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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Richmond Hill

129) Richmond Hill
 

Sam fand seinen Bruder an ein Wrack gelehnt. Die ganze Szene erinnerte ihn an eine ähnliche ein paar Monate zuvor. Damals hatte er Dean ärgern wollen und ihm gesagt, dass er nach Stanford gehen würde und diesmal ging es wieder um eine Schule. Sam schnaubte. Mit Schulen hatten sie wohl so ihre Probleme. Dabei fiel ihm ein, dass er von Stanford eine Antwort auf seine Bewerbung bekommen hatte.

Da musste er sich auch noch melden.

„Dean?“, fragte er leise und hielt ihm die Jacke hin.

Langsam hob der Blonde den Kopf und schaute seinen kleinen Bruder an. Zögernd griff er nach seiner Jacke und zog sie sich über.

„Sie wird nicht mehr da sein“, sagte der Jüngere leise.

„Wer?“

„Die kleine Dunkelhaarige mit der süßen Stupsnase!“

„Woher weißt du, dass sie eine süße Stupsnase hatte?“

„Ich war 14, Dean. Ich hab auch schon hin und wieder nach Mädchen geschaut. Außerdem war sie oft genug bei uns im Motel weil du auf mich aufpassen musstest oder noch arbeiten warst, damit wir was zu essen hatten. Und sie hat mir einen Geburtstagskuchen gebacken.“

„Das weißt du alles noch?“
 

„Damals hatte es eine andere Bedeutung für mich, aber ja. Ich weiß es noch.“

Dean nickte nur.

Schweigend standen sie nebeneinander dann löste sich Sam von dem Wrack und ging wieder zum Haus.

Immer wieder warf er einen Blick über die Schulter zurück auf seinen Bruder. Der stand noch immer an das Wrack gelehnt und starrte auf den gefrorenen Boden.

Kleine Atemwölkchen kräuselten sich in der Kälte wenn er ausatmete und deuteten darauf hin, dass die Statue an dem Wagen noch lebte.
 

Er schloss die Tür fest hinter sich um die Kälte auszusperren.

„Wann wollt ihr los?“, fragte der Hausherr als Sam sich wieder auf seinen Stuhl fallen ließ.

„Keine Ahnung ob Dean will.“

Bobby blickte fragend von seinem Buch auf.

„Er hatte da sowas wie seine erste große Liebe gefunden. Zumindest war er mit dem Mädchen fast drei

Monate zusammen und es ging nicht nur um Sex. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er überhaupt mit ihr geschlafen hat.“

„Du sprichst von Dean?“

„Hmhm. Dean! Es hat ihn ziemlich mitgenommen, dass er sich nicht mal von ihr verabschieden konnte.“

Wieder blickte Bobby fragend auf.

„Dad kam zwei Tage vor Deans Abschlussfeier mitten in der Nacht wieder. Dean war auch gerade erst ins Bett gekrochen, wenigstens da gab es keinen Ärger.

Wir mussten aus den Betten, unsere Sachen packen und dann einem Job hinterher. Dad hat was von wegen wichtig und lebensbedrohend erzählt und Dean hat nicht mal gewagt zu fragen, ob wir noch bis zum nächsten Morgen warten könnten, so sehr wie der gedrängelt hatte. Dad hatte Dean befohlen vor ihm her zu fahren. Als wir angekommen waren hat er versucht, das Mädchen anzurufen. Ihr Vater hat ihn ziemlich angebrüllt. Ich stand hinter der Tür und hab es mit angehört.

Aber das Schlimmste war, dass wir da fast eine Woche rumgesessen haben, ohne das was passierte. Dean hat die ganze Woche nicht mit Dad gesprochen. Er hat seine Befehle ausgeführt, sich um mich gekümmert, aber er hat kein Wort gesagt.

Danach hat er die Schuld natürlich bei sich gesucht und die winchestersche Welt war wieder in Ordnung.“

Wieder schüttelte Bobby nur den Kopf. Wie konnte man seinen Kindern sowas nur antun?

War ja fast logisch, dass der Blonde Beziehungen scheute wie ein Dämon das Weihwasser. Es war als Jäger eh schon nicht einfach eine Beziehung zu führen, aber sie alle hatten es wenigstens versucht.

Dean schien noch nichtmal dazu die Chance bekommen zu haben.
 

Der über den sie gerade gesprochen hatten, kam erst Stunden später wieder in die Küche. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und seine Hände schlossen sich dankbar um die Tasse dampfenden Kaffees.

„Wann willst du los?“, fragte er in die Stille.

„Wir müssen nicht, wenn du nicht willst“, entgegnete Sam hastig.

„Du hast gesagt, dass Kinder verschwinden. Und wenn bislang nur dein schlaues Köpfchen was Übernatürliches dahinter vermutet, sollten wir auch hinfahren.“

„Idiot“, motzte Sam.

„Miststück“, konterte der Blonde. Sein Lächeln fiel noch ziemlich dürftig aus. „Außerdem nehme ich an,

dass du dich schon eingehend damit befasst hast.“

Der Jüngere nickte.

„Und wie willst du in der Schule ermitteln?“

„Es sind doch auch zwei Lehrer verschwunden.“

„Lehrer? Verdammt Sam, ich eigne mich vielleicht zum Hausmeister. Was soll ich denen denn beibringen? Wie verbrenne ich am schnellsten einen Geist?“

„Himmel, Dean, jetzt hör endlich auf zu meckern und mir erstmal zu“, schnauzte der Jüngere. „Da sind zwei Lehrer verschwunden. Mr. Chesterfield hat Informatik gegeben. Das könnte ich machen und Mr. Portland war Fahrlehrer. Er hat außerdem die Mechanikerwerkstatt geleitet und die Bogenschützen trainiert. Alles Dinge, die du hervorragend kannst. Okay, das mit dem Fahrlehrer solltest du vielleicht nicht machen, sonst werden das solche Kamikazefahrer wie du!“

„Besser als wenn sie mit Autos so umgehen wie du!“

„Jungs!“, schaltete sich Bobby ein.

Die Brüder zogen die Köpfe ein und schauten zu ihm auf.

„Bevor ihr hier lange Reden schwingt. Ich denke Dean sollte als Erstes unter die heiße Dusche!“, sagte der alte Jäger und blickte den Blonden eindringlich an.

Dean verstand, was er meinte, nickte, trank seinen Kaffee aus und verschwand ins obere Bad.
 

„Dann werd ich mal unsere Bewerbungen abschicken. Wie willst du denn heißen?“, fragte Sam nach dem Frühstück am nächsten Morgen.

„Collin Dean MacNab“, antwortete der Ältere. „Dann muss ich nur noch neue Papiere haben. Wie sieht es bei dir aus?“

„Samuel Stanton JR“

„Also werd ich mich mal um neue Papiere für uns kümmern“, sagte der Blonde und holte sich seine Jacke. Schnell hatten sie die notwendigen Daten abgesprochen und er fuhr nach Sioux Falls.
 

Sam hatte sich hinter seinem Laptop verkrochen und war, nachdem er ihre Lebensläufe geschrieben und die Bewerbungen nach Richmond Hill geschickt hatte, in den Weiten des „WWW“ abgetaucht. Er versuchte mehr Informationen über die Verschwundenen zu bekommen. Außerdem hatte er Stanford mitgeteilt, dass er inzwischen einen anderen Studienplatz angenommen hätte.

Er war sich sicher, dass er nie wieder dahin gehen würde. Zu sehr schmerzten die Erinnerungen an Jess. Wenn er wirklich nochmal ein Studium beginnen würde, dann an einer kleinen Uni. Und Dean müsste in seiner Nähe sein und nicht mehr jagen.
 

Dean kam ein paar Stunden später wieder und hielt ihm seinen neuen Ausweis vor die Nase.

„Dann können wir ja aufbrechen“, kommentierte Sam.

„Hast du schon Nachricht auf die Bewerbungen?“

„Nein, danach schaue ich nachher noch, aber egal ob wie genommen werden oder nicht, ermitteln werden wir ja doch. Wäre nur leichter, für uns, an die Schüler zu kommen, wenn sie wenigstens einen von uns nehmen würden.“

„Das sie noch keinen Ersatz gesucht haben, wundert mich aber schon!“, überlegte der Blonde und holte sich eine Tasse Kaffee.
 

Bobby seufzte unmerklich. Jetzt würden seine Jungs wieder auf die Straße zurückkehren. Eigentlich schade. Aber ohne die Jungs war es hier eigentlich viel zu ruhig. Vielleicht sollte er sich wieder einen Hund kaufen?
 

Am nächsten Morgen brachen die Brüder auf.

Einen letzten wehmütigen Blick auf den Quilt und seine Cowboy-Klamotten, danach verabschiedet er sich von Mom und zog die Tür seines Zimmers hinter sich zu. Sein Zimmer! Wie das klang. In einem früheren Leben hatte er mal ein eigenes Zimmer.

Hin und wieder hatte Mom ihn auf sein Zimmer geschickt, wenn sie mal Ruhe brauchte, aber das war selten gewesen. Meistens hatte er dann still im Wohnzimmer oder in der Küche gespielt oder sich seine Bilderbücher angeschaut.

In einem früheren Leben hatten sie alle ein Zuhause und in diesem Leben wäre er bestimmt nicht an die Richmond High gegangen.

Bedauernd schüttelte er den Kopf und versuchte die Bilder zu vertreiben.

Sie hatten einen Fall auf den er sich konzentrieren musste!

Trotzdem würde er seine Mom immer vermissen. Das hatte ihm die Familienidylle bei den Harrisons nur zu deutlich gezeigt.
 

Am Nachmittag des folgenden Tages saßen die Brüder in einem kleinen Diner in Richmond Hill.

„Ich hätte nicht gedacht, dass sie uns Beide nehmen“, überlegte Dean und hielt nach der Bedienung Ausschau. Eine junge, korpulente Frau nickte ihm kurz zu und widmete ihre volle Aufmerksamkeit dann wieder der Familie, die vor ihr am Tisch saß.

„Ja, ich bin auch überrascht, aber so können wir das Ganze vielleicht schneller beenden“, sagte der Jüngere und baute seinen Laptop vor sich auf.

Dean bestellte ihnen Kaffee und bat um die Karte.

Wenig später stellte Anny Familietty, so stand es auf ihrem Namensschild, zwei große Tassen Kaffee vor den Brüdern auf den Tisch und fragte nach ihrer Bestellung.

„Ich hätte gerne…“, begann der Blonde und schaute auf. Sein Blick blieb an seinem Bruder hängen.

Sams Augen wurden immer größer. Sein Gesicht nahm einen besorgniserregenden Ausdruck, irgendwo zwischen Entsetzen und ungläubigem Staunen, an und dann versuchte er sich tatsächlich hinter seinen Laptop zu verkriechen.

So ein Schauspiel hatte Dean noch nie geboten bekommen und er starrte den Jüngeren fasziniert an. Erst als er ihn hart schlucken sah, riss er sich zusammen und schaute die Bedienung wieder freundlich lächelnd an. Sie schien von Sams Veränderung nichts mitbekommen zu haben.

„Ich nehm das Lachsfilet mit überbackenem Kartoffelbrei und Erbsen, zwei Schoko-Muffins und einem großen Stück Apfelkuchen.“

„Und Sie Sir?“

Der jüngere Winchester machte keine Anstalten zu bestellen. Er starrte noch immer stur auf seine Tastatur.

„Er nimmt auch das Filet und einen Salat“, entschied Dean kurzerhand. Wenn sein kleiner Bruder plötzlich seine Sprache verloren, oder seine Schüchternheit entdeckt hatte, dann musste er eben für dessen leibliches Wohl sorgen, und Sammy essen, was auf den Tisch kam. Der Blonde grinste breit.

Die Kellnerin kam voll beladen zurück und verteilte die Teller. Sofort begann Dean seinen Teller zu leeren. Sein kleiner Bruder allerdings schien immer noch im Internet versunken zu sein.
 

„Aber ich wollte doch…“, begann der Jüngere als Dean ihm plötzlich den Laptop entwendete und zuklappte.

„Iss!“, befahl der Ältere im besten „Ich–bin-der-große-Bruder“- Ton.

Sam hatte gar nicht mitbekommen, dass die Kellnerin ihm sein Essen gebracht hatte.

Skeptisch betrachtete er den Teller, der vor seiner Nase stand. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und dann machte er sich hungrig darüber her.

Sie hatten seit sie von Bobby weggefahren waren nicht wirklich viel und schon gar nichts Vernünftiges gegessen. 

Die Mails mit den Einladungen zu einem Vorstellungsgespräch hatten sie erhalten, als sie kurz hinter Kansas City getankt hatten und in dem angrenzenden Diner etwas essen wollten. Um pünktlich zu ihren Terminen zu kommen hatten sie ganze vierundzwanzig Stunden Zeit. Davon waren aber alleine schon siebzehn Stunden nur für die Fahrt. Also hatten sie beschlossen ohne große Pausen durchzufahren und  lieber in Richmond Hill noch ein paar Stunden zu schlafen.

Sie hatten es in knapp sechzehn Stunden geschafft, dank Deans Bleifuß.

Ohne zu zögern hatte Dean ein Motel angesteuert und dafür zwei andere links liegen lassen, obwohl Sam zumindest deren Äußeres als recht ansprechend empfunden hatte.

„Warum bist du an denen vorbeigefahren? So schlecht sahen die doch gar nicht aus!“, hatte Sam laut überlegt.

„Das hier ist ganz okay, hier haben wir damals auch gewohnt“, war Deans Antwort gewesen. Sam hätte es nicht wiedererkannt.

Sie hatten sich ein paar Stunden Schlaf gegönnt, schnell einen Kaffee getrunken und waren zu ihren Terminen aufgebrochen.

„Zum Essen benutzt man Besteck, Sammy. Oder arbeitest du an einer Methode Essen durch bloße Konzentration in den Magen zu befördern?“, riss ihn Dean aus seinen Gedanken.

„Das würde dir gefallen, oder?“

„Ich wäre zumindest nicht abgeneigt, muss ich gestehen! Und es wäre billiger! Obwohl der Genuss dann wohl auch dahin wäre.“

„Wo ist den bei deiner Schlingerei überhaupt Genuss zu finden?“

„Miststück!“

„Trottel!“ Sam griff nach dem Besteck und ließ seinen Blick über den Teller seines Bruders schweifen. Er stutzte: Das was Dean da mit wahrer Verzückung auf seinem Gesicht in sich hinein schaufelte, war das Gleiche, das auch auf seinem Teller lag. Fischfilet!

„Dean! Nur weil eine Nixe versucht hat dich zu ihrem Besitz zu machen, musst du jetzt nicht ihr gesamtes Gefolge vernichten wollen!“

„Kann’s aber versuchen!“, nuschelte der Blonde mit vollem Mund.



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