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Why can't I just love?

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2. Juni & 3. Juni

2. Juni
 

Hey, ich lebe doch noch. Das mit dem Weibertrupp hat sich erledigt – ich war heute mit einem Mädchen aus. Es hat natürlich ganz klasse angefangen. Ich war gerade aufgestanden und meine Haare standen in alle Richtungen ab, ich trug Herzchen-Boxershorts und hatte Augenringe bis zu den Knien. Als ich die Treppe herunterging – natürlich nicht, ohne auszurutschen und höchst elegant auf dem Gesäß zu landen – sah ich auf einmal dieses Mädchen neben meiner Mutter stehen. Sie musterte mich mit eher mäßiger Begeisterung und meine Mutter grinste wie ein Honigkuchenpferd. Sie schien besonders stolz auf das dieswöchige Exemplar zu sein. Na gut, ich konnte sie verstehen – das Mädchen war in meinem Alter, hatte ein schönes Gesicht mit klaren, großen Augen, eine zierliche Figur und leicht gewellte, dunkelbraune Haare, die sie locker hochgesteckt hatte. Obwohl ich aussah wie ausgekotzt, lächelte sie mich freundlich an. Sie war eine echte Traumfrau – nehme ich zumindest an. Bei mir hat sich nicht wirklich was getan, es war mir nur peinlich, erst wie ein Schmarotzer aufzutreten und dann mit ihr ausgehen zu müssen. Sie hatte doch sicher Besseres zu tun.

»Melanie, schau doch etwas Fernsehen, bis Tobias fertig ist«, sagte meine Mutter und schob Melanie, wie ich gerade erfahren hatte, sanft zum Sofa. Dabei warf sie mir einen bösen Blick zu und nickte mit ihrem Kopf in Richtung Badezimmer. Schnell wie der Blitz machte ich mich ausgehbereit.

Nach einer Stunde betrat ich das Wohnzimmer und Melanie saß immer noch geduldig auf der Couch und wartete. Als sie mich sah, lächelte sie wieder ihr unglaublich fröhlich aussehendes Lächeln und musterte mich von oben bis unten. Mir kam das alles etwas komisch vor. Wieso hatte sie sich nach dem Anblick meines morgendlichen Ichs nicht schnell aus dem Staub gemacht, sondern brav gewartet?, wunderte ich mich. Wurde sie von meiner Mutter erpresst oder so?

»Bist du fertig?«, fragte Melanie, schien aber keine Antwort zu erwarten, sondern stand einfach auf und ging zur Tür. Sie öffnete diese aber nicht, sondern grinste mich nur die ganze Zeit an. Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich verstand, dass sie von mir erwartete, dass ich ein Gentleman bin und ihr die Tür öffne. Frauen verlangen immer so unglaublich viel von einem. Aber glücklicherweise zählte eine Tür zu öffnen noch gerade so zu meinem Fähigkeitenbereich, und so verließen wir das Haus ohne weitere Probleme.

Dachte ich zumindest. Ich und Melanie gingen herum, ich wusste nicht wohin, ich war mir sicher, sie würde das schon regeln, und sie hatte sich bei mir eingehakt und drückte sich an mich. Ich bekam fast Platzangst. Und auf einmal fiel es mir ein: Mein Portemonnaie. Ich hatte es in meinem Zimmer liegen lassen. Sofort malte ich mir wieder die schlimmsten Dinge aus. Ich Idiot, dachte ich aufgeregt. Was, wenn sie wollte, dass wir in ein teures Restaurant gingen und ich, als Gentleman, den sie ja anscheinend haben wollte, die Rechnung übernehmen musste? Ach Gottchen, wär das peinlich! Ich könnte ja nicht einmal für mich selbst bezahlen!

»Tobias?«, fragte Melanie und riss mich aus meinen Gedanken. »Wie wäre es, wenn wir weiter spazieren gehen, durch den Park?«

»Gerne.« Puh, gerettet.
 

Mädchen reden viel. Die ganzen emanzipierten Weiber würden mich für diese Aussage wahrscheinlich grün und blau schlagen, aber es stimmt. Jede Verabredung, die ich bisher hatte, und das waren viele (hui, ich klinge wie ein Aufreißer), hat ohne Punkt und Komma gelabert. Sie fragten nach meiner Meinung, und als ich meinen Mund öffnete, quasselten sie munter weiter und ich schloß meine Luke wieder. Warum fragen Frauen etwas, wenn sie sich eh keine Antwort anhören wollen? Naja, ich schweife ab. Wie gesagt – Frauen reden viel. Aber Melanie nicht. Sie sagte nichts Uninteressantes oder Unwichtiges, und wenn sie etwas fragte, wartete sie sogar auf meine Antwort. Melanie war so anders als all die anderen hirnlosen Dates, die ich hatte … Sie war toll.

Wieso, verdammt nochmal, stand ich also nicht auf sie?! Es regte sich gar nichts. Ich war nicht nervös, ich fühlte mich nicht wohl bei ihr, kein Herzklopfen, sogar Klein-Tobias ließ sie völlig kalt. Und als wir da so standen und es mir fast schon egal war, dass ein tolles Mädchen sich an mich presste, meldete sich eine kleine Stimme in meinem Kopf.

»Du stehst eben doch auf Männer.«

»Tue ich nicht! Melanie ist total geil!« Irgendwie finde ich das Wort ›geil‹ eklig, aber ich musste dieses nervige kleine Stimmchen ja irgendwie überzeugen.

»Klein-Tobias sagt da aber etwas anderes.«

»Lass meine Genitalien aus dem Spiel! Die gehen dich gar nichts an!«

»Ich bin nur eine Stimme in deinem Kopf – deine Genitalien sind meine!«

»Wie kann eine Stimme in meinem Kopf Genitalien haben?« Ich führte in Gedanken ein Gespräch über Genitalien mit einer Stimme in meinem Kopf. Die Parkluft tat mir wohl nicht gut.

»Schluss damit! Denk doch mal nach. Wieso hast du bei keinem Mädchen je etwas gefühlt?«

»Weil sie nicht mein Typ waren.«

»Und was ist dein Typ?«

»Keine Ahnung...« Verdammt, dieses kleine Stimmchen ist echt anstrengend.

»Ich sag's dir: Männer sind dein Typ.«

Ich schluckte. Ich wusste nicht, wie ich das Stimmchen noch vom Gegenteil überzeugen konnte. Schließlich war ich selbst ja noch nicht einmal wirklich überzeugt. Auf einmal spürte ich, wie mein Arm zusammengequetscht wurde. Melanie hatte sich noch stärker eingehakt und ihren Kopf auf meine Schulter gelegt. Ich hatte sie schon fast vergessen. Als ich nach vorne sah, sah ich den gelb-roten Horizont. Uhh, ein Sonnenuntergang, wie romantisch. Musste sie mir deswegen gleich den Arm abklemmen?

Melanie starrte mich an. Ich sah zwar nicht zu ihr hin, aber ich spürte ihren Blick deutlich. Plötzlich stellte sie sich auf die Zehenspitzen und flüsterte mir ins Ohr: »Ich stehe total auf Metrosexuelle.«

Ich sah sie verwirrt an. Metrosexuell? Sehe ich aus, wie einer, der es am liebsten in Zügen treibt, oder wie? Und während sie das sagte, grinste sie auch noch. Auf einmal sah ihr Lächeln aber gar nicht mehr so fröhlich aus, es hatte etwas perverses. Sofort sah ich wieder weg. Hatte ich also doch ein Luder an der Angel – mal wieder!

Gut gemacht, Klein-Tobias. Da hast du den richtigen Riecher gehabt. Wie auch immer, aus Angst, an Ort und Stelle missbraucht zu werden, beendete ich die Verabredung mit der äußerst einfallsreichen Ausrede »Oh, es ist ja schon so spät, ich muss los« und lief um mein Leben. Sie rief mir noch hinterher: »Ich melde mich!« Meine Mutter hatte ihr anscheinend unsere Telefonnummer gegeben. Auch das noch.
 

3. Juni
 

Ich habe gerade herausgefunden, dass ein ›Metrosexueller‹ ein Kerl ist, der sich schwul anzieht und schwul benimmt, aber auf Frauen steht. Hmpf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ayalaana
2014-05-12T17:36:25+00:00 12.05.2014 19:36
Ich schmeiß mich weg *g* Tobi ist wirklich zu bemitleiden.
Nicht nur, dass ihn seine eigene Sexualität zu verwirren scheint, er ist auch echt nicht auf den neusten Stand der heutigen Gesellschaft. Das ist irgendwie niedlich.
Ich frage mich, ob er es bei einem Date schon mal hat drauf ankommen lassen und ein Mädchen geküsst oder befummelt hat. Ob er wirklich herausfinden wollte, ob da was mit nem Mädel geht, oder nicht.
Dieses Weib (für ihn Weib, andere Kerle würden sie vergöttern) wird er wohl nicht wiedersehen.
Von:  Lisa_McCall
2011-05-01T15:20:51+00:00 01.05.2011 17:20
oh man der is doch irgendwie echt trottelich der typ! xD
und dann führt er da auch noch gespräche mit seinem kleinen tobias ! xDD oh ney!


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