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Suddenly

Plötzlich sehe ich dich mit anderen Augen
von

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Tag eins - Thalia

Schwitzend stapfe ich hinter Luka durch den Dschungel. Hinter mir geht Mimi (ein weiblicher Tribut aus 6). Noch immer sind Luka und ich leicht wütend auf Finnick und Mags, dass sie sich die beiden zu beschützen-den Tribute genommen haben, mit denen man wenigstens halbwegs was anfangen kann.

Eigentlich hätten Luka und ich die beiden sogenannten Anfänger aus Distrikt 12 unter unsere Fittiche neh-men sollen, wären beide nicht volle Kanne in das Schwert von Calimero (männlicher Tribut aus 1) gerannt. Leider waren sie nicht mehr zu retten, aber ihr Tod hatte einen Vorteil: Calimero war abgelenkt, weshalb Luka ihn leicht hatte töten können, während ich zusammen mit der Morfixerin Mimi aus Distrikt 6 uns Waffen besorgt und uns dann schleunigst mit Luka im Dschungel verkrümelt haben.

Also stapfen wir nun zu dritt durch den verdammt heißen und dichten Dschungel auf der Suche nach einem sicheren Ort und vor allem nach Wasser.
 

Nachdem wir gute 6-7 Stunden gelaufen sind und noch immer kein Wasser gefunden haben, beschließen wir eine Rast zu machen. Im Schatten eines hohen Baumes, aus dem uns neugierig Vögel beobachten, beraten wir, was wir als nächstes Tun sollen.

Mimi hat keine wirkliche Meinung aufgrund ihres Morfixentzugs. Luka ist drauf und dran Finnick zu suchen und ihm den Hintern zu versohlen.

Doch Luka und ich wissen, dass wir Finnick, Mags, Peeta und Katniss noch nicht suchen dürfen, weshalb wir beschließen nach etwas essbarem zu suchen und dann ein Nachtlager aufzubauen.

Als es dämmert sind wir fertig mit unserem bescheidenen Unterschlupf und haben uns mit Früchten und anderen essbaren Pflanzen versorgt.

Dann als die grelle Sonne von einem blassen Mond abgelöst wird schauen wir drei zum Himmel empor und warten gespannt, welche Gesichter wir gleich oben am Himmel erblicken können.

Nachdem die Hymne des Kapitols geendet hat werden die 19 toten Sieger in den Himmel projiziert.

Zuerst wird Calimero gezeigt, darauf folgen die beiden Tribute aus 3, von denen niemand so wirklich den Namen mehr weiß und alle Tribute aus 5 bis auf Tarek. Dies bedeutet, dass aus 1, 2, und 3 die anderen Tribute leben. Aber das wichtigste ist, dass Finnick und Mags noch am Leben sind.

Auf die Tribute von 5 folgen aus Distrikt 6 Claire und Dean, womit bewiesen ist, dass außer Mimi nur noch Kian von dort lebt. Nach Dean werden die Bilder von Mike und Hellen (beide aus 7), alle Tribute aus 8 bis auf den alten Woof, die alte Fay aus 9, sowie Carola (D10), Seeder und Lana aus 11 gezeigt. Auch wenn ich es schon schrecklich finde, dass zu den Toten auch schon Seeder oder Cecelia zählen, die ich wirklich gerne mochte, finde ich es schrecklicher die beiden Bilder von Lance und Rudy ansehen zu müssen. Immerhin waren beide gerade mal 15 und 14 Jahre alt und hätten eigentlich noch ihr ganzes Leben vor sich.

Schweigend legen wir uns, nachdem der Himmel wieder dunkel ist und nur noch vom Mond einigermaßen beleuchtet wird, hin und Mimi übernimmt die erste Wache.

Unseren Durst versuchen Luka, Mimi und ich so gut es geht zu ignorieren, denn Trinkwasser haben wir noch nicht gefunden.

Wahrscheinlich gibt es auch gar kein Wasser, damit diese Spiele, die so gar keinen Reiz zu haben scheinen, so schnell wie möglich beendet sind.

Eine Stunde später wachen wir durch ein knackendes Geräusch auf.

Sofort reise ich meine Augen auf und sehe Chantal, der zweite weibliche Tribut aus Distrikt 1, mit einem Sperr in der Hand über mir stehen.

Schnell rolle ich mich zu Seite und entgehe so dem Sperr, der sich mindestens 5 cm tief in die Erde bohrt. An die Stelle, an der vor noch 1 Sekunde mein Kopf gelegen hat.

Hart schluckend schaue ich von dem Sperr zu der Frau und wieder zurück. Zu meinem Glück hat sie nur diese eine Waffe bei sich, die sie jetzt nicht mehr so schnell aus der Erde rausgezogen bekommt.

Sofort erinnere ich mich daran, dass Chantal eine meiner Feinde ist. Eilig springe ich auf und ziehe ein Messer aus dem lila Gürtel, den jeder Tribut trägt.

Ohne bedenken, meinem Überlebenswillen die Oberhand lassend, stürze ich mich auf sie. Genau wie Luka und Mimi, die ebenfalls jeder mit einem Messer auf Chantal einstechen.

Mit den drei Messern in der Brust stirbt die kühle blonde Schönheit aus Distrikt 1. In dem Moment in dem sie tot ist ertönt der Donner einer Kanone, die schon seit Anbeginn der Spiele den Tribute anzeigt, dass ein weiterer Tribut getötet worden ist.

Mein Messer ziehe ich Chantal aus der Brust und wische es eilig im Gras ab.

„Lasst uns weitergehen. Bestimmt sind die anderen aus 1 und 2 in der Nähe. Und ehrlich gesagt habe ich noch keine Lust Brutus zu begegnen“, schlage ich vor, während ich das Messer wieder zurück in den Gürtel stecke.

„Ja lasst uns gehen“, stimmt mir Luka zu. Auch Mimi nickt.

Also machen wir uns auf den Weg zu einem evtl. sicheren Fleckchen, auf dem wir schlafen könnten.

Wir sind vielleicht eine Stunde gegangen, als wir den Tumult hören. Ohne darüber nachzudenken laufen wir drei sofort in die Richtung, aus der die Kampfgeräusche kommen. Kaum das wir aus dem Unterholz gekrochen sind, sehen wir Katniss, Peeta und Finnick gegen eine Horde mutierter Affen kämpfen.

Wir hören Katniss verzweifelt rufen: „Peeta! Deine Pfeile!“

Sehen wie Peeta versucht ihr den Köcher zuzuwerfen, wie ein Affe sich auf ihn zu stürzen versucht und Katniss Abwehraktion, da er beide Hände voll hat, scheitert, wie sie verzweifelt losrennt um ihn eventuell mit ihrem Körper schützen zu können.

Aber ich ahne schon, dass dies eine sinnlose Aktion ist, da sie ihn niemals rechtzeitig erreichen. So eine ähnliche Szene habe ich schon einmal in meinen ersten Spielen gesehen. Damals verlor die große Schwester ihren kleinen Bruder und wurde einen Augenblick später von ähnlichen Mutationen getötet.

Plötzlich werde ich heftig zur Seite gegen Luka geschubst und sehe nur noch wehendes schwarzes Haar, was an mir vorbeizieht. Einen Augenblick später beobachte ich, wie sich die Mutation von Affe auf Mimi stürzt und sich in ihr verbeißt.

Erschrocken quicke ich auf. Denn was auch immer diese Affen anstellen sollen um uns Tribute zu beseitigen, lässt mich ahnen, dass für Mimi jede Hilfe zu spät kommen wird.

Ich nehme wahr, wie mich Luka am Arm mit zu Finnick und den anderen zieht, höre wie Katniss Peeta sagt, dass er Mimi zum Strand tragen soll und bekomme nur so am Rande mit, wie ich zwischen Luka und Finnick raus auf den Sandstreifen stolpere.

Genau sagen, was mich so erschüttert kann ich nicht. Vielleicht ist es der Mut sich freiwillig für einen anderen in den Tod zu stürzen oder aber die Tatsache, dass obwohl Mimi und ich nie einer Meinung mit Morfix waren uns doch irgendwie gut verstanden haben oder aber das mich diese ganze Aktion sosehr an die 69. Hungerspiele erinnert. Ich weiß es nicht.

Auf jeden Fall bekomme ich nur so halb mit, wie Peeta anfängt über Farben zu reden. Doch bevor ich mich näher zu Katniss, Mimi und Peeta gesellen kann packt Finnick mich bei der Hand und zieht mich hinter sich her wieder in den Dschungel.

„Alles okay bei dir?“, fragt er mich sanft, während wir uns wieder zu der Stelle bewegen, auf der eben noch er und die beiden Tribute aus 12 gekämpft haben.

„Ja. Ich denke schon“, antworte ich und drücke zum Zeichen, dass ich es ernst meine seine Hand. „Sag mal, wo ist eigentlich Mags?“

Betreten schaut Finnick auf den Boden und zur Seite nur nicht zu mir. Schon da ahne ich, dass irgendetwas Mags zugestoßen sein muss.

„Sie ist tot, oder?“, erkundige ich mich.

Auf sein Nicken hin, schließe ich kurz die Augen und atme einmal tief ein.

„Sag mir bitte wie“

„Um das warum und wie zu verstehen musst du wissen, dass Peeta kurz nach Beginn der Spiele ins Kraftfeld, dass die Arena umgibt hineingelaufen ist. Ich musste ihn wiederbeleben. Auf jeden Fall ist er dadurch ziemlich geschwächt gewesen. Aber das war eigentlich kein Problem, bis zu dem Zeitpunkt, an dem Katniss uns in unserem Lager weckte und wir vor einer Wolke von Giftnebel fliehen mussten.

Ich habe ihn tragen müssen, da sonst er und Katniss gestorben wären. Du kennst mich ich liebe tragische Liebesgeschichten“, erzählt mir Finnick die Einzelheiten.

Dennoch weiß ich, dass er bei dem letzten Satz etwas flunkert, denn er hat die beiden nicht nur deshalb gerettet, weil er solche Schnulzen mag, sondern weil wir einen Plan für die Rebellion verfolgen.

Ich bitte ihn weiterzuerzählen. Dem Gefallen kommt er auch nach.

Als Finnick mit seiner Erzählung geendet hat, kann ich nicht anders und drücke ihn fest an mich. So stehen wir für wenige Momente da.

„Wir sollten Katniss ihre Pfeile zurückholen, bevor die Kadaver auf irgendeine Weise beseitigt werden“, meint Finnick schließlich und löst sich von mir.

So machen wir uns schweigend an die Arbeit und ziehen die Pfeile aus den toten Körpern.

Kaum hat man den Pfeil entfernt schieben sich die Ranken beiseite und die Affen verschwinden.

Schulterzuckend schauen wir uns kurz an, gehen dennoch der Beschäftigung weiter nach. Als der letzte Pfeil eingesammelt ist gehen wir beide zurück zu den anderen und werfen sie neben Katniss, die sich sofort daran macht ihre Waffen zu reinigen und dann im Wald verschwindet.

Nachdem sie mit Moss zum Abtrocknen ihrer Pfeile zurückkommt erkundigt sie sich, was aus den Affenleichen geworden ist und wir erläutern ihr unsere Beobachtung.

Erschöpft schauen wir alle in den Dschungel und warten, dass vielleicht noch etwas Gefährliches aus ihm kommen könnte.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich Finnick an Krusten zu kratzen beginnt, von denen ich mich frage, woher sie kommen. Etwa folgen des Giftnebels?

„Nicht kratzen“, mahnen Katniss und ich Peeta und Finnick. „Endzündet sich dadurch nur.“

Flüchtig lächeln wir uns an, bevor Katniss fragt: „Meint ihr, wir können es wagen, noch mal Wasser zu zap-fen?“

„Warum nicht? Bis lang ist nichts mehr aufgetaucht, was uns versuchen könnte umzubringen. Ich hab auch das Gefühl, dass so schnell uns hier nicht mehr angreifen wird. – Ich versteh nur nicht, was du mit Wasser zapfen meinst“, antworte ich ihr ehrlich.

Gemeinsam gehen wir zurück zu einem Baum, an dem ein Loch in den Stamm gebohrt ist und an dem sich Peeta sofort dran macht ein komisches silbernes Gebilde in dieses zu schlagen.

Überrascht schaue ich von Katniss, über Peeta zu Finnick und wieder zurück. Das meinte Katniss also mit Wasser zapfen.

Gierig bedienen wir uns an dem warmen Wasser und die drei angeschlagenen und verkrusteten lassen es sich über die scheinbar juckenden Körper fließen, während nun Luka und ich Ausschau nach Feinden halten.

Schließlich gehen wir mit mit Wasser gefüllten Muschelschalen zurück zum Strand.

Es ist immer noch Nacht, auch wenn ich glaube, dass die Dämmerung nicht mehr allzu weit entfernt sein kann.

„Ruht euch aus“, schlägt Katniss uns schließlich vor. „Ich halte so lange Wache.“

Doch an Finnicks Gesichtsausdruck kann ich jetzt schon ablesen, dass er lieber Wache halten würde.

Einen Augenblick später sagt Finnick auch schon: „Nein, das übernehme ich!“

Ebenso wie ich, scheint Katniss auch zu sehen, dass er nur mit Mühe seine Tränen zurückhalten kann, denn sie stimmt zu und legt sich neben Peeta in den Sand. Nach einem kurzen Blickwechsel zwischen mir und Luka legt sich dann auch er neben die beiden anderen hin und versucht zu schlafen und seiner Trauer über den Tod von Mags – ich bin mir sicher er hat von Peeta und Katniss erfahren dass sie tot ist – in seinen Träumen freien Lauf zu lassen.

Unterdessen stehe ich auf und gehe zu Finnick rüber, der sich etwas abseits von den anderen in den Sand gesetzt hat. Wortlos setze ich mich neben ihn und starre zusammen mit ihm aufs Wasser.

Irgendwann lehne ich meinen Kopf gegen ihn und streiche ihm beruhigend über den Oberschenkel.

Da ist der Damm gebrochen und Finnick kommen erst recht die Tränen. Betroffen richte ich mich wieder auf und sehe ihn an.

Doch nicht ich habe ihn verletzt. Das haben schon die Spiele und der Verlust von Mags.

Tröstend schlinge ich meine Arme um ihn und streiche durchs Haar. Ich spüre wie Finnick meine Umarmung erwidert und verzweifelt seine Hände in meinem blauen Anzug verkrampft.

Fast die restliche Nacht über weint sich Finnick in meinen Armen aus und auch ich vergieße Tränen. Für Mags. Für die beiden Tribute aus 12. Und all die anderen, die ich irgendwie gemocht habe.

Erst, als die Sonne vollständig aufgegangen ist, versiegen unsere Tränen und wir beschließen uns ums Frühstück zu kümmern.



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