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Heartbeat

von

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Vorzeichen

„Shirakawa, würden Sie bitte dem Unterricht folgen und nicht vor sich hin träumen?!“ Hallte eine strenge Frauenstimme durch den Raum. Und es war deutlich zu vernehmen, dass etwas anderes als diese Aufforderung nicht geduldet werden würde.

Dennoch lösten sich nur langsam die blaugrünen Augen von der Welt hinter dem verschlossenen Fenster. Dem blauen Himmel, denn wenigen weißen Wolken, den Bäumen, deren Blätter sich leicht im sanften Wind bewegten...

Es fiel dem Mädchen sichtlich schwer ihren Kopf von diesem Anblickt abzuwenden und den Blick geradeaus zu richten. Über die Köpfe einiger jungen Leute, nach vorne, um die junge Frau anzusehen, deren Gesicht genau so streng wirkte, wie vor kurzem auch ihre Stimme war.

„Bitte entschuldigen Sie...“ sprach das Mädchen im leisen Ton. Was sollte sie auch sonst sagen? Das ihre Lehrerin sie gefälligst in Ruhe lassen sollte? Das sie weiter ihren Gedanken nachhängen wollte? Nur ein Wort dergleichen und sie würde wohl den Rest der Stunde vor der Tür verbringen und wohl möglich auch noch nachsitzen müssen.

Ihre Lehrerin durchbohrte sie noch immer mit ihrem Strengen Blick. „Gut. Da Sie ja nun wieder bei uns zu sein scheinen, würden Sie bitte den nächsten Abschnitt vorlesen. Wir sind auf Seite 36, wenn Ihnen das entgangen ist. Der zweite Abschnitt.“

Einen Seufzer unterdrückend erhob sich das Mädchen von ihrem Platz. Mit einer flüchtigen Handbewegung strich sie sich ein paar Strähnen der kurzen braunen Haare hinters Ohr und hob ihr Buch an.

Englisch... Wie sie das doch hasste. Und jetzt auch noch lesen. Es war doch schon peinlich, dass ihre Lehrerin sie beim Träumen ertappt hatte. Jetzt musst sie sich auch noch vor der ganzen Klasse mit ihrer schlechten Aussprache blamieren!

Aber es half alles nichts und so begann sie zu lesen. Mit dem flehenden Gedanken im Kopf, dass diese Stunde bald zu Ende gehen würde.
 

Endlich der erlösende Glockenschlag. Die Stunde war zu Ende und ebenso der gesamte Schultag.

Schnell erwachte der übliche Tumulte. Schüler, die ihre Sachen packten und hinaus in die Flure strömten. Ein emsiges Treiben von vielen, wirklich vielen jungen Menschen, die so gut wie alle das selbe Ziel hatten. Den Ausgang.

Unter diesen befand sich auch eine Gruppe Jugendlicher der dritten Stufe dieser Oberschule, die nun versuchten, sich ihren Weg durch die Menge zu bahnen.

„Man ist das wieder voll hier!“ Fluchte dabei ein Junge mit zurückgegelten schwarzen Haaren. „Warum müssen die eigentlich alle hier her kommen! Können die sich nicht ne andere Schule suchen?“ Ein Mädchen packte ihn am Stoff seiner Uniform, wohl zu Sicherheit, dass er nicht zu schnell davon stürmen würde und sah ihn mit vorwurfsvollem Blick an. Ihre Braunen Augen wirkten dabei schon fast bedrohlich. „Du weißt doch ganz genau, Yusuke, dass es nicht anders ging.“ sprach sie mit leicht verärgertem Ton. „Außerdem sind das doch noch nicht einmal alle. Die andere Hälfte wurde auf eine andere Schule geschickt. Und jetzt beschwere dich nicht! Was können die denn dafür, dass ihre Schule geschlossen wurde?“ „Ja ja, schon klar. Musst mir nicht dauern sagen Keiko.“ Gab der angesprochen Junge nur leicht murrend von sich, eher er plötzlich laut über die Köpfe aller hinweg schrie. „Hey Kuwabara, warte!“

Manch ein Schüler wand verwundert den Kopf. Andere ignorierten seinen Ruf. Aber es war ja auch nur nötig, dass der angesprochene, oder in diesem Fall wohl eher angeschriene dies wahrnahm und sich um wand. Und das tat Kuwabara auch.

Kuwabara war auffallend in dieser Menge von Schülern. Groß gewachsen und breitschultrig wie er war. Mit etwas mürrischen Gesicht blieb er stehen und blickt zu der kleinen Gruppe. Während sich andere an ihm vorbei drängten um das Gebäude so schnell es geht zu verlassen. Es wirkte fast schon wie eine Flucht.

„Was schreist du hier so rum Urameshi?“ Kuwabara verschränkte die Arme vor der Brust. „Willst du dich hier und jetzt mit mir anlegen?“ Aber Yusuke winkte nur mit einem Grinsen ab. „Ne lass mal. Würdest eh nur wieder verlieren.“ Noch ehe der Hüne mit Wut verzehrtem Gesicht etwas dazu erwidern konnte, war Yusuke auch schon an ihm vorbei.

„Na los! Ich will echt nicht noch länger hier bleiben als nötig.“ rief er dabei noch den anderen über die Schulter hinweg zu.

Vor sich hin grummelnd setzte auch Kuwabara sich wieder in Bewegung. Er nuschelte etwas von Idiot und Trottel und dergleichen in seinen nicht vorhandenen Bart. Aber immerhin ging er dem schwarz haarigen hinterher. Nur Keiko blieb kurz noch einmal stehen und sah zurück. Ihre Augen sahen fragend zu einem anderen Mädchen.

„Was ist los Hime? Du bist schon den ganzen Tag so still und abwesend.“ Die Angesprochene schreckte etwas auf. „Wa-was?“ Gab sie geistesabwesend von sich. „Du bist so still.“ Wiederholte Keiko. „Was ist los?“ „Nichts ist los.“ Hime ging langsam weiter. „Heute ist einfach nicht mein Tag. Und mich nervt es, dass unsere Englischlehrerin es auf mit abgesehen hat.“ Sie seufzte schwer und ließ den Blick durch die Menge schweifen.

Es war wirklich übertrieben viel los. Und es stimmt. Nicht alle gehörten eigentlich zu dieser Schule. Das Mädchen sah vorwiegend die vertraute blaue Schuluniform. Eine, die sie auch selbst und ihre Freunde trugen. Es war eben ihre Schule. Doch überall sah sie auch Schüler in fliederfarbenen Uniformen. Sie gehörten eigentlich nicht hier her, doch man hatte sie zu dieser Schule geschickt.

Den Grund dafür hatte Keiko ja vorhin erst genannt. Die Schule dieser Leute würde geschlossen. Zwar kann keiner wirklich genau sagen warum, aber es soll scheinbar wegen irgendwelchen Renovierungen sein. Doch Hime war es eigentlich relativ egal warum. Sie wäre nur froh darüber, wenn diese Schüler doch endlich bald verschwinden würden.

Nach vielem Gequetsche, gedrücke und geschuppse, gelang es der kleinen Truppe schließlich das Gebäude zu verlassen und erleichtert aufzuatmen. Zwar war auch der Hof noch gut gefüllt, aber nun hatte jeder seine gewollten Freiraum. Wenn man von den Streithähnen und Raufbolden Kuwabara und Yusuke absah, die sich bereits wieder bedrohlich nahe gegenüberstanden und anmaulten.

Doch noch ehe es wieder zu Knochenbrüchen gekommen wäre griff Keiko beherzt ein, verhakte ihren Arm mit Yusuke's und zog ihn mit sich zurück. „Also ich glaube, wie gehen jetzt besser ein Eis essen, um deinen Hitzkopf wieder abzukühlen.“ sprach sie dabei mit lockerer aber doch entschlossener Stimme.

Besagter Hitzkopf konnte nur verdattert hinterher stolpern. „Was? Wie? Eis?“ Seine Satzbildung war genauso stolpernd wie sein Gang. „Klar und ich muss es dann noch zahlen oder was? … Moment mal... Ich bin kein Hitzkopf!“ Platzte es dann doch nach etlicher Verzögerung aus ihm raus.

Auf Himes Gesicht bildete sich ein breites Grinsen, währende Kuwabara bereits in lautes Gelächter ausgebrochen war und beide blickten dem nun doch recht hilflos dreinschauenden Yusuke hinterher, der noch immer von seiner Freundin weiter geschleift wurde. Er konnte einem schon fast Leid tun. Aber dann doch auch nur fast.

Denn wenn Keiko sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie wirklich nur schwer davon abzuhalten. So auch hier. „Natürlich solltest du zahlen. Das gehört sich doch so.“ plauderte sie munter drauf los. „Was wäre das für ein Freund, der seinem Mädchen nicht mal ein Eis spendiert?“ „Du bist nicht mein Mädchen!“ Diesen Einwurf überhörte Keiko gekonnt. Stattdessen wand sie den Kopf zurück und blickte zu den belustigten Kumpanen. „Darf man euch auch zu einem Eis einladen?“ Ihr Lächeln war wie Zucker und ihre Frage der herbe Konter auf Yusukes Ausruf.

Die Angesprochenen schauten kurz etwas verwirrt. War diese Frage nun Ernst oder nicht? Doch ihnen wurde schnell bewusst, dass es dem Mädchen ernst war. So streckte Kuwabara auch schon beide Daumen in die Höhe und grinste breit. „Zu sowas sage ich nicht Nein, das weißt du.“ Das Entsetzen wuchs in Yusuke's braunen Augen und hilfesuchend wand er den Blick zu Hime.

Das junge Mädchen winkte aber nur leicht ab. „Tut mir Leid, aber ich kann euch nicht Gesellschaft leisten. Ich habe meiner Mutter versprochen, ihr heute im Laden zu helfen. Hochzeitsgestecke wurden bestellt und das ist eine heiden Arbeit.“ Mit einem leichten Lächeln entschuldigte sie sich.

Ihre Freundin nickte verstehen. „Okay, dann wollen wir dich auch nicht weiter aufhalten.“ meinte sie und setzte sich dann auch schon wieder mit den Jungs in Bewegung. „Wer sehen uns dann Morgen.“ Sie winkte Hime mit der freien Hand zu. Yusuke trottete mit gesenkten Haupt neben ihr und fügte sich wohl nun seinem Schicksal, während Kuwabara der Braunhaarigen ebenfalls kurz winkte und dann dem seltsam wirkenden Pärchen hinterher eilte.

Hime konnte ihnen nur mit mit einem leichten Grinsen nachsehen, die waren schon echt merkwürdig, ehe sie sich auch selbst auf den Heimweg machte.
 

Es war schon seltsam. Waren Yusuke und Keiko jetzt eigentlich zusammen, oder doch nur immer noch sehr gut befreundet? Hime überlegte dies immer wieder für sich. Es gab einige Anzeichen, die für eine Beziehung aussagten, aber immer zu gab es auch Dinge, die dagegen sprachen. Vor allem waren sie immer noch sehr häufig am streiten. Langsam ging die Braunhaarige den Gehweg entlang und zuckte mit den Schultern. Was auch immer die Beiden waren, sie waren das eigenartigste Pärchen überhaupt und doch irgendwie süß.

Die Schritte des jungen Mädchen hielten inne und langsam hob sie den Kopf. Ihr Blick richtete sich auf ein großes Gebäude zu ihrer Rechten. Der Meioh High School.

Jeden Tag, an dem sie hier vorbei ging, blieb sie immer wieder aufs neue für kurze Zeit stehen. Sie konnte es sich nicht erklären. Aber irgendwie war ihr dieser Ort merkwürdig. Vielleicht auch einfach nur, weil eine verlassene und leerstehende Schule um diese Uhrzeit schlichtweg unmöglich wäre. Aber das war sie. Die komplette Schule war wie ausgestorben und das eiserne Tor fest verschlossen.

Nachdenklich blickte Hime über den Hof und zu den Fenstern empor. Es würde sie schon irgendwie interessieren, warum diese Schule geschlossen war und warum die Hälfte der Schüler in ihrer Eigenen Schule untergebracht waren. Angeblich wegen Renovierungen, davon sprachen zumindest die Lehrer. Aber sollte so etwas nicht eher in den Ferien gemacht werden? Doch es geschah alles mitten in der Schulzeit und sie waren noch immer nicht fertig. Dabei waren bereits vier Wochen vergangen, seid die Schüler versetzt wurden.

Sie wand sich vom Gebäude ab und blickte die Straße auf und ab. War, wenn ihre Schule vorbei war auch die Arbeiten hier immer beendet? Oder warum sah sie hier nie einen Wagen, der zu einer Renovierungsfirma gehören würde. Es war nie jemand hier, der arbeiten würde. Schon etwas seltsam.

Ein Auto für direkt vor ihr an den Straßenrand und parkte. Hime blickte nur beiläufig hin. Oder war es unbewusst ein Drang? Eine Person stieg auf ihrer Seite aus. Die Wagentür schlug wieder zu und Hime konnte im Fenster ihr eigenes Spiegelbild sehen. Das Tür hinter sich, der Schulhof, das Gebäude und... eine schemenhafte Gestalt am Fenster der Schule. Der Schreck fuhr ihr durch die Glieder. Mit einem hastigen Ruck drehte sich das Mädchen um und blickte empor. Doch da war nichts. In keinem der Fenster war jemand zu sehen.

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ihre Augen hasteten von einem Fenster zum anderen. Nichts. „Ganz ruhig... Das war nichts...“ Flüsterte sie sich zögernd zu und setzte sich nun doch wieder in Bewegung. Sie wollte nur noch weg. Bemüht, dass ihr Gang nicht zu hastig erschien, eilte sie davon.

Immer zu versuchte sie sich einzureden, dass das alles nichts besonderes war. Wahrscheinlich befand sich doch ein Arbeiter in der Schule oder irgendwer, der mit den Renovierungen zu tun hatte. Einfach jemand, der Kurz am Fenster vorbei gegangen war. Aber eine lästig kleine Stimme in ihrem Kopf machte diesen Gedankengang zu Nichte.

Es war ja nicht bloß heute. In letzter Zeit hatte sie immer wieder das Gefühl, etwas gesehen zu haben. Aber wenn sie genauer hinsehen wollte, war nichts und niemand zu erkennen. Das könnte sie ja noch mit der Arbeiter Theorie schönreden. Doch eben diese Stimme sagte ihr, dass es nicht so einfach sein konnte. Denn eines konnte sie erkennen. Etwas fliederfarbenens.

„Ein Schüler.“ flüsterte Hime sich leise zu. „Ein Schüler, der etwas vergessen hat dort.“ >Und das fast jeden Tag?< Wieder war es diese Stimme in ihrem Kopf, die ihren Magen krampfhaft zusammen ziehen ließ.

Entschlossen schüttelte sie den Kopf. Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken. Jetzt sollte sie schnell nach Hause. Ihre Mutter wartete bestimmt schon ungeduldig auf sie.
 

„Was hältst du von denen da?“ „Ich weiß nicht... Sind die nicht etwas zu protzig?“ „Und die, wo aussehen wie Sonnenblumen?“ „Die schon eher... Ja könnte doch passen.“ „Sollen wir denn einen Strauß machen lassen, oder einfach nur von einer Sorte ein paar nehmen ohne was zusätzlich?“ „Wird das nicht etwas zu teuer?“ „Möglich, aber einfach so sieht es doch auch blöd aus oder nicht?“ „Schon... Ach ich weiß nicht, was besser wäre...“

Hime verdrehte genervt die Augen, während sie sich über ihr Blumengesteck beugte und es zusammen setzte. Zusammen mit ihrer Mutter saß sie am kleinen Tisch hinten im Laden und arbeiteten die Bestellung für die Hochzeit ab. Eigentlich war der Blumenladen völlig leer. Nur diese zwei Mädchen kamen vor kurzen herein und seither nur noch am tuscheln.

Zwar bemühten sie sich leise dabei zu sein. Doch bei diesem kleinen Laden und der eigentlichen Stille waren sie kaum zu überhören. Konnten sie sich denn nicht endlich entscheiden, was sie nun wollten?

Mit einem leisen Seufzer packte das Mädchen ihr fertiges Gesteck zur Seite. Ihre Mutter, die ihr gegenüber saß, lächelte sie verständnisvoll an und erhob sich dann von ihrem Platz. Hime blickte ihr nach und beobachtet, wie sie auf die jungen Kundinnen zu ging. Zu ihrer Verwunderung stellte sie dabei fest, dass es Schülerinnen waren. Und zwar aus der Meioh High School, wie es unschwer an der fliederfarbenen Uniform zu erkennen war.

„Kann ich euch helfen?“ fragte Frau Shirakawa mit einem freundlichen Lächeln. Etwas unschlüssig blickten sich die beiden an, ehe eine von ihnen zu erklären begann. „Wir möchten jemanden im Krankenhaus besuchen und wollten gerne etwas mitbringen.“ Frau Shirakawa nickte leicht. „Eine Freundin?“ „Äh nein. Ein Klassenkammerrad. Wir sind nicht wirklich befreundet. Aber wir wollten ihn einfach mal besuchen. Sollte man doch, wenn man in einer Klasse ist oder nicht?“ Die beiden Mädchen sahen sich mit verstohlenen Blicken an und wieder konnte Hime nur die Augen verdrehen.

So war das also. Beiden schwärmten für einen Jungen. Naja, noch machten sie alles zusammen. Aber wohl möglich sind sie bald die ärgsten Konkurrentinnen und vorbei war es mit der Freundschaft. So war es doch immer.

Ihre Mutter lächelte nur verstehend. „Okay, ich werde euch etwas zusammen stellen. Habt ihr besondere Wünsche?“ Und so verließen die Mädchen nach kurzer Zeit und manchen Diskussionen mit ihrem fertigen Strauß den Laden und es kehrte wieder Ruhe ein.

„Gehen die beiden in deine Schule?“ Frau Shirakawa setzte sich zurück an den Tisch. „Was weiß ich. Da gehen so viele hin.“ antwortete Hime, ohne aufzusehen. „Also in meiner Klasse sind sie nicht. Und interessieren tut es mich auch gar nicht. Ich wäre nur froh, wenn die alle endlich wieder verschwinden würden!“ „Das werden sie bestimmt.“ Die Floristin nahm ihre Arbeit wieder auf. „Sobald alles fertig ist, gehen sie auch wieder.“

Ja... Nur wann wäre das endlich? Fragte sich ihre Tochter im Stillen. Denn ihr dauerte das allmählich viel zu lange.
 

„Natürlich dauert das lange! Da muss eben einiges gemacht werden!“

Die haben sich am nächsten Morgen in der Pause in ihrem Klassenzimmer versammelt. Keiko stand an ihrem Pult gelehnt da und blickte ihre Kameraden tadelnd an. Was erwartet ihr? Dass das mit einem Fingerschnipsen geht?“ Um ihre Worte zu unterstreichen, schnipste sie selbst kurz.

Hime saß an ihrem Platz und hatte den Kopf gelangweilt mit dem Arm abgestützt. „Ja schon... Aber mehr als vier Wochen bereits? Langsam nervt es echt!“ Yusuke, der ihr gegenüber saß nickte zustimmend und wippte dabei weiter mit seinem Stuhl, auf den er sich verkehrt herum gesetzt hatte, so dass er die Arme auf die Lehne ablegen konnte. „Genau! Die haben doch genug Geld! Da sollte es eigentlich schnell gehen!“

Der vorwurfsvolle Blick seiner Freundin ließ er unbeachtet. Diese nahm auch sogleich das Wort wieder an sich. „Nur weil es eine Privatschule ist, heißt es nicht, dass sie Geld in Massen haben! Hast du eine Ahnung, wie teuer sowas sein kann?“ Der leicht bedrohliche Klang ihrer Stimme, sorgte dann doch dafür, dass der Schwarzhaarige Junge zusammen zuckte.

Es war immer wieder erstaunlich, wie so ein großspuriger Schlägertyp bei einem einfachen Mädchen so klein werden konnte. Aber okay. Keiko war wohl auch nicht bloß ein einfaches Mädchen. Sie wusste sich sehr gut gegen ihn zu behaupten. Aber das war jetzt eigentlich nicht wichtig...

„Aber wenn sie wussten, dass es dauern kann, warum haben sie dann nicht in den Ferien damit begonnen?“ Warf Hime nun wieder ein. Auch um einen Streit zu vermeiden. „Ich meine, wir sind mitten in der Schulzeit und dann haben sie plötzlich die Schule geschlossen. Das ist doch Unlogisch!“ Keiko sah sie nun doch verwundert an. „Hast du das denn nicht mitbekommen?“ Dieser Satz ließ Hime hellhörig werden. Sie blickte fragend zu Yusuke. Aber auch er wirkte unwissend. So wand sie sich wieder ihrer Freundin zu. „Spuck's aus, was ist los? Weißt du, warum die Schule geschlossen wurde?“

Das aufgeforderte Mädchen sah beide an, ehe sie mit ihrer Erklärung begann. „Ich weiß es nicht wirklich. Aber letztens hat meine Mutter sich mit unserer Nachbarin darüber unterhalten. Und diese sprach etwas davon, dass dort anscheinend ein Feuer ausgebrochen war.“ Mit einem lauten „Klong“ brachte Yusuke seinen Stuhl zurück in die normale Position. „Es hat gebrannt?!“ posaunte er dabei recht laut heraus. So dass manche Mitschüler, die sich ebenfalls im Klassenzimmer befanden, überrascht die Köpfe umwanden.

„Jetzt schrei doch nicht so laut!“ Erneut warf Keiko ihm einen ermahnenden Blick zu, ehe sie sich dem eigentlich Thema wieder zu wand. „Wie gesagt, ich habe so etwas nur gehört. Aber warum sollte unsere Nachbarin da etwas falsches erzählen? So weit ich weiß, geht ihre Nichte dort zur Schule.“ Das Mädchen zuckte leicht mit den Schultern. Mehr hatte sie dazu nicht zu sagen.

Hime hingegen war neugierig geworden und richtete sich in ihrem Stuhl auf. Ein Gedanke hatte sich in ihren Kopf geschlichen. „Sag mal...“ Begann sie an ihre Freundin gerichtet. „Gab es da auch verletzte? Ich meine, sind da welche in den Brand geraten?“ Keiko blickte sie erst verwundert an. Machte dann aber ein ratloses Gesicht. „Ich weiß nicht. Davon haben sie nicht geredet.“ Gab sie, nicht grade hilfreich, zur Antwort. „Wie kommst du überhaupt darauf?“ Wollte sie dann noch wissen.

Aber die Junge Braunhaarige winkte ab. „Mir kam nur so der Gedanke.“ Mehr sagte sie nicht. Denn auch in diesem Moment ertönte die Schulglocke. Was zur Bedeutung hatte, der Unterricht würde gleich wieder beginnen. Und so wand sich jeder seinem Platz zu.

Recht abwesend mit ihren Gedanken kramte Hime ihre Schulsachen aus der Tasche und legte alles auf ihren Pult. Dieses Gespräch ließ sie nicht los. Und insbesondere ein Satz, denn sie doch gestern erst beiläufig mitanhören musste. 'Wir wollen einen Klassenkameraden im Krankenhaus besuchen.' War das nur ein Zufall? Oder hingen der Brand und der Schüler im Krankenhaus mit einander zusammen?

Hime klappte ihr Buch auf und sah nach vorne zum Lehrer, der gerade herein kam. Und warum machte sie sich überhaupt Gedanken darüber? Es interessierte sie doch gar nicht... Oder doch...?



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