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Geteiltes Leid

von

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Kapitel 3

Liest hier zwar anscheinend sowieso keiner, aber was soll's...
 

(Gustavs Point of view)
 

Er hat das wirklich gemacht.

Praktisch direkt nach unserem Gespräch, ohne lange zu fackeln.

Ich hatte Recht. Er hat definitiv mehr Mumm als ich.

Und das wurde belohnt.

Da kann ich echt nicht mithalten.

Aber es stimmt schon.

Bill ist heute wirklich sehr anhänglich und ich werde mich da definitiv nicht drüber beschweren. Ich genieße es total, mal mehr Zeit mit ihm verbringen zu können. Alleine. Mit Tom hat er sich noch nicht wieder vertragen, der hat sich noch nicht erweichen lassen sich zu entschuldigen. Und was auch immer Bill mit seinem Bruder bequatschen wollte, es war wohl so dringend, dass Bill das unsanfte Wecken oder Wachhalten für absolut gerechtfertigt hält.

Er wird seine Meinung diesbezüglich wohl auch eher nicht ändern.

Das Positive für mich daran:

Bill will beschäftigt sein. Deswegen hat er mir einen gemeinsamen DVD-Abend angekündigt.

Jetzt ist er mit den Vorbereitungen beschäftigt.

Was gibt es da eigentlich groß vorzubereiten? Ich hab hier 'ne Couch oder wahlweise ein Bett, DVD-Player und Fernseher, sowie Filme.

Viel fehlt da nicht. Bring 'ne Tüte Chips und 'ne Flasche Cola mit und schon ist alles in Ordnung.

Aber gut, was auch immer er da im Vorfeld fabriziert.

Ich werd' mich nicht beschweren. Wenn's ihn glücklich macht, soll er. Solange er nicht irgendwann mitten in der Nacht auftaucht, weil er sich total verzettelt hat und der Abend dann praktisch vorbei ist, soll's mir recht sein.

Prinzipiell mag ich es nicht zu warten.

Vor allem dann, wenn ich nicht mal 'ne ungefähre Zeit habe.

Ich stehe auf, gehe zum Fenster, fahre mir durch die Haare.

Zum Glück kann ich mit meiner Frisur nicht wirklich was falsch machen.

Vielleicht sollte ich noch kurz durchlüften, wenn wir hier den ganzen Abend rumsitzen.

Aber wirklich nur kurz, nicht, dass Bill mir hier noch erfriert.

Ich kippe das Fenster.

Dann fällt mein Blick aufs Bett.

Das war auch schon mal besser gemacht.

Jetzt nicht, dass Bill ein Ordnungsfanatiker wäre, aber mich stört es, also durchquere ich den Raum, ziehe die Bettdecke gerade und schüttle das Kopfkissen auf.

Schon besser.

Sonst noch irgendwas?

Dreckige Wäsche liegt hier im Moment keine rum,wirklich unordentlich ist es auch nicht, ich stinke nicht...

Okay, scheint alles in Ordnung zu sein.

Ich schließe das Fenster und sehe nach draußen.

Und jetzt?

Ich könnte ihn natürlich fragen gehen, wann er kommt, aber das nervt ihn vielleicht.

Also besser hier bleiben und geduldig warten.

Hahaha... super.

Ich stell' mich dran wie ein Mädchen.

Normalerweise gehört doch einiges dazu, dass ich tatsächlich nervös werde.

Was macht dieser Kerl nur mit mir?

Und Georg ist da auch nicht ganz unschuldig dran. Muss mir ja unbedingt irgendwelche Flöhe ins Ohr setzen.

Wenn es nach dem ginge, müsste ich mir jetzt wohl einen Schlachtplan für später überlegen.

Ganz große Klasse.

Und ob ich es will oder nicht, jetzt gehen mir diese Gespräche einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Wozu sonst sollte ich bitte mein Bett fast bis zur Perfektion herrichten?

Hallo? Da wird Bill nicht mal auffallen.

Sowas ist bei 'nem DVD-Abend ja wohl das Letzte, was ihn interessiert.

Ich verhalte mich, als hätten wir ein Date.

Klar, hier in meinem Zimmer.

Mit irgendeinem schlechten Actionfilm.

Okay, nein, es ist Bill. Wahrscheinlich schleppt er ein Liebesdrama an.

Mehr als eins, immerhin wollte er den ganzen Abend mit Filmen zubringen.

Ob er wohl wieder mit irgendwas kommt, dass er schon rauf und runter geschaut hat?

Meistens ist es dann sogar um einiges unterhaltsamer, weil Bill nicht einmal beim Fernsehen die Klappe halten kann.

Ein Kommentar jagt den nächsten.

Oft spricht er sogar halbe Dialoge mit.

Ich mag es, mit ihm fernzusehen, aber die meisten Leute reagieren früher oder später genervt, vor allem dann, wenn sie sich eigentlich von der Handlung eines Films oder einer Serie überraschen lassen wollen.

Manch einer mag nun mal Überraschungseffekte.
 

Es klopft an der Tür.

„Kannst du mir aufmachen? Ich hab die Hände voll.“

Ähh ja, alles klar.

Also das, was ich mitgebracht hätte, wäre locker mit einer Hand zu transportieren gewesen.

Ich schlendere zur Zimmertür, öffne sie und kann einen Lachanfall einfach nicht unterdrücken.

„Willst du hier die nächste Woche verbringen um DVDs zu schauen? Ich muss irgendwas missverstanden haben. Ich dachte, es ginge nur um einen einzigen Abend..:“

Bill grinst mich breit an.

„Wenn ich eine Woche bleiben wollte,müsste ich wohl mit mindestens zwei Koffern kommen.“

„Ach. Na dann komm erst mal rein.“

Bill schiebt sich an mir vorbei und versucht dabei nichts von dem ganzen Kram fallen zu lassen, den er dabei hat.

Es wäre sicher einfacher gewesen, wenn er gewartet hätte, bis ich ihm Platz mache, oder

ihm etwas abnehme.

Andererseits... hrrmm... na ja, das könnt ihr euch sicher denken.

Ich schließe die Tür, hole zu Bill auf und schnappe mir die beiden Chipstüten, zwei DVDs und eine Flasche.

„So, so, du hast also auch nochmal Filme mitgebracht, wie's aussieht quartieren wir uns hier wohl doch etwas länger ein.“

„Wenn du das durchhälst, hab ich nichts dagegen.“

Bill marschiert zielsicher auf mein Bett zu.

Dann lässt er sein übriges Gepäck vorsichtig darauf fallen, sammelt Tüten Flaschen und Dosen wieder auf und legt sie vor dem Bett auf den Boden.

Ich mache das selbe mit meinen.

Währenddessen klettert Bill auf mein Bett und knautscht das mitgebrachte Kissen zusammen.

„Sag mal, hast du da überhaupt drin geschlafen?“

Er streicht grinsend über die Bettdecke und macht es sich dann auf dem Bauch gemütlich.

Okay, wie's aussieht habe ich ein klein wenig übertrieben.

„Nur weil ich mein Bett mache? Täte deinem auch mal wieder gut.“

Bill lächelt zuckersüß.

„Es ist gemacht, Gustav. Willst du's überprüfen, oder hier anfangen?“

Ich nehme die restlichen DVDs auch noch in die Hand und lasse mich neben Bill fallen.

„Und womit?“

Ich hebe den Stoß an.

„Such am Besten du aus, du hast doch garantiert sowieso schon 'ne Wuschreihenfolge im Kopf.“

Unser Sänger schnappt sich die Filme und breitet sie neben sich aus.

Dann nimmt er sich einen davon und drückt ihn mir in die Hand.

„Würdest du den einlegen? Dein Bett ist grad' so bequem...“

Ich stütze die Hände neben meinem Körper auf und sehe Bill herausfordernd an.

„Was krieg ich dafür, wenn ich's mache? Das mit dem Bett hättest du dir immerhin auch früher überlegen können.“

Er schenkt mir einen unglaublichen Augenaufschlag.

„Was hättest du denn gerne? Vielleicht ist es ja machbar.“

Ach, mir würde da so einiges einfallen...

Statt ihm aber meine Fantasien zu enthüllen, zucke ich betont lässig mit den Schultern, nehme ihm die DVD aus der Hand, stehe auf und bringe den Film zum Laufen.

Anschließend setze ich mich wieder neben ihn.

„Überleg dir was. Du bist doch der kreative Kopf hier.“
 

Bill kuschelt sich zurecht und sieht mich von unten herauf an.

„Danke, du bist ein Schatz. Ich wär' jetzt auch aufgestanden... vielleicht.“

Er schiebt sich einen Arm unters Kinn und grinst.

Kann er endlich mal aufhören so zu schauen?

Ich schüttle den Kopf.

„Wärst du nicht.“

Bill knautscht sein Kissen zusammen, schließt für einen Moment die Augen und seufzt langgezogen.

„Hmmm... hast wohl Recht.“

Er zieht einmal seine Zähne über die Unterlippe und sieht mich wieder an.

„Musst du mir nicht sagen.“

Ich deute auf den Fernseher.

„Wolltest du das hier nicht schauen?“

„Mhm...“

Trotzdem sieht er weiter mich an.

Ich schlucke trocken.

Und um meine Nervosität zu überspielen mache ich es mir jetzt endlich etwas bequemer, ziehe die Beine in den Schneidersitz und rutsche so lange nach hinten, bis ich das Fußende meines Bettes im Rücken spüre.

Dann drehe ich mein Gesicht zum Fernseher hin.

„Zum wievielten Mal läuft der jetzt bei uns?“

„Keine Ahnung.“

Bill angelt sich eine der Chipstüten und reißt sie auf.

Er nimmt sich eine Hand voll Chips und schiebt mir die Tüte zu.

Dann widmet er sich anscheinend tatsächlich seinem Film.

Ich wage es zu ihm hinüber zu schielen, während ich mich ebenfalls mit Knabberkram versorge.

Himmel... wie kann man nur geil dabei aussehen, wenn man Chips in sich hinein stopft?
 

Und wie kann man kurz davor sein zusammenzuzucken, nur weil sich zwei Hände streifen, während man versucht seinen Chipsvorrat wieder aufzufüllen?

Steig ich eben auf Gummibärchen um.

Moment mal! Wie feige geht’s eigentlich?

Statt der Gummibärchen schnappe ich mir eine der Colaflaschen, schraube sie auf und trinke einige große Schlucke.

„Krieg ich die nach dir auch mal?“

Ich reiche die Flasche weiter, noch während ich unterschlucke.

Bill nimmt sie mir aus der Hand und setzt sie an seine Lippen.

Ich wende mein Gesicht schnell wieder dem Fernsehbildschirm zu.
 

Nach etwa der Hälfte des ersten Films flätze ich mich auch endlich mal liegend auf mein Bett, was Bill scheinbar damit quittiert, dass er näher zu mir ran rutscht.

Er dürfte gerne noch etwas...-

Aber dazu müsste ich erst mal meinen Mund aufmachen.

Er klettet sich jetzt sicher nicht einfach so an mich.

***
 

„So, welchen als nächstes, oder bist du schon k.o.?“

Ich frage, weil Bill in der letzten Viertelstunde für seine Verhältnisse verdächtig still geworden ist, vor allem, da es sich bei unserer zweiten DVD um einen seiner Lieblingsfilme handelt.

Den kennt er praktisch auswendig.

Ich grinse in seine Richtung.

Sein Gesicht ist halb im Kissen vergraben, er atmet tief und gleichmäßig.

Okay... das erklärt einiges, aber wollte er nicht mindestens die halbe Nacht durchmachen?

Relativ leise spreche ich ihn noch einmal an.

Er schläft tatsächlich...

Ich seufze leise auf.

Und jetzt?

Wecken werde ich ihn ganz bestimmt nicht.

Ich stehe vorsichtig auf, schalte DVD-Player und Fernseher aus und mache mich auf die Suche nach einer Decke, da er auf meiner ja praktischerweise drauf liegt.

Alle, die ich hier habe sind meiner Meinung nach zu dünn für die Jahreszeit.

Dann werde ich wohl eine aus seinem Zimmer holen.

Solange ich in meinem Zimmer bin, bewege ich mich so leise wie möglich.
 

Kurz darauf bin ich auch schon zurück und breite Bills Bettdecke über ihm aus.

Zuvor streiche ich ihm jedoch einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht.

So... schön.

Gerade jetzt sieht man ihm noch nicht einmal den Stress der letzten Jahre an.

Ich reiße mich mit Mühe von Bills Gesicht los und hole mir nun selbst eine Wolldecke.

Bin ja nicht ganz so verfroren wie unser Sänger.

Auf dem Rückweg zum Bett schalte ich das Zimmerlicht aus und schüttle die Decke auf.

Dann taste ich nach meiner Matratze, klettere darauf und igle mich am Fußende bestmöglich ein.

Außerdem setze ich meine Brille ab und lege sie vorsichtig auf den Boden direkt vor meinem Bett.

Ich kann Bill neben mir deutlich spüren, obwohl ich ihn nicht einmal berühre.

Ist vielleicht auch besser so.

Sonst kann ich garantiert gar nicht einschlafen.

Will ich überhaupt schlafen?

Wann bekomme ich das nächste Mal die Gelegenheit, ihn so nah bei mir zu haben?

Ich blinzle in Bills Richtung.

Es ist nicht einmal völlig dunkel hier drin, weil ich vergessen habe den Rollladen herunter zu lassen.

Nachdem ich unseren Sänger eine ganze Weile betrachtet habe, dreht er sich auf die Seite, zieht die Beine näher an seinen Körper heran und stößt mit einem Fuß gegen mein Schienbein.

Ich halte für einen Moment die Luft an und traue mich auch ansonsten nicht, mich zu bewegen.

Also, entspannen werde ich so sicher nicht.

So ist das doch echt nicht zumutbar...

Natürlich könnte ich die Gelegenheit nutzen, um ihm etwas näher zu kommen, aber das wäre irgendwie verräterisch, wo er doch schläft, oder?
 

***
 

Als es draußen schon wieder heller wird döse ich endlich ein, weil ich einfach zu müde bin, um weiter die Augen offen zu halten, Bill neben mir hin oder her.
 

Es fühlt sich an, als hätte ich erst wenige Minuten im Halbschlaf verbracht, als Bill sich bewegt.

Hmm... jetzt bleib doch noch ein bisschen still liegen, wo du mich schon um meine Nacht gebracht hast...

Ich werd' jedenfalls noch nicht aufstehen.

Ausnahmsweise nicht.

Nicht einmal, um dir Kaffee zu kochen.

Auch dann nicht, wenn du mir dafür zum Dank wieder um den Hals fällst.

Mich bekommst du nicht mal dazu, auch nur zu blinzeln.

Nicht in der nächsten Stunde. Oder den nächsten Stunden.

Ha!

Bill brummt wohlig vor sich hin, gähnt ausgiebig und scheint sich dann zu strecken.

Er bewegt sich wieder und rollt sich anscheinend in meine Richtung, denn plötzlich spüre ich seinen Atem auf meinem Gesicht.

Seine Haarspitzen kitzeln meine Wange und für einen Moment berührt seine Nasenspitze meine Stirn.

Dann streicht er mir kurz mit den Fingern durchs Haar und steht auf.
 

Hmnn... also ist er immer noch so anhänglich.

Muss ja ganz schön sauer auf Tom sein.

Und er steht einfach auf, ohne mich zu wecken?

Wirklich sozial von ihm.

Dann kann ich wohl tatsächlich noch ein wenig weiter dösen.

Ich höre die Tür leise knarzen, was wohl heißt, dass ich jetzt alleine bin.

Trotzdem rühre ich mich nicht mal vom Fleck um mehr Platz in meinem eigenen Bett einzunehmen.

Viel zu anstrengend.
 

Wie spät es wohl ist?

Jedenfalls scheint außer Bill noch keiner auf den Beinen zu sein.
 

Schon bald wird meine Tür wieder weiter aufgedrückt und wenige Sekunden später leise geschlossen.

Nochmals einige Momente später spüre ich, wie die Matratze neben mir nachgibt.

Dass er so leise ist, bin ich gar nicht gewöhnt.

Und wieder kann ich seine Finger auf meiner Haut fühlen.

Dieses Mal bewegen sie sich langsam über meine Wange.

Ich seufze wohlig auf.

Die Finger zucken zurück.

Hmm... hätte nichts dagegen, wenn er sie gelassen hätte, wo sie waren.
 

Jetzt höre ich ein leises Quietschen und kurz darauf ist die Luft von Kaffeeduft erfüllt.

Das bilde ich mir jetzt aber nur ein, oder?

Wahrscheinlich schlafe ich einfach und träume das hier nur.

Die Szene gestern war zu eindrücklich.

Dass Bill tatsächlich selbst Kaffee kocht ist absolut unwahrscheinlich.

Aber der Traum ist ziemlich realistisch gestaltet.

Im Moment hört es sich tatsächlich so an, als würde jemand Flüssigkeit in eine Tasse oder ein Glas gießen.

Dann quietscht es wieder leise und die Matratze bewegt sich erneut unter mir.

Nur ein ganz kleines Bisschen dieses Mal.

Ich kneife die Augen fester zusammen und blinzle ganz vorsichtig.

Sonnenlicht blendet mich.

Okay, anscheinend bin ich doch wach...

„Hmnnn...“
 

„Guten Morgen!“

Ein erneuter Versuch zu blinzeln.

Bills Oberschenkel gerät in mein Blickfeld.

Ich drehe meinen Kopf ein wenig und gähne.

„'N Morgen...“

„Gut geschlafen?“

Ich reibe mir die Augen, um etwas klarer zu sehen, taste dann mit selbiger Hand auf dem Boden umher, auf der Suche nach meiner Brille.

Die ist auch recht schnell gefunden.

Ich setze sie auf ehe ich antworte.

„Ehrlich gesagt nich' wirklich.“

„Oh nein... und dann hab ich dich auch noch geweckt, oder? Das wollte ich nicht, wirklich nicht...“

Das wäre ja was ganz Neues, aber heute ist er sowieso anders als sonst.

Eigentlich seit gestern schon.

„Schon okay, du has' mich nich' geweckt...“

Bill atmet sichtlich erleichtert aus.

Ich stemme mich langsam in eine sitzende Position.

Dann schiebe ich mir die Decke von den Beinen und lächle Bill an.

Ich deute auf die Tasse in seiner Hand und lege den Kopf schief.

„Du hast Kaffee gekocht?“

Er grinst.

„Nach gestern hast du das verdient.“

„Wow...“

Bill hält mir die Tasse hin.

„Ich hab gestern überreagiert...“

Nein? Wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen

„...aber ich war etwas durch den Wind.“

Ich nehme die Tasse entgegen und trinke vorsichtig einen Schluck.

„Und jetzt geht’s wieder?“

Solange er Tom aus dem Spiel lässt, werde ich das wohl besser auch so handhaben.

Inzwischen fühle ich mich auch wach genug, um nicht aus Versehen irgendeinen Müll von mir zu geben.

„Ja.“

Okay... dann hat ihn der gestrige Abend wohl ausreichend abgelenkt...

Ich trinke weiter meinen Kaffee.

Bill beobachtet mich dabei.

Dann greift er nach meiner Tasse und nimmt sie mir aus der Hand.

Er nimmt einen Schluck daraus und stellt sie anschließend auf den Boden.

„Nein... eigentlich nicht.“

Wie? Er hat doch gerade noch gesagt, dass...

„Hey, ich hab auch zwei gesunde Ohren. Du könntest was auch immer auch mit mir bequatschen. Ist bestimmt besser, als zu 'ner Wand zu reden. Außer es geht wieder um so 'n Zwillingsding, von dem Georg und ich sowieso nichts verstehen... dann bringt es wohl nichts...“

Bill denkt anscheinend über mein Angebot nach.

„Ich weiß nicht... du scheinst mir in letzter Zeit etwas schwer von Begriff zu sein.“

„Was? Und woraus schlussfolgerst du das? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du in der nahen Vergangenheit versucht hättest mir irgendwas klar zu machen.“

„Eben.“

Oh,oh, ich hab ihn doch bitte nicht versehentlich abgewürgt, als er meine Hilfe gebraucht hätte. Oder ignoriert, weil ich gerade mal wieder am Löcher in die Luft starren war.

Könnte durchaus sein, leider...

Mist, ey...

Ich räuspere mich verlegen.
 

Bill streicht mir ähnlich wie vorhin durchs Haar.

Auch ich greife mir an den Hinterkopf.

„Hab ich da irgendwas?“
 

Mein Freund verdreht die Augen und stöhnt genervt auf.

„Ich habe eigentlich gehofft, dass sich deine Haarfarbe nicht doch irgendwann auf deine Hirntätigkeit auswirken würde.“

„Du hast doch noch nicht mal angefangen mir irgendwas zu erklären, wie soll ich da-“

„Okay,okay, ist ja gut, ich bring das ganze nochmal auf dein Niveau... Lehn dich bitte irgendwo an, ja? Nicht, dass du gleich hintenüber aus dem Bett kippst. Das kann ich echt nicht gebrauchen.“

Ich rutsche mal wieder runter zum Fußende und lehne mich wie geheißen an.
 

Bill klettert vollends aufs Bett und kommt auf Knien näher.

„Mehr oder weniger. Manchmal hat er solche Phasen. Meistens dann, wenn wir mal mehrere Tage am Stück 'zu Hause' sind.

Das ist doch gut, das ist wirklich gut...“

Das... ähhh...

Er hat das mit angehört?? Aber, er wollte doch zu Tom? Wie...

„Was hast du noch gehört?“

Bill hält erst inne, als er über meinem Schoß kniet.

„Alles seit 'Mach genau das Gegenteil'. Das hat mich neugierig gemacht...“

Das darf doch nicht wahr sein...

Ich sehe Bill von unten herauf verschüchtert an.

„Das musste ich unbedingt Tom erzählen. Aber der Arsch hat mich ja nicht mal richtig zu Wort kommen lassen.“

Ich räuspere mich.

„Ich dachte schon, du würdest nie auf meine Phasen anspringen, aber nach gestern früh war ich so aufgedreht, dass ich das Gefühl hatte jeden Moment vor Aufregung zu platzen. Was Georg zu dir gesagt hat, konnte einfach nur bedeuten...“
 

Bill fängt aus heiterem Himmel an zu lachen, küsst mich stürmisch und lacht weiter.

Ich starre ihn an und hole tief Luft.

Dann packe ich ihn an der Hüfte, drücke ich ihm bestimmend auf meinen Schoß.

„Ich Feigling hätte mich garantiert nie getraut dir das zu sagen. Gott sei Dank bist du so unverschämt neugierig...“

Meine Finger gleiten sanft zu Bills Brustkorb hinauf.

„Du machst mich mit diesen Phasen schon seit drei Jahren regelmäßig halb wahnsinnig.“

Bill zieht eine Grimasse und hebt eine Hand in die Luft, als würde er mich jeden Moment schlagen wollen.

„Wie bitte?!? Du lässt mich drei Jahre lang um dich rumschleichen??“

Bill krallt seine Finger in meine Haare.

Dann schiebt er sein Gesicht dicht vor meines.

„Und wie lange dachtest du, dass du das noch abziehen kannst? Zwei Jahre? Drei? Länger?“

Kommt mir sehr bekannt vor, was er da gerade sagt... erm....

„Hoffentlich brauchst du nicht bei allem so lange, bis du in Gang kommst...“

Bills Augen funkeln fast schon drohend.

Ich lege meinen Mund auf seinen, stoße ein leises Knurren aus und knappe ihm leicht in die Unterlippe.
 

„Willst du's austesten...?“



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