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Dragon Age II Chronicle

The pain of Lyrium Scars
von

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Der Saarebas

4. Kapitel:

Ein Saarebas
 

Der Mond schien fahl in die Gassen der Tiefstadt und ließ die verzweigten Seitengassen in einem unheimlichen Halbschatten versinken. Man erkannte zwar Konturen, jedoch reichte das Licht nicht aus um sie scharf zu sehen, sodass man nicht wusste, was einen da anstarrte. Ein scharfer Wind peitschte durch die Gassen, die wie Schluchten wirkten, und ließ die Holzbalken oder Häuser qualvoll ächzen, was an das Wehklagen von verlorenen Seelen erinnerte.

Morana stand an eine Wand gelehnt da und strich sich genervt wieder einmal ihre widerspenstige Haarsträhne aus ihren Augen. Zu ihren Füßen stand eine große Holzkiste, welche provisorisch zugenagelt worden war.

Nachdenklich beobachte die junge Frau das Treiben in den Gassen, welches allmählich erstarb. Niemand wollte mehr spät in der acht in dem Slum Kirkwalls unterwegs sein- zumindest keiner, der nicht lebensmüde war.

Sobald die Sonne hinter den Dächern der Häuser verschwand, schlichen die verschiedensten Banden aus den Schatten. In der verzweifelten Hoffnung ein ahnungsloses Opfer zu finden, dem sie etwas Geld stehlen konnten. Alles worum es in der Tiefstadt ging war überleben und dies war eine der wenige Möglichkeiten. Stand die eigene Existenz auf dem Spiel, so war die Hemmschwelle nicht mehr besonders hoch. Ein Mann voller Moral und Ehre wurde zum eiskalten Mörder oder lausigen Dieb.

Trotz dieser Bedrohung der wie ein Nebel über die Straße waberte, blieb Morana ruhig, denn sie war nicht allein. Neben ihr- wenn auch mit ausreichender Distanz zu ihr- lehnte Fenris an der grob gemauerten Ziegelwand eines Hauses. Wie mit Varric abgesprochen, hatte sie Fenris abgeholt.

Als sie vor gut einer Stunde das zweite Mal an diesem Tag auf seiner Matte gestanden hatte, war der Elfenkrieger alles andere als erfreut gewesen. Mürrisch dreinblickend hatte er im Türrahmen gestanden und sie mit zusammengezogen Augenbrauen betrachtet. Dass er der Meinung war, dass Morana ihm zu sehr auf die Pelle rückte war nicht zu übersehen. Ihm missfiel die Situation und vor allem, dass die Kriegerin alle naselang bei ihm auftauchte.

Diesem Bild von ihr, was vor allem vom dem Subjekt Aufdringlichkeit dominiert wurde, kam dann auch noch das Adjektiv völlig verrückt hinzu, als Morana ihm berichtete wofür sie seine Hilfe brauchte. Erst nachdem Morana ihn an sein Versprechen der Vornacht erinnerte, musste Fenris sich wohl oder übel geschlagen geben. Wütend hatte der Elf gemurrt, folgte ihr dann aber schließlich in die Tiefstadt.

Nun standen die beiden seit gut zehn Minuten hier und eisiges Schweigen dominierte diese Zeit. Fenris machte keinen Hehl daraus, was er von der Sache hielt, was Morana sowieso schon großes Unbehagen weiter steigerte.

Missmutig kaute die Schwarzhaarige auf ihrer Unterlippe herum. Es gefiel ihr nicht, dass ihr so wenige Informationen zur Verfügung standen. Aber nun gab es kein Zurück mehr. Zugesagt war schließlich zugesagt. Morana hielt ihr Wort, auch wenn sie es selbst gar nicht gegeben hatte.

Bei all ihrer Grübelei bemerkte sie nicht, wie Fenris sie schon seit einigen Minuten beobachtete. Mit nachdenklich gekräuselter Stirn betrachte er die angespannte Kriegerin. In seinen grünen Augen spiegelte sich Unverständnis wieder. Wenn die Aufgabe den Qunari zu eskortieren sie so beunruhigte, warum tat sie es dann? Dieses Verhalten passte nicht zu der Hawke, wie er sie bisher gesehen hatte.

Die junge Frau wirkte ungewöhnlich angespannt und nervös. Unbewusst verlagerte sie ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen und fand einfach keinen festen Stand. Aufgebracht kaute sie an ihrer Unterlippe oder fuhr sich durchs Haar. Es fiel Fenris nicht besonders schwer zu erkennen, dass Hawke Zweifel plagten. Aber warum tat sie es dann überhaupt? Und vor allem: Wieso verdammt noch mal zog sie ihn damit rein?

Morana war in Gedanken versunken und schwieg. Es machte ihr nichts aus, dass Fenris nicht mit ihr sprach- im Gegenteil. Sie war froh, dass sie diese Mission nicht hatte vor ihm rechtfertigen müssen, denn das wäre ihr schwer gefallen. Selbst jetzt wusste sie nicht warum sie sich von Varric hatte breitschlagen lassen. Seufzend sah Morana zum Himmel hinauf. Pechschwarze Wolken zogen über ihr vorüber und verfinsterten den vollen Mond. Für eine Frühlingsnacht war diese ungemütlich- nasskalt mit einem scharfen Wind aus Nordosten, der den Gestank vom Meer zu ihnen herüber trug. Doch all dies ignorierte die Kriegerin. Es war nur das i-Tüpfelchen in dieser Nacht, die mit viel Glück nicht zu ihrem Verhängnis wird.

„Wenn dich diese Mission so sehr beunruhigt, warum hast du sie dann überhaupt angenommen?“, platzte es schließlich genervt aus Fenris heraus. Er konnte das nervöse Gezappel von Morana nicht mehr ertragen. Die Angesprochene zuckte sofort zusammen und sah den Elfen völlig entgeistert an. Sie war so in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie alles um sich herum vergessen hatte. Erst als Fenris sie ansprach kehrte sie schlagartig in die Realität zurück. Verwirrt blinzelnd sah sie ihn einige Momente lang an, bis sie die Situation begriff. Fenris Lippen waren inzwischen zu einem schmalen Strich geworden und seine Augenbrauen hingen tief über den Augen. Ihm war es durchaus ernst.

Morana seufzte, wandte jedoch den Blick nicht ab.

„Weil ich mein Wort gegeben habe und das halte ich.“, erklärte sie knapp. Die Kriegerin verspürte nicht die Lust noch weiter darüber zu reden, jedoch ahnte sie, dass diese Erklärung Fenris nicht zufrieden stimmen würde. Leider behielt sie Recht. Diese Antwort war dem Elf nicht genug und er bohrte weiter nach:

„Wieso hast du es dann abgegeben?“

„Habe ich nicht.“, stöhnte Morana genervt auf und fuhr durch ihr rabenschwarzes Haar. So allmählich verschwand auch der letzte Sonnenstrahl hinter den Dächern der Tiefstadt und der Wind wurde eisig kalt. Kurz fröstelte die junge Frau und eine Gänsehaut bildete sich auf ihren schlanken Armen. Irgendwie wurde Morana das Gefühl nicht los, dass das nicht nur an der plötzlich auftretenden Kälte lag, sondern auch an Fenris Blick, den sie förmlich auf ihrer Haut brannte. Zögernd wandte sie sich dem Elfen wieder zu. Dessen Miene war hart und kalt. Keine einzige Gefühlsregung spiegelte sich in den feinen Gesichtszügen ab.

„Wie meinst du das? Wo liegt dann das Problem?“, hakte der Elf nach und betrachtete sie mit verschränkten Armen. Eine seiner Augenbrauen war misstrauisch in die Höhe gewundert. Verständlicherweise. Für einen Außenstehenden ergab diese Aussage keinen Sinn, das war Morana durchaus bewusst.

„Weil unser lieber Varric einfach in meinen Namen zugesagt hat.“, murrte die junge Frau.

„Autsch...“

„Kannst du laut sagen...“

„Ich an deiner Stelle würde ihn dafür büßen lassen.“ Seine Worte klangen durchaus ernst, aber ein kleines Zucken in seinen Mundwinkel verriet, dass es doch eher ein Scherz war. Morana musste kichern und war dem Elf dafür sehr dankbar, denn mit diesen Satz fiel ein Teil ihrer Anspannung wie ein schwerer Stein von ihr ab.

„Glaub mir, ich überlege nur noch wie ich das am besten mache.“, grinste Morana und leckte sich genüsslich über die Lippen. Nun schlich sich ein kleines Lächeln auf die Lippen des Elfs.

„Ich wusste gar nicht, dass du so fies sein kannst, Hawke.“

„Es gibt vieles, was du noch nicht von mir weißt, mein lieber Fenris.“, schmunzelte die Angesprochene und ihre Augen blitzten amüsiert auf. Fenris schüttelte nur den Kopf und sah sie diesmal mit etwas freundlicheren Gesichtszügen an.

„Das glaube ich sofort.“, sagte er ruhig und sah dann wieder die Gasse an, von der die beiden vermuteten, aus der Varric und Bethany kommen würden. Einige endlos lang erscheinenden Minuten standen sie einfach schweigend da und warteten.

Was auffiel in dieser Zeit war, dass Fenris sich doch ab und zu einen neugierigen Blick auf die mysteriöse, verschlossene Kiste vor Moranas Füßen nicht verkneifen konnte, obwohl er natürlich dezent versuchte das zu überspielen. Der Kriegerin entging es dennoch nicht und sie lächelte amüsiert darüber. Selbst der sonst so ernste Fenris wurde bei dem Anblick einer einfachen Holzkiste neugierig. Diese kleinen, verstohlenen Blicke verhinderten, dass Morana wieder zu Grübeln anfing und somit eine Steigerung ihrer Sorgen.
 

Eine halbe Stunde später gingen die vier Gefährten eine kleine, unscheinbare Steintreppe hinauf. Sie zählte kaum mehr als fünf Stufen und doch sollte sich genau hier ein Qunari aufhalten.

Der Wind war in der Zwischenzeit wesentlich stärker geworden und dunkle Wolken hatten das wenige Licht des Mondes verschlungen. Nun lag die Tiefstadt in einem schwarzen Gewand vor, sodass es kaum mehr möglich war, irgendwelche Umrisse zu erkennen. Morana kniff die Augen zusammen und versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen und nicht über die Stufen zu stolpern.

Hätte Varric sie nicht durch die Gassen und Schlunde des verfallen Stadtteil Kirkwalls geführt, so wäre sie sicherlich an der einfachen Holztür, die sich kaum bemerkbar von einer glatten, schlichten Steinwand abhob, vorbeigegangen. Doch der Zwerg bestand darauf, dass dies der richtige Ort sei, obwohl es der Kriegerin mehr als fraglich erschien, dass ich ausgerechnet hier ein Qunari aufhalten sollte. Aber vielleicht tat er es gerade deshalb, weil Niemand an so einem Ort nach einem dieser Hünen suchen würde.

„Und du bist dir wirklich sicher, Varric, dass wir hier richtig sind?“

„Wenn ich es dir doch sage, Hawke.“, versicherte der Zwerg. Morana nickte, obwohl sie noch immer skeptisch war. Sie warf einen Blick über die Schulter zu Fenris. Dieser betrachte noch immer misstrauisch das neue Großschwert auf seiner Schulter. Morana seufzte schwer.

Fenris war ziemlich skeptisch gewesen als Hawke ihm seinen neuen Zweihänder überreicht hatte. Sie hatte für alle ihre Kameraden mehr oder weniger neue Ausrüstung besorgt, damit sie für den bevorstehenden Kampf gewappnet waren. Varric hatte es überhaupt nicht lustig gefunden, dass sie ihr hart verdientes Geld für die Expedition nun ausgab, doch Morana hatte ihn überzeugen können, dass die Expedition auch nichts brachte, wenn sie tot waren.

Fenris hingegen hatte sich erst geweigert das Schwert anzunehmen- selbst als Morana ihn darauf hinwies, dass ein altes schlecht verarbeitet war und ihn nach jedem Angriff einige Sekunden in Gefahr brachte, da es nicht ausbalanciert war. Trotz alle dem hatte er sie ernst angesehen und sich nicht geregt. Morana verstand auch ein wenig warum. Schließlich besaß er dieses Schwert seitdem er geflohen war- es hatte ihm gedient und ihm geholfen. Nun vor so einer schweren Aufgabe bekam er ein völlig fremdes und hatte noch nicht einmal Zeit sich daran zu gewöhnen. Morana hatte jedoch nicht locker gelassen und schließlich gab Fenris nach. Wohl fühlte er sich dennoch nicht, das war ihm deutlich anzusehen.

Als er ihren Blick auf seiner Haut spürte, drehte er seinen Kopf zu ihr um und sah sie noch ernster als sonst an. Sein Blick wirkte beinahe finster.

Bethany bemerkte, dass da etwas zwischen ihrer Schwester und dem Elf war, doch sie traute sich nicht etwas zu sagen. Irgendetwas stimmte da nicht. Doch was genau vermochte die Magierin nicht zu benennen.

„Also, Hawke.“, unterbrach Varric die spannungsgeladene Stille, die sich aufgebaut hatte. Morana blinzelte und wandte den Blick von Fenris ab. Eine Augenbraue wanderte in die Höhe und sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Wie lautet dein Plan?“ Morana prustete einmal los und sah Varric belustigt an.

„Mein Plan? Du hast doch zugesagt, ich dachte du hättest einen.“ Varric reagierte jedoch nicht auf diesen offensichtlichen Angriff und sah sie nur unverwandt an. Morana schloss die Augen und holte tief Luft. Das war nicht richtig gewesen, sie hatte ihre Angespanntheit an ihrem Freund ausgelassen, das war nicht gerecht.

„Entschuldige...“ Sie rieb sich die Augen und seufzte. „Also...mein Plan...ich habe kaum einen, weil ich kaum Informationen habe...grob sieht er so aus: Falls wir es wieder mit den Qunaris zu tun bekommen...nun, dann ist er ganz simpel. Varric, Bethany, ihr macht sie bewegungsunfähig... mit allem was ihr habt und Fenris...“ Ihr Blick wanderte zu dem Elfen herüber, der sie mit ernstem Blick ansieht. „Wir versuchen nicht zu sterben.“

„Na großartig.“, stöhnte der Elf und wandte sich ab. Das klang ja heiter.

„Ein wirklich toller Plan.“, kommentierte auch Varric sarkastisch, was ihm einen bösen Blick seitens Hawke einbrachte, der sagte: „Dann präsentier du mal einen besseren.“

„Eine Frage hätte ich aber noch.“, meldete sich Fenris nun ihm ruhigeren Ton zu Wort. Er wandte sich nun direkt an Hawke und sah ihr fest in die Augen. Die Kriegerin sah ihn fragend an, doch er stellte seine Frage nicht. Er schien darauf zu warten, dass sie es ihm erlaubte. Vielleicht noch ein Überbleibsel aus seiner Sklavenzeit? Morana wusste es nicht und es war ihr auch momentan egal.

„Ähm...ja sicher. Frag ruhig. Du weißt ja noch nicht viel von dem was vorher war.“ Fenris nickte.

„Was meintest du mit: Wenn wir wieder gegen Qunaris antreten? Habt ihr schon mal gegen welche gekämpft?“ Morana nickte bloß ernst als Antwort und Fenris weitete die Augen. Er war sichtlich überrascht.

„Die Situation war damals aber eine andere. Das erzähl ich dir später, dafür haben wir nun keine Zeit.“

„In Ordnung.“ Fenris gab sich mit dieser Antwort zufrieden- zumindest vorerst.

„Seid ihr bereit?“, fragte Morana ihre Kameraden. Alle nickten und somit öffnete sie die Holztür.

Diese gab keinen Ton von sich, als sie zurückschwank. Vom flackernden Licht einiger Kerzen an den Wänden ließen ein wenig die Umrisse eines schlichten Wohnraumes erkennen. Zusammen mit ihren Gefährten betrat Morana den kleinen, spärlich eingerichteten Raum. Das Licht flackerte in dem plötzlichen Luftzug und die Kerzen erloschen beinahe.

In der hintersten Ecke stand ein Templer, sein Körper für den Angriff geduckt, hielt er sein Schwert bereit. Auf seiner silbernen Plattenrüstung tanzten die schemenhaften Schatten der Kerzen.

Morana hob beide Augenbrauen und sah misstrauisch den Krieger an. Auch ihre Kameraden griffen nach ihren Waffen und hielten sich angriffsbereit.

„Ist das eine Begrüßung.“, beschwerte sich die Kriegerin und verschränkte die Arme trotzig vor ihrer Brust. „Schließlich wurden wir angeheuert.“

„Senkt Eure Waffe, Sir Varnell.“, ertönte eine Stimme aus den Nebenraum. Die Blicke der vier Gefährten wanderten zu der Tür und bekamen einen überraschten Ausdruck, als sie die Person ausmachen konnte, die in Türrahmen stand.

Der angesprochene Templer senkte seine Waffe, als die Frau den Raum betrat. Ihre blaurote Robe mit dem gelben Stern auf Brust und Ärmel wies sie eindeutig als eine der Schwester der Kirche aus- sie gehörte also zur Chantry. Ein leises Schnauben entwich Morana. Kein Wunder, dass Varric dieses kleine unwichtige Detail außer Acht gelassen hatte. Es macht alles unglaublich komplizierter. Warum ausgerechnet eine Schwester und ein Qunari? Warum sollte es eine Ordensschwester interessieren, was aus einem einzelnen Qunari wurde? Zumal sich der Orden betont neutral gegen die Verehrer des Quns gaben. Verwicklungen einer Schwester würde in solch eine brisante Lage würde die Lage nur noch verkomplizieren.

„Mein Name ist Schwester Petrice.“, stellte sich die blondhaarige Frau vor, welcher sicherlich nicht die angespannte Situation im Raum entgangen war. Morana betrachtete Petrice mit einem skeptischen Blick, während Bethany und Fenris Varnell nicht aus den Augen ließen. Die Luft schien wie elektrisch aufgeladen und Moranas Körper vibrierte vor unterdrücktem Unbehagen.

„Mein Name ist Hawke.“ War deswegen auch nur die knappe Antwort. Petrice betrachte Hawke mit einen abschätzenden Blick. Ihre blassblauen Augen betasteten ihren gesamten Körper und glitten dann über ihre Begleiter.

„Ein starker Name...“, sagte sie geistesabwesend und ließ ihren Blick zur Decke schweifen. Petrice schien kurz zu überlegen, wie sie ihr Anliegen am besten vorbrachte. Eine Strähne ihres kurzgeschnittenen Haares fiel ihr über die Augen und Schwester Petrice strich sie hastig weg. „Nun...“, setzte die blondhaarige Frau stockend an, fing sich dann aber rasch wieder und fuhr mit fester Stimme fort: „Ich bin froh, dass ich ein noch unbekanntes Gesicht sehe.“

Morana schnaubte erbost. Die lehnte sich ja weit aus dem Fenster, obwohl sie etwas von ihnen wollte. Ihr Blick wurde warnend und riet der Schwester ihre Wörter besser mit Bedacht zu wählen. Die Ordensschwester hob entschuldigend und abwehrend zugleich die Hände.

„Ich meinte damit nur, dass so keine Verbindung zu mir hergestellt wird...“

„Das verändert die Lage erst Recht nicht zu Euren Gunsten.“

„Ich meinte doch nur...“ Petrice holte tief Luft und setzte nochmal neu an. „Es geht darum, dass ich mich in einer prekären Lage befinde. Es geht um eine Eskorte...“

„Ich weiß bereits, dass es sich um einen Qunari handelt, also kommt zur Sache.“, unterbrach Morana die Schwester barsch. Sie hatte keine Lust sich irgendwelche Ausflüchte anzuhören. Sie wollte Tatsachen. Die Karten sollten auf den Tisch.

Schwester Petrice hingegen schien überrascht zu sein und kam ins Straucheln. Es warf sie aus der Bahn, dass Morana bereits von dem Qunari wusste. Damit konnte sie ihre sorgsam zu Recht gelegte Rede nicht mehr vortragen.

Petrice zog die Augenbrauen runter und zog die Stirn in Falten.

„Ich warte...“ Morana trommelte mit den Fingern auf ihrem Arm und wurde allmählich ungeduldig.

„Nun gut...da Ihr schon Bescheid wisst...versteht ihr sicherlich wie brisant die Lage ist.“ Ihr Blick wanderte zu der kleinen Kammer auf der Kopfseite des Raumes in dem sie standen. Ein Knurren war zu hören und ein Schemen löste sich aus dem Schatten. Morana weitete die Augen und musste all ihre Willenskraft aufbringen um nicht zurückzuweichen.

„Ein Saarebas...hier?!“, flüsterte Fenris heiser in ihrem Nacken. Ein Schauer lief über Moranas Schultern, als er das aussprach, was sie vermutete zu sehen. Aber auch der Anblick des Qunaris ließ sie erstarren.

Jeder Zentimeter auf seinem bronzefarbenen Körper zeigte den Hass und die Angst, die den Qunari ihren Magiebegabten gegenüber empfanden. Um seine Arme und Rumpf schlangen sich schwere Ketten aus Stahl, welche in einer dicken Metallkrause mündeten. Vor seiner nackten Brust hing ein großes Schloss, welches die Krause verschlossen hielt. Sein Gesicht war hinter einer zerbrochen, goldenen Maske verborgen, welche im Kerzenlicht schimmerte. Nur zwei kleine Löcher für die Augen erlaubten ihn etwas zu sehen. Die Grausamkeit fand an seinem Mund seinen Höhenpunkt. Seine Peiniger hatten die blassen Lippen fest zugenäht, sodass kein Laut diese verlassen konnte und somit kein zaubern möglich war. Auch seine Hörner hatte man ihm gestutzt, dabei waren dies das wichtigste Körperteil für einen Qunari.

Morana hatte schon von den Grausamkeiten gegenüber der Saarebas gelesen, doch noch nie einen gesehen. Sie spürte wie Mitleid in ihr aufkeimte, auch wenn sie wusste, dass dieser Qunari seine Rolle akzeptierte- das erwartete das Qun von ihm. Sie wurden an der Leine gehalten, eingesperrt im eigenen Körper. Ihrem eigenen Willen und eigenen Entscheidungen beraubt.

Auch Bethany schien sichtlich geschockt. Ihre Augen waren geweitet und ihr Mund stand offen. Sie selber hatte sich so oft über die Zirkel beschwert, aber nie überlegt wie es den Qunari erging. Nun begriff sie, dass es noch Schlimmeres gab, als gefangen in einem Turm zu sein.

„Er gehört zu den Tal Vashok.“, erklärte Petrice.

„Die Abtrünnigen des Clans, die sich bei den Verwundeten Küsten herumtrieben?“ Die Ordensschwester nickte.

„Ich habe ihn Ketojan genannt. Eine Brücke zwischen den Welten...ich hoffe, dass...“ und somit begann eine sorgfältig zurechtgelegte Rede über Mitgefühl und dem qualvollen Ende, was „Ketojan“ erwartete. Alles war sorgfältig durchdacht und sollte Hawke nun dazu bringen Ketojan durch die Kanalisation zu einem Gebirgspass zu führen. Die Rede war wirklich herzergreifend und voller Mitgefühl, doch Moran ließ sich nicht einwickeln. Hier ging es nicht wirklich um Ketojan. Nein, das passte nicht zu dem Bild, was die Ordensschwester abgab. Während sie sprach, war Petrices Blick hart und kein Mitleid war zu sehen. Die gesamte Rede schien durch dacht, kalkuliert und auch wenn es auf den ersten Blick wie ein verzweifelter Apell klang, so spielte das Gesicht der jungen Schwester nicht mit.

Auch Varric betrachtete misstrauisch das Geschehen und rieb sich sein Kinn. Mittlerweile zweifelte auch er daran, dass es eine gute Idee von ihm gewesen war diese Mission anzunehmen.

Ein Qunari war doch etwas anderes als ein Saarebas. Wenn es sich dabei dann auch noch um einen Abtrünnigen handelte, der für das Qun hingerichtet werden sollte, war Ärger mit dem Arishok- dem Anführer des Clans- vorprogrammiert und dieser mächtige Qunari mit den gewaltigen Hörner war definitiv eine dieser Personen, denen er im Dunkeln der Tiefstadt nicht begegnen wollte. Nun gut...in dem Dunkeln der Tiefstadt wollte er eigentlich Niemanden begegnen, aber m Arishok ganz besonders nicht.

Als Schwester Petrice geendet hatte, sah Morana ernst drein und überlebte, doch zur Verwunderung ihrer Kameraden willigte die schließlich ein. Sie tat es nicht für Petrice- ihr Mitgefühl war gespielt- doch Moranas gegenüber dem Saarebas war echt.

„Bist du dir sicher, Hawke...ich meine...“ Morana hob die Hand und brachte Fenris zum Schweigen. Dieser seufzte und ließ sie gewähren. Sie würde schon wissen was sie tat. Hoffentlich...

Morana hingegen ging langsam auf den Saarebas zu und sah ihn an. Dieser knurrte fragend und sah sie ebenfalls an. Zumindest vermutete die Kriegerin das. Seine Maske machte das schwer einzuschätzen.

„Na komm, Ketojan...bringen wir dich nach draußen.“ Die Kriegerin hockte sich auf den Boden und öffnete die versteckte Lucke, welche ein direkter Zugang zur Kanalisation war. Ein fauliger Gestank wehte ihr entgegen und man konnte leise das Wasser an den Wänden hinab tropfen hören. Morana verzog kurz angewidert das Gesicht, nahm sich dann jedoch zusammen und sprang hinab. Ihre Gefährten folgten ihr widerstrebend. Niemand sah das zufriedene, hinterhältige Lächeln, was sich nun auf Schwester Petrices Gesicht legte.
 

Der Weg durch die Kanalisation verlief ruhig. Außer ein paar Riesenspinnen, die dort unten hausten, stellte sich dem kleinen Trupp nichts in den Weg. Aber eben dies beunruhigte die Kriegerin. Es verlief zu einfach. Wenn der Weg so sicher war, warum hatte Schwester Petrice dann so viel Geld für diese Mission angesetzt, wo ihr offensichtlich nichts an Ketojan lag? Die Frage brannte auf Moranas Seele, jedoch würde sie keine Antwort darauf bekommen, sodass die Kriegerin sie aus ihren Gedanken verjagte.

„Ich trau der Sache nicht...“, flüsterte Fenris und blickte finster drein. Morana nickte zustimmend und Ketojan gab ein fragendes Geräusch von sich.

„Aber wir haben wohl keine Wahl.“, sagte Bethany besorgt und ließ ihren Blick über die von moosbedeckten Wänden gleiten. In ihrer Hand flackerte ein kleiner Feuerball in dem Luftzug, der ihnen verhieß, dass der Ausgang nicht mehr fern war. Er diente ihnen als Lichtquelle in den sonst so dunklen Abwasserkanälen.

„Nein, wir haben keine Wahl. Also lasst uns...“ Morana brach ab, als sich ihnen eine Gruppe von Söldnern in den Weg stellte. Sie wirkten wie ein wahllos zusammengewürfelter Haufen mit schlechter Ausrüstung. Starke Gegner waren sie sicherlich nicht- weder für Morana noch für ihre starken Gefährten.

Aber Ketojan bereitete ihr Sorgen. Sie hatte keine Ahnung wie er auf einen heftigeren Kampf als gegen die Spinnen reagieren würde. Würde er sich einmischen? Die Kontrolle verlieren?

Bisher war der Saarebas ihnen nur hinterher gelaufen, hatte sich in keinen Kampf eingemischt, was Fenris verärgert hatte. Doch nun war die Situation anders. Morana biss sich nervös auf die Unterlippe und sah zu dem Qunari, welcher bislang völlig ruhig dastand.

„Sieh mal an was für nettes Spielzeug sich hier unten herum treibt.“, spottete der offensichtliche Anführer- ein rothaariger Mann mit ebenfalls rotem Schnauzer- und grinste. Morana zog nur eine Augenbraue hoch, schwieg jedoch. Ketojan hingegen knurrte warnend und trat bedrohlich einen Schritt vor. Der Anblick des Qunari verfehlte seine Wirkung nicht. Die Söldner wichen verängstigt zurück.

„Ein Qunari! Das ist ein Qunari!“, riefen sie panisch durcheinander, sahen sich an und versuchten möglichst viel Abstand zwischen sich und Ketojan zu bringen. Panik spiegelte sich in ihren Augen wieder. Der Ruf der Qunaris kam Morana und ihren Freunden hier durchaus zu Gute.

Die junge Frau grinste zufrieden und ging nun ebenfalls auf den Anführer zu, wobei sie betont lässig ihr Schwert zog.

Ihre Gefährten taten es ihr gleich. In ruhigen, selbstsicheren Bewegungen zogen sie ihre Waffen, hielten sie aber noch, genauso wie Morana selbst, gesenkt. Noch wollte die Gruppe es bloß durch Einschüchtern lösen.

Fenris, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, beschloss nun die Angst der Wegelagerer weiter zu verstärken. Mit schnellen Schritten stellte er sich neben Morana und ließ seine Male bedrohlich glühen. Ihr milchiger Schein tanzte über den schlammigen Boden und tauchte alles in ein gespenstisches Licht.

Aufgeregtes Murmeln erfüllte die Halle und noch mehr Söldner wichen zurück. Die glühenden Zeichen auf der dunklen Haut des Elfen irritierten die Menschen. Fenris blieb seine Wirkung nicht verloren und ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen.

„Wollt ihr es wirklich darauf anlegen?“, sprach der Elf mit gefährlich ruhigen Unterton.

„Noch können wir die Sache friedlich lösen, lasst uns einfach vorbei und wir werden euch nichts.“, versicherte Morana ihnen in gelangweilten Ton, während Varric aufpasste, dass keiner Dummheiten anstellte.

„Vi...vielleicht sollten wir auf sie hören, Boss.“, sagte ein Mann, der direkt neben dem Anführer stand, mit zitternder Stimme. Seine Kameraden nickten zustimmend.

„Ich würde auf euren Freund hören. Das könnte ungemütlich werden.“ Ein gemeinschaftliches Schlucken ging durch die Runde und die Angst der Söldner war förmlich spürbar. Nur ihr Anführer bemerkte nichts von der sinkenden Moral seiner Truppe.

„Wir lassen hier Niemanden durch.“ Mit gezogenen Dolch stapfte der Anführer auf Morana zu und wollte sie angreifen. „Das ist unser Ge...UAAAAH!!!“ Das Folgende geschah wahnsinnig schnell. Gerade machte Morana sich bereit den kommenden Schlag zu parieren, aber alles kam anders. Plötzlich fühlte Morana eine unbändige Hitze hinter sich und bloß aus den Augenwinkeln erkannte sie wie ein Feuerball an ihr vorbeischoss. Entsetzte Schreie hallten von den hohen Wänden wieder, als die Söldner sich gefangenen in einem Flammenmeer wiederfanden. Panisch rannten die Männer hin und her, doch gab kein Entkommen mehr. Sie waren verloren.

Wenige Augenblicke später war alles vorbei. Die Männer lagen tot in gekrümmter Haltung auf den Boden. Ihre Haut war vom Ruß geschwärzt und es stank bestialisch nach verbranntem Fleisch.

Ein zorniges Knurren drang von hinten an ihre Ohren und plötzlich lag die unheilvolle Aura von unkontrollierter Magie in der Luft. Ketojan hatte sich entschlossen für seine Freiheit zu kämpfen, doch offensichtlich hatten seine Gefühle in übermannt.

Rote Aurasäulen rankten sich um den Körper des Saarebas und verwirbelten sich über seinem Kopf. In seinen Händen glühten weitere Feuerbälle- bereit zum Angriff. Dass mittlerweile kein Feind mehr am Leben war, bemerkte der Magier nicht. Nun wurde es kritisch und die Luft begann von der Wut Ketojans zu zittern.

Morana behielt dennoch die Ruhe. Mit friedlichen, nicht zu hektischen Bewegungen, ging sie auf den Saarebas zu und stellte sich vor ihn.

„Es ist vorbei, Ketojan.“ Ihre Stimme war ruhig und sie blickte den Qunari friedlich an. Dieser ließ ein verwirrtes Brummen hören und das Feuer begann zu flackern. Offensichtlich wurde er unsicher. „Wir sind deine Verbündeten, keine Feinde. Vergiss das nicht.“ Ketojan brummte wieder und die Feuerbälle erloschen.

Innerlich atmete Morana auf und die Anspannung fiel von ihr am. Zum Glück hatte sie die Situation unter Kontrolle gebracht. Unbemerkt wischte sie sich zwei kleine Schweißperlen von der Stirn. Auch wenn sie gerade einer heiklen Situation entkommen waren, so behielt die Kriegerin die Ruhe und ging den Rest des Weges. Ein schmaler Gang führte zum Gebirge am westlichen Teil der Verwundeten Küste an den die Freiheit auf den Saarebas wartete.
 

Doch alles verlief anders als erwartet- und irgendwie auch wieder nicht. Als Morana endlich wieder frische Luft atmete und eine sanfte Briese auf ihrer Haut spürte, entdeckte sie etwas, was Ärger bedeutete. Am unteren Ende eines Gebirgspasses in der Ebene lagen viele Kadaver von Qunari auf den Boden verstreut. Morana drehte sich zu ihrem Freunden um, die alle mit besorgten Gesichtern das Szenario vor sich betrachten. Das würde sicherlich noch einige Schwierigkeiten bereiten. Ihre Blicke waren finster und sie ahnten das Schlimmste.

„Wir sollten uns das mal ansehen.“ Morana deutete auf den noch frischen Lagerplatz an dem die Leichen lagen. Varric, Fenris und Bethany nickten und langsam kletterten sie den Pfad hinab, der in die Senke führte. Als sie unten angekommen waren untersuchten die das Lager ganz genau. Der Kampf war noch nicht allzu lange her, denn die Körper der Qunari waren noch nicht steif. Die Leichenstarre hatte also nicht eingesetzt. Was war hier nur vorgefallen? Wieso waren diese Qunari tot?

Morana biss sich auf die Unterlippe und spürte wie ein wenig die Wut in ihr brodelte, denn so allmählich begann sie zu begreifen, was für ein Spiel die Schwester spielte. Ein gefährliches Spiel indem Morana und ihre Kameraden-und das macht sie umso zorniger- nicht mehr als ein Bauernopfer waren. Ein leises Knirschen des Sandes verriet ihr, dass sich jemand neben sie hockte. Morana blickte zur Seite und sah, wie Fenris neben ihr im Sand kniete. Der Elf nahm einige Hände voll Sand und löschte das noch immer brennende Feuer des Rastplatzes.

„Du hast es mittlerweile auch durchschaut, oder?“, flüsterte er ihr leise zu, sodass Varric und Bethany nichts mitbekamen. Morana nickte nur grimmig und krallte ihre Hand in den Sand. Die Lava der Wut stieg immer mehr in ihrem Körper. Dass diese Frau bereit war ihre Kameraden zu opfern nur um einen Angriff der Qunari zu provozieren ging zu weit. Um sie selbst ging es Morana dabei nicht, bei ihr wog das Wohl ihrer Gefährten mehr.

„Bleib ruhig, Hawke. Noch können wir hier heil rauskommen.“ Die Kriegerin schloss die Augen und nickte. Gerade als sie wieder aufstehen wollten, kamen von der anderen Seite des Teils 10 weitere Qunaris. Einige von ihnen trugen Speere, andere Schild und Schwert, aber sie alle schienen Karaatas zu sein- Qunaris die in die Rolle des Kriegers geboren wurden. Verblüfft blieb der Trupp stehen, als sie die Menschen bei den Leichen ihrer Kameraden sah.

Moranas Haltung versteifte sich und ihre Hand klammerte sich fast schon schmerzhaft an den Griff ihres Stahlschwertes. Ihr Arm begann aufgrund der Anspannung zu zittern. Ihr war klar, dass ihr die Situation nun aus den Händen glitt, wie Sand, der durch die Finger rinn. Verbissen kämpfte die Kriegerin gegen die Angst, die sich in ihren Eingeweiden ballte.

„Oh oh, da will kommt jemand zum Kaffeklatsch.“, sagte Varric hinter Hawke und betrachtete die Qunaris.

Als die Qunaris die Stelle erreichten an dem die Fünf standen, stellten sich in einem Halbkreis um sie auf, damit keiner fliehen konnte. Morana holte tief Luft und setzte wieder ihre entschlossene, ruhige Maske auf. Fenris, der noch immer neben ihr stand und Bethany sowie Varric ein wenig vor der Bedrohung abschirmte, sah sie nachdenklich an.

„Was habt ihr mit unseren Kameraden gemacht?“, bellte der größte der Qunari und kam so weit auf Morana zu, bis er nur kaum mehr einen halben Meter von ihr entfernt war. Morana schluckte unmerklich und musste ihr Gesicht nach hinten verlagern, damit sie dem Qunari in die Augen sehen konnte.

„Wir haben nichts damit zu tun. Wir kommen aus der anderen Richtung. Wir waren es nicht!“, beteuerte Morana mit fester Stimme. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen. Niemals! Das Leben ihrer Freunde hing davon ab. Sie musste ruhig bleiben, sonst würden sie alle sterben.

Der Qunari betrachtete sie misstrauisch. Er überlegte, ob die Basraar- ein Schimpfwort für Mensch- glauben sollte. Wild entschlossen erwiderte sie den starren Blick des Anführers, welcher sichtlich überrascht von deren Willensstärke war.

Als es gerade schien, als würde er ihr glauben und die Sache auf sich beruhen zu lassen, bemerkte der Anführer Ketojan. Sein Gesicht wurde hart und sein Blick eiskalt.

„Saarebas! Beweise deine Loyalität gegenüber dem Qun!“ Ketojan brummte unterwürfig und stürzte zwischen Morana und Fenris hindurch und fiel vor ihm auf die Knie. Der Anführer zog einen goldfarbenen Stab hervor und richtete ihn auf den Magier. Der Saarebas ließ ein schmerzerfülltes Geräusch hören und begann zu zucken. Blaue Blitze umschwirrten den Körper des Qunari und drangen in ihn ein. Entsetzt betrachtete Morana das Schauspiel direkt vor ihren Füßen und wäre beinahe zurückgewichen.

„Wa...was tun sie damit ihm?“, stieß Bethany entsetzt hervor. Fenris schloss die Augen und wandte sich ein wenig an seine Gefährten.

„Das hier ist ein Ashnaard. Er hält die „Leine“ der Saarebas in der Hand. Das bedeutet mit diesem Stab kontrollieren sie die Magier. Das ist ihre Aufgabe.“ Der große Qunari nickte zustimmend.

Morana sah traurig zum Saarebas wie dieser sich quälte. Ihr war zwar klar, dass er diese Strafe akzeptierte, denn so lebten die Qunari, doch ihr selber schmerzte es. Qualvoll kniff sie die Augen zusammen, dann sah sie entschuldigend zu ihren Kameraden. Fragend sahen diese sie an. Varric war der erste, der sie verstand. Aufmunternd nickte er sie zu. Erleichtert lächelte sie, doch augenblicklich verschwand es aus ihrem Gesicht und wich einen entschlossenem Blick.

Blitzschnell zog die Kriegerin ihr Schwert aus der Scheide und richtete es auf den Ashnaard.

„Ihr lasst Ketojan gehen!“ Der Qunari war überrascht, dass sich der Mensch gegen ihn stellte, doch sofort wurde das grobe Gesicht wieder hart.

„Es ist seine Aufgabe.“

„Nichts ist es! Das lass ich nicht zu.“, knurrte Morana und augenblicklich entbrannte ein heftiger Kampf zwischen den beiden Parteien.

Die Qunaris setzten Morana und ihren Gefährten sichtlich zu. Sie wussten meisterhaft mit ihren schweren Waffen umzugehen und setzten so Morana und Fenris sichtlich unter Druck. Immer weiter mussten sich die beiden Nahkämpfer zurückziehen, doch sie kämpften verzweifelt gegen die Schläge der Schwerter an. Keiner der beiden waren bereit den Qunari auch nur einen Zentimeter Boden zu schenken. Bethany und Varric unterstützten die beiden so gut sie konnten. Ein Meer aus Pfeilen ergoss sich über die Qunaris und zwang sie zumindest ab und zu in ihrer Angriffswut innezuhalten. Auch Bethanys Zauber erzwangen zumindest zeitweiliges Stoppen der rasenden Angriffswelle.

Nachdem die ersten Qunaris gefallen waren, ging es wesentlich schneller voran. Fenris und Hawke ließen nicht nach und überwältigten einen Riesen nach dem Anderen. Obwohl sie erst einmal Seite an Seite gekämpft hatten, waren die beiden Krieger verhältnismäßig gut aufeinander eingespielt. Sie unterstützten sich so gut sie konnten und wenn Morana unter dem Gewicht der Schwerthiebe eines Karaatas zusammenbrechen drohte, schlug Fenris eine Bresche und warf den Gegner um und wenn Fenris von mehreren Gegnern umringt war, sprintete die Kriegerin an seine Seite und blockte die Seitenangriffe mit ihrem Schild ab.

Als auch der letzte Qunari zusammenbrach, ließ Morana keuchend ihr Schwert zu Boden fallen. Blut tropfte aus einer Wunde an ihrem Arm, wo ein Speer sie gestreift hatte. Mit vor Erschöpfung zitternden Beinen ging sie zu Ketojan und hob dessen Leine auf. Ihre drei Freunde gesellten sich zu ihr.

Einige Augenblicke starrte Morana auf den Stab, der kalt in ihrer Hand lag. Doch dann bekam ihr Blick einen wütenden Ausdruck und kurz entschlossen zerbrach sie den Kontrollstab.

Die blauen Blitze verschwanden, Ketojan war nun frei. Noch völlig benommen rappelte er sich auf und räusperte sich.

„Ich bin frei...das...“, seine Stimme war noch rau, als er anfing zu sprechen. „...war nicht nötig gewesen...aber euch gebührt Respekt.“ Gedankenverloren ging er zu der Küste und sah auf die Armada der Qunari, mit der er angekommen war. Sein Blick verschwand im Nichts. Morana stellte sich neben ihn und blickte ebenfalls auf die ruhige See.

„Ketojan?“

„Ich danke Euch dafür, dass ihr mich befreit habt, aber...ich habe keine Berechtigung mehr zu leben. Mein Clan ist tot, ich habe niemanden mehr, der mich führt.“

„Ihr könntet frei sein.“ Doch Ketojan schüttelte nur den Kopf und auch Morana wusste, dass es sinnlos war. Jemand der sein Leben lang eingesperrt war konnte oftmals mit seiner Freiheit nicht umgehen.

Einige Momente starrte er noch aufs Meer, dann drehte er sich zu seiner Befreierin um. Seine Hände fuhren zu seinem Hals und er nahm etwas ab. In seiner kräftigen Hand baumelte ein blaues Amulett mit einem Stern, indem ein Rubin eingefasst war. Morana nahm es an und betrachtete es.

„Das möchte ich Euch schenken.“, waren die letzten Worte des Qunaris, danach umgab ihn wieder die machtvolle Aura der Magie, bevor Ketojan zischend in Flammen aufging.

Bethany schrie entsetzt auf und rannte auf den Qunari zu, doch Morana hielt sie zurück. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. Es war sein Wunsch gewesen. Als die Flammen erloschen, nahm die junge Kriegerin den Aschehaufen seiner Überreste und ließ sie von dem Wind aufs Meer tragen. Wenigstens im Tod sollte Ketojan frei sein...

~*~

Sag mir was ist geschehen,

Was ist bloß los mit unserer Welt?

Wann werden wir verstehen?

Es geht um uns und das ist, was zählt
 

Keine Angst es ist niemals zu spät

Solang' die Hoffnung in uns weiter lebt

Wir warten nur auf den Augenblick

Wir sind bereit, es gibt kein Zurück
 

Dann werden wir frei sein,

denn es wird bald vorbei sein

Frei wie der Wind

Wir werden gewinnen

Das Böse bezwingen

Es wird alles wie es mal war
 

Frei wie der Wind- Monster Rancher
 

______________________________________________________________________________

Anm.: Hallo meine lieben Fans. Endlich geht es weiter mit der Dragon Age Fanfiv. Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet ^^' Mein bisher längstes Chap und es hat mich Nerven gekostet <.< ich habe aufgehört zu zählen wie oft ich es neu angefangen habe. Kenner wissen, dass es sich dabei um die Quest "Wölfe hüten" handelt^^ wenn auch ziemlich abgewandelt.

Schwester Petrice, ich hasse Euch xD Deshalb ich Eure Rede auch vernichtet. Die hat Euch eh keiner abgekauft.

Nun ja...^^ das gehört hier nicht hin aber es musste mal gesagt werden ^^'

Aber ein großen vielen Dank an euch fleißige Kommi schreiber. Ihr seid die besten. :-* Nur wegen euch schreibe ich diese Geschichte überhaupt noch. Arigato! *verneig*

Chap 5 wird wohl noch etwas dauern, da ich erst an Mythna weiterschreiben möchte^^ wenn ihr Lust habt, lest das doch als Lückenfüller.

Alles Liebe,

Jeanne-Kamikaze- :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-11-16T22:59:29+00:00 16.11.2011 23:59
Ich stimme 100% mit Greymouse überein. Problem bei einem Fanfic das über ein Spiel oder Anime usw geschrieben wird (und ich glaube das kennen viele xD) ist einfach das man als Autor zu sehr mit seinen eigenen Gefühlen drin ist. Du selbst weißt ja was passieren wird und du weißt wie die Charaktere fühlen aber du musst darauf achten es nicht zu sehr auf die Story zu übertragen. Lass es langsam angehen und dann von Kapitel zu Kapitel steigern.

Was ich aber wieder amüsant finde sind die Gespräche mit Varric und großer Pluspunkt bei der Szene wo Fenris darauf wartete das Morana ihm die Erlaubnis zur Fragestellung gab. Ich konnte mir das sehr gut bildlich vorstellen und es passte einfach. ^^ Gerade weil Fenris ein Sklave war.

Eh aber bissle verwirrt war ich als das dann mit Schwester Petrice kam. Praktisch gesehen wurde nur der Templer und Schwester Petrice erwähnt, wo Hawke und Co in den Raum kamen. Warum spektakulierte Morana dann, was die Schwester mit einem Qunari zu tun hat, obwohl da keiner stand? Originalgetreu steht Petrice ja mitten im Weg und Hawke und Co. retten sie vor ein paar Gaunern. Daraufhin bittet sie die Gruppe ihr zu folgen wegen einer Sache. So ist es jedenfalls im Spiel und selbst da wussten die nicht was auf sie zu kommen würde. xD Schließlich waren es nur "Gerüchte".

Morana ist auch zu sehr auf Fenris fixiert finde ich auch wenn er mein Liebling bei DA ist haha. Ich hätte mir mehr Dialoge mit Bethany und Hawke gewünscht, da sie ja ihre Schwester ist und eher mehr Kontakt haben müsse mit ihr.
Von:  greymouse
2011-11-04T15:06:58+00:00 04.11.2011 16:06
Ich geh mal nur auf die größeren Sachen ein, bringt ja auch nicht wenn man einen ellenlangen Text zu kleinen Formulierungsfehlern verfasst. Das kommt als Feintuning zu einem späteren Zeitpunkt.

Mir ist aufgefallen das der Planet, auf dem sich Thedas befindet, verdammt schnell rotiert. Zu Beginn des Kapitels ist es stockdunkle Nacht und bereits auf Seite 3 geht die Sonne schon wieder unter. Was das wohl für Auswirkungen auf das Magnetfeld und den Biorythmus der dortigen Lebensformen hat?
Und bist du dir sicher, das die Kerzen Schatten auf die Rüstung des Templers werfen und nicht das Licht der Flammen reflektiert wird? Ich nahm immer an, das man Kerzen im Zimmer hat damit die diesen einigermaßen erhellen. Die können nämlich obenrum brennen. Dann wird das allerdings mit dem seitlich fallenden Schatten etwas schwierig, wenn das Licht von oben kommt. Selbst wenn du mehrere Kerzen nebeneinander hast sieht das dann eher kaleidoskopisch aus. Auser natürlich es stehen Kerzen daneben die nicht brennen, die werfen dann natürlich einen klaren Schatten =P
Die Kirche (als Organistation) ist den Anhängern des Qun gegenüber eindeutig nicht neutraler Gesinnung. Die sind ein absolutistischer Monoteismus, jede Konkurenz kommt einer persönlichen Beleidigung gleich (diese inklusive der Verwendung von : "Deine Mutter..."). Das wirkt vieleicht nur so, da Petrice eine sehr radikale Sichtweise hat. Und ich möchte noch anmerken, das die Hörner für die Qunari vermutlich keine allzuwichtige Rolle spielen (zumindest nicht mehr. vor dem Qun sah die Sache wahrscheinlich anders aus). Sten ist ja auch...ein Sten, obwohl er keine Hörner hat (gibt in dem Emporium DLC eine anspielung auf ihn). Und die Qunari, die ihren Ursprung in anderen Völkern haben, werden ja auch, soweit bekannt, gleichwertig behandelt.
Und bei Kirkwall liegt das Meer an der Südseite.
Das war es jetzt erstmal zu den allgemeinen Logiklücken.

Die Beziehungen deiner Charaktere entwickeln sich zu schnell. Hawke und Fenris gehen, meiner Meinung nach, zu vertraut miteinander um. Dafür dass sie sich erst seit einem Tag kennen. Auserdem Durchschauen sich die Charaktere zu leicht. Insbesondere Hawke, die bereits mit einem Blick den gesamten Charakter, die vollständige Geschichte und die Motivation einer Person erkennt plus politische Hintergründe und Geheompläne. Aber gut, sie hat ja auch sofort gewusst, wo die versteckte Lucke zur Kanalisation war, obwohl sie zum ersten mal an diesem Ort war und niemand ihr die Klappe gezeigt hat.
Im Fall von Petrice finde ich das besonders schade. Dadurch wird ihr ein großer Teil der ..."Bedrohlichkeit" und vorallem Ernsthaftigkeit als Gegenspielerin genommen. Ich weiss, das sie niemand leiden kann, ich doch auch nicht, aber man muss zugeben, das sie eine erstklassige Feindin abgibt. Typ: hervorragende Intrigantin. Da kann es doch eigendlich nicht so einfach sein sie zu durchschauen.

Tut mir leid, aber mit dem Ende bin ich überhauptnicht zufrieden. Ich verstehe schon das du es schnell zu Ende haben wolltest, aber so gehetzt musste das doch wirklich nicht sein. eine der Kernstellen der Quest war doch der Dialog mit Ketojan. Das große Macht kontrolliert sein will und das sich wenige Opfern um dem Allgemeinwohl zu dienen. Das hast du alles irgendwie weggelassen und der Saarebas ist sang und klanglos gestorben. Er stand allgemein sehr im Hintergrund obwohl das Kapitel doch nach ihm benannt ist.

Für heute soll es aber erstmal gut sein.


Von:  TheWinchesterGospel
2011-05-29T15:40:10+00:00 29.05.2011 17:40
15 Seiten ich bin stolz auf dich xD
Ich liebe ja Geschichten wo man ne Menge zu lesen hat bin einfach ne Leseratte.
Als ich dieses Chap gelesen habe musste ich irgendwie grinsen nicht weil es schlecht gemacht ist sondern weil es mich so an die Quest erinnert hat. Ich wusste was kommen würde und deine Story war fast genauso wie meine Entscheidungen die ich im Game getroffen hatte xD
Aufjedenfall war es wieder gut geschrieben auch wenn ich trauere das Carver tot ist XD
Nichts gegen Bethany aber irgendwie ist sie nicht so mein Fall.
DIe Qunaris sind ja schon da freu mich auch wenn der Arishok dann mal auftaucht.
*Däumchen hoch*
Richtig gut gemacht hoffe es geht auch bald weiter, bin mit meinem Kommi hier ja ziemlich in verzug ^^


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