Zum Inhalt der Seite

Freaks of Nature

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Gevannis wirklich mieser, beschissener Tag

Stephen Loud hatte sich den Decknamen Gevanni selbst ausgesucht.

Mütterlicherseits hatte er genug südländisches Blut, dass man es ihm problemlos abnehmen könnte Italiener zu sein.

Und mit diesem Namen hatte er beschlossen ein neuer Mensch zu werden.

Ein unerschütterlicher, eiskalter Profi.

Ein Mann für den es keine Grenzen im Leben gab.
 

Er hatte sich im FBI pausenlos nach oben gearbeitet, immer auf der Suche nach neuen, anderen Herausforderungen. Und als er eines Tages den Vorschlag bekommen hatte, bei einer privaten Organisation zur Verbrechensbekämpfung anzufangen, hatte er, ohne sich groß zu Informieren, zugesagt.
 

Von allen seinen Jobs war dieser wohl der Ungewöhnlichste, und das konnte man allein schon an seinem Vorgesetzten festmachen.

Es hatte eine kurze Zeit gebraucht, bis er sich damit vertraut gemacht hatte, Befehle von einem Kind im weißen Schlafanzug entgegenzunehmen, das nebenbei mit einer Modelleisenbahn spielte.
 

Es war Near anscheinend gar nicht bewusst, dass er teils die äußeren Signale eines verschüchternden, unbeholfenen Jungen ausstrahlte, und teils einfach unhöflich und desinteressiert wirkte.

Vielleicht war es ihm auch einfach egal.

Wenn er den Mund aufmachte gab es keinen Zweifel daran, dass er ein selbstbewusster, hochintelligenter junger Mann war.
 

Commander Rester, wie Gevanni der große, muskulöse blonde Mann vorgestellt wurde, war anscheinend für Einiges mehr verantwortlich, als es für den stellvertretenden Leiter der Abteilung üblich sein sollte, einerseits wegen Nears offensichtlichen körperlichen Problemen, andererseits war er, wegen seiner Art von Autismus, in vielerlei Hinsicht naiv, und verwirrt wegen Selbstverständlichkeiten.
 

Zum Glück war Gevanni nichts wenn nicht anpassungsfähig, deswegen hatte er nach ein paar Monaten ausreichende Toleranz entwickelt um den täglichen Wahnsinn auf der Arbeit mit Fassung zu tragen.

Bis das Abteilungstelefon an diesem bestimmten Tag klingelte.
 

„Gevanni.“

meldete er sich ruhig.
 

„Das dauert ja ne Ewigkeit bis bei euch einer drangeht. Wart ihr beschäftigt mit Schneeflöckchen Bauklötze zu spielen?“

schnarrte ihm eine wütende Stimme entgegen.
 

Er blinzelte verwirrt.

„Wie bitte? Wer spricht da?“
 

„Ist es Mello?“

kam Nears leise Stimme zwischen seinen Würfeltürmen hervor.
 

„Hol deinen Boss ans Telefon. Sag Mello ist dran. Ich red nicht mit der Tippse.“
 

Gevanni legte die Hand über den Lautsprecher.

„Es scheint so.“
 

Eine zierliche, blasse Hand tauchte hinter einer weißen Mauer auf.

„Geben sie mir das Telefon. Eine Stimmverzerrung ist nicht nötig.“
 

Es gab hunderte von Fragen die ihm durch den Kopf schwirrten.

War Mello nicht der Verbrecher, der aus unbekannten Gründen schon seit Monaten hinter ihnen her war, und eine nicht unerhebliche Anzahl ihrer Mitarbeiter getötet hatte?

Woher kannte er diese Telefonnummer?

Wieso rief er an?

Glaubte er wirklich mit Near sprechen zu können?

Warum erwartete der Junge dass es Mello war?

Wollte er sich jetzt einfach mit diesem Kriminellen unterhalten?

Kannten sich die beiden etwa?

'Schneeflöckchen'!?
 

„Bitte sehr.“

er legte das Handy in die ausgestreckte Handfläche.
 

„Hallo Mello, schön dass du dich heute noch melden konntest... Ja... Ja... Ich glaube nicht dass das Anatomisch möglich wäre... Nein, natürlich nicht... Gevanni, bitte schalten Sie alle Kameras aus und öffnen Sie die elektrischen Türen.“
 

„W-Was? Ich verstehe nicht...“
 

„Da gibt es nichts zu verstehen. Führen sie meine Anweisungen aus.“
 

„Sir, Sie wollen das wir einen Schwerverbrecher in das Gebäude lassen?“
 

„Ganz genau. Wenn Sie bitte so freundlich wären.“
 

Es war schon spät am Abend, alle Mitarbeiter hatten das Hauptquartier verlassen, bis auf Gevanni war nur noch Rester anwesend.

Sie warfen sich einen unsicheren Blick zu, es war nicht unbedingt nicht das Unsinnigste dass sie je von ihrem Boss gehört hatten, aber bei weitem das Lebensmüdeste.
 

„Auf Ihre Verantwortung, Sir. Ich hoffe Sie haben einen guten Grund dafür.“

murmelte Gevanni als er sich an dem großen Schaltpult zu schaffen machte.
 

Die Monitore wurden schwarz und die Tür glitt geräuschlos auf.

Aus den Augenwinkeln sah er, das Rester nach seiner Waffe griff, und tat das gleiche.
 

„Das wird nicht nötig sein.“

Near baute ungerührt an seinen Türmen weiter.
 

Stampfende Schritte hallten durch den Korridor.

Gevanni hatte sehr wohl das Gefühl dass es nötig wäre.

Wenn es nach ihm ginge dürften ruhig noch einige Scharfschützen im Raum stehen.

Und ein paar SWAT-Einheiten.

Und ein kleinerer Panzer.

Ja, damit hätte er absolut kein Problem.
 

Zwei junge Männer kamen den Gang entlang.

Der Blonde sah aus wie eine unglückliche Mischung aus einem Biker und einer Burleske-Tänzerin.

Der mit der Fliegerbrille könnte als der große Bruder von Pippi Langstrumpf durchgehen.

Beide trugen Waffen. Gevanni schluckte.
 

„Hallo Mello. Matt. Es freut mich sehr dass ihr kommen konntet.“
 

„Du siehst immer noch aus wie Sechs.“

Die Stimme vom Telefon. Das müsste wohl Mello sein.
 

„Hey Near, nette Bude hast du da. Wir sollten uns auch so was zulegen. Aber mittlerweile haben wir eine starke emotionale Bindung zu den Kakerlaken aufgebaut.“

Und das war dann Matt. Wer auch immer Matt war.
 

„Kennt ihr euch etwa alle!?“

platze Gevanni heraus.
 

Mit einem kleinen 'Schnapp' setze sich Matt die Brille von den Augen auf die Stirn.

„Wir gehören zur Selbsthilfegruppe für hochbegabte Menschen ohne Modegeschmack oder sozialer Kompetenz.

Hast du deinen Babysittern nichts von uns erzählt? Oh, das ist hart. Schämst du dich etwa für uns?“
 

„Was haben diese Leute hier zu suchen?“

Gevanni war erstaunt über den ruhigen Tonfall den Rester selbst in diesen Situationen anschlagen konnte.
 

Vielleicht war er gar kein Mensch, sondern ein von Near entwickelter Roboter. Das würde soviel erklären, besonders die Terminator-Titelmusik, die ihm, jedes Mal wenn er Rester zu lange ansah, um Kopf herumspukte.
 

„Dieses kurzfristige Treffen ist etwas unglücklich, zumal große Teile des Teams fehlen, aber nichtsdestotrotz sollten wir die Fakten klären.

Unser Büro wurde mit dem Fall beauftragt, Kira zu fassen.

Ich bin mir sicher alle sind vertraut mit dem neu aufgetretenen Täter, Jinx.“
 

„Du brauchst mich gar nicht so anglotzen! Ich bins nicht!“
 

Gevanni blickte schuldbewusst zur Seite.

Konnte dieser Mello etwa auch Gedanken lesen?
 

Near redete unbeeindruckt weiter.

„Wir werden beide Fälle untersuchen müssen. Dabei brauchen wir jede Unterstützung, die wir kriegen können. Mello und Matt haben Verbindungen und verfügen über hohe Intelligenz, was uns beides sehr hilfreich sein wird.“
 

Gevanni versuchte gar nicht erst seinen Abscheu zu verbergen.

„Schlagen Sie etwa vor dass wir mit diesen... Kriminellen zusammenarbeiten? Sie sind für den direkten Tod von mindestens zwanzig unserer Mitarbeiter und Informanten verantwortlich.

Wie haben Sie überhaupt Kontakt mit diesen Beiden aufgenommen?

Hatten Sie Daten und haben sie nicht weitergegeben?

Wir hätten sie verhaften können! Menschen sind gestorben! “
 

„Sämtliche Mitarbeiter waren sich den Gefahren die diese Arbeit mit sich bringt sehr wohl bewusst.“

kam die frostige Antwort.

„Mello zu verhaften war zu keiner Zeit Teil unserer Aufträge.“
 

„MENSCHEN sind GESTORBEN!“

Er merkte dass er langsam hysterisch wurde.

Das wars mit diesen Jobs!

Er schwor sich zu kündigen, und sich einen Ruhigeren zu suchen, bei dem die Gefahr frühzeitig einen Herzinfarkt zu bekommen, oder eingewiesen werden zu müssen, geringer war.
 

„Menschen sterben doch ständig.“

Matt klang von der ganzen Situation nur gelangweilt.

„Deswegen rumzujammern macht Einen auch nicht zu einem besseren Menschen.

Es macht Einen nur verdammt nervtötend.“
 

Mit spitzen Fingern setzte Near den letzten Würfel auf den Turm.

„Ich möchte alle daran erinnern dass es sich hier um eine Geschäftsbesprechung handelt, keinen Beliebtheitswettbewerb. Gegenseitige Sympathie ist völlig irrelevant.“
 

Oh nein, keine Sekunde länger würde er mit diesen Irren in einem Raum bleiben.

Rester machte wieder seine beste stumme Schwarzenegger-Imitation, der war ihm auch keine große Hilfe.

Er schielte sehnsüchtig zur Tür.

Nichts wie raus hier, in die nächste Bar. Mit viel Alkohol und normalen Leuten.
 

Mello grinste plötzlich breit und zeigte dabei viel zu viele Zähne.

„Geschäftsbesprechung? Das hier ist keine Geschäftsbesprechung, Near. Das ist eine Entführung!“
 

Und er schoss Gevanni in den Kopf.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück