Zum Inhalt der Seite

Unsterblich

My Immortal ~ Eternal Chronicles
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Des Rätsels Lösung

Tokimi schlug erfreut die Hände zusammen, nachdem sie Lillys Worte vernommen hatte.

„Gar nicht schlecht“, sagte die Eternal anerkennend. „Du scheinst viel über uns zu wissen.“

Doch Lilly kümmerte sich nicht weiter um dieses Lob. Sie legte das Holz neben das Feuer und ließ sich dann von Fuu den Fächer reichen, den sie an Tokimi weitergab. „Ich nehme an, dass es deiner ist.“

Entzückt und erleichtert nahm sie den Fächer wieder an sich. „Vielen Dank, Lilly.“

„Du kennst meinen Namen?“

Es war für Lilly nicht erstaunlich, dass sie selbst die Namen aller kannte, immerhin war sie derart empathisch veranlagt, dass sie solche Informationen kinderleicht bekommen konnte. Aber dass jemand anderes ihren Namen noch vor ihrer Vorstellung kannte, war neu für sie.

Tokimi schmunzelte amüsiert. „Ich habe deinen Namen in einer meiner Visionen gesehen.“

„Ich verstehe.“

Auf diese Lösung war sie bislang nicht gekommen, dabei war es nur logisch, denn auch sie wusste, dass man Tokimi als Orakel der Zeit nannte und sie damit eine der wenigen Eternal war, die in der Lage war, in die Zukunft zu sehen. Zwar nicht so, wie sie wollte – soweit Lilly wusste, gab es in den Reihen der Law-Eternal einzelne Personen, die deswegen bereits über die ach-so-tolle Tokimi lachten – aber immerhin war es ihr möglich.

„Es ist schön, dass du uns nun unterstützen kommst“, fuhr Tokimi fort, doch Lilly schüttelte rasch mit dem Kopf und erwiderte: „Ich bin nicht hier, um euch zu helfen, ich wollte nur den Fächer zurückbringen... und Fuu helfen.“

Das Gesicht des kleinen Magiers erhellte sich schlagartig wieder, als sie das sagte, weswegen er sich auch direkt neben sie setzte, als sie auf einem der Baumstämme Platz nahm.

Ayumu lehnte sich ein wenig zurück. „Das sind ja schöne Worte, aber wie willst du ihm helfen?“

So manch andere Person hätte diese Aussage als Provokationsversuch betrachtet, aber Lilly wusste, dass keiner solcher dahintersteckte, sondern der Ninja wirklich an ihrem Plan interessiert war.

„Ich bin mir noch nicht sicher“, antwortete sie. „Ich war noch nie mit einer solchen Situation konfrontiert.“

Er wollte gerade ansetzen, ihr zu sagen, dass sie dann wohl genauso weit wäre wie die anderen, aber da fuhr sie bereits fort und schnitt ihm damit das Wort ab: „Aber ich habe schon einen Verdacht und wüsste dafür auch das passende Gegenmittel.“

Die überraschten Blicke der anderen verwunderten sie nicht, denn dass die anderen absolut ratlos waren – selbst Tokimi – war unzweifelhaft klar gewesen, als sie die Lichtung betreten hatten.

Fuu sah sie geradezu bewundernd an. Als Erwachsener war es ihm stets möglich, seine Emotionen unter Kontrolle zu behalten und nichts außer einem sanften Lächeln auf seinem Gesicht zu tragen, es sei denn, etwas wirft ihn wirklich sehr aus der Bahn – aber als Kind trug er seine Gefühle vollkommen offen in seiner Mimik, was Lilly irgendwie... süß fand. Fast schon bedauernswert, dass sie ihn wieder in seinen erwachsenen Zustand zurückversetzen sollte.

„Was wäre denn das passende Gegenmittel?“, fragte Ayumu mit ehrlichem Interesse.

„Die Wurzel eines Novabaumes, ich glaube nicht, dass-“

„Den kenne ich!“, ließ Ylva plötzlich verlauten, was nun ihr die verwirrten Blicke einbrachte, selbst den von Lilly.

Sie war nicht davon ausgegangen, dass es in dieser Welt Novabäume geben würde und hatte deswegen vorschlagen wollen, Fuu mit sich zu nehmen, ihm das Gegenmittel zu verabreichen und ihn dann wieder zu den anderen zurückzubringen. Aber so entfiel dieser Umweg, sofern Ylva die Wahrheit sagte.

„Bist du dir sicher?“, fragte Leana das Mädchen skeptisch.

Ylvas Ohren zuckten ein wenig, aber sie wedelte mit dem Schwanz und nickte zustimmend. „Ich bin zwar nicht sicher, ob es derselbe Baum ist, aber es gib auch hier eine Art, die sich so nennt.“

Die anderen versanken für den Moment wieder in nachdenkliches Schweigen, jeder von ihnen dachte sich, dass es doch ein sehr großer Zufall wäre, wenn das stimmen sollte – nur Ayumu nicht, denn dieser kam zu einer Erkenntnis, die er sogleich mit den anderen teilen musste: „Ich finde das nicht sonderlich seltsam. In dieser Welt gibt es ein Mittel für alles, da ist es nicht weiter verwunderlich, dass es auch ein Mittel gegen alles gibt.“

Leana warf nun ihm einen skeptischen Blick zu. „Bist du sicher? Das Mittel gegen den Mistelzweig hat immerhin auch nicht funktioniert.“

„Das liegt wohl eher an mir.“ Er schnitt ihr eine Grimasse. „Ich war noch nie gut darin, mir solche Dinge zu merken, vermutlich habe ich das irgendwie verwechselt.“

„Wir wurden wegen einer Verwechslung von einem Leviathan angegriffen?“, fragte sie grollend.

„Ja, lustig, was?“

Er lachte amüsiert, jedenfalls bis Leana ihm einen schwachen Schlag versetzte, der ihn, weil er ihn unvorbereitet traf, rücklings vom Baumstamm fallen ließ. Mit einem dumpfen Geräusch kam er auf dem Boden auf, aber sein leises „Aua“ blieb von jedem ignoriert.

Stattdessen wandten sich alle wieder Ylva zu, die gerade zum Erklären ansetzte: „Novabäume wachsen in Sümpfen, weil sie so viel Wasser benötigen. Also sollte es sie auch hier geben, wenn wir einen Sumpf finden.“

„Das stimmt mit den Bäumen überein, die ich meine“, bestätigte Lilly. „Möglicherweise gibt es also tatsächlich welche in dieser Welt.“

Fuus Augen leuchteten bereits vor Vorfreude, als er daran dachte, dass er bald wieder erwachsen sein könnte.

Ayumu kletterte derweil wieder auf den Baumstamm zurück, ohne dafür aufzustehen. Er blickte in Tokimis Richtung und dieses Mal waren seine Worte als Provokation zu verstehen: „Kann unser Orakel hier nicht einfach in die Zukunft sehen, ob wir das überhaupt schaffen?“

Die Eternal zog verärgert die Brauen zusammen, aber noch ehe sie etwas erwidern konnte, ging Lilly mit ihrer gewohnt ruhigen Stimme dazwischen: „Ich finde, es ist kein guter Zeitpunkt, um zu streiten. Solange ihr Verbündete seid, ist es wichtig, dass ihr auch zusammenhaltet.“

Ayumu und Tokimi wandten sich demonstrativ voneinander ab und sagten nichts mehr, weswegen Fuu und Ylva die Streitschlichterin bewundernd anblickten.

Leana fiel aber noch ein anderes Thema ein: „Wo sind denn die nächsten Sümpfe, damit wir einen von diesen Bäumen finden?“

Eigentlich konnte es ihr egal sein, wenn Fuu ewig klein bleiben würde – aber da er diese ganze Sache angestellt hatte, war er, ihrer Meinung nach, ihre beste Chance, alles auch wieder ins Lot zu bringen. Selbst wenn sie dafür von Eos, Hyperion oder der Rückholung Isoldes erst einmal abkommen musste, so erschien es ihr wie der beste Weg, zuerst dieses Gegenmittel für ihn zu finden. Sobald er wieder erwachsen war, würde er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch einen Weg finden, ihr zu helfen – zumindest hoffte Leana das.

Das konnte Ylva nicht sagen, dafür sprang Ayumu wieder ein: „In Geografie bin ich perfekt, daher kenne ich die Antwort darauf.“

Tokimi rollte mit den Augen, aber er bemerkte es nicht oder ging nicht darauf ein, stattdessen deutete er in irgendeine Richtung. „Im Westen gibt es einen Sumpf mit ziemlich vielen Bäumen. Ich habe dort einmal einen Auftrag gehabt, ich sollte eine Leiche finden und deren Gepäck an mich nehmen, um es weiter zu transportieren. Jetzt seht mich nicht so an, ich habe weder die Leiche noch das Gepäck gefunden.“

Da Ylva bereits die Stirn runzelte, um sich zu fragen, warum er die Leiche wohl nicht gefunden hatte, setzte er sofort eine Antwort nach: „Wenn du einmal im Sumpf versunken bist, dann findet dich dort niemand mehr.“

Aber Ylvas Gedanken zerstreute er damit offensichtlich nicht, stattdessen wirkte sie plötzlich sogar ängstlich. Keiner von ihnen war sicher, worüber sie gerade nachdachte, aber es schien, dass sie etwas anderes hinter der vermissten Leiche vermutete als diese Erklärung.

Da sie allerdings nicht weiter darauf einging, sprang Fuu von seinem Platz auf. „Wir sollten sofort aufbrechen! Je schneller ich wieder groß bin, desto besser!“

„Aber so bist du viel süßer“, erwiderte Tokimi lachend, wofür sie einen ärgerlichen Blick von dem kleinen Magier erntete – aber selbst damit wirkte er einfach niedlich.

Verdrossen sah er zwischen den Frauen und Ylva hin und her, dann richtete er seine Augen auf Ayumu, der sich als einziger nicht von der Niedlichkeit beeinflussen ließ. „Du stimmst mir doch zu, oder?“

Der Ninja nickte. „Ja, das tue ich. Schon allein weil du mir in deiner derzeitigen Form die ganze Aufmerksamkeit von Leana stiehlst.“

Er erntete einen erneuten Schlag von der Eternal, der ihn wieder vom Stamm beförderte, dieses Mal gab es kein „Aua“, sondern ein ersticktes Lachen, er war wohl darauf vorbereitet gewesen.

„Er wird es nie lernen“, kommentierte Tokimi seufzend. „Dafür muss ich nicht einmal seine Zukunft kennen.“

„Das kann ich mir gut vorstellen“, bemerkte Leana und erhob sich ebenfalls. „Wir sollten lieber aufbrechen, damit Fuu bald wieder groß ist.“

Auf ihre Worte hin, richteten auch die anderen sich auf, einigten sich darauf, dass sie Ayumu folgen sollten, da er den Weg kannte – zumindest behauptete er das – und liefen dann los, um den Sumpf schnellstmöglich zu erreichen.
 

Kobayashi kam inzwischen mit seiner Truppe grollend wieder in Burg Nakahara an. Diese ungeplanten neuen Feinde, die plötzlich dazwischen gekommen waren und offenbar bereits seine zukünftigen Aktionen hatte voraussehen können, weswegen der Sieg unmöglich gewesen war.

Außerdem war Leana offenbar sogar ohne jedes Shinken eine passable Kämpferin, womit er nicht gerechnet hatte, so dass es ihm nicht möglich gewesen war, sie rechtzeitig festzunehmen.

Zu seinem großen Ärger stand Yori bereits in den Ställen, so als ob er die ganze Zeit nur auf sie gewartet hatte, seine Augen huschten über alle Anwesenden, bis er feststellte, dass die Zielperson nicht dabei war. „Wo ist Shoubi no Leana?“

Der General schnaubte wütend und trat dann gegen einen leeren Eimer, der mit einem lauten Geräusch bis ans andere Ende des Stalls schlitterte. „Sieht es so aus als wäre sie bei uns!? Es ist uns nicht gelungen, sie festzunehmen!“

„Und warum nicht?“, hakte Yori ruhig nach, was Kobayashis Zorn nur noch weiter anfachte.

Am Liebsten hätte er den Berater gepackt und ihn einfach hochkant aus dem Stall befördert, aber er wusste, dass Eos das nicht sonderlich gut auffassen würde, deswegen beherrschte er sich und erzählte stattdessen lieber, was geschehen war. Yori hörte ihm geduldig zu und nickte schließlich verstehend. „Gut, ich werde Eos-dono davon berichten, dann wird sie wenigstens nicht wütend sein.“

Kobayashi und auch keiner der anderen aus dem Palast verstand, warum Eos bei ihm nicht derart aggressiv reagierte und wie er es immer schaffte, sie zu beruhigen. Es existierten bereits die wildesten Gerüchte, aber Yori ignorierte sie allesamt und tat weder etwas, um sie zu bestärken, noch sie zu entkräftigen. Aber trotz seiner enttäuschenden Reaktion war jeder von ihnen froh und erleichtert, dass sie dank Yori um ihre Bestrafungen herumkamen.

„Wer war diese andere Frau?“, brummte Kobayashi, auch wenn er nicht glaubte, dass der Berater die Antwort kennen würde.

Tatsächlich konnte Yori nur mit den Schultern zucken. Er wusste zwar durch Kobayashis Erzählung, wie ihr Name war und dass sie eine Eternal war, aber viel mehr war ihm auch nicht bekannt, er verstand nicht einmal so recht, was es mit der Bezeichnung Chaos-Fraktion auf sich hatte.

Schließlich verabschiedete er sich von Kobayashi, riet diesem, sich erst einmal ordentlich auszuruhen und ging dann wieder davon, um Eos Bericht zu erstatten.

Der General sah ihm mit gerunzelter Stirn hinterher, dann wandte er sich selbst wieder ab, um sich den Pferden und seinen Männern zu widmen, die allesamt enttäuscht von dem Misserfolg und teilweise auch verletzt waren.

Er wusste nur eines: Wenn er Leana und dieser Tokimi noch einmal über den Weg laufen würde, wäre das ihre allerletzte Begegnung!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück