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Desiderium

BenxShanks
von

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Dritter Streich

„Tu mir einen Gefallen und sprich ihn auf gar keinen Fall an, egal was passiert, verstanden?“

Yasopp hob verwirrt eine Braue.

„Hö? Warum denn Lou?“, fragte er den rundlicheren Smutje.

„Er ist wieder auf dem Trockenen…“, murmelte dieser zwischen zwei Bissen Fleisch.

Irritiert blinzelte der Schütze und sah erneut rüber zur Rehling.

„Wie auf dem Trockenen? Das versteh ich jetzt nicht, Ben trinkt doch am wenigsten von uns allen.“
 

Lucky Lou hielt kurz im Kauen inne und folgte dem nachdenklichen Blick seines Kameraden.

„Ben trinkt zwar kaum was, dafür raucht er, wie ein ganzer Vulkan vor dem Ausbruch.“

„Aha…“Yasopp kratzte sich am Kopf und zuckte mit den Schultern, „und weiter?“

Lou gab ein frustriertes Schnaufen von sich.

„Er raucht nicht nur wie ein aktiver Vulkan, seine Laune ist ebenso explosiv.“, grummelte er.

„Ich kann dir immer noch nicht ganz folgen.“

Der Schütze folgte mit finster zusammen gezogenen Brauen den hektisch wirkenden Bewegungen des, sonst immer so ruhig erscheinenden Vizes.

„Wenn Ben keine Rauchen kann, wird er zu einer tickenden Zeitbombe.“

Langsam verstand Yasopp was Lucky Lou ihm sagen wollte. Er hatte selbst bisher kein einziges Mal das unangenehme Vergnügen mit einem auf Entzug gesetzten Ben Beckman gehabt. Und wenn er es sich selbst eingestand, wollte er es auch nicht.
 

„Unser Malheur besteht leider aus zwei ausgehenden Katastrophen.“, sagte Lou trocken und riss mit seinen Zähnen erneut ein Stück von seinem Braten heraus, das er wenige Sekunden später schmatzend zerkaute.
 

Yasopp schwieg. Beobachtete noch eine Weile, wie Ben sich zum wiederholten Male an die Schläfen griff und anscheinend stumm etwas vor sich hin murmelte. Dann drehte er seinen Kopf leicht in die Richtung, wo sich die Tür zur Kajüte ihres Captains befand. Wie ein drohendes Unheil, das mit lauernden Schritten auf und ab tigerte, wirkte dieser Bereich des Schiffes. Noch war alles ruhig, doch jeder an Bord wusste, dass diese Ruhe leider einen viel zu kurzen Spielraum hatte, denn sobald Shanks erwachte, brach die sprichwörtliche Hölle des Jammerns aus.
 

„Unser Vize hat keine Zigaretten mehr und unser Captain wird einen Kater haben, na schönen Dank auch. Wer ist eigentlich auf die gottverdammte Idee gekommen, gestern vor Aufbruch noch so eine wilde Party zu schmeißen?“, grummelte Yasopp.

„Unser werter Captain und wenn ich mich recht entsinne, war er nicht allein mit dieser betörenden Annahme, dass eine Party doch die beste Verabschiedung von einer Insel sei.“, wie aus dem Nichts kam jenes unheilvolle Grummeln und veranlasste die beiden Piraten dazu zusammen zu zucken.
 

Für einen winzigen Augenblick, viel zu kurz um ihn genau im Gedächtnis zu behalten, entgleisten die Gesichtszüge der beiden Männer und glichen sich für diesen engen Zeitraum, wie ein Ei dem anderen. Eine exzellente Mischung aus Überraschung, dem unguten Gefühl des Ertappt Werdens bei dem Lästern über einen anderen Kameraden (in diesem Fall, war der eigene Captain mit eingeschlossen) und kaltem Entsetzen, gepaart mit der schrecklichen Erkenntnis, wer ihr, nicht laut geführtes Gespräch mit angehört hatte.

Und ausgerechnet, diese Person, tigerte wie ein eingesperrtes Tier an Deck auf und ab, den Blick immer wieder zum Horizont hebend, in der kläglichen Hoffnung eine rettende Insel zu sehen, auf der man wunderbar, nikotinhaltige, zum Rauchen geeignete, nicht halogene Glimmstängel kaufen, ersteigern oder im Notfall auch stehlen konnte. Und dieser Person war es herzlich egal, dass er seit Jahren das wohl schädlichste Gift, neben Ethanol, zu sich nahm, denn es schaffte hin und wieder seine Nerven für kurze, beruhigende Atemzüge zu lähmen, damit er sich einer unsagbar, höchstinteressanten und wunderschönen Entspannung widmen konnte, die nicht so leicht aus dem Konzept gebracht werden konnte, selbst für den rothaarigen Chaoten war dies beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.
 

Warum ausgerechnet unter den unpassenden Menschen, musste gerade einer der intelligenten und gerissenen in genau diesem Moment auf sie zugehen und ihre Diskussion über eine Krise, der beiden wichtigsten Repräsentanten ihrer Crew, mitkriegen?
 

Manchmal glaubte Yasopp, dass das Schicksal einen mehr als nur seltsam verschrobenen Humor hatte. Er vermutete im Stillen, das es zum Sadismus neigte und gerne das Leben anderer zur ewigen Verdammnis zu einem Ben Beckman, beziehungsweise Shanks schickte, wo diese als eigenständige Form des Teufels fungierten. Ein Unterfangen der abenteuerlichen Art und Weise, ohne die Hoffnung auf einen sichernden Rückschein. Und bei Gott, er hatte noch vor seinen Sohn wieder zu sehen und zwar als lebender Mensch, nicht als verstümmelte Leiche!
 

Als jedoch nichts weiter von dem Schwarzhaarigen kam, hoben die beiden ertappten Piraten die Köpfe und beobachteten ein seltenes Mienenspektakel der besonderen Art.

Bens Blick war fest fokussiert auf die Kapitänskajüte. Eine steile Falte zierte seine Stirn und seine Augen sprachen Bände über eine Unsicherheit, die weder Yasopp noch Lou bei ihm je gesehen hatten. Er wirkte seltsam angespannt und auf unerklärliche Weise nervös, völlig von seiner sonstigen, stets organisierten Bahn losgelöst, als würde er mit einem inneren Gegner kämpfen, der zur Zeit mehr Asse im Ärmel hatte als er. Ben schnaubte leise, als er spürte, wie die Augen seiner alten Freunde nachdenklich auf ihm ruhten. Ein gereizte Schlage zischelte empört auf. Sie wollte sich keine Blöße geben! Zeigte es doch eine Schwachstelle in ihrem Schutzsystem an.
 

Und gerade wegen dieser Schwachstelle, begann ein gut gehüteter Teil in Bens Gehirn, gewisse Geschehnisse und vergangene Ereignisse zu überdenken… Seit gestern Nacht hatte dieser Bereich in seinem Kopf unaufhörlich gearbeitet. Verweigerte sich einer kurzen Ruhepause und ratterte, wie ein Uhrwerk stetig weiter. Zahnräder verhakten sich ineinander in ihren Bewegungen, lösten sich mit einem leisen Knacken wieder, gingen eine neue, kurzweilige Verbindung mit einem nächsten Zahnrad an. Alles in einem stetigen, monoton anmutenden Kreislauf, der nach einem altbekannten Schema zu funktionieren schien.
 

Doch ähnlich, wie bei anderen Dingen oder Problemen, gehört neben der bereits bekannten Lösungsmethode, auch der Wille sich in neue Gewässer zu trauen. Wozu war er Pirat geworden, wenn er sich noch nicht einmal traute die neuen Gefilde in seinem eigenen inneren Ozean zu erforschen? Warum hatte er es bis in die Neue Welt geschafft, wenn ihn seine eigene Neue Welt zurück schrecken ließ?
 

Nichts wollte in seinem Kopf zusammenpassen. Das Puzzle hatte noch viel zu viele Lücken und warf nur noch mehr Fragen auf. Und das Schlimmste war, Ben wusste plötzlich nicht mehr, wie er seinem alten Freund und Captain gegenübertreten sollte. Würde Shanks alles mit einem frechen Grinsen überspielen? Es ins Lächerliche ziehen oder gar nicht ansprechen?
 

Ben runzelte die Stirn, als eine leise Stimme, tief in ihm drin, flüsterte: Würde er sich überhaupt daran erinnern? Oder hatte er es bereits verdrängt?

Die Stimme klang hohl und seltsam verloren, als wäre sie ein weit entferntes Echo aus den Bergen, das über die Grand Line zu ihm herüber schallte.
 

„Wo ist die Besorgungsliste für die nächste Insel?“, er sah den Smutje nicht an als er sprach, verweilte unendlich lange mit seinem Blick auf der Tür zu Shanks Kajüte. Etwas in ihm wollte dort hinein, zu dem Rothaarigen, sehnte sich mit einer Intensität nach diesem, dass es dem Vize nicht geheuer war.

Lou blinzelte kurz. Seine kleinen Augen wirkten für einen Wimpernschlag etwas verwirrt über diesen plötzlichen Themenwechsel, doch es dauert nur einen Sekundenbruchteil, bis sich das übliche Lächeln in sie zurück stahl. Gut, es war ein neues Gesprächsthema, doch dieses bevorzugte er weitaus mehr, als das eben angeschnittene. Auch Yasopp schien seine Meinung zu teilen, denn die angespannte Haltung des Schützen löste sich und er vergrub lässig seine Hände in der Hosen Tasche.
 

Der schwarzhaarige Lockenmann legte den Kopf schief und verzog nachdenklich das Gesicht.

„Also ich hab keine Ahnung wo sie sein könnte.“, meinte er Achseln zuckend. Er warf noch einen letzten Blick auf die unheilvolle Tür, bevor er sich mit einem knappen Kopfnicken und schiefen Grinsen davon machte.
 

Lou seufzte. Biss noch ein Stück vom Fleisch ab und registrierte frustriert, dass dieses so langsam aber sicher weniger wurde. Ben hatte seine Zigaretten um sich zu beruhigen, er sein Fleisch.

„Ich glaube gestern hatte Shanks das Bedürfnis gehabt sie zu kontrollieren…“ Lou hob eine Braue, dann vervollständigte er seinen Satz: „Anders gesagt: er wollte nachsehen ob wir genug Sake, Bier und Rum besorgen würden. Unsere Vorräte diesbezüglich sind nämlich auf unerklärliche Weise rapide am Sinken.“, der ironische Ton in seiner Stimme veranlasste Ben leicht amüsiert zu lächeln.
 

Warum die alkoholischen Getränke so plötzlich verschwanden war ein offenes Geheimnis.

Schließlich tranken Piraten nun mal gerne, warum sollte sich ihr Captain nicht ebenfalls vom alkoholischen Vorrat bedienen.
 

Dann als dem Schwarzhaarigen bewusst wurde, was dies für ihn bedeutete, rollte er genervt mit den Augen. Und zu allem Überfluss meldete sich ein dumpfes Pochen in seinen Schläfen. Hoffentlich fanden sie bald eine neue Insel oder er musste sich eine neue Methode ausdenken, die eine langhaltig beruhigende Wirkung für seine geschundenen Nerven hatte. Leider jedoch, schienen diese Möglichkeiten einen sehr geringen Spielraum zu haben.
 

„Das heißt dann wohl, dass du Shanks aufwecken wirst?“, Lou grinste.

„Nur kein Neid.“, der Sarkasmus triefte regelrecht aus Bens Stimme, während dieser in einer gewohnten Geste seine Hand hob, als würde er eine frische Zigarette an seine Lippen führen, doch leider besaß er keine mehr.

Das frustrierende Schnauben über diese, etwas spät realisierte Erkenntnis, war bereits seinem Mund entwichen, bevor er etwas dagegen hätte tun können.
 

„Kein Neid, mein Freund, lediglich Schadenfreude.“ Lou lachte leicht, als er den genervten Blick des Vizes sah.

„Hm…“, war die eintönige Antwort des Schwarzhaarigen.

Lou zuckte die Schultern. „Manchmal muss man eben durch die Hölle und zurück.“, das Grinsen wollte einfach nicht aus seinem runden Gesicht verschwinden, deshalb biss er noch einmal herzhaft in sein Fleisch, um es zu kaschieren.
 

„Was ist dir wichtiger? Zigaretten oder keine Zigaretten?“

„…“, dunkel zogen sich die Brauen von Ben zusammen. Er ließ sich Zeit mit dem Antworten.

Dann als er sich langsam in Bewegung setzte und mit gefährlichen, anmutigen und ruhigen Schritten auf die Kapitänskajüte zu schlenderte, glaubte der Smutje ein leises „Zigaretten“ zwischen den zusammen gepressten Lippen gehört zu haben.
 

Lou grinste leicht.

Das würde spannend werden. Dann verließ auch er seinen derzeitigen Posten und verzog sich zurück in seine Küche.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-09-23T18:54:52+00:00 23.09.2010 20:54
Armer, genervter, Ben!
q.q
*plüschi*
Ich mag den Typen^^
vor allem bei deinem Schreibstil, sieht man ihn förmlich vor sich^^
Ich mach mich gleich ans nächste Kap^^
Von:  Hiraya
2010-09-23T10:38:52+00:00 23.09.2010 12:38
aaaaaaaaaaaaargh, wieso dauert das hochladen manchmal solang x)
irgendwann kurz nach mitternacht hab ich das "U: Heute" und die "60% abgeschlossen" entdeckt. da wusst ich dann shcon, dass es ein drittes kapitel geben muss. xD ich hab im laufe der nacht ungefähr 30mal auf neuladen gedrückt...

mir gefällt dein stil immer noch so. du schreibst soo farbig und bildhaft *-* so kreativ, wie du dich ausdrückst. ich mag das.

ben kann einem leid tun: auf entzug, darf einen betrunkenen käptn ins bett bringen UND muss ihn wieder aufwecken. *lach*

ich freu mich echt sehr auf weitere kapitel ^^ ich mag die geschichte so ^^


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