Zum Inhalt der Seite

Serious Business.

Warum meine Schwester kochen muss.
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Serious Business

Wieso meine Schwester kochen muss.
 

Ein Leben als Frauenmagnet und Sunnyboy zu führen war eine angenehme Angelegenheit, die ich gerne jede Sekunde ausnutzen würde. Leider war dies nur in der Schule der Fall. Zuhause gab es ein kleines Problem – Wirklich klein. Es war meine kleine Schwester. Nun, eigentlich waren wir gleich alt, aber sie reichte mir gerade einmal bis zur Schulter. Sie war wohl das nervenaufreibenste Wesen auf diesem Planeten und wirklich schrecklich. Wir mochten auf außenstehende Personen vielleicht wie das beste Geschwisterpaar der Welt wirken, aber der Schein trog.

Sogar sehr.

Sobald die Tür zu war hörte ich ein Grölen, ähnlich einem Kampfesschrei, und spürte einen schweren Körper auf meinem. Ich geriet ins Taumeln, konnte nichts mehr sehen wegen der Hände, die mir auf die Augen gedrückt wurden und schließlich wurde mir durch ein paar dünner Arme, das ungeschickt platziert wurde, auch noch die Luft abgedrückt.

Es war meine Schwester Rin, die mich begrüßte.

Zumindest nannte sie es so.

Für mich war es vielmehr ein Anschlag.

Strauchelnd segelte ich auf die Couch zu und ließ mich darauf fallen, wobei sie die Hände von meinen Augen nahm und schrie: „Len! Lass den Unfug! Ich kriege keine Luft!“ Sie hustete, gab erstickende Geräusche von sich und fuchtelte mit den Armen. Seelenruhig blieb ich sitzen, spürte, wie sie nach mir schlug.

Ein Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus.

„Ich sterbe hier hinten!“, machte sie auf sich aufmerksam. Ich zuckte die Schultern und streifte in einer fließenden Bewegung die Schuhe von meinen Füßen. Ein wenig mehr lehnte ich mich zurück, griff nach der Fernbedienung.

Ich hörte sie wieder husten.

Ja, meine Schwester simulierte unglaublich gerne ihren eigenen Tod und wollte, dass ich auf ihre Falle hineinfiel, sie losließ und dann… Dann würde sie mich wieder bloßstellen. Um ehrlich zu sein lief es jedes Mal so ab und wenn ich mir sicher war, dass ich sie hatte, machte sie doch noch etwas, und stellte mich so bloß, dass mir nach Heulen zu Mute war.

Heute sollte es nicht so laufen.

„Mama!“, jammerte sie. „Len ärgert mich!“
 

Damit, dass unsere Mutter da war, hatte ich nicht gerechnet. Die Tür ging auf und unsere Mutter sah mich aus tadelnden, blauen Augen an. „Len, lass deine Schwester in Ruhe. Sie ist genau so ein Geschenk Gottes, wie du.“ Eigentlich wollte ich darüber lachen, denn so ein Wesen konnte unmöglich aus dem Himmel stammen, aber ich verkniff es mir, sondern erhob mich wortlos.

„Und räum deine Schuhe weg.“

„Ja, Mama.“

Ich beugte mich, hob die Schuhe auf und brachte sie zum Schuhregal, sagte dann während des Laufens: „Achja, Mama, morgen kommt Miku hierhin.“ „Miku? Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen… War das nicht das Mädchen aus dem Kindergarten, in das du so verliebt warst?“

Rin brach in Gelächter aus.

Ich brummte: „Ja, ist sie.“.

„Das tut mir Leid, Len, aber Miku kann morgen leider nicht kommen. Ich und Papa sind weg. Du musst auf deine Schwester aufpassen.“

Sowohl Rin, als auch ich, erstarrten in der Bewegung.

Mutter verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich, als ich zu ihr hinsah. „Danke, Rin. Vielen Dank, dass du ein kleiner Hosenscheißer bist!“, pflaumte ich sie an. Sie runzelte die Stirn.

„Hättest ja nichts sagen müssen. Aber gut. Damit ist mein Date mit Kaito auch geplatzt. Danke.“

Sie stand auf und sah mich vorwurfsvoll an.

„Du hast ein Date mit Kaito?“, fragte ich verblüfft.

Ohne eine Antwort verschwand sie aus dem Zimmer und stürmte die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Ich wollte nicht recht glauben, dass sie sich mit Kaito verabredet hatte. Natürlich könnten wir einfach machen, was wir wollten. Aber unsere Eltern hatten die erstaunliche Fähigkeit sofort mitzubekommen, wenn wir uns nicht an die Regeln hielten, die sie aufgestellt hatten. Ja, so war meine Verabredung mit Miku auch dahin. Und ich war wohl genau so wütend, wie Rin. Vielleicht… konnten wir doch zusammen arbeiten.

Ich steckte den Kopf aus der Tür und sah meine Eltern, wie sie gemeinsam durch die Wohnung huschten und schon austüftelten, was sie morgen anziehen würden und sich für Einkäufe fertig machten. Dabei lief alles so wie immer: Während meine Mutter total im Stress war, ging mein Vater etwas ruhiger an die Sache.

Er nahm die Brille ab, runzelte die Stirn und seufzte genervt.

Ein alltägliches Bild. Aber vielleicht konnten wir es diesmal zu unserem Vorteil nutzen?

Ich ging die Treppe hinauf und klopfte an das Zimmer meiner Schwester.

„Rin? Darf ich reinkommen?“

Keine Antwort.

Ich drückte die Klinke hinunter.

„Bleib draußen du doofer Blödmann!“

Ein Gegenstand flog gegen die Tür und es knallte laut. Meine Schwester war zwar nicht gut, was Beleidigungen anging, aber treffen konnte sie.

„Ich weiß aber, wie du Kaito trotzdem sehen kannst.“

Ich öffnete die Tür.

Ein Pantoffel flog äußerst knapp an mir vorbei.

„Du lügst doch! Verzieh dich! Ich mag dich nicht mehr!“

Etwas irritiert sah ich dem Pantoffel nach und blickte dann wieder zu meiner Schwester. Ja, dieser Kaito hatte sie ganz schön verdorben. Nun, eigentlich nicht. Aber ich wollte nicht mit ansehen, wie sie mit diesem Schulschwarm ausging. Und wenn sie mir nun auf diese Weise kam…

„Aber Rin…“, sagte ich beschwichtigend und näherte mich ihr, zog sie in meine Arme und drückte sie. „Ich hab dich doch lieb. Ich will mich vertragen. Außerdem magst du Kaito doch auch sehr, oder?“

Um ihr einen reinzuwürgen würde ich sogar Miku sitzen lassen.

Sie schmollte und brummte: „Ja. Und du bist Schuld, dass wieder nichts klappt!“.

Natürlich war ich der Intelligentere von uns, also würde schon alles reibungslos laufen. Ich legte eine Hand in ihr Haar und wuschelte hindurch.

„Du tust mir Leid. Am besten, du gehst mal zu Papa und fragst ihn, ob es schlimm ist, wenn du mit Kaito lernst. Weißt du, der ist nicht ganz so im Stress, wie Mama.“

„Sonst klappt das aber auch nie!“

Ich lächelte.

„Diesmal wird es klappen…“

Ich sah sie das Zimmer verlassen und zückte mein Handy.
 

„Hey, Miku… Sorry, morgen klappt nicht… Alles klar, Süße. Übermorgen dann? Ich freu mich schon. Was ziehst du an…?“
 

Gerade, als ich auflegte kam meine Schwester wieder ins Zimmer und strahlte mich an. „Du hast recht, Kaito darf kommen. Und Miku auch.“ Damit hatte ich gerechnet.

„Das ist aber schön. So, ich geh runter und frag, was wir morgen essen.“

„Okay!“

Rin strahlte mich an.

Ich ging.

Gerade, als ich zu meinem Vater um die Ecke biegen wollte, spürte ich zwei Hände an meinen Schultern, wurde umgedreht. Das lange blonde Haar meiner Mutter strahlte mir entgegen und sie sah mich wütend an.

„Len. Warum versuchst du, uns auszutricksen?“

Ich hielt den Atem an.

… Rin!

Dieses verdammte Mädchen!

Nach einer unglaublich langen Standpauke darüber, dass man so etwas nicht täte, und dass Miku und Kaito morgen nicht kommen dürften, erfuhr ich dann auch, was es zu Essen gab. Wir durften Pizza bestellen.

So schlurfte ich wieder hinauf in das Zimmer meiner Schwester, die lächelnd immer noch da saß und wohl damit gerechnet hatte, dass ich von unseren Eltern einen Einlauf bekam. Den Spieß konnten wir umdrehen.

„Das findest du wohl lustig, hm?“, fragte ich sie trocken.

Sie nickte und meinte: „Kosmisch gesehen… Schon, irgendwie!“.

Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus.

„Gut. Aber mitgehangen, mitgefangen. Du musst dafür morgen kochen.“, sagte ich ihr. Ihr Grinsen verschwand sofort. Ich ging auf sie zu, umarmte sie und drückte sie an mich.

Sie konnte mich nicht einmal zurück umarmen.

So wütend schien sie zu sein.

„Ich hab dich lieb, Schwesterlein.“

„Geh, oder ich töte dich.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück