Zum Inhalt der Seite

and history books forgot about us

and the bible didn't mention us, not even once
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

the great escape

Ohne Gnade dieser Zwiespalt mich zerreißt,

Der mir einerseits den Hoffnungsschimmer verheißt

Und mir andrerseits das Höllenfeuer bringt!

Habe Gnade mit der Seele, die um Antwort ringt!
 

Es dauerte nicht lange bis Vater herausfand was geschehen war. Zumindest glaubte er zu wissen was geschehen war. Jedoch sagte Verloren kein Wort, er tat nichts um ihn zu berichtigen. Schweigend und nicht in der Lage den Mund zu öffnen sah ich zu wie er weggeführt wurde. Auch ohne dass Vater es aussprach, wusste ich, welche Strafe ihn ereilen würde und ich wusste ebenso, dass ich das nicht zulassen konnte. Ich hatte Eve umgebracht und nun war es an mir zu sterben und nicht an ihm.
 

Weder drehte er sich um, noch wehrte er sich, als ihm die Handschellen umgelegt wurden. Mir und Raphael wurde die Aufgabe zuteil ihn wegzubringen. So sehr es mir jedoch auch widerstrebte dies zu tun, so wenig konnte ich mich auch dagegen wehren. Mir war, als hätte ich das Sprechen komplett verlernt, ich verstand nicht wieso es so und nicht anders war. Wieso er das tat und wieso ich nichts dagegen tun konnte.
 

Mit bitterer Miene und gesenktem Blick ging ich langsam mit meinem Bruder zu den Kerkern. Ob es sie schon immer gegeben hatte oder ob sie gerade erst jetzt zu diesem Zweck erschaffen worden waren, interessierte mich nicht. Jeder Schritt, den ich tat und jedes Wort, das ich nicht sprach, vergrößerten sein Verderben. Mir war als würde mein Herz für einen Moment aussetzen, als ich die schwere Eisengittertür vor ihm schließen musste. Das Geräusch schien endlos lange an den kalten Wänden wieder zu hallen. „Raphael...“, sagte ich mit trockener Stimme. „Lass mich einen Moment alleine...“ Verloren saß schweigend auf der hölzernen Pritsche und ich starrte Löcher in ihn, meine Hände an die Gitterstäbe geklammert.
 

„Pass... Pass auf dich auf“, war alles was Raphael sagte. Ihm war anzuhören das ihm nicht ganz wohl dabei war, aber dass er jetzt nicht weiter nachfragen würde. Schweigend und kaum merklich zitternd wartete ich darauf, dass seine Schritte verhallten.
 

Als er endlich weg war hob ich meinen Blick der mittlerweile auf den Boden gefallen war, wieder auf Verloren der immer noch schweigend dort auf der Pritsche saß und sich keinen Millimeter rührte. Sekunden. Minuten. Stunden vergingen, zumindest gefühlte und er sagte nichts. Wütend rüttelte ich an den Gitterstäben. „Sag doch endlich etwas, du Idiot!“, schrie ich zornig und verzweifelt. „Nur ein beschissenes Wort!“ Aber es kam nichts, nicht ein Sterbenswörtchen. Alles was er tat war aufsehen und lächeln als ob er etwas wüsste was mir verborgen geblieben war. Etwas, von dem ich aber wusste, dass ich es unbedingt wissen musste sonst würde ich keine Ruhe mehr haben. Elend wie ich war sank ich auf die Knie, den Kopf gesenkt. „Ich will nicht, dass du für meinen Fehler stirbst“, flüsterte ich. „Ich will das nicht, hörst du!“, schrie ich aus voller Kehle und so laut ich konnte, aber immer noch lächelte er nur.
 

Ich wusste nicht wie lange ich dort so saß und auf den Boden starrte, meine Hände immer noch an das Gitter geklammert, dass die Knöchel weiß hervortraten. Das Rascheln von Kleidung war zu hören, als er aufstand und zu mir herüber ging. Verloren hockte sich vor mir auf den Boden. Durch die Gitterstäbe streckte er eine Hand nach mir aus und streichelte meinen Kopf. „Michael, sieh mich an...“, er sprach leise und es war fast nicht zu hören.
 

Vorsichtig hob ich den Kopf und sah in seine lilanen Augen. „Warum tust du das?“, fragte ich und wollte entrüstet klingen, aber meine Stimme war tonlos. Wieder kam keine Antwort, nur ein Lächeln. Es machte mich wütend und meine Wut ließ mich meinen Kummer vergessen. Zittrig richtete ich mich auf, riss den Schlüssel von meinem Hals. „Ich will das nicht, ich werde die Tür jetzt aufsperren und du wirst fliehen und dich verstecken und ich werde warten bis mein Bruder geschickt wird und dann werde ich die Tat gestehen, hörst du?!“, sagte ich mit fester Stimme, aber nicht so fest wie ich es gerne hätte. Irgendwie hatte ich es auch geschafft den Schlüssel ins Schloss zu bekommen und die Tür aufzureißen. „Geh!“, schrie ich ihn an und deutete in Richtung des Ausgangs. Verloren rührte sich nicht. „Geh!“, wiederholte ich lautstark. Jedoch passiert wieder nichts. „Geh...“, meine Stimme wurde brüchig. „Bitte... ich ertrag das nicht... wieso opferst du dich an meiner Stelle?“, meine Gesichtszüge verzogen sich in Unverständnis und Kummer. Er rührte sich nicht und in meiner Wut schlug ich die Eisengittertür wieder zu. „Dann bleib doch und verrecke!“, rief ich zornig. Es tat weh ihn dort zu sehen und zu wissen, dads es wahrscheinlich das letzte Mal sein würde, dads wir uns jemals sahen. Unfähig, rational zu reagieren rannte ich fort. Es war mir egal wo ich landen würde. So kam es mir wie Ironie vor, als vor seinem Zuhause stand. Diese kleine Hütte mit den tausend Blumen davor, die Eve so geliebt hatte. Weil meine Kräfte und meine Motivation mich für den Moment verlassen hatten, ging ich hinein und verkroch mich im Schlafzimmer unter der Bettdecke. Mir war nicht danach mit überhaupt irgendjemanden zu reden, Vater würde ihn nicht sofort umbringen lassen, aber das machte das alles auch nicht besser. Es verlängerte nur mein qualvolles Leiden. Wieso war er nicht geflohen, als ich ihn dazu aufgefordert hatte?
 

Wütend hieb ich auf die Matratze ein, als es nichts half mich in den Arm zu kneifen um aus dem Alptraum zu erwachen.
 

„Du hast den Schlüssel liegen gelassen...“, das waren Raphaels Begrüßungsworte für mich an diesem Tag und ich hasste sie.
 

„Leck mich“, motzte ich ungerührt, aber nichts passiert. Zumindest nichts was ich wollte, stattdessen kam er zu mir und setzte sich auf die Bettkante. Er streichelte meinen Kopf, fragte aber nicht nach was genau los sei. Vielleicht wusste er es wirklich... Vielleicht wusste er wirklich was zwischen mir und Verloren gelaufen war und hatte aus Gründen, die ich nicht kenne, geschwiegen. Ich habe ihn nie gefragt... Vielleicht sollte ich... nein das ist ein anderes Thema. Raphael versuchte damals nicht mich aufzuheitern, er versuchte auch nicht mich zu etwas zu bewegen, er ließ mich einfach nur wissen, dass er bei mir war und mit mehr wäre ich wohl auch nicht zurecht gekommen.
 

Als ich in dieser Nacht wieder aufstand rannte ich blind von meinem Schmerz zurück zu den Kerkern. Erschöpft blieb ich vor seiner Zelle stehen. „Ich gehe nicht wieder bis du nicht fliehst!“, sagte ich mit fester Stimme und starrte auf seine in einer Ecke zusammengesunkene Gestalt. Jetzt jedoch stand er auf und kam auf mich zu. „Michael zu fliehen wäre wie zuzugeben, dass ich es war...“, seine Stimme war sanft und ebenso sanft legte er eine Hand an meine Wange.
 

„Das ist mir egal, wenn du dann am Leben bleibst! Ich werde gestehen und dann darfst du auch wieder zurück!“
 

„Aber dann stirbst du!“
 

„Das ist mir egal!“, beharrte ich und in diesem Moment tat es mir das wirklich. „Wenn du stirbst bin ich doch auch allein, das ertrag ich nicht!“, schuldbewusst senkte ich den Blick. „Lass mich nicht allein, wenn ich sterbe und dich dafür retten kann macht mir das nicht aus...“ Ich schluckte und biss mir auf die Unterlippe, zuckte jedoch sofort zusammen als er plötzlich mit scharfer Stimme sprach.
 

„Michael, ich will, dass du lebst!“ Sein ernster Blick durchbohrte meinen Körper mit Löchern.
 

„Ich will nicht leben, wenn du stirbst! Ich will dir deinen Frieden geben!“
 

„Den habe ich nur, wenn du lebst!“ Verzweifelt rüttelte ich an den Gitterstäben. Den Schlüssel hatte jetzt mein Bruder und ich hatte vergessen ihn mitzunehmen. Deswegen hieb ich das Schloss mit meinem Zaiphon auf.
 

„Wenn du wirklich willst, dass ich lebe dann fliehst du jetzt!“, befahl ich und deutete auf den Ausgang. „Keine Widerrede, ich...“, ich biss mir auf die Unterlippe. Schweigend ging ich einige Schritte zurück und öffnete dabei die Tür. Und tatsächlich, diesmal trat er aus der Zelle, wie ich erleichtert feststellte. Als ich ihm jedoch nach draußen folgen wollte blieb er stehen. „Was? Nein, ich komm mit dir!“, motzte ich, aber er erstickte meine Schimpftirade in einem Kuss und brachte mich nun hinter Gitter. Anstelle des Schlosses hielt mich nun sein Zaiphon davon ab herauszukommen. „Was soll das du Dummkopf?! Hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank, ich komm mit dir!“, wütend rüttelte ich an den Gitterstäben. Jedoch konnte ich nur noch zusehen wie seine Gestalt langsam in dem schlechten Licht Richtung Ausgang verschwand. „Ich will nicht ohne dich leben, ich liebe dich doch, du Arschloch...!“, murmelte ich und vergrub das Gesicht in den Händen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück