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Braut wider Willen

FF zu Karmas Crossdressing-Wettbewerb
von

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Bitte zu Tisch

Am späten Nachmittag wurde Joey endlich von seiner Peinigerin entlassen. Es waren nur noch wenige Stunden bis zum Treffen mit Dukes Eltern, gerade genug Zeit, noch einmal die Unterlagen durchzugehen, damit er nichts vergaß, und sich fertig zu machen. Als er die Seiten durchgeblättert hatte, streckte er sich lang auf dem Bett aus und schloss die Augen. Ein paar Minuten Ruhe, ohne dass jemand an ihm herumkritisierte oder etwas von ihm wollte, waren ja wohl nicht zu viel verlangt. Sein Job war anstrengend. Die Füße taten ihm von den vielen Laufübungen weh, er wusste nicht, wie er den Abend überstehen sollte.

Er war froh, dass Duke nicht bei dem Essen heute dabei sein würde. Nach mehreren gemeinsamen Schuljahren war nicht auszuschließen, dass er ihn erkannte. Mit etwas Glück aber bekam er ihn gar nicht zu sehen, bis zur Hochzeit waren keine weiteren Treffen zwischen dem Brautpaar vorgesehen und die echte Braut hatte sich dann hoffentlich hier eingefunden. Die neueste Spur, die Croquet gefunden hatte, führte nach Hongkong, wo sie mit ihrer Kreditkarte ein paar Kleider gekauft hatte.

Zu gern hätte er gewusst, was im Kopf dieses Mädchens vorging. Sie führte hier ein Leben im Luxus, musste ihren Vater wahrscheinlich nur einmal lieb anschauen, um alles zu bekommen, was sie wollte (so wie er seine Tochter vergötterte), heiratete in ein paar Tagen einen der begehrtesten Junggesellen von Domino ... Joey schüttelte den Kopf. Verstehe einer die Launen eines Millionärskindes.

Es klopfte, gleich darauf wurde die Tür geöffnet.

„Du bist ja noch gar nicht umgezogen.“

Joey stemmte sich auf seinen Ellbogen vom Bett hoch und sah Yami im Türrahmen stehen, der ihn tadelnd ansah.

„Wieso, ist doch noch genug Zeit.“

Sein Freund kam leise lachend näher.

„Joeylein, du darfst das nicht mit uns vergleichen, wenn wir uns für eine Feier oder dergleichen fertig machen. Frauen brauchen nun mal etwas länger im Bad ... und noch länger, wenn es um ihre Kleiderwahl geht.“

„Das sagt der Richtige. Du hast neulich über eine Stunde vor deinem Kleiderschrank gestanden und konntest dich nicht entscheiden, was du anziehen willst“, konterte er.

„Siehst du, uns Männern kann es da genauso gehen.“

Er zog ihn vom Bett hoch und führte ihn in den begehbaren Kleiderschrank, den er sich bis dato aus Zeitmangel und Desinteresse noch nicht näher angesehen hatte. Joey fühlte sich erschlagen. In einem breiten Regal, das bis unter die Decke reichte, stapelten sich Schuhe, Schuhe und noch mehr Schuhe in allen möglichen Farben und Formen, ob Ballerinas, Highheels, Stiefel oder anderes. Ein weiterer Schrank beherbergte Hosen, ein anderer Pullover und Oberteile, auf den Stangen dazwischen hingen dicht an dicht Kleider und Röcke.

„G ... Gehört das alles Celia?“

„Davon dürfen wir ausgehen.“

Fröhlich pfeifend machte sich Yami daran, die Berge von Kleidern nach etwas Passendem für Joey zu durchwühlen. Er hielt ihm mehrere Kleider und Oberteile vor den Körper, schüttelte den Kopf und hängte sie wieder weg.

„Hmm ... Nein ... passt nicht ... zu schlicht ...“

„Yami, das wird nur ein Abendessen mit Dukes Eltern, kein Staatsempfang.“

„Hast du eine Ahnung! Das kommt aufs Gleiche raus.“ Er drückte ihm ein Stück blauen Stoff in die Hand. „Das hier passt. Zieh dich um, ich suche inzwischen Schuhe dazu. Himmel, jetzt steh hier nicht wie angewachsen, ich muss dich gleich noch schminken.“

„Aber ich bin doch schon geschminkt.“

„Dummchen.“ Yami versetzte ihm einen leichten Schlag gegen den Hinterkopf. „Das Make-up muss zum Kleid passen.“

Mit einem geseufzten „Ist das bei Frauen immer so kompliziert?“ begab sich Joey wieder ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen.
 

„Celia-Liebes, bist du fertig?“, tönte Mais kräftige Stimme durch den Flur, wenig nachdem Yami die letzten Korrekturen am Lidschatten beendet hatte.

„Wir sind soweit!“, antwortete dieser an Joeys Stelle und scheuchte ihn von seinem Hocker auf. „Und vergiss nicht, immer hübsch freundlich lächeln, das sind deine zukünftigen Schwiegereltern.“

„Celias.“

„Im Augenblick bist du Celia, also sind es deine.“

Joey trat in den Flur hinaus, wo ihm Mai in einem eleganten zartvioletten Kleid, die blonden Locken in einer Hochsteckfrisur gebändigt, entgegeneilte.

„Wir müssen uns beeilen, ihr Wagen hat gerade das Tor passiert. Sie sind zu früh dran.“

Joey kam sich albern vor, als er mit Mai am Arm im Trippelschritt zur Treppe ging und diese hinabstolzierte. Trotz ihrer gemurmelten Ermahnungen, nach vorn zu sehen, ging sein Blick immer wieder nach unten, zu groß war seine Angst, er könnte über seine eigenen Füße oder den Saum seines Kleides stolpern.

„Ihr zwei seht einfach hinreißend aus!“, rief Pegasus, der sich ebenfalls in der Eingangshalle eingefunden hatte, um ihre Gäste willkommen zu heißen. „Meine zwei Grazien.“

Immer schön lächeln, erinnerte sich Joey, als Mai von ihm mit einem Kuss begrüßt wurde, wich aber einen Schritt zur Seite, als er dies bei ihm ebenfalls tun wollte. Sie stellten sich links und rechts von Pegasus auf und mussten nicht lange warten, bis von draußen die Geräusche eines herannahenden Wagens zu hören waren. Butler und Hausmädchen liefen mit großen Schirmen nach draußen, um den Besuchern zu helfen, trockenen Fußes in die Villa zu gelangen. Den ganzen Nachmittag hatten die Wolken mit Regen gedroht, doch es war trocken geblieben. Erst vor ein paar Minuten waren die ersten Tropfen gefallen.

In Joey machte sich Nervosität breit. Yami hatte ihm eingeschärft, genau auf seine Manieren zu achten und sie nicht in irgendeiner Weise zu verärgern, denn am Ende würde Celia die Leidtragende bei der Sache sein.

„Christopher, Isabel, ich freue mich so, dass ihr da seid“, setzte Pegasus zu seiner Begrüßung an, stockte jedoch, als er hinter ihnen noch eine dritte Person unter dem Schirm auftauchen sah, die über die Schwelle schritt.

Der Blonde schluckte. Wenn es einen Gott, eine höhere Macht oder etwas in der Art gab, dann musste sie ihn hassen. Anders konnte es nicht sein. Ein Paar grüne Augen schweifte durch den Raum, blieb kurz an ihm hängen und wandte sich dann Pegasus zu, der die erste Überraschung rasch abgeschüttelt hatte.

„Welch freudige Überraschung, Duke, wir wussten nicht, dass du deine Eltern doch begleiten kannst.“

„Ich habe meinen Termin verschoben“, antwortete er mit einem Lächeln, das auf Joey für einen Augenblick gequält wirkte.

„Ich hoffe, das ist jetzt kein Problem“, schaltete sich Christopher Devlin ein. „Wir hätten euch Bescheid sagen müssen.“

„Ach, wie ich unsere Köchin kenne, hat sie genug gemacht, um eine ganze Kompanie zu versorgen“, winkte Mai ab und setzte ein kokettes Lächeln auf, als sie von ihm mit einem Handkuss begrüßt wurde.

Joey ließ die Prozedur schweigend über sich ergehen, zuckte jedoch bei der Berührung mit Dukes Hand leicht zusammen und musste sich zwingen, den Blick zu heben und ihn anzusehen.

„Wie schön, dass du doch kommen konntest.“

„Ein paar Terminänderungen, wie gesagt.“

„Gehen wir doch ins Wohnzimmer, bis das Essen angerichtet ist“, sagte Pegasus und bot Isabel, von der Duke das schwarze Haar geerbt hatte, den Arm; die anderen folgten ihnen.

Joey warf einen Seitenblick auf Duke, der sich ein Stück von ihm entfernt auf der Couch niedergelassen hatte. Wie ein glücklicher Bräutigam wirkte er nicht gerade. Auch was Croquet in seinen Bericht geschrieben hatte, wollte bisher nicht so wirklich ins Bild passen. Er hatte die Treffen, die zwischen den beiden Verlobten stattgefunden hatten, als stets sehr harmonisch geschildert, doch der Schwarzhaarige machte viel mehr einen höflich-distanzierten Eindruck, als gehe ihn die ganze Sache eigentlich gar nichts an.

Die Meldung des Butlers, das Essen sei serviert, erlöste ihn aus seinen Überlegungen, denn nun hatte er anderes zu tun, vor allem sich an die etlichen Regeln zu erinnern, die Mai ihm eingepaukt hatte. Den ersten Rüffel in Form eines bösen Blickes fing er sich ein, noch bevor er richtig von der Suppe gekostet hatte. Nicht nur, dass sie zu heiß war und er kurz pustete, bevor er sich den Löffel in den Mund schob – etliche Sekunden hatte er das Gefühl, sein Mund würde von innen verbrennen, bis er die kleinen Chilistückchen entdeckte, die in der Brühe zwischen den Nudeln schwammen. Mühsam schluckte er die Brühe herunter, sie auszuspucken wagte er nicht, und begann zu husten. Die Augen tränten ihm.

„Alles in Ordnung, Liebes?“, fragte Pegasus besorgt. „Hast du dich verschluckt?“

„Zu ... scharf ...“, krächzte er als Antwort und griff nach dem Wasserglas.

„Das würde ich an deiner Stelle nicht tun, Celia“, wandte sich Isabel an ihn. „Das verstärkt den Reiz nur, iss etwas von dem Brot.“

Erst jetzt bemerkte Joey die kleinen Weißbrotscheiben, die auf einem Teller links neben ihm lagen. Als er danach griff, um hineinzubeißen, und hörte er von Mai, die rechts von ihm saß, ein leises Räuspern. Seine Mundwinkel verzogen sich kurz ärgerlich, dass er selbst jetzt an die verdammte Etikette denken sollte, dann aber brach er ein kleines Stück ab, wie sie es ihm erklärt hatte, und schob es sich in den Mund.

Das Brennen ließ ein wenig nach.

„Hattest du nicht gesagt, diese Suppe sei eins deiner Lieblingsgerichte?“, hakte Duke nach.

„Sonst schon ...“

„Ich muss zugeben, sie ist etwas schärfer als sonst geworden“, sprang Pegasus seiner angeblichen Tochter zu Hilfe.

Der Reiz flaute allmählich ab, die Suppe aber rührte Joey nicht mehr an. Freiwillig wollte er sich den Hals nicht verätzen, da konnte Mai ihm unter dem Tisch noch so oft gegen das Schienbein treten. Pegasus lachte leise.

„Unsere Köchin fand es amüsant, unser heutiges Essen unter das Motto ‚Himmel und Hölle’ zu stellen“, erklärte er.

Joey war sich nicht sicher, ob er wissen wollte, was sie sich für die nächsten Gänge ausgedacht hatte, nur knurrte ihm der Magen mittlerweile zum Steinerweichen, nachdem er die Suppe hatte verschmähen müssen. Einigermaßen beruhigt sah er, dass es sich bei der Hauptspeise um Fisch handelte – Seeteufel. Den ersten Bissen probierte er skeptisch und machte sich erst richtig darüber her, nachdem er festgestellt hatte, dass er zwar dem Namen, nicht aber dem Geschmack nach in die Hölle gehörte.

Zu guter Letzt wurden als Dessert Windbeutel mit Sahnefüllung und Obst aufgetragen, die Joey ein freudiges Lächeln auf die Lippen zauberten. Nicht ohne Grund zog Yami ihn öfter damit auf, was für eine Naschkatze er war, besonders wenn es um Erdbeeren ging, mit denen der Windbeutel reichlich garniert war.

„Und, schon aufgeregt wegen der Hochzeit, ihr zwei?“, erkundigte sich Mr. Devlin. „Noch ein paar Tage, und wir sind eine große, glückliche Familie.“

„Sicher, Dad“, brummte Duke.

Joey schluckte hastig den Bissen hinunter, den er noch im Mund hatte, um brav ebenfalls zu antworten – und nicht den nächsten blauen Fleck am Bein zu kassieren – und saß im nächsten Moment kerzengerade auf seinem Stuhl. Nur Sekunden später krümmte er sich hustend zusammen, versuchte Luft in seine Lungen zu befördern und erkannte mit Schrecken, dass dieser der Zugang versperrt war. Panik machte sich in ihm breit.

„Celia?“

Mai klopfte ihm auf den Rücken, um das Erdbeerstückchen, das sich in seinem Hals festgesetzt hatte, so zu lösen.

„Du musst ordentlich husten.“

Was denkst du, was ich hier mache?!

Hatte ihm die Anstrengung anfangs noch die Röte ins Gesicht getrieben, begann sich dieses nun schon ungesund bläulich zu verfärben.

„Meine Güte, seht ihr nicht, dass sie am Ersticken ist?“

Dukes Stuhl fiel polternd zu Boden. Er zog Joey von seinem Sitz hoch und an sich, schlang ihm unterhalb der Rippen die Arme um den Bauch, eine Hand zur Faust geballt. Der Blonde konnte kaum so schnell gucken, wie ihm selbige gegen den Bauch gerammt wurde, einmal und noch einmal. Im hohen Bogen flog das rote Obststück, das ihm Qualen bereitet hatte, aus seinem Mund und landete in Pegasus’ Sektglas. Ein Gefühl von Befreiung machte sich in ihm breit, während er den Sauerstoff in tiefen Zügen einzog.

„Besser ...“, murmelte er. „Danke.“

Sein Kopf wandte sich langsam nach hinten, da Duke keine Anstalten machte, ihn loszulassen.

„Äh ... Es geht mir wieder gut.“

„Hattest du diese Narben letztes Mal schon, als wir uns gesehen haben?“, fragte Duke stattdessen.

Joey folgte seinem Blick zu seinem rechten Oberarm, über den sich quer drei feine, helle Linien zogen. Yami hatte vergessen, sie zu überschminken.

„Nein, die müssen neu sein“, mischte sich Mrs. Devlin ein. „Wo hast du sie her?“

„Mich hat eine ... Katze gekratzt“, antwortete Joey zögernd und ver-

suchte vergeblich, die Stelle mit dem kurzen Ärmel seines Kleides zu verdecken. Er löste Dukes Arme von sich und brachte etwas Abstand zwischen sie beide.

„Wollen wir den Kaffee im Salon einnehmen?“, lenkte Mai ihre Gäste rasch ab. „Mein lieber Duke, vielen Dank für deine Hilfe.“

„Gut gemacht, mein Sohn.“ Christopher klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Wäre da nicht ein kleiner Kuss als Dank angebracht, Celia?“

Der mit diesem Namen Angesprochene zuckte zusammen. Alles, nur nicht das.

„Das finde ich auch“, stimmte Pegasus zu, wofür Joey ihn hätte erwürgen können. „Na los, ihr zwei, nur nicht so schüchtern.“

Er gab ihm einen kurzen Stoß, der ihn gegen Duke beförderte. Dieser seufzte und Joey meinte zu hören, wie er murmelte: „Bringen wir es hinter uns.“

Die Berührung ihrer Lippen dauerte nur Sekunden, dann hatte sich der Schwarzhaarige auch schon wieder von ihm gelöst und marschierte in den Salon hinüber, gefolgt vom Rest der beiden Familien. Joeys Wangen fühlten sich immer noch glühend an, als er längst wieder auf seinem Platz auf der Couch saß und sich bemühte, in jede Richtung, nur nicht die von Duke zu sehen.

Er folgte nicht wirklich der Unterhaltung, welche die zukünftigen Schwiegerelternpaare führten. Die Dekoration, die Anlieferung der Hochzeitstorte und die ganze übrige Logistik der Hochzeit interessierten ihn nicht. Wenn es so weit war, hatte Celia wieder ihren Platz eingenommen und er konnte sich in seine Wohnung zurückziehen und das alles hier für einen bösen Traum halten ... Der ihm zugegeben ein dickes Plus auf dem Konto bescherte.

Dennoch war er alles andere als betrübt, als sich die Devlins schließlich verabschiedeten, um den Heimweg anzutreten, und er sich in sein Zimmer zurückziehen konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Sammy5522
2010-09-28T15:14:58+00:00 28.09.2010 17:14
huhu!
Super kappi!!
Der arme joey.

freue mich schon wenn es weiter geht!!

lg sammy
Von:  trinithy
2010-09-28T08:07:10+00:00 28.09.2010 10:07
*hihi*
Echt tolles Kapitel und ich wusste schon immer das Duke ein Held ist. Wie er Joey quasi das Leben gerettet ha war cool^^

Darf ich meine eigenen Vermutungen anstellen weshalb Duke nicht ganz so glücklich ist mit seiner bevorstehenden Vermählung mit Celia? Ich hab da nämlich so eine Theorie, die sich durch den Kuss (wenn man es denn Kuss nennen konnte^^) nur noch bestätigt hat
*lach*
Von:  mu_chan
2010-09-27T21:25:27+00:00 27.09.2010 23:25
tolles kapitel!!^-^
woa joey tut mir echt leid!!
ich frag mich wann celia wieda auftaucht!!
freu mich schon wenn es weiter geht!!
glg mu_chan


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