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Wer suchet, der findet.

Ob der Fund zur Suche passt ist eine andere Sache
von

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Machtposition

Heutzutage fährt alles und jeder mit dem Fahrstuhl, darum sind mein Schatz und ich allein im Treppenhaus und nutzen die Gunst der Stunde. Vielmehr nutzt Julian, der mich an die Wand drängt. Vollkommen ernst sehen wir uns in die Augen. Seine goldenen Iriden strahlen und ein leichter rötlicher Schimmer ist darin. Über diesen Anblick bekomme ich eine wohlige Gänsehaut.

„Kuss…?“ fragt er unsicher. Ich nicke und sein süßes und triumphierendes Lächeln ist wieder da. Lange sehe ich es nicht, denn ich spüre seine Lippen auf meinen. Lange harmlos bleibt es nicht. Unsere Zungen necken und streicheln einander.

Wir könnten erwischt werden. Weit eher, als in der Asservatenkammer in Bronkston. Just in diesem Augenblick ist es mir egal. Sollen sie uns doch erwischen. Mir ist das so egal. Dieser Kuss ist längst überfällig. Gleichgültig, wie nah Julian mir die ganze Zeit war. Er war mir nicht nah genug und ich habe ihn vermisst.

Die Münder gelöst folgt dem Kuss eine Umarmung. Ein paar Sekunden bleiben wir so stehen, halten uns gegenseitig fest. Danach gehen wir weiter und nebeneinander her. Unsere Hände berühren sich, doch greift keiner von uns nach der Hand des anderen.

Ich sollte Schluss machen. Ein für alle Mal Schluss machen.

Wie bitte…? Doch nicht mit Julian! Nein! Ich meine mit meiner Heimlichtuerei. Mein Schatz ist offen, ehrlich und bekennend homosexuell. Ich sollte es ihm gleichtun. Was habe ich zu verlieren? Was zu gewinnen? Schließlich fasse ich doch nach der Hand meines Schatzes und drücke diese. Er drückt meine und es ist wie ein stilles Bündnis. Unsere Finger lösen sich und wir schenken uns gegenseitig ein Lächeln. Verschwörerisch – haben wir doch ein Geheimnis, das nur wir beide teilen.
 

Vor dem Eingang der Pathologie steht Special Agent Jennifer Whalley. „Du Spacko hast da wohl was vergessen.“ begrüßt sie mich und ihr Ton ist wie ihr Blick. Feindselig. „Den Tatort hätte ich gern in Augenschein genommen. Du Mega-Spacko!“ Sie sieht an mir vorbei und nimmt Julian in Augenschein. Ihr Blick wandert von oben nach unten, bleibt an seinen Lenden hängen und verweilt da. Über die Lippen geleckt, sieht sie wieder auf und lächelt. „Hallo.“ wird Julian begrüßt und der Ton ihrer Stimme klingt nahezu nach einem Schnurren. Mitternacht schnurrt auf die gleiche Weise, sobald sie etwas zum Naschen gefunden hat.

Denkt meine Kollegin aus dem Northern Bay City Bureau of Investigation etwa, mein Schatz lässt sich vernaschen? Möglich. Aber – Hah! – nicht von ihr! Ich schaue zu Julian, der höflich lächelt und einen halben Schritt zurück weicht. „Hallo.“ gibt er zurück.
 

()Wie kommt diese Frau darauf, Aaron dermaßen zu beleidigen? Spacko und Mega-Spacko… Würde es ihr gefallen, so genannt zu werden? Neben der Wortwahl gefällt ihm auch der taxierende Blick ihrerseits nicht. Ist diese Frau ein hungriges Raubtier und er die Beute? Ihrer Musterung nach scheint sie dieses zu denken. Das passt Julian nicht. Er ist niemandes Beute! Ein höfliches Lächeln auf den Lippen geht er einen halben Schritt zurück. „Hallo.“ sagt er und verschiebt es, ihr seine Meinung zu sagen. Vorstellen will er sich rein formhalber. Soll er seinen Doktortitel nennen? Oder seinen Rang in der Polizei? Nichts von beidem. „Mein Name Julian Aparo.“

Ungefragt nähert sich die Frau und piekt ihn in den Bauch. „Jennifer Whalley.“ teilt sie mit und unterstreicht ihre eigene Wichtigkeit mit ihrem behördlichen Rang. „Special Agent Jennifer Whalley.“

„Selbst wenn Sie Prinzessin Jennifer Whalley wären…“ Julian lächelt noch immer höflich und macht einen weiteren halben Schritt zurück. „… haben Sie nicht das Recht mich gleich zu betatschen!“ Der kühle Klang seiner Stimme passt nicht zu seinem Lächeln. „Dieses Recht gebe ich Ihnen auch nicht. Also unterlassen Sie das.“ Jäh ist er die Liebenswürdigkeit in Person. „Bitte sehr und danke im Voraus.()
 

Ich beiße mir auf die Zunge. Andernfalls würde ich laut loslachen. Die Reaktion meines Schatzes ist sein Gewicht in Ekuin-Blütenblättern wert.

Nach kurzem und sprachlosem Staunen kommt Jennifer richtigerweise zum Schluss: „Schwul.“ Und wieder leckt sie sich über die Lippen. „Wie sieht es aus, Aparo? Sind Sie so richtig schwul? Oder könnte ich Sie wenigstens zum Bi-sein bekehren?“ Sie zwinkert ihm zu und formt einen Schmollmund. „Nicht, dass die Frauenwelt einen hübschen Kerl wie Sie gänzlich verliert.“

An mangelndem Selbstbewusstsein leidet Jennifer nicht. Hat sie nie. Darum kriegen wir uns auch ständig in die Haare. Macht sie so weiter, nur noch mehr. Jedoch weiß Julian ihr Paroli zu bieten. „Für Sie Doktor Aparo.“ erwidert er das höfliche Lächeln weiterhin beibehaltend, doch seine Stimme hat da wieder diesen kühlen Klang. „Ja. So richtig schwul. Nichts anderes.“ Ein gekünsteltes Hüsteln. „Danke für das Kompliment. Doch die Frauenwelt muss sich nach anderen hübschen Kerlen umsehen.“

„Das wollen wir doch mal sehen.“ meint Jen leise geflüstert.

Leute, Leute, Leute… Glaubt Jennifer allen Ernstes daran, sie könnte Julian umpolen? Oh nein! Nicht einmal über meine Leiche! Dieser da. Meiner!

Apropos Leiche. Hänschen Kline wartet auf uns.
 

()Das Flüstern der Special Agent Jennifer Whalley vernehmend belässt Julian sein Lächeln auf den Lippen, es wird allerdings eine Spur spöttisch. So richtig schwul heißt so richtig schwul. Den Körper einer Frau findet er zwar interessant, aber weitab jeglichen sexuellen Interesses und ganz und gar nicht reizvoll. Aaron ist sein Mister Right. In allen Belangen. Daran zweifelt Julian nicht. Sie haben viel gemeinsam und das wenige, was sie an Gegensätzen haben, zieht sie an. Oder aus…

Sein Lächeln verliert sich. Zum zweiten Mal in seiner Beamtenlaufbahn betritt Julian eine Pathologie. Sein erstes Mal dahingehend hat er in der Ausbildung zum Polizisten hinter sich gebracht. Im Gegensatz zu seinen Mit-Anwärtern ist er während dem Sezieren nicht umgekippt und fand es sogar recht lehrreich. An dem Geruch konnte man sich gewöhnen. So roch vergehendes Leben nun einmal.

Seinen Schatz und die Agentin des Northern Bureau of Investigation bietet er den Vortritt und lässt den Blick schweifen. In Bronkston gibt es keine Pathologie. Dort werden die Toten in einem Kühlhaus des örtlichen Schlachthofes aufbewahrt. Bis jemand Zeit zum Sezieren hat. Und hat niemand diese Zeit, steht auf dem Totenschein kurzerhand ein ‚natürliches Ableben‘. Auch bei einer – von Kugeln durchsiebten Leiche.()
 

Im Leichenkeller sehe ich unsere Pathologin bei Hänschen Kline stehen. Er ist beinahe zu groß und zu breit für die Bahre. Seine Schultern ragen fast über den Rand. Viel Platz hat er wohl nicht in der Kühlkammer. Ich vermute aber, eine Beschwerde dahingehend bleibt seinerseits aus…

„Hey.“ grüße ich. Charlene winkt, ununterbrochen mit dem Toten beschäftigt. „Hey.“ gibt sie zurück. „Nur das Herz fehlt.“ tut sie kund.

„Und die Haare.“ ergänzt Jennifer, woraufhin unsere Pathologin aufschaut. „Ah. Guten Tag, Jen. Ja. Und die Haare.“ bestätigt sie und ihr Blick geht an meiner Kollegin aus dem Bureau vorbei. „Möchten Sie sich die Schnitte genauer ansehen, Doktor Aparo?“ fragt sie Julian und ich weiß, wer da mit seinem Wissen hausieren gegangen ist. Im Stillen danke ich meiner Freundin, meinen Schatz nicht mit ‚Officer‘ angesprochen zu haben. Bei rangniederen und vor allem männlichen Beamten kehrt Jennifer gern die Domina heraus – und so wie sie Julian eben angeschmachtet hat, würde sie ihm gegenüber ihre ‚Machtposition‘ nur zu gern ausnutzen. Schwul oder nicht schwul.

„Natürlich, Doktor Rush. Danke sehr“ Ohne Scheu begibt sich Julian zu Hänschen Kline und bedankt er sich erneut. Dieses Mal für die hingehaltenen Handschuhe. Diese streift er über und untersucht den Leichnam – als hätte er nie etwas anderes gemacht.

Charlene und er fachsimpeln über Wundränder und Schnittführung und ich verliebe mich gerade aufs Neue. Er ist nicht nur sexy, er ist auch noch schlau.

Doktor?“ fragt mich Jen. „Ich hoffte, er wäre ein Bulle.“ Und sie sieht dermaßen enttäuscht aus… Ich enthalte mich des Kommentars. Ansonsten wäre ich geneigt, die Wahrheit zu sagen. Stopp, stopp, stopp! Es ist die Wahrheit. Julian hat einen Doktortitel. „Ja, Jen. Doktor.“ Was ihm ein bisschen Respekt entgegen bringen sollte! Wehe nicht! Dann hat es sich ausge-Spacko-t und sie lernt mich von einer Seite kennen, die ihr nicht behagen wird. Schwul oder nicht! Ich bin meines Vaters Sohn und kann zornig werden! Richtig, richtig zornig.
 

()Diese detektivische Arbeit könnte ihm gefallen. Aufmerksam betrachtet Julian die Schnitte an Kehle und Brust, spricht mit der Pathologin über die Art und Klingenführung und bestätigt die Annahme, was die Breite und Schärfe der verwendeten Klinge angeht. Aarons Ansatz, an ein Katana zu denken, ist nicht arg verkehrt. Allerdings ist ein Katana zu lang und alles andere als unauffällig. Ein Wakizashi käme eher in Betracht – es ist kürzer und leichter zu verstecken. Oder aber… //Ein Tanto-Dolch.// kommt Julian im Stillen zu dem Schluss und glaubt nicht an einen Irrtum. Ähnlich gefertigt wie Katana und Wakizashi steht es diesen beiden Waffen in Sachen Schärfe in nichts nach. „Darf ich die Berichte der ersten Opfer einsehen?“ wendet er sich an Doktor Rush. Seiner Bitte wird bewilligt und er bekommt ein besseres Angebot obenauf.

„Ich habe die beiden noch hier. Den Rupert und den Kalli.“()



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Witch23
2014-05-28T22:18:15+00:00 29.05.2014 00:18
freue mich auch das es wieder weitergeht. zwar ist der Stilumbruch von unseren beiden süßen nach längerer Zeit wieder etwas schwerer zu verarbeiten, zumindest für mich. Aber ansonsten macht es wie immer Spaß das ganze zu verfolgen.
Von:  Nami_van_Dark
2014-05-28T18:24:40+00:00 28.05.2014 20:24
Nach langer Zeit mal wieder ein Kapi von dir ^^
*freu mich*
kann man diese Jen weg Operieren ???? XD


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