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Wer suchet, der findet.

Ob der Fund zur Suche passt ist eine andere Sache
von

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Was Scharfes...

Familie Wellington. Alter Geldadel. Aristokratie durch und durch.

Durch und durch gefasst nimmt Elisabeth Wellington die Nachricht vom Tod ihres Sohnes auf. Sie schlägt nicht einmal die Hände vor das Gesicht und beginnt zu weinen. Stocksteif sitzt sie mehr als aufrecht auf diesem pompösen Sessel und sieht uns Detectives von oben herab an, obwohl wir beide ihr gegenüber und auf gleicher Höhe sitzen.

Die sehr schlanke Frau Ende fünfzig hat blond gefärbtes Haar, das zu einem festen Knoten geschlungen ist. Um ihren Mund herum bilden sich Falten, als sie ihre violett geschminkten Lippen aufeinanderpresst. Der einzige Ausdruck ihres Unwillens. „So.“ sagt sie nach einer Weile. „Opfer eines feigen, heimtückischen Mordes…“ Vor dem Ton ihrer Stimme hätte selbst Stahl kapituliert. „Und wie, Detectives, gedenken Sie nun zu handeln?“

Berger schluckt trocken und fühlt sich sichtlich unwohl unter dem herrischen Blick dieser Frau.

„Madam… Wir tun alles um den…“

„Ja.“ unterbricht sie mich unwirsch. „Jetzt! Da er tot ist!“ Sie schnaubt abfälliger als es Dave Hollister je gekonnt hätte. „Wozu zahle ich Steuern? Damit ein Wellington hinterrücks getötet wird?“

Ihre Haltung verrät mir, Fragen wird sie weder Berger noch mir erlauben, geschweige denn beantworten. Wenige Sekunden später komplimentiert sie uns hinaus. „Gehen Sie bitte.“ Die Frau erhebt sich sogar stocksteif. „Meine Anwälte werden sich mit Ihrem Vorgesetzten in Verbindung setzen und sich um alles Weitere kümmern. Auch, was die Überführung und die Beerdigungsformalitäten angeht. Guten Tag!“
 

An unserem Wagen erschaudert Berger sichtlich. „Die war eiskalt!“ meint er. „Als wäre ihr einerlei, was mit ihrem Rupert passiert ist. Hauptsache, die kann uns einen Einlauf verpassen.“

„Was jetzt, Chef?“ erkundige ich mich bloß.

Er blickt auf seine Uhr. „Bald ist Feierabend. Ab zum Revier, Bericht und fertig!“

„Ermittlungstechnisch.“ präzisiere ich.

„Wir haben auch Kollegen, die sich um so etwas kümmern können!“

„Berger…“

Ich leite die Ermittlung! Und ich sage, wir machen gleich Feierabend!“

Ja. Ich sehe schon. Er klemmt sich voll dahinter. Und mich verbannt Brace hinter den Schreibtisch. Bei den Göttern… Was ein Scheiß!

Das Ganze ist noch steigerungsfähig. Berger scheucht mich auf den Beifahrersitz.

Seine Ausdünstungen und sein Fahrstil… Beides treibt mir die Tränen in die Augen.
 

Wir sind an der Ausfahrt des pompösen Wellington-Anwesens.

„Halt an.“ verlange ich von meinem Kollegen.

„Warum denn das?“ fragt er absolut blöde und handelt sich dafür fast einen Knock-out ein.

„Halt an jetzt!“ Statt des Knock-outs boxe ich ihm die Schulter, was er sogleich mokiert und ankündigt, sich darüber zu beschweren. Wenigstens latscht er auf die Bremse.

Mir ist gerade egal, ob Berger die Ermittlungen leitet, oder nicht. Wenig höflich ordne ich an, er solle hier warten.

„Was denn los?“ will er wissen.

„Es muss kein Katana sein.“ erwidere ich, verlasse den Wagen und laufe zurück.

Auf der Hinfahrt ist mir der grüne Van mit dem Aufdruck K2K – Ihr freundlicher Landschaftsgärtner aufgefallen. Irgendetwas habe ich gesehen, aber nicht registriert. Jetzt, mit dem zweiten Blick, weiß ich, was mir vor Augen gekommen ist.

Die beiden Landschaftsgärtner in braunen Latzhosen säbeln gerade an den Büschen vom Straßenrand. Einer benutzt eine stinkende und ohrenbetäubend laute Motorbetriebene Heckenschere, der andere schlägt die dickeren Äste mit einer Machete ab. Flache Klinge, scharfe Klinge. ZACK und der Ast ist ab. Mit einem Hieb.

Etwas breiter, als von Charlene vermutet, aber… ZACK und der nächste Ast segelt danieder. Sauber abgetrennt.

An ein Katana ist nicht so leicht heranzukommen. Macheten dagegen kriegt man in beinahe jedem Baumarkt. In der Gartenabteilung. Ich habe es gesehen, als ich mir eine Schere für meinen Bonsai… Ja! Für meinen Bonsai! Ein Miniaturbaum, falls jemand keine Ahnung hat, was das ist.

Echt mal, Leute. Diese Witzchen gehen mir langsam auf die Nerven und ich sehe schon, wir machen es besser kurz. Nun denn… Mein Name ist Aaron Meyers. Ich habe eine Katze, heule bei Schnulzen und Romanzen, ich stricke, ich benutze die Universalcreme aus der blauen Dose, ich habe einen Bonsai und ich bin schwul. Was vergessen?

Ach ja… Ich bin ein verdammt guter Schütze mit extrem niedriger Hemmschwelle was den übermäßigen Gebrauch meiner Waffe angeht. Und! Ich meine das VERDAMMT ernst!

Machete… Ich gehe zu dem Macheten-Mann und sehe ihm einen Augenblick bei der Arbeit zu. „Sagen Sie…“ halte ich ihn von der Arbeit ab, meine Marke unter die Nase und zeige auf die Machete. „Was könnte ich damit noch alles anstellen?“

Kimo Shinoda – laut Namensschildchen auf seinem Latz – ist äußerst auskunftsfreudig, steckt sich eine selbstgedrehte Zigarette in den Mund und zündete sie an – vom Geruch her könnte auch ein Joint sein – und spricht davon, was manch unvorsichtigen Kollegen passiert sei. Der Verlust von Fingern ist da irgendwie das harmloseste.

Seiner recht ausführlichen und bildhaften Erzählweise wegen empfinde ich ein leichtes Unwohlsein und begreife, warum ich der Typ für Schnulzen bin.

Für denjenigen, der da lacht. Guter Schütze. Niedrige Hemmschwelle. Und immer bewaffnet.
 

Natürlich bin ich versucht meine Erkenntnisse mit ‚Ich-kann-das-nicht‘-Berger zu teilen, mir schwant allerdings, sein Interesse dahingehend tendiert Richtung Null.

Sein gelangweiltes „Lass mich doch mit dem Scheiß in Ruhe.“ bestätigt meine Annahme.

Charlene ist weit dankbarer für diese Information und nickt. „Ja… Auf die Breite sollte ich mich nicht unbedingt festlegen, wenn die Klinge so scharf ist, dass sie…“

„Du bist auch scharf.“ fällt Berger ihr ins Wort und beguckt sich ungeniert ihr Dekolleté. „Oh yeah, Baby!“ Dem glasigen Blick und der Bewegung seiner Hände nach betatscht er sie in Gedanken.

„Legst du dich mal eben auf den freien Seziertisch da hinten?“ bittet Charlene honigsüß und öffnet noch einen Knopf.

Berger grinst anzüglich und tut es. „Willst mich gleich vernaschen, hm?“

„Ach du… Ich spare mir die Arbeit, dich da hochzuwuchten und jetzt…“ Unsere Pathologin lächelt absolut liebreizend, leckt sich über die Lippen und beugt sich vor. Prompt hat mein Kollege Stielaugen. „Und jetzt…?“ presst er hervor und harrt der Dinge, in Geilheit.

„Erschieß dich. Bitte!“
 

Die Strafe dafür kriege ich.

Na ratet mal was für eine Strafe. Oh ja. Wer darf den Bericht schreiben? Hm, hm… Und Berger? Unterstützt er mich? Nein! Er steht draußen am Snack-Automaten. Hat nicht einmal gefragt, ob er mir was mitbringen soll - was ich richtig unkollegial finde, denn so langsam kriege ich Kohldampf. Gleich Feierabend hört sich im Grunde doch nicht so schlecht an.

Mein Telefon meldet sich. Ihr wisst schon. Das Piepen. Ha, ha! Unbekannte Nummer und ich bin in der Nähe einer Fangschaltung! Diese Technik passt mittlerweile in einen Aktenkoffer. Detective Ivy Jones ist nach einem Winken bei mir und hat alles in Sekundenschnelle aufgebaut.

„Jetzt!“ nickt sie mir zu.

„Meyers.“

„Hey.“ Und damit wird der ganze technische Krimskrams unnötig. „Privat.“ flüstere ich Ivy zu und entferne mich von dem Aktenkoffer.

„Hallo? Noch da?“ fragt Julian am anderen Ende der Leitung. „Aaron? Hallo?“

„Nicht auflegen!“ erwidere ich hastig. „Musste nur… besseren Empfang suchen.“ Keiner ahnt, wie schwer es mir fällt Julian anzulügen. „Hey.“ grüße ich. „Na?“

„Na?“ gibt Julian zurück. „Und?“ will er wissen.

„Na ja…“ kriege ich nur raus. Super Dialog. Echt! Der kommt sicher mal in eine FanFiction! Seine Stimme… Purer Sex. Ich seufze und schmachte und drifte ab mit meinen Gedanken.

„Hast du Lust mit mir…“ fängt er an.

Lust? Mit ihm? Und WIE ich die habe! Die Handschellen sind…?

„Essen zu gehen? Heute?“

Das war nicht, woran ich dachte. Aber geht auch. Ist ja… entwicklungsfähig… Der Abend muss ja nicht mit dem Dessert enden… „Ja!“ sage ich und fürchte, ich klinge zu begeistert, kann mich aber nicht bremsen. „Hab gleich Feierabend. Wann? Wo? Wollen wir uns da treffen? Oder holst du mich ab?“

Julian lacht. Das schönste Lachen, das ich je gehört habe. Oh ja! Ist also so. Ich bin verliebt! In einen Bullen!

„Aaron… Meine Kollegen wissen, ich bin schwul. Wie sieht es mit deinen aus?“

„Nein.“

„Dann treffen wir uns, okay?“ Er hüstelt. Sicher wird er wieder rot. „Wenn ich dich abhole, kann ich nicht garantieren… Also… Ich kann dir garantiert garantieren… Also… Ich falle dir um den Hals und…“ Er hüstelt wieder. „Sag mal… Magst du Katzen?“

Warum will er das wissen? „Ja. Ich habe auch eine.“

Meiner Antwort folgt Stille und ich überlege schon, ob ich besser ‚nein‘ gesagt hätte. Endlich ist sein leises Glucksen zu hören. „48323 Preston Street. Über dem Restaurant. Durch den Seiteneingang. Links. Na… Wenn du vor dem Restaurant stehst, links. In einer Stunde? Geht das bei dir?“

Bericht? Fertig. Uhrzeit passt zum Feierabend einläuten. Duschen, umziehen, Handschellen und eine Flasche Ginger Ale mitnehmen und ab zur 48323 Preston Street. „Geht bei mir.“

Ein Jubeln seinerseits. „Spitze! Bis nachher!“ Im Eifer des Gefechts legt er einfach auf.

Ich bin bei meinem Schreibtisch, überfliege den Bericht und befinde ihn für gut. Ab damit zum Captain. Und dann… Mein Telefon verlangt erneut Gehör. Unbekannte Nummer. In der nächsten Sekunde bin ich bei Ivy. Sie hebt den Daumen. Mein Einsatz. „Meyers.“

„Sorry!“ Julian! „Hab was Wichtiges vergessen. Bye, Schatz.“ Und das war’s. Ivy wundert sich über mein breites Grinsen. „Privat, hm?“

„Hm, hm… Privat.“
 

Mit dem Bericht zeigt sich Captain Brace zufrieden. „Und morgen zum Innendienst!“ erinnert sie mich.

„Ja, Madam…“ Den rebellischen Unterton vermag ich nicht zu verstecken.

„Meyers…“ setzt sie zu einer Standpauke an. Das kann dauern. Die beste Möglichkeit, dem zu entgehen ist, sie nicht zu Wort kommen zu lassen. „Sorry, Captain. Muss weg. Bis morgen. Zum Innendienst. Gute Nacht.“ SCHWUPP bin ich aus ihrem Büro.
 

„Bericht?“ fragt mich Berger und schiebt sich eine Teigummantelten Erdnuss in den Mund.

„Bei Brace.“

„Und?“

„War okay.“

„Gut. Mach Feierabend, Silberrücken.“ meint er generös und ich bin geneigt, ihm den Kopf in einer Schublade einzuklemmen. Allein die Verabredung mit Julian hält mich davon ab.

„Da fällt mir ein.“ meint er kauend. „Du arme Socke hast ja ab morgen Innendienst.“

Der Gedanke mit der Schublade ist noch nicht vom Tisch! „Ja. Hab ich. Bis Morgen. Bye.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ElliotAlderson
2012-02-24T16:52:31+00:00 24.02.2012 17:52
Macheten-Mann, irgendwie musste ich da total lachen xD
Und wie Aaron immer zu den Lesern spricht, ich LIEBE es ♥
Eine Verabredung mit Julian, wunderbar, die zwei sind so goldig :D
Von:  Witch23
2012-01-21T16:59:11+00:00 21.01.2012 17:59
Echt mal, Leute. Diese Witzchen gehen mir langsam auf die Nerven und ich sehe schon, wir machen es besser kurz. Nun denn… Mein Name ist Aaron Meyers. Ich habe eine Katze, heule bei Schnulzen und Romanzen, ich stricke, ich benutze die Universalcreme aus der blauen Dose, ich habe einen Bonsai und ich bin schwul. Was vergessen?

Ach ja… Ich bin ein verdammt guter Schütze mit extrem niedriger Hemmschwelle was den übermäßigen Gebrauch meiner Waffe angeht. Und! Ich meine das VERDAMMT ernst!


wie viel soll da noch zu kommen XD es ist irgendwo zwischen es nervt und es ist witzig angeordnet XD

Das Telefonat mit Julian ist echt süß gewesen ^_^


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