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Falling Down

Gabriels Fall - FERTIG
von

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Eine Teeparty, die auch ganz ohne verrückte Hutmacher auskommt und keinesfalls im Wunderland stattfindet. Ach ja: und Mausi.

Falling Down
 

Teil 9
 

Raphaels Wohnung war klein und sie hatte noch einen Nachteil: Michael wartete bereits dort und kraulte die Katze.

"Ich hab Tee aufgesetzt, Raphi," begrüßte der himmlische Heerführer seinen Kollegen, als Gabriel, Jeremias und Lael im Schlepptau des himmlischen Heilers das Appartment betraten.

"Was?!" rief Gabriel aus.

Lael grinste dämlich und sagte: "Onkel Raphael macht Onkel Michael immer die Wäsche, weißt du das noch nicht, Onkel?"

"Was?!" wiederholte der Todesengel. Er war nicht gewillt, irgendetwas, was Lael sagte, auf Anhieb zu verstehen. Sonst hätte er sich eingestehen müssen, daß die Zeit als Mensch ihn mehr beeinflußt hatte, als er zugeben wollte. Und so schuldig fühlte er sich nun auch wieder nicht wegen Laels Dummheit.

"Raphael wäscht für Michael, deshalb muß Michael nett zu ihm sein," erklärte Jeremias.

"Neeeeiiiiiin!" winkte Michael ab. "Ich mag einfach Katzen. Ich knuddle sie gern und ich bürste sie gern und ich mache ihnen gern Lockenwickler in die Haare..."

"Und wenn ich ihn >Katzensitter< für Mausi spielen lassen, kocht er mir Tee," ergänzte Raphael. "Pfefferminz oder Hagebutte?"

"Earl Grey!" protestierte Michael. "Ich trinke doch keinen billigen Aldi-Tee!"

"Nein, stimmt, der Earl Grey ist aus dem dm-Markt..." erinnerte Jeremias ihn trocken und setzte sich. Alles in Raphaels Wohnung war mit Häkeldeckchen überzogen: der Fernseher, die Möbel, der Boden, die Wände und die Katze.

Und auch auf Michaels Rüstung prangten schon zwei oder drei Deckchen im Schneeflockenmuster Nummer XI.

"Setzt euch irgenwo hin," bot der Heiler seinen Gästen an und auch Lael und Gabriel ließen sich häuslich nieder. Soweit das in dieser Wohnung möglich war. Gabriel kam sich vor wie in einem gigantischen Spinnennetz aus weißem Häkelgarn.

"Wollt ihr Kekse?" rief Raphael aus der Küche.

"JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!"

"Wie konnte er bloß fragen?!" wollte Jeremias wissen. "Er kennt doch Lael!"

Gabriel schnippte eine Häkeldecke im Blumenmuster Nummer II von der Klinge seiner Sense. Er hatte keine Ahnung, wie es dort hingekommen war. Allmählich begannen diese Vollidioten ihn doch wieder zu nerven und er fragte sich, wie er nur jemals hatte denken können, daß Raphael eigentlich doch ganz ok war...

Die hatten doch alle einen an der Waffel!

Er war kurz davor, seine guten Vorsätze zu vergessen und zu gehen, als ihm ein unbekannter Duft in die Nase stieg: Earl Grey.

Raphael kam angeschwebt mit einer Teekanne und Tassen und stellte alles auf einem kleinen Tisch ab, der unter 6044 Deckchen des Blumenmusters Nummer XXXVII schon völlig verschwunden war.

"Magst du auch Tee oder soll ich dir Kaffee machen, Gabriel?" fragte Raphael.

"Tee!" verlangte Gabriel barsch.

Der Heiler verteilte die Tassen, verschwand noch einmal kurz, um die Spuckgläser zu holen und schenkte dann großzügig die dampfende Brühe aus. Michael packte seine Tasse wie einen Zinnpokal voll Feindesblut, erinnerte sich dann aber doch daran, was er Raphael versprochen hatte und ging etwas vorsichtiger mit dem Porzellan um. Gabriel verschluckte sich fast, als er sah, wie der himmlische Heerführer in seiner auf Hochglanz polierten Rüstung den kleinen Finger beim Trinken abspreizte.

Aber der Tee war gut.

-Ich glaube, ich habe gerade eine neue Sucht entdeckt...- flötete Gabriels innere Stimme. Er sah zu Jeremias und Lael hinüber.

Lael hatte die halbe Hand in die Tasse gesteckt, um ein Teeblatt herauszufischen, das er anschließend beschnupperte und aufaß. Jeremias verdrehte nur die Augen dabei, unternahm aber nichts, sondern spuckte in sein Glas und nahm sich einen Keks.

Ein lautes Schlürfen veranlaßte den Todesengel, ruckartig den Kopf zu drehen. Sobald Michael sich unbeobachtet fühlte, vergaß er natürlich sofort seine guten Manieren und trank wie ein Schwein. Er rülpste sogar leise, als er die Tasse und das Glas abstellte.

"Was ist?" fragte er unschuldig.

Gabriel und Raphael starrten ihn nur mit offenem Mund an und überlegten, wie sie ihm möglichst taktvoll klarmachen konnten, daß er sich gerade danebenbenommen hatte. Da plärrte Lael dazwischen: "Du hast ganz schlechte Tischmanieren, Onkel! Für DICH gibt es heute KEINEN Kuchen!"

Gabriel schlug sich die Hände vor's Gesicht.

-Ich werde noch wahnsinnig...- dachte er. -Die sind ja noch bekloppter als die Menschen!-

Doch er riß sich weiterhin zusammen und gab sich ganz dem Earl Grey hin. Wenigstens ein Lichtblick bei dieser unsäglichen Teeparty. Er mußte an das Buch >Alice im Wunderland< denken und die Teeparty mit dem verrückten Hutmacher und dem Märzhasen. Wenn man es recht betrachtete, hatte Raphael ziemlich große Ohren,...

Und sie konnten alle davon ausgehen, daß heute ihr >Nicht-Geburtstag< war.

-Wenn die nicht bald Vernunft annehmen, drehe ich durch,- schwor der Todesengel sich. -Ich laufe Amok und zerstöre den Himmel!-

"Was hältst du denn von Bayern?" fragte Michael unvermittelt und lehnte sich in den grüngeblümten Sessel zurück. Mausi sprang von seinem Schoß, verfing sich irgendwo im Dschungel aus Häkelgarn und fing an, laut zu miauen.

"Oh, ja, mein Schatz, ich komme gleich!" rief Raphael und kam mit einem Besen an, um das Tier aus den Fäden zu befreien.

"Ähm, tja, ist ein nettes Land.

Viel... Bier. Und so," sagte Gabriel, weil das das einzige war, was er darüber wußte.

"Ich meinte den Verein!"

"Hä?!" Von Fußball verstand Gabriel absolut nichts. Und wenn er ehrlich war, hatte er nicht einmal gewußt, daß Bayern überhaupt eine Mannschaft hatte.

"Bayern München oder welcher sonst?" fragte Lael aufmerksam.

-Seit wann hat DER von irgendwas eine Ahnung?- wunderte der Todesengel sich. Es war beschämend, daß er weniger wußte als Lael...

"Natürlich Bayern München, gibt es etwa sonst noch einen Verein auf der Welt?!" regte Michael sich auf.

"Naja, da wäre zum Beispiel Manchester United, von dem ich persönlich Fan bin," sagte Jeremias und das hätte er besser lassen sollen, weil der himmlische Heerführer daraufhin völlig ausrastete.

"Was?! Du unloyale Kanalratte...!"

Gabriel drehte sich zum Raphael um, der Mausi auf den Arm genommen hatte wie ein Baby und die schneeweiße Perserkatze hin und her schaukelte, um sie wegen ihres furchtbaren Erlebnisses im Horror-Wald der Häkelnetze zu beruhigen. "Sag mal, Raph, ich wußte gar nicht, daß Michael so schwierige Wörter wie >unloyal< aussprechen kann.

Weiß er denn auch, was das bedeutet?"

"Klar weiß ich das, halt die Klappe, Gulgolet, es gibt nur EINEN einzigen Verein auf der Welt und das ist Bayern München!!!" brüllte Michael einfach weiter, ohne Luft zu holen.

Aber Jeremias war auch ziemlich gut und hielt tapfer dagegen, während Raphael nur mit den Schultern zuckte. "Er hat den Kyriotetes Prügel angedroht, wenn sie ihm ihr Wörterbuch nicht schenken...

Willst du sie mal halten?"

"Was denn?"

"Mausi."

"Oh,... äh..." machte Gabriel. Er mochte eigentlich keine Katzen. Und diese hier sah ihn auch noch so neugierig an, als wollte sie sagen: >Zeig mal dein Gesicht her, damit ich es zerkratzen kann!<

"JAAAAAAAAAAAAA!!!" ertönte es ein zweites Mal, während Michael und Jeremias sich weiter stritten. Lael setzte sich zu Raphael und Gabriel und nahm die Katze entgegen. "Jerry ist mein bester Freund, aber Fußball find ich blöd," erklärte er und fing an, Mausi zu streicheln.

Gabriel nickte verständnisvoll. Zumindest in diesem Punkt gab es keine Probleme zwischen ihm und Lael.

Er sah sich den kleinen Engel noch einmal genau an. Wie er zugeben mußte, war das Bürschchen ja recht süß. Und irgendetwas an ihm sagte einem, daß er nicht immer so blöd gewesen war.

"Hast du noch Kekse für mich, Onkel Raphael?" fragte Lael. "Und für Tante Mausi?"

Das war es. Das schlug dem Faß den Boden aus.

"Verdammt, Lael, hör endlich auf mit deinem blöden >Onkel< und >Tante<! Ich ertrage das nicht mehr! Kannst du denn nicht normal reden?!" brüllte Gabriel ihn an und übertönte damit sogar die beiden Streithähne im Hintergrund.

Michael und Jeremias starrten ihn überrascht an. Naja, Jeremias war eigentlich eher wütend als überrascht.

Lael saß da, ließ die Katze auf den Boden und fing an zu heulen.

"Was hast du JETZT schon wieder mit ihm gemacht, Herr?!" beschwerte Jeremias sich. "Du weißt doch, daß er nichts dafür kann!"

"Wofür? Für seine Dummheit?

Was ist eigentlich mit ihm passiert?!" fragte Gabriel genauso laut.

"Er hat gezündelt," nuschelte Michael undeutlich, mit einem Stück Pappe im Mund.

"Michael, das ist ein Untersetzer, kein Keks," erklärte Raphael langsam, bevor er mit Mausi in der Küche verschwand, um nach Süßigkeiten zu suchen, mit denen er Lael das Maul stopfen konnte. Denn wenn es hier weiterhin so laut zuging, würden sich garantiert die Nachbarn bei ihm beschweren. Und Raphael war immer so stolz darauf gewesen, ein vorbildlicher Mieter zu sein! Er putzte sogar jede halbe Stunde den Flur...

Er hatte von Anfang an gewußt, daß es keine gute Idee gewesen war, Gabriel kurzzeitig in einen Menschen zu verwandeln. Das gab nur noch mehr Ärger, als sie alle ohnehin schon hatten. Zumindest sah es so aus, als würde der Todesengel jetzt von Kaffee auf Tee umsteigen, was mit Sicherheit besser für seine Gesundheit wäre...

"Er hat gezündelt?" wiederholte Gabriel die Worte des himmlischen Heerführers, der die Pappe inzwischen ausgespuckt hatte und grummelte: "Ich hab mich auch schon gewundert, warum der Keks so geschmacklos war!

...

Yo, er hat gezündelt!"

"Was denn?

Lael, halt die Klappe!" befahl Gabriel und schob ihm den letzten Keks rein. Sofort war es totenstill, bis auf Michael, der erklärte: "Du weißt doch, daß Lael zuerst bei Uriel war...

Tja, und als Adam dann auftauchte, hat Uriel ein paar seiner Leute dazu abkommandiert, Essen für ihn zu kochen. Lael war einer davon und er wollte Adam einen Hamburger grillen...

Also, die Frikadelle, nicht den Bewohner der Stadt Hamburg - die gab's da ja noch gar nicht..."

"Schon klar," meinte Gabriel, geschockt von Michaels abstrusen Gedankengängen. "Weiter!"

"Lael konnte kein Feuerholz finden und er wußte, daß er die Bäume im Paradies nicht einfach so abhacken durfte, also ging er zu seinem Chef und hielt die Frikadelle an Uriel. Dummerweise hat er sie zu lange im Feuer gelassen und das Ding und der Stock, an dem es steckte, gingen in Flammen auf. Lael ließ vor Schreck alles fallen... und es landete auf den Papieren der Kyriotetes..."

"Wer kann so blöd sein, PAPIER in der Nähe von URIEL abzulegen?!" wollte Gabriel fasziniert von soviel Debilität wissen.

"Rahab," antwortete Lael mampfend.

"Er kam in den Knast, weil er ein paar wichtige Pläne für Ergänzungen am Paradies abgefackelt hatte," fuhr Michael unbeeindruckt fort, unterbrach sich aber gleich wieder: "Ähm, Lael, nicht Rahab. Dem scheiß Beamten ist nichts passiert!"

"Was denn für Pläne?" fragte Jeremias, der die Geschichte bisher offensichtlich auch noch nicht gekannt hatte.

"Zum Beipiel die Bauanleitung für eine Rosenkohlsorte, die NICHT zum Kotzen schmeckt und von der man KEINE Blähungen kriegt!

Verstehst du, diese Papiere waren unvorstellbar wertvoll und nur wegen deines kleinen Freundes da sind sie in Flammen aufgegangen! Uriel fand das nicht lustig und Adam mußte auch hungrig schlafen gehen.

Also waren schon zwei ziemlich sauer darüber und beschwerten sich bei Ihm. Als dann auch noch die Kyriotetes ankamen, um Lael anzuklagen, weil er die Unterlagen vernichtet hatte, hat der Herr ihn gleich in die Kerker gesteckt. Und was da mit ihm passiert ist,... darüber wollen nicht einmal die Dämonen sprechen, weil es ihnen zu gruselig ist!" beendete Michael die Erzählung.

"Wow, ich bin echt beeindruckt, Michael!" gab Gabriel zu. "Ich hätte nicht gedacht, daß du einen zusammenhängenden Text formulieren kannst. Wenn ich nachdenke, kann ich mich nicht einmal erinnern, in den letzten 4 Milliarden Jahren auch nur EINEN vernünftigen SATZ von dir gehört zu haben!"

"Laber nicht, Mann, du hast auch deine Macken, das will ich dir schon lange mal sagen. Und du solltest bedenken, daß wir uns nicht alle soviel rausnehmen können wie du. Du hattest nur Glück.

Wenn Samiel dich nicht gebraucht hätte, um diese Sache mit Jazariel abzuziehen und wenn du nicht der Todesengel wärst... ich meine, weißt du noch, wie du VORHER warst?

Du hast auch vor Ihm gekuscht, genau wie wir, nur daß WIR das immer noch tun müssen. Und DU machst uns zusätzlich das Leben schwer! Also nöl nicht rum, wenn wir dich nerven, du hast es verdient!" behauptete Michael sauer.

Gabriel machte den Mund auf, schloß ihn dann aber wieder ohne etwas gesagt zu haben. Er konnte es kaum denken - alle seine Hirnwindungen schmerzten ihn bei diesem Geistesblitz - aber Michael hatte ja eigentlich Recht.

Bevor er sich wegen Jazariel mit Gott angelegt hatte, hatte Gabriel auch nicht tun und lassen können, was er wollte. Erst durch diesen Vorfall - und durch die Tatsache, daß er als Chef der Seelensammler für den Herrn unentbehrlich war - hatte er an Selbstbewußtsein und Macht gewonnen.

Und er erinnerte sich auch daran, daß seine Kollegen erst SEITDEM so nervtötend waren. "Ihr meint,... ihr könnt auch anders?" erkundigte er sich vorsichtig.

"Wenn DU anders kannst," bestätigte Raphael, der gerade mit einer weiteren Keksdose zurückkehrte. Gabriel schnappte sie ihm weg, bevor Lael sie in die Finger bekam. Natürlich war der kleine Seelensammler daraufhin wieder kurz davor zu flennen.

"Stop!" befahl Gabriel und hob den Zeigefinger. "Lael, kannst DU auch anders sein?"

Lael sah ihn mit großen Augen an.
 

Wird fortgesetzt...
 

Kann er?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2004-05-31T18:44:03+00:00 31.05.2004 20:44
oO und kann er?!? ich fall gleich vom stuhl wenn im nächsten kapitel ein intelligenter leal auftaucht...
Von:  liddleSister
2003-05-14T08:30:05+00:00 14.05.2003 10:30
Kann er denn?
Und krieg ich auch einen Keks?
*g*
Von:  Miisha
2003-05-13T14:13:29+00:00 13.05.2003 16:13
O.O Die Sache wird ja richtig spannend! *freu*
Wenn er kann, kriegt er dann ein Leckerli? XD
Los! Weiter!!! ^^ *nicht lange warten möcht*

cuu, Miisha ^^


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