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Unsterblich

My Immortal ~ Eternal Chronicles
von

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Der Letzte seiner Art

Leanas Nackenhaare stellten sich auf, als sie das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. An Schlaf war nicht mehr zu denken, wer immer das war, er befand sich direkt in ihrer Nähe und er war möglicherweise gefährlich – zumindest kannte sie die fremde Aura nicht.

Mit geschlossenen Augen und so vorsichtig wie möglich, tastete sie nach dem Schwert, das sie bei den Räubern mitgenommen hatte. Würde diese Person bemerken, dass sie nach einer Waffe griff, würde er möglicherweise nicht weiter zögern, ihr etwas anzutun.

Sie bekam den Griff zu fassen und öffnete die Augen, um zu sehen, wo sich der Kopf der anderen Person befand. Noch bevor sie erfasst hatte, um wen es sich dabei handelte, schlug sie ihm mit aller Macht den Knauf des Schwertes gegen die Stirn. Mit einem lauten Schmerzensschrei fiel der Mann zurück und hielt sich dann leise jammernd den Kopf.

Leana richtete sich auf, um sich erst einmal umzusehen, da der Mann keinerlei Gefahr darzustellen schien. Als sie die Ruinen des Dorfes erspähte, kehrten die Erinnerungen an die letzte Nacht zurück. Ihr Blick zur Seite sagte ihr, dass Ylva im Moment nicht da war, aber als sie ein wenig weiter sah, entdeckte sie das Mädchen neben einem Baum, den sie offenbar gerade zu erklettern versuchte, um wohl an die Äpfel an den Ästen zu kommen.

Kaum hatte Leana das sichergestellt blickte sie wieder zu dem immer noch leise jammernden Mann, den sie als den Toten der letzten Nacht wiedererkannte. So lebhaft wie er sich aber nun aufführte, konnte sie das fast nicht glauben.

Sein Gejammer ließ sie leise seufzen. „Du bist selbst schuld – man schleicht sich nicht so an jemanden heran.“

Ihre Worte waren noch nicht ganz verhallt, da verstummte er und wandte sich ihr zu. Seine roten Augen musterten sie nach wie vor interessiert, Leana dagegen konnte nicht anders als den Blick ein wenig abzuwenden. Etwas an seinen Augen kam ihr merkwürdig vor und das war nicht nur die rubinrote Farbe, sondern auch... sie konnte es nicht erklären, es war als ob sie den Blick aus seinen Augen kennen müsste, obwohl sie diese noch nie zuvor gesehen hatte.

„Du hast geschlafen“, erwiderte er. „Ich wollte dich nicht aufwecken.“

Gespielt schmollend sagte er nichts weiter und rieb sich dafür über die Stelle, an der sie ihn erwischt hatte, wofür er sich sofort eine Zurechtweisung von ihr einhandelte: „Stell dich nicht so an. Das kann nicht so sehr wehgetan haben.“

Er brummelte etwas Unverständliches, lächelte dann aber ein wenig, worauf Leanas Herz ein wenig schneller zu schlagen begann, ohne dass sie es sich erklären konnte.

„Kannst du mir dann deinen Namen verraten, wenn du mich schon beinahe ohnmächtig geschlagen hast?“

Statt ihn erneut darauf hinzuweisen, dass es nicht so sehr geschmerzt haben konnte, stellte sie sich tatsächlich vor, worauf sich eine Hand auf sein Herz legte. „Leana, das freut mich~ Mein Name ist Ayumu – und wie es aussieht, bin ich der Letzte der Hi-Ninja.“

„Warst du denn schon im Dorf?“

Erneut sah sie zu den traurigen Überresten des Dorfes, die nun im hellen Sonnenlicht dalagen, die Feuer waren komplett erloschen und kaum etwas ließ darauf schließen, dass die Auslöschung erst einen Tag her war.

Ayumu nickte, das Gesicht ein wenig getrübt, aber immer noch lächelnd. „Ja, war ich. Kein sonderlich schöner Anblick, das kann ich dir sagen.“

„Müsste dich das nicht mehr stören?“

Dass er das so locker nahm, irritierte sie ein wenig, besonders als er dann leise lachte. „Nicht wirklich. He, wir waren Ninja, wir waren darauf vorbereitet, zu sterben.“

Das war sie als Ritterin auch, aber dennoch hatte sie ein erhebliches Problem damit, Leute sterben zu sehen, wenn sie diese kannte und möglicherweise mochte. Er dagegen lächelte immer noch als würde es nur kurze Zeit dauern, bis er alle wiedersehen würde oder als wären alle anderen ihm egal gewesen.

„Mochtest du die anderen nicht?“, fragte sie weiter.

Statt eines Lächelns war plötzlich eine gerunzelte Stirn zu sehen. „Was interessiert dich das alles eigentlich?“

Noch während sie nach Worten suchte, um ihm zu erklären, was sie daran so seltsam fand, schmunzelte er plötzlich. „Mhm~ Vielleicht hast du ja Interesse an mir und versuchst dich so an mich heranzutasten?“

Sie zollte dieser Vermutung nicht einmal einer Antwort und rollte nur mit den Augen. Während sie weiterhin darüber nachdachte, was sie sagen sollte, fiel ihr auf, dass ihr auch in diesem Bereich Zetsu fehlte. Er war wesentlich geübter darin, zwanglos mit anderen zu plaudern und ihnen dabei möglicherweise wichtige Informationen zu entlocken. Isolde konnte es genauso, aber das Shinjuu war im Moment auch nicht da, also blieb ihr nichts anderes übrig als selbst die Stirn zu runzeln.

Das sorgte dafür, dass Ayumu wieder sanft lächelte. „Ach komm, eine gerunzelte Stirn steht dir nicht. Lächle lieber.“

„Nein danke“, erwiderte sie kurzangebunden. „He, bevor Ylva wiederkommt, weißt du zufällig etwas über den Heiligen Mistelzweig?“

„Warum darf die Kleine das nicht wissen?“

Sie wischte seinen Einwand mit einer Handbewegung beiseite. Ylva hatte offensichtlich keine Ahnung von Shinken und Orichalcum-Namen und Leana war nicht daran interessiert, ihr das in irgendeiner Art und Weise zu erklären, das wollte sie lieber Isolde überlassen, sobald diese wieder da wäre.

Ayumu verschränkte die Arme vor der Brust und legte einen Finger an seine Lippen. „Ich habe davon schon mal etwas gehört, ja~ Ich muss aber darüber nachdenken...“

Damit verfiel er tatsächlich in nachdenkliches Schweigen. Leana unterbrach ihn dabei wohlweislich nicht, da sie sich bereits denken konnte, dass er dann direkt wieder zu reden anfangen und möglicherweise nicht mehr aufhören würde. Seine ganze bisherige Attitüde sagte ihr bereits, dass er viel zu gern plauderte.

Ehe er mit Nachdenken fertig war, kehrte Ylva wieder zurück, drei Äpfel im Gepäck, damit sie jedem einen solchen reichen konnte. Ayumu unterbrach seine Gedanken und bedankte sich herzlich lächelnd bei ihr. „Ich habe gerade Hunger bekommen, das kommt wie gerufen.“

Während Ylva sich lächelnd setzte, um selbst zu essen, fiel Leana auf, dass die Atmosphäre verriet, dass die beiden sich offenbar schon ein wenig kannten. Sie konnte nicht anders als sich zu fragen, wie lange sie geschlafen hatte und wie spät es wohl war. Glücklicherweise bot Ylva ihr auch direkt die Antwort: „Für ein Frühstück ist es zu spät, aber für das Mittagessen kommt es gerade rechtzeitig~ Meint ihr nicht?“

„Ja, genau~“, stimmte Ayumu zu.

Leana schwieg und aß ihren Apfel weiter, während sie dem Hundemädchen das Plaudern überließ.

„Ayu-chan, du bist ein Hi-Ninja gewesen, stimmts?“

Ayu-chan? Wie gut kennen die beiden sich schon?

Er lachte leise. „Ich bin immer noch einer, der Allerletzte, ich bin ab sofort also etwas Besonderes.“

Immerhin konnte er also etwas Gutes in seiner Situation sehen, das nötigte Leana einiges an Respekt ab – andere wären nach den Ereignissen des gestrigen Tages mit Sicherheit zerbrochen, ihm dagegen schien das alles wirklich Vergnügen zu bereiten.

Ylvas Augen leuchteten wieder, wie immer, wenn es um diesen Clan zu gehen schien. „Und du bist wirklich von den Toten wieder auferstanden, das war so cool!“

Dass sie dieses Wort kannte, verwunderte Leana noch weiter, allerdings sagte sie immer noch nichts, auch nicht als Ayumu nicht nachhakte, sondern nur lachte als ob er das Wort ebenfalls verstehen würde. „Ja, das war nicht schlecht, nicht wahr?“

„Wie funktioniert das eigentlich?“, fragte Leana nun interessiert.

Er lächelte sofort begeistert, als er von ihr angesprochen wurde. „Genau erklären kann ich es natürlich auch nicht, ich habe nicht sonderlich viel Ahnung davon. Aber wir Hi-Ninja können das alle – der einzige Nachteil ist, dass wir dann nicht sonderlich alt werden. Wir verkürzen unsere Lebenszeit immer dementsprechend.“

Dass er immer noch von wir sprach, beunruhigte Leana ein wenig. Möglicherweise hatte er einfach noch nicht wirklich registriert, dass alle außer ihm tot waren.

„Heißt das jetzt, dass du bald sterben wirst?“, fragte Ylva erschrocken.

Die Frage kam nicht sonderlich unerwartet, fand Leana, immerhin war er in der Nacht zuvor schon tot gewesen und bei so viel Energie, die er für seine Regeneration hatte aufbringen müssen, musste er doch nun rascher zum Ende seines Lebens kommen.

Er zuckte allerdings nur desinteressiert mit seinen Schultern als ob ihn das gar nicht weiter kümmern würde. „Und wenn schon, irgendwann sterben wir alle einmal.“

Plötzlich schmunzelte er und wandte sich Leana zu. „Aber es wäre toll, in deinen Armen zu sterben.“

Ihr Gesicht verfinsterte sich unwillkürlich. „So ein Schwachsinn.“

Sie konnte nicht verstehen, was daran so toll sein sollte oder was er meinte, daran zu finden. Immerhin führte auch dieses Szenario darauf hinaus, dass er am Ende nicht mehr unter den Lebenden weilte.

„Du siehst das wohl anders, hm?“

Sie nickte nicht einmal, sondern konzentrierte sich wieder auf ihren Apfel, der nach wenigen wütenden Bissen von ihr bereits wieder weg war.

„Jedenfalls kann ich dir sagen, wo du hinmusst, um diesen Fluch da wieder loszukriegen.“

Wieder aufmerksam wandte Leana sich ihm zu. Sie sagte nichts, aber ihr auffordernder Blick brachte ihn dazu, fortzufahren: „Nicht weit von hier gibt es eine Höhle, dort drinnen gibt es das Gegenmittel für deinen Fluch.“

„Kannst du uns dort hinbringen?“

Sein Lächeln wurde ein wenig breiter. „Dich würde ich sogar bis ans Ende der Welt bringen.“

„Halt den Ball mal ein bisschen flacher“, erwiderte sie.

Diese Redewendung hatte sie nicht nur auf Monobe, sondern auch in der Welt gehört, in der sie mit Zetsu versucht hatte, ein vollkommen normales Leben zu führen. Der Silberhaarige hatte ihr damals die Bedeutung davon erklärt, aber dies war das erste Mal, dass sie es selbst sagen konnte.

„Ich habe kein Interesse an einem Gigolo wie dir.“

Getroffen verzog er sein Gesicht. „Ich würde mich eher als Charmeur und nicht als Gigolo sehen.“

Ylva blickte zwischen beiden hin und her, ihr Gesicht sagte eindeutig, dass sie keinerlei Ahnung hatte, wovon die beiden eigentlich sprachen und sie die Worte nicht verstand.

„Was auch immer“, bemerkte Leana. „Bring mich einfach zu dieser Höhle, ich will den Fluch loswerden.“

„Aber natürlich, meine Liebe~ Wir können los, sobald du bereit bist.“

Sollte sie ihn darauf hinweisen, dass sie es nicht sonderlich mochte, von ihm so angesprochen zu werden?

Nein, sie entschied sich dagegen. So wie sie ihn und sein Lächeln einschätzte, würde ihn das entweder nicht sonderlich kümmern oder er würde sich einfach irgendeine andere Anrede einfallen lassen, die ihr noch weniger gefiel.

Und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, schlug ihr Herz ein wenig schneller, wenn er sie so nannte. Etwas an ihm erinnerte sie so sehr an Zetsu, dass es einerseits schmerzte, andererseits sich aber auch wahnsinnig gut anfühlte, egal wie sehr sie sich dagegen zu wehren versuchte.

War es etwa möglich, dass er ebenfalls ein Splitter war? Oder war er ihm nur zufällig so ähnlich?

Sie müsste es herausfinden, sobald ihr Orichalcum-Name wieder aktiv war, aber bis dahin würde sie ihn auf Distanz halten – und danach auch. Nie sollte jemand anderes als Zetsu ihr zu nahe kommen, egal ob körperlich oder emotional.

Aber davor fiel ihr noch etwas anderes ein: „Wer hat eigentlich dein Dorf angegriffen?“

Augenblicklich wurde er überraschend ernst, seine Augen verengten sich wütend. „Es war ein Ninja, aber keiner aus unserem Dorf. Es war dieser Idiot, der von Eos geschickt wurde – Hyperion.“



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