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Damage Control

Ace/Nojiko
von

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VI. Das Barbecue. Gedanken. Ein Geständnis.

Das Barbecue war nach so vielen Jahren schon zu einer festen Tradition in Kokosville geworden. Es wurde jeden Frühling abgehalten, dass die gesamte Nachbarschaft den Beginn der warmen Jahreszeiten begrüßen konnte. Es war ein Vorwand, um draußen im Garten zu sitzen, zu grillen und zu tratschen und einfach die Arbeit liegen zu lassen und sich zu entspannen. Gerade dieses Jahr lag die Grillparty auf einem besonders guten Tag. Der Himmel war blau mit Schäfchenwolken hier und da und auch die Temperaturen lagen bei 78 Fahrenheit.

Die meistens Bewohner von Kokosville hielten nur kurz bei sich zu Hause, bevor sie zu Genzo, Nojiko und Nami fuhren. Deswegen war die Auffahrt und der Straßenrand schon um kurz nach vier Uhr mit Wagen aller Arten zugeparkt und auch in dem riesigen Garten hinter dem Haus wimmelte es von Menschen.

Alle schienen heiter und ausgelassen, wie Nojiko abschätzend durch das Fenster in ihrem Zimmer beobachtete. Sie konnte Genzo sehen, der bei dem Grill, der ein halbes Vermögen gekostet hatte, stand und sich mit einigen Männern aus der Nachbarschaft unterhielt. Wahrscheinlich redeten sie über Politik, das war immerhin eines von Genzos Lieblingsthemen. Auch Ace war anwesend, denn selbst wenn Genzo ihn nicht leiden konnte, war er ein Teil von Kokosville. Er machte da einen entscheidenden Unterschied zwischen dem Menschen Genzo und dem Sheriff Genzo, weshalb er zwar alle einlud, obwohl er eigentlich nicht alle auf seinem Grundstück haben wollte. Das war eine der vielen Seiten an Genzo, die Nojiko schätzte. Früher hatte sie das nicht verstanden, aber mit dem Alter kam bekanntlich die Weißheit.

Trotzdem kam sie sich jetzt vor, als habe sie alles in den Dreck gezogen, wofür Genzo stand. Hatte sie doch auch, nicht? Schließlich war er nicht für Selbstjustiz, sondern dafür, dass man zu ihm kam und er als Sheriff für Gerechtigkeit sorgte – doch sie hatte es alleine in die Hand genommen, anstatt zu ihm zu gehen. Schlimmer, sie hatte es vermasselt, schlichtweg versagt. Und nun stand sie hier an ihrem Fenster und spürte Nervosität in ihrem Inneren aufwallen, sobald sie auch nur ans Heruntergehen dachte. Plötzlich wünschte sie sich, Nami wäre hier und nicht noch im Krankenhaus. Nami war die Mutige von ihnen. Sie war die, die sich durchsetzte und Nojiko dazu brachte, Sachen zu tun, die sie sonst nicht tun würde. Zum Beispiel, bei Namis Freund mit einer Knarre auftauchen und ihm androhen, dass wenn er nicht seine beschissenen Finger von ihrer Schwester ließ, sie ihm eine Kugel durch den Schädel jagen würde.

Mit dem Gedanken an Nami, strich sie sich ihr grünes Top glatt, das sie zu einer schwarzen Leggins trug, durchquerte das Zimmer und stieg bedächtig die Stufen herunter. Denn trotz allem,... sie bereute nicht, was sie getan hatte. Bellamy war ein Mistkerl gewesen. Er hatte Hand gegen ihre kleine Schwester erhoben!
 

Als sie auf die Veranda hinter dem Haus trat, die auf eine riesige Wiese herunterführte, an dessen Rand Orangenbäume standen, ließ sie ihren Blick über die Bewohner von Kokosville gleiten. Kinder saßen mit Decken im Gras und spielten. Ihre Eltern saßen mit Essen und Trinken an den aufgebauten Tischen daneben und unterhielten sich. Zwei blaue Sonnenschirme waren aufgestellt worden und Genzo drehte gerade das Fleisch auf dem Grill um. Stimmengewirr lag in der Luft, vermischte sich mit Vogelgezwitscher. Gegen ihren Willen lauschten ihre Ohren nach bestimmten Stichworten, die mit Bellamy oder seinem Mord zu tun hatten. Die Unterhaltungen um sie herum waren jedoch von vollkommen unschuldiger Natur. Sanji, der im Imbiss keine zwei Meilen von hier arbeitete, flirtete mit seiner Vorgesetzten und ein Kind bettelte seine Mutter nach Schokolade an. Nojiko fand sich schwach grinsend, als ihre Augen auf Ace hängen blieben und sie zu Genzo herüberging. Ace saß an einem der Tische mit Ruffy, Zoro, Yosaku und Johnny. Ihr Lachen konnte sie trotz der Entfernung und der anderen Stimmen vernehmen. Sie unterhielten sich lautstark und machten sich gleichzeitig über ihre Teller her.

„- die Kriminalitätsrate ist deutlich zurückgegangen“, riss es sie aus ihren Gedanken. Nojikos Kopf ruckte in Genzos Richtung, noch bevor sie den Zusammenhang der Worte verstanden hatte. Keine Ahnung, warum sie darauf reagierte, doch plötzlich raste ihr Herz. Panik stieg hoch, genauso wie etwas, das sie nicht benennen konnte.

„Ja, laut der Statistik“, erwiderte einer der Männer, mit denen Genzo die Konversation führte. „Aber der kann man auch nicht immer vertrauen. Es gibt genug Fälle, die nicht gemeldet oder berechnet werden.“

Inzwischen stand Nojiko auch weiterhin hinter Genzo, als wäre sie zur Salzsäule erstarrt, während ihr Magen sich umdrehte. Vergessen waren alle guten Zusprüche und Gedanken, die sie vor einer Sekunde noch gehabt hatte. Zurück waren Schuld und... diese alles fressende Leere.

„Alles in Ordnung?“, wurde sie von einem der Männer angesprochen und auch Genzo wandte sich zu ihr herum.

„Du bist leichenblass, Nojiko“, stellte er fest und Nojiko spürte, wie ihr schlecht wurde. Sich eine Hand auf den Mund pressend, drehte sie sich um, ging ein paar Schritte und übergab sich in die Rosenbüsche vor der Veranda. Die Kommentare von Nahestehenden hörte sie nicht, sie hustete lediglich, um den Rest herauszubekommen und wischte sich mit einer Hand die Tränen aus den Augenwinkeln.

Eine Hand begann beruhigend ihren Rücken zu streicheln und schob ihr ein paar kurze Haarsträhnen aus dem Gesicht. Es war Genzo, wie sie aus dem Augenwinkel bemerkte – und wenn sie noch mehr im Magen gehabt hätte, hätte sie sich noch einmal übergeben, da war sie sich sicher. Aber so spürte sie nur noch mehr Tränen aus ihren Augen in die Freiheit springen.
 

Als Nojiko eine halbe Stunde später und zweimaligen Zähneputzen an einem Tisch im Garten saß, war wieder alles beim Alten. Das Spektakel war vorüber und es war Ruhe eingekehrt. Auch in ihr selbst, so komisch wie es sich anhören mochte. Alles in ihr war müde und kaputt, dass sie nur dasaß und auf einen Punkt starrte. Sie wusste gar nicht, wie lange. Irgendwann jedoch wandte sie ihren Blick wieder zu Ace und den Jungs, die noch immer einige Tische weiter saßen. Sie könnte Ace stundenlang beobachten, ohne dass es ihr langweilig wurde. Jetzt bemerkte sie es noch nicht einmal, weshalb es sie überraschte, als er ihren Blick nach einer Weile erwiderte. Er war ausdruckslos, zumindest konnte sie ihn nicht lesen. Sicherlich hatte er ihren kümmerlichen Zusammenbruch miterlebt. Wie könnte er auch nicht? Jeder gottverdammte Bewohner in Kokosville hatte es schließlich gesehen und fragte sich jetzt garantiert, was ihr Problem war. Jetzt bereute es Ace sicher, dass er ihr geholfen hatte. In Nojikos Tempo musste morgen schon die ganze Welt wissen, was sie getan hatten. Dann würden sie Zellennachbarn in der örtlichen Polizeistation werden, wo Johnny und Yosaku ihnen ein Scheibchen Brot zum Frühstück bringen würden.

Anderseits konnte sie immer noch sagen, dass sie es alles alleine getan hatte. Dass Ace nichts mit der ganzen Sachen zu tun hatte. Nojiko wusste nämlich nicht, ob sie damit leben könnte, noch ein Leben zu zerstören. Ace’ Leben zu zerstören.
 

„Nojiko...“, brachte sie Genzo wieder auf den Boden der Realität zurück, ehe er ihrem Blick folgte und mit den Zähnen knirschte. Sagen tat er jedoch nichts dazu. Stattdessen schob er ihr ein Glas Wasser über den Tisch und ließ sich seufzend auf der anderen Seite nieder.

„Geht’s dir besser?“

„Ja, mir geht’s gut“, erwiderte sie, senkte die Lider, um Genzo nicht in die Augen schauen zu müssen und nahm einen Schluck. „Mach’ dir keine Sorgen. Ich hab’ bestimmt nur was falsches gegessen.“ Sie versuchte zu lächeln, war sich aber sicher, dass es in einer bemitleidenswerten Grimasse endete.

„Du weißt, dass ich hier bin, wenn du reden willst, oder?“, hakte er nach. Daraufhin schaute Nojiko auf, sah ihn eine Weile einfach nur an. Wusste er etwas? Ahnte er zumindest, dass etwas nicht stimmte? Oder bildete sie sich das alles nur ein? Sie konnte es nicht sagen, gab auch relativ schnell auf und senkte ihre Augen auf das Glas in ihren Händen.

„Wir sind vielleicht nicht blutsverwandt, aber du kannst mir alles sagen, Nojiko. Nami und du,... ihr... seid meine Töchter“, fügte er hinzu und Nojiko konnte hören, dass es ihm nicht leicht über die Lippen ging. „Bellemere würde mir andernfalls den Kopf abreißen.“ Sie teilten ein trauriges, gleichzeitig amüsiertes Lächeln. Die Zeit heilte Wunden, sogar die, die Bellemeres Tod verursacht hatte. Ob sie auch die unendliche Leere heilen würde, die entstanden war, als Nojiko Bellamy tot auf dem Boden liegen gesehen hatte?

„Ich will mit Ace zusammen sein“, sagte sie zusammenhanglos, dass Genzo sie ziemlich überrumpelt anschaute. „Ich weiß, du magst ihn nicht, aber ich will, dass du ihn kennen lernst. Im Gegensatz zu Bellamy behandelt er mich gleichwertig. Er ist ein guter Kerl, Genzo.“ Zwar hatte Genzo ihr niemals den Umgang mit Ace verboten, aber sie hatte durchaus bemerkt gehabt, dass er es am liebsten getan hätte. Besonders, nachdem Ace schon ziemlich oft von ihm aufgegabelt worden war, weil er mit hundertachtzig Sachen die Straße heruntergebrettwert war und dabei fast das Hausschwein einer alten Dame in der Nachbarschaft mitgenommen hätte. Aber er hatte Nojikos Beziehung mit Ace trotzdem mit grimmigem Gesichtsausdruck und einem Zähneknirschen hingenommen. Kein Wunder, schließlich erinnerte er Nami und Nojiko immer wieder daran, dass sie ganz nach ihrer Mutter kamen. Sie hatten einen Willen, der sich nicht biegen oder einschränken ließ. Doch ehrlich gesagt war sich Nojiko da nicht so sicher. Nami schon, aber sie selbst?

„Dann würde ich an deiner Stelle jetzt rübergehen und es ihm sagen, bevor dem Jungen noch die Augen aus dem Kopf fallen“, erwiderte Genzo schief grinsend und zupfte an seinem Schnurbart. „Und danach könnt’ ihr Nami einen Besuch abstatten, bevor sie sich noch aus Langeweile selbst aus dem Krankenhaus entlässt.“

„Geht klar, Genzo.“ Nojiko legte ihre Hand kurzzeitig auf die ihres Stiefvaters, ehe sie sich erhob und zu Ace und seinen Freunden herüberging.

Es fühlte sich seltsam, aber durchaus richtig an. Egal, ob das mit Bellamy herauskam oder nicht, ob diese Leere in ihr verschwand oder nicht, mit Ace zusammen wäre alles erträglicher. Sie hätte schon viel früher zur Vernunft kommen sollen. Was wäre, wenn diese Sache nie passiert wäre? Hätte sie es dann nie begriffen?

„Ich geh’ Nami besuchen“, erklärte sie, als sie an ihrem Tisch ankam und die Jungs zu ihr aufschauten. „Du könntest mich begleiten, Ace.“

Dieser erhob sich wortlos, aber mit angenehmer Überraschung im Gesicht.

„Dann bis später, Jungs“, verabschiedete er sich. Danach folgte er Nojiko, die sich schon wieder auf den Weg ins Haus gemacht hatte. Auf halben Weg hatte er sie eingeholt und sie griff nach seiner Hand.

„Ich hab’ Genzo das mit uns erzählt...“, erklärte sie sich, als Ace sie von der Seite her ansah. Er verschränkte ihre Finger in einander und drückte Nojikos Hand.
 


 

Tbc.
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  PurplePassion
2011-01-14T18:15:32+00:00 14.01.2011 19:15
:D schon wieder so was tolles! und es ging diesmal so schön schnell! ich bin allerdings etwas verwirrt.. das mit "ich hab genzo das mit uns erzählt" tut sie das, weil sie echt zusammen sind oder ist es halt das mit dem "plan" den sie haben um nicht aufzufallen? ich meine, dass sie ihn liebt das bemerkt man ja, aber diese eine sache ist mir nunmal nicht klar. jedenfalls freue ich mich schon auf ein neues! :))

pp
Von: abgemeldet
2011-01-12T21:21:43+00:00 12.01.2011 22:21
als ich den titel gelesen habe dachte ich schon, jetzt wäre die ff vorbei. aber es kam dann ja zu einem ganz anderen geständnis. einem viel erfreulicherem ... *awr*
aber hab ich das jetzt richtig verstanden, dass bellemere in deiner ff die leibliche mutter von nami und nojiko ist?


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