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The lost Chapters

Color of Twilight
von

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#01: Wir lieben Kino

Der Sessel war ungewohnt weich, so sehr, dass er dem Drang nicht widerstehen konnte, sich ein wenig tiefer sinken zu lassen. Ein wohliges, leises Seufzen entfuhr ihm, ging in dem riesigen Raum aber geradewegs unter.

Schon die reich verzierte Eingangshalle mit all den Werbeständen hatte ihn staunen lassen, aber dieser Saal, in den er nach den Vorzeigen eines Stück Papiers geführt worden war, war so groß, dass er Mühe hatte, alles auf einmal zu erfassen. Unzählige dieser Sessel reihten sich in diesem Saal, alle waren auf eine weiße Leinwand ausgerichtet, wo im Moment noch nichts zu sehen war.

Er wusste inzwischen, dass man es Kino nannte, aber was der Zweck dieser Einrichtung war, hatte er immer noch nicht verstanden.

Der Saal füllte sich trotz der reichlich vorhandenen Plätze kaum, aber die Menschen, die hereinkamen, trugen meist zwei Becher mit sich. In dem kleinen war ein Strohhalm und in dem Großen... er konnte gar nicht sagen, was dieser weiße Inhalt war, aber er erinnerte ihn entfernt an Verpackungsmaterial, mit dem er mal konfrontiert worden war. Allein beim Gedanken daran runzelte er wieder missbilligend seine Stirn – aber das war eine andere Geschichte, weswegen er sich auch sofort wieder aus seinen Überlegungen zurückholte.

Die Eintrittskarte war ihm von diesem Informanten übergeben worden, damit sie an einem anderen Ort über die Bringer des Lichts reden könnten. Immerhin wollte er nicht mit ihm gesehen werden. Zetsu war es gleich gewesen, solange er nur die erforderlichen Informationen bekam, auch wenn er sich bei all dem Licht, das diesen Saal erhellte, wunderte, wie man hier nicht gesehen werden konnte.

Bislang war aber auch noch nichts von dem anderen Mann zu sehen... wenn er denn überhaupt kommen würde. Nanashi war der festen Überzeugung, dass er nicht kommen würde und diese Verabredung nur dazu hatte dienen sollen, ihn abzuwimmeln. Dementsprechend missgelaunt hielt sein Shinjuu sich auch auf seine Anweisung hin versteckt. Er wusste, dass sie es hasste, sich verstecken zu müssen, aber er hielt es für besser, wenn nicht jeder wusste, dass er ein Shinkenträger war – und außerdem konnte er sich damit einmal in Ruhe erstaunt umsehen, ohne ihren übertrieben verständnisvollen Blick ertragen zu müssen, der ihm stumm mitteilte, dass all das komplett normal war und er sich wie ein kleines Kind verhielt.

Aber warum sollte er das auch nicht einmal dürfen? Immerhin war er viel zu früh seiner Kindheit beraubt und in einen Strudel von Gewalt und Boshaftigkeit geworfen worden. In seiner Rolle als Rächer musste er stark und eiskalt sein – da war es eine willkommene Abwechslung für ihn, dass er einmal wieder wie ein Kind staunen durfte.

Während er noch darauf wartete, dass sein Informant endlich auftauchte, wurde plötzlich das Licht im Saal gedimmt. Verwirrt warf er einen Blick umher, wunderte sich darüber, ob es möglicherweise Zeit war, zu gehen und falls ja, was genau man hier drin eigentlich hatte machen sollen. War es am Ende möglicherweise nur ein Treffplatz für Leute, die in gemütlichen Sesseln etwas trinken und – offenbar wurde auch das Verpackungsmaterial verzehrt – essen wollten?

Da alle anderen aber keinerlei Anstalten machten, aufzustehen und wieder zu gehen, blieb er auch sitzen – und staunte nicht schlecht, als auf der Leinwand plötzlich bewegte Bilder erschienen.

Er musste auch nicht lange überlegen, Nanashi hatte es Werbung genannt, aber zu dem Zeitpunkt war es auf einem wesentlich kleineren Gerät zu sehen gewesen und nicht auf einer so großen Leinwand – und vor allem nicht in dieser Lautstärke.

Die hohen Töne schmerzten bereits in seinen Ohren, aber den Lautstärkeregeler suchte er vergebens und so musste er es wohl oder übel ertragen.

Die Werbung verging und wurde von einer Vorschau auf neue Filme unterbrochen, die Zetsu mit ihren bruchstückhaften Informationen und schnellen Schnitten verwirrte.

Erst als auch das vorbei war, wurde es noch einmal etwas dunkler im Saal und das, was auf der Leinwand angezeigt wurde, hatte nichts mehr mit dem gemein, was zuvor gelaufen war – sehr zur Erleichterung von Zetsu.

Er konzentrierte sich auf den laufenden Film, die nebelhafte Umgebung, in der sich der Protagonist aufhielt, die spannungsgeladene Musik, die eine unheimliche Atmosphäre aufbaute und verlor sich derart darin, dass er überrascht zusammenzuckte, als jemand nach seinem Arm griff.

Mit vor Schreck geweiteten Augen wandte Zetsu den Kopf, nur um seinen Informanten zu erblicken, der ihm einen Becher mit Verpackungsmaterial reichte.

„Popcorn, zur Tarnung“, erklärte der andere leise.

Misstrauisch beäugte Zetsu den Inhalt. Aus der Nähe betrachtet sah es weniger wie Verpackungsmaterial aus, eher als ob irgendetwas aufgeplatzt wäre, um so zu enden. Außerdem stellte er fest, dass es warm war und verlockend gut roch, so süß, es brachte seinen Magen zum Knurren und hielt ihm vor Augen, wie hungrig er war.

„Iss schon!“, drängte der Informant.

Immer noch argwöhnisch nahm er eines dieser weißen Dinger in die Hand und steckte es sich in den Mund, um darauf zu kauen – und überrascht festzustellen, dass es tatsächlich schmeckte. So gut sogar, dass er sich sofort noch eine Handvoll in den Mund steckte.

Der Informant nickte zufrieden und lehnte sich zurück. Zetsu dagegen konzentrierte sich wieder auf die Leinwand, wo gerade eine Verfolgungsjagd in Gang war, auch wenn er keine Ahnung hatte, weswegen eigentlich.

„Also“, begann der Informant, „du hast vorhin nach den Bringern des Lichts gefragt.“

Zetsu lauschte nur mit einem Ohr, der Großteil seiner Aufmerksamkeit galt dem Film und war damit beschäftigt, sich zu fragen, warum der Protagonist eigentlich verfolgt wurde und was seine Verfolger mit ihm zu tun gedachten.

Sein Sitznachbar schien das allerdings gar nicht mitzubekommen, sondern sprach unbeirrt weiter: „Ich habe mich ein bisschen umgehört und tatsächlich ein Mitglied gefunden.“

Er erging sich in Erklärungen, wer das wäre und wo er zu finden war, Zetsu hörte allerdings schon gar nicht mehr zu. Automatisch schob er sich weitere Ladungen Popcorn in den Mund, die er hastig kaute und schluckte, vollkommen versunken in den Film. Der geschockte Protagonist bekam gerade erklärt, dass man ihn verfolgte, weil er der Schlüssel für irgendein wichtiges Ereignis in der Geschichte der Menschheit war, wovon er bislang noch nicht einmal im Mindesten etwas geahnt hatte.

Zetsu fühlte sich ein wenig an sich selbst erinnert, nur dass er nicht verfolgt wurde – aber er war auch stets als Schlüssel oder Schatz bezeichnet worden von seiner Familie und allen anderen Stadtbewohnern. Insofern wunderte es ihn nicht, dass er sich mit diesem Protagonisten verbunden fühlte. Außerdem schienen sie beide gleichermaßen verwirrt über die Feinde und deren Absichten zu sein. Doch bevor der Protagonist mehr darüber erfahren konnte, musste er bereits wieder fliehen und es kam zu einer neuen aktionsreichen Flucht, deren schnelle Schnitte ihn zwar erneut verwirrten, aber gleichzeitig faszinierten.

Erst als der Informant ihn sacht an der Schulter rüttelte, wandte Zetsu seine Aufmerksamkeit wieder ihm zu, zeigte aber mit seiner gerunzelten Stirn deutlich, dass er sich von dieser Ablenkung gestört fühlte.

„Hast du das alles verstanden?“, fragte der Informant.

„Ja ja“, antwortete er sofort, um sich wieder auf den Film konzentrieren zu können, ohne überhaupt zu wissen, worüber der andere sprach.

Aber er machte sich auch keine weiteren Gedanken darum, dass er da etwas verpasst haben könnte, immerhin würde Nanashi mit Sicherheit alles mitbekommen haben und es ihm später erzählen. So pflichtbewusst schätzte er sein Shinjuu zumindest ein.

„Gut, dann bin ich wieder weg, bevor jemand bemerkt, dass ich hier bin. Viel Glück.“

Der Informant klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter, Zetsu erwiderte es nur mit einem knappen Nicken und wandte sich sofort wieder dem Film zu, während der andere aufstand und hastig, gebückt, wieder aus dem Saal huschte.

Konzentriert verfolgte er den Film weiter. So kam es, dass es ihm selbst mehrere Szenen später, als es erneut zu einer Störung kam, so vorkam als wären lediglich ein paar Minuten vergangen, wenngleich der fast leere Popcorn-Becher ihm etwas ganz anderes sagte.

„Meister~“, hörte er die zaghafte Stimme seines Shinjuu. „Ich glaube, wir sollten langsam auch los, wir haben noch etwas zu tun.“

Missbilligend verzog er sein Gesicht, egal, ob sie es im Moment sehen konnte oder nicht. „Muss das sein?“

Für einen kurzen Moment schwieg sie tatsächlich als ob sie nicht fassen könnte, dass er diese Gegenfrage stellte, doch dann antwortete sie doch: „Ja, muss es.“

„Das reicht auch noch nach dem Film.“

Er konnte Nanashis Verwirrung regelrecht spüren, auch wenn das wohl nur an dem Blick lag, mit dem sie ihn in diesem Moment durchbohrte. Tatsächlich war es unüblich für ihn, seine Rache hintenan zu stellen, in den letzten Jahren hatte er teilweise sogar auf Schlaf verzichtet, nur um die Lichtbringer zu verfolgen. Aber dieses Mal war etwas anderes, etwas Wichtiges war dazwischengekommen, was ihn davon abhielt, sofort loszueilen.

Abrupt wandte er ihr den Kopf zu, das Gesicht todernst und entschlossen, keinen Widerspruch zuzulassen: „Ich fange gerade an, den Film zu verstehen und ich will wissen, wie er ausgeht!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2011-03-07T09:53:46+00:00 07.03.2011 10:53
Und wir lieben Zetsu *lach*
Okay, mal loslegen XD

aber er erinnerte ihn entfernt an Verpackungsmaterial

*lol*
So habe ich Popcorn noch nie gesehen XDDDDDDDDD

„Popcorn, zur Tarnung“

*prust*

Oi, ich habe eigentlich nicht viel zu sagen... na ja, is ja auch net sehr lang XDD
Aber ich fands lustig. Zetsu ist so süß~ *kicher*
Ich würde ihn am Liebsten knuddeln XDDD
Also mir hat es sehr gefallen und hoffe, dass wir noch mehr bald sehen X3


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