte ihre Lippen flüchtig in das kurze Fell zwischen Lilys Augen und wandte sich von ihr ab.

Kaum hatte sie sich umgedreht, hielt sie auch wieder inne und blickte genau in ein Paar violette Augen.



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