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La Grande Bouffe

Die große Fressalienschlacht
von

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„Hail Ilpallazo-Sama!“, Excel stand in festlicher Across-Montur – sie trug eine Jacke mit Schulterpolstern (die schon vor Jahre aus der Mode gekommen sind), eine reizvolle Corsage (die jede Brust einzeln betonte) und kurze Shorts - im unheimlichen Geheimquartier unter der Stadt. Hyatt schaffte es heute nicht stehend zum Gruß, ihr linker Netzstrumpf war auf dem Weg in die Zentrale an einem herausstehenden Nagel eines Zauns hängengeblieben. Sie trug schwere Kopfverletzungen davon, außerdem hatte sie keinen Ersatzstrumpf dabei, lächelte aber nun glückselig blutend ihren Meister an: „Haiiiil…!“

„Diese Welt ist von Grund auf verdorben! Das Essen ist verdorben und verdirbt die Menschen von F-City, die wir im Begriff sind zu erobern“, hob er an. (Crunch) Er betätigt einen Knopf und ein Projektor warf hoch-intellektuelle Diagramme an die Wand. „Eine gefährliche Entwicklung hat sich in der Ernährungsmoral der Bürger dieser Stadt vollzogen: sie nehmen sich keine Zeit, ein wertvolles und reichhaltiges Essen zuzubereiten, und vergiften sich stattdessen mit verseuchtem Fastfood.“

(Mampfmampf). „Hyatts umfangreiche Recherchen bestätigen, dass dieses widerliche, diabolische Fastfood auch nach einem Jahr nicht verdirbt und die darin enthaltenen künstlichen Aroma- Excel!“

Flatsch! „Verzeiht Ilpallazo-Sama, der Hunger hatte mich überwältigt, zuhause gab es nur noch eine Fischgräte von unserer jüngsten Geheimmission und ich wollte alle Kräfte sammeln für diesen erhabenen Tag, da fand ich unter dem Zaun eines Kinderspielplatzes diesen angebissenen Burger –“

„EXCEL!“, Ilpallazo war entnervt, sein Auftritt im Flower Power- Musikklub hatte nur eine verlauste, aber rollige Katze auf der anderen Straßenseite beeindruckt. Er musste unbedingt weiter seine Riffs üben. „Um die Ordnung F-Citys wiederherzustellen, soll heute im Park eine Aufklärungsaktion stattfinden. Wie stehen die Vorbereitungen, Excel?“

„Ja, Meister! Als Offizierin von Across berichte ich hiermit voller Stolz, dass Hyatt und ich das gesündeste Obst und das frischeste Gemüse von dem von Ihnen genannten Händler gekauft haben – es war nicht einfach dem Essen zu widerstehen, da wir selbst seit Wochen keines auch nur gerochen oder gar gesehen haben, aber unsere Liebe zu der Across ließen uns stark sein - , ebenso sind wir heute früh um exakt 400 zum Fischmarkt nach T in T-City gefahren und haben unter erbitterten Kämpfen den teuersten und besten Fisch erstanden. In Ermangelung von Geld für Tickets haben wir die offiziellen Across-Dreiräder mit dieser ehrvollen Aktion eingeweiht. Und den Reis haben wir gewaschen bis unsere Hände bluteten!“

„Der Reis ist ein wenig rosa“, ergänzte Hyatt mit einem blassen Lächeln.
 

„Dies ist also der Schauplatz dieser geschichtsträchtigen Revolutionen der Esskultur F-Citys, die sich unser weisester Meister in langen Monaten des Denkens und Planens auserkoren hatte.“ Excel machte feierlich einen Schritt auf die wunderschöne dahinwogende Wiese von saftigem Grün, die sich über majestätische 20 Quadratmeter vor dem einzigen traditionellen, bäuerlichen Haus in F-City erstreckte. Rechts und links erhoben sich Hochhäuser, darunter ein modernes Familienrestaurant mit einem Kinderspielplatz auf der anderen Straßeseite. Hyatt hatte mühevoll und begleitet von mehreren Ohnmachtsanfällen einen Ifea-Tapeziertisch aufgebaut. Danach hatte Excel die von Ilpallazo auserwählte Tischdecke kunstvoll auf diesem Tempel der Beköstigung drapiert. Nun stellte sie die silbernen Platten mit Sushi, Sashimi und Reiskuchen sowie große Gefäße aus edlem Mahagoniholz voll Reis und Curry auf. Dazu gab es Sake und auf Hyatts freundlichen Hinweis hin Tomatensaft. Unter Hyatts Füßen starb das Gras gleichsam mit ihr ab, im Hintergrund muhte es sanft.
 

„Und du bist dir sicher, dass hier eine öffentliche Verköstigung stattfindet?“, fragte Tooru ungläubig. Er hatte sich bereits gewundert, warum Daimaru und Norikuni sich nicht ungefragt über sein kärgliches Frühstück hergemacht haben. Daimaru nickte wortlos, wobei seine Brille zuversichtlich aufblitzte.

„Wir dachten, es wäre angebracht, dass wir dich, da du stets so selbstlos dein Essen mit uns teilst, zum Essen einladen.“, entgegnet ihm Norikuni sorglos.

Das Essen ist kostenlos, funkelte Daimaru verschwörerisch.

„Dort ist es!“

„Eine K-Kuhweide?!“ Muuuuh. Tooru platzte aus allen Nähten, doch dann erblickete er… „Ayasugi-san?!“ Hyatt dreht sich um, lächelte ihn mit ihrem blutenden Mund an, als sie gerade die erstklassigen und makellosen Stäbchen aus lackiertem Holz auslegte. Doch schon verschwand ihr bleiches Gesicht hinter einer Schar alter Männer, die alle mindestens zehn Stäbchen zum Essen brauchten. Ein Schwall von Essensgerüchen schlug Tooru entgegen. Muuuh. Tooru schob seine Hemdsärmel hoch und betrachtete seine eher durchschnittlichen Muckis, die er durch ausgiebiges Lehrbuchakkordlesen (ab-)trainiert hatte. Daimaru und Norikuni klopften ihm auf die Schulter. Tooru atmete tief ein und …

„Entschuldigung, Verzeihung, dürfte ich?“

„Verschwinde!“, ertönte eine Stimme. Sie gehörte einem Mann, der spontan einen fernsehtauglichen Tanz hinlegte und Tooru auf höchstem Gesangsniveau erklärte, dass dieses Essen von dieser lieblichen Maid nur ihm zugedacht ist. Er stammte offensichtlich aus irgendeiner Bollywoodschmiede Indiens. Die umherstehenden Leute hielten kurz inne und applaudierten begeistert, Hyatt schoss das verbliebene Blut in die Wangen. Eine peinliche Stille entstand schließlich. Es wurde nun offenbar das gleiche Gebalze von Tooru erwartet. Daimaru schubste ihn gedanklich an.

Was soll ich nur tun?, dachte Tooru. Er trat einen Schritt zurück und spürte, wie sein Schuh in einem weichen, warmen Kuhfladen versank. Er überlegte, wie er diesen Engel am besten beeindrucken konnte und verlor sich in Gedanken, wie er Hyatt zum Wiener Opernball einlud und sie ihm mit glitzernden Augen und feuchten Lippen dankte…

„Keine Sorge, werte Herren, ich bediene sie alle mit Freuden gern.“, schaltet sich Hyatt schließlich mit ihrer weichen Stimme ein.

„Ayasugi-san!“, hauchte Tooru. Er sah nach rechts, nach links und war hin- und hergerissen zwischen der anämischen Frau seiner Träume, die sich so voller Liebe für ihn einsetze, und dem göttlichen Essen, das er als Ronin nur von Hörensagen kannte.

Er wird heute nicht essen, fand Daimaru und griff zu einem Teller, um ihn mit Köstlichkeiten zu füllen. Norikuni tat es ihm gleich.

„Greift zu, greift zu!“, Excel sprang voller Elan von einer Seite des Tapeziertischs zum anderen. Sie schwang ihr Megaphon, um noch mehr Menschen anzulocken. Diese Armen Seelen, dachte sie, sie sind sicher ausgehungert. Wer Hunger hat, hat schlechte Laune und beginnt Missetaten. Ich kann den teuflischen Gestank von Instantsuppen an ihnen wahrnehmen, doch nun werden sie dank dieser ideologisch korrekten und von Across abgesegneten Mahlzeit wieder auf den Pfad der Tugend zurückfinden. Excels Handy klingelte. „Hail, Ilpallazo-sama!“, flüsterte sie und drehte den Rücken zum Tisch.

„Excel. Wie verläuft unsere Aktion?“

„Ausgezeichnet, Ilpallazo-sama! Die Menschen verzehren mit Genuss unser Essen, wie sie es vorausgesehen haben, und sie strömen allesamt nur zu unserem Tisch. Niemand mehr kann uns widerstehen, wie sie es geplant, allerdings gehen unser Vorräte zu Neige. Und vorhin war eine Frau von dem korrupten und unmoralischen Familienfastfoodrestaurant mit Kinderspielplatz von gegenüber bei uns, aber ich habe diese herzlose Zicke vertrieben.“

„Excel. Diese Frau hat Beschwerde gegen uns eingelegt.“

„Eh…?!“
 

Währenddessen scharrte die Kuh mit den Hufen und sah nervös von dem Tapeziertisch zu dem Familienrestaurant mit Kinderspielplatz. Kleine süße Kinder spielten fröhlich umher, sie scherten sich nicht um das Essen. Ebenso glückselig betrachtete ein violetthaariger Mann in Kittel die idyllische Szenerie.

„Aber Ilpallazo-sama, ich habe den ehrenwerten Besitzer dieses Grundstücks-“

„Excel, der Besitzer ist insolvent. Rechtlich gesehen befand sich unsere Abmachung in einer Grauzone.“ Muuuuuuh.. „Dieser Mann besitzt nicht einmal mehr genug Geld, um sich seine Kuh zu leisten.“ Excel sah, wie die Kuh, die schon die ganze Zeit manisch die ihr übriggebliebenen 10 Quadratmeter der zertrampelten Wiese ablief, irr mit den Augen rollte. “Er hat seinen Besitz samt Kuh an das Familienrestaurant WürgerKing verkauft, der Vertrag ist heute in Kraft getreten.“

Schweißperlen bildeten sich auf Excels Stirn. Muhuhuhu!
 

„Seht nur, ein Helikopter! Nein, gleich mehrere!“, rief eines der Kinder und hob den Finger zum Himmel, wobei eine Windböe seinen geblümten Rock aufwirbelte. Der Mann im Kittel seufzte. Ein befreundeter Militärwissenschaftler hatte ihm diesen Ort genannt.
 

„Excel, was ist das für ein Lärm? Was hast du angestellt?!“

„Wuuuahhh! Ilpallazzo-sama, ein Geschwader fliegt über unsere Köpfe, die Tischdecke, sie fliegt weg! Hyatt-chaaan!“ Doch Hyatt wurde soeben von der aus dem Mund schäumenden Kuh anvisiert.

„Ayasugi-saaan! Nein!“, Tooru warf sich schützend vor sie.

Aus einem Lautsprecher schallte es: “Meine verehrten Damen und Herren, bitte bewahren sie Ruhe. Dies ist eine Räumungsaktion.“ (Wie es sich gehörte, erstarrten die Anwesenden für einen kurzen Moment, um dann in lebhafter Panik auszubrechen.)

Die Kuh dreht völlig am Rad, Daimaru legte seine Finger ab. Er hatte es sich am Zaun des Kinderspielplatzes der mächtigen Familienrestaurantkette „WürgerKing“ bequem gemacht, ein Konzern, der zugleich in einer Ablegerfirma biologische Waffen auf Grundlage von Gammelfleisch, Rinderwahnsinn, Vogelgrippe und Maul-& Klauenseuche herstellte.

„Die Zicke von vorhin!“, Excel fiel das Handy in einer dramatischen Bewegung aus der Hand. Eine für diese Rolle übertreiben gut aussehende Vertreterin „WürgerKings“ blickte verächtlich von dem vorderen Helikopter auf Excel herab. Sie setzte in einer graziösen Bewegung das Mikrophon an ihre roten Lippen: „Die beiden Betreiber des billigen Ifea-Tapeziertisches konkurrieren widerrechtlich auf unserem Grundstück um unsere Kunden. Sie werden dazu aufgefordert –“ Knall! „Argh… das wirst du bereuen…!“, sie brach zusammen und stürzte aus der offenen Tür des Helikopters inmitten der Karaffen voller Tomatensaft. Rote Flüssigkeit spritzte umher und ergoss sich auf Hyatt.

„Thihihi“, lachte Excel. „Niemand beleidigt Ilpallazo-samas Werk.“ Unter dem Tapeziertisch standen Kisten voller Munition.

„Ayasugi-san! Sie verbluten ja!“, Tooru raffte sich auf. Er hatte sich mindestens eine Rippe gebrochen. Die Kuh stürmte wahllos durch niedergestürztes Essen und verwirrte Menschengrüppchen.

„Ah, Excel-sempai.“, stöhnte Hyatt.

Um sie herum herrschte das Chaos. Menschen liefen schreiend umher, die Helikopter eröffneten das Feuer, der Inder entfernte sich tanzend. „Kommt meine süßen Kinder!“, rief der Mann im Kittel und ging ganz in seiner Rolle als Beschützer auf, als er die erschrockenen Mädchen bei ihren Händchen aus WürgerKings Kriegsschausplatz entführte…

Selbst Daimaru brach in Angst aus.

„Wir sollten von hier verschwinden!“, rief ihm Norikuni zu und wich den klappernden Hufen der wildwütigen Kuh aus. So ist es, dachte Daimaru zurück. In atemberaubender Geschwindigkeit stürzten sie mit den zwei Dreirädern, die in der Nähe standen, davon. „Ihr verdammten Verräter!“, schrie Tooru ihnen hinterher, dann überkam auch ihn die Dunkelheit. Sirenen heulten.
 

„Excel.“

„Verzeiht mir Ilpallazo-sama!“ Excel stand verborgen unter einer Kruste aus Dreck im Geheimquartier, Hyatt lag mehr oder weniger physisch anwesend auf dem metallenem Fußboden. Bei waren erschöpft und noch immer hungrig.

„Das hast du gut gemacht.“, sagte Ilpallazo schlicht. Excel war wie vom Donner gerührt, Hyatt legte den Kopf schief. Ilpallazo fuhr mit triumphaler Stimme:“Auch wenn wir nicht unser Ziel erreicht haben sollten, F-City von Across’ vorzüglicher Küche zu überzeugen, so wird derzeit ein Verfahren gegen WürgerKing wegen nicht-artgerechter Haltung von Nutztieren und der Verbreitung von Tierseuchen angestrebt.“

Hyatt verbeugte sich: „Das ist sehr erfreulich, Meister, so haben wir eine Quelle der Verderbnis dank Excel-sempais beherztem Eingreifen ausmerzen können.“

„Ilpallazo-sama!“, Excel strahlte verlegen in die Runde.

„Die entstandenen Kosten allerdings werden dir vom Lohn abgezogen. Across Schulden haben sich verdreifacht“, damit betätigte er das Seil.



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