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Suddenly

Plötzlich sehe ich dich mit anderen Augen
von

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Das Ende der 69. Hungerspiele

Gehetzt blickt sich das kleine Mädchen um. Sie sucht ihren Begleiter, der irgendwo ganz in der Nähe sein muss. Sie ist blutüberströmt und verzweifelt. Denn seit dem Angriff der Mutationen ist ihr Bündnispartner aus Distrikt 7 verschwunden. Genau wie das Mädchen aus Distrikt 2 und die Tribute aus Distrikt 6.

Das Ganze ist jetzt über eine Stunde her und eigentlich müsste Ethan wieder bei ihr sein. Schließlich hat er ihr versprochen, sich nochmal sehen zu lassen, wenn die Mutationen weg waren. Auch wenn sie Angst hat, dass er einer der verstorbenen Tribute sein könnte, für die vor 20 Minuten zwei Kanonenschüsse abgefeuert wurden.

Da hört das Mädchen zu ihrer Linken es aus den Dornenbüscheln rascheln. Panisch wird ihr Griff um ihre beiden kleinen Messer, die ihr schon so viele gute Dienste geleistet haben, seit sie in der Arena ist, und über die Ethan sich immer lustig macht, fester. So fest, dass es schon fast schmerzt.

Innerlich macht sie sich für ihr Ableben bereit und denkt es ist ihr letzter Moment, den sie noch auf Erden verbringen darf, als nicht wie vermutet ein Mutant aus den Büschen hervortritt, sondern eine Person. Eine Person mit ehemals strahlend blonden Haaren, zwei Händen und zwei Armen. In einem Wort: Ethan.

Erschrocken keucht das 12-jährige Mädchen bei seinem Anblick auf. Sie hat mit allem gerechnet, doch nicht damit, dass dieser herzensgute 17 Jährige, der sie vor allem und jedem beschützt hat, so zugerichtet werden könnte. Schließlich ist Ethan ein starker großer Junge, dem eigentlich nichts und niemand etwas so leicht antun kann.

Bei ihrem lauten Keuchen schaut der Blondhaarige auf und versucht sie beruhigend anzulächeln, während er langsam auf sie zu humpelt.

Das Mädchen merkt, wie ihr bei seinem Anblick die Tränen kommen. Ohne etwas darauf zu geben, dass er und sie beide die einzigen lebenden Spieler sind, rennt sie auf ihn zu und legt ihre dünnen Ärmchen um ihn. Nicht zu stürmisch versteht sich. Dennoch geht der drei Köpfe größere in die Knie. Er ist einfach am Ende. Er kann nicht mehr. Doch trotz allem drückt er sie, mit dem Rest seines verbliebenen Armes, fest an sich. Vergräbt seine Nase in ihren Haaren.

So verharren die beiden doch so ungleichen Personen einige Momente. Genießen die tröstliche Nähe des jeweils anderen und wissen genau, dass nur einer von ihnen überleben kann. Beide sind sie bereit für den jeweils anderen zu sterben. Der Tod scheint auf einmal nicht mehr so beängstigend, wenn der andere bei einem ist.

„Kleine…“, murmelt der Ältere auf einmal in ihren Haarschopf. „…tu mir bitte einen Gefallen, ja?“

Neugierig hebt das Mädchen den Kopf und sieht ihn an. „Natürlich, was immer du willst“, antwortet es und streicht ihrem mittlerweile liebgewonnen Freund eine widerspenstige mit Blut durchdrängte Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Gut.“

Noch einmal lächelt Ethan sie liebevoll und fürsorglich an, bevor seine Miene ernst wird.

„Töte…“

Sofort denkt das Mädchen, dass er möchte, dass sie den Weg des Todes nimmt, damit er seine Geliebte wiedersehen kann. Schon greift sie zu einem ihrer Messer, das sie anscheinend neben sich fallen gelassen hat.

Doch bevor sie auch nur das Messer an einem ihrer Handgelenke anlegen kann, um sich die Pulsadern aufzuschneiden, hört sie: „Töte mich, bitte.“

Erstaunt sieht sie ihm wieder in die Augen. Stellt die stumme Frage, warum er es so will.

Die Antwort kommt genauso stumm zurück. Ohne seine beiden Hände ist er in seinem Distrikt zu keiner Arbeit mehr fähig und seiner Meinung nach hat seine Geliebte etwas Besseres als einen Krüppel verdient.

Die 12-jährige weiß genau, dass sie ihm nicht widersprechen kann und darf, da er ja sie darum gebeten und sie es versprochen hat.

Traurig lächelt sie Ethan nun an, streicht mit einer ihrer Hände über seine Wange und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn. Kurz drücken sie sich noch mal. Danach steht das Mädchen auf und geht hinter seinen Rücken. Dort sinkt sie wieder auf ihre Knie und schlingt ihre beiden Arme von hinten um seinen Oberkörper. Sanft drückt sie seinen Kopf auf ihre Schenkel.

Bevor sie ihr Messer an seiner Kehle ansetzt meint sie liebevoll: „Ethan, schade, dass du und ich uns nicht unter anderen Umständen kennen gelernt haben. Du bist wirklich ein netter Mensch und ich wünsche mir so von Herzen, dass wir beide hätten überleben können.“

„Nicht nur du… Nicht nur du, Thalia“, erwidert Ethan genauso zärtlich und lächelt sie so verwegen an, wie er es getan hat, als sie zu Bündnispartnern wurden und sie ihre Vorräte verglichen haben. „Leb wohl, Kleine. Ich werde von oben auf dich achtgeben.“

„Ja leb wohl… ich… vergib mir… grüß bitte meine Eltern von mir.“

Noch einmal streichelt sieh ihm übers Gesicht und durch die Haare. Dann festigt sich ihr Griff um das kleine Messer, das sie jetzt wünscht, nie besessen zu haben.

„Ethan, ich hab dich lieb. Ich wünschte, ich hätte dich zum Bruder“, sind die letzten Worte, die der Blond-haarige hört, bevor ihm die Kehle aufgeschlitzt wird und er bin in weniger Sekunden stirbt.

Während das Mädchen trauert, fällt der letzte Kanonenschuss der 69. Hungerspiele. Die Siegesfanfaren erklingen und küren die Siegerin der diesjährigen Spiele.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-07-07T13:42:48+00:00 07.07.2011 15:42
:(
Oh man. Echt bewegend geschrieben...Suzanne Collins hätte es nicht besser hinbekommen! Werde gleich mal schnell weiter lesen!

GlG sasusaku1205
Von: abgemeldet
2011-02-11T16:44:49+00:00 11.02.2011 17:44
Echt toll!!
Ich hab zwar erst angefangen, aber mir gefällts! Das war richtiggehend berrührend . . .
Okay, ich muss sagen, dass ich grad mal Band 1 gelsen hab, weil wirs in Englisch lesen mussten, aber egal.


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