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Comatose

Und je mehr ich mich verstecke, merke ich, dass ich dich langsam verliere
von

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Chapter 2 - A glorious mess! (Zensiert)

Pieppiep, pieppiep, pieppiep…

Scheiß Wecker! Ich strecke meine Hand aus und schalte den Störenfried aus. „Aufstehen!“, ruft mein inneres Ich. „Aufstehen!“

Schnauze!
 

Schlecht gelaunt werfe ich die Decke zur Seite und stehe auf. Ich muss zur Arbeit. Scheiße. Langsam aber sicher schlurfe ich ins Badezimmer. Die Fliesen sind kühl und ich erschaudere kurz. Ich hätte Socken anziehen sollen.
 

Müde strecke ich mich und schaue grummelnd in den Spiegel. Man, sehe ich beschissen aus! Und so soll ich zur Arbeit?
 

Ich habe fette, dunkle Augenringe und meine Haut ist so blass, dass ich einem Geist Konkurrenz machen könnte. Die dunkelbraunen Haare machen das Ganze auch nicht besser. Im Gegenteil. Ich sehe aus wie eine Wasserleiche.
 

Hmmm...Aber sind Wasserleichen nicht irgendwie grünlich? Egal. Was interessiert mich das. Ich lebe. Na, ja. So halb, aber immerhin.
 

Ich gähne meinem Spiegelbild entgegen. „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen!“, trällert mein inneres Ich sarkastisch. Haha.
 

Wie erbärmlich. Ich höre ständig eine Stimme, die zu jeder meiner Bewegungen dumme Kommentare abgibt. Ich bin ein Fall für den Psychiater, das steht fest.
 

Dunkle, braune Augen blicken mir müde entgegen. Erschöpft spritze kaltes Wasser in mein Gesicht und versuche meine Lebensgeister irgendwie auf Trab zu bringen. Ich bin wach. Vollkommen wach. Ich bin…Gähn. Mist.
 

Zu einem Häufchen Elend bin ich degradiert, jawohl! Und wer ist Schuld? Dieser blöde Key!

„In deinen Träumen jede Nacht, Schätzchen“
 

Dieser beschissene Satz verfolgt mich bis in meine Träume. Alpträume, wohl gemerkt.

Dabei ist der ganze Scheiß schon drei Tage her.
 

Ein Korb. Ich, Tristan Stevenson, habe einen Korb bekommen. Kann sich das einer vorstellen? Noch dazu von einem seltsamen Spinner, der nicht mal richtig reden kann? Ich glaub mein Schwein pfeift!
 

Das ist mir noch nie passiert. Da bin ich so freundlich und erkläre mich bereit, ihn ein zweites Mal zu ficken und er lässt mich abblitzen? Das ist doch Wahnsinn!

Sonst rennen mir doch die anderen immer hinterher!
 

Ich dusche und ziehe mich an. Eine schwarze Hose, ein teures braunes Satinhemd und ein Jackett, passend zur Hose. Ordentlich, sauber und elegant. Schlicht ist es auch noch.
 

Ich bin groß, schlank und durchtrainiert. Breite Schultern und dicke Augenbrauen habe ich auch. Ich sehe verdammt gut aus und habe Stil! Außerdem bin ich ja wohl eine Granate im Bett! Was hat ihm daran nicht gepasst?!
 

Obwohl…Am Freitag hab ich gar nichts gemacht. Das ist es! Er hat gar nicht wissen können, wie gut ich bin! Schließlich hat er mich gar nicht zur Sache kommen lassen!
 

Aber es sah ganz danach aus, als ob das Absicht gewesen wäre. Er wollte mich reiten. Das war nicht meine Schuld. Es hat ihm trotzdem nicht gefallen. Aber warum? Was genau ist schief gelaufen? Ist… ist mein Schwanz etwa zu klein?
 

Nein, das ist unmöglich. Oder…? Vorsichtig schaue ich an mir herunter. Moment… Was mache ich da eigentlich?!
 

Jetzt mache ich mir schon Sorgen über meine Schwanzgröße, wie ein pubertierender Dreizehnjähriger! Hey, Erde an Tristan! Das war nur ein Fick, klar?

Einfacher, normaler… verdammt guter… Sex.
 

Mist. Ob ich es zugeben will oder nicht, aber das war ja wohl einer der geilsten Ficks meines Lebens! In meiner Top-Ten: Zehnter Platz. Na, ja… Neunter. Mindestens.
 

„Konzentrier dich auf die Straße“, ermahne ich mich, als ich in meinem schwarzen Mercedes sitze. Keine Ahnung wie ich ins Auto gekommen bin. Routine wahrscheinlich.

Ebenso routiniert findet mein Auto auch den Weg zu meinem Büro.
 

„Herr Stevenson! Gut, dass sie endlich da sind! Herr Dr. Miller hat angerufen, wegen dem Termin…“, plappert eine meiner Angestellten drauflos, als ich durch die Türe komme.
 

Tina Schnell. Eine permanente Nervensäge. Womit, um alles in der Welt habe ich das bloß verdient?
 

Irgendwie irritieren mich ihre pink lackierten Fingernägel, als sie mit ihrer rechten Hand durch ihr platinblondes Haar streicht. Genauso wie der ganze Rest an ihr. Wie zum Beispiel dieser fürchterlich kurze Rock. Ist ja eklig.
 

Sie ist zu geschminkt, zu freizügig und einfach zu tussig. „Er kann leider nicht kommen…“, beendet sie ihr unnötig langes Gerede, während wir in mein Büro gehen.
 

„Er hat also abgesagt?“, frage ich ungläubig.

Nein! Das heißt, ich hätte noch ein bisschen schlafen können? Verdammter Mist! Müde setze ich mich an meinem Schreibtisch. „Ja, er verschiebt den Termin auf Morgen, 12.45 Uhr…“, meint sie und schaut mich mit einem ziemlich doofen Blick an. „Sie sehen müde aus!“
 

Erst jetzt bemerkt? Ich sehe sie wohl ziemlich giftig an, denn sie weicht etwas zurück. Ihr Gesicht ist übertrieben verzerrt und sie umklammert ihren Notizblock. Dramaqueen. Als ob ich sie gleich umbringen würde!
 

Na, ja. Ein schneller Denker ist sie ja nicht. Blond eben. Haha. Frau Schnell, schneller Denker! Kapiert? Hahaha… haha… ha…?

Nicht lustig, ich weiß.
 

Genervt seufze ich auf und massiere meine Schläfen. Ganz ruhig. Immer mit der Ruhe. Nicht überreagieren… Seit wann bin ich eigentlich so empfindlich?!
 

„Herr Stevenson?“, fragt Frau Schnell besorgt nach. Ihre Stimme klingt verunsichert.

Kein Wunder, so wie ich mich aufführe!
 

Ich atme tief durch und lächele sie schwach an. „Tut mir Leid. Ich habe wirklich sehr schlecht geschlafen“, erkläre ich und bin kurz davor zu gähnen.
 

„Wage es ja nicht! Wo bleibt denn dein berühmter Stolz?“, meldet sich meine innere Stimme wieder und ich grummle gedanklich vor mich hin. Kann ich das nicht irgendwie abstellen? Ein Knöpfchen drücken oder so was?
 

„Sie können wieder gehen“, murmle ich und sie macht sich zum Glück aus dem Staub. Oh, nein! Soweit kommt es noch, dass ich wegen so einem Idiot wie Key, meine Arbeit nicht in gewohnter Qualität erledige!
 

Ich bin Architekt. Ein sehr, sehr guter Architekt! Und das wird sich doch nicht wegen eines einzigen lächerlichen Korbes ändern! Pah! Wäre ja noch schöner!
 

Der Tag zieht sich zäh dahin. Ich bin nicht recht da. Zum Glück habe ich nur noch einen Termin vor mir. Nur noch einen. Dann darf ich endlich nach Hause!
 

Ich sitze in meinem Büro und starre Löcher in die Luft. Das kann ich wirklich gut. Mach ich ja schon den ganzen Tag.
 

Beim dumm in die Gegend glotzen ist mir aufgefallen, dass mein Büro irgendwie beschissen aussieht. Als ich noch ein pubertierendes Etwas mit Hackfresse gewesen bin, hatte ich mir selbst geschworen, dass ich alles anders machen würde, als mein Vater.
 

Na, ja. Gerade erfolgreich war ich darin nicht. Ich bin in seine Fußstapfen getreten und Architekt geworden. Und mein Büro sieht genauso beschissen aus wie seines.
 

Liegt wahrscheinlich daran, dass es ja eigentlich seines ist. Mit ein paar moderneren Möbeln versteht sich.
 

Außerdem ficke ich mich ebenfalls durch ganz München. Nur eben auf dem anderen Ufer.
 

Früher hatte ich die wahnwitzige Vorstellung, dass ich eines Tages heiraten, Kinder kriegen und für immer und ewig treu sein würde. Eben alles anders machen würde, als mein Vater.
 

Wenn ihr mich fragt, ist das von vornherein Schwachsinn gewesen.
 

1. Heiraten interessiert mich einen rostbraunen Stinktierfurz. Ich bin schließlich schwul.
 

2. Kinder nerven. Ich wäre außerdem ein grottenschlechter Vater. Und da ich das weiß, werde ich den Teufel tun und meine Kinder derartig mit mir quälen.
 

3. Was nützt einem treu bleiben, wenn man selbst der Betrogene ist? Nichts. Außerdem habe ich nicht vor jemals wieder eine Beziehung zu führen. Eher schlafe ich mit einer Lesbe!
 

Ich werde brutal aus meinem Gedankengang gerissen, als Frau Schnell – ohne zu klopfen natürlich – in mein Büro platzt. „Herr Gordon ist jetzt da. Soll ich ihn reinbringen?“, fragt sie und grinst mich dümmlich an.
 

Warum, zum Teufel, hab ich die eigentlich eingestellt? Oder nicht schon längst gefeuert?

„Ja, von mir aus“, grummle ich und setzte mich gerade hin. Ich will nach Hause.
 

„Sie können reingehen“, informiert sie irgendeinen Kerl, dessen Namen ich schon vergessen hab. Ich höre Gebrummel. Zweistimmiges Gebrummel. Na, toll. Jetzt sind es auch noch zwei? Ich seufze und schaue auf, als die beiden Personen hereinkommen.
 

Scheiße. Nein. Nein! Das ist jetzt alles nicht wahr! Meine Gesichtszüge entgleisen mir und ich starre ihn ungläubig an. Wieso ausgerechnet er? Kann ich bitte schnell verschwinden? In irgendein Loch hüpfen oder von einer Klippe springen, bitte? Bitte?!
 

Er sieht mich genauso geschockt an, wie ich ihn. Keiner von uns hätte je gedacht, dass wir den anderen wieder sehen würden. Na, ja. Zumindest nicht so schnell.

Mein Blick wandert über seinen Körper.
 

Key sieht noch genauso gut aus wie ich ihn in Erinnerung habe. Seine Haare sind leicht verwuschelt und reichen ihm bis zu den Augenbrauen. Er trägt ein schwarzes Longsleeveshirt mit Rollkragen und eine dunkle Jeanshose. Stil hat er. Mist.
 

Ich fange mich als Erster wieder und lächle die beiden Männer freundlich an.

„Guten Tag. Ich bin Herr Stevenson. Freut mich, dass sie da sind“, stelle ich mich vor und stehe auf.
 

„Sehr erfreut, ich bin Manuel Gordon. Und das hier ist mein Bruder Key“, erklärt Herr Gordon lächelnd, während Key mich mit einem kalten Blick mustert.
 

Sein Bruder hat ein etwas rundlicheres, sympathisches Gesicht und ist wahrscheinlich älter als Key. Die Haare sind braun, seine Augen dunkelblau und er lächelt schon die ganze Zeit über. Irgendwie sehen die Beiden sich nicht sonderlich ähnlich.
 

Aufs Händeschütteln, würde ich am Liebsten verzichten. Aber was sein muss, muss sein. Als ich Keys Hand ergreife, spüre ich mein Herz etwas schneller schlagen. Allein die Berührung macht mich nervös. Ich lasse ihn ziemlich schnell wieder los.
 

„Setzten Sie sich, bitte“, sage ich höflich und deute auf die Stühle vor meinem Schreibtisch.
 

Ich muss meinen Job gut machen, egal was gewesen ist. Eigentlich ist das nicht das erste Mal, dass einer meiner Ficks sich hierher verläuft. Aber eben das erste Mal jemand, der mich eiskalt abserviert hat.
 

Key hat sich inzwischen auch wieder unter Kontrolle und setzt sich mit seinen Bruder hin, während er einen dunkelroten Schal von seinem Hals zieht.
 

Meinen Job erledige ich wie ich es immer tue. Freundlich, höflich und stets mit einem Lächeln auf den Lippen. Was soll ich schon machen? Ist immerhin meine Arbeit.
 

Insgeheim habe ich ja zwei Gesichter. Auf der Arbeit bin ich der freundliche, zuvorkommende Herr Stevenson, doch im Privatleben eher der „Du-kannst-mich-mal-Typ“. Zugegeben bin ich auch nicht gerade der Netteste, aber meine Freunde mögen mich trotzdem.
 

Na, ja. Solange ich es nicht übertreibe. Es gibt schon Einige, die mich an so richtig üblen Tagen erwischt haben und nicht wirklich gut auf mich zu sprechen sind.

Deshalb muss ich für meine Kunden immer das Pokerface aufsetzen. So wie jetzt.
 

Es läuft alles gut. Herr Gordon sagt mir ungefähr was er sich für das Haus vorstellt und Key sitzt einfach nur da und schweigt. Ihn mitzubringen, war also vollkommen überflüssig.

Theoretisch gesehen, hätte mir dieses Treffen erspart bleiben können. Echt toll.
 

Außerdem macht der Typ mich total nervös. Er starrt mich die ganze Zeit an und beobachtet jede meiner Bewegungen. Brauchst du ein Passbild?, bin ich versucht zu sagen, halte aber lieber meine Klappe.
 

Hast du mich denn nicht genug angesehen, als wir gefickt haben?, denke ich verärgert. Offenbar nicht. Dann hättest du mich wohl nicht so einfach abgesägt oder?
 

Na, ja. Das würde ganz schlecht rüber kommen. Auch wenn es mich nervt. Sein Blick ist nämlich noch genauso fest und verunsichernd wie vor drei Tagen. Scheiße.

Meine Hände werden feucht und ich versuche den Gedanken zu verdrängen.
 

„Ja, dann sehen wir uns am Donnerstag! Noch mal vielen Dank, Herr Stevenson!“, verabschiedet sich der Bruder und reicht mir aufs Neue die Hand.

Ich bringe es hinter mich und ehe ich mich versehe, schüttele ich schon wieder Keys Hand.
 

Zum ersten Mal seit dem gesamten Gespräch lächelt er mich an. Und da sind sie wieder. Seine wundervollen Grübchen. Mir wird warm und ich spüre es in meinen Lenden kribbeln. Wieso hat er nur so eine Wirkung auf mich?
 

Mein Lächeln wird breiter und ich habe richtig Lust ihn auf meinen Schreibtisch zu pressen und… Ähem. Das gehört, denke ich, nicht hierher.
 

„Bis Donnerstag“, sage ich und lasse seine Hand nach einer gefühlten Ewigkeit los. Sie gehen. Key zwinkert mir noch einmal zu und rauscht ab. Heilige Scheiße. Ist das gerade wirklich passiert? Ich kann es irgendwie nicht fassen.
 

Und was sollte das Zwinkern? Zufällig fällt mein Blick auf Keys Stuhl. Da liegt ein Schal. Und der gehört eindeutig ihm.
 

Mein Herz schlägt Saltos und ich grinse dämlich vor mich hin. Absicht. Das war pure Absicht. Ich bin sicher, er wollte mir einen Grund geben, um mich bei ihm zu melden. Meine Libido freut sich und ich plumpse zufrieden in meinen Stuhl. Mit dem Schal in meiner Hand.
 

Er ist seidig und riecht echt klasse. Ist das Keys Duft? Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mehr wie er gerochen hat. Ist ja auch schon drei Tage her.
 

Er will mich wiedersehen!
 

Fast hätte ich mich wirklich gefreut, als sich plötzlich meine innere Stimme wieder meldet: „Wieso muss das unbedingt Absicht gewesen sein? Sei mal realistisch! Er hat seinen Schal wahrscheinlich einfach nur vergessen!“
 

Scheiße. Daran habe ich gar nicht denken wollen. Natürlich! Ist doch logisch! Das war keine Absicht. Es war ein Versehen. Ein einfaches, dummes Versehen.
 

Obwohl es Sinn macht und ich mir sogar sicher bin, dass es so ist…spüre ich immer noch diese bescheuerte, winzig kleine Hoffnung in mir, dass es Absicht gewesen sein könnte.

Ich bin erbärmlich. Eindeutig armselig.
 

Nach einer Stunde bin ich zu Hause. Ich habe Herr Gordons Telefonnummer mitgehen lassen und sitze nachdenklich auf meinem Sofa. Key will mich bestimmt nicht wieder sehen. Da bin ich mir sogar sicher. Wieso habe ich da überhaupt noch Hoffnung?
 

Trotz der Zweifel stehe ich nach einer Weile auf und greife zum Telefon.

Soll ich es wagen und nach Keys Adresse fragen? Was würde wohl Herr Gordon davon halten, wenn ich zu seinem Bruder renne und versuche ihn durchzuficken? Aber so was würde Key wohl kaum herumerzählen oder?
 

Ehrlich gesagt habe ich nicht die geringste Ahnung. Es könnte ja auch sein, dass Key den Schal nimmt und mir die Tür vor der Nase zuknallt. Das letzte Mal, schien er ja nicht sehr begeistert von mir und meinem besten Stück zu sein.
 

Aber ein Versuch wäre es doch wert, oder? Was habe ich denn schon zu verlieren? Ich habe ja schon einen Korb bekommen. Hole ich mir eben einen zweiten.
 

Ohne weiter darüber nachzudenken tippe ich die Nummer ein und drücke auf das grüne Knöpfchen. Nach dem dritten Klingeln nimmt sogar jemand ab. „Bei Gordon“, meldet sich vermutlich der Bruder und ich atme noch mal tief ein.
 

„Ja, guten Tag, ich bin Herr Stevenson vom Architekturbüro. Ich wollte Sie bitten, mir die Adresse ihres Bruders zu geben“, plappere ich und könnte mir gleich eine schallen.

Ich komme mir so was von dumm vor.
 

„Ähm, wozu, wenn ich fragen darf?“, fragt er leicht verwirrt. Zu Recht.
 

„Oh, Ihr Bruder hat seinen Schal nach dem Termin vergessen. Also wollte ich den einfach mal vorbeibringen“, versuche ich zu erklären und klinge dabei reichlich blöd.

Seit wann rede ich eigentlich so einen Schwachsinn?
 

„Okay, wenn das so ist. Er wohnt in der Friedrich-Schiller-Straße, Hausnummer 18“, antwortet er auch gleich. Zum Glück fragt er nicht weiter nach.
 

„Vielen Dank, Herr Gordon!“, bedanke ich mich ohne groß nachzudenken und lege gleich auf. Friedrich-Schiller-Straße. Wo ist das noch gleich?
 

Ich werfe mir schnell meinen schwarzen Mantel über und sprinte ins Freie. Es ist verdammt kalt, aber zum Glück nicht so schlimm wie im letzten Winter. Da hatte ich oft das Gefühl zu einem Eiswürfel zu gefrieren, wenn ich draußen war.
 

Ich schließe die Autotür und starte den Wagen. Es ist fast zwanzig Uhr und schon ziemlich dunkel. Wenn er auf Sex aus ist, wird er schon nichts gegen die späte Zeit haben. Falls nicht, wird er mich für den späten Besuch wohl kaum lynchen, oder?
 

Friedrich-Schiller-Straße. Was für ein beschissener Straßenname. Wo soll das denn sein? Aber für solche Fälle gibt es ja Navigationsgeräte.
 

„Rechts abbiegen“, meint eine helle Frauenstimme. Nach ein paar weiteren Anweisungen habe ich die Straße gefunden. Allzu weit weg ist es also nicht.
 

Da ist es. Nummer 18. Eine recht ruhige Gegend. Und das Gebäude ist auch eher durchschnittlich. Na, ja. Verdient halt nicht jeder so viel Geld wie ich.
 

Ich steige aus meinem Auto und eile zur Tür, um der Kälte so schnell wie möglich zu entkommen. Mein Blick wandert über die Namensschilder. Gordon, Gordon… Ah, da.
 

Ich klingle und wippe unruhig auf meinen Fußballen her und her. „Hallo?“, ertönt Keys dunkle Stimme aus der Sprechanlage.
 

„Guten Tag, hier ist Tristan Stevenson. Sie haben Ihren Schal in meinem Büro vergessen. Darf ich kurz reinkommen?“, frage ich und reibe meine Hände ob der Kälte.

Es ist erst ziemlich still, dann höre ich ein zustimmendes Grummeln.
 

Ich werde reingelassen und drücke die Tür auf. Der Gang ist dunkel und ich habe keine Ahnung in welchem Stockwerk er wohnt. Unsicher steige ich die Treppen hinauf, bis ich eine offene Tür entdecke.
 

Key steht am Türrahmen und mustert mich kalt. Seine Haare sind zerzaust und er trägt nur ein T-Shirt und Boxershorts. Gott, sieht das heiß aus!
 

Ich lächle ihn an und bleibe direkt vor ihm stehen. Fragend hebt er eine Braue und streckt fordernd seine Hand aus. Sieht nicht gerade danach aus, als ob er an einer Wiederholung interessiert wäre.
 

Etwas unsicher geworden drücke ich ihm den Schal in die Hand, aber ich bleibe wo ich bin. „Noch was?“, fragt er gelangweilt und sichtlich genervt. Autsch, das war wohl nichts.
 

Ich sehe ihm direkt in die Augen. Sein Blick ist noch immer fest und hart. Die sanft gebräunte Haut sieht unglaublich weich und samtig aus. Ich will ihn. Jetzt sofort. Ich setze alles auf eine Karte und trete entschlossen einen Schritt vor.
 

„Um ehrlich zu sein, ja“, raune ich und lege meine Hand in seinen Nacken.

Fest und gierig küsse ich ihn. Er könnte sich wehren. Mich wegschubsen. Mir eine Klatschen. Es wäre mir egal. Ich habe es zumindest versucht.
 

Doch dann packt er mich an den Schultern, zieht mich in den Flur und knallt die Tür hinter uns zu. Seine Lippen pressen sich gierig gegen meine und er fängt an, mir hektisch meinen Mantel auszuziehen.
 

Mein Glied wird schlagartig steif und ich spüre wie es in meinen Lenden zieht. Er will es doch? Key will mit mir schlafen?
 

Ich gleite mit meiner Hand unter sein Shirt und streiche über die weiche Haut darunter. Während mein Jackett sich auch schon von mir verabschiedet, schiebt er mich unnachgiebig durch den Flur in irgendein Zimmer.
 

Nein. Dieses Mal wird er nicht der Dominante sein. Ich bin fest entschlossen. Noch einmal kriegt er mich nicht unter.
 

Wir sind im Wohnzimmer. Ich ziehe ihn zu mir, küsse ihn fester, härter. Sein Glied drückt sich gegen meines. Die rechte Hand krallt er in mein Haar und ich schiebe ihn bestimmt zum Sofa. Heute werde ich ihm zeigen, was ich drauf habe.
 

Wir fallen rückwärts auf die Couch und ich drücke ihn mit meinem ganzen Gewicht in den grauen Stoff. Mein Puls rast und ich lasse kurz von ihm ab. Sein Kopf liegt auf der Lehne und er schlingt seine langen Beine fest um meine Hüfte.
 

Keys helle, blaue Augen sehen mich fest an und ich kann die Gier in ihnen sehen. Es wirkt so als ob ein Sturm in ihnen toben würde. Er liegt unter mir, aber dennoch zeigt er, dass er mir nicht unterlegen ist. Wir ebenbürtig sind. Allein mit diesem Blick.
 

Wieder küssen wir uns so hart, dass ich schon ein Kribbeln auf meinen Lippen spüren kann. Ich stupse mit meiner Zunge gegen seine Lippen und er lässt mich gewähren. Unsere Zungen umspielen sich, kämpfen beinahe miteinander.
 

Orangen. Er schmeckt nach Orangen.
 

Key zieht an meinem Hemd und bedeutet mir es auszuziehen. Grinsend löse ich mich kurz von ihm. Ernst und mit zusammengezogenen Brauen sieht er mich an. Zornig, ja, beinahe wütend.
 

Seine Lippen sind gerötet und etwas angeschwollen, sein Haar ist noch unordentlicher als vorher. Dieser Anblick ist echt geil. Mein Herz schlägt hart gegen meine Brust. Ich streife das braune Hemd ab, werfe es achtlos auf den Boden. Ich will keine Zeit verschwenden.
 

Wieder treffen sich unsere Münder und ich ziehe ihm hektisch die Boxershorts aus. Sie bleibt ihm am rechten Bein hängen, aber das ist mir im Moment so was von egal.
 

Key macht sich derweil an meiner Hose zu schaffen und öffnet mit einer ruckartigen Bewegung den Reißverschluss.
 

Seine Finger sind kalt und doch erregen sie mich. Wild pocht mein Herz in meiner Brust, das Blut rauscht durch meine Adern. Wieso gefällt mir das alles so sehr?

Wir sind beide voll erigiert, schauen uns gegenseitig tief in die Augen.
 

Wir sind Jäger. Das wissen wir beide. Und dieses Mal haben wir uns gegenseitig gefangen. Zumindest für diesen Moment sind wir nur auf uns konzentriert, denn wir wollen beide dasselbe.
 

Ich ziehe Gleitgel und ein Kondom aus meiner Hosentasche und reiße Letzteres zwischen meinen Zähnen auf. Mit einer schnellen Bewegung rolle ich es mir über und lege eines seiner Beine auf meine Schultern. Lange halte ich das nicht mehr aus.
 

Das Gleitgel verteile ich kurz auf meine Finger. Er hält still, während ich ihn dehne, ihn vorbereite. Als ob ich um sein Einverständnis bitten würde, sehe ich ihn an und hebe fragend eine Braue.
 

Als Antwort lächelt er mich an und presst seine Lippen auf meine. Mein Herz flattert und ich muss grinsen. Ich liebe dieses Lächeln! Meine Finger ziehe ich aus ihm heraus, bringe mich in die richtige Position. Ich will ihn. Sofort!
 

Er zieht scharf die Luft ein.

Key zeigt keine Schwäche, sieht mich noch genauso herausfordernd an und richtet seinen Oberkörper etwas auf. Ich muss grinsen. Ob er sich jemals fallen lässt?
 

Selbst als mich bewege, keucht er nur ab und zu auf, lässt seinen warmen Atem über mein Gesicht streifen und fängt bald schon an sich gegen mich zu drücken.
 

Schweißtropfen laufen über meine Haut und mein Gesicht wird vermutlich schnell rot vor Hitze. Ich atme schnell und ungleichmäßig, spüre seine herrliche, warme Enge um mich.

Es gefällt mir immer mehr.
 

Zum ersten Mal höre ich ihn keuchen und ab und zu stöhnen, als ich diesen besonderen Punkt in ihm berühre. Seine Stimme zu hören erregt mich mehr als alles andere.
 

Sein Stöhnen ist dunkel, männlich und gar nicht so wie das der meisten Twinks, die ich sonst immer aufreiße. Er lässt sich nicht fallen, bewegt sich mindestens genauso viel wie ich, hält mich mit seinem Blick auf Abstand, obwohl wir uns körperlich nicht näher sein könnten.
 

Wie macht er das?
 

Key ist mir nicht unterlegen, lässt sich nicht beherrschen. Fest packt er meinen Arm, drückt mich tiefer in sich hinein. Auch er fängt an zu schwitzen, sein Hals bekommt rötliche Flecken.
 

Hatte ich jemals so geilen Sex? Ich kann mich an nichts Derartiges erinnern.
 

Ich genieße jedes Geräusch, das seine Lippen verlässt. Meine Hände gleiten über seinen Körper, streichen fest über die weiche Haut.
 

Sein Shirt schiebe ich nach oben und entblöße seine Brust. Die kleinen Brustwarzen sind steif und Schweißtropfen laufen an ihnen vorbei. Er ist so verdammt heiß!
 

Langsam beuge ich mich vor, küsse seinen Hals. Seine feuchte Haut schmeckt salzig. Und da bemerke ich es. Ich kann es riechen. Seinen Duft. Trägt er Parfüm? Es kommt mir so bekannt vor. Und es gefällt mir.
 

Mir wird immer heißer, unser Atem schneller. Seine Hand krallt sich fest in meinen Arm und er hält die Luft an. Ich keuche auf, als ich spüre wie er sich um mich verengt.
 

Mir wird schwindelig und ich falle auf ihn. Ich spüre mein Herz wild schlagen und ich muss unwillkürlich lächeln. Wir sind gekommen.



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