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Die Rabenschwinge

Warcraft Characterstories
von

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Tamaeru (Rysa)

"Rysa! Was machst du denn da?", schrie eine Stimme über die Wiese. "Komm rein! Wir fangen gleich mit unserer Meditation an!"

"Ich will aber nicht meditieren!", antwortete eine helle Stimme aus einem entfernten Gebüsch. "Ich will lieber spielen!"

Die große Gestalt stemmte die Arme in die Seiten. "Wenn du nicht herkommst, muss ich dich holen-"

"Versuch's doch!" unterbrach ihn die kleine Draenei, die sich hinter ein paar dürren Zweigen verschanzt hatte.

Und noch bevor sie den Mund wieder geschlossen hatte, wurde sie von einem ruckartigen Erdstoß aus ihrem Versteck geworfen und von einer heftigen Böe erfasst, die sie, sich wild wehrend und mit den Armen fuchtelnd, genau vor die Hufe ihres Lehrers schob.

Dieser legte ihr sacht eine Hand auf den Kopf, um sie zu beruhigen und beugte sich dann zu ihr herab, wobei er sich ziemlich klein machen musste, um auch nur relativ auf ihrer Augenhöhe zu sein.

"Ich sagte doch, ich würde dich holen, Rysa."

Bockig zog Rysa die Lippen zusammen und folgte Kyrael missmutig zurück zum Lager, dass sie am Rande Nagrands aufgeschlagen hatten, und dass für die nächsten Jahrzehnte ihr Heim bleiben sollte. Der Platz lag auf einer Anhöhe, weit im Norden, versteckt zwischen steilen Schluchten und auf normalem Wege kaum zu erreichen. Zu beiden Seiten des Lagers donnerten Wasserfälle in die Tiefe und ein paar kleinere Bäume spendeten etwas Schatten und raschelten im Wind.

Ein größeres und zwei kleinere Zelte waren im Dreieck um eine Feuerstelle aufgestellt. Das Hauptzelt, der Ort der Meditationen, des gemeinsamen Essens und Zusammenseins. Und die beiden kleineren Zelte, Orte der Ruhe und des Schlafes für Rysa und ihren Lehrer.

Kyrael schob die Felle vor dem Eingang des Hauptzeltes zu Seite, trat ein und hielt sie für die kleine Draenei offen, die wenig begeistert aber brav hinterhertrappelte.

Ihre Kilt war schmutzig und unten an einigen Stellen gerissen. Ein paar kleine Holzfiguren und ein provisorisch zusammengebastelter Traumfänger baumelten daran. An ihrem Gürtel hatte sie zwei in Kyraels Augen winzige Hämmerchen befestigt. Ihre dunkle Haut verschmierten Schlammspritzer und die silbrig glänzenden Haare waren in zwei verfitzten Zöpfen zusammengebunden und durch den Staub darin leicht angegraut. Ein paar lose Strähnen hingen ihr ins Gesicht in dem sich ein schuldbewusster Ausdruck breitmachte.

Kyrael zog eine Braue nach oben und schüttelte den Kopf.

"Du bist wie ein kleines Tier, Rysa. Stürzt dich mit dem Kopf voran ohne nachzudenken in die nächstbeste Schlammpfütze, ohne zu prüfen, wie tief sie ist."

"Es hat aber Spaß gemacht!", entgegnete die kleine Schamanin und ein breites Grinsen huschte über ihr Gesicht, um sogleich in dem sorgenvollen Blick ihres Lehrers wieder unterzugehen.

"Ich mache mir sorgen um dich. Irgendwann läufst du blindlings in eine Situation, aus der ich dich nicht herausholen kann."

Kyrael entwische ein Seufzen. "Ich habe die Verantwortung für dich. Und deshalb möchte ich, dass du lernst, das zu respektieren."

Rysa legte fragend den Kopf schief und wartete auf eine Erklärung.

"Deine Mutter gab dir den Namen Rysa Wolfsjunges nicht, weil du dich wie eines verhalten sollst. Unachtsam und mit dem Kopf durch die Wand durch dein Leben zu hetzen, sondern, weil sie wusste, dass aus diesem Welpen-" Er stupste Rysa gegen die Stirn. "-mal ein starker Wolf werden würde, der mit den Elementen lebt und sich von nichts beirren lässt."

"Sie sagte ich würde ein Wolf werden?", fragte Rysa verwirrt.

Kyrael lächelte. "Du wirst es bald verstehen."
 

Der Schamane ging zum anderen Ende des Zeltes, in dessen Ecke ein Korb stand, der mit Stoffen bedeckt war. Rysa folgte ihm mit ihrem Blick neugierig.

"Ich möchte, dass du lernst was es heißt, Verantwortung für jemanden zu übernehmen. Und ich hoffe, dass es dich zu einem besseren Schamanen reifen lässt."

Er bückte sich zu dem Korb hinab und zog daraus ein zusammengerolltes Bündel graubraunen Fells heraus, das augenblicklich anfing zu quietschen. Zwei Ohren schauten daraus hervor und eine kleine Schnauze an deren Spitze eine dunkle Nase saß. Zwei tiefschwarze Augen öffneten sich langsam, suchten den Grund für diese unliebsame Unterbrechung ihres Schlafes und trafen den Blick von Rysa, die den kleinen Wolf mit großen Augen ansah, in denen sich Neugier und Freude spiegelten.

Vorsichtig übergab Kyrael das kleine Bündel der Draenei, die es lang im Arm hielt.

"Wie ist sein Name?", fragte sie, den Blick immernoch auf das Tier gerichtet.

"Tamaeru." , antwortete Kyrael lächelnd. "Du wirst dich um ihn kümmern."

Rysa blickte ihren Lehrer eindringlich an.

"Werdet ihr mir helfen?", fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits kannte.

"Nein.", kam es kühl zurück.

Rysa nickte, setzte sich vor das kleine Feuer in der Mitte des Zeltes, legte den Welpen auf ihren Schoß, schloss die Augen und begann, leise murmelnd, zu meditieren.

Zufrieden tat es ihr Kyrael gleich.

Sie wird eine großartige Schamanin werden, dachte er für sich selbst.

"Sie lernt schnell.", ertönte eine Stimme in seinem Kopf. "Pass gut auf sie auf, bevor sie dir jemand nimmt."

Kyrael schlug die Augen auf und suchte den Raum ab. Doch da war nichts. Er zuckte mit den Schultern und setzte seine Meditation fort, bis die Nacht hereinbrach.

Heute wollte er sich um nichts mehr Sorgen machen müssen.



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