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Die Legende vom Avatar

von

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Ein bestialischer Gestank ließ Kenai langsam wieder zu sich kommen. Ihm war schlecht, sein Schädel dröhnte und alles drehte sich um ihn, als er vorsichtig seine Augen öffnete. Er hatte keine Ahnung wo er war. Alles um ihn herum war in ein seltsames Dämmerlicht gehüllt und schien vor seinem Blick zu verschwimmen. Er versuchte sich aufzurichten, doch ein stechender Schmerz explodierte in seiner Seite, zwang ihn ächzend dazu sich wieder auf sein Lager sinken zu lassen. Etwas bewegte sich an seiner Seite. Vorsichtig drehte er den Kopf. Nicht weit von ihm entfernt brannte ein Feuer, auf dem ein großes Tongefäß stand. Eine Gestalt stand davor, ihm den Rücken zugewandt, und rührte darin herum, ohne sich an dem fürchterlichen Gestank zu stören, der daraus hervorquoll und die Luft verpestete.

„Wo … wo bin ich?“, fragte Kenai leise. Die Gestalt wandte sich nicht um, sondern rührte einfach weiter, so dass er nicht sicher war, ob sie ihn gehört hatte. Er wollte gerade noch einmal fragen, als sie ihm zuvor kam.

„Du bist schon wach. Hm, Mana hatte gehofft noch alleine essen zu können. Pech gehabt. Du bekommst nichts ab. Das ist Manas Essen. Wenn du Hunger hast, dann hol dir selbst was.“

„Ist das Essen etwa im Topf drinnen?!“

„In meinem Bauch ist es jedenfalls nicht, Grünschnabel.“

Angewidert verzog Kenai das Gesicht. Der Gestank alleine war schon schlimm genug, aber ein Bissen davon würde ihn garantiert umbringen. „Danke. Ich bin nicht hungrig.“

„Gut. Du hast ohnehin essensverbot. So lange, bis die Salbe eingezogen ist. Du darfst der alten Mana dafür danken, dass sie dich gerettet hat.“

„Ähm … Bist du denn Mana?“

„Es gibt nur eine Mana und da ich Mana heiße, werde ich wohl die alte Mana sein. Oder siehst du hier noch eine andere Mana?“

„Ähm nein, scheinbar nicht … Danke für die Hilfe.“ Wieder versuchte er sich aufzurichten, doch dieses Mal um einiges behutsamer. Erst jetzt bemerkte er, dass man seine Brust verbunden hatte. Seine Seite schmerzte, doch nicht so stark wie noch Momente zuvor. Wieder sah er sich um. Diesmal verschwamm die Umgebung nicht vor seinem Blick. Er war in einer Höhle, die um einiges kleiner war als jene, in der seine Leute Zuflucht gesucht hatten, doch sie war um einiges gemütlicher. An den Wänden war sie mit allen möglichen Gegenständen vollbepackt, an der Decke baumelte etwas was aussah wie getrocknete Pflanzen und auf dem Boden lag ein kuschliges Fell, was ihn ein wenig an sein zu Hause erinnerte. Nur der Gestank bereitete ihm weiterhin Übelkeit. Aber irgendetwas störte ihn. Etwas fehlte. Etwas wichtiges … „Was ist mit dem Jungtier?!“, entfuhr es ihm entsetzt. Sofort stand er auf seinen Füßen. Schmerz explodierte an seiner Seite. Er taumelte, fiel rückwärts und landete wieder auf seinem provisorischen Lager. „Was ist mit dem Kleinen?“

„Dem Kleinen?“, fragte Mana verwirrt. „Meinst du das Wolfsbärenjunge, das du bei dir hattest? Das hat Mana zurückgelassen.“

„WAS?! Ist es, ist es …“

„Tot? Woher soll Mana das wissen? Es lag im Sterben, also hat Mana es zurückgelassen. Wolfsbären sind gefährlich und unzähmbar. Einmal von der Mutter getrennt, haben sie keine Überlebenschancen. Besonders dieses nicht. Es ist weiß. Es hat die falsche Farbe. Wolfsbären sind braun bis schwarz, aber niemals weiß. Es kann alleine nicht überleben.“

„Es ist nicht alleine!“, presste Kenai zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als er sich zum Aufstehen zwang. Sofort drehte sich wieder alles um ihn, doch er kämpfte diese Schwäche energisch nieder. „Ich habe ihm versprochen ihm zu helfen … Urgh … Und daran halte ich mich auch.“ Schwer atmend stolperte er auf die einzige Öffnung zu die er sehen konnte. Plötzlich versperrte ihm Mana den Weg. Sie war klein, um einiges kleiner als er sie von hinten her eingeschätzt hatte, mit verfilztem, grauen Haar und unzähligen Falten, die tiefe Schluchten in ihr runzliges Gesicht gruben. Mana war nicht einfach nur alt, sie war steinalt.

„Mana erlaubt es dir nicht aufzustehen!“, blaffte sie ihn an. „Du hast gebrochene Rippen. Du brauchst Ruhe. Wenn du dich nicht hinlegst, wird Mana dich nicht noch einmal behandeln!“

Kenai sah sie an, dann schob er sie achtlos beiseite. „Ich werde es überleben. Das Kleine nicht. Ich lasse es nicht alleine.“ Er wollte gehen, doch Mana hielt ihn fest. Ihre Hand bohrte sich in sein Handgelenk, so stark, als wolle sie versuchen es zu zerquetschen. Ein seltsam lodernder Glanz lag in ihren großen, hellen Augen, die sie zu Schlitzen verengt hatte.

„Es ist nur ein Tier.“

„Es ist ein Lebewesen.“

„Und wenn schon? Es wird ohnehin sterben.“

„Nicht, wenn ich irgendetwas tun kann.“

„Warum ist es dir so wichtig?“

„Es ist das erste Tier, dass ich hier je gesehen habe!“, fuhr er sie an, dann stutzte er verblüfft. Erst jetzt, wo diese Worte seinen Mund verlassen hatten, wurde ihm diese Tatsache bewusst. Zu Hause am Nordpol gab es nur wenige Tiere wie zum Beispiel die Koalaotter oder Seehunde, doch seit er seine Heimat verlassen und zum ersten Mal das Festland betreten hatte, hatte er keine Tiere mehr gesehen. Kein einziges, mit Ausnahme des Drachen, der jedoch so schnell vorübergezogen war, dass er ihn kaum erkannt hatte. Auch wurde ihm erst jetzt die beinahe unnatürliche Stille bewusst, die die Wälder umgeben hatte. „Ich … Ich will einfach nicht, dass es stirb. Es scheint hier kaum Tiere zu geben, um so kostbarer ist jedes einzelne Lebewesen. Zur Not werde ich es einfach alleine aufziehen.“

„Wolfsbären lassen sich nicht zähmen. Es könnte dich umbringen.“

„Das finden wir nicht heraus, wenn wir es einfach sterben lassen!“

Mana sah ihn schweigend an, sah in seine vor Entschlossenheit funkelnden Augen und erkannte, dass es nichts gab, was sie ihm hätte sagen können um ihn von seinem Entschluss abzubringen. Plötzlich lachte sie, so laut, dass Kenai erschrocken zusammenzuckte. Es war ein seltsames Lachen. Es erinnerte eher an das Bellen eines Hundes, wobei sie grölend ihren Kopf in den Nacken warf und ihre fünf einzig verbliebenen Zähne offenbarte. „Dein Gesicht! Du hättest dein Gesicht sehen sollen!“, lachte sie schalend. „Himmlisch! Himmlisch! Die alte Mana hat lange nicht mehr so gelacht! Als würde Mana hilflose Tiere im Stich lassen. Komm, komm mit!“ Noch immer lachend, führte sie den heillos verwirrten Jungen in eine andere Höhle, die mit der anderen durch einen breiten Gang verbunden war. Sie war noch einmal um einiges kleiner und halb so hoch, gerade so, dass Kenai noch aufrecht stehen konnte, die Decke aber durchaus mit seiner Hand hätte erreichen können. Der komplette Raum war mit Fellen ausgelegt. Das einziges Licht kam von kleinen Nischen, in denen kleine Feuerchen loderten. Auf dem Boden, in einem kleinen Körbchen ruhend, lag das Wolfsbärenjunge, dessen Körper immer noch von heftigen Krämpfen gepeinigt wurde.

„Wie geht es ihm.?“, fragte Kenai besorgt.

„Es ist eine sie“, belehrte ihn Mana. „Und es geht ihr furchtbar. Nur die Zeit wir zeigen, ob sie überleben wird. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt noch am Leben ist. Sie braucht in den nächsten Tagen viel Aufmerksamkeit.“

„Dann bleibe ich bei ihr. Autsch!“ Unschuldig sah Mana ihn an und tat, als hätte sie keine Ahnung davon, wer ihn da gerade heftig in den Arm gezwickt hatte. „Was sollte das denn?“

„Du kannst nicht bei ihr bleiben“, sagte Mana schließlich. „Nur Mana kann der Kleinen helfen. Du kannst das nicht. Wenn du willst, dass Mana deinem Tier hilft, musst du tun, was Mana von dir verlangt.“

„Und was soll ich tun?“

„Mana hat hier einen kleinen Dachsmaulwurf“, erklärte sie ihm und deutete auf eine andere Seite des Raumes, wo sich ein anderes Tier zusammengerollt hatte und in einen tiefen, ruhigen Schlaf versunken war. „Es hat seine Eltern verloren, genau jetzt, wo es in seiner wichtigsten Entwicklungsphase ist. Wenn Mana ihm nicht zeigt, wie es Bändigen kann, wird es nicht leben können, aber wenn Mana sich um ihn kümmert, wird diese hier sterben. Daher musst du Mana helfen, wenn beide Tiere leben sollen, ansonsten wird das Wolfsjunge sterben müssen.“

„Ich kann nur Wasser bändigen“, erklärte Kenai, der sich nicht vorstellen konnte, dass dieses Tier irgendetwas mit Wasserbändigen anfangen konnte.

Mana wandte sich vom Wolfsbärenjungen ab und sah ihn an, das Gesicht in tiefe Schatten gehüllt. „Du bist ein Wasserbändiger?“

„Ja. Bin ich. Ist das ein Problem?“

„Was machen Wasserbändiger an diesem Ort? Das ist falsch. Hier dürfen keine Wasserbändiger sein. Wasserbändiger haben hier nichts zu suchen! Geh! Sofort! Verschwinde!“

Kenai rührte sich nicht, vollkommen verblüfft von der plötzlichen Stimmungsschwankung der alten Greisin. „Aber … aber …“, protestierte er, doch er hatte keine Chance irgendetwas anderes zu sagen, denn plötzlich bewegte sich der Boden unter seinen Füßen und schmiss ihn aus der kleinen Höhle hinaus und in den Gang hinein. Der Schmerz in seiner Seite trieb ihm Tränen in die Augen. „Aber ich habe doch gar nichts getan!“

„Nichts getan?!“, fauchte Mana, die vor seinem Blick zu wachsen schien, bis sie den ganzen Gang ausfüllte. „Wasserbändiger verunreinigen diesen Ort! Sie fluten ganze Täler und vertreiben das Leben aus diesen Orten, die nicht die ihren sind! Sie entweihen den Berg! Sie haben keinen Respekt vor den hiesigen Geistern! Sie ziehen ihren Zorn auf sich! Die Geister werden wütend! Mana wird nicht zulassen, dass der Geist auf Mana wütend wird, nur weil sie einen Wasserbändiger beherbergt! Geh! Verschwinde!“

„Ich kenne Tsai Shen!“, rief Kenai verzweifelt, der sich immer wieder ducken musste, denn Mana hatte begonnen Steinsplitter auf ihn zu schleudern. „Ich habe ihn gesehen! Er hat mir das Leben gerettet!“ Der Angriff brach so abrupt ab, wie er begonnen hatte.

„Was sagst du da?“

„Ich habe Tsai Shen gesehen“, begann er keuchend, die Hand auf seine schmerzende Seite gepresst. „Er sah aus wie eine gigantische Spinne. Ich war mit einer Gruppe von anderen Wasserbändigern zusammen. Tsai Shen stürzte sich auf uns, begrub mich unter sich und stürzte sich auf die anderen. Er wollte … Ich glaube, er wollte sie verletzten oder gar töten. Aus einem Bein wurde eine Pranke. Ich rief seinen Namen und bat ihn, es nicht zu tun. Er ließ von den anderen ab und sah mich an, ohne jedoch irgendwie zornig zu sein. Als einer der Wasserbändiger ihn angegriffen hat, wurde er wütend und löste ein Beben aus. Dabei stürzte ich in die Tiefe. Wenn er mich nicht aufgefangen hätte, wäre ich gestorben. Er hat mein Leben gerettet.“

„Wieso sollte der Geist dich retten?“

„Keine Ahnung. Das habe ich mich auch schon gefragt. Vielleicht mag er mich ja.“

„Der Geist mag niemanden! Entweder du achtest seine Regeln und er duldet dich, oder du missachtest seine Regeln und er bestraft dich. Was anderes gibt es nicht. Mana muss es wissen.“

„Mag sein. Aber das ändert nichts daran, dass er mir mein Leben gerettet hat. Wieso sollte ich mir das ausdenken?“

„Woher soll Mana wissen, was im Kopf eines Wasserbändigers vor sich geht?“, konterte Mana, noch immer misstrauisch, doch zumindest machte sie keine weiteren Anstalten Steine nach ihm zu schmeißen. „Es gibt nur einen Weg um herauszufinden, ob du die Wahrheit sagst. Komm mit.“ Sie führte ihn durch ein Labyrinth aus hunderten von Gängen, die er sich unmöglich alle merken konnte, besonders, da es, je weiter sie sich von Manas Lager entfernten, immer dunkler wurde, bis er nichts mehr sehen konnte und sie ihn an der Hand nehmen musste. Plötzlich blieben sie stehen. Kenai hörte, wie Mana einmal kräftig auf den Boden stampfte und plötzlich öffnete sich zu seiner linken die Höhle. Etwas verwundert trat er ins Freie hinaus. Sie hatten einen weiten, runden Platz erreicht, der von spitzen Felsen umrundet wurde, die von seltsamen, verschnörkelten Bäumen bewachsen waren. Ein paar glatt geschliffene Steinbrocken lagen scheinbar wahr los in der Gegen herum, doch in ihrer Einfachheit stachen sie an diesem Ort hervor, der vom Licht der untergehenden Sonne erhellt wurde.

„Wo sind wir hier?“, fragte er, doch als er sich umdrehte, merkte er, dass Mana und der Eingang verschwunden waren. „Ja, toll“, brummte er verstimmt. Seine gebrochenen Rippen meldeten sich zu Wort. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ er sich auf einem der flachen Steine sinken. Es dauerte nicht lange und die Dunkelheit brach über ihn herein. Sterne schimmerten am schwarzen Firmament, erst vereinzelt, dann ein wahres Sternenmeer. Kenai saß einfach nur da und starrte nach oben. Er kannte diese Sterne. Sie sahen genauso aus wie in seiner Heimat, nur dass sie nicht genau dort lagen, wo sie in seinen Erinnerungen hätten sein müssen. Doch kaum hatte er eine vertraute Konstellation entdeckt, fügten sie sich zu einem Bild zusammen. Er konnte den Eisbären erkennen und direkt daneben den Krieger und irgendwo dort oben musste auch die Seeschlange sein. Alles Sternenbilder, die sein Vater ihm gezeigt hatte, als er ein kleines Kind gewesen war. Ein trauriges Lächeln legte sich auf sein Gesicht, doch die Traurigkeit wich der Gewissheit, dass er und sein Vater, trotz der Distanz, die zwischen ihnen lag, die gleichen Sterne sehen konnte. Ein Gefühl von Verbundenheit regte sich in ihm.

Plötzlich verdunkelte ein Schatten seinen Blick auf die Sterne. Kenai erstarrte, als er fassungslos mit ansah, wie sich eine gigantische Kreatur vor ihm aus dem Boden schälte. Zuerst war sie durchsichtig, kaum wahrzunehmen, doch je höher sie sich stemmte, desto fester wurde ihre Gestalt, bis er nicht mehr durch sie hindurchsehen konnte. Dieses Mal war es keine Spinne, die ihren Schatten auf ihn warf, sondern eine gigantische Bärenechse, die seine Augen auf ihn richtete, kaum dass er ihn bemerkt hatte.

„Ts … Tsai Shen?“, fragte Kenai unsicher. Er war sich nicht sicher, ob er dem richtigen Geist gegenüberstand, doch seine Zweifel schwanden, als Tsai Shen seine Schnauze senkte und an ihm schnüffelte. „So schnell sieht man sich wieder, was? Danke noch einmal, dass du mein Leben gerettet hast. Und ich entschuldige mich für den Idiot der dich angegriffen hat. Du hast ihm nur Angst gemacht. Da hat er einfach falsch reagiert. Ich bin sicher, dass ihm Kohei … Ich meine Kurok, ganz schön den Kopf gewaschen hat. Das wird ihm bestimmt nicht noch einmal passieren. Ganz bestimmt.“ Hoffnungsvoll lächelte er den Geist an, dann wurde er ernster. „Ich weiß, dass ich das vielleicht nicht fragen sollte, aber … Warum hast du sie angegriffen und mich verschont? Ich bin auch ein Wasserbändiger, genau wie sie, aber du hast mich von ihnen getrennt und sie angegriffen, nicht aber mich. Wieso?“ Der Geist sah ihn an. Seine Augen, die bei ihrer ersten Begegnung voller Zorn gewesen waren, schienen amüsiert zu funkeln, beinahe so, als würde ihn diese Frage belustigen. Kenai grinste verkniffen. „Ist diese Frage für dich so bescheuert?“ Tsai Shen schien zu lächeln, als er seine gespreizte Zunge hervorschnellen ließ, mit der er dem jungen Wasserbändiger übers Gesicht schleckte, bevor er sich von ihm abwand und geschwind die Wand emporkletterte. Kenai folgte ihm mit seinem Blick, bis der Geist in der Dunkelheit verschwunden war, dann wischte er sich mit seinem Ärmel den Speichel aus dem Gesicht. Er wandte sich um und blickte plötzlich in das fassungslose Gesicht einer verschrumpelten Pampelmuse.

Erschrocken machte er einen Satz nach hinten, dann erkannte er sie. „Mana! Bei allen Geistern! Willst du mich zu Tode erschrecken?!“, fuhr er sie an, die eine Hand auf seinem rasendem Herzen ruhend, die andere an seiner schmerzenden Seite gepresst. Mana starrte ihn an, als könnte sie das, was sie eben gesehen hatte, nicht glauben. Nach einigen Minuten starrte sie ihn immer noch an, ohne ein einziges Mal mit den Augen zu blinzeln. Langsam machte er sich Sorgen. „Mana?“, fragte er und fuchtelte mit seinen Händen vor ihrer Nase herum. „Hallo? Lebst du noch? … Mana? Hallo.“ Er klopfte ihr auf die Stirn. „Sag mir jetzt bitte nicht, dass Tasai Shens Anblick dich umgebracht hat. Das finde ich nämlich nicht witzig! … MANA!“

Plötzlich kehrte das Leben in ihre alten Knochen zurück. Ungläubig schüttelte sie den Kopf, ohne ihre weit aufgerissenen Augen von ihm zu nehmen. „Du bist anders“, sagte sie schließlich.

Fragend hob Kenai eine Augenbraue. „Ist das gut oder ist das schlecht?“ Besonders, wenn das von jemanden wie dir kommt, fügte er in seinen Gedanken hinzu.

„Du bist anders“, wiederholte sie noch einmal.

„Nur, weil Tsai Shen mich abgeschleckt hat?“

„Ja, genau deshalb. Geister interessieren sich nicht für die Lebenden, es sei denn, du erzürnst sie. Mana weiß nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist. Vielleicht bedeutet das, dass du bald sterben wirst.“

„Du machst Witze, oder?“

„Geister interessieren sich nicht für die Lebenden, aber dieser Geist mag dich. Mana würde sich an deiner Stelle Sorgen machen.“ Plötzlich lachte sie wieder und klopfte ihm heftig auf den Rücken. „Mana erlaubt dir zu bleiben, bis wir wissen, was aus deinem Jungtier wird. Und du darfst auch wieder essen.“

„Wie … schön.“ Allein der Gedanke an den bestialischen Gestank reichte aus, um ihm sämtlichen Appetit zu verderben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2012-03-12T22:38:36+00:00 12.03.2012 23:38
Klasse Kapi^^
Mach weiter so^^


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