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Seven Days

VanVen
von

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III

I did it? I DID IT!

Ich hab's endlich geschafft! Heute mal keine langen Vorreden, da das Kapitel schon lange fertig sein müsste und ich froh bin, es heute noch geschafft zu haben.

Nur ein Paar Sachen vorweg:

Es ist noch was länger als die anderen.

Die Story hat endlich mal irgendwie eine Wende in Richtung VaniVen.

Es wechselt von "Dramaaaa" zu "Fuuun".

Das Ende wirkt eventuell etwas abgehackt, aber es war eh schon übertrieben lang und ich hatte keine Zeit mehr, noch mehr Story einzubringen (Gomen!)

Und: Ich hoffe, es gefällt euch ;D
 

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Tag III - Vollmondnacht (Und andere Probleme)
 

Ven erwachte zum zweiten Mal in dieser Woche mit Kopfschmerzen, konnte jedoch diesmal keinen Unruhestifter ausmachen, da es komplett dunkel war, als er sich aufrichtete. Es musste wohl ziemlich spät in der Nacht sein, aber bei seinen Kopfschmerzen könnte Ven es wohl vergessen, noch einmal einzuschlafen. Er setze sich etwas um, sodass er sich an die Wand lehnen konnte, und seufzte lautlos.

„Sag mir nicht, dass du jetzt wachgeworden bist“; Ven zuckte zusammen, sprach jedoch mit gefestigter Stimme. „Es scheint so…wie spät ist’s denn?“, fragte er locker heraus. „Viertel nach drei. Nachts.“ Das gefiel Ven ehrlich gesagt so gar nicht. Jetzt schien ihm der Schlaf irgendwie in noch weitere Ferne gerückt. „Und wieso schläfst du um viertel nach drei nachts noch nicht?“, fragte er gelassen; es interessierte ihn wirklich.

„Geht dich nichts an, würde ich mal behaupten“; das war ja wieder klar. „Na ja, du könntest es mir ja trotzdem sagen“, erwiderte der Blonde dann und klang dabei irgendwie fast schon eingeschnappt. „Muss ich aber nicht“; Ven rollte genervt mit den Augen. „Dann werde ich mir da wohl leider selbst etwas zusammenreimen müssen“ – „Mhm“; zwar sollte es desinteressiert klingen, doch Ven hörte die Skepsis, die in dem Laut steckte.

Er summte etwas vor sich hin, bis ihm das aber dann auch zu blöd wurde und er stattdessen mit den Fingern an der Wand trommelte. „Hör auf damit“ – „Du schläfst ja eh nicht“ – „Na und? Es stört!“; also hörte er auch damit auf. Nun war ihm allerdings langweilig und an Schlaf war in seinen Augen sowieso schon lange nicht mehr zu denken.
 

Er stand auf, mit dem Entschluss, ein wenig frische Luft schnappen zu gehen. „Wo willst du hin?“ – „Geht dich nichts an, würde ich mal behaupten.“ Er verließ den Raum sofort ohne weitere Worte, da er auf eine Diskussion jetzt sowieso keine Lust hatte, und schlich die Treppe runter. Unten angekommen zog er sich Schuhe und Jacke an und trat auf die Türe zu, um sie zu öffnen und in die Kälte hinauszutreten.

Intelligenterweise blieb er auf der Schwelle stehen und hielt die Türe ein Stück weit geöffnet, damit sie nicht hinter ihm zufiel. Er hatte sowieso nur vor, den Kopf ein bisschen freizukriegen und dann wieder reinzugehen.

„Bist du irgendwie beschränkt oder so?“ Die Türe wurde aufgezogen und er beiseite geschubst. Eigentlich hätte er gemeckert, aber gerade war er dazu eher weniger in der Laune. Er ließ sich auf die Stufen vor der Türe sinken und wartete einige Zeit, bevor er antwortete. „…na, das fragt mich ja der Richtige. Und nein; ich bin einfach nur hellwach“ – „Ebenso…“

Ven richtete seinen Blick auf den Schwarzhaarigen und musste skeptisch aussehen, denn Sekunden später zeigte sein Zimmergenosse zum Mond, und nach ein Paar Sekunden merkte Ven, dass Vollmond war. „Oh…“; mehr wusste er dazu auch nicht zu sagen. Vielleicht konnte auch er deswegen nicht mehr schlafen? Auch wenn die Variante, dass er einfach zu früh schlafen gegangen war, auch nicht wirklich falsch klang.

„Und du musst jetzt aus genau welchem Grunde hier draußen sitzen?“ – „Das hab ich dir doch gerade gesagt“ – „Es ist kalt“ – „Na danke für die Fürsorge“. Schweigen. „Abgesehen davon stehst du auch in der Kälte, nur zu deiner Information“ – „Mag schon sein“. …Ven brauchte einige Sekunden, bis er merkte, dass das wohl alles war, was er darauf als Antwort erhalten würde.

„O…Okay“; sie schwiegen für eine Weile und Ven versuchte, so gut es ging, sein Zittern zu unterdrücken. „Du solltest vielleicht rein gehen, wenn dir kalt ist“ – „Ja, Mama. Gleich“ – „Hmph.“ Anscheinend gefiel Vanitas seine Antwort nicht besonders, da dieser ihn eine Sekunde später am Arm hochzog und ihm den Mund zuhielt, damit Ven auch ja nicht meckern oder schreien konnte.

„Ein falscher Ton, durch den jemand aufwacht, und du kriegst gewaltig Streit mit mir“; sicherheitshalber wurde er trotz der Warnung nicht losgelassen und ins Haus zurückgezogen. Die Türe schmiss Vanitas so laut zu, dass Ven sich fragte, warum er denn keinen Mucks machen sollte, aber nachfragen konnte er schlecht, da Vanitas ihm weiterhin den Mund zuhielt, bis sie in ihrem geteilten Zimmer ankamen und die Zimmertüre zugefallen war.

„Krass…du spinnst ja…Brutalo“, gab Ven genervt von sich und zog ein Paar blöd aussehende Grimassen, um seine Mundwinkel zu lockern; so fest hätte er andere auch nicht zudrücken müssen. Er beschloss, sich einfach auf sein provisorisches ‚Bett’ fallen zu lassen und zu versuchen, einzuschlafen, aber das war ihm auch nicht gegönnt. „Ich schwör dir eins…wenn du jetzt einschläfst, prügel ich dich wieder wach“ – „Als wäre es meine Schuld, dass es Vollmond ist“ – „Na…wessen denn sonst?!“; Ven schüttelte ungläubig den Kopf über die Dämlichkeit dieser ‚Frage’ und schlug sich eine Hand vor die Stirn. Das konnte doch wirklich nicht Vanitas’ Ernst sein.

„Soll ich mal hinfliegen und sagen, er soll weg gehen?“ – „Wär ne Möglichkeit“ – „…du spinnst doch echt“; Schweigen. Es war mitten in der Nacht, sie konnten nicht schlafen und hatten kein Gesprächsthema. Erstklassige Kombination. Vens Laune besserte sich nicht dadurch, dass seine Füße, seine Knie und sein Gesicht schmerzten; er würde nie wieder Eislaufen…nie wieder.

Er massierte sich seine Beine und Füße, von der Situation sichtlich unbegeistert. „Stell dich bloß nicht so an“, wurde er angemeckert, was ihn aufblicken ließ. Die Antwort seinerseits war ein genervtes Brummen. „Sind wir uns zu fein, darauf etwas zu erwidern?“ – „Nerv mich nicht“; er hatte Schmerzen, wollte schlafen und war zu allem Überfluss auch noch hungrig – eine Situation, in der mit ihm nicht gut Kirschen essen war.

„Ach, dann sind wir wohl heute ganz besonders mutig“; Ven musste sich stark zusammenreißen. „Wir sind hier erstmal gar nichts. Ich habe Hunger und dein Generve macht es schlimmer!“ Er wartete darauf keine Antwort, wurde aber überrascht. „Vielleicht solltest du dann etwas essen. Soll ja laut Studien gegen Hunger helfen“ – „Laut Studien? Bist dir wohl nicht sicher?“ – „Nein. Ich ernähre mich nur von menschlichem Blut, weißt du?“

Ven fixierte Vanitas und blickte drein, als sei er im Zwiespalt. //Meint er das jetzt ernst? Ach, Quatsch, Ventus, du spinnst doch…oder?// Er wusste nicht so ganz, was er davon halten sollte, da er Vanitas leider Gottes beinahe alles zutraute. Dessen todernster Blick half Ventus bei seiner Wahrheitsfindung zu allem Überfluss auch nicht wirklich.

„Ist was? Du wirkst ’n kleines Bisschen blässlich“, meinte Vanitas und grinste nun, was Ven noch weniger gefiel. „Nichts…das Problem ist nur, dass ich die das leider zutraue“; als Antwort erhielt er – selbstverständlich – ein Lachen. „Ich würde aufpassen…in Vollmondnächten ist es besonders schlimm“ – „Hör auf jetzt!“ Ven zwang sich, die Gedanken von sich zu schieben und sich das nicht bildhaft vorzustellen, denn dann würde er den Rest der Woche entweder Albträume haben oder gar nicht mehr schlafen können.

Sie verfielen wieder in ein längeres Schweigen, was nicht wirklich zu Vens Belieben war; leider wusste er aber auch nichts, um zumindest ein Gespräch anzufangen. „Mach irgendwas…“, forderte er beinahe schon und blickte genervt zur Zimmertüre, als würde sie irgendwas Spannendes machen, wenn er das tat. „Und was bitte soll ich deiner Meinung nach machen?“ – „Das ist mir echt so was von egal, das glaubst du gar nicht…“; er ließ sich nach hinten fallen und seufzte genervt, da es sicherlich nicht später als Viertel vor Vier war und die Nacht demnach noch recht jung.
 

Er erhielt keine Antwort und schloss die Augen, auch wenn er nicht mal mehr im Entferntesten müde war. Er versuchte, sich ein Stück weit innerlich zu isolieren, aber das wurde ihm vermiest, als etwas vergleichsweise Schweres auf ihn fiel. Etwas Menschliches. Er öffnete seine Augen wieder und schrie beinahe auf, als er Vanitas’ Gesicht direkt vor seinem eigenen sah, konnte sich aber zurückhalten.

„Ähm…aus genau welchem Grunde liegst du auf mir?“, fragte er und wirkte ein wenig genervt, aber fast schon gelassen, da er sowieso nicht sicher war, ob er eine Antwort bekommen würde – und noch weniger, ob er sie wissen wollte. „Na du wolltest, dass ich irgendwas mache. Hättest ja gleich sagen können, dass das nicht dazuzählt“ – „Hä?“; er hatte das Gefühl, auf dem Schlauch zu stehen und etwas verpasst zu haben, was von Vanitas’ merkwürdigem Grinsen noch untermalt wurde.

„Oh Gott…du bist so ein unfassbares Mauerblümchen, das tut ja fast schon weh“ – „Bitte wie meinen?!“ – „Hast mich schon ganz klar verstanden“; Vanitas stützte sich mit den Händen neben Vens Kopf ab und blickte skeptisch auf den Kleineren hinab. „Du bist so ein Hoffnungsloser Fall“ – „Stimmt gar nicht! Was willst du überhaupt von mir?!“; Ven hielt sich damit zurück, sich zu mokieren, dass Vanitas Knie sich beinahe schon in seinen Oberschenkel bohrte, und der tat aufgrund der Geschehnisse des Vortages immer noch weh wie die Hölle, da er dann erst Recht keine Antwort kriegen würde.

Aber auch so brachte es ihm nicht viel, da Vanitas erst mal eine Zeit lang lachte, bis er sich dazu herabließ, Ven zu antworten. „Siehst du? Genau das ist das Problem. Kannst du nicht eins und eins zusammenzählen?“ – „…du bist widerlich“; nur ein Lachen als Antwort. „Ach, und warum?“; Ven überlegte, einfach zu schweigen; vielleicht würde er ihn in Ruhe lassen. Dann jedoch wurde ihm wieder bewusst, dass das Vanitas war. Der würde nicht aufgeben.

„Weil du’s halt bist. Zuerst schubst du mich rum und bedrohst mich, und jetzt das? Das ist…widerlich halt“ – „Mach was dagegen“; jetzt reichte es ihm aber. Er ließ sich ja viel herumschubsen. Auch schaffte Vanitas es, ihn wieder und wieder runterzumachen, aber genug war genug.

„Soll ich echt?“ – „Sicher, kannst es ja versuchen.“ Vanitas schien sich seiner Sache sicher, aber nur, bis sich nun auch auf Vens Gesicht ein kleines Grinsen schlich. Dem Schwarzhaarigen wurde eine halbe Sekunde zu spät klar, was Ven vorhatte. Nämlich, sein Bein mit voller Wucht anzuwinkeln und sein Knie genau zwischen Vanitas’ Beine zu rammen.

Sofort klatschte der Blonde dem auf ihm Liegenden eine Hand vor den Mund, kurz bevor dieser aufschrie, und schmiss ihn dann von sich, um aufzustehen und einige Meter Abstand zwischen sie zu bringen, und zwar in Richtung Tür. Es dauerte etwas, bis Vanitas seine zusammengekniffenen Augen wieder öffnete und Ven meinte, eine Schmerzensträne in deren Winkel zu sehen, sagte aber nichts. Ihm wurde klar, wie blöd diese Idee gewesen war.

„Du…du kleiner…“ – „Kleiner was?! Du hast gesagt, ich soll was dagegen machen“ – „Scheiße, Ventus! Das war kein Grund, direkt so brutal zu werden. Ich schwöre dir, das kriegst du so was von zurück“; er richtete sich auf und Vens Augen wurden von Sekunde zu Sekunde größer. Er sah zwar jetzt seine Bestätigung, dass Vanitas vor Schmerz beinahe angefangen hatte zu heulen, aber irgendwie wollte ihm das keine Genugtuung verleihen.

„Das…das bist du selber Schuld! Ich konnte ja nicht wissen, was du im nächsten Moment gemacht hättest“ – „Und du glaubst, das wäre schlimmer gewesen als meine Rache, die jetzt auf dich zukommt?“; darauf erwiderte der Blonde lieber nichts. Er schluckte nur und wich bis zur Tür zurück, als Vanitas ihm immer näher kam. Hätte er es doch wenigstens fünf Tage lang geschafft, bis das passieren würde. Aber zweieinhalb? Das war wirklich schwach, musste er zugeben.

Er hatte die Türe schneller im Rücken als erhofft und bereute es, nicht hindurchgehen zu können, wie ein Geist zum Beispiel. Er sprach stumm ein kleines Gebet vor sich hin, auch wenn er sowieso keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, als der Schwarzhaarige ihm schließlich gegenüber stand. Am liebsten wäre es Ven gewesen, wenn er einfach nur eine kleine Abreibung kassiert und dann den ganzen nächsten und übernächsten Tag blaue Flecke im Gesicht gehabt hätte, aber leider war das Leben eben kein Ponyhof.

Ven bewegte sich kein Stück, während Vanitas – wieso auch immer – sein Gesicht einige Zeit lang abtatschte, war aber für den klitzekleinen Moment ganz beruhigt. Das sollte jedoch nicht so bleiben, als der Schwarzhaarige ihm mit dem Gesicht immer näher kam und unerwartet mit voller Wucht in Vens Lippe biss. Der Blonde hätte am liebsten aufgeschrieen, aber aufgrund der Tatsache, dass sich Vanitas’ Zähne beinahe in seiner Unterlippe verankert hatten, war das eher schwierig, weswegen er nur die Augen zusammenkniff und so still hielt wie möglich – alles andere würde nur noch mehr wehtun.

Er schmeckte das Blut, was bereits an und in seinem Mund war, und erst da wurde ihm klar, wie fest sein Gegenüber wirklich zugebissen hatte. Vanitas ließ kurz locker und Ven wollte schon erleichtert sein, als ihm jedoch ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde und der andere noch einmal zubiss – und das genau auf dieselbe Stelle, die nun sowieso schon schmerzte wie die Hölle.

Ven kreischte mehr oder minder auf und hätte sich im nächsten Moment am liebsten dafür geohrfeigt, aber er konnte nicht. Stattdessen hingen seine Hände bereits an seinen Augen, um jeglichen Anflug von Tränen sofort zu unterbinden.

„Das bist du selber Schuld…“, waren die einzigen Worte, nachdem Vanitas – nun hoffentlich endgültig – von Vens Lippe abgelassen hatte. Doch wieder wurde er enttäuscht, als der andere es anscheinend auch noch als seine Aufgabe sah, das Blut, was nun schon Vens Kinn hinablieb, abzulecken, was, aufgrund der Tatsache, dass nun auch noch fremder Speichel in die Wunde geriet, nicht gerade produktiv war, da es nun auch noch brannte wie die Hölle.

Nun schien der liebe Gott im Himmel – falls es ihn denn gab – aber doch ein wenig Mitleid mit Ven zu haben, als der Schwarzhaarige ihn endlich losließ, sich von ihm abwandte und es sich wieder auf seinem Bett bequem machte.

Ven jedoch blieb wie angewurzelt stehen und hätte auf Außenstehende aufgrund seines leeren Blickes wahrscheinlich fast schon psychopathisch gewirkt, konnte aber einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen und wusste nicht, was er tun sollte. Wie von selbst ließ er sich zu Boden sinken und winkelte die Beine an. Er hätte selbst nicht sagen können, wieso ihn das so betroffen machte, aber irgendwas an dieser Situation hatte ihm solch riesige Angst eingejagt, dass er nicht nur total verloren dreinblickte, sondern auch noch zitterte wie Espenlaub.

Es dauerte einige Zeit, bis Vanitas auffiel, dass der Blonde immer noch da saß und sich nicht regen wollte. „Ventus?“; er erhielt keine Antwort und einen Moment lang schien es, als wolle er es dabei belassen, aber Sekunden später schien er doch tatsächlich von ein Paar kleinen Gewissensbissen geplagt zu werden. „Ventus? Hey?“; er stand auf und trat auf den Kleineren zu, unsicher, was er tun sollte. Normalerweise hätte die Person die ganze Nacht so dortsitzen können, aber in diesem Falle war es irgendwie anders.

Er wusste selbst nicht, wieso er es tat, aber er zog Ven, alle Proteste ignorierend, auf die Beine und mehr oder minder bereitwillig in seine Arme. Er wusste zwar, dass er sich später dafür selbst verfluchen würde, aber es schien ihm das Beste, was er machen konnte. Die Situation besserte sich nicht durch die Tatsache, dass der Blonde nun endgültig in Tränen ausbrach und versuchte, sich von Vanitas wegzudrücken.

„Ventus…hör auf jetzt…Ventus!“; tatsächlich wurde die Gegenwehr geringer, der Heulkrampf jedoch verschlimmerte sich nur noch mehr. Vanitas unterdrückte den Drang, mit den Augen zu rollen, auch wenn Ventus es wahrscheinlich sowieso nicht gesehen hätte. Er spürte etwas Nasses an seinem Oberteil und wusste, dass es eine Mischung aus Speichel, Tränen und Blut sein musste. Er wusste auch, dass es seine Schuld war. All das wäre ihm aber egal gewesen, wäre da nicht die Tatsache, dass es ihm tatsächlich teilweise leidtat. Das wurmte ihn total und innerlich verfluchte er Ventus, auch wenn er gar nichts dafür konnte.

„Könntest du zumindest aufhören zu heulen?“; anscheinend war diese Aussage nicht wirklich motivierend oder beruhigend, denn es wurde, wenn überhaupt, nur noch schlimmer als vorher. „Ventus…hör auf jetzt…bitte, hör auf jetzt“; er würde sich dafür ohrfeigen oder gar richtig verprügeln müssen, mit dieser Wortwahl zu sprechen – und dann auch noch so sentimental klingend!

Es schien jedoch ein klein wenig zu helfen, denn der Heulkrampf schien tatsächlich schwächer zu werden und einige verschwiegene Minuten später schaffte Ven es tatsächlich, sich zu beruhigen. „Besser jetzt?“, wurde er gefragt, erwiderte aber nichts darauf, sondern versuchte zuerst Mal, wieder ruhig zu atmen. Es dauerte, aber er festigte sich wieder und wischte sich die Tränen vom Gesicht.

„Gott…wie peinlich…“, war das Erste, was er dann von sich gab, auch wenn er noch immer etwas labil wirkte, als könne ihn ein falsches Wort zusammenbrechen lassen. Er blickte auf und starrte Vanitas an, bis dieser den Blick abwandte, irgendwie merkwürdig bedrückt wirkte. „Das…“; es schien, als wolle der Schwarzhaarige etwa sagen, aber anscheinend konnte er es nicht in Worte fassen.

Ven wandte den Blick ab und schob seine Lippe hervor, um sie begutachten zu können, ihm gefiel aber nicht, was er sah; eine Menge Blut nämlich. „Das…ich…ach Scheiße, das tut mir Leid!“; Ven blickte perplex auf, doch nach Vanitas’ Blick zu urteilen war der genauso überrascht davon, was er gerade gesagt hatte. „Was?“ – „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich das jetzt noch mal sage. Ähm…das sieht sehr ungesund aus, vielleicht solltest du vorbeugen, damit es sich nicht entzündet“; Ven nickte, machte jedoch keine Anstalten, sich zu bewegen, weswegen die einige Sekunden lang nur dastanden und sich unsicher anblickten.

Der Schmerz schien wieder schlimmer zu werden, denn Ventus entschied sich nun endgültig, den Raum Richtung Badezimmer zu verlassen, um dort die beiden Übel – sich selbst und seine Lippe – zu begutachten. Sein Blick fiel sofort auf den Spiegel und es fiel ihm schwer, nicht sofort wieder angeekelt wegzublicken. Seine Unterlippe war jetzt schon blau angelaufen, überall war Blut; um seinen Mund, an seiner Kleidung, an seinen Händen…

Ein Schauer lief ihm über den Rücken und er machte sich daran, so gut es ging seinen Mund auszuspülen, auch wenn es nicht sehr angenehm war. In ihm kamen wieder die Gedanken hoch, was genau passiert war und warum, und er wurde das Gefühl nicht los, dass er die Zeit lieber um einiges zurückdrehen würde.

Er hielt den Aufenthalt im Badezimmer so kurz wie möglich und vermied es, ein letztes Mal vor dem herausgehen in den Spiegel zu blicken, damit ihm nicht doch übel wurde. Bei seiner Rückkehr ins geteilte Zimmer fiel sein Blick sofort auf Vanitas, der auf seinem Bett saß und irgendwie nachdenklich, ja fast schon unzufrieden aussah. Er blickte auf, als Ven eingetreten war und wirkte nun wieder eher perplex. Es war für sie beide eine sehr, sehr ungewöhnliche Situation, die sie – zumindest Vens Meinung nach – kein weiteres Mal erleben müssten.

Er blieb unsicher auf der Türschwelle stehen, bis Vanitas ihn zu sich rüberwinkte und sogar ein Stück Platz machte, sodass der Blonde sich ebenfalls auf das Bett setzen konnte. Sie saßen etwa einen halben Meter auseinander und starrten Minutenlang beide auf einen x-beliebigen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. Ven war der Erste, der wieder sprach. „Tut mir Leid…“ – „Was?“ – „Das von eben…“ – „Hmph…“ – „Was denn?“ Es dauerte seine Zeit, bis er eine Antwort bekam.

„Ich weiß selber nicht so genau…mir gefällt das alles nicht…dieser…ganze Kram hier. Am liebsten würde ich aufwachen und wäre froh, dass das alles gar nicht real gewesen wäre…“ – „Das Leben ist aber leider kein Ponyhof. Man kann schließlich nicht alles von sich wegschieben“ – „Spar dir die Predigt, ich hab eh schon schlechte Laune“.

Ein unangenehmes Schweigen trat ein, irgendwie wussten beide nichts mit sich anzufangen und es lag eine Art Unbehagen in der Luft. „Wir…sollten jetzt wirklich schlafen gehen“; Ven nickte schweigend, machte aber keine Anstalten aufzustehen. „Hm? Du wirst sicherlich nicht in meinem…“; Vanitas schien zu überlegen. Auf der einen Seite wollte er nicht noch verweichlichter werden, aber auf der anderen Seite hatte er die Panik, dass es irgendwie keine gute Idee wäre, würde er den Blonden von seinem Bett schmeißen. Der verzweifelte Blick, mit dem dieser Vanitas anblickte, verbesserte das Ganze nicht wirklich.

„Pff…aber wehe, du trittst schon wieder nach mir aus, dann schmeiß ich dich so was von vom Bett“; damit war das Ganze auch schon geklärt und mehr oder minder schweigsam richteten sie zusammen das Bett so her, dass sie beide darin schlafen könnten. Beide achteten darauf, nicht wirklich daran zu denken, was sie taten, denn sie würden es im Nachhinein eh bereuen.

Es dauerte etwas, aber am Ende hatten sie es sich doch beide gemütlich gemacht und starrten beide die Decke an, als würde das irgendwas bringen. „Mir ist kalt…“ – „Dann zieh die Decker höher“ – „Is schon ganz oben“. Sie sahen sich kurz an und Vanitas rollte noch mit den Augen, aber Ven hatte sich schon zu ihm gedreht, um näher heranzurücken. Sie würden sich beide für das Geschehene verprügeln, eventuell sogar gegenseitig, aber in genau diesem Moment war das vollkommen egal.

„…Tut mir Leid wegen eben…“ – „Jaja…mir auch“; und plötzlich schien es gar nicht mehr so schwierig, in einer Vollmondnacht einzuschlafen…
 

Das Erwachen verlief erstaunlicherweise recht ruhig. Zwar hatte Ventus Kopfschmerzen bis zum geht nicht mehr, aber er versuchte, das zu ignorieren, als er sich aufrichtete, verwundert darüber, dass Vanitas noch schlief. Hätte er jetzt Kieselsteine zur Hand, hätte er wahrscheinlich Rache genommen, aber irgendwie war es vielleicht auch gut, dass er keine da hatte.

Er kletterte ziemlich unelegant aus dem Bett, aber zumindest so, dass er Vanitas nicht weckte, und trat den Weg ins Badezimmer ein. Ihm fiel auf, dass das Sonnenlicht etwas gedämmt schien, fast, als wäre sie schon kurz vorm Untergehen. Er dachte noch einmal genau darüber nach und es schien ihm ehrlich gesagt schon gar nicht mehr so abwegig, wenn er daran dachte, wann er eingeschlafen war.

Er massierte sich den Nacken und trat auf den Spiegel zu, um sich das Übel – diesmal nur sich selbst – vor Augen zu führen. Sein Blick wanderte jedoch sofort skeptisch zum Hals seines Spiegelbildes, der an einer Stelle aussah, als habe man entweder drauf eingeprügelt, oder Lippenstift hingeschmiert, oder…

Ihn überkam ein Gefühl von kompletter Idiotie. Als sei er der größte Trottel auf Erden. Dennoch weigerte er sich, das zu sehen, was ihm geboten wurde. War das denn wirklich…?

„Morgen“ – „AAAAAHHH!“; er schrie laut auf und unterdrückte es gerade so, das Stück Seife, dass er sich genommen hatte, um den Fleck eventuell wegzuwaschen, wenn es denn ging, nach der Person zu schmeißen, die gerade eingetreten war – natürlich sein Zimmergenosse höchstpersönlich. Ihm wurde klar, dass so nicht nur er sehen könnte, was er da hatte – woher immer es auch kam – weswegen er sich so schnell es ging abwandte. „Du hast echt noch nie was von klopfen gehört, nicht wahr? Oder zumindest davon, höflich wieder rauszugehen, statt einfach ganz reinzukommen…“

Er erwartete keine Antwort und erhielt auch keine, stattdessen hörte er, dass Vanitas auf ihn zutrat, was ihm nicht gefiel. „Was ist denn? Hast du irgendwas zu verbergen?“; es wirkte sowieso schon ironisch, dass er wieder so mit ihm redete, als sei nichts, aber aufgrund der Tatsache, dass er dieses ‚Ding’ an seinem Hals hatte, wurde es nur noch schlimmer.

„Sollte ich?“ – „Nee, sieht aber so aus“; er machte sich klar, dass er eh keine andere Wahl hatte und drehte sich um, auf seinen Hals deutend. „Was ist das?!“; natürlich wusste er was es war, aber die Frage galt stellvertretend für ‚wo kommt es her und warum?’. Jetzt schien Vanitas gar nicht mehr so begeistert davon, dass er einfach reingekommen war. „Ich…“ – „Spar dir das! Es war außer uns niemand da. Entweder lag ich doch richtig mit ‚widerlich’ oder du bist notgeil, ohne es zu wissen…Oh Gott…“

Er schüttelte ungläubig den Kopf und betrachtete sich erneut im Spiegel. „Das kannst du doch einfach nicht ernst meinen…wie soll ich das denn jetzt erklären?“ – „Du brauchst es ja nicht…“ – „Witzig! Du glaubst aber auch echt, ich renn jetzt Tag und Nacht mit Rollkragenpullover rum. Aber sonst sitzen alle Schrauben richtig da oben, oder?“; er war auf Hundertachtzig und hatte alles vergessen, was am Vorabend oder eher mitten in der Nacht passiert war.

„Zieh halt einen Schal an“ – ganz schlechte Wortwahl. Ven grummelte böse und sah aus, als würde er Vanitas jeden Moment würgen, aber er schaffte es gerade so, sich zurückzuhalten. „Ich glaub’s nicht. Ich glaub’s einfach nicht.“ Wie verstört verließ er das Bad und trat wieder in ihr gemeinsames Zimmer, um sich etwas Verdeckendes zum Anziehen zu suchen. Wütend starrte er auf den Schrank, und in dem Moment, als er ihn öffnete – also eine Sekunde zu spät – hörte er von der Tür her eine Warnung: „Nicht aufmachen!“

Selbstverständlich; ihm fiel erneut ein Wäscheberg der Spitzenklasse entgegen, diesmal ließ er sich davon aber nicht umreißen, sondern fing auf, was er kriegen konnte, und warf es mit voller Wucht in Vanitas’ Richtung. Zur Untermalung seiner Wut hob er einige der Kleidungsstücke noch auf und warf sie wütend hinterher. „Räum gefälligst deine verdammte Wäsche ordentlich ein, man!“

Normalerweise hätte er jetzt eine bissige Antwort bekommen, aber im Gegensatz zu ihm selbst hatte Vanitas noch nicht vergessen, was am Vortag passiert war, und hatte auch nicht vor, es allzu bald zu einer Wiederholung kommen zu lassen.

Ven war unterdessen weiterhin damit beschäftigt, sich etwas aus seiner Kleidung herauszusuchen, was nicht allzu auffällig wirkte. Der Herbst hatte sich gerade erst dem Ende geneigt, der Winter eventuell schon gerade so begonnen., also konnte er noch nicht mit dickem Rolli herumlaufen, das wäre auffälliger als alles andere. Er fand aber auch nichts anderes, was authentisch gewirkt hätte, was seine Wut gegenüber Vanitas nur noch verschlimmerte.
 

Er verließ das Zimmer und platzte ungefragt in das von Sora und Roxas rein, wohl darauf bedacht, sich vorher ganz lässig ein T-Shirt über die linke Schulter zu werfen, als wolle er es anziehen, sodass sowohl sein Hals verdeckt war als auch der direkte Blick auf sein Gesicht nicht ermöglicht wurde.

Die beiden saßen am Boden vorm Fernseher und spielten wohl irgendein dämliches Spiel, welches Ven nicht kannte, hatten aber nun aufgeblickt, da er ohne zu klopfen hereingeplatzt war. „Ven? Alles okay? Was ist denn?“; er antwortete nicht und war schon auf den Schrank zugetreten. Vielleicht hatte sein Bruder ja irgendetwas, was er unauffälligerweise ausgerechnet heute anziehen könnte, weil es ja ach so schön wäre. Musste ja keiner den richtigen Grund kennen.

„Was…machst du da?“, die Frage klang ein bisschen skeptisch, als würde sein Bruder befürchten, Ven habe sich den Kopf gestoßen oder ähnliches. Er wühlte ein bisschen in den Sachen seines Bruders, bis er ein Polohemd fand – etwas, was er normalerweise nicht freiwillig tragen würde.

Triumphierend zog er es heraus und verließ den Raum ohne weitere Worte, den Ausruf seines Bruders – „Seit wann trägst du bitte Polohemden?!“ – gekonnt ignorierend. Ihm war klar, dass er sich in gewissem Sinne benahm wie ein kleines Kind, aber das kümmerte ihn nun wirklich nicht die Bohne. Er betrat das Badezimmer, warf das T-Shirt, was er über der Schulter hängen hatte, auf den Boden und zog das, was er anhatte, aus, um es dazuzuschmeißen. Zwar war er nicht begeistert von der Idee mit dem Polohemd, aber was sollte er schon machen?

Mehr oder minder freiwillig zog er es also an und tat das Letzte, das man mit einem Polohemd machen sollte – er stellte den Kragen auf. Einen Blick in den Spiegel wagte er gar nicht erst; das würde er bereuen und sich dann umentscheiden. Er beließ es deshalb dabei und verließ den Raum mit seinen beiden T-Shirts, um wieder durch das ‚Tor zur Hölle’ zu treten.
 

Kaum eingetreten wurde er schief angesehen und es war leicht zu erkennen, dass Vanitas es nur gerade so schaffte, einen Lachanfall zu unterdrücken, was Vens Laune nun wirklich nicht sehr verbesserte. „Ein falsches Wort und du kriegst so Streit von mir, das schwöre ich“; es klang nicht wirklich wie ein Scherz, und auch wenn Vanitas den Blonden nicht wirklich Angst einflößend fand, schaffte er es, sich zu beruhigen.

„Na ja, aber du musst zugeben, dass es dämlich aussieht“ – „Du siehst dämlich aus!“ Mit voller Wucht warf Ven sich auf sein ‚Bett’ und schmollte mit verschränkten Armen. Das einzig Gute war seiner Meinung nach, dass der Tag ja eigentlich nicht mehr schlimmer werden konnte; erst recht, wenn man mal die Uhrzeit beachtete.

„Ich weiß gar nicht, wieso du dich so aufregst…ich hab’s ja nicht mit Absicht gemacht…“ – „Na umso schlimmer! Und morgen liege ich ‚ganz aus Versehen’ gemeuchelt in einer Ecke! Na schönen Dank auch“; er war immer noch stinksauer, wenn nicht sogar noch mehr als zuvor. Wieso musste auch jede Situation zwischen ihnen so verdammt dämlich enden?

Ven stellte sich die ernsthafte Frage, wie noch aushalten sollte, schließlich hatte er noch nicht Mal die Hälfte der Zeit überbrückt. Er hatte das Gefühl, dass es jeden Tag schlimmer und extremer wurde, und so langsam auf eine Situation hinauslief, die er lieber vermeiden wollte. „Wieso bin ich eigentlich hier…?“, fragte er sich selbst und erwartete demnach keine Antwort, erhielt aber eine. „Das…frag ich mich ehrlich gesagt auch. Also, ich meine…“, eine Minute lang schweigen, bis Vanitas merkte, dass Ven zwar nicht nachfragte, aber ihn anstarrte und somit das Ende des Satzes hören wollte.

„Also…sonst war dein komischer Bruder da“ – „Nenn ihn nicht komisch“ – „Jaja, von mir aus…jedenfalls war er bisher auch immer alleine hier und alles war super. Alle hatten ihre Ruhe, waren zufrieden und es gab keine Streitereien. Ich frag mich, was daran ihm nicht gefallen hat, dass er dich mitgebracht hat“ – „Vielleicht hatte er Mitleid mit dir und mir und dachte, wir würden beste Freunde werden.“ Das wirklich Schlimme daran war in Vens Augen, dass er das seinem Bruder doch tatsächlich irgendwie zutraute.

„Scheint wohl ein bisschen nach hinten losgegangen zu sein…“ – „Na bei der netten Begrüßung, die ich bekommen hab, ist das kein Wunder“ – „Ach, jetzt ist es meine Schuld?“ – „Nicht jetzt, sondern schon von vornherein“.

Es war wieder eines dieser unnötigen Gesprächsthemen, aber Ven merkte, dass es ihm egal war, solange die Stimmung nicht ganz so gedrückt war. Ein Klopfen an der Tür ließ ihn zusammenzucken und eine Sekunde später saß er kerzengerade da. „Kommt ihr zum Essen?“; sie antworteten nicht, sondern sahen sich einfach nur einige Sekunden blöd an.
 

Anscheinend wurde aber auch keine Ahnung erwartet, denn wenige Sekunden darauf hörten sie schon Schritte, die sich von der Tür entfernten. „Ich kann so nicht runtergehen…“, murmelte Ven und klang beinahe verzweifelt. „Ist aber blöd sonst. Wenn ich alleine gehe und sage, die ginge es ganz schlecht, kommen sie doch erst recht an und wollen wissen, was ist“; Ven musste lachen. Planten sie gerade tatsächlich, wie sie das kleine ‚Geheimnis’ bewahren konnten? Er empfand das als ziemlich dämlich, fasste sich aber schnell wieder.

„Ja aber…ich will nicht runter…aber ich will was essen“, er konzentrierte sich darauf, besonders wehleidig und bemitleidenswert zu klingen; anscheinend klappte es tatsächlich! „Oh…ach…von mir aus! Aber dafür hab ich was gut bei dir!“ Ohne weitere Worte verließ Vanitas den Raum und Ven war bedacht darauf, erst zu lachen, als die Schritte des anderen verebbt waren. Na das hatte er ja geschickt eingefädelt. Jetzt steckte nämlich Vanitas in Erklärungsnot, nicht er selbst.

Allerdings staunte er nicht schlecht, als der andere nur wenige Minuten später wieder nach oben kam und – warum auch immer – die Tür verriegelte. Er hielt Ven einen Teller mit Essen und eine Gabel hin, was Ven beides annahm, aber einen verdutzten Blick aufsetzte.

„Wirst du schon merken“, war die lockere Antwort, und obwohl das Ven so eigentlich nicht genügte, gab er sich fürs Erste damit zufrieden und machte sich daran, sein Essen zu verspeisen. Die Ruhe hielt aber nicht lange an, als nach einigen Minuten die Tür von außen geöffnet werden wollte, was aber natürlich nicht gelang. „Vanitas, man! Mach die Tür auf! Ven, alles in Ordnung bei dir?“; Ven blickte mit hochgezogener Augenbraue zu Vanitas, der jedoch wandte ganz unschuldig den Kopf ab, erwiderte nichts.

„Ja, klar, alles okay bei mir!“ Er verstellte seine Stimme ein wenig, sodass er sich etwas kränklich anwirkte. „Der Penner bedroht dich doch nicht, oder? Sonst muss ich leider die Türe mit einem Stuhl einrammen!“ – „Was? Nein, alles okay, keine Sorge!“ Schweigen. Er merkte, dass die Antwort wohl nicht zufrieden stellend war, hatte aber nicht gewusst, wie er anders hätte antworten können.

Er hörte Schritte und eine Türe knallte zu. „…Ernsthaft, was hast du ihnen erzählt?“ – „Guck mich nicht so an! Ich hab gesagt, dass es dir nicht so gut geht und als Antwort kam: „Als würde dich das sonst kümmern! Was hast du mit ihm gemacht!“ und ich sagte natürlich: „Überhaupt nichts, Trottel“ und bin nach oben gegangen“.

Ven unterdrückte es, sich eine Hand vor die Stirn zu knallen. „Tolle Aussage…“ Aber zumindest hatte es geklappt, das war ja auch schon mal etwas. Ven fiel mit einem Blick aus dem Fenster – er hatte erst jetzt gemerkt, dass es hier eines gab – auf, dass die Tage irgendwie merkwürdig vergingen. Entweder stritten sie, oder sie schliefen, oder langweilten sich. Die Vorstellung, dass das die restlichen Tage so weitergehen würde, gefiel ihm ganz und gar nicht.

„Gibt’s denn hier eigentlich nichts Spannendes, was man machen kann?“, mokierte er sich also sofort, nachdem er fertig gegessen und den Teller neben sich gestellte hatte. Es dauerte, bis er eine Antwort erhielt. „Weiß nicht. Ich geh selten raus und mach was“ – „Wieso denn nicht?“ – „Mit wem denn bitte?“; darauf wusste Ven wohl auch nichts zu sagen.

„Ich will aber morgen mal was Spannendes machen! Wir sitzen nur doof rum oder gehen ‚Eislaufen’“, er betonte das Wort spöttisch und rollte unnötigerweise mit den Augen. „Dann geh raus und mach was“; ein weiteres Augenrollen. Er hielt das für eine doofe Idee, da er sich dann verlaufen würde, aber er nahm sich vor, es trotzdem zu tun; auf die beiden ‚Turteltäubchen’ von nebenan, die anscheinend komplett in ihre eigene Welt versunken waren und ihn nahezu vergessen hatten, war er nämlich genau aufgrund der Tatsache, dass sie sich schöne Tage machten und er mit Vanitas rumsitzen musste, leicht sauer. Demnach würde er wohl einfach alleine rausgehen müssen. Es konnte nicht mehr als schief gehen.

„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du gerade etwas unglaublich Blödes ausheckst.“ Mit einem unschuldigen Blick auf dem Gesicht zog Ven es vor, darauf lieber nicht zu antworten. Stattdessen machte er es sich wieder gemütlich und starrte die Zimmerdecke an, darüber spekulierend, was er denn am nächsten Tag genau machen würde. Ihm war zwar klar, dass alleine der Plan, alleine rauszugehen, blöd war, aber er würde sich einfach bedeckt halten.

„Ich bin immer noch müde…“, murmelte er schließlich und legte sich auf die Seite, in der Hoffnung, vielleicht sogar einschlafen zu können. „Kommt davon, wenn man zu so unmöglichen Zeiten einschläft, zu noch unmöglicheren Zeiten aufwacht und dann beschließt, sich doch ein bisschen in die Kälte zu setzen, als wäre es nichts.“

Er sagte nichts dazu, da er Vanitas sonst zustimmen müsste, und irgendwie war er dazu nicht in der Laune. Zudem begann seine Unterlippe wieder zu schmerzen; etwas, was er die ganze Zeit nicht gemerkt hatte, so sehr war er darauf fixiert gewesen, ‚das Ding’ loszuwerden oder verstecken zu können. Er fummelte ein wenig daran rum und versuchte mehr oder minder erfolgreich, einen anständigen Blick zu erhaschen.

„Hör auf damit, du machst es nur noch schlimmer“; Ven blickte auf und warf Vanitas einen unzufriedenen Blick zu, schien aber urplötzlich wieder etwas unbehaglich, da die Erinnerungen der Nacht zurückkamen. Er drehte sich weg und hatte auf einmal wieder schlechte Laune bis zum geht nicht mehr. War aber auch wieder Mal eine dieser dämlichen Situationen, die er überhaupt nicht mochte.

„Hey, hör mal zu. Wir fangen jetzt nicht schon wieder damit an, ja? Ich bin froh, dass wir das geklärt hatten!“; er drehte sich wieder zurück und schwieg einige Minuten lang, bis er seine Stimme wieder fand und sich aufsetzte. „Warum ist es so?“ – „Was ist wie?“ – „Na…das alles hier“; er deutete auf Vanitas, dann auf sich selbst, machte dann eine ausladende Handbewegung und blickte verzweifelt drein.

„Es ist so…merkwürdig und…unnatürlich und…ich mag das so nicht“. Er wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte, aber es gefiel ihm einfach nicht, wie das Ganze ablief und er hatte nicht vor, die nächsten Tage auch alle so ablaufen zu lassen. „Und was soll ich deiner Meinung nach dagegen tun?“ – „Was weiß ich…sei was netter zu mir, das würde mir fürs Erste reichen“; es klang zwar irgendwie merkwürdig, aber er meinte es ernst. „Pff…und wie soll ich das deiner Meinung nach anstellen?“

Ven überlegte einen Moment. Gerne hätte er Vanitas vor den Kopf gehauen, dass es doch nicht so schwierig sei, nett zu sein, aber irgendwie hatte er das Gefühl, das würde auch nicht viel bringen, weswegen er das unterdrückte. „Hm…du könntest zum Beispiel so nett sein, mich morgen nicht allein ins Verderben rennen zu lassen“ – „Soll heißen, ich soll dir den Ort zeigen, nur damit du Beschäftigung hast?“ – „Wäre ein Anfang, ja“.

Er bekam keine Antwort, aber ein verzweifeltes Seufzen, was ihm als Bestätigung reichte. „Na also, dann stünde das ja schon mal fest.“ Er stand auf, nahm seinen Teller vom Boden und reicht ihn Vanitas. „Danke für mitnehmen. Leider kann ich ja deinetwegen nicht runtergehen, wie schade aber auch“; er grinste und verließ den Raum und hörte noch, wie eine der Gabeln gegen die Türe flog. Es war wohl besser, den Schritt zu beschleunigen, weswegen er ins Badezimmer trat, um sich bettfertig zu machen; es war schon spät und morgen würden sie schließlich zeitig aufstehen müssen. Gerne hätte Ven Vanitas damit geärgert, aber er wusste, dass er selbst es wäre, der nur zwanghaft aufwachen würde.

Er war heilfroh, als er in seinem Bett lag und noch heilfroher darüber, dass Vanitas noch nicht zurückgekehrt war – warum auch immer. Ihm war klar, dass sein Plan, nur mit Vanitas rauszugehen, extrem dämlich war, und dass es wahrscheinlich nicht gut gehen würde, aber er wusste nichts anderes mit sich anzufangen und die Streitereien gingen ihm auf den Senkel, das würde er nicht noch vier Tage aushalten.

Er stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie nur einen Ticken netter zueinander wären und sich nicht wegen jedem Dreck beinahe an die Gurgel springen würden. In seiner Vorstellung war das schon mal gar nicht so schlecht, vielleicht würden sie das sogar hinkriegen? Wäre ja einen Versuch wert.

Entfernt vernahm er noch Worte, die ihm zugerufen wurden, aber er schaffte es nicht mehr, sie wirklich zu verstehen, da er wenige Sekunden später – auf einen besseren Tag hoffend – endlich mal wieder zu einer anständigen Uhrzeit einschlief…
 

Ich hoffe, es hat einigen gefallen (erstmal hoff ich, dass es überhaupt jemand gelesen hat :D).

Das nächste Kapitel kommt dann hoffentlich früher.
 

Ganz liebe Grüzlis und bis zum nächsten Mal,

Valenfield



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  ZucChini
2011-02-23T15:50:50+00:00 23.02.2011 16:50
Also dein Schreibstil is einfach nur geil!!
Ich les diese Fanfic total gerne ^^
Du schreibst sehr ausführlich und fast fehlerfrei, wobei sich ab und zu wohl ein bisschen Umgangssprache reinschleicht! Darauf würde ich wohl etwas acht geben! (:

Vanitas kannst du ruhiger phöser werden lassen :DD richtig erbarmungslos!
und ich wusste gar nicht, dass der Kerl ein schlechtes Gewissen haben kann xD
Aber einfach nur porno, die Sache mit dem Knutschfleck :DD

Hehe du könntest die 4 ya mal ins Schwimmbad schicken, und da was peinlich berührtes passieren lassen!
Das fiel mir eben spontan ein hihi xD

Dennoch ein gelungenes Kapitel!! Schreib weiter so! Ich freu mich schon auf die folgenden!! ^___^
Von:  Hide-Behind
2011-02-22T14:57:05+00:00 22.02.2011 15:57
Das war ja mal ein starkes kapi^^
Oh mein gott ich war voll sauer auf Vani das er Ven einfach so verletzt hat das war voll gemein!!!
Naja passt aber auch zu Vanitas...
Wenigstens hat er das bereut was er getan hat und außerdem war die knuddel scene voll süß^^
Nur ich hätte Vani eine in die Fresse geschlagen wenn er das mit mir gemacht hätte!!!
Aber ich mag es wie du Vanis chara schreibst und außerdem ist er mein lieblingschara also vergebe ich ihm XD.
Nachdem das mit der nacht passiert ist hab ich gedacht der rest des kapis wäre nichts mehr aber du hast mich richtig mit dem knutchfleck überrascht!! ich fand das sau lol XD
Ven mit Polo- shirt XD
Ich finde dein schreibstiel ist besser geworden und die geschichte an sich ist von dir sau spannend gestalltet ich werde sie also weiterhin lesen^^
Also schreib bitte schnell weiter^^
Freu mich schon aufs neue Kapi^^
Von:  Fascination
2011-02-21T18:49:14+00:00 21.02.2011 19:49
Obwohl du's nachts um 3Uhr geschrieben hast, ist's echt gut geworden, respeeekt :D

Ich mag Vanitas. der ist so schön böse >:D
&wie du weißt, gefällt mir das Kapitel. muhaha.

Mal wieder keine ahnung, was zu schreiben ist, außer : Bis zum nächsten Kapitel ;D

yaay 8)
Von:  BattleUsagi
2011-02-20T20:54:22+00:00 20.02.2011 21:54
hach je sie tuen mir beide Leid, auch wenn Vani nicht gerade lieb zu ihm ist, aber hey es kann sich nur bessern ID

Super geschrieben, freu mich auf das nächste Kapitel
X3
Von:  VoidGear
2011-02-20T20:49:57+00:00 20.02.2011 21:49
Toooolles Kapi! :D

Go,Ventus,go!
Vanitas dieser "Vampir" xD
Der Typ is doch verrückt :D

Freue mich auf die nächsten Kapitel!<3


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