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Freaks of Nature

von

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Vergangenheit

„Ich will ein Eis.“
 

Light blinzelte L verwirrt an, als er sich aus seinen Armen löste.

Von allem, was man in dieser Situation nur sagen könnte, hätte Light DAS am Wenigsten erwartet.
 

„Du... willst ein Eis.“

wiederholte er ungläubig.
 

„Ja, ich möchte nach Aoyama fahren und ein Eis essen.“

L hob sein Shirt vom Boden auf und zog sich an.
 

„Wieso nach Aoyama?“
 

„Ich war noch nie dort. Es soll schön sein.“
 

Light hatte eine Menge Fragen.

Wie zum Beispiel, was L vorhatte, wegen Kira, Todesnotizbüchern und Shinigamis zu tun.

Oder, was er damit gemeint hatte, dass die Ermittlung zu Ende war.
 

Aber L war schon halb aus der Tür, ohne Light und dem Death Note weiter Aufmerksamkeit zu schenken.

Light verstaute es schnell wieder in seiner Schublade und lief hinter ihm die Treppe hinunter.
 

„Wie schade, dass du schon gehst!“

flötete Sayu an der Tür zu L.

„Du kommst doch bestimmt bald wieder, oder?“

Der Detektiv starrte stumm ins Leere.
 

„Jetzt müssen wir los, Theaterkurs.“

sagte Light schnell und schob L aus der Tür.

„Ich komme erst spät wieder. Sag Mutter Bescheid, ja?“
 

„Na dann...“

Sayu schmollte ein bisschen, als sie ihnen hinterherwinkte.
 

Sie liefen eine Weile schweigend nebeneinander her, in Richtung der Haltestelle.
 

„Deine Schwester ist sehr... nett.“

meinte L schließlich.
 

„Dann versuch mal, mit ihr zusammenzuleben. Sie ist wie ein großer, hyperaktiver Welpe, der um einen herumhüpft und Aufmerksamkeit will.“
 

L linste unter seinem Vorhang von Haaren hervor und lächelte ein bisschen.
 

'Er sieht richtig süß aus.'

schoss es Light durch den Kopf.

'Wieso ist es mir vorher noch nie so sehr aufgefallen?'
 

„Wir hatten mal einen Bernhardiner, Watari hatte ihn für ein paar Wochen zur Pflege aufgenommen.

Er ist an allen hochgesprungen und hat sie vollgesabbert.

Und wenn man ihn an der Leine ausgeführt hat, hat er einen unaufhaltsam hinter sich hergezogen.

Es war immer der Hund, der mit seinem Mensch spazieren ging, nie anders herum.

Aber irgendwie war es doch traurig, als wir ihn wieder abgeben mussten.“
 

Light lachte auf.

Nicht nur, weil die Vorstellung, wie ein riesiger Hund einen dürren L hinter sich herzog, zum Schreien komisch war.

Sondern auch, weil er zum ersten Mal ein kleines, sinnloses, alltägliches Stückchen von Ls Leben geschenkt bekommen hatte.

Er spürte ein warmes Etwas, das sich in seiner Brust ausbreitete.
 

L war offensichtlich noch nie zuvor Straßenbahn gefahren.

Er beobachtete interessiert, wie Light ihre Fahrkarten löste und starrte die Menschen um ihn herum neugierig an, die sich alle Mühe gaben, den merkwürdigen, unheimlichen Jungen zu ignorieren.

Sie setzten sich auf eine Stuhlreihe am Fenster, L wie immer mit angezogenen Füßen, und der Detektiv blickte kritisch auf den älteren Mann, der ihm auf der anderen Seite direkt gegenüber saß und krampfhaft auf seinen Schoß starrte, um Ls durchdringenden Blick zu entgehen.
 

„Light-kun, gibt es eine Regel, dass man während der Fahrt nicht nach oben schauen darf?“

Light grinste in sich hinein und schüttelte den Kopf.

Nun, das war auf jeden Fall interessanter, als mit irgendeinem Mädchen durch die Gegend zu fahren.

Nach etwa zehn Minuten wurde L langweilig und er begann, sich an der Haltestange über ihnen festzuhalten und im Sitzen, wie ein Äffchen, hin und her zu schwingen.

Ja, es war ganz und gar anders.

Light hatte das Gefühl, er könnte sich daran gewöhnen.
 

Es war schon eine Weile her, dass er in Aoyama gewesen war.

Aber trotzdem fand er das kleine Eiscafé wieder, indem er und sein Date damals gegessen hatten.

Das Café war ihm mehr in Erinnerung geblieben als das Mädchen.
 

Sie gingen in eine geschützte Ecke und L krallte sich sofort die Karte und blätterte sie kritisch durch.

„Guten Tag. Möchten Sie schon bestellen?“

strahlte sie die erschöpfte Bedienung an.
 

„Ja, ich hätte gerne Kaffee. Schwarz.“
 

„Und Sie?“

Ihr Ausdruck wurde ein bisschen unsicherer, als sie den Jungen mit den schwarzen Augenringen ansah.
 

„Ich hätte gerne den Fruchtsalat. Darauf hätte ich gerne zwei Kugeln Erdbeere und drei Kugeln Schokolade. Dann Smarties, vier Waffeln mit Puderzucker, Sahne, und zwei Stück von der Sacher-Torte dort im Schaufenster. Darauf zwei Kugeln Vanille. Bitte alles auf einen Teller und mit Erdbeer- und Schokoladensoße übergießen. Mit bunten Zuckerstreuseln obendrauf. Und eines dieser Schirmchen.

Und wenn sie mir auch bitte einen großen pinken Löffel mit Herz oben auf dem Griff geben, wie es das kleine Mädchen dort hinten hat.“
 

„Ich... werde sehen was ich tun kann.“

Die Bedienung floh schnell zurück in die Küche, bevor L noch mehr einfallen könnte.
 

Light schüttelte sich lautlos vor Lachen.

„Was ist so komisch, Light-kun?“

L sah ihn unverständig an.
 

Er atmete tief durch, um sich zu Beruhigen.

„L, niemand ist wie du! Du bist einfach Unglaublich!“
 

„Machst du dich lustig über mich?“

Er krauste skeptisch die Nase und knabberte an seinem Daumen.
 

„Nein, nein, es ist nur... ich fasse es manchmal einfach nicht, dass es jemanden wie dich wirklich gibt. Du bist Fantastisch.“

Light grinste.
 

„Ich habe immer noch das Gefühl, dass sich Light-kun über mich lustig macht.“

brummelte L und begann, die Zuckerwürfel, aus der Schale an ihrem Tisch, vor sich zu stapeln.
 

Light betrachtete nachdenklich sein zusammengekauertes Gegenüber.

„Als du noch regelmäßig Tennis gespielt hast, hat da dein Trainer nichts wegen deiner Haltung gesagt?“

fragte er vorsichtig.

Vielleicht war jetzt eine gute Möglichkeit, ein bisschen mehr über Ls Vergangenheit zu erfahren.
 

L blickte ihn mit großen Augen an.

„Meine Haltung?“
 

„Na ja, sie ist nicht unbedingt gesund. Und deine Essgewohnheiten sind es auch nicht.“
 

„Damals hatte ich beide Komponenten noch nicht so stark ausgeprägt.

Ich war... weniger Spezialisiert als heute.“
 

„Du solltest dich trotzdem ein bisschen mehr um dich kümmern. Sonst ist dein Rücken bald völlig kaputt und du bekommst einen Organschaden durch Mangelernährung. Oder Diabetes.“
 

„Light-kun macht sich Sorgen um mich?

Bevor irgend etwas von diesen Dingen passiert, werde ich nicht mehr Leben sein.

Jemand wie ich wird nicht alt.“

Er zuckte gleichgültig mit den Schultern und schnippte den Zuckerwürfelturm um.
 

Lights Eingeweide zogen sich unangenehm zusammen.

„So solltest du nicht denken. Diese Welt braucht Menschen wie dich. Du hast eine Verantwortung.“
 

'Du darfst noch nicht sterben. Ich will nicht, dass du stirbst.'
 

L steckte sich einen der Würfel in den Mund.

„Ich war der Ansicht, dass sich Kira-san über meinen Tod freuen würde.“

meinte er ungerührt.
 

Light biss sich auf die Unterlippe.

Was sollte er darauf nur antworten?

„Kira würde versuchen, alle Hindernisse zu beseitigen, die seinen Plänen im Weg stehen.“

sagte er vorsichtig.
 

Aber das stimmte ja nicht ganz, oder?

Denn L war anders, er war mehr wert als die Menschen um sie herum, ihn zu opfern wäre... schwerwiegender.

Und der Detektiv hatte Recht, zwischen ihnen war es persönlich geworden.

Weil neben den Tatsachen jetzt auch Gefühle in der Waagschale lagen, und das Gleichgewicht sich gefährlich verschoben hatte.
 

L sah ihn schweigend an, die dunklen Augen bohrten sich prüfend in ihn.

„Kira-san scheint von seinem Ziel sehr überzeugt zu sein.“
 

Nach einer kurzen Pause redete L leise weiter, den Blick auf die gestürzten Zuckerwürfel gerichtet.

„Ich hatte auch ein Ziel, von dem ich überzeugt war.

Ich wollte Menschen wie uns helfen. Den Ausgestoßenen, den Andersartigen, denen, die nicht in das Schema dieser Gesellschaft passten.
 

Watari und ich haben eine Einrichtung gegründet, die solchen Kindern die Möglichkeit gibt, zu Lernen, ihre Fähigkeiten und ihren Intellekt so einzusetzen, dass sie eine Nische in dieser Welt ausfüllen können, dass sie Anerkennung und Frieden mit sich und anderen finden.
 

Sie kamen aus aller Welt, viele von ihnen haben grausame Dinge erlebt, bei uns bekamen sie neue Namen und ein neues Leben, eine Chance.
 

Einer der ersten Schüler, der zu uns kam, war A.

Er war sehr ernst und ruhig, er arbeitete gewissenhaft und lieferte einwandfreie Ergebnisse.

Deswegen haben wir ihm eröffnet, dass er mein Nachfolger werden soll.

Er sollte der nächste L werden.
 

A setzte sich deswegen schwer unter Druck und ich habe es sogar noch unterstützt.

Ich wollte, dass er noch mehr aus sich herausholt, noch besser und schneller arbeitet.
 

Es war zuviel für ihn.

Er hat sich selbst das Leben genommen.“
 

Ls Finger krallten sich so fest in seine Knie, dass die Knöchel weiß heraustraten.

Light wagte nicht, sich zu rühren oder einen Laut von sich zu geben, aus Angst, L könnte aufhören zu Erzählen.
 

„Er wurde von einem anderen Schüler gefunden, B.

B war... sehr exzentrisch, aber außergewöhnlich begabt. Er und A waren zwar Rivalen um meine Nachfolge, aber ich weiß, dass sie trotz allem befreundet waren.

A hatte sich im Treppenhaus erhängt und B saß direkt vor ihm, er war völlig hysterisch und hat geschrien, er könnte den Tod sehen, dass As Zeit abgelaufen gewesen wäre, dass die Zahlen auf Null standen.
 

Es hat vier Tage gebraucht, bis er wieder bei Vernunft gewesen war.

Seitdem hatte er sich verändert. Er war immer recht schwierig gewesen, aber jetzt war er aggressiv und unberechenbar.

Er hatte sich selbst zu meinem nächsten Nachfolger ernannt, und ich habe es geduldet.

Ich habe ignoriert, wie krank B war, in der Hoffnung, wenn er eine ihn auslastende Arbeit hätte, würde es ihm besser gehen.
 

Er wollte sein wie ich, er hatte begonnen, mich zu imitieren, mein Aussehen und meine Gewohnheiten.

Und ich war... fasziniert von ihm. Er war bösartig und gerissen, er hat seine Umgebung terrorisiert, aber ich fand ihn so interessant.
 

Ich konnte nicht anders, ich wollte sehen wohin das führen würde. B war ein Tsunami, der sich in Zeitlupe vor mir abspielte, und ich musste... ich musste einfach...“
 

L stockte und holte zitternd nach Luft.
 

„Wir hatten oft gemeinsam Tennis gespielt.

Mit ihm zu reden war erschreckend und wunderschön zugleich, er war pervers und unsagbar klug.

Ich kann bis heute nicht sagen, ob er mich liebte oder hasste, aber ich war seine Welt.

Und ich habe es genossen. Ich habe ihn ANGESPORNT.
 

Er ist gegangen. Er hat die Institution verlassen und war wie vom Erdboden verschluckt.

Und dann hörten wir von dem ersten Mord.
 

Er hatte sich soviel Mühe gegeben, er wollte ein perfektes Verbrechen kreieren, um mich zu schlagen. Am Ende konnten wir ihn fassen. Er war bereit gewesen, das letzte Opfer zu sein, er hatte alles vorbereitet, damit es so aussähe, der Mörder habe ihn umgebracht. Das letzte Puzzlestück, und das unlösbare Verbrechen wäre vollendet gewesen.
 

Als meine Agentin in das Zimmer kam, hatte er sich schon mit Benzin übergossen und angezündet.

Sie hat das Feuer sofort löschen können. Er ist dann aus dem Krankenwagen entkommen.

Wir haben ihn überall gesucht.“
 

L stockte wieder und starrte ins Nichts.
 

„Habt ihr ihn gefunden?“

fragte Light vorsichtig.
 

„Ja. Ich, ich habe ihn gefunden. Er hat sich von mir finden lassen.

Es war in einer verlassenen Scheune.

Ich war so schockiert, ich konnte nicht glauben dass das derselbe Junge war, zu dem ich mich so hingezogen gefühlt habe.

B sah... nicht mehr menschlich aus, der ganze Körper verbrannt, er kroch auf allen Vieren.

Er war blutverschmiert, aber das meiste war nicht von ihm.
 

Er hat mich angegrinst und mich gegrüßt wie einen lange vermissten Freund.

In der Ecke konnte ich die blutige Masse erkennen, die einmal die Bauernfamilie gewesen war, es stank fürchterlich und Fliegen kreisten darum.

B kaute, er kaute auf ihrem Fleisch.
 

Ich glaube, ich bin ohnmächtig geworden.

Als ich wieder aufgewacht war, lehnte er sich über mich und ich konnte den brodelnden Wahnsinn in seinen Augen sehen.

Er sagte, dass er ein Shinigami wäre, dass er den Tod bringen würde, wenn die Zahlen auf Null stehen.

Er hat mich ausgelacht, er hat gesagt, dass ich zu schwach wäre, um L zu sein, dass er jetzt meinen Platz einnehmen würde.

Er hat mir meinen Namen gesagt, meinen richtigen Namen, den ich nie jemandem verraten habe.

Dann hat er das Benzin genommen...“

L hatte seine Hände in seinen Haaren vergraben und sagte nichts mehr weiter.
 

'Den Tod sehen. Die Zahlen standen auf Null. Ryuk hat doch etwas ähnliches gesagt.

Mit den Augen eines Shinigami könnte man den Namen und die verbleibende Lebenszeit erkennen.'

fiel es Light wieder ein.
 

'Was zum Teufel hatte das alles nur zu bedeuten?'



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sailor_muffin
2011-10-05T17:01:42+00:00 05.10.2011 19:01
echt? wer bist du??? *neugierig
Von:  Schmetterlingsgirl
2011-10-05T09:48:50+00:00 05.10.2011 11:48
Auch HIER mal ein ganz dickes fettes YAY! =D
(Das bleibt allerdings vermutlich *hust* mein einziger Post hier. Du findest mich woanders als treuen Fan dieser FF ^.^)

Wie gesagt: Schreib schnell weidda ^^
Von:  sailor_muffin
2011-10-03T20:15:50+00:00 03.10.2011 22:15
Dankeschön, treue Leserin <3
Von:  KISHIRA_22
2011-09-29T13:08:11+00:00 29.09.2011 15:08
fantastisch!!!
ich habe so gelacht, als l sich das eis bestellt hat^^
wunderbar, einfach klasse *rumkuller*
und als er die geschichte erzählt hat...wurde es richtig spannend.
ich kann es kaum abwarten weiter zu lesen und zu erfahren, wie light auf das erzählte reagiert^^

glg kishi


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