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Fuchs hat Zahnweh

GinIzu
von

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Fuchs hat Zahnweh

Fuchs hat Zahnweh


 

„Taichō!", rief Kira energisch und holte mit einem Gesichtsausdruck zwischen genervt, wütend und besorgt auf. „Das geht so nicht!" Sein Vorgesetzter wedelte nur abwertend mit der Hand und deutete dann auf die Brust unter seinem schwarzen T-Shirt.

„Ich kann alles", stellte Ichimaru überzeugt fest und legte beim schnellen Gehen noch etwas Tempo zu, um seinen nervigen Untergebenen loszuwerden.

„Taichō! Hören Sie doch bitte auf wegzulaufen!", rief der Blonde nachdrücklicher als beabsichtigt und hielt seinen Taichō am Handgelenk fest. Zwar blieb der Silberhaarige nun stehen, doch er verzog unwillig den Mund und der stechende Blick legte sich auf Kira.

„Ich lauf' nicht weg, Izuru", knurrte Gin verärgert und der Fuku ließ seinen Arm in Sekundenschnelle los. „Die Mission hat Vorrang vor so'ner Lappalie!"

„G-Gomen nasai", murmelte der Blonde unterwürfig. Zwar ließ sein Vorgesetzter sich von ihm mehr gefallen, als von jedem Anderen, aber wie konnte er nur so bescheuert sein und ihn anfassen?!?! Sein Blick richtete sich schuldbewusst auf die Füße seines Gigai, denn der scharfe Tonfall Ichimarus schrie gerade zu nach einer Strafe. Er hasste es einfach angefasst zu werden. ,,Ich... ich mache mir nur Sorgen..."

Schnurstracks marschierte Gin weiter. Am Liebsten hätte er dem Blonden eine verpasst. „Gibt nix, worum man sich Sorgen machen müsst'", wies er ihn entschieden zurück.

Kira hastete rasch und deutlich erleichtert hinterher. Erneut übernahm Sorge die Kontrolle über ihn, als er den Mund aufmachte. „Aber Sie haben Schmerzen!" Ein unzufriedener, allerdings deutlich weniger wütender Blick traf ihn.

„Woher willst'n das wieder wissen?", grummelte der Taichō wenig begeistert. Genau sah er die Sorge in Izurus himmelblauen Augen, welche ihn davon abhielt, wirklich wütend zu werden.

„Ihr Soul Candy hat's gesagt, als Sie den letzten Hollow vernichtet haben", antwortete Kira vorwurfsvoll. „Er hat fast geheult vor Schmerzen!" Sein Vorgesetzter sah nur wieder nach vorne und marschierte unbeirrt weiter. Wie um seinen Fuku absichtlich zur Verzweiflung zu treiben, zog er aus seiner Hosentasche ein Bonbon hervor und warf es sich lässig in den Mund.

„Was für'n Weichei", grinste Gin abfällig und lutschte genüsslich an der Süßigkeit. Plötzlich flackerte Izurus' Reiatsu knapp hinter ihm wütend auf.

„Ichimaru-Taichō!!" Genervt, doch auch ein wenig schuldbewusst blieb Gin stehen. Izuru schrie ihn niemals an, Izuru war niemals wütend und Izuru verlor niemals die Kontrolle über sein Reiatsu!

„Sie wissen genau, dass diese Seelen für Kämpfe mit Hollows ausgebildet wurden! Sie halten eine Menge Schmerzen aus!" Kira kochte, unterdrückte sein Reiatsu jedoch sofort wieder und versuchte sich zu beruhigen. Angestrengt atmete er ein und aus. Wie viel Geduld würde sein Taichō noch von ihm verlangen? „Bitte, Taichō! Seit einer Woche laufen Sie ununterbrochen mit Bonbons oder Zuckerstangen im Mund rum. Ich bitte Sie nun das letzte Mal darum."

„Was sonst?", grinste Ichimaru herausfordernd über seine Schulter und ließ das Bonbon hörbar gegen seine Zähne klacken. Der vernichtende, aber auch traurige Blick seines blonden Fukutaichō irritierte ihn jedoch.

„Sonst melde ich Sie der Forschungsabteilung wegen vorsätzlicher Sachbeschädigung ihres Gigai", antwortete Kira kühl. Woher er den Mut aufbrachte, so zu seinem nicht gerade für seine Umgänglichkeit bekannten Vorgesetzten zu reden, wusste er nicht. Doch seit sie auf dieser Mission waren, verhielt Ichimaru sich nicht ganz so kalt, wie in der Soul Society. Der Aufenthalt im Diesseits schien ihm viel Spaß zu bereiten. Zu viel, wenn es nach dem Fuku ging.

,Na und?', wollte Gin antworten, jedoch schnitt Izuru ihm das Wort ab, noch bevor er es heraus bringen konnte.

„Sie können sich denken, dass Kurotsuchi-Taichō den Gigai eines anderen Taichō selbstverständlich persönlich reparieren wird, nicht wahr?", unterbrach der Blonde berechnend und warf seinem Taichō nun einen überlegenen Blick zu. Der nahm den Gedanken offensichtlich richtig auf und verzog unwillig das Gesicht.

,Kurotsuchi...? Nix da! Der kriegt meinen Gigai nich'! Nachher bekomm' ich ihn mit sechs Armen und fünf Augen zurück', überlegte Gin entsetzt und wand sich missmutig seinem Fuku zu, welchem nun doch der Respekt vor seinem Taichō einzufallen schien.

Unsicher zuckte Kira zurück, denn der Silberhaarige sah alles andere als begeistert aus und immerhin hatte er ihm gerade irgendwie gedroht... Unglaublicherweise spuckte Ichimaru das Bonbon auf die Straße und verschränkte die Arme.

„Waaas is' das?", grinste Gin gruselig, aber auch belustigt. „Izuru hat genug Arsch in'ner Hose, um mir zu drohen und Befehle zu erteilen?"

Einen ganzen Schritt zuckte der blonde Fuku zurück. So offen hatte Ichimaru sich noch nie gegen ihn gestellt. Unterwürfig senkte er den Blick und versuchte seine zitternden Hände zu verstecken. „I-Ich mein's nur gut, Taichō...", flüsterte Kira mit einem äußerst schlechten Gewissen und verneigte leicht den Kopf. „Verzeihen Sie mir bitte meine aufdringliche Sorge."

„Was für'n Glück für dich, dass ich keinen And'ren find', der so dumm is' meine ganze Arbeit für mich zu machen", zischte Ichimaru säuerlich in das Ohr des Blonden.

Kira zuckte zusammen und kniff die Augen fest zu, als er seinen zornigen Vorgesetzten plötzlich so nah fühlte. Ihm lief eine Gänsehaut den Hals hinab und breitete sich unter seinem cremefarbenen Hemd weiter aus. „K-Kommen Sie bitte mit mir zum Zahnarzt, Ichimaru-Taichō?", flüsterte er unverändert leise.

„Geh!", knurrte Gin widerstrebend. „Vor!" Widerwillig folgte er, als Izuru sich sichtlich zusammenriss und voraus ging. Sein Blick blieb fest auf den Nacken, welcher unter den längeren blonden Strähnen hervor stach, gerichtet. Der Taichō fühlte neben den Schmerzen ein undefinierbares Gefühl in der Magengegend. Hoffentlich lag das nicht auch an den Süßigkeiten, sonst würde Izuru ihn demnächst noch zu anderen Ärzten schleifen... Warum machte der Blonde sich eigentlich solche Sorgen um ihn? Doch nicht aus Pflichtgefühl und auch ganz sicher nicht, um ihn zu ärgern, wie Gin sich gern eingeredet hätte.

Leise seufzte Kira. Der stechende Blick im Rücken war beinahe unerträglich, doch immerhin schien Ichimaru nun bereit etwas gegen seine Schmerzen zu unternehmen. Der Fuku konnte ihm nicht einmal seine ruppige Art verdenken. Schließlich, jedenfalls nach der Beschreibung der Candy Soul, musste sein Taichō ungeheure Schmerzen durchleiden!
 

Keine zehn Minuten später stand er mit dem Silberhaarigen, welcher sich skeptisch umsah, an der Empfangstheke einer Zahnarztpraxis.

„Ihren Namen, bitte", bat die Zahnarzthelferin höflich und sah Kira an. Der sah zu seinem Taichō, denn dieser sollte ja behandelt werden. Der Patient jedoch blickte in alle anderen Richtungen, nur nicht in die Gesichter der Sprechstundenhilfe oder seines Fuku. Fast unmerklich seufzend, lächelte der Blonde die Frau an. „Ichimaru Gin", gab er die gewünschte Information.

„Eh, Izuru!", mischte sich der Silberhaarige tadelnd ein, als er seinen Namen hörte. „Das is' schon mein Name!" Liebenswürdig grinste er über den Empfangstresen. „Ichimaru Ginyanote~."

„Sumimasen, Ichimaru-san", lächelte Izuru verlegen, um möglichst nicht aufzufallen und folgte dem Vorgesetzten, als dieser von der jungen Gehilfin ins Wartezimmer gebeten wurde. Statt sich hinzusetzen lief der Silberhaarige jedoch unruhig auf und ab. Irgendwann entdeckte er bei den Kinderspielzeugen einen Flummi und warf ihn so kräftig gegen die Wand, dass Kira sich schnell ducken musste, als das kleine Geschoss durch den Raum zischte. Auf seinen tadelnden Blick hin, besah der Taichō sich zweifelnd verschiedene Bilder auf denen Zähne abgebildet waren.

„Da", meinte der Fuku überzeugt. „So sehen Ihre aus." Sein Finger war auf einen braun-schwarzen Klumpen gerichtet. Ganz offensichtlich wollte Ichimaru protestieren, doch in diesem Moment trat eine weitere Zahnarzthelferin ein.

„Ichimaru-san?"

„Hm?", brummte Angesprochener widerwillig, folgte jedoch, als die braunhaarige, junge Fau ihn bat, mitzukommen.

„Kann ich auch mit?", fragte Kira sofort, doch es wurde verneinend mit dem Kopf geschüttelt. Seufzend ließ sich der Blonde auf den Stuhl zurück sinken. Hoffentlich stellte sein Taichō keinen Blödsinn an... Aber was konnte schon groß passieren? Er war schließlich keine zwei Räume entfernt und würde sein Reiatsu genau überwachen! Momentan kreiste es unruhig umher und flackerte ab und an. Kira legte sich die Hand an die Lippen. ,Ohjee!' Daran hatte er ja gar nicht gedacht! ,Er muss sich anfassen lassen...' Doch da das Reiatsu nur flackerte, ließ Ichimaru es anscheinend über sich ergehen. ,Dass er das tut... Obwohl er nicht auf mich hören müsste... Sonst tut er es ja auch nicht.'

Plötzlich flammte das Reiatsu des Taichō auf und im selben Moment war ein schmerzhaftes Aufjaulen zu vernehmen, welches eindeutig von dem Silberhaarigen stammte. Es folgte ein nicht minder lautes, jedoch auch überraschtes ,,Au", doch der Blonde war schon auf den Beinen und hastete zu dem Raum, in dem er das Reiatsu fühlen konnte. Die jungen Frauen, die ihn aufhalten wollten, beachtete er gar nicht. Seine Sorge galt allein dem Taichō und dem, der ihm wehgetan hatte.

„Ach, sowas Dummes... Wie ist denn das passiert?"

Mit einem stark blutenden Schnitt am Unterarm ging der Zahnarzt zum Waschbecken, während Kira neben dem Stuhl stehen blieb, auf dem der Silberhaarige saß und sich schwach grinsend die Wange hielt. „Ist alles in Ordnung?", fragte der Blonde in den Raum, mehr zu dem Arzt als zu seinem Vorgesetzten.

„Nee", kam es beinah unhörbar leise von Gin.

„Hai, sind Sie sein Freund?", lächelte der Arzt verlegen, während er sich den Schnitt von einer seiner Gehilfinnen verbinden ließ und Kira nickte. „Das ist mir sehr unangenehm. Ich weiß nicht, wie das passiert ist. Ich muss mich irgendwo geschnitten haben." Er wand sich an seinen Patienten. „Bitte haben Sie eine Weile Geduld, bis die Betäubung wirkt."

Der Gesichtsausdruck mit dem sein Taichō den Arzt bedachte, hätte unter anderen Umständen Lebensgefahr bedeutet. Kiras Blick fiel auf das kleine Tablett mit den Instrumenten des Zahnarzt und besonders blieb sein Blick an einem der Skalpelle hängen, an dem ein winziger Bluttropfen hing. Seine Augen richteten sich auf den Taichō, welcher ihn genau beobachtete, jedoch weder dem Arzt antwortete, noch die Hand von der Wange nahm. Der Blonde folgte dem Arzt vor die Tür und sprach ihn an. „Sumimasen? Könnten Sie wohl eine Ausnahme machen und mich bei der Behandlung dabei sein lassen?"

Der Arzt machte ein nachdenkliches Gesicht. „Nunja..., solche Ausnahmen machen wir nur bei kleinen Kindern, die Angst haben..."

„Aber er hat Angst!", beharrte der Fuku energisch. ,Wie ein Kind benimmt er sich auch oft genug.'

„Sind Sie sicher?", zweifelte der Mann. „Er grinst die ganze Zeit, was mir unerklärlich ist."

„Er grinst immer", entgegnete Kira, wurde jedoch hellhörig. „Weshalb unerklärlich?"

„Ich will Sie nicht mit Fachausdrücken verwirren. Aber so wie seine Zähne aussehen, haben sie seit Wochen keine Zahnbürste und nur Zucker gesehen. Dem entsprechend schmerzhaft ist das Ganze."

Seufzend warf Kira der Tür einen besorgten Blick zu. Er hatte also recht gehabt! „Bitte, machen Sie eine Ausnahme. Ich bin selbst Arzt und weiß, wie ungern Sie das tun, aber er hat die Behandlung wirklich nötig und wird sich womöglich weigern." ,Oder Ihnen gleich den ganzen Arm mit Ihrem eigenen Skalpell abhacken, wenn ich es nicht verhindere.' Aufgebend nickte der Zahnarzt und verschwand in einem anderen Zimmer, während Kira wieder den Raum betrat. Sofort beäugte ihn Ichimaru misstrauisch. Der stechende Blick verfolgte, wie er das Skalpell nahm und es sauber wischte. Anschließend setzte er sich auf einen der beiden Stühle am Fenster.

„Tun Sie das nicht wieder, Taichō", warnte der Blonde. Der Blick, welcher ihn aus den minimal geöffneten stahlblauen Augen traf, hätte töten können und jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Dennoch hielt er ihm mit einiger Mühe stand. Tatsächlich sah der Silberhaarige nach wenigen Sekunden weg und ignorierte ihn. Die Tür ging auf und eine Helferin kam herein, allerdings beachtete sie sie nicht und holte nur etwas aus einer der Schubladen. Doch Kira hatte das kaum merkliche Zusammenzucken gesehen.

„Taichō", sagte er sanft, beinah liebevoll. Nur aus dem Augenwinkel warf ihm Ichimaru einen stummen Blick zu. „Das war eine Betäubungsspritze. Das bedeutet, dass die Schmerzen nicht mehr schlimmer werden." Ein wirklich minimales Nicken, das er sich auch hätte einbilden können, schien die Antwort zu sein, bevor die Tür erneut aufging und die Aufmerksamkeit des Patienten sich deutlich auf jemand Anderen richtete. Irgendwie erwartete der Sanbantai-Fukutaichō, dass Ichimaru sich schließlich doch verweigern würde. Doch obwohl er dem Zahnarzt mit keinem Wort auf seine Erklärungen und Fragen antwortete, machte er brav den Mund auf, als es ihm gesagt wurde. Kaum setzte der Bohrer an, flackerte das Reiatsu wieder unruhig und Kira konnte sehen, wie der Silberhaarige seine Hände in die Armlehnen krallte, sodass seine Knöchel weiß hervortraten. Der Blonde hielt das eine Weile aus, dann jedoch gewann sein Mitleid erneut gegen seinen Respekt. Er rückte näher und legte behutsam seine Hand auf die verkrampfte. Einen Moment geschah nichts - der Taichō ordnete wohl zu, dass es seine Hand war - dann entspannte er sich etwas. Es war von Kira zwar so gewollt gewesen, aber ein wenig wunderte er sich schon, dass es wirklich eintraf und der Taichō sich durch ihn beruhigt fühlte.

Kaum war der Bohrer heraus und der Mund seines silberhaarigen Vorgesetzten mit Watteröllchen ausgefüllt, nutzte der die erste Gelegenheit, um an dem Arzt vorbei aus dem Behandlungszimmer zu flüchten. „Eh? Tai... Ichimaru-san!", rief der Blonde überrascht und eilte hinterher. Im Gehen bedankte er sich rasch und legte am Empfang eine Karte auf den Tisch, mit der Stelle, an der alle ihre Rechnungen bezahlt wurden. Ein beinahe direkter Kontakt zur Zentrale der Shinigami.

Auf der Straße holte Izuru auf und bat ihn, langsamer zu gehen. Aber Gin wollte nicht. Der Blonde griff wieder nach seiner Hand und er schlug ihm kräftig auf die Finger, bevor sie ihn berührten, sodass Izuru mit einem Schmerzlaut zurückzuckte. Kochend steuerte Gin den nächstbesten Mülleimer an und spuckte die gesamte Watte aus. Was für eine Demütigung das Ganze gewesen war! Unglaublich! Wieso hatte er überhaupt auf seinen bescheuerten Fuku gehört?

„Taichō...", murmelte Kira niedergeschlagen.

Unter allergrößter Beherrschung funkelte Gin den Blonden aus kalten Augen an. Der Jüngere erwiderte seinen Blick mit einer Mischung aus Schuld, Trauer und Reue.

„Ich hasse dich", knurrte er so deutlich wie möglich, wand sich ab und marschierte erneut die Straße entlang. Diesmal mit einem festen Ziel: Das große Bett in ihrer Wohnung.

Wie vor den Kopf geschlagen stand der Fukutaichō neben dem Mülleimer und starrte seinem Vorgesetzten hinterher, bis die schlanke Gestalt um eine Ecke verschwand. Ichimaru hatte ihm schon viele Beleidigungen an den Kopf geworfen, aber das... So offen feindselig, so nachdrücklich angewidert und so... endgültig? Es tat weh! Jede Beschimpfung hatte er hingenommen, ohne wirklich etwas dabei zu fühlen. Aber jetzt tat es wirklich schmerzlich weh! Bestürzt legte er sich die Hand über sein Gesicht und atmete einige Male tief durch. „Er... hasst mich also." Einatmen, ausatmen. „In Ordnung." Einatmen, ausatmen. „Dann hasst er mich eben." Ohne sich um das leichte Brennen seiner Augenwinkel zu kümmern, nahm er denselben Weg wie der Taichō.
 

Als er ihre Wohnung betrat, lag Ichimaru auf dem Bett in seinem Zimmer. Kira konnte nur seine Rückseite sehen, denn er lag dem Fenster statt der Tür zugewandt. Die dicke, geschwollene Wange lag obenauf. Er seufzte leise und setzte sich auf sein Bett, das gleich im Zimmer nebenan stand. Auch hier fiel sanftes Mondlicht durch das Fenster. Sollte er sich entschuldigen? Oder nur versuchen ihm zu helfen? Aber ganz sicher wollte er keine Hilfe mehr von ihm. Hätte sie sowieso niemals gewollt, wenn er sich nicht aufgedrängt hätte!

Natürlich war Gin die Anwesenheit seines Fukutaichō keineswegs entgangen, jedoch zog er es vor, nicht darauf zu reagieren. Er war müde, furchtbar müde. Und furchtbar sauer und... furchtbar verwirrt. Seine verfluchte Wange pochte und fühlte sich heißer als ein ganzer Waldbrand an. Er hörte Izuru sein Zimmer betreten und, dass er etwas auf seinem Nachttisch abstellte. Dann wagte der Blonde es tatsächlich sich auf sein Bett zu setzen!

„Nicht erschrecken, Taichō", flüsterte der Fuku sanft.

,Warum töte ich ihn nich' einfach, wie ich's mit jedem And'ren machen würd'? Er regt mich auf...' Dann legte Izuru etwas Kaltes, Nasses auf seine Wange. Gin musste sich anstrengen, nicht zu zucken, doch er schaffte es, regungslos zu verharren. Wieder fiel ihm ein, wie entsetzlich bloßgestellt sein Fuku ihn heute erlebt hatte und wie sehr ihn das ärgerte, beschämte und demütigte. Gleichzeitig war er von seinem eigenen Verhalten verwirrt. Warum hatte ihn Izurus Anwesenheit so erleichtert, als der verrückte Typ in seinem Mund rumgebohrt hatte? Warum sorgte sich der Blonde überhaupt so sehr um ihn? Und warum zum Teufel ließ er sich nicht abschütteln?

„Er lässt mich nich' allein...", murmelte Gin nachdenklich, schloss jedoch schnell wieder Augen und Mund, denn während seiner Gedanken waren gut zehn Minuten vergangen und Izuru betrat gerade wieder sein Zimmer. Das nasse Tuch wurde vorsichtig weggenommen und er hörte es leise plätschern.

Erneut legte Kira das feuchte Tuch vorsichtig auf die geschwollene Wange und beugte sich dabei über den bewegungslos daliegenden Taichō. Genau zwei Sekunden hatte er, sich zu wundern, dass Ichimaru sich seine Fürsorge tatsächlich gefallen ließ. Dann fühlte er den plötzlichen Reiatsudruck des Taichō schwer auf seinen Schultern lasten und musste sich neben dem Silberhaarigen, der immer noch keinen Muskel rührte, abstützen.

„T-Taichō...", krächzte Kira angestrengt. Doch auch seine andere Hand musste er neben dem Vorgesetzten auf dem Laken aufsetzen, denn der Druck verstärkte sich beständig. Der Blonde wehrte sich mit aller Macht dagegen! Wenn er einknickte, käme er direkt auf dem Oberkörper des berührungsallergischen Silberhaarigen zum Liegen, der ihn nach eigener Aussage hasste. Seltsamerweise schien der Taichō das nicht zu bemerken.

„Taichō... Wenn Sie... Ich kann nicht mehr...", warnte der Fuku seinen Vorgesetzten vor seinem bevorstehenden Zusammenbruch. Ichimaru drehte sich jetzt jedoch schwach grinsend auf den Rücken. Eiskaltes Türkis traf himmelblaues Azur. Augenblicklich nahm der Druck auf seinen Schultern zu und er brach zusammen. Eigentlich war es noch schlimmer als ein Zusammenbruch: Der spirituelle Druck presste ihn regelrecht auf Ichimarus schlanken Körper. Es war zu viel! Er konnte nur noch keuchen und ächzen... Wollte der Taichō ihn nun endgültig fertigmachen? Völlig perplex, soweit er das in seiner Situation sein konnte, fühlte Kira, wie sich die dünnen Arme über seinen Rücken legten. Das Reiatsu wurde langsam weniger, bis es schließlich ganz verschwand. Doch auch ohne diesen Druck lag er nun schwer keuchend in den Armen Ichimarus auf dessen Körper!

„Tai... Tai...", japste der Fuku atemlos und wollte sich hochstemmen. Jedoch hielten ihn die starken Arme unten, weshalb er sich ergab und auf den Herzschlag des Vorgesetzten horchte. Langsam beruhigte seine Atmung sich und schließlich war es still im Raum. ,Er ist so warm...', dachte der Blonde müde und schloss seine Augen. Der Tag war so anstrengend gewesen und das gewaltige Reiatsu hatte ihn seine letzten Kraftreserven gekostet. Aber Ichimaru würde ihn sicher erstmal nicht hier weglassen, oder? ,Eigentlich... fühlt sich das unheimlich gut an..."

„Warum werd' ich dich nich' los?"

Überrascht blinzelte der blonde Fuku. Der Silberhaarige nuschelte zwar etwas, was sicher noch an der Betäubung lag, dennoch klang er deutlich verwirrt. Lächelnd schloss der Blonde die Augen. „Weil Ihre Beleidigungen Sie nicht weniger faszinierend und bewundernswert machen", flüsterte Kira leicht beschämt.

Gin verzog leicht das Gesicht, als ihm das Tuch von der Wange glitt und auf das Laken fiel. „Versteh' ich nich'." Er hatte sich doch von Anfang an solche Mühe gegeben, nicht nett zu Izuru zu sein. Bei jeder Gelegenheit ließ er einen fiesen Spruch auf ihn los und trotzdem (!) ließ ihn der Blonde nicht allein...

,Zeit, ehrlich zu sein, hm?' Tief atmete Kira den Geruch seines Vorgesetzten ein, bevor er leicht rote Wangen bekam und versuchte, es besser zu erklären.

„Ich... Ich bin stolz auf meinen Rang. Nicht, weil ich Fukutaichō bin, sondern weil ich in Ihrer Nähe sein darf, Taichō." Vorsichtig hob er den Kopf und wurde vom Anblick der türkisfarbenen Augen, welche im Mondlicht von einem seltsamen Schein geziert wurden, gefesselt. „Ich mache mir Sorgen... weil... weil... ich Sie... gern habe..." Wie hypnotisiert senkte er seine Lippen auf die Ichimarus, fühlte den warmen Druck, als sie leicht nachgaben. Dann jedoch realisierte sein Verstand, was er da gerade Ungeheuerliches tat und auch, dass seine Hand auf der Schulter des Taichō lag, welcher seine Augen gefährlich weit aufriss. Sofort zuckte Kira zurück, zurück aus der Umarmung, welche sich wohl vor Entsetzen gelöst hatte. Seine eigene Hand lag erschrocken auf seinem Mund, während er Ichimaru neben dem Bett stehend entgeistert anstarrte. Auch der Taichō schien fassungslos, denn der erwartete Ausbruch stand hinter dem perplexen Anstarren zurück.

„G-Gomen nasai!", rief Kira schnell, wand sich um und flüchtete aus dem Raum. Bevor er jedoch ganz durch die Tür war, legte sich die Hände bleischwer auf seine Schultern und hielten ihn zurück. Aus Angst vor der Strafe wimmerte er leise.

„Ich mag dich auch~", raunte der Taichō in das Ohr seines Untergebenen und legte einen Arm um den Oberkörper, den anderen um die Hüfte des zierlichen Shinigami. „Aber ich mag's nich', allein gelass'n zu werd'n." Dominierend drehte er Izuru an den Hüften zu sich um und erwiderte den sichtlich verwirrten Blick selbstbewusst. Der Kuss seines blonden Fuku hatte ihm alles gesagt, was er wissen musste. Izuru wollte ihn auf diese Weise und ihm selbst hatte es sehr gefallen. Jetzt verstand er, warum Izuru sich so verhielt und warum er selbst sich vorhin wegen ihm entspannt hatte. Sein Mund kam dem Izurus so nahe, dass die Augen des Blonden aufgeregt zu flackern begannen.

„Lass niemals zu,", raunte Gin schwach grinsend, „dass ich dich loswerd'." Durch seine Wange zuckte ein kurzer Stich, als er den Blonden am Hinterkopf verlangend gegen seine Lippen drückte. Doch das ignorierte er und presste seinen Fuku auch an der Hüfte an sich. Hektisch stupste er seine Unterlippe an, um ihn dazu zu bringen, seinen Mund zu öffnen. Während dessen drängte er ihn, der rückwärts gehen musste, auf sein Bett zu und begrub ihn unter sich, als Izuru nach hinten fiel.

Vor Schreck über seinen Fall, öffnete sein Mund sich wirklich, denn vorher hatte er noch angestrengt überlegt, ob er das wirklich mit seinem Taichō tun sollte. Jetzt jedoch gab es kein Zurück mehr! Ichimarus Zunge war in seinem Mund, erkundete dort alles und stupste seine Zunge auffordernd an. Erst jetzt fühlte der Blonde die Hände auf seinen Schultern, welche ihn in die Matratze drückten. ,Ich habe etwas begonnen, aber jetzt bin ich nicht mehr in der Position es aufzuhalten', realisierte Kira und musste genussvoll stöhnen, als sich ihre Zungen mehr als nur ein Wenig berührten. Ichimaru grinste, jedoch bemerkte der Blonde den zuckenden Augenwinkel und versuchte sich dem Kuss zu entziehen.

Gin fühlte den schwachen Druck gegen seine Brust und sah in Izurus Augen die Weigerung. Wenig begeistert löste er den Kuss und funkelte ihn an. Das hatte er doch gewollt oder nicht? „Was is'n?" Lächelnd legte der Fuku die sanfte Hand auf seine geschwollene Wange und wurde ein bisschen rot.

„Sie küssen toll, Taichō. Aber ich laufe Ihnen nicht weg und ich möchte nicht, dass Sie Schmerzen haben, wenn Sie mich küssen."

Unzufrieden ließ Gin sich zur Seite fallen und der Blonde richtete sich auf. Erneut befeuchtete der Fuku das Tuch und legte es auf seine pochende Wange. Danach saß Izuru etwas fehl am Platz auf der Bettkante und wusste offensichtlich nicht, was er tun sollte.

„Komm her", verlange der Silberhaarige und zog den Kopf des verunsicherten Untergebenen auf seine Schulter. Er fühlte die Erleichterung des Jüngeren und bemerkte leicht erstaunt, dass er selbst es unheimlich genoss, wie Izuru sich an ihn schmiegte.

„Sie werden mich nicht los. Ich verspreche es", flüsterte Kira überzeugt.

Gin lächelte zum allerersten Mal liebevoll und legte seinen Arm um den Blonden. „Wir hätt'n den Gigai in den Müll werf'n können." Izuru ließ sich nicht necken, allerdings fühlte der Silberhaarige das Küsschen, das auf seine dicke Wange gehaucht wurde genau. Es fing ihm an zu kribbeln. Plötzlich kribbelte sein ganzer Mund und sein ganzer Bauch. Jedoch wusste er damit nichts anzufangen. Nur, dass es sich gut anfühlte wusste er genau!

„Dann lägen wir hier jetzt aber sicher nicht", gab Kira äußerst zufrieden zu bedenken und kuschelte sich wieder an die Brust seines nach Lavendel duftenden und schmeckenden Taichō.

„Wolltest'e nich' was anderes sag'n?", fragte Gin kichernd, so gut es ohne Schmerzen ging. Er kannte seinen Fuku doch genau!

„Hai", lächelte der Blonde. „Sie sind wirklich unverbesserlich, Taichō!" Doch anstatt ihn tadelnd anzusehen, schloss er lächelnd seine Augen. „Ich habe Sie trotzdem unheimlich gern."



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  CrazyChrissi
2011-12-13T20:09:25+00:00 13.12.2011 21:09
SÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜßßßß

:3
Ich mag die beiden zusammen tottal und dein Schreibstiol ist verstehbar und schön geschriben ;D
Schade das das schiksal nur ein Kapitel von den beiden wollte, aber ist trotzdem cool :DD

LG
Von:  BlackRose_
2011-07-10T21:37:46+00:00 10.07.2011 23:37
Ich bin zufällig drauf gestoßen und wollte eigentlich nur nen blick drauf werfen aber bevor ich es überhaupt realisiert hab war ich schon durch xD und das einzige was ich dazu sagen kann ist: MEHR ich liebe deinen schreibstil und die Story werde ich auf jedenfall zu meinen favorieten packen.
Von:  Yumi_Kira_Ichimaru
2011-06-25T20:39:34+00:00 25.06.2011 22:39
Ich finde die FF so sweet ^^
Bin einfach noch zu neu in diesem gebiet um Fehler zu erkennen XD
freu mich wenn du wieder etwas schreibst

lg Kumi
Von: abgemeldet
2011-06-23T13:13:52+00:00 23.06.2011 15:13
Einer meiner Lieblingsone-shoots von dir XD
ich find Gin bei deinen Fuchs One-shoots einfach nur lustig.
Wie immer schön geschrieben


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