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One Summer's Day

von

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Kapitel 1

~ Anya ~
 

Es war ein heißer Tag.

Verdammt heiß.

Ich saß am einzigen schattenspendenden Baum am Rande des Tennisplatzes und sah meinen anscheinend verrückt gewordenen Teamkameraden zu, die weiterhin munter den Ball mit ihren Schlägern hin und her beförderten.

Ich öffnete begierig den Deckel meiner Wasserflasche, nur um enttäuscht festzustellen, dass sie bereits leer war. Seufzend warf ich sie nach dem Mülleimer, der in der Nähe aufgestellt war, und verfehlte ihn um Längen.

Na wunderbar. Besser konnte der Tag gar nicht mehr werden.

Ich blinzelte zur Sonne hoch. Ich war fix und fertig, meine Lider wurden immer schwerer. Die monotonen Geräusche, mit denen der Ball hin und her geschlagen wurde, taten ihr übriges und ich döste endgültig weg.
 

„… ein gefundenes Fressen“, hörte ich jemanden sagen und wurde unsanft aus meinem Halbschlaf gerissen, als ich eine Berührung an den Schultern spürte. Während ich meine Augen blinzelnd öffnete, spürte ich einen nach Alkohol stinkenden Atemhauch direkt in mein Gesicht.

Ein Mann mittleren Alters hatte sich über mich gebeugt und war gerade dabei, mich hochzuheben.

„Hey! Hör auf!“ Ich stieß ihn unsanft von mir weg, was mir vermutlich nur gelang, weil er nicht damit gerechnet hatte. Ich nutzte die Zeit, in der er sich wieder fing, und rappelte mich mithilfe des Baumes auf.

Ich stand nun zwei Männern gegenüber, die mich mit Blicken bedachten, die mir gar nicht gefielen. Die Sonne war schon dabei, blutrot zwischen den Hochhäusern der Stadt zu verschwinden und die anderen Mädchen waren schon längst gegangen.

„Wer wird denn gleich so zickig werden?“, sagte der andere Mann mit einem unheilvollen Unterton in der Stimme und trat einen Schritt auf mich zu. „Glaub mir, es wird dir gefallen, was wir mit dir machen werden … Du musst nur schön brav sein und mit uns mitkommen.“
 

Angeekelt starrte ich ihn an, verzweifelt nach einem Ausweg suchend. Der Platz war umzäunt und der einzige Ausgang befand sich hinter dem Rücken der beiden Typen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Die anderen mussten das Tor offen gelassen haben … Unwillkürlich fing ich an zu zittern. Das war genau das, wovor ich mich mein ganzes Leben lang gefürchtet hatte. Tränen stiegen mir in die Augen. Sie rannen mir über die Wangen, als ich die Augen schloss und gleichzeitig die Arme abwehrend vor dem Körper verschränkte. Was sollte ich auch sonst tun? Ich kleines, zierliches Ding hatte keine Chance gegen diese beiden Kraftprotze und ich hoffte, dass es schnell vorüber war, wenn ich mich nicht wehrte und einfach ruhe gab. Und wer weiß, vielleicht ließen sie mich dann auch am Leben.

„So ist’s fein“, hauchte mich einer der beiden näher als erwartet an und ich fuhr zusammen. Ich unterdrückte einen leisen Schluchzer.

„Lasst mich doch bitte in Ruhe!“, stieß ich zitternd hervor, zu etwas anderem war mein verängstigter Körper nicht mehr fähig.

Doch es war ein aussichtsloses Unterfangen. Ich wurde unsanft gepackt und über eine Schulter geworfen, die Hand, die mich hielt, fuhr mir lüstern am nackten Oberschenken hoch. Warum hatte ich auch einen derart provozierend kurzen Rock anziehen müssen? Ich presste mir die Hände vor das Gesicht, wollte nichts mehr sehen, hören, fühlen.
 

Ich wusste nicht, wie lange sie mich schon getragen hatten – es war bestimmt nicht länger als fünf Minuten gewesen, aber mir kam es vor wie eine Ewigkeit – als sie abrupt anhielten.

„Was willst du von uns?“, fuhr derjenige meiner beiden Entführer, der vor uns ging, irgendjemanden an. „Geh zur Seite und sei still!“

„Verflucht, normalerweise ist um diese Uhrzeit sonst niemand hier im Park“, grunzte mein Träger wütend.

„Es tut mir leid, Ihnen Umstände bereiten zu müssen, doch das geht nicht“, antwortete eine ruhige Männerstimme, die ich noch nie in meinem Leben gehört hatte. Dennoch schlug mein Herz höher – er schien mir helfen zu wollen!

„Misch dich nicht in unsere Angelegenheiten! Diese dumme Göre ist von zuhause abgehauen und wir wollen sie nur wieder zurü-“

„Das ist nicht wahr!“, rief ich mutiger, als mir zumute war, aus.

Ehe ich mich versah hatte mein Entführer mich heruntergerissen und gab mir eine schallende Ohrfeige. „Sei still, blödes Ding!“, knurrte er mich drohend an und presste mich dann mit einer Hand um meinen Hals gegen einen Baum.

Ich wimmerte leise, schaffte es aber, einen Blick auf meinen Helfer zu werfen. Durch den Luftmangel sah ich ihn nur noch undeutlich, doch die Silhouette seines Körpers wog gegen die des anderen Mannes kaum mehr als die meine. Das dämpfte meine Hoffnung gewaltig, doch es war besser als gar nichts.

„Hil…fe…“, würgte ich hervor, was den Griff um meinen Hals nur noch verstärkte. Ich versuchte, mit einem Bein nach meinen Kidnapper zu schlagen, doch es gelang mir nicht, ihn zu treffen.
 

„Lasst sie sofort los“, sagte mein Helfer nun mit mehr Nachdruck.

„Willst du uns drohen?“, fragte der andere Entführer und trat einen Schritt auf ihn zu, was bei mir schon genügt hätte, um mich zur Flucht zu schlagen.

„Nicht, wenn ihr sie in Ruhe lasst.“

Ich hätte entsetzt aufgeschrieen, wenn ich den Atem dazu gehabt hätte. Der andere Perverse hatte ihm so stark ins Gesicht geschlagen, dass er beinahe zu Boden stürzte. Stattdessen taumelte er einen Schritt zurück und spuckte Blut aus.

„Aua. Seien Sie doch nicht gleich so unhöflich. Ich will Sie doch nur davor bewahren, eine schreckliche Straftat zu begehen. Ich habe ein Problem mit Vergewaltigungen, müssen Sie wissen.“

„Verschwinde oder du fängst noch eine!“, brüllte ihn mein Entführer an. Es schien ihn sichtlich zu verunsichern, warum sein Gegenüber einfach so stehen blieb und sich weder wehrte noch das weite suchte.

„Tut mir leid“, entschuldigte sich dieser nochmals und ich glaubte zu meinem Verdutzen, ein Lächeln auf seinen Zügen zu sehen. „Ich werde nicht gehen, bevor ihr nicht das Mädchen in Ruhe lasst.“

Ich kniff die Augen zusammen, als der Entführer wieder zum Schlag ausholte, der auch dieses Mal sein Ziel deutlich hörbar nicht verfehlte.
 

Plötzlich keuchte mein Helfer entsetzt auf. Ich dachte schon, es sei wegen dem zweiten Schlag, doch als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich, wie er auf einen Punkt hinter den beiden Perversen starrte, eine Hand auf seine Wange gepresst. „Akio! Halt dich da raus, verdammt!“

Die Entführer lachten gehässig auf. „Glaubst du, auf diesen einfachen Trick fallen wir herein?“, fragte der eine noch abfällig, als er auch schon einen heftigen Schlag von Hinten direkt auf den Kopf kassierte und zusammenbrach.

Derjenige der beiden, der mich festgehalten hatte, ließ mich nun so abrupt los, dass ich zu Boden stürzte. Nach einem weiteren dumpfen Schlaggeräusch fiel auch dieser bewusstlos neben mich.

Ich schnappte erleichtert nach Luft, fuhr aber gleich erschrocken zurück, als der Schläger auf meinen Helfer zustürmte. „Halt, der ist nicht böse!“, wollte ich ausrufen, aber es ging in einem jämmerlichen Krächzen unter.

„Sag mal, spinnst du?“ Der Schläger packte meinen Helfer bei den Schultern und erdolchte ihn mit seinen Blicken. „Du kannst dich doch nicht einfach so von denen zusammenschlagen lassen!“

„Hätte ich mich gewehrt, wäre ich nicht nur tot, sondern wir hätten auch eine Strafanzeige wegen massiver Körperverletzung am Hals, die ich eigentlich vermeiden wollte, du Hitzkopf!“ Mein Helfer riss sich los und trat neben mich. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er mich sanft.
 

Ich schenkte ihm ein freudloses Lächeln, während ich meinen Hals massierte und ihn genauer betrachtete. Sein schwarzes Haar, das ziemlich unsauber und schon seit längerem nicht mehr geschnitten worden war und seine weichen Gesichtszüge verrieten mir, dass er ein Asiate war; mit meinem spärlichen Wissen diesbezüglich tippte ich auf Japaner. Die untere Hälfte seines Gesichtes war blutverschmiert und begann schon, leicht anzuschwellen.

Als er meinen Blick bemerkte, wischte er sich hastig darüber. „Keine Sorge, das ist nur halb so schlimm, wie es vielleicht aussieht. Komm.“ Er hielt mir eine Hand hin. „Wir begleiten dich nach Hause. Du solltest um diese Uhrzeit besser nicht mehr alleine durch den Park spazieren.“

Ich ergriff seine Hand und ließ mich von ihm hochziehen. Es schien ihn nicht zu stören, dass ich auf seine Frage nicht geantwortet hatte.

„Was sollen wir mit denen machen?“, fragte sein Begleiter, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, mit hochgezogenen Augenbrauen. Trotz seines Namens machte ‚Akio’ im Gegensatz zu dem anderen keinen fremdländischen Eindruck auf mich, im Gegenteil. Seine Haare waren hellblond und er war gut einen halben Kopf größer als mein Retter.

„Es passt mir zwar überhaupt nicht, aber wir werden sie wohl liegen lassen müssen.“ Der Japaner warf Akio einen vielsagenden Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Dieser nickte lediglich grimmig und sah zu mir.
 

„Also? Wohin geht unsere Reise?“

„Dort entlang“, erwiderte ich leise und deutete auf den Weg zu unserer Linken. Die beiden jungen Männer setzten sich automatisch in Bewegung und ich tat es ihnen mit einiger Verzögerung nach. „Vielen Dank“, bedankte ich mich endlich und hoffte, dass mit diesen beiden einfachen Wörtern meine Gefühle zum Ausdruck gebracht werden konnten.

Der Japaner drehte sich zu mir um und Lächelte. „Das war doch selbstverständlich. Nicht wahr, Aki-chaaaan?“

Der Angesprochene seufzte tief. „Natürlich.“

Ich betrachtete ihn etwas gekränkt, weil er äußerst genervt geklungen hatte. Er warf mir jedoch einen beschwichtigenden Seitenblick zu und mir wurde klar, dass er über den Japaner geseufzt hatte, den das ganz und gar nicht zu stören schien.

„Du musst uns sagen, wo wir lang gehen müssen. Wir kennen den Weg nicht“, erklärte mir der Asiate nach einigen Weggabelungen, bei denen wir immer geradeaus weiter gegangen waren, überflüssigerweise.

„Und sag ihm, dass er vor den Straßen anhalten soll. Sonst rennt er dir einfach drüber, komme was wolle“, fügte Akio grinsend hinzu. Ich bemerkte bei der Gelegenheit, dass er auffallend hellblaue Augen hatte.

„Ach was, bisher haben die Autos immer angehalten.“

„Und gehupt.“

„Na und?“

Ich schmunzelte, während sie ihr Wortgefecht über mich austrugen. „Ihr klingt wie ein altes Ehepaar“, erklärte ich ihnen neckisch.
 

Sofort waren beide still. Mich beschlich das ungute Gefühl, dass ich vielleicht doch ein wenig zu weit gegangen war. Immerhin mochten es die meisten Männer nicht, wenn eine derartige Anspielung gemacht wurde. Doch als ich vorsichtige Blicke zu den beiden warf, sahen sie nicht sonderlich wütend darüber aus. Während Akio meinem Blick auswich und die Parkbäume plötzlich unheimlich interessant fand, grinste der Japaner mich wortlos an.

„Wie heißt du, kleines Mädchen?“, fragte er mich unvorbereitet, was ich vor allem aus seinem Mund ziemlich unverschämt fand.

„Nenn mich nicht klein, du bist selbst kaum größer als ich!“, konterte ich gespielt beleidigt, was einen Lachanfall bei seinem Begleiter auslöste.

„Wo sie Recht hat …“, jappste Akio atemlos vor lachen und fing sich einen Schluckauf.

„P A H!“ Der Schwarzhaarige zog einen Schmollmund und wandte den Blick ab. „Seid ihr gemein zu mir!“ Er schniefte theatralisch.

„Um deine Frage zu beantworten, ich heiße Anya. Mit einem Ypsilon.“
 

„Nun gut, Anya mit einem Ypsilon, mein Name lautet unvorteilhafterweise Akio, während mein Begleiter auf Zad-chi hört“, stellte Akio sie beide vor.

„Ah, ja. Zad-chi ist japanisch, oder nicht?“, fragte ich an diesen gewandt.

„Hmhmhm.“ Stille. „Nein.“

„Oh, dann habe ich dich falsch eingeschätzt. Ich dachte du wärst Japaner.“

Wir verließen den Park und kamen direkt an einer sehr belebten Kreuzung an, wo die Straßenlampen unter den vielen Autoscheinwerfern untergingen. Zad-chi schien das als Anlass zu nehmen, die Kapuze seiner weißen, aber über und über mit bunten Zeichen bemusterten Jacke hochzuschlagen.
 

„Das bin ich auch“, antwortete er nach einer ziemlich langen Sprechpause, während wir an einer Ampel warteten (ich hatte mich bei ihm untergehakt, da Akio mich rasch gebeten hatte, ihn vor der Straße festzuhalten).

Ich brauchte zuerst einige Sekunden, ehe ich begriffen hatte, dass er unser Gespräch von vorhin wieder aufgenommen hatte. „Also bist du ein Japaner ohne japanischen Namen? Und Akio das Gegenteil?“

„So kann man eine lange Leidensgeschichte rasch zusammenfassen.“ Die beiden Männer seufzten gleichzeitig.

„Das hängt mit unseren Eltern zusammen“, klärte Akio mich auf, während wir uns wieder in Bewegung setzten und durchs helle Licht der Scheinwerfer der wartenden Autos spazierten.

„Neeeeiiin, das hätte ich jetzt nicht geglaubt. Eure Eltern haben euch eure Namen gegeben? Meiner ist ihnen zusammen mit mir per Storchenpost zugeflogen“, erwiderte ich ironisch.

Der Blonde überging meinen spöttischen Einwand beflissen. „Meine Eltern sind richtige Japanfanatiker. Bei ihnen drehte sich in ihrer Jugendzeit alles um Mangas, Animes und Co., was schließlich dazu führte, dass sie heute in Japan leben und ich dort auch geboren wurde.“

„Kannst du dann auch diese komische Kritzelschrift?“, fragte ich neugierig.

„Du meinst dieses komische Zeug, das Normalsterbliche auch als Japanisch bezeichnen?“

Ich musste es zugeben. Das war ein Punkt für ihn. Ich kicherte und wandte mich an Zad-chi. „Und was ist mit dir? Das Gegenteil? Japanische Deutschlandfanatiker?“

„Ehm, nein“, entgegnete dieser zögerlich. „Meine Mutter kannte seine Eltern und wollte, dass ich schon als Kind deutsch bei ihnen lerne. So haben wir uns auch kennengelernt.“

„Ach so ist das. Und was ist mit deinem Namen?“ Bedauerlicherweise kamen wir gerade jetzt vor dem Haus an, indem ich mir meine kleine Wohnung eingerichtet hatte. Ich blieb stehen und warf ihm einen auffordernden Blick zu.

„Sie waren beide etwas in Außergewöhnliches verliebt“, erklärte er mir schulterzuckend und ich ging nicht weiter darauf ein, da es ihm nicht zu behagen schien, darüber zu sprechen.
 

„Da wären wir nun“, unterbrach Akio die unangenehme Stille, die zwischen uns entstanden war, und legte den Kopf in den Nacken, um bis zum Ende des hohen Gebäudes blicken zu können.

„Ja. Vielen Dank noch einmal. Wenn ich euch irgendetwas als Gegenleistung erbringen kann…“

„Nein, keine Sorge. Wir haben alles, was wir zum Leben brauchen, und …“ Ein lautes Magenknurren unterbrach Zad-chi und er drückte erschrocken die Hände auf den Bauch.

Ich lachte. „Ich wusste nicht, dass Hunger zu den Lebensbedürfnissen zählt.“ Ich bemerkte etwas zu spät, dass sich meine Augen unwillkürlich zu Schlitzen verengt hatten, während ich auf seine Arme starrte, die er sich um den Oberkörper geschlungen hatte. Als mein Blick wieder nach oben zu seinen dunklen Augen wanderte, trafen sich unsere Blicke und ich wusste, dass er meine Gedanken erahnte.

Das erste, was mir durch den Kopf geschossen war, war Magersucht. Seine Jacke verhüllte seinen völlig ausgemergelten Körper gekonnt, aber jetzt, wo er sich dagegen gedrückt hatte, war eine eindeutige und äußerst erschreckende Delle dort entstanden, wo bei einem normalen Menschen der Bauch schon längst angefangen haben sollte.
 

„Ich denke, wir sollten nun besser gehen. Akio?“, begann Zad-chi leise zu sprechen; auf seinem Gesicht lag ausnahmsweise kein Lächeln, was mir jetzt schon fremdartig vorkam, obwohl ich ihn erst seit ein oder zwei Stunden kannte.

„Du hast Recht. Dir noch einen schönen Abend, Anya.“

Ich sah zu Akio, der sich schon zum Gehen umgewandt hatte. „Wartet! Hättet ihr nicht Lust, bei mir zum Essen zu bleiben? Zu dritt macht es sicherlich viel mehr Spaß als alleine und …“ Ich stockte, als ich den Blick bemerkte, den der Japaner mir zuwarf. Es sprach Argwohn daraus, nein, mehr noch: regelrechter Abscheu. Ich konnte nicht sagen, ob es gegen mich oder ihn selbst oder sonst jemanden gerichtet war, es schien mir eher so, als würde er es selbst nicht wissen.

„Ich brauche deine Almosen nicht“, zischte er mich kalt an und wich einen Schritt zurück, als wäre ihm jetzt erst die Erkenntnis gekommen, dass er die ganze Zeit über neben etwas furchtbar abartigem gestanden hatte.

„Almosen?“, wiederholte ich verblüfft. Doch seine plötzliche Abneigung traf mich schwer, wir hatten uns doch eigentlich recht gut verstanden und ich wollte nicht, dass wir so auseinander gingen. „Wieso sollte ich dir Almosen geben wollen? Alles, was ich will, ist mit meinen zwei neu gewonnenen … ‚Freunden’, falls ich euch so nennen darf, noch etwas mehr Zeit zu verbringen und nicht alleine essen zu müssen. Es ist manchmal schon ziemlich trist, wenn man immer nur alleine bei sich zuhause sitzt …“ Ich schüttelte verständnislos den Kopf. „Es tut mir leid, falls ich dich irgendwie ungewollt brüskiert haben sollte. Aber ein einfaches: ‚wir haben keine Zeit’ hätte es doch auch getan, oder?“
 

„Da muss ich ihr zustimmen“, schaltete sich nun Akio ein, während er einen Arm um Zad-chis Schultern legte und ihm in die Augen sah. „Es ist doch schön, dass Anya uns einlädt. Lass uns doch noch ein wenig bei ihr bleiben.“

Es kam mir einen Moment lang so vor, als würde er versuchen, auf ein verängstigtes Kätzchen einzureden. Zad-chi sträubte sich noch wenige Augenblicke, ehe der Widerstand in ihm sichtlich zusammenbrach, indem seine angespannten Schultern nach unten sackten.

„Nun gut. Verzeih mir die Überreaktion“, entschuldigte er sich bei mir und meinte es ehrlich.

„Ist schon okay“, versuchte ich gut gelaunt die fröhliche Stimmung wiederherzustellen. „Lasst uns nach oben gehen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Asmodina
2011-03-08T16:58:15+00:00 08.03.2011 17:58
Mir gefällt es..obwohl sehr kurz...schreib weiter^^


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