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Die Chroniken der Uchiha

Der verfluchte Clan
von

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Otouto - Brüder

Zwei Brüder. Zwei Rivalen, zwei Freunde, zwei Kämpfer. Zwei Seiten einer Münze, zwei Seelenverwandte, zwei Shinobi. Der eine kann nicht sein ohne den anderen. Geht einer von ihnen zugrunde, so leidet auch der andere. Das einzige, was ihn vor dem Tode bewahren kann, ist der Schatten seines Bruders, den er im Herzen trägt. Ein letzter Auftrag, den es zu erfüllen gilt. Erbittert wird er um diese Chance kämpfen seinen Bruder zu retten – oder seinen letzten Wunsch zu erfüllen.
 

XxX
 

Ende Sommer 19
 

„Da ist etwas in uns. Etwas Dunkles. Wir können ihm nicht entkommen.“

Madara starrte mit leerem Blick auf das Shogi-Brett, auf dem er die Positionen seiner Truppen im Gegensatz zum Feind aufgebaut hatte. Ihre Erzfeinde hatten sich von ihrem letzten Rückschlag erholt. Sie waren wieder da und kämpften so gut wie immer.

Izuna trat näher an ihn heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Die Senju wissen es.“

„Was meinst du damit?“ Er sah nicht auf, doch Izuna kommentierte es nicht.

„Du bist nicht der Einzige der herumgeht und in den Augenhöhlen der Toten herumstochert“, meinte er sarkastisch.

Nun fuhr der Clanführer doch herum. „Wer!?“, fauchte er wütend. Wer wagte es die Ruhe seiner Clansleute zu stören? Dies war Uchiha-Angelegenheit!

„Sein Name ist Senju Tobirama.“

„Hashiramas Bruder.“

„Genau. Ich glaube er ist nah dran über die drei Bedingungen herauszufinden.“

„Angst, Wut und Hass“, sagte Madara wie von selbst und wandte sich wieder dem Shogibrett zu. „Das ist schlecht.“

Die erste Stufe des Sharingan erweckten junge Uchiha, wenn sie zum ersten Mal in eine lebensbedrohliche Situation gerieten, wenn Todesangst sie erfüllte. Die zweite erreichten sie durch Wut und Frustration, geboren daraus nicht stark genug zu sein. Dass voll entwickelte Sharingan mit allen drei Tomoe erlangten sie, wenn sie lernten zu hassen. So sehr zu hassen, dass sie töten wollten.

„Eine Fehde ist eine Sache. Verbitterung, Angst und Hass weil wir ihre Leute töten, das kommt eben vor. Aber die Senju...“

„Die Senju halten sich für die 'Guten'“, meinte Madara, „ich weiß. Wenn sich dieses Wissen unter ihnen verbreitet, werden sie mit geradezu fanatischem Eifer auf uns losgehen. Andere Clans zu rekrutieren wird dann eine Leichtigkeit für sie, denn sie bekämpfen ja die 'Bösen', die 'Dämonen'. Kami, wie ich diesen Willen des Feuers hasse...“ Er schüttelte den Kopf. „Das können wir nicht zulassen.“

Izuna nickte. „Deswegen bin ich hier. Ich will den Auftrag für mich.“

Ruckartig hob Madara den Kopf. „Was?“

„Ich will den Auftrag haben. Tobirama gehört mir.“

„Izuna...“ Madara holte tief Luft und sagte so vorsichtig wie möglich: „Ich weiß, dass du schon öfters gegen ihn gekämpft... ihn sogar besiegt hast. Aber... Er ist kein Gegner mehr für dich.“

„Ich weiß“, erwiderte Izuna kühl. „Halt mich nicht für dumm. Du hast mich absichtlich geschont und ich bin diese ganze freie Zeit einfach leid. Also habe ich ein kleines Projekt angefangen.“ Er schob seine Hand in seine Hosentasche und holte eine kleine Phiole hervor.

„Was ist das?“, fragte Madara misstrauisch.

„Das ist das Gift von den Akasuna, mit dem du damals Hashirama überwältigt hast. Verbessert, verfeinert, und tausendmal schwieriger zu behandeln. Ich habe es getestet, ein Gegenmittel herauszufinden und herzustellen hat mich fast zwei Monate gekostet. Wenn ich meine Waffen hiermit behandle genügt ein einziger Treffer. Hashirama mag den Trick schon kennen, aber sein Bruder nicht. Außerdem ist es bereits eine Weile her, dass du ihn benutzt hast, es sollte also Überraschung genug sein.“

Madara nahm die Phiole entgegen und drehte sie interessiert in der Hand. „Warum hast du dir so viel Mühe gemacht? Auf dem Schlachtfeld kann man doch ohnehin nicht schnell genug ein Gegengift zubereiten.“

Izunas Blick verdüsterte sich. „Weil ich ihn leiden sehen will“, flüsterte er. „Er soll langsam dahinsiechen. Mit diesem Gift im Blut wird er sich mindestens vier Wochen lang unter Schmerzen krümmen.“

Madara hielt die Phiole mit der unschuldigen farblosen Flüssigkeit gegen das Licht. Er spürte wie für einen kurzen Moment ein schmerzhafter Stich durch sein Herz fuhr. Hashirama würde ihn dafür hassen...

Er schüttelte innerlich den Kopf. So ein Unsinn! Es hatte ihn nicht zu kümmern, ob sein Feind ihn hasste oder nicht. Im Gegenteil, vielleicht würde das Hashirama endlich zerstören, wenn er seinen Bruder verlor. Er konnte Fehler machen, überstürzt und emotional handeln. Madara brauchte einen solchen Fehler. Die Senju hatten ihnen vor knapp zwei Wochen schon wieder den Krieg erklärt. So kurz nachdem Madara sie mit dem Nibi konfrontiert hatte musste das bedeuten, dass sie eine Möglichkeit gefunden hatten gegen den Biju anzukommen. Sie erneut zu rufen war demnach zu riskant. Ganz abgesehen davon, dass es tonnenweise Chakra verbrauchte. Madara brauchte eine neue Idee, wie er seinen Feind verletzten konnte. Dies mochte seine Chance sein. Aber...

„Ich will nicht, dass du alleine gehst“, verkündete er.

Izuna öffnete den Mund um zu widersprechen, aber Madara ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. „Keine Widerrede! Das wird kein heimliches Attentat, es wäre zu riskant. Wenn es sein muss dann konfrontiere ihn auf dem Schlachtfeld, wo ich dich im Blick habe.“

Izunas Mund verzog sich zu einem dünnen, wütenden Strich. Dennoch nickte er knapp und ließ sich von Madara die Phiole zurückgeben.

Izuna hatte noch in keiner Schlacht gekämpft seit der Krieg wieder am laufen war. Madara hatte es verhindert, denn anders als bei den Gemetzeln mit den kleineren Clans musste er sich hier voll und ganz auf seinen Erzrivalen konzentrieren und konnte nicht mit Izuna zusammen kämpfen. Aber er sah auch wie sein Bruder darunter litt. Wie sehr es ihn wurmte im Lager bleiben zu müssen, zu nichts nutze zu sein... Izuna wollte beweisen, dass er immer noch ein großer Krieger war. Das konnte Madara ihm nicht nehmen. Nicht das auch noch.
 

Zwei Tage später kam Nachricht von der Front, wo die Späher der beiden Clans umeinander herumschlichen. Es war zu vereinzelten Kämpfen gekommen und Verstärkung wurde angefordert. Rasch trommelte Madara seine Truppen zusammen, musste aber zornig feststellen, dass sich nur etwa ein Dreiviertel der Ninja einfand die er herbeirief. Eine rasche Untersuchung ergab, dass einige vorgaben ihre Verletzungen seien schlimmer als sie es tatsächlich waren, andere waren unauffindbar.

„Schämen solltet ihr euch!“, rief er den Meuterern erbost zu. „Das sind eure Kameraden und Familienangehörigen, die da draußen um ihr Leben kämpfen! Rafft euch gefälligst auf und folgt mir!“

Grummelnd und fluchend trieb er die Shinobi schließlich zusammen. Izuna war schon bald an seiner Seite und schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln, doch das munterte ihn kaum auf. Es wurde immer schwerer die Uchiha anständig zu motivieren. Viele waren des Kämpfens müde. Normalerweise erfolgten die Kriege im Frühling bis Spätsommer. In Schnee und Eis gab es zu viele Verluste. Doch der Krieg ging nun schon seit fast zwei Jahren ununterbrochen weiter und ein Ende war nicht in Sicht.

Doch Madara war entschlossener denn je und oft genug übertrug sich seine Verbissenheit auf seine Leute.

So schnell sie konnten machten sich die Uchiha auf den Weg. Vorort konnten sie die Kämpfe rasch unter Kontrolle bringen, aber sie hatten nicht einmal Zeit ihre Verwundeten anständig zu versorgen, als die Senju-Armee auch schon anrückte.

Madara warf Izuna einen Blick zu. Er stand entschlossen und fest wie ein Fels in der Brandung mitten auf dem Feld und erwartete seine Feinde mit sicherer Haltung.

Madara richtete seine Aufmerksamkeit auf die mit rasender Geschwindigkeit aus dem Boden schießenden Bäume.

„Amaterasu!“, murmelte er und eine zwei Meter hohe Wand aus Feuer erhob sich vor den Uchiha. Der Vormarsch des Waldes wurde abrupt gestoppt. Die Uchiha warteten.

Da brachen sie aus dem Boden hervor. Hunderte von Senju gruben sich jenseits der Feuerwand aus dem Erdreich und in weniger als einer halben Minute waren sie unter den Uchiha. Madara nahm seine Sense von seinem Rücken und legte die andere Hand auf den Griff seines Gunbai. Er blieb hinter den Frontlinien, schonte seine Kräfte und sein Chakra für den eigentlichen Kampf und beobachtete gleichzeitig Izuna. Sein Bruder tat es ihm gleich, kämpfte hauptsächlich in der Abwehr. Er achtete darauf seine Gegner nur mit Taijutsu auf Abstand zu halten. Er wollte keine seiner vergifteten Waffen benutzen und riskieren, dass das Blut seiner Feinde das Gift heurnterwusch bevor er seinen richtigen Gegner traf.

Dann tauchte Hashirama auf, mit Tobirama im Schlepptau. Entgegen seiner üblichen Strategie ging Madara sofort zum Angriff über. Blitzschnell überquerte er das halbe Schlachtfeld und tat den ersten Schlag. Er sah wie für einen kurzen Moment Überraschung über Hashiramas Gesicht fuhr, als er seine Sense abwehrte. Das gab Madara die kostbaren Sekunden die er brauchte um den Kampf zu dominieren, genug um sich eine gute Position zu erkämpfen. Nun hatte er Izuna im Blick, konnte ihm so seine Augen leihen, während er gleichzeitig Hashirama angreifen konnte.

Izuna war es mittlerweile gelungen Tobirama in einen Kampf zu verwickeln. Zwei weitere Uchiha standen ihm zur Seite, aber Tobiramas Suitontechniken zwangen Izuna zu äußerster Vorsicht und hielten ihn auf Distanz.

Ein Schlag traf Madara hart in die Magengegend und er wurde zurückgeschleudert.

„Sowas“, meinte Hashirama und trat auf ihn zu. Einer von Madaras Leuten machte Anstalten sich einzumischen, aber Hashirama tappte nur leicht mit dem Fuß auf den Boden und eine gigantische Wurzel schoss aus dem Boden, die ihn hinwegfegte wie eine lästige Fliege.

„Du scheinst heute etwas abgelenkt. Der Schlag hätte sich doch normalerweise nie getroffen.“

Madara wischte sich unwirsch etwas Blut aus dem Mundwinkel und rappelte sich auf. „Freu dich nicht zu früh, Hashirama. Das war ein reiner Glückstreffer.“

„So etwas wie Glück gibt es nicht“, zitierte Hashirama lächelnd, „nicht für einen Ninja. Hast du das nicht einmal zu mir gesagt?“

„Nein, ich sagte: 'So etwas wie Glück gibt es nicht für einen Uchiha'. Ihr verdammten Senju scheint davon geküsst worden zu sein.“ Mit diesen Worten griff er seine Sense erneut und Hashirama war nur allzu bereit ihm entgegen zu kommen.

Doch der Rest des Kampfes lief nicht besser. Madara musste ständig ein Auge auf seinem Bruder haben. Einmal, als er ein paar Flammendoppelgänger benutzte um Hashirama in eine Falle zu locken (der er in letzter Sekunde auswich) schickte er einen von ihnen stattdessen an die Front. Es kostete ihn zwar Chakra ihn so lange während des Kampfes aufrecht zu erhalten, aber er brauchte seine gesamte Konzentration hier. Trotzdem wanderte sein Blick immer wieder hinüber – und irgendwann bemerkte das auch Hashirama.

„Was zum Teufel ist da drüben so viel interessanter als ich?“, fragte er irritiert, als er Madara schon wieder mit einem Schlag traf, dem er hätte ausweichen müssen können.

„Tja es ist August und es wird langsam Nacht, ich warte auf die Sternschnuppen“, erwiderte Madara sarkastisch. „Ich habe vor dir den Tod zu wünschen.“

Hashirama betrachtete ihn missmutig, machte aber nicht den Fehler sich umzudrehen und dem Ninja den Rücken zuzuwenden. Stattdessen versuchte er mit seinem nächsten Angriff in eine bessere Position zu kommen, dem Madara sich aber vehement widersetzte.
 

Auf der anderen Seite des Schlachtfeldes hatte Izuna es endlich geschafft, Tobirama in einen Nahkampf zu verwickeln. Die Kämpfenden um sie herum waren hier zu viele als das er großflächige Jutsus benutzen konnte und da Izuna blind war, glaubte er sich im Vorteil. Und es war in der Tat nicht leicht für ihn. Sein Blickfeld schwankte immer etwas hin und her. Es wurde besser seit er die Szene aus den Augen von Madaras Doppelgänger beobachten konnte, doch auch der wurde hin und wieder in vereinzelte Kämpfe verwickelt. Dann kam der Moment da der Doppelgänger sich auflöste und sein Bruder abgelenkt war.

Izuna sah nur noch Hashirama, Flammen und eine Menge Grün vor sich. Die Bilder lenkten ihn von seinem eigenen Kampf ab, so sehr er auch versuchte sie auszublenden. Tobirama bemerkte seine Schwäche. Nur um sie auszutesten griff er von der Seite her an. Izuna sah die Klinge nicht kommen und zog sich eine tiefe Schnittwunde am Bauch zu.

Keuchend stolperte er zurück und tastete nach der Wunde. Er spürte Blut an seinen Händen. Der Schmerz war grässlich, aber es gelang ihm sich auf den Beinen zu halten.

„Das war's dann wohl, Izuna“, knurrte Tobirama.

Izunas Kopf flog herum, aber der nächste Angriff kam aus genau der entgegengesetzen Richtung wie die Stimme. In einem verzweifelten letzten Aufbegehren leitete er sein Chakra in den Boden, im selben Moment da ein grauenhafter Schmerz in seiner Brust explodierte. Reflexartig packte er zu.

Tobirama fluchte laut. Steine und Sand legten sich um seine Beine und fesselten ihn am Boden. Er sah in die leeren, vernarbten Augen des Uchiha und Wut und Hass machten sich in ihm breit. Dieser Typ war doch schon längst am Ende! Warum kämpfe er noch weiter? Sein eigener Bruder hatte ihn verraten, wo fand er den Willen noch immer aufrecht zu stehen?

Doch genau das tat Izuna. Mit einem Griff so fest das sich doch tatsächlich seine Fingernägel durch den dünnen Netzstoff in das Fleisch seines Feindes krallen, umklammerte er Tobiramas Arm, sodass es ihm unmöglich war das Kunai aus seiner Brust zu ziehen. Blut quoll aus dem Mund des Uchiha. Er hob den Blick, halb verschleiert von seinen schwarzen Haaren, die sich irgendwann während der Schlacht aus seinem Zopf gelöst hatten. Und lächelte.

„Das... warst dann wohl“, brachte er mühsam und begleitet von einem erneuten Schwall Blut hervor, „für...dich!“

Der Griff um seinen Arm wurde schwächer und endlich konnte Tobirama sich losmachen. Angewidert schüttelte er den Uchiha ab, welcher leblos zu Boden sank. Das also war das Ende des großen Uchiha Izuna. Erbärmlich. Er war gänzlich ohne Verletzungen davon gekommen. Naja, sah man einmal von den blutigen Nägelabdrücken an seinem Arm ab, aber die waren schließlich kaum der Rede wert. Prüfend unterbrach der Senju seinen Chakrafluss um sich von etwaigen Genjutsu zu befreien, bevor er vortrat um den Puls seines Feindes zu prüfen. Doch bevor er so weit kam nahm er eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Er wirbelte herum und starrte in das wutverzerrte Gesicht eines weiteren Uchiha. Bald schon war er in den nächsten Kampf verwickelt und vergaß Uchiha Izuna. Er war nur ein weiterer Toter auf einer langen Liste von besiegten Feinden.
 

„Nein!“, schrie Madara auf, als er seinen Bruder zu Boden sinken sah. Ohne sich um die Konsequenzen zu scheren schloss er das Handzeichen für Shunshin no Jutsu. Hashirama, zu überrumpelt von seinem Ausbruch unternahm nichts als Madara in einem Wirbel aus Flammen verschwand und eine Sekunde später neben seinem Bruder wieder auftauchte. Auch die anderen Uchiha hatten nun bemerkt was los war und hielten ihm die Senju vom Leib.

Madara sank neben Izuna zu Boden und packte ihn an den Schultern.

„Izuna! Izuna, wach auf!“ Er hielt einen Finger an dessen Hals und hätte vor Erleichterung beinahe aufgelacht, als er einen Puls fühlte. Er war schwach, aber er war da.

„Rückzug!“, brüllte er seinen Leuten zu, „Rückzug, verdammt, bringt die Verletzten hier raus!“

So selten kam es vor, dass ihr Taisho persönlich den Rückzug befahl, dass alles ein wenig durcheinander geriet. Für einen Moment traf Madaras Blick auf den weißhaarigen Senju. Hass durchströmte ihn so stark wie noch nie zuvor. Und die Blicke eines Uchiha konnten töten. Doch wie aus dem Nichts wölbte sich eine hölzerne Schutzwand über den Senju, als Hashirama neben ihm auftauchte, an der das Amaterasu harmlos abprallte.

Madara biss wütend die Zähne zusammen. Doch seine Rache konnte warten, erst musste er Izuna in Sicherheit bringen!

Er schlang sich einen von Izunas Armen um die Schulter und gedeckt von ihren Leuten gelang es ihnen, das Schlachtfeld zu verlassen.

Auf halbem Weg zum Lager begann sich Izuna zu rühren.

„Nicht bewegen, Otouto“, flüsterte Madara und packte seinen Arm etwas fester. „Bleib einfach ganz ruhig, Hilfe ist unterwegs.“

„N-Nein... lass mich... Lass mich los Madara“, wisperte Izuna.

„Das kann ich nicht, wir sind bald im Lager, da kann ich-“

„Madara... ich... bitte...“

Tränen traten in Madaras Augen, die er verzweifelt versuchte weg zu blinzeln.

„Du musst durchhalten, Izuna! Gib jetzt nicht auf!“

„Ich... Ich hab ihn erwischt, Madara... Mit... meinen Fingernägeln... Das hat er nicht erwartet, heh...“

„Das ist wunderbar, Izuna, jetzt hör auf zu sprechen..!“

Da wurde Izuna von einem Hustenschwall geschüttelt, der Blut über Madaras ganze Front verteilte. Besorgt hielt dieser an um Izuna mehr zu stützen, doch der stieß ihn beiseite und sackte gegen den nächsten Baum zusammen.

„Izuna, bitte!“, flehte ihn Madara an.

Doch Izuna lächelte nur traurig und schüttelte langsam den Kopf. „Es ist besser so, Madara. Das weißt du selbst.“

„Nichts ist besser! Stirb mir jetzt nicht weg, verdammt!“

„Und schon wieder... sagst du mir was ich tun... und lassen soll. Ich bin das so Leid, Nii-san. Ich will nicht mehr nur... eine Last für dich sein. Lass mich...einfach...“

„Ich kann nicht! Ich kann nicht, Izuna, ich schaff das nicht ohne dich!“ Madara griff Izunas Schultern und drückte ihn an sich. „Bleib bei mir, Bruder!“

Doch die Stimme des Verletzten wurde immer schwächer. „Du kriegst das hin... Du kriegst alles hin... was du dir vornimmst. Ich glaube an dich.“

„Izuna... nein, Izuna... IZUNA!“ Madaras gequälter Schrei schallte durch den Wald. Vereinzelt hatten sich einige Uchiha um sie versammelt, respektvoll Abstand haltend, aber für Madara existierten sie nicht. Er sah nur seinen kleinen Bruder. Wie seine rot vernarbten Augen durch ihn hindurch sahen, noch immer ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

Er war tot.
 

*

Senju-Lager
 

„Irgendetwas hatten sie vor... Irgendetwas ist schief gelaufen“, murmelte Hashirama. Er ging in seinem Zimmer auf und ab, aber seine Berater wollten seine Vermutungen nicht teilen.

„Offensichtlich ist etwas schief gegangen“, meinte Toka schulterzuckend. „Das muss so ziemlich die kürzeste Schlacht gewesen sein, die wir je mit ihnen hatten. Es hat sich noch nicht einmal begonnen ein Sieger abzuzeichnen.“

Haru, ein älterer Shinobi der wie Tobirama, Toka, Suzume und Kotaru zu Hashiramas Beratern gehörte, nickte zustimmend. „Das war wegen diesem Typen, Izuna hieß er, glaube ich.“

„Ja, den hab ich heftig erwischt“, meinte Tobirama grinsend. „Der überlebt die Nacht sicher nicht.“

„Obwohl ich zugeben muss, es scheint etwas unprofessionell von dem Uchiha, deswegen die ganze Schlacht abzubrechen“, meinte Kotaru.

Hashirama schüttelte den Kopf. „Nein, ist es eigentlich nicht. Die beiden stehen sich meines Wissens nach sehr nahe. Aber ich meinte davor schon, er hat ihn ständig beobachtet...“ Plötzlich fiel der Blick des Senjus auf seinen eigenen Bruder und er runzelte die Stirn.

„Tobirama? Ist alles in Ordnung?“

Tobirama sah ihn irritiert an. „Ja, alles bestens.“

„Deine... deine Hand zittert.“

Wie auf ein Kommando richteten sich alle Blicke auf Tobirama. Dieser hatte die Arme verschränkt, doch obwohl er die rechte Hand unter den linken Arm geklemmt hatte, sah man doch, dass sie zitterte.

„Zeig deinen Arm“, forderte Hashirama und streckte die Hand aus.

„Was!? Es ist nichts, verdammt!“

„Tobirama!“, sagte Hashirama scharf.

Widerwillig löste Tobirama seine Arme aus der Verschränkung. Nun sah man deutlich dass unkontrollierte Zittern der rechten Hand. Mit einem Schritt war sein Bruder bei ihm und krempelte den Stoff seines Ärmels hoch. Dort zeichneten sich über die sonnengebräunte Haut verteilt sieben oder acht rote Stellen ab. Verkrustetes Blut klebte an den unsauberen Einstichen und die Haut darum herum war ungesund violett verfärbt.

„Was ist das?“, fragte er forsch.

„Ich sagte doch es ist ni-“

„Lüg mich nicht an.“ Hashirama sprach leise, doch jedes Wort schwang nur so vor Autorität.

Tobirama knirschte mit den Zähnen. „Es war dieser Uchiha-Bastard. Wollte einfach nicht aufgeben, der Typ. Ich hatte ihn schon auf den Knien, er war blind wie ein Maulwurf... Da hat er meinen Arm gepackt. Ich dachte er will mich fixieren um eine Waffe zu ziehen, aber nicht mal dazu hatte er mehr Kraft. Er ist einfach... umgekippt.“

Hashirama strich mit den Fingern leicht über die Wunden. Sie schienen viel zu groß für die Kratzer von ein paar Fingernägeln.

„Gift“, schlussfolgerte er. „Er muss es an seinen Fingerkuppen gehabt haben.“ Abrupt ließ er den Arm los. „Das muss dringend behandelt werden.“

Sein Bruder stolperte zurück. „Was!? Gift? Das kann nicht sein!“

„Natürlich kann das sein, du Idiot! Madara hat einen ähnlichen Trick schon einmal bei mir versucht. Damals war ich innerhalb von Sekunden außer Gefecht gesetzt. Die Tatsache das du noch stehst ist kein gutes Zeichen.“

Tobirama starrte ihn an. „Entschuldige mal!?“

„Er meint damit“, erklärte Toka, „dass das Gift das sie damals benutzt haben zwar schnell wirkend, dafür aber relativ harmlos war. Tödliche Gifte brauchen nämlich länger um sich im Blutkreislauf zu verteilen und ihre volle Wirkung zu entfalten.“

„Das ist problematisch“, seufzte Hashirama und rieb sich müde das Gesicht. „Geh zum nächsten Medic-nin und lass dir das Gift rausholen... Vielleicht ist es auch schon zu spät dafür, dann müssen sie ein Gegenmittel finden.“ Tobirama rührte sich nicht. „Worauf wartest du noch!?“, fuhr er ihn an.

Der weißhaarige Ninja verfluchte noch einmal leise den 'feigen Uchiha-Bastard' der ihm das eingebrockt hatte, dann verschwand er aus dem Zimmer.

Hashirama ließ sich erschöpft in seinen Stuhl fallen. War es das, was die Brüder geplant hatten? Ein Attentat auf Tobirama? Aber warum? Und warum jetzt? Fragen über Fragen... Würde er jemals verstehen, wie diese Uchiha dachten? ...wollte er das überhaupt?
 

*
 

Uchiha-Lager
 

Madara starrte auf die Gestalt seines Bruders herunter und fragte sich, wo seine Tränen blieben.

Izuna sah merkwürdig friedlich aus. Die Hände waren auf seiner Brust gefaltet und eine Augenbinde verbarg die schrecklichen Narben der Operation. Sein Kimono war blütenweiß. Tatsächlich war der einzige Anlass, zu dem ein Uchiha Kleidung ohne ein Fanabzeichen trug, zu seiner eigenen Beerdigung. Es war der Moment, in dem der Clan ihn freigab.

Madara fühlte sich innerlich vollkommen leer. Als er Izuna in seinen Armen gehalten hatte während er seinen letzten Atemzug tat, da hatte ihn Wut und Trauer überwältigt. Nun aber schien er alle Tränen geweint, alle Flüche von sich gelassen zu haben. Seine Kehle war noch immer rau. Die ganze Nacht lang hatten ihn Alpträume geplagt und Izunas Namen herausschreien lassen. Jetzt aber war das alles vorbei und er wusste nicht mehr, was er tun oder denken sollte. Nicht einmal Rache konnte er verüben. Izuna hatte dafür gesorgt, dass sein Mörder dem Tode geweiht war. Tobirama vor seiner Zeit zu töten hätte nunmehr bedeutet, sein Opfer mit Füßen zu treten.

Izuna hatte mehrmals gesagt, dass er glaubte Madara sei zu etwas Großem bestimmt. Etwas das noch größer war als nur das Wohl des Clans. Er hatte ihm seine Augen gegeben, damit er auf seinem Pfad gegen alles gewappnet sei.

Und doch hatte Madara nicht die geringste Ahnung, was dieses große Etwas sein sollte, dass er erreichen musste. War es seine Aufgabe Senju endgültig zu vernichten? Den gesamten Clan auszulöschen, damit die Uchiha über alle anderen Ninjaclans herrschten? Aber zum Ende seines Lebens hin war Izuna der Clan beinahe vollkommen gleichgültig gewesen. Mit der Ermordung Tobiramas hatte er den Clan beschützen wollen, sicher, aber letztendlich war seine Handlung eher das Resultat seiner langen Isolierung und Untätigkeit gewesen. Madara würde dafür sorgen, dass sein Bruder als Kamikaze no Senshi gefeiert wurde, genau wie ihr Vater. Und doch wusste er, dass er genau wie Seiko vom Clan vergessen werden würde, egal was er tat. Izuna hatte den Heldentod nicht gewählt um Anerkennung vom Clan zu bekommen, sondern von ihm, seinen Bruder, der er schwor ihn niemals zu vergessen.

Er hatte einmal gemeint, dass seine Rivalität mit Hashirama Madara zu etwas Besonderem machen würde, dass es ihn von seinem Bruder unterscheiden würde. War es also sein Ziel Hashirama zu töten? Aber sein Senju war ein genauso fähiger Anführer wie er selbst, einer der wenigen 'guten Männer' die er in der Shinobiwelt kannte. Außerdem hatte Izuna seine an Besessenheit grenzende Entschlossenheit ihn zu bekämpfen immer ein wenig albern gefunden.

Aber vielleicht dachte er noch immer in zu kleinen Kreisen. Madara war der beste Shinobi, der stärkste Ninja den der Clan seit dem Sohn des Rikudo Sennin hervorgebracht hat. Wenn es nicht um seinen persönlichen Rivalen ging, nicht einmal um den gesamten Clan, welches größere Ziel hatte Izuna dann für ihn im Sinn gehabt? Sollte er im Alleingang die ganze Welt verändern? In welche Richtung denn? So voller Blut, Leid und Tod war diese Welt, dass er sich nicht einmal vorstellen konnte, wie er sie zu verbessern vermochte.

Izuna hatte ihm eine einzige große Frage hinterlassen, die fundamentalste Frage der Welt. Jetzt lag es an ihm, die Antwort darauf zu finden.

Die Trauerreden nahmen ein Ende. Wortlos nahm Madara die Fackel aus dem Halter und trat die paar Schritte zu dem aus etlichen Reisigzweigen erbauten Podest heran. Ein letzter Blick in den offenen Sarg, bevor er den Flammen erlaubte sich in das Holz zu fressen.

„Ich werde die Antwort finden, Izuna“, schwor er flüsternd. „Auch wenn es das Letzte ist, was ich tue.“

Und als der Uchiha ruhig beobachtete, wie das Feuer seinen Bruder verschlang, da bildetet sich ein kleiner fester Knoten in der Leere seines Inneren. Eine grimmige Entschlossenheit setzte sich in ihm fest, Entschlossenheit seinen Schwur zu halten.

Als die Flammen das Kopfende des Sarges erreichten, wandte Madara sich ab. Er hatte eine Schlacht zu planen.
 

*
 

September 19
 

„Sake! Sake!“, hallten Tobiramas gequälte Schreie durch das Haus.

Hashirama hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Er ertrug es nicht dem Todeskampf seines Bruders anzusehen.

Das Gift der Uchiha stellte sich als weitaus hartnäckiger heraus als alles, was ihre Medic-nin jemals erlebt hatten. Hashirama hatte sogar Spezialisten aus anderen Clans zu Hilfe gerufen. Sie arbeiteten auch bereits unermüdlich an einem Gegengift, aber Tobiramas Zustand verschlechterte sich so schnell, dass Hashirama fürchtete sie könnten zu spät sein.

Außerdem litt sein Bruder unvorstellbar große Schmerzen. Tag und Nacht wälzte er sich gepeinigt auf seinem Futon und bettelte um Sake um den Schmerz wenigstens für eine Zeit lag abzutöten. Dreimal schon war der sonst so starke Ninja kurz davor gewesen sich selbst zu töten, nur um seinem Leiden zu entgehen.

Und das Schlimmste war, dass Hashirama nichts, aber auch wirklich gar nichts dagegen tun konnte. Sein Wissen bezüglich Medizin war höchstens rudimentär und er hatte keine Ahnung von Giften, da er es nie für nötig befunden hatte welche zu benutzen. Es war erst zwei Wochen her seit der letzten Schlacht. Widersprüchliche Gerüchte erreichten sie aus dem feindlichen Lager. Die einen sagten die Uchiha seien des Krieges müde, die anderen, dass Madara sie noch immer unerbitterlich antrieb, um den Senju den Todesstoß zu verpassen.

Hashirama hatte entsetzliche Angst seinen Bruder zu verlieren. Er würde alles tun um ihn zu retten, wenn es auch nur die kleinste Chance geben würde, dass es ihm helfen würde. Die Medic-nin konnten selbst anhand der Giftprobe aus Tobiramas Körper kein Gegenmittel herstellen. Aber sicher doch würde derjenige der es erfunden hatte, dazu in der Lage sein? War es nicht möglich, dass die Uchiha wussten, wie man Tobirama heilen konnte? Aber die Rezeptur war zweifellos die eines Genies, wenn sie so unentschlüsselbar war. Vermutlich war es Izuna, der das Gift hergestellt hatte, um Tobirama zu töten. Izuna jedoch war tot, also war der Einzige, der eventuell wissen könnte, wie man Tobirama helfen konnte... Uchiha Madara.

Anstatt also Tag und Nacht am Bett seines Bruders zu sitzen, den Medic-nin im Weg zu stehen und sich selbst ganz verrückt vor Sorge zu machen, tat Hashirama das, was er am besten konnte: er plante. Der Senju verbarrikadiert sich in seinem Raum und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, das Leben seines Bruders zu retten. Wie könnte er Madara dazu bringen, ihm das Gegenmittel zu geben?

Auf den ersten Blick sah die Sache hoffnungslos aus. Tobirama hatte Madaras Bruder getötet, schon allein deswegen würde sich der Ältere mit Händen und Füßen dagegen wehren auch nur ein Sterbenswörtchen zu verraten. Wenn Hashirama seinen Otouto retten wollte, musste er dem Uchiha dafür etwas geben. Etwas, das ihm noch wichtiger war als die Rache für seinen Bruder – und nach endlosem Hin- und Herüberlegen war er sich immer unsicherer, ob so etwas überhaupt existierte. Aber Madara war ein Uchiha, richtig? Und er war einer der Stolzesten aus der ganzen Bande. Vermutlich würde er einlenken, wenn Hashirama im Namen der Senju kapitulierte und er den Krieg gewann. Aber erstens war das recht wackelig. Madara war inzwischen ziemlich berühmt dafür, erbitterte Rache zu nehmen. Er hatte deswegen immerhin einmal den Großteil des Uzumaki Clans ausgelöscht, obwohl dieser zu der Zeit bereits geschlagen gewesen war. Es mochte gut sein, dass Madara sich nicht mit einem so unblutigen Sieg zufrieden gab. Ganz abgesehen davon war Hashirama zwar Clanführer, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er machen konnte was er wollte. Die Senju waren alles andere als überzeugt, den Uchiha unterlegen zu sein. Sie würden sich niemals freiwillig unterwerfen selbst wenn er ihnen das befahl. Das verhinderte ihr Wille des Feuers. Gleichzeitig waren die Senju aber auch noch nicht bereit, die Uchiha endgültig zu vernichten, oder auch nur erfolgreich damit drohen zu können. Nicht jetzt, wo Madara seine Fähigkeit Biju zu lenken offenbart hatte. Auf lange Sicht konnten sie vielleicht die Oberhand gewinnen, aber so viel Zeit hatte Tobirama nicht. Die Verluste waren auf beiden Seiten hoch genug, dass ein Waffenstillstand allein Madara nicht dazu bringen würde das Gegenmittel heraus zu rücken.

Also... vielleicht eine Allianz? Ein Friedensvertrag? Der Gedanke spukte schon länger in Hashiramas Kopf herum. Nun da Madara derart verbittert war mochte das der denkbar schlechteste Augenblick sein. Aber er hatte gehört, dass die allgemeine Stimmung im Uchiha Clan sich gegen den Krieg, teilweise sogar gegen Madara aussprach. Vielleicht war das genau der Punkt, an den er ansetzen musste. Genau wie Hashirama sich nicht über die Wünsche seines Clans hinwegsetzen und kapitulieren konnte, musste Madara seinem Clan gehorchen, wenn diese einer Allianz zustimmen wollten. Er müsste einen Vertrag ausarbeiten, etwas darüber, dass Uchiha und Senju nie mehr im Auftrag von irgendeinem Daimyo oder Ähnlichem Krieg gegeneinander führen würden. Ein Vertrag, nachdem sie ihre Missionen koordinieren würden, sodass niemand dem anderen die Aufträge stehlen konnte. Ein Vertrag, nachdem sie einander in Notsituationen beistehen würden. Gut, es gab nicht wirklich viele Feinde außer einander, die es mit ihnen aufnehmen konnten. Aber hin und wieder ein Uchiha in einem ihrer Teams würde die Erfolgsrate von gewissen Aufspür- oder Schutz-Missionen zum Beispiel extrem vergrößern, genauso wie die Uchiha von der großen Zahl der Senju-Ninja profitieren konnte, wenn sie selbst durch den Krieg nicht genug Leute hatten um alle Aufträge abzudecken.

Natürlich erinnerte sich Hashirama noch allzu gut an das letzte Mal, da er Madara einen derartigen Vorschlag unterbreitet hatte. Es hatte damit geendet, dass er Kalipo-chans Kopf in Händen gehalten hatte. Aber damals war das nur ein erster Schritt gewesen, eine Geste der Freundlichkeit und die Verhandlungen waren ja auch wirklich gut verlaufen. Trotzdem war ein Bündnis im Grunde für keine der Partein wirklich nötig gewesen. Jetzt aber, wo ihre Zahlen derart dezimiert waren, konnte es sehr gut sein, dass die Sache anders ausgehen würde. Es blieb dabei, dass Uchiha und Senju einander ebenbürtig waren. Wenn diese Fehde weiter ging, würden sie sich beide gegenseitig zerstören.

In der Ferne verstummten die Schreie seines Bruders, als dieser vor lauter Erschöpfung in einen unruhigen Schlaf fiel.

Zwei Zimmer weiter saß Hashirama müde über seinen Schreibtisch gebeugt und griff sich eine Schriftrolle. Vielleicht sollte er sie nicht unbedingt an den Clanführer selbst addressieren – er könnte die Nachricht verbrennen, bevor sein Clan davon erfuhr. Aber der Vertrag war die einzige Chance die er hatte. Eine Allianz würde ihnen beide so viel mehr weiter helfen. Das musste Madara einfach einsehen! Und er würde nicht aufgeben, bis er ihn überzeugt hatte.
 

*
 

Mitte September 19
 

Es war fast zwei Jahre her, seit die Uchiha eine volle Versammlung abgehalten hatten.

Eine 'volle Versammlung' bedeutete eine öffentliche, zu der also jeder Uchiha der das Sharingan aktiviert hatte, sowie alle Kunoichi über fünfzehn teilnehmen konnten, ja sogar dazu aufgerufen wurden. In Friedenszeiten, wenn der Clan keinen Anführer besaß sondern nur vom Ältestenrat geleitet wurde, fanden solche Versammlungen häufig statt wenn es um Belange ging, die die Richtung in die der Clan zukünftig gehen wurde, neu bestimmt werden sollte. Allerdings waren oft viele Ninja dann zu Missionen fort, oder machten sich einfach nicht die Mühe aufzutauchen.

In Kriegszeiten übernahm der Taisho die Aufgaben des Rats. Dieser bestand fortan praktisch nur noch auf dem Papier, aber er hatte durchaus noch die Befugnis eine Vollversammlung einzuberufen. Das wurde nur eben nie getan, weil der Taisho ja gerade deswegen gewählt wurde, um in Notsituationen schnelle Entscheidungen zu treffen und ewig lange Versammlungen zu vermeiden.

Wenn es aber doch einmal zu einer Versammlung kam, war es vollkommen bedeutungslos, ob die Uchiha sich im Krieg oder im Frieden befanden, ob sie von einem Rat oder einem Taisho geführt wurden. Über die Beschlüsse, die in der Versammlung angeführt wurden (und jeder Anwesende konnte einen vorbringen wenn er wollte) wurde demokratisch abgestimmt. Die Versammlung konnte auch nicht einfach abgebrochen werden. Genauso wie jeder Uchiha selbst entschied ob er auftauchte, entschied auch jeder selbst wann er wieder ging. Die Versammlung wurde erst aufgelöst, wenn sich weniger als fünf Mitglieder in ihr befanden.

Der Taisho hatte zwar den Vorsitz, was bedeutete er bestimmte die Reihenfolge, in der die Uchiha zu Wort kamen, bevor abgestimmt wurde. Aber er konnte niemandem den Mund verbieten und er musste jeden der sich meldete irgendwann rannehmen, egal wie lange sich dadurch die Versammlung hinzog. Auf diese Art und Weise hatten die übermäßig ehrgeizigen Uchiha verhindert, dass jemals einer von ihnen absolute Herrschaft über den Clan bekam.

An diesem einen bestimmten Tag hätte Madara sie dafür am liebsten allesamt gemeuchelt.

„Frieden?!“ Madara spuckte das Wort förmlich aus und starrte in die Menge, Sharingan aktiv, sodass sich jeder Einzelne von ihnen von seinem Blick durchbohrt fühlte. Viele rührten sich nervös auf ihren Sitzen oder zuckten zusammen, aber das was alles an Reaktion, das er bekam.

„Es kann keinen Frieden zwischen Uchiha und Senju geben!“, rief er wutschnaubend aus. „Habt ihr vergessen, wie viele von uns sie getötet haben? Unsere Mütter und Väter, unsere Kinder, Ehemänner und Ehefrauen, Brüder und Schwester! Ganze Familien wurden ausgelöscht.Wie könnt ihr überhaupt daran denken euch mit ihren Mördern zu verbünden?! Soll ihr Opfer etwa umsonst gewesen sein!?“

Unruhe machte sich unter den Anwesenden breit. Seit drei Tagen lief die Diskussion schon und Madara weigerte sich auch nur ein Stück von seiner Position zu weichen. Keiner von ihnen wollte seinen Blick treffen, aber schließlich getraute sich doch jemand zu sprechen:

„Dieses Angebot ist wirklich gut, Tasho-sama. Ich meine“, was-war-nochmal-sein-Name wurde von zustimmenden Nicken ermuntert: „Ein Waffenstillstand wird ohnehin bald wieder gebrochen. Aber das ist eine gleichwertige Allianz, davon können wir profitieren... Wenn wir weiter kämpfen, werden nur noch mehr von uns sterben.“

„Glaubst du das wirklich?“, fuhr Madara den Sprecher – Hito, das war sein Name! - zornig an. Er warf dem Ninja die Schriftrolle praktisch ins Gesicht. „Hashirama ist doch nur darauf aus die Haut seines Bruders zu retten! Er nennt die Übergabe des Gegengifts als eine Bedingung, als 'Zeichen guten Willens'. Das zeigt doch ganz klar, dass ihm nichts an der eigentlichen Allianz gelegen ist. Sobald sie die Möglichkeit dazu haben, wird Senju uns hintergehen!“

„Senju hat schon öfters ähnliche Allianzen mit anderen Clans geschlossen“, kam der nächste Einwand. „Wenn sie uns verraten würden, würde nie wieder jemand mit ihnen zusammen arbeiten. Das würden sie nicht riskieren.“

Madara war so wütend, dass sich sein Mangekyou von ganz allein aktivierte. Hätte sich sein Zorn auf eine einzige Person konzentriert und nicht auf hundert, der Unglückliche wäre sofort in schwarzen Flammen aufgegangen.

„Mein Bruder hat sein Leben dafür gegeben diesem Senju-Bastard ein besonders schmerzvolles Ende zu bereiten! Ich werde sein Opfer nicht derart mit Füßen treten!“

„Das Ihr euch traut Euren Bruder hier anzuführen, wo Ihr es doch wart, der seine Augen genommen hat!“

Madara fuhr herum, konnte den Sprecher jedoch nicht ausmachen. „Ihr wagt es...!“

Seine Clansleute wussten, dass er keine andere Möglichkeit gehabt hatte. Dass der Clan es praktisch selbst war, der ihm diese Entscheidung aufgezwungen hatte. Oder besser, es war der Rat, der dies getan hatte. Die meisten jüngeren Ninja wussten nicht um die genauen Details und das Thema war zu schmerzhaft für Madara um darüber zu sprechen, ganz zu schweigen davon, dass es eigentlich ein Geheimnis sein sollte um zu verhindern, dass jemand aus reinem Machthunger diesem Pfad folgte. Aber nun warf man ihm eben dieses vor, warf ihm vor, dass er das Opfer seines Bruders angenommen hatte. Als wäre er selbst nur ein machthungriger Tyrann. Diese Heuchler, diese

Unverfrorenheit! Wie konnten sie es wagen...!

„Warum stimmen wir nicht darüber ab?“, tönte eine weitere Stimme aus der Menge. „Entscheiden wir gemeinsam, ob wir das Angebot der Senju annehmen.“

Wieder machte sich zustimmendes Gemurmel breit und Madara war so kurz davor den ganzen Platz in Schutt und Asche zu legen.

„Wer dafür ist, hebt jetzt die Hand!“

Einer nach dem anderen hoben die Uchiha ihre Hände. Erst waren sie zaghaft, doch dann wurden sie immer entschlossener.

„Wer dagegen ist, meldet sich jetzt!“

Weitaus weniger Hände erhoben sich, unter ihnen natürlich Madara. Doch es war eindeutig zu sehen, dass die absolute Mehrheit für den Vorschlag war.

Als setze er eine Maske auf verbannte Madara umgehend sämtliche Gefühle von seinem Gesicht, schloss sie tief in seinem Inneren ein.

„Schön“, knurrte er. „Dann schaufeln wir uns also unser eigenes Grab. Dann spucken wir also auf die Opfer unserer Vorfahren und Familienmitglieder, nur zu!“

Niemand reagierte auf seinen Sarkasmus.

„Taisho-sama, seid Ihr gewillt die Verhandlungen mit den Senju zu führen?“, fragte Nakayama kühl.

„Ohne mich fahrt ihr doch alle zur Hölle“, schnaubte er. Dann zögerte er. „Ich mache es, aber gefallen tut es mir bestimmt nicht.“

„Die Senju werden vermutlich darauf bestehen, dass wir das Leben von Senju Tobirama retten“, hakte der alte Ninja nach. „Werdet Ihr das tun?“

Madara schwieg, die Hände zu Fäusten geballt.

„Taisho-sama. Wenn Ihr nicht in der Lage seid, den Willen des Clans zu repräsentieren, dann sagt dies jetzt und der Rat wird seine alte Position wieder einnehmen. Solltet Ihr euch weigern, das Gegenmittel zu übergeben, müssen wir das als einen Akt des Hochverrats ansehen.“

Madara zitterte vor Wut. Hochverrat!? Die Uchiha waren es, die ihn verrieten und nicht umgekehrt! Doch obwohl er mit seinen Augen ganz klar die Anzeichen der Furcht in dem alten Mann erkennen konnte, rührte dieser sich nicht vom Fleck.

„Ich werde es tun“, brachte er schließlich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Dann trat er an Nakayama vorbei und richtete das Wort wieder an die Versammlung. „Aber hier und heute schwöre ich dem Clan der Uchiha eines: In dem Augenblick, in dem Senju uns hintergeht und den Vertrag bricht oder sich in unser Clanrecht einmischt, in diesem Moment werde ich als Taisho zurücktreten und dann könnt ihr mich alle mal am Arsch lecken!“

Nun erhob sich tatsächlich entrüstetes Getuschel, doch Madara blieb nicht um das Gerede zu verfolgen. Mit wehendem Mantel stürmte er aus der Mitte der Versammlung.

Madara hatte immer alles für den Clan getan, hatte alles für ihn geopfert. Doch an diesem Tag wünschte er sich nichts sehnlicher als ganz wie Izuna seine Aufmerksamkeit nur auf ein paar wenige, geliebte Menschen richten zu können. Aber dafür war es nun zu spät. Denn alle Menschen die er liebte, waren tot.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nein... Das ist noch nicht der Beginn Konohas. So schnell geht das nun auch wieder nicht. Aber wir kommen der Gündung mit großen Schritten näher. Und im gleichem Maße wächst langsam Madaras Hass auf seinen eigenen Clan und dem der Senju. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Gaara123456789
2013-05-21T11:23:17+00:00 21.05.2013 13:23
Oh man, schon als ich den Titel des Kapitels gelesen habe, ahnte ich Böses vor Izuna!
Nun, Madara lässt sich hier aber eindeutig auch von Gefühlen leiten, genau dass, was er an Hashirama bemängelt.
Er tut mir trotzdem leid, wegen des erzwungenen Friedens, ich wurde es den Uchihas gönnen später Madara an zu flehen sie von den Senju zu befreien!
Beindruckend, dass er sich beherrschen kann, als ihm von seinem eigenen Clan vorgeworfen wird seinem kleinen Bruder die Augen gestohlen zu haben, ich hätte den jenigen in seiner Situation nicht am Leben gelassen!
Ob er sich wohl nochmal mit Hashirama versöhnt, oder ob diese Freundschaft enthülltig verloren ist?

Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.

Gaara

Von:  Temari_Sabakuno
2013-05-21T07:36:50+00:00 21.05.2013 09:36
Irgendwie tut mir Madara leid!
Jetzt muss er die Person retten, die sein Bruder unbedingt töten wollte (und wofür er sogar sein Leben gegeben hat)!
Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen wie schmerzhaft das sein muss!

Das Kapitel war wie immer Hammer-mäßig!
Bin mal gespannt wie's weiter geht!


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