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Suddenly

Plötzlich sehe ich dich mit anderen Augen
von

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Geständnis – Thalia

Geschockt schaue ich Peeta an. Das ist wirklich nicht mehr derselbe Junge, der mir gegenüber in einer Zelle saß und den Rothaarigen in seiner Zelle versuchte zu beruhigen.

Er weint und ist total aufgebracht. Alle im Raum versuchen ihn zu beruhigen. Sie reden beruhigend auf ihn ein und schlagen ihm seinen Pessimismus bei Seite.

„Das bringt nichts. Was, wenn du gerade nicht da bist? Ich möchte eine Giftpille, so eine wie ihr alle habt“, antwortet Peeta Gale kopfschüttelnd.

Was für Giftpillen?

Irritiert schaue ich Finnick an, doch von ihm bekomme ich keine Auskunft. Er schaut geschockt Peeta an.

Alle im Raum wissen nicht, was sie sagen sollen. Nur Katniss findet passende Worte, was einen wirklich staunen lässt, da sie ja eigentlich diejenige ist, die nicht dazu fähig ist immer angemessen zu reagieren. „Es geht nicht um dich. Wir haben einen Auftrag. Und dafür brauchen wir dich“, entgegnet sie ihm und fragt uns im Anschluss daran: „Mein ihr, wir finden hier was zu essen?“

Die Hälfte der Leute im Raum begibt sich auf Nahrungssuche und haben mit Hilfe eines Mannes, der scheinbar aus dem Kapitol stammt, sind schnell ein paar Konservendosen und Keksschachteln gefunden.

Natürlich sind die Soldaten aus Distrikt 13 empört darüber, dass man Lebensmittel versteckt hat.

Entrüstet fragt eine der Frauen, ich glaube man nennt sie Leeg 1: „Ist es nicht illegal, Lebensmittel zu horten?“

„Im Gegenteil, im Kapitol gilt man als Dummkopf, wenn man es nicht tut“, antwortet ihr der Mann, durch den sie das ganze Essen gefunden haben. „Selbst vor dem Jubel-Jubiläum haben die Leute Vorräte von knappen Gütern angelegt.“

„Während andere nichts abbekamen“, schnaubt die junge Frau.

Zustimmend nickt der Mann. „Richtig. So läuft das hier.“

Bevor noch weitere Worte zwischen den beiden gewechselt wird, meldet sich der junge Mann, mit dem ich eben zu den andern vor der schwarzen Welle geflohen, bin zu Wort. „Gott sei Dank, sonst hätten wir jetzt kein Abendessen. Nehmt euch jeder eine Dose!“

Fast augenblicklich stehe ich von Finnicks Schoß auf und gehe rüber zu dem Haufen Dosen.

Obwohl mir wie so oft in den letzten Tagen schlecht ist greife ich nach zwei Konserven und gehe damit zurück zu meinem vorherigen Sitzplatz.

Lächelnd lasse ich mich auf der Armlehne des Sessels nieder und reiche meinem besten Freund Rindereintopf mit Kartoffeln, während ich für mich die Gemüsesuppe behalte.

Um mich vor der schlimmer werdenden Übelkeit abzulenken, die alleine schon beim Gedanken an Essen mich fast übergeben lässt, schaue ich mir die Personen im Raum genau an.

„Sagt mal, wie heißt ihr eigentlich?“, frage ich, da ich keinen von ihnen außer Katniss, Peeta und Finnick kenne.

Über ihre Dosen gebeugt murmeln sie mir ihre Namen entgegen. Jackson. Homes. Castor. Pollux – seinen Namen nennt mir Castor, da Pollux stumm ist. Leeg 1. Gale und Mesalla.

Dankend nicke ich jedem einzelnen von ihnen zu und präge mir ihre Gesichter im selben Augenblick ein. Höflichkeitshalber nenne auch ich meinen Namen, obwohl sie ihn eigentlich schon längst kennen müssten und wahrscheinlich tun.

Länger kann ich es nicht rausschinden, die Dose in meinen Händen zu öffnen, um mir die Suppe einzuverleiben. Widerstrebend öffne ich die Dose und schaue angeekelt auf die Pampe darin. Ich zwinge mich dazu einen Schluck von ihr zunehmen und diesen runterzuschlucken.

Augenblicklich kommt mir der Schluck wieder hoch. Eilig drücke ich Finnick die Konserve in die Hand und sprinte dann rüber in die Küche, um mich im Waschbecken zum zweiten Mal für heute zu übergeben.

Neben dem Schluck Suppe kommt hauptsächlich Galle hoch.

Nur am Rande merke ich, wie sich jemand neben mich stellt und mir mein Haar zurückhält.

Als nichts mehr meinen Magen verlassen möchte lehne ich mich zittrig, mit geschlossenen Augen, gegen die Person hinter mir.

„Geht es wieder?“, fragt mich die Person sanft.

Meine Hände verkrampfen sich am Rand des Küchentresens, als ich die Stimme erkenne.

„Ja geht schon wieder“, antworte ich leise, schaue Finnick dabei aber nicht an.

Sanft dreht er mich zu sich um und erkundigt sich: „Sicher? Du siehst noch immer ziemlich blass aus.“

Seufzend nicke ich. „Ja alles bestens. Mir geht’s nicht anders als die letzten Tage auch.“

Ich wende mein Gesicht von ihm ab und versuche mich an ihm vorbei Richtung Wohnzimmer zu schieben. Noch will ich ihm nicht erklären, warum es mir nicht wirklich gut geht.

„Lüg mich nicht an!“, erwidert Finnick barsch und greift hart nach meinem Kinn, zwingt mich dazu ihn anzuschauen. Gleichzeitig drückt er mich mit seinem Körper gegen die Spüle.

Überrascht und mit großen Augen erwidere ich seinen Blick, der so viele Emotionen zeigt, dass ich mir nicht sicher bin, was er mir damit sagen will. Wut, Sorge und Angst spiegeln sich in seinem Blick wieder.

Ich unterdrücke das aufkommende Zittern und zwinge mich dazu seinen Blick ruhig zu erwidern, obwohl ich das erste Mal in meinem Leben Angst vor meinem besten Freund habe.

„Ich lüge nicht, Finnick“, antworte ich leise und lege seicht eine Hand auf sein Handgelenk, dessen Hand an meinem Kinn ist. „Du hast recht mir geht es nicht hundertprozentig gut. Mir ist schlecht, meine Brüste und mein Arm schmerzen, aber dafür mein Herz nicht mehr.“ Gegen Ende wird meine Stimme immer leiser.

„Und warum, wenn es dir nicht gut geht, bist du dann ins Kapitol gegangen?“, seine Stimme bebt. Aber nicht nur vor Wut, wie ich in seinen Augen sehe, auch vor Sorge und Angst um… mich?

Doch statt ihm eine Antwort auf seine Frage zu geben stelle ich ihm eine Gegenfrage: „Aus welchen Gründen folgt eine Frau einem Mann in den Krieg?“

Nachdenklich runzelt er die Stirn und schaut mich einige Augenblicke einfach nur an.

„Ich nehme an, um dem Mann etwas zu sagen, was wichtig ist. Und weil sie Angst hat, kann sie nicht bis Kriegsende warten, weil der Mann, mit dem sie reden muss, dann vielleicht nicht mehr lebt“, antwortet er mir schließlich.

Lächelnd nicke ich soweit es seine Hand um mein Kinn zulässt.

Finnick scheint erst jetzt sein fester Griff und seine drohende Körperhaltung aufzufallen. Bestürzt lässt er mich los und drückt mich an sich.

Mit seiner Hand in meinen Locken und meinem Gesicht an seiner Brust flüstert er mir zu: „Tut mir leid. Ich mach mir nur Sorgen um dich. Was gibt es denn so wichtiges, dass du mir unbedingt in den Krieg folgen musstest?“

„Versprich mir, dass du nicht sauer bist und nicht schreist“, nuschle ich nervös.

Ich höre aus seiner Stimme als er mir verspricht nicht sauer zu sein oder zu schreien, dass er erleichtert darüber ist, dass ich ihm seine Grobheit von vorhin nicht übel nehme. Das könnte ich wieso nie. Dafür liebe ich ihn einfach zu sehr.

Sanft schiebe ich meinen geliebten besten Freund von mir und schaue mich im Raum um. Bevor ich ihm sage, was ich ihm zu sagen habe deute ich auf einen roten Plastikstuhl. „Setz dich bitte.“ Meinen Blick halte ich dabei gesenkt und spiele nervös mit einer meiner Locken.

Auch wenn ich es nicht sehe, weiß ich, dass Finnick mich abwartend mustert. Doch einen Augenblick später höre ich, wie er sich von mir entfernt und sich dann auf den Stuhl setzt.

Ich hole tief Luft. Hebe meinen Blick. Mein Mund öffnet sich um ihm zu sagen was ich sagen muss, doch bringe ich kein Wort heraus. Zu sehr habe ich Angst ihn dadurch zu verlieren oder wieder seine Wut anzufachen.

„Lass dir Zeit“, meint Finnick sanft. Sein Blick ist ruhiger geworden. Nur noch Angst und Sorge, sowie Neugier sind in diesem zu entdecken.

Seicht nicke ich schließe meine Augen und presse meine Lippen fest aufeinander, um mich noch mal kurz zu sammeln.

Als ich meine Augen wieder aufschlage schaue ich direkt in Finnicks wunderschönes Paar Seelenspiegel.

Zögerlich lächle ich ihn an, bevor ich folgendes sage: „Finny… bitte unterbrich mich nicht und lass mich ausreden, wenn ich einmal aufhöre zu reden, hab ich bestimmt nicht mehr den Mut, weiter zu sprechen. Also… Erstens, ich hab dich sehr gern, Finnick Odair. Zweitens, ich… ich… ich bin schwanger.“

Es ist so als ob sich ein Schatten auf das Gesicht meines besten Freundes geschlichen hat und auch seine Stimme hat einen traurigen Unterton. „Ich mag dich doch auch, Tally… Sag mir… wer ist der Vater? Naja ist ja auch egal, wer auch immer es sein, mag ich gratuliere ihm zu einer so schönen Mutter für sein Kind“, sagt er schwer schluckend zu mir.

Mit feucht schimmernden Augen steht Finnick auf und geht Richtung Tür.

Durch seine Worte ist in mir eine Welt zusammen gebrochen. Er versteht mich nicht, er weiß nicht, was ich meine!

Als seine Hand schon auf der Türklinge liegt und diese runterdrücken möchte, eile ich zu ihm rüber, lehne mich gegen die Tür und packe sein Gesicht mit meinen beiden Händen. Sanft küss ich ihn auf seine Lippen.

„Du missverstehst mich, Finny!“, sage ich sanft, als sich unsere Lippen trennen. „Ich mag dich nicht wie einen Freund. Ich mag dich nicht, wie einen großen Bruder. Ich mag dich, wie sich Geliebte lieben. Sogar noch mehr. Ich kann ohne dich und deine Nähe nicht klar denken, habe das Gefühl zu ersticken und wahnsinnig zu werden. Du bist derjenige, der seit Anbeginn unserer Freundschaft und unseres Kennenlernens meine Seele zusammenhält. Ohne dich kann ich einfach nicht mehr leben.“

Bei Finnick laufen die Tränen jetzt erst recht und auch ich merke, dass mir etwas Nasses über die Wangen läuft. Ich weine ebenfalls, vor Glück, dass er mich scheinbar genauso mag, wie ich ihn, sonst hätte er eben nicht so eifersüchtig reagiert.

„Du liebst mich?“, harkt mein Gegenüber nach und schaut mich fast schon flehend an.

„Ja“, hauche ich, denn zu mehr bin ich gerade nicht in der Lage.

Plötzlich zieht mich Finnick heftig in seine Arme und drückt mich so fest an sich, dass es schon fast weh tut. Sein Körper bebt und ich höre ihn leise in meine Haare schluchzen.

Beruhigend streiche ich ihm über den Rücken. „Hey nicht weinen, bitte“, wimmere ich, denn im Moment kann ich eigentlich gar keinen heulen sehen, ohne dass ich selbst weinen muss, was ich eigentlich wieso schon tue, also ist es im Prinzip egal.

„Ich kann nicht anders. Ich bin einfach nur glücklich“, wird mir mit rauer Stimme geantwortet.

„Wie meinst du das?“

„Ich bin… Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass man geliebt und gebraucht wird und vor allem ich…“ Finnick unterbricht sich in seinem Redeschwall und schaut auf mich runter. „Tally… Thalia, ich… ich kann dir nicht genau sagen, ob ich dich genauso liebe, wie du mich, aber ich weiß eins sicher, dass du mir mehr bedeutest. Mehr als Mags. Mehr als Annie. Mehr als jede andere Frau in meinem Leben. Ich bitte dich, wenn du mich liebst, gib mir Zeit, mir über meine genauen Gefühle für dich klar zu werden. Du kannst dir sicher sein, dass ich dich aber immer auf irgendeine Art und Weise lieben werde.“

Vor Überraschung klappt mir der Unterkiefer runter und ich schaue den Mann, den ich liebe, mit einem so selten dämlichen Gesichtsausdruck an, dass er lachen muss.

Fast unvermittelt steige ich in sein Lachen ein, glücklich darüber, dass mein bester Freund anscheinend ähnlich wie ich fühlt und meine Gefühle für sich akzeptiert hat.

Breit grinsend lege ich meinen Kopf gegen seine Brust und schlinge meine Arme fester um seine Hüfte. Schon fast automatisch schmiegt sich Finnicks Körper perfekt an meinen an und hält mich fest, gibt mir halt.

Längere Zeit stehen wir weinend und schniefend in einer Umarmung, in einer fremden Küche, in irgendeinem Wohnhaus, mitten im Kapitol und genießen einfach die Nähe des jeweils anderen.

Plötzlich drückt Finnick mich auf Armeslänge von sich weg.

„Du sag mal, wie war… Du bist schwanger?!“, fragt er mich teils schüchtern teils ungläubig.

Meine Gesichtszüge werden noch weicher. Liebevoll nehme ich seine Hand in die meine und lege sie mir auf den Bauch. „Man spürt zwar noch kein Kind, aber ja ich bin schwanger. Und bevor du fragst, von wem das Kind ist, kann ich dir sagen, dass ich bislang in meinem Leben nur mit einem Mann geschlafen habe.“

Finnicks Augen werden riesig, als er realisiert, wer der Vater meines Kindes ist.

„Du meinst ich?! Ich bin der Vater, deines Kindes?!“, fragt er aufgeregt und schaut von meinem Bauch zu meinem Gesicht und zurück.

„Ja oder warst es doch nicht du, mit dem ich vor ca. sechs Wochen im Bett war.“ Um ihn zu ärgern lege ich meinen Zeigefinger auf meine Unterlippe und tue so, als müsste ich stark überlegen, ob ich doch mit jemand anderem geschlafen habe.

Erwartungsgemäß fängt Finnick an zu schmollen und schaut mich verletzt an. „Verasch mich nicht! Und sag mir lieber ob ich wirklich der Vater des Babys bin oder nicht.“

Sanft streife ich seine Hände von meinen Körper und drehte ganz nah vor ihn hin. Ich nehme sein Gesicht in beide Hände und ziehe es etwas zu mir runter, damit ich ihn sanft küssen kann.

Als ich mich wieder soweit zurückgezogen habe, dass ich Finnicks Atem noch auf meinen Lippen spüren kann, wispere ich gegen seinen sündigen Mund. „Ich hab dir eben doch schon gesagt, dass ich bis lang mit nur einem Mann mein Bett auf diese Art und Weise geteilt habe. Und derjenige warst du. Also ja, Finny, du bist der Vater meines, nein unseres Kindes. Deshalb bin ich dir auch ins Kapitol gefolgt.

Ich habe von dem Kind erfahren, als du hier hin gereist bist. Am liebsten wäre ich dir schon an jenem Tag gefolgt und hätte dich zurückgeholt, aber die Chance dir zu folgen bekam ich erst, als Coin euch Peeta zuschickte“, erkläre ich leise und wähle bewusst den Spitznamen, den er so gar nicht mag.

„Wow, und seit wann weißt du, dass du mich liebst?“

Wieder schleicht sich ein zärtliches Lächeln auf meine Lippen. „Seit den 75. Hungerspielen. Als Luka und ich zu dir, Katniss und Peeta gestoßen sind. Ab dem Zeitpunkt habe ich angefangen dich mit anderen Augen zu sehen.“

Nach meiner Antwort legt Finnick seinen Kopf auf meiner Schulter ab. „Gut zu wissen, dass du genau wie alle anderen Frauen bist und mich halb nackt am begehrenswertesten findest“, raunt er mir ins Ohr und lässt dabei ganz bewusst seine Stimme verführerisch klingen.

Sachte schlage ich ihm mit der Hand meines nicht schmerzenden Armes auf den Rücken. „Spinner!“, kichere ich. „Tu nicht so, als würde ich dich auch ganz kalt lassen. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich dich vor sechs Wochen in den Wahnsinn getrieben habe.“

Bei der Erinnerung an jene Nacht verkrallen sich seine Hände fest in meiner Kleidung. „Erinnere mich jetzt bloß nicht daran, sonst könnte ich etwas machen, was uns beide in eine verlegene Situation bringt“, stöhnt mir der Vater meines zukünftigen Kindes ins Ohr.

„Na schön, aber eins kann ich dir garantieren, wenn wir beide das hier alles überleben, möchte ich mich mit dir einfach nur in ein schönes weiches, warmes und kuschliges Bett legen und einfach nur kuscheln“, verspreche ich ihm.

Zustimmend nickt Finnick und küsst mich dann sanft und voller Zuneigung.

Hinter uns räuspert sich jemand. Erschrocken lösen wir uns voneinander. Im Türrahmen steht ganz schüchtern Katniss und schaut zwischen uns beiden hin und her.

„Ähm soll ich in ein paar Minuten wiederkommen oder könnt ihr jetzt schon mit uns weiterkommen?“, fragt sie uns beide.

Finnick findet als erste seine Worte wieder und strahlt Katniss geradezu euphorisch an. „Hey, kein Problem, wir sind so weit!“

Ich bin genauso baff wie die Schwarzhaarige, als mein bester Freund seinen Arm um meine Taille schlingt und mit mir ihm Arm strahlend und pfeifend zurück zum Wohnzimmer geht. Der ernste und melancholische Finnick Odair, von vor ein paar Stunden noch, ist in diesem Moment Geschichte.

„So Leute, wo geht es lang?“, fragt er gut gelaunt in die Runde.

„In den Untergrund“, antwortet ihm Gale.

„Was haben wir sonst noch so verpasst?“, erkundige ich mich nun.

Die Frau namens Jackson antwortet mir: „Nicht besonderes, außer dass sich Snow mit unserem angeblichen Tod rühmt und dass die Rebellen trotzt Katniss eventuellen Tod weiterkämpfen sollen.“

Bedächtig nicke ich. Das war klar, dass Coin eine tot geglaubte Katniss genauso gut vermarkten möchte wie die lebende.

Finnick und ich gehen gefolgt von Katniss näher zu den anderen, die vor einem Versorgungsschacht sich gesammelt haben. Der Mann namens Homes entfernt die Eisentür davor und offenbart einen relativ schmalen Schacht.

Mein Blick fällt sofort zu Castor und Pollux und ihren komischen Anzügen, in denen sich jeweils eine Kamera befindet. Die beiden werden niemals mit ihrer Ausrüstung durch den Schacht passen!

So wie es aussieht müssen sie diese zurücklassen, doch scheinbar haben Pollux und Castor kein Problem damit, denn sie setzten ihre Anzüge ab und lösen Kameras in der Größe von Schuhkartons von diesen.

Keiner weiß, wo wir die unhandlichen Kameraanzüge verschwinden lassen können, also stecken wie die Anzüge einfach in einen Wandschrank, auch wenn man sie dort leicht finden wird können.

Wir müssen nacheinander durch den schmalen Gang gehen und unser Gepäck vor uns her tragen, anders geht es nicht. Nur widerwillig lässt Finnick mich los und gibt mir eins seiner Gewehre bzw. ich nehme einfach eins von beiden an mich.

Selbst ich, die ziemlich klein und dünn ist, findet es sehr beängstigend eng in dem Tunnel und ich bin froh, als wir nach kurzer Zeit in einem anderen Apartment zum Vorschein kommen. In diesem suchen wir nach einer weiteren Tür, die uns unter die Erde bringen soll.

In einem der Schlafzimmer werden wir fündig.

Mesalla, der links neben mir und Finnick steht mustert Stirnrunzelnd die runde Schachtabdeckung und kehrt anscheinend für kurze Zeit in sein altes Leben zurück. „Deshalb will keiner die Mitteleinheit haben. Ständig kommen Arbeiter und ein zweites Bad gibt es auch nicht. Dafür ist die Miete aber beträchtlich niedriger“, murmelt er. Belustigt schauen Finnick und ich ihn an, woraufhin er ein „Ach, egal“ hinzufügt.

Die Abdeckung, des Schachts lässt sich leicht öffnen. Nacheinander steigen wir über eine breite Leiter mit Gummiüberzügen auf den Sprossen unter die Stadt. Unten angekommen sammeln wir uns, um gemeinsam darauf zu warten, dass sich unsere Augen, an das wenige Licht gewöhnen.

Bei dem Geruch, der mir in die Nase steigt wird mir augenblicklich schlecht und ich würde am liebsten wieder die Leiter hochklettern, doch wie sollte ich von dort aus wo anders hingelangen? Es bleibt leider nur die Kanalisation, um zu fliehen.

Aber nicht nur mir scheint es hier unten schlecht zu gehen, auch Pollux ist blass im Gesicht und schwitzend klammert er sich an das Handgelenk von Castor.

„Mein Bruder hat hier unten gearbeitet, nachdem er zum Avox wurde“, erklärt Castor. „Es hat fünf Jahre gedauert, bis wir ihn freikaufen konnten. In dieser Zeit hat er nicht ein Mal die Sonne gesehen.“

Bestürzt und betreten schauen wir die beiden Brüder an. Wir suchen nach den richtigen Worten, die man jetzt sagen könnte.

Nach einer Weile ist es schließlich Peeta, der zu Pollux sagt: „Na, dann bist du soeben zu unserem wertvollsten Mitstreiter geworden.“

Castor beginnt zu lachen und selbst der Angesprochene bringt ein Lächeln zu Stande. Ich muss ebenfalls lächeln und trete einen Schritt näher an Pollux. Aufmunternd drücke ich seine Hand und flüstere ihm zu. „Sobald du von ihr weg möchtest, nimm mich bitte mit, bevor ich hier unten noch durchdrehe, ja?“

Wie zur Bestätigung drückt er meine Hand und lächelt mich ebenfalls an.

Dann gehen wir auch schon weiter. Wir gehen in einer lockeren Formation, mit Peeta in der Mitte, der von Gale und Jackson bewacht wird. Er scheint nicht sehr glücklich darüber zu sein, uns begleiten zu müssen, denn seine Schultern hängen resigniert nach vorne.

Apropos Peeta, er hat recht mit Pollux. Schon nach kurzer Zeit ist zu merken, dass er besser als jede Karte der Welt ist. Zielsicher führt er uns durch das Tunnelsystem. Warnt uns vor Gefahren, die hier unten lauern können und führt uns an den wenigen Kameras, die hier unten angebracht sind vorbei.

Mit seiner Führung gelingt es uns schnell und vor allem unentdeckt voran zu kommen.

Doch nach sechs oder sieben Stunden des schnellen Marschierens hier unten übermannt die ganze Gruppe Müdigkeit. Kein Wunder es ist schließlich auch schon drei Uhr morgens, wie uns Katniss mitteilt.

Unsere Kommandantin schlägt uns vor eine kleine Rast zu machen und, oh Wunder, keiner widerspricht.

In einem kleinen, warmen Raum lassen wir uns alle auf dem Boden nieder. Pollux teilt uns mit, dass wir in vier Stunden von hier wieder verschwunden sein müssen, doch bis dahin können wir uns ausruhen.

Obwohl ich auch mehr als müde bin, erkläre ich mich bereit, die erste Wache gemeinsam mit Homes und Pollux zu halten. Finnick möchte zwar widersprechen, doch mit einem mahnenden Blick meinerseits rollt er sich neben mir zusammen und benutzt dafür ganz frech meinen Schoß als Kopfkissen.

Sanft lächelnd streiche ich ihm durch die, meiner Meinung nach, viel zu kurzen Haare und beobachte ihn, wie er friedlich einschläft.

Um uns die Zeit zu vertreiben und was noch wichtiger ist wach zu bleiben unterhalten Homes und ich uns leise. Natürlich unterhalten wir beide uns über Gesten auch mit Pollux, doch wir verstehen leider nicht immer, was er uns sagen will, da wir nicht sein Vokabular können.

Nach einer Stunde weckt Homes Leeg 1 und Castor, da erstens unsere Wache nun um ist und zweitens Pollux keine Anstalten macht sich ebenfalls hinzulegen.

Vorsichtig hebe ich Finnicks Kopf etwas hoch, ziehe meine Beine unter ihm hervor und schiebe einen seiner Arme unter seinen Kopf. Anschließend lege ich mich dicht neben ihn und bin kaum dass ich halbwegs bequem liege auch schon eingeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-08-13T12:44:27+00:00 13.08.2011 14:44
Tolles Kapi meine Liebe! Uuuuuh, sie hat es gesagt! x333 Schöner hättest du diesen Moment gar nicht beschreiben können! Ist dir sehr gut gelungen!!! :)

Muss jetzt schnell weiter lesen...:D

GlG <3


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