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Auf ein neues- Wie ein Treffen alles verändert

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von

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Ereignissreiches Treffen

Langsam ging er die Straße entlang, mit seiner typischen leicht gekrümmten Haltung, die Hände in seinen Hosenraschen.

Der Regen, der unablässig auf ihn niederprasselte ignorierte er, ebenso die verwunderten Blicke, die die Menschen unter ihren Regenschirmen ihm zuwarfen.

Er liebte dieses Wetter, liebte es, wenn seine schwarzen von Natur aus strubbelige Haare an seinem Kopf klebten, ebenso wie sein weißer Schlabberpulli und die dunkelblaue Jeans die er trug.

Dies waren seine Lieblingsklamotten, zusammen mit den weißen Turnschuhe, die er gerade trug.

Normalerweise hasste er Schuhe, ging immer Barfuß, doch sobald er seine Wohnung verließ, zog er sich immer recht wiederwillig Schuhe an.

Ein seufzen entglitt seinen Lippen, ehe er den Kopf hob und mit seinen ebenso rabenschwarzen Augen unter denen tiefe Schatten lagen die Umgebung betrachtete. Hier und da standen einzelne Bäume, nur selten sah er Menschen die unterwegs waren.

Ihm war es recht so, mochte er die Anwesenheit anderer Menschen nicht sonderlich, da sie ihn wegen seiner weißen Haut ständig ärgerten, auch wenn ihm das egal war, nach einiger Zeit ging es selbst ihm jedoch auf die Nerven.

Langsam setzte er seinen Weg fort, nahm seine Umgebung kaum war.
 

Schweigend lief sie mit ihren Freundinnen die Straßen entlang, warf all denen die sie anstarrten, giftige Blicke zu. Sie fuhr sich durch ihr rotes Haar und verzog bei deren Nässe das Gesicht. Sie verabscheute den Regen, sie verabscheute diese Stadt.

Schweigend strich sie sich über ihren schwarzen Lederrock und bemerkte daraufhin, dass ihr blutroter Nagellack abblätterte. "Ach verdammter Mist!", fluchte sie und senkte die Hand, ehe sie ihren Blick wieder auf die Passanten richtete. Bald darauf fiel ein schwarzhaariger Mann in ihren Blickwinkel, dessen ebenso schwarze Augen leer dreinschauten. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, während sie ihre Freundinnen an stupste und auf den jungen Mann zeigte.

"Den schnapp ich mir...", sagte sie leise und schritt mit gerecktem Kinn auf ihn zu.

Aus den Augenwinkeln konnte der schwarzhaarige eine Gruppe kichernder Mädchen sehen.
 

Seufzend drehte er seinen Kopf leicht, sodass sie aus seinem Blickfeld verschwanden.

Er zog die Beine auf die Bank, wickelte einen Lolli, welchen er aus seiner Hosentasche gefischt hatte aus und nahm ihn in den Mund.

Zufrieden legte er seine Arme um seine Beine und legte seinen Kopf darauf, schloss den Lutscher genießend die Augen.

Gott er war verrückt nach süßem!
 

"Hey. Stört's dich, wenn ich mich setzte?" Ein charmantes lächeln schmückte ihr hübsches Gesicht, während sie den Lutscher lutschenden Mann erneut musterte und sich leicht zu ihm hinab beugte.

Aus den Augenwinkeln heraus, konnte sie sehen wie ihre Freundinnen sie angrinsten, sich leise etwas zuflüsterten. Sie verdrehte die Augen, bedeutete ihnen mit einem Blick zu verschwinden, da der Typ ihr gefiel.

"Habe ich über diese Bank zu bestimmen?"

nuschelte er mit dem Lolli im Mund, sah sie nicht an.

"Ist das meine? Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 0 %, also warum in Gottes Namen, fragst du mich das?"

Er wollte sich eigentlich zu ihr drehen, sie durchdringend ansehen, doch er hatte gerade keine Lust dazu.

Lieber genoss er seinen Lutscher.
 

"Was..?"

Vollkommen irritiert blinzelte sie einige Male, ehe sie kicherte und den Kopf schüttelte. "Tse...", machte sie leise und stopfte sich die Hände in die Taschen der kurzen Lederjacke, ehe sie sich neben ihn setzte und die Beine übereinander schlug.

"Entschuldige, aber ich wollte nur höflich sein.", meinte sie dann und bemerkte das genüssliche lutschen des Mannes. "Du scheinst Süßes zu lieben...", stellte sie fest und zog einen Kaugummi aus ihrer Tasche, welchen sie sich dann zwischen die Lippen schob.

"Und ich nur sachlich!"

meinte er unbeeindruckt und bemerkte, wie sie sich neben ihn setzte.

Ein leises, kaum wahrnehmbares kichern kam über seine Lippen,

ehe er den Lutscher zerbiss, den Stiel mit spitzen Finger wegwarf und die Lutscherkleinteile... lutschte.

"Du scheinst diese Stadt zu hassen!"

stellte er seinerseits fest.
 

Sie nickte, schaute ihm weiterhin beim lutschen zu, bevor sie den Blick auf die Passanten gleiten ließ.

"Nun.. sagen wir's so: Ich lebe nicht gerne hier...",

gestand sie und seufzte leise, ehe sie den Kopf in den Nacken legte und die Augen schloss. Leicht rieselte der Regen auf ihr Gesicht, was sie schmunzeln lies. Sie öffnete die Augen, sah wieder zu ihm und lächelte leicht. "Und das Wetter mag ich auch nicht... ich bevorzuge den Sonnenschein..."

Der schwarzhaarige schüttelte den Kopf.

"Ich liebe jedes Wetter... und den Himmel!"

meinte er und hob nun doch seinen Kopf, allerdings sah er in den Himmel, der Regen tropfte in sein Gesicht.

"Egal welche Farben er hat, er ist immer schön...

Genau wie das Wetter!"
 

Durchaus war der jungen Dame bewusst, dass er es vermied sie anzusehen. Sofort fragte sie sich, WARUM?

"Sag, kann es sein, das du es vermeidest mich anzusehen?", platzte es aus ihr heraus, noch ehe sie sich hätte aufhalten können.

"Das ist irgendwie... unhöflich..."

Der Ex-Lolli Lutscher zuckte mit den Schultern.

"Ist das mein Problem?"

fragte er.

"Wenn ich dich nicht ansehen möchte, tu ich es auch nicht!"

meinte er und atmete tief ein.

"Oder bin ich gesetzlich dazu verpflichtet?"

fragte er nach.
 

"Na hör mal!"

Zorn stieg in ihr auf. Was dachte dieser Typ sich eigentlich?

"Was hast du eigentlich mit deinen scheiß Gesetzen? Natürlich musst du mich nicht ansehen, aber es ist dennoch eine Frage der Höflichkeit, welche du anscheinend nicht zu besitzen scheinst. Man benimmt sich so nicht! Schon mal was von Knigge gehört?",

blaffte sie ihm zu und bemerkte im letzten Moment das kichern ihrer Freundinnen, welche anscheinend keine Lust gehabt hatten zu verschwinden. Röte stieg in ihre Wange, schnell setzte sie sich wieder und schnaubte.

"Das mag stimmen, aber ist dir schon mal aufgefallen, dass du ziemlich unhöflich bist?"

Er kicherte.

"Schließlich hast du dich gar nicht Vorgestellt, als du mich angesprochen hast!"

klärte er sie auf.

Als sie das Wort beibringen erwähnte, legte sich ein leicht trauriger Ausdruck in seine Augen.
 

"Grrrrr...",

machte sie und zwang sich, wieder ruhiger zu werden.

"Lissiana.", sagte sie dann. "Ich heiße Lissiana Argeneau."

Sie seufzte, hasste ihren Namen wie die Pest. Er klang so... anders.

"Darf ich deinen auch wisse...?" Augenblicklich hielt die rothaarige inne, als sie die Trauer in seiner Miene entdeckte.

"Alles okay?"

"Lissiana"

wiederholte er, senkte den Kopf und schloss die Augen.

"Liss... Sia..."

murmelte er mögliche Spitznamen für sie leise.

"L. L Lawliet!"

stellte er sich vor.

"Und ja, alles okay!"
 

"L?"

Lissiana runzelte die Stirn aufgrund seines Namens und nickte dann. "Ein außergewöhnlicher Name, wenn du mich fragst. Dennoch gefällt er mir...",

gab sie zu und stützte den Kopf in die rechte Hand.

"Du wirkst aber nicht so, als würde es dir gut gehen, L"

"Ja ich weiß..."

meinte er.

"Ich weiß nicht, ob es der Name ist, den mir meine Eltern gaben..."

meinte er langsam.

"Keine Sorge, meine... Sorgen sind nicht von belangen!"

versicherte er ihr.
 

"Wie darf ich das verstehen, L?",

fragte sie leicht verwirrt.

"Bist du ein Waisenkind? ... Tut mir leid... Ich wollte nicht Neugierig sein...",

murmelte sie dann und senkte den Blick.

L lachte.

"Genau das bin ich..."

meinte er.

"Allerdings wohne ich in keinem Waisenhaus... als ich fünf war, haute ich ab und lebte bis heute mal hier mal dort!"

meinte er.

"Ich war nie in der Schule, trotzdem konnte ich lesen, schreiben und rechnen..."

Er zuckte mit den Schultern.

"Es war die Hölle, aber ich habs überlebt!"
 

Sie nickte, lauschte ihm aufmerksam und bemerkte dass auch er einsam zu sein schien.

"Ich hatte es immer gut zu Hause...",

begann sie zu erzählen.

"Mein Dad ist Leiter einer Firmenkette, verdiente sehr sehr gut. Man könnte sagen wir seien wohlhabend... Ich hatte einen Privatlehrer, dadurch jedoch kaum Freundinnen... Ich fühlte mich oft einsam..."

Ein leises seufzen kam übe ihre Lippen.

"Vor einem Jahr starb meine Mum an Krebs... war die Hölle für mich. Mein Vater ist selten zu Hause, da er viel durch die Welt reist. Ich habe das Glück endlich an einer Uni zu studieren, was es mir ermöglicht Freunde zu finden... doch ob man sie wirklich Freundinnen nennen kann, ist ne Frage für sich..."

"Die Wahrscheinlichkeit ist eher mittelmäßig..."

murmelte er.

"Probier es doch aus!"

meinte er dann und sah sie zum ersten Mal seit ihrer Unterhaltung an.
 

"Ja.. da hast du wohl recht…",

flüsterte sie und hob den Blick.

Ihre dunkelbraunen Augen begegneten seinen. Zum ersten Mal sah er sie an. Der Blick seiner dunklen Augen, zog sie in seinen Bann. Ihr Herz überschlug sich, begann zu rasen.

Sie schwieg, starrte ihn mit leicht geöffnetem Mund an und hörte nur nebenbei seine Worte. Sie errötete, blinzelte und meinte dann:

"Was meinst du?"

Nun doch verunsichert legte L den Kopf etwas schief.

"Was meine ich wie?"

fragte er nach.

Als er in ihre Augen gesehen hatte, hatte er alles kurz vergessen,

etwas, was ihm noch nie passiert war!
 

"Nun... D-Du sagtest ich soll... es einfach ausprobieren.",

stammelte sie und strich sich ihr Haar hinter die Ohren.

"Was.. Was meinst du damit?"

Innerlich fluchte sie. Warum fiel ihr denn auf einmal das Reden schwer?

L atmete tief ein, bevor er sich wieder abwandte und auf seine Knie sah.

Er zuckte mit den Schultern.

"Stell ihnen eine Aufgabe, die nur echte Freundinnen erledigen würden..."

schlug er vor, allerdings hatte er keine Ahnung, welche.

Er hatte nie Freunde, musste sich also auch keine Gedanken um so etwas machen.
 

Sie seufzte leise, als er den Blick wieder abwandte und senkte ihn ihrerseits auch wieder.

"...Eine Frage, sagst du?",

meinte sie leise und schloss die Augen.

"Ich hab keine Ahnung wie ich das anstellen soll...",

stellte sie fest und fragte ihn dann vorsichtig:

"Wo schläfst du eigentlich? Wenn du nichts hast, kann ich dir anbieten mit zu mir zu kommen... wenn du möchtest."

Er schüttelte den Kopf.

"Nein, keine Frage, eine Aufgabe!"

stellte er sein gesagtes richtig dar.

"Ich weiß nicht wo ich schlafen soll... wenn ich zu dir könnte, wäre das gut!"
 

Lissiana nickte.

"Klar kannst du...",

sagte sie und stand auf.

"Komm. Wir machen uns gleich auf den Weg, L."

Sie lächelte ihn leicht an, warf sich ihre Kapuze über den Kopf und vergrub erneut die Hände in den Taschen.

"Ja!"

meinte er und stand auf.

Er steckte seine Hände ebenfalls in seine Hosentaschen, doch anders als Liss

hatte er keine Kapuze.

Doch es war ihm auch egal.

Mit leicht gekrümmter Haltung ging er ihr nach.
 

Sie nickte als er ebenfalls aufstand und bemerkte dann, dass er keine Jacke trug. Schnell zog sie ihre aus, hang sie ihm um die Schultern und griff nach ihrem Handy, um nach einem Wagen ihres Vaters zu rufen.

"Du frierst. Ich nicht.",

log sie und ignorierte die Gänsehaut auf ihren Armen.

L tat ihr leid, er hatte weder ein zu Hause, noch eine Familie. Ganz im Gegensatz zu ihr. Sie hatte all das und noch viel mehr und war gerne bereit, es mit ihm zu teilen.

Es dauerte eine Weile bis der Wagen eintraf. Schnell stiegen beide ein und wärmten sich. Als der Fahrer ihr einen irritierten Blick zuwarf, winkte Lissiana nur ab und bedeutete ihm loszufahren.

"L ist ein Freund von mir.", stellte sie klar und sah schweigend aus dem Fenster.

Er hob eine Augenbraue,

zu der glatten Lüge ihrerseits, schwieg aber.

Als sie dann im Auto saßen, gab er ihr ihre Jacke wieder.

"Ich brauch sie nicht..."

meinte er und lehnte sich nach hinten.
 

Schweigend nahm sie die Jacke an sich und schmunzelte leicht.

Es dauerte eine Weile bis sie das Anwesen der Argeneau Familie erreicht hatten, doch sie war froh wieder zu Hause zu sein.

Sie stieg aus dem Auto, sah zu dem hellen Herrenhaus empor und drehte sich zu L um. "Komm, L.",

sagte sie und schlenderte mit ihm hinein. Sie zeigte ihm sein Zimmer, reichte ihm ein paar Handtücher und lächelte leicht.

"Du möchtest doch sicher Duschen gehen.",

murmelte sie und zeigte ihm das große Badezimmer, welches sich direkt neben seinem Zimmer befand.

L konnte nicht anders, als zu schlucken.

"Wow!"

meinte er.

Er hatte noch nie ein so großes Haus, ein so großes Zimmer und ein so großes Badezimmer gesehen.

"Wow... Da kommt man sich selbst so unwichtig, so armselig vor..."

murmelte er.
 

Ein leises kichern drang über Lissianas Lippen.

"Ach was…",

sagte sie und schüttelte leicht den Kopf.

"Ich lasse dich jetzt alleine. Mein Zimmer ist den Gang runter und dann rechts. Ruf einfach wenn irgendetwas ist, L.",

erklärte sie und schritt zur Tür.

"Danke..."

murmelte er leise, bevor sie verschwand.

Als sie gegangen war, ging L vorsichtig zum Spiegel und betrachtete sich in diesem.

Er sah schrecklich aus.

Er hatte dunkle Schatten unter seinen schwarzen Augen, seine Haut war so weiß wie Schnee.

Ein seufzen glitt über seine Lippen, ehe er sich auszog, die Dusche anstellte und hineinstieg.

Vorsichtig seifte er seinen Körper ein, achtete auf seine Wunden.
 

Mit einem leisen seufzen schloss Lissiana die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Schweigend starrte sie die gegenüberliegende Wand an und fuhr sich durch das rote gelockte Haar, ehe auch sie beschloss sich umzuziehen. In ihrem Zimmer angekommen, wusch sie sich ebenfalls und schlüpfte anschließend in eine schwarze Jeans und einen beigefarbenen Rollkragenpullover.

Ihr nasses Haar hatte sie zurückgekämmt und zu ihrem Entsetzen lockte es sich auch schon wieder. Erneut seufzte sie und setzte sich auf das Sofa welches im Zimmer stand, schnappte sich ein x-beliebiges Buch und begann darin zu lesen. Nun ja.. zu mindest versuchte sie es. Sie nahm nicht wirklich ein Wort auf, vielmehr machte sie sich Gedanken um L.

Dieser hatte seine Dusche nach einigen Minuten, um genau zu sein fünfzehn, beendet und stand jetzt trocken, bis auf seine Haare, mit einem Handtuch um die Hüften im Bad, unschlüssig, was er jetzt tun sollte.

Schließlich zog er sich seine Kleidung an und ging in das Zimmer, welches Liss ihm gegeben hatte.

Kurz überlegte er, ob er nicht zu ihr gehen sollte, verwarf den Gedanken lieber wieder schnell und starrte gedankenlos aus dem Fenster.
 

Nach einiger Zeit legte Lissiana das Buch beiseite und starrte auf die Uhr, ehe sie sich erhob und sich eine Strähne um den Finger wickelte.

Schließlich beschloss sie aufzustehen und nach L zu sehen.

Leise klopfte sie an dessen Tür, als sie das Zimmer erreichte.

"L? L, ich wollte fragen ob du vielleicht Hunger hast?",

fragte sie ihn und steckte den Kopf durch den Türrahmen, entdeckte ihm am Fenster und lächelte bei dessen Anblick.

"Wenn du magst, mach ich uns etwas zu essen."

Erschrocken, da er nicht mit ihrem Auftauchen gerechnet hatte, zuckte der schwarzhaarige zusammen, drehte sich blitzschnell um und starrte sie aus geweiteten Augen an.

"Meine Güte, hast du mich erschreckt!"

Geräuschvoll atmete er aus und wieder ein, bevor er lächelte.

"Ja das... wäre nett... Allerdings ziehe ich nur süße Sachen vor... Ich mag nichts anderes..."

meinte er leise, lächelte sie entschuldigend an.

Er war sowieso auf Zuckerentzug und das beeinträchtigte sein Denkvermögen, denn eigentlich war er ein sehr schlauer Junge, zeigte dies nur nie.
 

"Verzeihung, ich wollte dich nicht erschrecken...“,

kicherte sie und ging einige Schritte auf ihn zu, ehe sie stehenblieb und die Stirn runzelte.

"Nur Süßes, sagst du? Na an mir solls nicht scheitern. Ich mag auch Süßspeisen. Außerdem tut mir etwas Zucker gut.",

meinte sie dann und zuckte mit den Schultern, ehe die beiden Ls Zimmer verließen und in die Küche des Hauses traten, während sie ihm erklärte, das sie ihn morgen von einem Arzt würde durchchecken lassen müssen. In der Küche angekommen, zog Lissiana einige Leckereien aus dem Kühlschrank hervor und entdeckte gerade noch 2 Schüsseln Creme Brulee, die sie mit dem Rest auf ein Tablett lud und L fragend ansah. "Noch einen Wunsch?"

L nickte nur, als sie erklärte, dass auch sie Süßspeisen mochte und folgte ihr in die Küche.

Staunend sah er sich um, doch als sie anfing, Süßes auf ein Tablett zu stellen, leuchteten seine Augen.

"Hast du auch... Erdbeeren...?"

Er vergötterte dieses Obst.

Es war süß, saftig, einfach nur lecker.

"Und Würfelzucker!"

meinte er begeistert, doch diese verschwand und Panik machte sich in ihm breit, als sie ihm erklärte, sie würde morgen einen Arzt holen wegen ihm.

"Keinen Arzt... bitte..."

flüsterte er leise, die Augen weit aufgerissen.
 

Lissiana lachte auf, lud Erdbeeren, Würfelzucker und Schokoladensoße auf das Tablett und hob eine Augenbraue, als sie seine geweiteten Augen sah.

"Entschuldige, aber wir müssen sicher gehen dass du dir nichts eigefangen hast. Ich kann dich ja schlecht untersuchen.",

meinte sie dann, klopfte ihm beruhigend auf die Schulter und lächelte leicht, ehe sie das Tablett an sich nahm und es hinauf in den Fernseherraum brachte. Dort angekommen setzte sie sich auf einen der Sessel und nahm eine Schüssel Creme Brulee an sich, ehe sie L zuprostete. "Guten Appetit, L."

L atmete tief ein, schob sich seinen rechten Daumen an die Unterlippe, dachte nach und seufzte schließlich.

"Na gut..."

meinte er, folgte ihr in den Fernsehrraum und konnte wieder nur den Kopf schütteln. Er setzte sich ebenfalls in einen Sessel, allerdings zog er die Beine an und schnappte sich den Würfelzucker, die Erdbeeren und einen Löffel, den er mit spitzen Fingern hielt. Langsam stapelte er die Würfelstückchen auf dem Löffel, bis er hoch war und führte sie in seinen Mund. Genüsslich zerkaute er sie und schob schnell eine Erdbeere nach und Sekunden später die zweite und dritte.
 

Mit einem Lächeln auf den Lippen, schluckte sie den Rest der Creme Brulee hinunter und sah L dabei zu, wie er den Würfelzucker stapelte und ihn sich anschließend in den Mund schob. Leider konnte sie sich ein kräuseln der Nase nicht verkneifen.

"Also mir wär das ZU süß…",

meinte sie und deutete auf den Zucker, ehe sie sich eine Schüssel Erdbeeren schnappte und sie mit Schokosoße überzog. Leicht nachdenklich schob sie sich eine zwischen die Lippen und schmunzelte als die Schokosoße ihren Gaumen verwöhnte.

L wiederrum konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

"Mir wäre es lieber, es wäre NOCH süßer!"

meinte er und schob sich noch eine Erdbeere in den Mund.

Dann nahm er sich zwei Würfelzucker, zerrieb sie in seinen Händen und verteilte den Zucker auf die Früchte, goss reichlich Schokosoße hinterher.

"Entschuldige, wenn ich so verschwenderisch wirke, aber Zucker ist mein Lebensinhalt... ich ohne Zucker ist wie Fußball ohne Ball, wie Kino ohne Film!"

lachte er und aß eine überzuckerte, mit dicker Soße umhüllte Erdbeere.

"Ich esse nur süßes, dass fördert meine Denkweise... Habe ich nicht genug Zucker intus, kann ich nicht denken..."

meinte er leise lachend, bevor die nächste Erdbeere in seinem Mund landete.
 

"Noch süßer?",

fragte Lissiana deutlich amüsiert und leckte sich die Soße von den Lippen.

"Sicher dass du keinen Zuckerschock erleidest?"

Ein Lachen drang über ihre Lippen. Sie hatte ihre Schüsseln allesamt geleert, doch er schien immer weiter essen zu können.

"Das du nicht irgendwann platzt! Ich bin papp satt..."

Sie legte sich eine Hand auf ihren Bauch und seufzte zufrieden, während sie sich zurücklehnte und ihn weiter beobachtete. Sie schmunzelte erneut.

L kicherte.

"Ich lebe wie du siehst noch, ich esse nur süßes, hab nie etwas anderes gegessen... Das andere Zeug ist mir viel zu bitter. Ich trinke auch nur süßes Zeug wie Eistee und der gleichen... ich verabscheue das andere Zeug!"

meinte er und sah sie kurz an.

"Ich esse gerne... ich hab sowieso zehn Kilo Untergewicht und das bei einer Größe von 1. 79! Und das, obwohl ich nur süßes esse!"

meinte er und sah sie mit seinem Hundeblick an.

"Kann ich noch was haben?"

Er deutete auf seine leeren Schüsseln, denn selbst die Creme Brulee war schon alle.
 

Aufmerksam hörte sie L zu und nickte hier und da. Erst jetzt fiel ihr auf, wie mager er war.

Als er sie mit einem Hundeblick ansah, setzte ihr Herz einmal aus und sie senkte verlegen den Blick.

"Klar doch...",

murmelte sie und erhob sich, ehe sie nach dem Tablett griff und es erneut an sich nahm.

"Wieder dasselbe oder... etwas anderes?",

fragte sie ihn dann, während sie die Treppe hinabstiegen und sich plötzlich die Eingangstür öffnete.

L zuckte mit den Schultern.

"Egal... Hauptsache Erdbeeren und Würfelzu-!"

rief er, brach aber abrupt ab,

als er hörte wie sich die Eingangstüre öffnete.

Unwillkürlich musste er zittern.

Den Grund allerdings kannte er nicht.
 

"Oh! Hallo Onkel Lucian!",

grüßte Lissiana den großen dunkelhaarigen Mann in der Tür und verbeugte sich leicht. Leicht biss sie sich auf die Unterlippe und übergab das Tablett einer Bediensteten, welche ihr Onkel herbei gerufen hatte.

"Lissiana.",

grüßte er sie mit seiner tiefen rauchigen Stimme und nickte ihr höflich zu. "Sag blos du hast all das alleine gegessen."

Das Mädchen schüttelte den Kopf, während sie vor ihn trat.

"Nicht doch. Ich habe einen Freund zu besuch. Wir schauen zusammen einen Film. Ich wollte gerade Nachschub holen.",

erklärte die Rothaarige und lächelte matt. Ihr Onkle jedoch blieb eiskalt. Er hob eine seiner dunklen Brauen und musterte sie mit seinen silbernen Augen.

"Einen Freund?",

fragte er, woraufhin Lissiana nur nickte.

Sie ging zurück in die Küche belud das Tablett erneut und stolzierte mit geradem Oberkörper an ihrem Onkel vorbei, welcher noch immer in der Tür stand und erstarrt war.

"Wen?",

rief Lucian ihr hinterher. Sie hielt in der Bewegung inne, schluckte leicht und schenkte ihm erneut ein Lächeln. "Sein Name ist L." Dann wandte sie sich wieder um und ging zu ihrem Freund.

Als sie dessen zittern sah, fiel ihr beinahe das Tablett aus der Hand. Schnell stellte sie es ab und eilte zu ihm, kniete sich vor den dunkelhaarigen und nahm sein Gesicht in beide Hände.

"Schh schhh... Alles ist gut. Es ist nur mein Onkel.",

erklärte sie schnell und fragte sich warum er auf einmal solch eine Angst zu haben schien.

Ihr Onkel wurde von den meisten aus ihrer Familie das "eiskalte Arschloch" genannt. Nur zu Lissiana war er eigentlich ganz gutmütig. Sie hatte ihn sehr gerne, denn nur bei ihr schien er seine kalte Fassade fallen zu lassen. In all er Zeit war er zu ihrem Vater geworden. Sie konnte sich ihm anvertrauen, mit ihm reden und er verhielt sich ihr gegenüber stets höflich - für seine Verhältnisse zumindest.

L starrte noch immer zitternd an Liss vorbei, auch wenn diese sein Gesicht in ihren Händen hielt.

Als er die Stimme ihres Onkels gehört hatte, hatte er sich augenblicklich angespannt.

Diese Stimme war SEINER Stimme recht ähnlich und rief Erinnerungen hervor, die er eigentlich vergessen wollte.

Ohne es zu bemerken, rollte eine Träne über seine blasse Wange.
 

Als Lissiana Ls Tränen sah weiteten sich ihre Augen.

"Hey... was ist los, L?",

fragte sie sichtlich besorgt und wischte seine Tränen weg.

"Warum weinst du? ... Hab ich etwas Falsches getan?"

Trauer überflutete ihre Miene, sie mochte es nicht wenn jemand weinte. Sie mochte es nicht wenn ER weinte.

"L?"

Langsam und ganz behutsam schlag sie die Arme um den jungen Mann und strich ihm beruhigend über den Rücken.

"Hey... weine nicht, bitte...."

L schüttelte stumm den Kopf.

Allerdings war er zusammen gezuckt, als Liss ihn umarmte.

"Sch- Schon gut..."

flüsterte er, schloss die Augen und versuchte die unliebsamen Erinnerungen wieder in den Tiefen seines Gehirns zu vergraben.
 

Nach einer Weile löste sie die Umarmung und lächelte ihn traurig an.

"Lass mich dir helfen, L. Glaube mir, du kannst mir trauen.",

flüsterte sie dann leise und sah ihm eindringlich in die dunklen Augen.

"Ich sehe doch das du dich fürchtest... ich möchte dir gerne helfen diese Furcht zu nehmen... doch dafür muss ich den Auslöser kennen.", fuhr sie nach einer Weile fort und seufzte leise. "Friss nicht alles in dich hinein, L. Vertrau dich anderen an."

Gequält lachte L auf.

"Vertrauen? Einem Menschen? Entschuldige, aber dafür bin ich noch nicht bereit..."

meinte er und schloss die Augen, strich sich durch die mittlerweile trockenen Haare.

"Dafür ist zu viel passiert... es liegt wirklich nicht an dir, aber ich brauche Zeit..."
 

Sie wusste nicht wieso, doch es war ihr klar gewesen, das er ihr so antworten würde. Trotzdem versetzten die Worte des schwarzhaarigen ihr einen Stich ins Herz. Sie nickte, gab sich stark und rückte ein wenig von ihm ab. "Ich verstehe.",

meinte sie und zwang sich zu einem Lächeln, ehe sie nach einem Stück Würfelzucker griff und es ihm auf die Lippen drückte.

"Nervennahrung! Das hilft.",

sagte sie und grinste leicht.

"Entschuldige..."

murmelte er, wohlwissend das er sie verletzt hatte.

"Ich habe wenig Erfahrung damit, anderen zu vertrauen, und denen die ich vertraut hatten, haben es nur ausgenutzt... ich möchte dir vertrauen, aber ich brauche etwas Zeit dafür... In Ordnung?"

fragte er leise und lächelte, als sie ihm Zucker hinhielt.

Bereitwillig nahm er es in den Mund.

"Und bitte, setz keine lächeln mehr auf, wenn dir nicht danach ist..."

meinte er noch.

Sie lächelte über seine Worte. Wohlwissend, dass er sie durchschaut hatte.

"Entschuldige...",

sagte sie leise. Ihr Lächeln wurde echt, während sie ihm noch ein paar Zuckerstückchen reichte und ihm beim verschlingen dieser zusah.

Sie selbst schob sich ein paar Erdbeeren zwischen die Lippen, genoss ihren süßen Geschmack und kicherte leise.

"Kein Problem..."

meinte er, nahm sich noch eine Erdbeere,

bevor er sie ansah und dann leise fragte:

"Was ist mit deinem Onkel?"
 

"Hm?"

Erst jetzt bemerkte Lissiana, wie sehr sie L die ganze Zeit angestarrt hatte. Schnell suchte sie nach einer Antwort auf seine Frage, doch dazu musste sie sie erst einmal kennen...

"Entschuldige, was hast du gesagt?",

fragte sie und lauschte seiner wiederholten Frage, ehe sie mit den Schultern zuckte.

"Ich nehme an das er sich wieder in sein Arbeitszimmer verkrochen hat. Onkel Lucian arbeitet meistens noch an ein paar Dingen hier zu Hause."

"Aha..."

meinte er nur, schluckte den Zucker hinunter.

"Er… erinnert mich an meinen Ex..."

meinte er.

"Ich bin bi sexuell... er und dein Onkel haben dieselbe Stimme... und mein Ex war nicht gerade... sanft... kann man sagen..."

murmelte er leise, er hatte sich dazu durchgerungen ihr etwas anzuvertrauen.
 

Lissianas Augen weiteten sich, als er sagte Lucian erinner ihn an seinen Ex-Freund. Unwillkürlich biss sie sich auf die Unterlippe. Es schien als würde man ihr das Herz aus der Brust reißen.

Schwul... natürlich musste sie einen Schwulen attraktiv finden, sich in seiner Nähe wohl fühlen - momentchen... Hatte er gerade Bi gesagt?

"Ach ja?", sagte sie mit leicht gebrochener Stimme und räusperte sich, während sie ihm zuhörte.

"Nun, Lucian wirkt auf andere ziemlich kühl, muss ich zugeben. Man nennt ihn auch »Das eiskalte Arschloch«, aber ich komme mit ihm klar. Ich kann ihm vertrauen, mit ihm reden, wenn mich etwas bedrückt. Ich sage immer »Er schmilzt in meiner Nähe«.", erklärte die rothaarige und lachte leise auf, ehe ihr bewusst wurde, das er sich ihr gerade anvertraut hatte.

"Sehr ähnliche Beschreibung, doch anders als bei Light, das ist der Name meines Ex, schmolz er nicht in meiner Nähe..."

meinte er und lächelte schwach.

"Er wurde nicht weich, sondern eiskalt und hart!"

meinte er und schüttelte sich.
 

"Oh... das tut mir leid.",

meinte Lissiana und senkte den Blick.

"Ich hatte einen solchen Freund noch nicht. Mein Ex war ein höflicher junger Mann, allerdings wenig an mir interessiert. Ihm war die Kohle lieber...",

erzählte sie und seufzte leise.

"Wir haben es beide nicht leicht, nicht?"

"Sei froh, dass du so jemanden nicht hattest...

Es war eine Qual, denn er hat dafür gesorgt, dass ich ihn nie vergesse... genauso wenig wie mein anderer..."

Unbewusst fasste er sich an die Schulter und seufzte.

"Nein, haben wir wirklich nicht..."
 

Lissiana war sprachlos.

Zu gerne hätte sie jetzt etwas erwidert oder ihm irgendwie gezeigt dass sie mit ihm mitfühlte, konnte sich jedoch nicht von ihrem Sessel rühren.

Der Schmerz der ihr wiederfahren war, war nichts im Vergleich zu den Qualen, die L durch litten hatte... Rein gar nichts...

Sie fuhr sich durch ihr Haar, sah ihn mit trauriger Miene an, unschlüssig darüber was sie tun sollte.

Sie entschied sich fürs schweigen.

L bemerkte ihr Unbehagen, öffnete die Augen und atmete tief ein. Er drehte sich um, zog sich sein Shirt über den Kopf.

Neben den vielen kleinen Narben, den blauen Flecken und der viel zu weißen Haut und den Knochen, die sie erkennen konnte, zeichneten sich vier Buchstaben leuchtend rot von seiner weißen Haut ab.

Auf der rechten Schulter waren die Initialen »L. Y« eingeritzt, auf der linken »B. B«.

"Light Yagami und Beyond Birthday... sie hatten Spaß daran, mich zu quälen... sie liebten mein leid und meine Schreie..."

erklärte er ihr.
 

Als er sein Shirt über den Kopf zog, stieg der jungen Britin die röte ins Gesicht.

"Ähm...",

machte sie und senkte deutlich verlegen den Blick, ehe sie seine Worte hörte, den Kopf hob und die Augen weitete, als sie sah, was seine Schulter zierte.

"Oh Gott...",

hauchte sie sichtlich entsetzt, sprang auf um sich die Feuerroten Narben genauer anzusehen und legte sich eine Hand auf die Lippen.

"Was hat man dir da angetan?"

Leicht schüttelte sie den Kopf und strich mit einer Fingerspitzte vorsichtig über die Haut, ehe sie sie zurückzog und sich wieder vor ihn stellte.

"Ich...",

begann sie und sah ihn noch immer geschockt an.

"Wie kann man nur einem Menschen solch ein Leid zufügen...?"

L konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Er fand es schön, dass sie so reagierte, es gab ihm das Gefühl nicht alleine zu sein.

"Das haben die beiden mir in einem Akt der Lust zugefügt könnte man sagen..."

meinte er leise, ehe er sich das Shirt wieder anzog und verlegen den Kopf senkte.

"Sie liebten es mich zu schlagen, mir körperlich und seelisch weh zu tun, mich zu erniedrigen... Sie... wollten mich beherrschen..."

meinte er.

"Ich hätte erkennen sollen, wie sie waren... aber ich war blind vor Liebe..."

meinte er beschämt.
 

Während sie ihm weiterhin zuhörte, unterdrückte sie die Tränen die in ihr aufstiegen. Sie fand es entsetzlich, was man ihm angetan hatte.

"Hey...",

machte sie leise als er den Kopf senkte, kniete sich wieder einmal vor ihn und legte ihm eine Hand an die Wange.

"Es... tut mir so wahnsinnig leid, was man dir angetan hat. Das ist unverzeihlich..."

Sie legte den Kopf leicht schief, ihre Miene war von Schmerz überzogen.

"Jemandem so etwas zuzufügen.. und das auch noch in einem intimen Moment, das ist..."

Lissiana brach ab. Sie fand einfach keine Worte für das, was ihr durch den Kopf ging.

Und wieder lachte L trocken.

"Intimer Moment... schön wärs..."

meinte er, Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit.

"Das geschah, als die beiden stockbetrunken waren, mich durch die Gegend geworfen hatten wie einen Flummiball, und schließlich an das Bett fesselten..."

meinte er.

"Sie waren grob, schmerzhaft und einfach nur brutal... So wie das mit wütenden, alkoholisierten Menschen halt so ist!"
 

Nur leise drang das trockene Lachen ihres Gegenübers an ihr Ohr.

Sie konnte nichts anderes tun, als die Augen ein wenig zusammenzukneifen und ihre Hand senken zu lassen, während ihr Entsetzen von Wort zu Wort stieg. Leichte Übelkeit stieg in ihr auf. Sie ballte die Fäuste und hielt mit aller Macht ihre Tränen zurück.

"Widerlich... absolut widerlich.",

flüsterte sie und biss die Zähne zusammen.

L seufzte.

"Ja, das bin ich wohl..."

seufzte er und atmete tief ein.

"Weine ruhig, wenn dir danach ist... ich kann zwar nicht damit umgehen, doch ich mag es nicht, wenn man seine Gefühle nicht zeigt!"
 

Als Lissiana ihn sagen hörte, sie solle ihren Gefühlen freien Lauf lassen, konnte sie nichts anderes tun, als zu schnauben. Doch dann übermahnten sie sie und sie lies weinend den Kopf auf seine Knie senken, während sie schluchzte und fluchte und schluchzte und wieder fluchte.

L lächelte, als sie endlich ihren Gefühlen freien Lauf ließ.

Er selbst wollte auch weinen, doch hatte er seine letzten Tränen schon vor Jahren vergossen, sodass nur noch der Kummer in ihm war.

"Danke dir..."

hauchte er leise und gab ihr einen Kuss auf den Kopf.
 

Mittlerweile war ihr Geheule verebbt, nur noch kleine Tränen rannen ihr Gesicht hinab und topften auf seine Hose.

Gerade öffnete sie den Mund um etwas zu sagen, als sie plötzlich seine leisen Worte hörte und kurz darauf den Kuss auf ihren Kopf vernahm, was ihr Herz höher schlagen ließ.

Langsam setzte sie sich auf, wischte sich mit der Hand über die Wangen und legte den Kopf schief.

"Wofür denn? Ich.. hab doch nichts gemacht außer geheult...",

sagte sie leise und musterte seine nassen Knie.

"Entschuldigung..."

L schüttelte den Kopf.

"Natürlich hast du etwas für mich getan..."

meinte er.

"Du warst da, als ich jemanden zum reden brauchte, du hast mich aufgenommen, obwohl ich ein Fremder bin..."

meinte er.
 

Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

"Hab ich doch gerne gemacht, L.",

sagte sie und zwinkerte ihm zu, ehe sie seufzte, sich erhob und erneut nach dem Würfelzucker griff um sowohl ihm, als auch sich selbst einen zu geben. Schnell zerkaute sie ihn, schluckte ihn hinunter und fuhr sich durch ihr Haar.

"Jetzt geht’s mir schon was besser.",

verkündete sie, legte ihm kurz eine Hand auf die Schulter und setzte sich wieder auf den Sessel.

L betrachtete den Zuckerwürfel in seiner Hand und seufzte.

Dann legte er ihn zurück und kuschelte sich in den Sessel.

"Mir ist jetzt nicht nach Zucker..."

murmelte er und legte den Kopf auf das Polster.
 

"Nein?"

Verwundert trank Lissiana einen Schluck Wasser und stellte die Tasse beiseite.

"Wonach ist dir dann?",

fragte sie ihn und zeigte auf das Tablett.

"Schokolade? Eiscreme? Erdbeeren? Creme Brulee? Gummibärchen?"

L seufzte nur, ehe er den Kopf schüttelte.

"Nein, nichts dergleichen... ich habe keinen Hunger..."

meinte er und zuckte mit den Schultern.

"Ich hab Lust auf... ach keine Ahnung..."
 

Jetzt hatte er die Neugierde in Lissiana geweckt.

Sie grinste leicht, stoppte sich eine weitere Erdbeere in den Mund und fragte nachdem sie sie geschluckt hatte:

"Worauf denn? Sag schon, ich bin neugierig!"

L zuckte mit den Schultern.

"Keine Ahnung... mir ist langweilig und ich möchte was dagegen tun..."

meinte er.

"Allerdings habe ich keine Ahnung was!"

murmelte er.
 

Lissiana hob eine Augenbraue.

"Hmmm.. Wir können nen Film sehen, oder so...",

schlug sie vor und deutete mit einem nicken auf den Fernseher vor ihnen.

"Fürs schwimmen ist es zu kühl, aber wir haben noch nen Billard-Raum, da könnten wir auch hin.",

erklärte sie weiter.

L zuckte mit den Schultern.

"Mir ist alles recht!"

murmelte er und atmete tief ein.

"Hauptsache, diese blöde Langeweile geht..."
 

Sie kicherte leise, schnappte sich erneut eine Beere und sah dann wieder zu L.

"Lass uns nen Film sehen. Irgendeinen Wunsch?",

fragte sie und nahm die Fernbedienung an sich, ehe sie sich erhob und den Schrank unter dem Fernseher öffnete, welcher eine Reihe von DVDs zur Schau stellte.

"Such dir einen aus, während ich das Tablett wegbringe."

L nickte und als sie mit dem Tablette verschwunden war,

stand er langsam auf

und kniete sich vor den Schrank, besah sich die DVDs.

Ein grinsen umspielte seine Lippen, als er einen Film fand, den er sehen wollte.

»Saw IV« stand darauf.

Er hatte die drei Vorgänger schon gesehen, er liebte die Rätsel dort, auch wenn sie nicht gerade nett waren.

Voller Vorfreude wartete er auf Liss, da er keine Ahnung hatte, wie der DVD- Player funktionierte.
 

Leise summend stieg Lissiana die Treppe hinab und schlenderte Richtung Küche. Dort angekommen räumte sie alles weg und begab sich dann wieder nach oben, als sie plötzlich eine Hand auf ihrem Arm spürte. Erschrocken schnappte sie nach Luft, wirbelte herum und entdeckte Lucian hinter ihr stehen, welcher sich anscheinend leise an sie herangeschlichen hatte.

"O-Onkel... Bei Gott, du hast mich erschreckt!",

brachte sie hervor und legte sich eine Hand auf die Brust. Ein entschuldigender Blick glitt auf das Gesicht Lucians, verschwand jedoch so schnell wie er gekommen war.

"Ist alles okay?",

fragte er und kniff die Augen leicht zusammen. Sie hob eine Augenbraue, nickte dann jedoch und lächelte.

"Ja, alles bestens. Könntest du mich jetzt bitte loslassen? L wartet oben auf mich.", bat sie ihn dann, musste jedoch schnell feststellen, dass er nicht locker lies.

"Was macht ihr da oben? Ich habe dich weinen gehört... Hat er dir irgendwas-?"

"Nicht doch! Wir haben einen Film gesehen. »Stolz und Vorurteil« und ich konnte nicht anders, du weißt wie sehr ich diesen Film liebe.",

log sie schnell und schaffte es dadurch ihren Onkel zu unterbrechen, bevor dieser noch auf die Idee kam, sich zu ihnen zu setzten oder L irgendeine standpauke zu halten.

"Ach wirklich? Für mich hat sich das aber-."

"Onkel. ES ist alles oka~y!",

unterbrach sie ihn erneut und sah ihn so lange an, bis er sie los lies.

"Wenn er dir irgendwie blöd kommen sollte, dann ruf nach mir.",

sagte Lucian als sie sich wieder der Treppe zuwandte.

"Jaja. Mach ich.",

murmelte sie, hüpfte die Treppe empor und trat zu L... nur um dort den Schrecken ihres Lebens zu bekommen.

"S-s-s-s-s-saw IV???",

brachte sie mühsam hervor und musterte erst die DVD, dann ihn skeptisch.

"sag bloß du stehst auf... Horror?"

Schweigend hatte L der Unterhaltung der beiden gelauscht und seufzte.

Jetzt log sie auch noch ihren Onkel an.

Wegen ihm!

Er schloss die Augen, doch als er Liss hörte, wie sie stotterte, schlug er sie wieder auf und grinste.

"Eigentlich nicht wirklich, doch ich mag die Rätsel darin! Ich mag es, sie zu lösen, auch wenn sie bestialisch sind!"

erklärte er schulterzuckend.

Lissiana seufzte.

Sie persönlich hasste Horrorfilme, egal ob sie Rätsel enthielten oder nicht.

"Warte, ich leg die DVD ein.",

sagte sie leise und kniete sich neben ihm, um den DVD Player einzuschalten und die DVD einzulegen.

"Hast du... uns eben belauscht?",

kam es ihr dann ganz leise über die Lippen.

L senkte den Kopf.

"Tut mir Leid..."

murmelte er und seufzte.

"Wegen mir hast du ihn angelogen... und entschuldige,

dass ich gelauscht habe, ich hätte es nicht tun sollen..."

meinte er leise.
 

Sie nickte wissend als er ihre Frage bejahte und seufzte erneut.

"Ich hab ihn angelogen weil mein Onkel eng mit der Polizei zusammenarbeitet. Hätte ich ihm von deinen Narben erzählt... wärst du längst nicht mehr hier.",

erklärte sie leise und erhob sich schweigend, ehe sie sich diesmal auf die Couch setzte und die Beine anzog.

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, L... Es ist schon okay..."

L nickte langsam.

"Danke, dass du das getan hast..."

murmelte er leise, ehe auch er aufstand und sich in seinen Sessel setzte, wohl eher hockte und den Daumen an die Lippe legte.

Dann sah er dem Film zu.
 

Sie nickte schweigend, unterdrückte ein seufzend und sah sich mit wachsender Angst den Horrorfilm an.

Hier und da war ein leises aufkreischen ihrerseits zu vernehmen, während sie mit halbgeöffneten Augen, dem geschehen folgte.

Eisern klammerte sie sich an das Kissen, welches sie schützend an ihre Brust gedrückt hatte und senkte wieder einmal den Blick, als der Mörder (oder besser gesagt: Das was-auch-immer-Püppchen) erneut ein Opfer auserkoren hatte und es tötete. Sie hatte Horrorfilme noch nie leiden können und verstand daher nicht die Leidenschaft ihres Onkels, welcher sie abgöttisch zu lieben schien.

L währenddessen nahm jedes Detail in sich auf,

und jedes Mal wenn ein Rätsel gestellt wurde,

blitzten seine Augen auf und man konnte förmlich sehen, wie sein Gehirn eine Lösung suchte und wenn er sie fand, stahl sich ein siegessicheres grinsen auf seine Lippen.
 

Immer wenn Lissiana wegsah, glitt ihr Blick zu L, welcher jedoch alles andere als ängstlich war. Nein, er fieberte mit einem grinsen auf den Lippen mit, während seine Augen leuchteten.

Unwillkürlich musste auch sie grinsen, wenn auch das zittern ihrer Hände nicht verebbte.

"Dich scheint’s zu amüsieren, hm?", machte sie und seufzte leise, ehe sie wieder zum Fernseher sah.

L lachte.

"Amüsieren ist gar kein Ausdruck!"

meinte er und starrte gebannt auf den Fernseher.

"Schau mal... wenn die Frau da, ihren rechten Arm befreien kann, was sie auch schaffen würde, da die Schraube sehr locker sitzt, könnte sie den Draht, der die Bärenfalle um ihren Mund hielt, abknicken, sodass die Zeituhr keinen Strom mehr bekäme und nichtmehr weiterlaufen könnte. Dann könnte sie sich den Schlüssel holen und sich befreien!"

meinte er sachlich, ohne sie anzusehen.

"Ich achte mehr auf die Aufgaben, als an das Blut und die anderen Dinge!"
 

Lissiana verzog das Gesicht während sie ihm zuhörte und noch immer zum Fernseher sah.

"Ich wünsche ich könnte das auch...", murmelte sie leise, ehe sie einen Schrei unterdrückte, als die Bärenfalle zuschnappte und die Kamera stolz das Blutverschmiertes Opfer zur Schau stellte.

"Oh Gott, das wird eine Nacht...", sagte sie und vergrub das Gesicht in dem Kissen, ehe sie dann doch wieder zum Fernseher sah.

L blinzelte verdutzt, als die Falle zuschnappte.

"He? Was ist passiert? War sie zu dumm?"

Er legte den Kopf schief und sah den Fernseher aus großen, rabenschwarzen Augen an.

So sah er aus wie ein Kind.

"Mein... Bruder kann das auch... alles abschalten und sich auf die Lösung einer Sache konzentrieren... Aber ich bin besser als er!"

meinte er mit einem stolzen grinsen.
 

Das Kissen wurde stärker an die Brust gedrückt. Lissiana schluckte,

stutzte jedoch als er von seinem Bruder erzählte.

"Du hast Geschwister?",

fragte sie und lenkte sich so von dem Horrorfilm ab.

"Hast du noch Kontakt zu ihnen?"

L lächelte gequält.

"Wenn ich Kontakt zu ihnen haben möchte, müsste ich in den Himmel..."

murmelte er leise, biss sich auf die Unterlippe um die Tränen zurückzudrängen.

"Near und Matt Lawliet starben vor genau zehn Jahren bei einem Autounfall... Heute ist ihr Todestag, deshalb war ich auch im Park... Das war ihr Lieblingsort, sie haben dort oft mit mir gespielt oder einfach nur den Himmel betrachtet..."

meinte er, schloss die Augen und erinnerte sich an Nears Worte, die L auch Liss gesagt hatte.

»Ich liebe das Wetter, den Himmel, egal wie er aussieht... Ob blau, rot, grau oder orange...«
 

Als Lissiana hörte was er sagte, biss sie sich auf die Unterlippe und legte sich die Faust an die Stirn, ehe sie zu L krabbelte und ihm eine Hand auf die Schulter legte, um leicht darüber zu streichen.

"Tut mir leid... Ich wollte nicht das du leidest.",

entschuldigte sie sich leise und seufzte.

"Hör auf deine Gefühle zu unterdrücken. Das mag ich nicht. Weine wenn du weinen willst. Lass es raus…",

flüsterte sie schließlich und schaltete den Film auf Pause, während sie L ansah.

Doch L schüttelte den Kopf.

"Ich habe Matt und Near geschworen nicht zu weinen... Niemals. Weder als sie starben, noch bei der Beerdigung, noch bei jedem einzelnen ihrer Todestage..."

meinte er und atmete tief ein.

"Ich habe es ihnen geschworen, und ich breche nie einen Schwur. Ich habe es nie getan und werde es auch nicht tun."

meinte er leise.
 

Lissiana stoppte in der Bewegung und runzelte die Stirn.

"Niemals weinen?",

flüsterte sie und schüttelte den Kopf.

"Wirst du denn jemals Emotionen zeigen?",

fragte sie und seufzte bedrückt, ehe sie von ihm abrutschte und wieder ihren alten Platz an der Couch einnahm.

Auf einmal war sie von Müdigkeit erfüllt...

"Die Emotion ist ein psychophysiologischer Prozess,

der durch die bewusste und/oder unbewusste Wahrnehmung und Interpretation eines Objekts oder einer Situation ausgelöst wird und mit physiologischen Veränderungen,

spezifischen Kognitionen,

subjektivem Gefühlserleben und einer Veränderung der Verhaltensbereitschaft einhergeht."

murmelte L, als sie ihn fragte,

ob er jemals Emotionen zeigen würde.

"Die Emotion ist ein komplexer Prozess, der auf verschiedenen psychischen/seelischen Funktionsebenen abläuft."

meinte er, starrte starr auf den Fernseher,

die Augen weit geöffnet.

Gedanklich befand er sich gerade in Wammys House, einem Waisenhaus für hochbegabte Kinder, in seinem Zimmer, zusammen mit Matt, der ihm diese Zeilen aus einem Buch vorgelesen hatte. Da war er gerade fünf geworden und Matt hatte die Aufgabe übernommen,

ihm Psychologie beizubringen, welche L faszinierte.

Dann zuckte er zusammen und sah sich verwirrt um. Als er bemerkte, dass er sich bei Liss und nicht bei Matt befand seufzte er.
 

Als sie L's Worten lauschte, kniff sie ihre Augen leicht zusammen.

Das was er sagte, versetzte ihr erneute Stiche in die Brust.

Sie hasste dieses Psychologische Gefasel, hatte es schon damals gehasst, als ihre Mutter gestorben war und man sie zu einem Psychologen geschickt hatte, da sie ihn noch immer nicht ganz verkraftet hatte.

Mit zittriger Hand fuhr sie sich durch ihr wirres Haar, während sie den Blick senkte und die Erinnerungen verdrängte.

Fest biss sie die Zähne zusammen und unterdrückte den Impuls ihrer aufgestauten Wut freien Lauf zu lassen, welche nun in ihr aufstieg.

Bei seinen letzten Worten, schloss die die Augen, ballte die Fäuste, erhob sich und sah zur Tür.

"Entschuldige mich für einen Moment...",

sagte sie leise und verließ den Raum mit lautstarkem zuknallen der Tür.

L schloss langsam die Augen und atmete tief ein.

Er wusste, dass sie so reagieren würde, hatte es gewusst und trotzdem getan.

Doch er konnte es nicht ändern, so war er nun einmal.

Langsam öffnete er die Augen.

"Entschuldige..."

murmelte er leise, stand auf, suchte einen Zettel und einen Stift und schrieb auf den Zettel:

»Entschuldige, dass ich dir so viel Kummer bereite, dass ich dich an Dinge erinnere, die du lieber vergessen wolltest... Ich finde, es ist Zeit das ich gehe... Auf Wiedersehen.

Es grüßt,

Lawliet, L «

Er legte den Zettel auf den Tisch, öffnete ein Fenster und sprang hinaus, landete mit einer geschickten Rolle auf den Füssen und blickte noch einmal zurück, bevor er seufzte, die Hände in die Taschen steckte und sich langsam entfernte.
 

Mal eine andere Perspektive:
 

Leise drang ein lauter Tür knall an Lucian Argeneaus Ohren.

Er hob eine Augenbraue, nahm sich die Lesebrille von der Nase und starrte mit seinen silbernen Augen zur Decke empor, ehe er einen dumpfen Aufprall hinter sich vernahm.

Er wirbelte herum und konnte in den Schatten der Dunkelheit einen leichten Umriss entdecken. Sofort öffnete er die Glastür vor sich und trat in die Dunkelheit, wo er den Schatten an der Schulter packte.

"Sind Sie L?",

fragte er und fuhr, ohne auf eine Antwort zu warten, fort:

"Wo wollen Sie hin? Was ist mit Lissiana?"

Seine Augen blitzen auf, während der junge Mann sich zu ihm umdrehte und Lucian ihn mustern konnte.

Wer war der Bursche und was wollte er von seiner Nichte?

"Was haben Sie ihr getan?"

Erschrocken sah L die Gestalt vor sich an, die ihn so an seinen Ex erinnerte.

Reflexartig wollte er sich an die betroffene Schulter fassen,

doch dort hatte ihn schon Lucian gepackt.

"I- Ich..."

Er sah zu Boden, konnte keinen Ton hervorbringen.

"Ich... ich habe ihr nichts getan Sir... bitte..."

murmelte er.
 

Lucian hob eine Augenbraue, lauschte dem gestammelt des Jungen und schüttelte den Kopf, ehe er ihm bedeutete, mit ihm wieder hineinzugehen.

Als sie wieder in Lucians Büros waren, bedeutete er dem schwarzhaarigen, sich zu setzen und musterte ihn erst einmal.

Er war geschwaschen, stellte der Onkel Lissianas fest, trug jedoch dreckige Kleidung.

"Ganz ruhig. Atmen Sie ruhig, trinken Sie etwas.",

sagte er und lies ihm ein Glas Eistee bringen.

"Sie müssen nicht verschwinden. Übernachten Sie hier. Sie sehen ganz zerstreut aus, mein Junge."

Ein wenig kniff er die Augen zusammen und erhob sich, um sich mit den Rücken zu ihm zu drehen.

"Ich kenne Sie, Mr. Lawliet. Besser gesagt: Ich kannte Ihren Vater.",

erklärte er dann und sah ihn über die Schulter hinweg an

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, sein Atem ging stoßweise.

Er kannte seinen Vater!?

Dieser man kannte Ls Vater!?

Mehrmals musste L hart schlucken, krampfte seine Finger in seine Hose und senkte den Kopf etwas.

"Woher...?"

Seine Augen waren weit aufgerissen, Schweiß bildete sich auf seiner Stirn.

Lucian kniff die Augen zusammen, als er die Schweißperlen des Jungen Manns erblickte und seine Panik deutlich vernahm.

Er schwieg eine Weile, drehte sich wieder gänzlich zu ihm um und sagte leise: "Ich glaube das können Sie sich denken... wenn Sie an das Verhalten Ihres Vaters denken, nicht wahr?"

Er fuhr sich durch sein dunkles Haar, entledigte sich seines Jacketts und krempelte die Ärmel seines Weißens Hemdes hoch, ehe er wieder zum Fenster hinausblickte.

"Warum haben Sie solche Angst vor mir, Mr. Lawliet?",

fragte er schließlich und reckte leicht das Kinn.

"Versuchen Sie gar nicht erst zu lügen. Nach all den Jahren bin ich durchaus in der Lage die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden, Mr."

"D- Das Verhalten meines Vaters?"

Nun sah L doch auf, seine weit geöffneten Augen starrten Lucian an.

"Ich kenne meine Eltern, meinen Vater überhaupt nicht! Meine Eltern haben mich nach der Geburt ausgesetzt, vor einem Waisenhaus!"

rief er, in seiner Stimme war leichter Zorn zu hören.

"Ich kannte ihn nicht, habe ihn nie kennengelernt und werde es auch nie! Er ist tot!"

rief er und war aufgesprungen, der Stuhl fiel klappernd zu Boden.

"Ich wuchs in einem Waisenhaus auf, ich bin ein Wammy! Also sagen sie mir nicht, ich könnte es aus dem Verhalten meines Vaters denken! Denn ich kenne ihn nicht!"

L war wütend und verletzt.

Lucians nächste Frage bekam er nicht mit.
 

Lucians Mundwinkel zuckten, während er sich wieder in seinen Drehstuhl setzte, die Beine überschlug und die Arme vor der Brust verschränkte.

"Schreien Sie mich nicht an, L.",

zischte er ihm zu, beugte sich leicht nach vorne und hob einen Mundwinkel. "Und erzählen Sie mir nicht, das Sie sein Verhalten nicht kennen. Ihr Einzug ins Waisenhaus beweist doch alles!"

Er lehnte sich wieder zurück, fuhr sich wieder einmal durch sein Haar und musterte ihn erneut flüchtig.

"Lassen Sie es mich so ausdrücken: Ihr Vater war ein egoistisches kaltherziges Arsch. Kaum merkte er dass seine derzeitige Frau Kinder erwartete, misshandelte er sie. Seine Taten grenzten an Mord."

Die Worte kamen wie ein Fluch über die Lippen des Mannes.

"Zu recht verhaftete man ihn. Zu recht starb er.",

fuhr Lucian fort und erhob sich erneut, um den Stuhl hinter L aufzuheben und wieder hinzustellen.

"Sie können wahrhaftig froh gewesen sein, ihn nie kennengelernt zu haben.",

sagte er leise, zog seinen rechten Ärmel ein Stück weiter nach oben und zeigte dem jungen Mann die Narben, die dessen Arm zierten. 15 cm lange rote Striemen verliefen über Lucians Arm.

"Er war das komplette Gegenteil zu Ihrer Mutter. Ihre Mutter war gutmütig, liebevoll und fürsorglich, hatte es nie bereut, euch in die Welt gesetzt zu haben."

Stille erfüllte den Raum, während Lucian seinen Ärmel wieder richtete und sich wieder an das Fenster stellte.

"Sie haben noch immer nicht meine Frage beantwortet.."

In seinen Augen spiegelte sich das pure Entsetzen,

als Lucian ihm etwas über seinen Vater erzählte.

//Egoistischer, kaltherziger Arsch.//

//Misshandelte er sie.//

//... Taten grenzten an Mord.//

L konnte nicht glauben, was er da hörte.

Quillisch Watari, sein Vormund hatte ihm nur Gutes über seine Eltern erzählt!

Das konnte doch nicht gelogen sein!

"Sie... sie lügen..."

murmelte er leise, sein Kopf war wieder gesenkt, die Augen weit aufgerissen. Sein verstrubbeltes Rabenschwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht, seine Hände hatte er zu Fäusten geballt.

"Sie sind ein verdammter Lügner! Mein Vater war nicht so ein Mensch! Watari würde mich nie anlügen!"

schrie er, doch seine Haltung veränderte er nicht.

Wieder überging er die Frage.
 

Lucian hob abrupt den Kopf, als L ihn erneut anschrie, ihn als Lügner beschimpfte. Doch ihm hallte nur ein Name in den Ohren:

Quillisch Watari!

"Watari? Quillisch Watari?",

fragte er und unterdrückte den Impuls, dem Jungen etwas an den Kopf zu werfen.

"Wenn hier einer ein Lügner ist, dann ist es dein damaliger Vormund!",

knurrte er und ballte seinerseits ebenfalls die Fäuste, allerdings hinter dem Rücken.

"Jahrelang war er es, der deinen Vater gedeckt hat, Freundchen."

Er kochte vor Zorn, zwang sich jedoch um Lissiana Willen zur Ruhe.

"Quillisch Watari.. Pah, das ich nicht lache..."

Er schüttelte den Kopf, stieß ein verächtliches lachen aus und knurrte schließlich:

"Und nun beantworten Sie meine Frage!"

L schüttelte den Kopf, legte seine Hände an seinen Kopf.

"Er ist kein Lügner! Er sagt die Wahrheit!"

schrie L.

Das konnte nicht sein!

Watari war derjenige, der ihn großzog, ihm halt gab, ihm alles beibrachte, was L jetzt wusste.

(was eine Menge war)

"Wieso sollte er mich anlügen!? Welchen Grund hatte er dazu? Und warum sollte ich ihnen glauben!? Ich kenne sie doch gar nicht! Sie sind nichts weiter als ein egozentrischer sturer Mann!"

rief er wütend.

Seine Frage.

Die würde er ihm nicht beantworten, unter gar keinen Umständen!
 

Allmählich riss Lucian der Gedulsfaden.

Er seufzte genervt, packte den Jungen schließlich am Arm und drückte ihn auf den Stuhl.

"Sitzenbleiben!",

befahl er ihm bedrohlich leise, wartete eine Weile um zu sehen ob er gehorchte und wandte sich dann an eine der vielen Ordnern, die seine Regale füllten. Dort zog er einen roten mit der Aufschrift »S.P.« heraus, blätterte dort ein wenig herum und zeigte L dann einige Papiere.

"Er belog Sie, weil ihm nichts anderes übrig blieb. Er hatte keine andere Wahl.",

erklärte er leise und deutete dann auf die vielen verschiedenen Namen die die Liste zierten. An oberster Stelle stand Watari, dichtgefolgt von dem Namen L's Mutter und ein paar reihen darunter standen die Namen von L und seinen Brüdern.

"Die Liste fand man in den Sachen ihres Vaters. Die vielen durchgestrichenen Namen, sind bereits tot. Der Ihre und die eurer Familienmitglieder und engsten Vertrauten wurden Rot umrahmt, wie Sie sehen können.",

erklärte er und blätterte ein paar Seiten weiter.

"Dieses Schreiben fand man in einer Truhe Wataris."

Lucian strich über die Folie und deutete auf den Brief Wataris, welcher an L's Vater adressiert war.

"Zusammengefasst, steht dort, das er nicht tun wollte, was Ihr Vater von ihm verlange, dass er es nicht übers Herz brachte, Ihnen oder Ihren Brüdern etwas anzutun, was er letzten Endes doch tat, da Ihr Vater nach seinem Leben trachtete. Er war es der Ihrer Mutter den Tod schenkte."

Der Dunkelhaarige klappte mit lautem Knall den Ordner zu und stellte ihn zurück an seine Platz.

"Sollten Sie mir nicht glauben, so kann ich Ihnen durchaus weitere Berichte aus diversen Gerichtsverhandlungen zeigen aber ich glaube Sie haben verstanden."

Kurz senkte er den Blick, ehe er sich lässig gegen die Wand lehnte und L dabei nicht aus den Augen lies.

"Schon seit man Sie ins Waisenhaus steckte, beschäftigten ich und meine Leute sich mit deinem Vater. Ich übernahm die Arbeit meines Vaters.

Glauben sie mir, L. Ich will Ihnen nichts böses, ich Gegenteil: ich will Ihnen helfen. Also haben sie keine Angst vor mir.!"

L wusste nicht wo ihm der Kopf stand.

Sollte sein ganzes Leben eine Lüge gewesen sein?

Hatte man ihn nur nach Strich und Faden angelogen?

Ihm tat der Kopf so furchtbar weh, sodass er die Augen zusammenkniff und sich leicht krümmte.

"Wieso...?"

flüsterte er leise, ihm schwirrten Bilder und Wortfetzen durch den Kopf, ihm war auf einmal schrecklich heiß.

Und ehe er etwas tun konnte, verlor er das Bewusstsein und knallte mit seinem Kopf auf den Schreibtisch, rührte sich nicht mehr.
 

Leise und kaum hörbar, lehnte sich Lissiana gegen die geschlossene Bürotür Lucians und schlug sich leise schluchzend eine Hand vor den Mund.

All das, was dort drinnen geschehen war, hatte sie mit angehört. Sie hatte gehört wie sie sich angeschrien hatten, hatte alles über Ls Vergangenheit gehört und war nun in Tränen ausgebrochen, weil er ihr Leid tat. L tat ihr so schrecklich leid.

All das was er hatte durchmachen müssen, und was er gerade gehört hatte, mussten für ihn grausame Peitschenhiebe gewesen sein, die ihn letzten Endes zerrissen hatten.

Insgeheim wünschte sich Lissiana, sie hätte die Kraft, all das Leid von ihm zu nehmen, ihn wieder zum Lachen zu bringen und ihm zu zeigen, wie schön das Leben doch sein kann. Allerdings musste sie sich eigestehen, das L wohl niemals mehr mit ihr ein Wort reden würde.

Nein, er würde mit niemandem mehr reden. Er würde sich noch mehr verschließen, würde niemanden mehr an sich lassen... Bis die Einsamkeit ihn schließlich auffrisst. Da war sie sich sicher.

Ein knistern erklang, als das Mädchen den Brief des jungen in ihren Händen zerknüllte und ihn an sich drückte, ehe sie sich die Tränen wegwischte und ihn behutsam entknüllte, faltete und ihn wegsteckte.

Sie zwang sich wieder ruhiger zu werden, als sie bemerkte, dass es plötzlich still geworden war. SEHR still.

Lissiana legte ein Ohr an das dunkle Holz der Tür und lauschte.

Plötzlich erklang ein ruf Lucians. Leise hörte sie geklatsche...

Und da wurde ihr bewusst, dass etwas geschehen war. Sofort erhob sich das Mädchen, riss die Tür auf und sah gerade dabei zu, wie ihr Onkel sein Handy wegsteckte und den bewusstlosen L hochhob.

"Was...?",

setzte sie an, stoppte jedoch mitten im Satz, als Lucian ihr zu blaffte, sie solle Platz machen. Erschrocken über den bösen Tonfall ihres Onkels zuckte sie zusammen und riss die Augen auf, ehe sie einen Schritt zur Seite huschte und ihm den Durchgang gewährte. Mit leisen Schritten folgte sie ihm hinauf in eines der Gästezimmer, wo Lucian den jungen Mann in ein Bett legte und ihr erklärte, dass das wohl alles ein bisschen viel für ihn gewesen zu sein schien. Der Arzt war unterwegs.

Dann schickte er sie hinaus.

Etliche Stunden schienen zu vergehen, bis man ihr wieder gestattete, einzutreten. Der Arzt hatte sich um L gekümmert, hatte ihm mit Medikamenten versorgt und ihm Tabletten für die Nerven verschrieben. Das Bewusstsein hatte er jedoch nicht wieder zurückerlangt.

Schweigend trat Lissiana ein, sah von Lucian zu L und zurück. Wieder einmal lehnte Lucian mit verschränkten Armen an der Wand, schaute zu ihr und lächelte leicht. Sie nickte, trat auf ihn zu und krallte sich in sein Hemd.

"Eisklotz...",

entglitt es ihr.

"Ich weiß.",

erwiderte er und schlag die Arme um sie.

"Da bin ich aber beruhigt..."

Sie löste sich von ihm, sah wieder zu L und seufzte. Im Schlaf schien seine emotionslose Miene verschwunden zu sein. Sie zeigte einen ruhigen Ausdruck, so friedlich.

Schweigend setzte sich Lissiana an das Bett L's und beobachtete ihn, während sie vernahm, wie Lucian das Zimmer verlies.

"Es tut mir leid, L... Sehr sogar.."

Nur nebenbei hatte L gespürt, wie man ihn in ein Bett legte,

wie ihn jemand untersuchte.

Doch es kümmerte ihn nicht.

Es kümmerte ihn gar nichts mehr.

"Near..."

flüsterte er heiser und krallte sich in die Decke, schweiß bildete sich auf seiner Stirn, sein Atem ging hecktisch, sein Kopf schien zu explodieren.

"Matt... Mello..."

Sein Kopf ruckte zur Seite, sein Atem ging flach.

"Lass... mich... Bey..."

Ein schmerzhaftes stöhnen entglitt seinen Lippen.

"Pass... Near... nein..."

murmelte er immer wieder.
 

Lissiana erwachte schwer atmend. Sie hatte in ihrem Traum Hilferufe vernommen, wenn auch ganz leise... Langsam hob sie den Kopf, nur um zu bemerken das sie anscheinend nicht wirklich geträumt hatte.

Sie war noch lange an diesem Abend an Ls Bett sitzen geblieben und letzten Endes dort eingeschlafen. Nun hatte der halbwegs wache L sie geweckt. Sie stellte fest das er schlief - schlecht träume, um genau zu sein. Immer und immer wieder warf er den Kopf hin und her, keuchte leise Namen hervor, während seine Stirn heiß glühte und Schweißperlen sie überzogen.

Augenblickich handelte sie. Sie ergriff den nassen Waschlappen neben sich und tupfte damit seine Stirn ab, nachdem sie mit mühen und Not sein Gesicht zum Stillstand gebracht hatte.

"Ssssch... ganz ruhig, L.",

flüsterte sie ihm zu und tätschelte vorsichtig seine Wange, damit er wach wurde.

"Es ist nur ein Traum... nur ein Traum."

Eindringlich sah sie ihn an, legte den Lappen beiseite und lies die Hand wo sie war. Sie vernahm das leichte verwirrte blinzeln des schwarzhaarigen, als er wach wurde, ebenfalls außer Atem.

"Du hast geträumt.. Es ist alles okay, L. Dir passiert nichts.",

sagte sie beruhigend und hoffte inständig, das es Wirkung zeigte.
 

Unfokussiert sah sich der schwarzhaarige um, nachdem er aus seinem Alptraum geweckt wurde.

Wie durch Watte hörte er Liss stimme, und durch einen Schleier, nahm er sie nur unscharf wahr.

>Liss...<

Das wollte er gesagt haben, doch kein Ton verließ seine Lippen.

Er versuchte es erneut, doch es klappte nicht.

Er wollte sprechen, konnte es aber aus irgendeinem Grund nicht.
 

Sie sah ihn an, strich ihm mit der Hand über die Wange und versuchte ihn zu beruhigen, was ihr anscheinend auch gelang, bis sie bemerkte, das er seinerseits versuchte, ihr etwas zu sagen, jedoch keinen Laut über die Lippen brachte.

Sie nickte.

"Deine Stimme ist weg... Du hast viel geschrien.",

erklärte sie und legte ihm einen Finger auf die Lippen.

"Versuch nicht zu reden. Du musst deinen Hals schonen, L."

Sie nahm den Finger wieder weg und seufzte leise.

"Versuch an etwas anderes zu denken. Ich weiß, das geht schlecht und es ist schwer, aber du musst dich ablenken. Sonst wirst du noch vollkommen versinken.",

meinte sie dann und fuhr sich müde durch das Haar.

"Ruh dich aus. Ich besorg dir später eine Zaubertafel."

Sie lächelte leicht und rutschte unbehaglich hin und her, ehe sie ihn schließlich einfach nur ansah.

L sah sie nur stumm an.

Seine Stimme war weg, weil er geschrien hatte?

Müsste dann nicht sein Hals schmerzen?

Er wedelte mit der Hand und deutete auf seinen Hals und schüttelte den Kopf, zeigte ihr so, dass er keine Schmerzen hatte.

Er hoffte, sie verstand.
 

Ein lachen konnte sie sich bei seiner Gestik nicht verkneifen, verstand jedoch was man ihr mitteilen wollte.

"Du hast keine Schmerzen, weil man dir ein Mittel dagegen gegeben hat",

erklärte sie, schnappte sich das Telefon und lies eine der Zaubertafeln kommen, welche wenige Minuten später eintraf.

Sie reichte die L, dankte dem Hausmädchen und grinste.

"Damit geht es wohl einfacher."

Langsam nickte L nur und atmete tief ein.

Als sie dann jemanden anrief und kurz darauf eine Magd, so nannte er sie einfach mal, erschien, mit einer Art Brett, das sie Liss reichte, legte er den Kopf schief.

Als Liss ihm das Brett gab, nahm er es mit spitzen Finger an, eine Macke von ihm, er hielt alles mit spitzen Finger, betrachtete es.

Wenn er könnte, hätte er jetzt ein riesen Fragezeichen über seinem Kopf blinken lassen.
 

"Oh!",

machte Lissiana wissend, lachte erneut auf und entzog ihm die Tafel wieder, ehe sie ihm zeigte wie sie funktionierte.

"Du nimmst den Stift und schreibst oder malst irgendetwas darauf.",

sagte sie und demonstrierte es mithilfe eines Smileys.

"Wenn du es weghaben möchtest, nimmt du dieses Schiene hier und schriebst sie einmal hin und her! Schwupp - weg ises!"

Auch den Vorgang demonstrierte sie, ehe sie ihn fragend ansah und ihm die Tafel wiedergab.

"Verstanden?"

Vollkommen fasziniert nahm L das Brett wieder an sich und betrachtete es mit einem Funkeln in den Augen.

Sofort setzte er sich auf, wobei sich für einige Minuten alles drehte, dann lehnte er sich an die Wand und fing an, mit dem Stift auf der Tafel zu schreiben.

Gleichungen, Figuren, Formel.

Alles fand ihren Platz.

Zwar tat ihm der Kopf weh, doch er machte weiter.

Er war fasziniert.
 

Zuerst fasziniert, dann doch eher geschockt sah sie L dabei zu, wie er Gleichungen und Formeln und so ein Zeug, auf die Tafel kritzelte und sie - PUFF! - Schnee von gestern war.

"L??",

machte sie und versuchte vergeblich seine Aufmerksamkeit zu erlangen.

"Hey... L~!"

Deutlich war zu hören das sie gereizt war.

Sie räusperte sich mehrmals, klatschte sogar in die Hände, doch nichts half. L kam einfach nicht von diesem Ding los.

Sie verdrehte die Augen zählte laut bis drei und nahm ihm bei drei die Tafel ab.

"Immer mit der Ruhe, Schumi! Pass auf das dir nicht schwindelig wird, Freundchen!"

Mit großen Kulleraugen sah L auf, als Liss ihm die Tafel entriss.

Ungläubigkeit spiegelte sich in seinem Gesicht wieder, dann seufzte er kurz und sah sie einfach nur an.

Er hatte ja gewusst, dass er es nicht lange behalten durfte.

Durfte er bei Beyond auch nie,

also machte es ihm nichts aus.

Schwach lächelte er, bevor er die Augen schloss.
 

Genervt stöhnte sie bei seinen Kulleraugen auf, konnte ihnen einfach nicht wiederstehen und hielt ihm die Tafel wieder hin.

"Nimm... aber ich habe dich gewarnt!",

teilte sie ihm grinsend mit und schüttelte kichernd den Kopf.

"Du bist echt unglaublich, L."

Sofort wurden seine Kulleraugen größer, sein Lächeln breiter und er nahm die Tafel an sich, doch bevor er weiterschrieb, sah er sie fragend an.

»Was meinst du mit unglaublich? «

schrieb er und zeigte es ihr.
 

Als sie seine Frage las, grinste sie und schüttelte den Kopf.

"Nichts besonderes..",

antwortete sie ihm und zwinkerte ihm zu, ehe sie sich streckte und leise seufzte.

L sah sie fragend an.

»Ich möchte das aber wissen! «

schrieb er trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Lissiana kicherte, erhob sich von dem Stuhl und ging zum Fenster.

"Was ist wenn Ichs dir nicht verrate?",

grinste die rothaarige und band sich ihre wilden Locken zu einem lockeren Zopf zusammen und sah über die Schulter.

"Denk dir was aus. Ich gehe schnell einen Schluck Wasser holen, damit du deine Tabletten nehmen kannst."
 

L biss sich auf die Lippe.

Er hatte so eine Antwort erwartet.

Als sie verschwunden war, blitzten seine Augen auf und ein grinsen legte sich auf seine Lippen.

Langsam schrieb er weiter, doch als der Platz partout nicht reichte, sah er sich um,

entdeckte Bleistift und Papier.

Bald schon waren der ganze Boden und das Bett davon bedeckt.
 

Leise vor sich hin summend tapste sie die Treppe hinab und lief doch glatt Lucian in die Arme.

"Oh! Entschuldige, Onkel.",

sagte sie und tätschelte seinen Arm, ehe sie sich an ihm vorbeidrängen wollte, er sie jedoch festhielt, sie skeptisch ansah und dann auf seine Uhr tippte.

"Schon mal drauf geguckt?",

fragte er mit bitterem Unterton in der Stimme, was sie schmunzeln lies. Schnell warf sie einen Blick über ihre Schulter und sah auf die große Standuhr, ehe sie leicht die Augen aufriss.

"Oh! Schon halb drei?"

Sie legte sich eine Hand auf die Lippen und sah zurück zu ihrem Onkel, ehe ihr auffiel, dass er schon seinen Satinschlafanzug trug.

"Entschuldige. ich hol mir nur eine Flasche Wasser. Dann geh ich schlafen.",

beschwichtigte sie ihm, woraufhin er nickte, und hopste in die Küche.

Anschließend lief sie die Treppe hoch, öffnete die Tür zu Ls Zimmer... und fand sich in einem Meer aus weiß wieder.

"UFFZA!"

L war bis eben noch vollkommen vertieft in seine Gleichungen, Formeln und Figuren, dass er Liss nicht bemerkt hatte.

>Gleichung A geht hervor aus der Korrespondenz der Gleichung B im Querschnitt zu Gleichung C und Figur A...<

dachte er vor sich her, schrieb eifrig seine Lösungen auf.

Erst, als er Liss ausruf hörte, sah er überrascht auf.

Als er sie erkannte, lächelte er leicht

.

"Was zum-?"

Sie stoppte mitten im Satz, starrte L mit leichtem Entsetzen an, ehe sie sich bückte um einen der Zettel an sich zu nehmen.

"Gleichungen?",

fragte sie und überflog all die Zahlen und Buchstaben und die Notizen daneben, ehe sie den Kopf schüttelte und das Blatt hinunter segeln lies.

"Ich sage dir, das du aufgrund deiner Schmerzen und deiner Gesundheit aufpassen sollst und du stellst GLEICHUNGEN auf?? Du bist echt unfassbar, L.",

lachte sie und begann die Blätter zu stapeln, damit sie sie auf den Schreibtisch legen konnte.

"Wir haben schon viertel vor drei, L. Wir sollten Schlafen gehen.",

meinte sie dann und setzte sich ans Fußende des Bettes.

L senkte den Kopf wieder über eines der Blätter, strich etwas durch und seufzte dann.

Dann nahm er sich ein freies Blatt und schrieb.

»Ich muss den Zucker abbauen... der regt mich zum Nachdenken an und außerdem brauche ich nie Schlaf... Ich leide seit ich drei bin an Insomnie, chronischer Schlaflosigkeit. Ich schlafe nie oder nur höchstens drei Stunden! «

Dann reichte er ihr den Zettel, sah sie entschuldigend an und fasste sich an den pochenden Kopf.
 

Lissiana beobachtete ihn beim Schreiben und las sich dann den Zettel doch. "Ich sagte doch du bekommst nen Zuckerschock.",

murmelte sie, schüttelte den Kopf und seufzte.

"Ich komme gleich wieder. Ich geh mich umziehen.",

erklärte sie, tapste in ihr Zimmer und schlüpfte in das knielange Nachthemd, ehe sie in ihr Bad trat und sich ihr Haar kämmte, die Zähne putzte und dann wieder zurück zu L ging.

"Gut, wenn du nicht schlafen gehen willst, dann versuch dich anderweitig auszuruhen. Du scheinst wieder Kopfschmerzen zu haben...",

meinte sie, reichte ihm eine Tablette und das Glas voll Wasser, ehe sie zufrieden nickte und auf ihre Füße sah.

"Gute Nacht, L.",

sagte sie lächelnd und hob den Kopf.

L grinste, als er das mit dem Zuckerschock hörte,

und schüttelte belustigt den Kopf.

Ein seufzen entwich seinen Lippen, als er kurz alleine war.

Sofort schnappte er sich ein Blatt Papier und zeichnete kurz und knapp ein Danke darauf, welches er ihr reichte, sobald sie wieder da war.

Brav trank er das Wasser mit der Tablette und sah sie dann entschuldigend an.
 

Lissiana nickte, drehte sich um und ging zur Tür.

Im Türrahmen hielt sie noch einmal inne, drehte sich zu L und sagte dann leise:

"Bitte hör wenigstens dieses eine Mal auf mich: Überanstreng dich nicht. Hör auf, wenn du Schmerzen bekommst, ja?"

Besorgnis breitete sich auf ihrem Gesicht aus, ehe sie den Blick senkte.

"Gute Nacht, L."

Dann trat sie hinaus und schloss die Tür.

Kaum hatte Lissiana ihr Zimmer erreicht, lies sie sich aufs Bett fallen und starrte die Decke an, ehe sie sich zudeckte und die Augen schloss.

"Das kann ja noch was werden...",

flüsterte sie sich zu, ehe sie einschlief.

Erneut seufzte L und ließ den Arm mit dem Blatt sinken.

Er war enttäuscht.

Aber nicht von Liss, sondern von sich.

Er fühlte sich so unglaublich leer, so verlassen.

Stumm starrte er die Tür an, als hoffe er, das alles nur ein Traum wäre und er in seinem Bett im Wammy House saß und irgendwann einer seiner Brüder zu ihm kam und mit ihm redete.

Doch er wusste, dass dies nicht der Fall war, das keiner der Wammys mit ihm reden konnte.
 

Seufzend wälzte Lissiana sich hin und her.

Sie konnte nicht schlafen.

"Menno...",

murmelte sie und setzte sich auf, ehe sie die Beine über die Bettkannte warf, aufstand.. und der Schwindel sie packte.

"Ouu..",

machte sie, ehe sie den halt verlor und mit einem lauten Schrei zu Boden krachte.

"Autsch..."

Aufgeschreckt von dem Lauten Geräusch, schwang L sich aus dem Bett, ignorierte Schwindel und Schmerz, rannte zur Tür und dann hinaus auf den Flur.

"..."

Er sah sich um und rannte in die Richtung, inder er Liss vermutete.
 

Lissiana hielt sich fluchend den Fuß. Als sie hatte aufstehen wollen um zu L zu gehen, hatte der Schwindel sie übermannt und sie war gestürzt, hatte sich den Kopf am Regal gestoßen und den Fuß umgedreht.

"Aua aua aua aua auaaaa...",

zische sie und versuchte vergeblich sich zu erheben. Kaum hatte sie sich aufgesetzte, setzte der Schwindel wieder ein und lies kleine schwarze Punkte vor ihren Augen tanzen. Sie kippte erneut um.

"...Mist...",

hauchte sie und schloss die Augen, damit die punkte verschwanden.
 

L verzweifelte langsam.

Er hatte sich in diesem riesen Haus schlichtweg verlaufen.

Als er vorhin einige Türen geöffnet hatte, war er in merkwürdigen Zimmern gelandet, doch nirgends war Liss zu sehen.

Er atmete tief ein.

"LISS!?"

schrie er so laut es sein Hals zuließ, was sich allerdings als Fehler herausstellte.

Stöhnend hielt er sich den Hals.

>Liss... wo ist dein Zimmer...? <
 

Lissiana vernahm den leisen rauen Ruf L's, welcher sich ganz in ihrer Nähe zu befinden schien.

Sie schluckte, versuchte sich erneut aufzurichten, was ihr jedoch nicht gelingen wollte. Also rief auch sie leise nach ihm.

"L? L, sag hörst du mich?",

rief sie und hoffte inständig das er sie hörte, während sie die Augen erneut schloss und seufzte.

L konnte ihre Stimme hören.

Sie war ganz in seiner Nähe, sodass er den Kopf hob.

Doch was er sah, ließ ihn seine Augen weit aufreißen.

Der Flur schien endlos lang zu werden, zog sich in die Länge.

Am anderen Ende stand eine Gestalt, er sah nicht welche, doch die Stimme gehörte IHM.

Er konnte SEIN Lachen hören, SEINE Schläge spüren.

Wimmernd krallte er sich in seine Haare.

>Nein... bitte... lass mich...<

Er hatte ihn.

Beyond hatte ihn gefunden.

Dachte er jedenfalls.
 

Lissiana seufzte erneut, fragte sie sich, wo L blieb und schaffte es schließlich, aufzustehen.

Ihre Beine zitterten stark, während sich die Welt drehte und sie versuchte die Tür zu erreichen, welche auf einmal so unendlich weit entfernt schien, jedoch nur wenige Meter weit weg war.

"Einen... einen Moment noch, L...",

sagte sie und erreichte schließlich die Türklinke, versuchte sie mit aller Macht zu öffnen und fiel dem schwarzhaarigen in die Arme, als die Punkte vor ihren Augen sich vermehrten.

Heftig zittern war L auf die Knie gefallen, die Hände krallten sich krampfhaft in seine Haare, der Kopf war gesenkt, die Augen waren weit aufgerissen.

>Nein... Nein... B bitte...<

hektisch atmete er ein und aus, sein Herz schlug explosionsartig.

Er starrte auf den Boden, sah plötzlich Blut.

Eine große Lache war unter ihm, klebte an seinem Shirt an seiner Hose.

"NEIN!"

schrie er panisch und die Gestalt kam näher.
 

Ein Schrei. Ein dumpfer Schlag.

Die zwei Sachen benötigte man, um Lucian aus dem Schlaf zu reißen.

"Lissiana!",

sagte er atemlos, ehe er die Beine über die Bettkannte schlang und sein Schlafzimmer verlies. Sofort rannte er den Gang entlang, wo er seine Nichte bewusstlos auf dem Boden wiederfand und ihr Gast, L Lawliet, auf den Knien vor ihr ... kniete ... und sich den Kopf hielt.

Dieses Bild sprach Bände, fand Lucian, sodass es nicht mehr viele Schritte benötigte, damit er an Lissianas Seite kniete und das bewusstlose Mädchen hochhob, ehe er L zurief, er solle gefälligst seinen Arsch bewegen und ihm folgen.

Anschließend trug er sie in ihr Schlafzimmer, zog ein paar Tabletten aus dem Nachttisch und verabreichte sie.

"Komm schon, Lissi. Alles wird wieder gut.",

flüsterte der sonst so grobe Lucian nun sichtlich panisch und strich ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht, ehe er den Hörer des Telefons ergriff und dem Notdienst die Situation schilderte.

"Was ist da draußen auf dem Gang passiert?",

fragte er so ruhig er konnte, lies den Blick jedoch nicht von seiner Nichte ab.

Doch L blieb wo er war, folgte Lucian nicht in Liss Zimmer, sondern starrte nur vollkommen apathisch auf den Boden.

>B... B bitte...<

Wieso konnte er ihn nicht in Ruhe lassen?

Warum war er ihm gefolgt?

Wollte er seine Drohung wahr machen?

>Liss...<
 

Lucian seufzte, lies die Hand seiner Nichte los und schritt auf L zu, welcher noch immer auf dem Boden kauerte.

Er kniete sich vor ihn, packte ihn am Kinn und hob seinen Kopf leicht an.

"Man wird Ihnen nichts tun, L. Beruhigen Sie sich. Atmen sie tief ein... ja genau, so ist's gut... und wieder aus.",

meinte er, machte die Übung vor und war deutlich erleichtert als er sie befolgte.

Schließlich half er ihm auf die Beine, führte ihn in das Zimmer und drückte ihn auf einen Stuhl, ehe er ihm ein Glas Eistee reichte.

"Hier. Trinken Sie. Lissi sagte, sie mögen den am liebsten...",

grummelte er, kratzte sich an der Wange und setzte sich wieder an das Bett des Mädchens.

"Wenn Sie sich wieder beruhig haben... einen - wie sagt man? - klaren Kopf haben, dann würde ich Sie bitten, mir zu erklären was vorfiel, einverstanden?"
 

Stumm ließ sich L auf die Beine ziehen, auf einen Stuhl verfrachten und ebenso stumm,

nahm er das Glas entgegen.

Als Lucian ihn bat, alles zu erklären,

deutete er auf seinen Hals und schüttelte den Kopf, klammerte sich zitternd an dem Glas fest.
 

Lucian sah, wie auf seinen Hals deutete. Er verstand.

"Keine Stimme mehr, was?",

meinte er und sah sich um.

"Lissi hatte... mal so eine Zaubertafel hier..."

Er schaute sich um, entdeckte die Tafel doch nirgends.

"Wo ist sie denn nur…? Bei Ihnen? Im Zimmer?",

fragte er dann, sah ihn nicken und lies die Tafel holen, ehe er seufzte.

"Hätte sie doch nur ihre Tablette genommen...",

murmelte er leise und fuhr sich müde durch sein wirres schwarzes Haar.

Fragend legte L den Kopf schief, als er Tabletten erwähnte.

Was meinte er?

War Liss etwa krank?

Bei dem Gedanken bekam er ein schlechtes Gewissen.

Er machte ihr Leben schwer.

Wäre er doch nur gegangen...
 

Lucian sah von Lissiana zu L.

"Du bist nicht daran schuld, L.",

sagte er und deutete auf Lissiana.

"Sie ist seit dem Tod ihrer Mutter nervlich instabil...",

erklärte er und deutete auf die Tabletten.

"Deswegen nimmt sie Beruhigungstabletten."

Der dunkelhaarige schüttelte den Kopf.

"Alles frisst sie in sich hinein, denkt immer nur an die anderen, anstatt auch mal an sich."

Ein leichtes lächeln legte sich auf seine Lippen.

"Wenn sie dann die Tabletten vergisst... Tja, Sie sehen ja was dann passiert..."

Er verschränkte die Arme vor der Brust.

"Und, wie geht es Ihnen? Sind Sie... soweit wieder okay? Haben Sie sich ein wenig beruhi-? Trinken Sie ihren Eistee!"

Doch L schüttelte den Kopf, stellte das Glas weg und starrte auf seine Hände.

Er hätte es wissen müssen.

Wo war seine Menschenkenntnis?

Er durchschaute Menschen doch immer gut!

Wieso hatte er Liss das angetan?

Warum war er so egoistisch gewesen?

Erneut schüttelte er den Kopf.
 

Lucian seufzte, erhob sich und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

"Ich sehe das Sie sich Vorwürfe machen, Mr. Lawliet. Lassen Sie das.",

sagte er leise und schüttelte den Kopf.

"Ihr geht es bald besser."

Er nickte entschlossen, hob eicht die Mundwinkel an.

"Was macht Ihr hals?",

fragte er dann ehe er zurück zu seiner Nichte ging.

Tief atmete L ein, als Lucian ihn aus den Gedanken riss.

Kurz sah er noch einmal zu Liss, bevor er wieder den Kopf senkte.

"Tut... weh..."

flüsterte er kaum hörbar.
 

"Ach so.. Brauchen Sie noch eine Tablette?",

fragte Lucian ihn, erhob sich und sah ihn fragend an.

"Bleiben Sie bitte bei Lissiana, falls sie aufwacht. Ich werde Ihnen ein Medikament holen, L."

Ohne auf eine Antwort zu warten, schritt er zur Tür, riss sie auf und verließ den Raum.

Verdutzt sah ihm L hinterher, dann verließ ein seufzen seine Lippen und er setzte sich mit zum Körper angezogenen Beinen auf den Stuhl,

betrachtete Liss.

Sie sah seiner Schwester Naomi sehr ähnlich,

fiel es ihm gerade auf.

Naomi war seine kleine Schwester.

Sie hatte sich eines Tages einfach aus dem Staub gemacht, war als Nutte im Rotlicht tätig gewesen.

Später hatte man sie gefunden.

Zumindest ihre Leiche.

Sie war an einer Überdosis Heroin gestorben.

Kurz schüttelte L den Kopf und schlang die Arme um seine Beine, bettete sein Kinn darauf.
 

Schmerz.

Ein leichtes Pochen.

Stimmen.

Dann wieder Stille...
 

"Autsch....",

kam es Lissiana als hauchen über die Lippen, während sie blinzelnd die Augen öffnete, sie jedoch schnell wieder schloss, als das Licht sie blendete.

"Wo... Wo bin ich?",

fragte sie mit heiserer Stimme und versuchte sich aufzusetzen, was ihr jedoch nicht gelingen wollte.

"Was ist passiert? ... Wo.. Wo ist L?"

Noch immer die Augen geschlossen, seufzte sie und hielt sich die Hand vor die Augen, um das Licht abzuschirmen, ehe sie die Augen leicht öffnete.
 

L sah mit den Augen auf, als Liss anfing zu sprechen.

Er bemerkte, wie sie die Augen öffnete.

Eigentlich wollte er zu ihr, doch sein von Fieber geplagter Körper verweigerte ihm den Dienst.

"Liss..."

flüsterte er leise und trübe Augen sahen sie an,

hofften, dass sie ihn gehört hatte.
 

Lissiana hörte ihn, schaffte es gänzlich die Augen zu öffnen und hob die Hand um ihm über seine zu streichen.

"Alles okay?",

fragte sie schwach und sah deutlich wie schlecht es ihm ging.

"Fieber?",

kam es ihr über die Lippen, ehe sie sich aufsetzte und seufzte.

"Scheiße…",

fluchte sie leise und schüttelte den Kopf.

"Komm.",

meinte sie rückte ein Stück und klopfte neben sich auf das Bett.

"Du siehst fertig aus. Leg dich eine Weile hin. Ich geh mal für kleine Umkipper..."
 

L nickte langsam und stand ebenso langsam auf.

Schwankend kam er auf das Bett zu und

ließ sich darauf fallen.

Stöhnend krallte er sich in das Lacken und wandte sich dann Liss zu,

die langsam aufstand.

"Pass... auf dich auf..."

flüsterte er leise.
 

Lissiana lächelte leicht, nickte dann.

"Ja... mach ich...",

murmelte sie und schwankte zur Toilette.

Nachdem sie ihr Geschäft erledigt hatte, stand sie vor dem Spiegel und betrachtete sich eine Weile, ehe sie zurück zum Bett schaukelte und sich zu L legte.

"Wo... ist Onkel Lucian? ... Sorry... Sprech nicht. Dein Hals.",

meinte sie dann, betrachtete L und seufzte wieder.

L spürte, dass Liss sich neben ihn legte und öffnete schließlich langsam die Augen.

Als sie nach ihrem Onkel fragte, dann sagte, er solle nicht sprechen, seufzte er erneut.

Sie war wirklich wie Naomi.

Langsam schloss er die Augen.

"Medikamente... holen..."

flüsterte er leise.
 

Sie nickte.

"Ach so...",

murmelte sie und öffnete die Augen wieder.

Gern hatte sie die Hand ausgestreckt und sein schneeweißes Gesicht berührt, lies es jedoch schweren Herzens sein.

Kaum merklich rückte sie ein wenig näher und schloss die Augen wieder.
 

Wiederwillen musste L leicht lächeln.

"Du... erinnerst mich an meine... Schwester..."

krächzte er und setzte sich langsam auf.

Das liegen tat ihm weh.

"An Naomele... Eigentlich Naomi, aber... Sie mochte Naomele..."
 

"An deine Schwester?",

fragte sie leise, öffnete die Augen und sah in seine.

Schwester? Mehr nicht? Na super...

Aufmerksam lauschte sie seinen Worten und richtete sich ebenfalls auf. Gerne wäre sie hier noch mit ihm liegen geblieben..

Gerade setzte sie an etwas zu sagen, als Lucian in den Raum trat, die beiden mit gerunzelter Stirn ansah und sich dann räusperte.

"Hier Ihre Tablette, L.",

hörte Lissiana ihn sagen, während sie sich den Kopf hielt.

L hob den Kopf, als Lucian ihm eine Tablette gab.

Er nickte leicht und schluckte die Tablette sofort.

Dann sah er zu Liss.

Als er sah, wie sie sich ihren Kopf hielt,

legte er ihr besorgt eine Hand auf die Schulter und sah sie fragend,

mit schiefgelegtem Kopf an.
 

Als Lissiana die Hand Ls auf ihrer Schulter spürte, zuckte sie leicht zusammen, sah dann jedoch mit Herzklopfen auf.

"Kopfschmerzen...",

seufzte sie und nahm ebenfalls eine Tablette welche Lucian ihr hinhielt.

"Ich denke es wäre besser, wenn ihr euch ausruht.",

sagte Lucian, der sich noch einmal nach dem Wohlbefinden der Beiden erkundigte ehe er den Raum verlies.

"Es... es tut mir leid, L.",

sagte Lissiana als de Tür ins Schloss viel. Sie hatte den Blick gesenkt.

"Nur wegen mir... kannst du dich nicht auskurieren. Tut mir leid."
 

L schüttelte den Kopf, nahm ihr Gesicht in seine Hände und

zwang sie so, ihn anzusehen.

In seinen sonst so emotionslosen Augen war ein winziger Funke zu sehen.

Erneut schüttelte er den Kopf, lächelte sie an,

ehe er ihr einen Kuss auf die Wange gab und sie schließlich losließ.

Dann rollte er sich im Bett zusammen wie eine Katze und schlief lächelnd ein.
 

Lissiana errötete schlagartig als er ihr Gesicht in beide Hände nahm.

Ihr Herz raste so stark, das sie vermutete es würde zerspringen.

"L...",

hauchte sie leise, ehe sie das leichte funkeln in seinen Augen sah. Ihre weiteten sich leicht. Und dann lächelte er.

"...",

sie brachte keinen Ton heraus, als sie es sah. In seinen Händen schien sie zu schmelzen, bevor sein Gesicht näher kam und sie den Atem anhielt.

Ob er...?, glitt es ihr durch den Kopf, während sie leicht die Lider senkte, der Gedankte stoppte und sie schließlich seine Lippen ganz sanft auf ihrer Wange spürte. Die Röte in ihrem Gesicht wurde stärker, leicht schnappte sie nach Luft, während sie den liebevollen Kuss auf ihrer Wange genoss.

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, die Welt stand still.

"Ähm...",

machte sie schließlich, ehe seine Hände und seine Lippen verschwanden, er sich wie eine Katze zusammenrollte und einschlief.

Mit geweiteten Augen, rasendem Herzen und keinem klaren Gedanken mehr, wischte sie sich die Träne von der Wange, die in ihren Augen aufgestiegen war.

Was war da gerade geschehen?

Noch immer darüber nachdenkend, legte sie sich zu ihm, lächelte und strich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht.

"Ich danke dir...",

hauchte sie, rückte erneut an ihn und schlief ebenso schnell wie er ein.

L hatte spüren können, wie sich Liss an ihn lehnte,

wie sie sich an ihn kuschelte.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht,

das Gefühl von Geborgenheit machte sich in ihm breit.

Als er ihr gehauchtes Danke hörte,

wurde sein Gesicht noch röter als es ohnehin schon war.

Schließlich schlief er ganz ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Farbenblind
2011-03-17T22:43:24+00:00 17.03.2011 23:43
Tja...
Was soll ich sagen?
Ich hab so nix dran auszusetzen, schließlich schreibe ich mit! xDD
Dankeschön übrigens, das du mich auch erwähnt hast! >/////<
Ähm.. eine kleinigkeit habe ich jedoch zu mosern:
DAS ERSTE KAPI IST 48 SEITEN LANG??? O______o
N bissl viel, findest du nicht auch??
Hättest es (wie bereits per ENS gesagt) unterteilen sollen.
Nya, meine Meinung.
Fühl dich gedrückt
Glg
Blue


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