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Der Zirkusjunge

Von Seiltänzern und schwarzen Haaren ...
von

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Traumtänzer mit schwarzem Haar

Endlich!!

Ich habe es geschahaaafft! Neues Kaptiel und endlich die langersehte erste Begegnung ^^

Viel Spaß beim Lesen! *grins*
 

lg,

lady
 

PS: DANKESCHÖN AN MEINE LIEBEN KOMMENTARSCHREIBERINNEN!! <3 *euch beide lieb drück*
 

PPS: Über Rückmeldung würde ich mich wirklich freuen! :D
 

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Traumtänzer mit schwarzem Haar
 

Das Zelt riecht nach Popcorn und diese schrecklich laute, unglaublich geschmacklose Zirkus-Trallala-Musik, die ich schon seit Menschengedenken nicht leiden kann, dröhnt mir in den Ohren. Klar, früher habe ich, wie wohl jedes Kind, Zirkusvorstellungen geliebt, bis ich hinter diese ganze Tierquälereigeschichte gekommen bin und fand, dass dieses Herumgehüpfe von kleinen Ponys recht komisch aussah, aber die Musik, die habe ich schon immer gehasst. Viel zu laut, viel zu fröhlich, viel zu eintönig. Langweilig.

Ich seufze leise, als Jessi mich freudig am Arm packt und mich zu einer Bank auf den Tribünen zieht. „Weißt du“, erzählt sie, während sie mich auf die angesteuerte Bank drückt, „ich glaube, wir werden heute sehr viel Spaß haben.“

Ja, der Meinung bin ich auch. Aber total.
 

Erleichtert fahre ich mir durch’s Haar, als die Hunde die Manege verlassen und der Zirkusdirektor eine „kleine Pause“ ankündigt. Es geht doch.

„Siehst du“, Jessi zieht lachend die Schultern hoch, zieht mich mit sich zum Popcornstand, „so schlimm ist es doch gar nicht!“

„Doch! Ich weiß echt nicht, was du daran findest, hier herumzusitzen und armen kleinen Tierchen bei mühevoll eingetrichterten Kunststücken zuzuschauen.“

Während ich meiner Schwester einen Geldschein für das Popcorn in die Hand drücke, beobachte ich eine Handvoll Artisten, die gerade dabei sind, Trapez und Seil für die Seiltanznummer aufzubauen. Eine Nummer, auf die ich mich schon die ganze Zeit insgeheim gefreut habe … nicht, dass mich ein plötzlich ein Sinneswandel ereilt hätte, nein, aber es hat nichts mit Tieren zu tun, und auch diese übertrieben laute Musik wird endlich gedämpft.

Ich weiß nicht, wie lange ich einfach nur dagestanden habe, um die Menschen in der Manege zu betrachten, jedenfalls habe ich nicht gemerkt, dass sie sie verlassen haben.

„Kommst du?“ Ich fahre regelrecht zusammen, als Jessi mir auf die Schulter tippt. „Es geht weiter.“

Das Leuchten in den Augen meiner kleinen Schwester ist unübersehbar. Wahrscheinlich sieht es so aus, wenn man Sterne hinter ihren Augen verstecken würde.

Seufzend lasse ich mich von ihr mitziehen und vielleicht sogar ein Stück weit von ihrer Vorfreude anstecken.

Die Manege wird dunkel, ein einzelner Scheinwerfer huscht durch das Publikum, heftet sich nur kurz an einem Punkt fest, springt dann weiter. Ich kann nicht sagen, wann sie dazu gekommen sind, doch irgendwann fängt der Lichtstrahl immer wieder Menschen in weißen Kostümen ein, die an verschiedensten Punkten des Zeltes stehen und sich immer vorwärtsbewegen, sobald das Licht sie nicht mehr fokussiert. Es dauert nicht lange und der erste Artist steht in der Manege, grade, ohne irgendetwas zu tun. Es ist ein Junge, auf den ersten Blick würde ich ihn auf neunzehn schätzen – aber ich bin ziemlich schlecht darin, das Alter anderer Menschen einzuschätzen (eine Bekannte von mir habe ich beim ersten Treffen auf vierzehn geschätzt … leider hätte ich noch drei Jahre draufsetzen müssen). Auf seinen Wangen scheinen schwarze Bemalungen zu tanzen. Ich kann nicht erkennen, was sie darstellen sollen, aber sie harmonieren mit seinem gleichfarbigen Haar und bilden einen hübschen Kontrast zu seinem Bühnenoutfit. Es ist weiß, schneeweiß, als hätte man jegliche Farbe aus dem Stoff gesogen. Er steht einfach da, im Scheinwerferlicht, bewegt sich nicht, wartet. Wartet auf die anderen, die sich langsam dazugesellen, bis sie schließlich zu sechst sind.

Und dann beginnt die wohl faszinierendste Viertelstunde meines Lebens. Völlig gefesselt folge ich den Bewegungen der Artisten, vor allem der Junge zieht mich in seinen Bann. Seine Füße schweben so leicht über das dünne Drahtseil, als wäre dort nicht das Drahtseil, sondern fester Boden und er bewegt sich unglaublich geschmeidig, wie eine Katze, die jemandem um die Beine streift. Auf seinem weißen Kostüm befinden sich Glitzersteine, die im Scheinwerferlicht zu glitzern beginnen, kleine Lichtfänger, auf die sich meine Augen heften. Die Musi rückt immer weiter in den Hintergrund, während ich gebannt zusehe, wie zwei Trapeze hinabgelassen werden. Langsam, ganz langsam sinken sie herab und auf einem sitzt, wie ein kleiner Engel, ein junges Mädchen. Es trägt ein weißes Kleid, ist barfuß. Auch sie hat schwarzes Haar, ihr Pony fällt ihr in die Augen. Ihre Gesichtszüge sind fein, sie verschwinden fast in dem Gewirr aus Haarpracht und einzelne Strähnen glänzen im Licht. Hinter mir höre ich einen Jungen einen leisen, anerkennenden Pfiff ausstoßen und verdrehe die Augen. Am liebsten hätte ich mich umgedreht und gefragt, wie er es wagen kann, meine Träumerei zu durchbrechen, doch ich bleibe still, da ich weiß, dass jedes Wort von mir alles nur noch weiter zerstört hätte. Stattdessen verfolge ich, wie die Trapeze, das eine mittlerweile von dem Jungen besetzt, in Schwingung geraten. Hin und her, hin und her, immer schneller, bis die beiden Personen auf den Trapezen in eine verschlungene Choreographie verfallen. Es wirkt wie ein Tanz in der Luft, getragen von unsichtbaren Flügeln oder einfach der Überzeugung, fliegen zu können. Ich bilde mir sogar ein, weiße, leuchtende Flügel auf ihren Rücken zu sehen, erleuchtet von den Glitzersteinchen auf dem Stoff ihrer Kostüme.

Das Ende kommt viel zu schnell, die Artisten verschwinden, doch ich sitze noch immer wie paralysiert auf meinem Platz und habe nicht einmal die Kraft, mich über die folgenden Tiernummern aufzuregen, starre in die Manege. Nummer um Nummer zieht an mir vorbei und ich komme erst wieder zu mir, als Jessi mich unsanft an der Schulter rüttelt.

„Daniel? Daaaniel?!“ Schlaff schwingt mein Körper unter ihrer Berührung

Von einer Seite zu anderen. „DANIEL!“

„Was?“ Ich fahre so erschrocken zusammen, als hätte man mir einen Eimer mit kaltem Wasser über dem Kopf ausgeschüttet.

„Kommst du? Die Vorstellung ist zu Ende und ich will noch zu den Tieren!“ Leicht verdattert lasse ich mich von meiner kleinen Schwester am Handgelenk packen und mitziehen. Auf dem Weg zu den Tiergehegen trete ich in mindestens drei Maulwurfshügel und will mich gerade über die unnötige Verdreckung meiner Schuhe ärgern, als ich wie angewurzelt stehen bleibe und an anderen Zirkusbesuchern vorbei, den Artistenjungen entdecke, wie er zärtlich ein Stückchen Stroh aus der Mähne eines Pferdes entfernt. Neben ihm steht das Mädchen, fährt federleicht mit der Bürste über das Fell des Tiers. Die beiden stehen nah beieinander und als ihre Hände sich berühren, zieht sich etwas in meinem Magen zusammen, obwohl ich nicht weiß was und wieso. Betroffen widerstehe ich dem Impuls, die Hand auf meinen Bauch zu legen und halte stattdessen lieber Jessis skeptischem Blick stand, bevor sie den Kopf schüttelt und weiterläuft.
 

„Gib es zu, der Seiltänzer hat dir gefallen!“ Grinsend schielt meine Schwester mich über den Rand ihrer Tasse hinweg an. Sie hat uns Tee gekocht und jetzt sitzen wir auf der alten Ledercouch in unserem Wohnzimmer und zappen ziellos durch die Fernsehprogramme, den Ton ausgeschaltet. Das machen wir häufig. Es ist lustig, mit Jessi zusammen die Lippen der Menschen in irgendwelchen Action-Filmen oder in Nachrichtensendungen zu lesen und teilweise die seltsamsten Übersetzungen herauszubekommen.

Eigentlich hätte ich nichts dagegen gehabt, das auch heute zu tun, aber Jessi scheint da anderer Meinung.

Seufzend lege ich den Kopf in den Nacken. „Nein, kleine Schwester. Hör auf, immer alles Mögliche in mich hineinzuinterpretieren!“

„Mann, Daniel! Ich kenne dich jetzt die letzten 13 Jahre deines Lebens. Mir kannst du so schnell nichts vormachen. Also, gib es zu!“

Resigniert schließe ich die Augen, verschränke die Hände auf meinem Schoß und nicke, nur ganz leicht, aber ich weiß, dass meine Schwester es bemerkt hat. Ich habe schon sehr häufig versucht, ihr irgendwas zu verschweigen, es hat noch nie funktioniert. Sogar in ihren jungen Jahren – ich rede hier von der Zeitspanne von ihrem vierten bis zu ihrem sechsten Lebensjahr, wohlgemerkt – hat sie bemerkt, wenn es mir nicht gut ging und ich ihren Trost gebrauchen konnte.

Einmal, nach einem Streit mit Jamil, habe mich auf unser Sofa gesetzt, teilnahmslos eine Sendung auf KI.KA geschaut, und Schokolade gegessen, als hätte ich vor, in den nächsten Wochen mindestens 100 Kilo mehr auf die Wage zu bringen. Damals ist Jessi zu mir gekommen, hat sich an mich gekuschelt, die Schokolade beiseitegelegt und den Fernseher ausgeschaltet. Wir haben lange da gesessen, ohne Worte, ich habe sie an mich gedrückt und irgendwann ist sie eingeschlafen. Erst dann habe ich angefangen, zu erzählen. Von dem Streit mir Jamil, von dem Gefühl allein zu sein und der Angst, dass sich das nicht mehr einrenken würde. Und obwohl sie geschlafen hat, habe ich mich verstanden gefühlt. Kurz gesagt: Jessi ist – so nervig, unreif und sprunghaft sie auch sein mag – der beste Mensch, der auf diesem ganzen Planeten existiert.

„Uuiiiii, wie süß! Daniel ist verliebt!!“ Freudig klatscht sie in die Hände, lacht, fällt mir überschwänglich um den Hals.

Verliebt. Ob das das richtige Wort ist? Ich war erst einmal verliebt, in der achten Klasse … in Jamil. Das war so ungefähr die schlimmste Zeit meines Lebens, ich konnte schließlich nicht mit ihm reden, eigentlich konnte ich mit niemandem reden. Nicht einmal mit Jessi, immerhin war sie damals elf und hatte ein so loses Mundwerk, dass meine Gefühle in Windeseile bei Jamil angekommen wären. Ich weiß nicht – und will im Übrigen gar nicht wissen – wie viele Herzchen mit seinem Namen ich damals auf Zettel oder in meinen Block gekritzelt habe.

Und genauso wenig weiß ich, ob das damalige Gefühl mit dem vergleichen kann, was in mir gewachsen ist, während ich heute die Vorstellung beobachtet habe.

„Ob Liebe jetzt das richtige Wort ist …“, sage ich zögernd, während ich das vor Freude zappelnde Etwas in meinen Armen ein bisschen von mir schiebe.

„Aber natürlich ist es das! Liebe ist die Antwort auf alles.“ Sie lacht fröhlich und wirkt dabei so überzeugend, dass ich ihr fast glaube.
 

Einige Stunden später liege ich allein in meinem Bett und starre an die Decke. Auf die Leuchtsternchen, die da hängen, seit ich ein kleines Kind bin. Doch dieses Mal können sogar die mir nicht helfen, herauszufinden, was ich wissen will.

Ich habe keine Ahnung, wie lange genau ich einfach so dagelegen habe, aber irgendwann taste ich nach meinem Handy und wähle die Nummer, die ich in den letzten Jahren wahrscheinlich am häufigsten gewählt habe.

Es tutet lange, sehr lange, doch ich weiß, dass er abheben wird. Er nimmt immer ab, wenn ich ihn anrufe.

„Daniel?“, ertönt eine verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung.

Ich gebe keinen Ton von mir.

„Haaaallo? Daniel? Warum rufst du mich um halb zwei morgens an?“

Wieder sage ich nichts.

„Bist du überhaupt dran? … Daniel?“

Stille.

„Ist es wichtig oder soll ich auflegen?“

Ich hole tief Luft, bevor ich rede. „… Nein! Nicht auflegen! Jamil?!“

„Daniel?“

„Ja, ich bin’s. … Sag mal, was genau ist eigentlich Liebe auf den ersten Blick?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  funeral
2012-01-09T21:34:15+00:00 09.01.2012 22:34
Daniel vergess nich dich bbei jessi zu bedanken ;D xD hihi super er "heult" sich um halb zwei bei seinem freund aus :D Daniel is ja auch en schätzchen
Von:  eden-los
2011-07-20T08:52:03+00:00 20.07.2011 10:52
richtig niedlich. ich freu mich über das neue kapi. endlich die erste begegnung. bin mal gespannt, wie das in der schule wird.

lg eden ^^


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