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Unter schwarzer Flagge

von
Koautor:  marenzi

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Englischer Empfang

Der Saal war in goldenes Licht getaucht. Tausende von Kerzen und kleinen Feuerschalen ließen Kristalle und Glas glitzern und funkeln. Helle Vorhänge hingen schwer vor den bis zum Boden reichenden Fenstern und gaben den Blick auf die Dunkelheit außerhalb des Saales frei. Leise Musik schwebte durch den Raum und wunderschöne Frauen in Kleidern und edle Herren säumten die Sofas, Sitzecken und die Tanzfläche. Es war ein königlicher Empfang, ausgestellt von einem Königshaus.
 

Und brachte Kakarott fast zum Kotzen. All diese falsche Freundlichkeit und Fröhlichkeit auf den gepuderten Gesichtern. Sie drehten ihm einfach nur den Magen um. Er selbst war in eine schlichte weiße Kniehose gekleidet die in schwarzen Stiefeln endete. Ein weißes Hemd mit aufgedunsenen Ärmelenden zierte seinen Oberkörper und darüber trug er eine Dunkelblaue Weste. Die Sachen hatte John ihm bringen lassen. Das hasste er fast noch mehr. Seine Augen suchten den Saal ab, wonach er genau suchte... wusste er nicht. Dennoch hatte er irgendwie ein beunruhigendes Gefühl in seinem Magen.
 

Durch einen Seiteneingang betrat schließlich der englische Kronprinz den Saal und in seiner Begleitung einen wunderschönen blonden Mann mit blauen Augen, welcher sofort von einigen Damen umringt wurde, welche sich nach seinem Stand und seinem Namen erkundigten. Er war gekleidet in den blauen Rock eines englischen Admirals, die selbe Uniform, welche auch eins Vegeta getragen hatte.
 

Kakarott bemerkte den Trubel, der mit einem Mal unter den Damen auszubrechen schien. Was war da nur los? Um nicht aufzufallen schlenderte er zur einen Seite des riesigen Saales, nippte an seinem Glas Wein und betrachtete wie beiläufig die Traube an fächelnden Damen die offenbar jemanden umringten. Wer mochte das sein?, fragte der Spanier sich. Musste ja jemand Bekanntes sein wenn er mit John kam. Bei dem Gedanken schweifte sein Blick zu eben jenem und dessen zufriedenes Grinsen gefiel ihm ganz und gar nicht. Als er die Augen wieder auf die Menschentraube richtete, erstarrte er. Denn eisblaue Augen die ihm nur allzu vertraut waren,... schauten direkt zurück.
 

Mit einer höflichen Geste und einem netten Lächeln machte sich Adamas aus der Traube der Damen los und schlenderte gemütlichen Schrittes zu Kakarott herüber. „Seid gegrüßt Kakarott Ordonanz Seit ihr das Schiff verlassen habt, haben wir uns nicht mehr gesehen. Es freut mich, das ihr euch entschieden habt zu diesem Empfang zu kommen.“
 

Er richtete sich auf und spannte sich an. Da viele Augenpaare – besonders weibliche – auf ihnen ruhten, schluckte er seine nächsten Worte herunter und setzte ebenso ein Lächeln auf. Es wirkte nicht wärmer und herzlicher als das der anderen. „Wie könnte ich einen solchen Empfang verpassen?“
 

„Dann gestattet ihr mir doch sicherlich die Ehre Euch um einen Tanz zu bitten, nicht war?“ Er grinste ihn an und noch ehe sich Kakarott versah, packte ihn Adamas und drehte sich mit ihm beschwingt auf die Tanzfläche. Die Blicke der Gäste, welche entsetzt und teilweise schockiert auf sie fielen ignorierend.
 

Kakarott keuchte erschrocken auf, als er schon auf die Tanzfläche gewirbelt wurde. Fassungslos blickte er den blonden Schönling an. „Bist du verrückt! Lass mich los!“, zischte er, als sie so ziemlich die Aufmerksamkeit jedes einzelnen Besuchers auf sich zogen.
 

„Warum sollte ich das? Du weißt doch ganz genau wie sehr ich deine Nähe genieße.“ Die Hand um Kakaogotts Taille zog den gestählten Körper noch etwas näher so das der Tanz noch enger wurde. „Und du die Meine auch.“
 

Er biss sich auf die Zunge und ließ seinen Blick kurz zu zwei geschockten Damen wandern, an denen sie vorbei wirbelten. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie waren unter ihrem Puder kreidebleich geworden. „Du bringst uns in Teufels Küche!“
 

„Dich wird keiner wagen anzusprechen und mich auch nicht solange ich an Johns Seite bleibe.“ Er lächelte und führte Kakarott weiter über die Tanzfläche. „Außerdem finde ich passt diese Uniform sehr gut zu mir. Fast noch besser als zu Vegeta, oder was denkst du?“
 

Seine Augen verengten sich gefährlich. „Du hast dir seine Uniform gestohlen? Bastardo!“, zischte er. Dann riss er sich gewaltsam von dem Schönling los. Sein Körper zitterte vor Wut.
 

Und Adamas stand sofort wieder bei ihm, packte ihn, diesmal gewaltsam und tanzte mit ihm weiter, dabei brachte er seinen Kopf dicht neben den des Spaniers. „Vorsicht Kakarott. Du willst mich doch sicher nicht verärgern, wo ich der Einzige bin, der dich vielleicht noch einmal zu deinem kleinen Piraten bringen kann, bevor er stirbt.“ Sein Atem strich über Kakaogotts Ohr. „Oder?“
 

Der Schauder des Ekels rann bei diesen Worten seinen Rücken hinab. Seine Hände ballten sich fest im Griff Adamas zu Fäusten. Jedoch schwieg er. War er wirklich ein so hohes Tier hier am Hofe, dass er über so etwas entscheiden konnte? „Wer sagt mir, dass du nicht bluffst?“, zischte er leise zurück.
 

„Es ist doch ganz einfach Kakarott. Nur die Wenigsten wissen wer Vegeta in Wirklichkeit ist. Für die Meisten hier ist er Black, der Pirat. Und jene welche ihn kenne, wissen um seinen Landesverrat. Landesverrat wird von diesen steifen Rotröcken mehr gehasst als alles andere. Fast noch mehr als sie euch Spanier hassen. Zwar hat er königliches Blut in sich, aber gerade das macht es nach ihrer Meinung nur noch schlimmer. Sie haben gar keine andere Wahl als den bösen Kapitän Black öffentlich hinzurichten um das Volk zu befriedigen.“
 

Hinrichtung. Dieses Wort geisterte durch seinen Verstand. „Und wie passt du bei der ganzen Sache ins Bild, Adamas?“
 

„Ich?“ Er lächelte und wirbelte den widerspenstigen Spanier über die Tanzfläche. „Ich werde mit Freuden zusehen, wie sich der Strick um seinen Hals legt und sein hübsches Gesicht sich bemüht würde zu bewahren und dann ...“ Er wirbelte ihn herum. „Zieht es sich feste um seinen berrückenden Hals und er baumelte, zappelt, bis er sich in die Hosen pisst und erschlafft.“
 

Ein überraschtes und schockiertes Keuchen entfuhr seinen Lippen und er musste alles aufbringen, um ihm nicht seinen Degen, der an seiner Hüfte baumelte, in das Herz zu stoßen. „Schön, dass dich das so freut. Dann solltest du lieber aufpassen, dass DU nicht am Galgen endest.“
 

„Oh, das werde ich nicht.“ Seine Lippen kamen noch näher an Kakaogotts Ohr. „Nicht solange ich Johns Bett wärme und wir ein lukratives Abkommen haben. Aber ... für eine kleine Gefälligkeit, könnte ich es arrangieren das du noch einmal zu ihm kannst.“
 

Adamas und John? Unglauben stand dem Spanier ins Gesicht geschrieben. Und ein Eisklumpen bildete sich dort, wo sein Magen saß. „Was.. für eine Gefälligkeit?“
 

„Weniger als du vielleicht gerade dir ausmalst. Alles was ich will ...“, er drehte ihn im Kreis und dann setzte die Musik aus und der Tanz erreichte sein Ende. „Ist ein Kuss.“ Dann trat er zurück und verbeugte sich vor dem Spanier. „Wir werden später darüber reden. Verzeih nun, ich habe noch andere Verpflichtungen.“
 

Kakarott stand stocksteif da und blickte Adamas nach. Noch immer ruhten die Augen der geschockten Ballbesucher auf ihm und ehe er es besser wusste, stürmte er durch eine Seitentür auf die Terrasse hinaus, die in die königlichen Gärten überging. Die frische kühle Abendluft traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Ein Kuss. Allein die Vorstellung brachte ihn um den Verstand. Doch dann trat das Bild Vegetas vor sein inneres Auge. Vegeta... Kakarott schluckte.
 

Adamas ging zurück zu John und stellte sich schmunzelnd neben ihn. „Warum hast du das getan?“, fragte ihn der englische Kronprinz. „Ein wenig Spaß vor dem Ende noch.“ „Spaß?“, John klang amüsiert aber auch ein wenig tadelnd. „Nun, ich würde gerne sein Gesicht sehen, wenn er Vegeta zum letzten Mal sehen kann und es weiß.“ John schnaubte. „Pass auf das du den Bogen nicht überspannst Adamas.“ „Keine Angst, ich weiß was ich tue.“ Damit wand er sich den Damen zu die ihn nun noch viel stärker umschwärmten. Zumindest die Jüngeren.
 

Der spanische Kronprinz war eine Weile in den ruhigen Gärten abseits des Balles spazieren gegangen. Seine Gedanken kreisten um Adamas und John. Er wusste, dass er bei den beiden aufpassen musste. Sie würden alles dafür tun, um Vegeta so bald wie möglich hängen zu lassen. Doch das musste er verhindern. Irgendwie. Frustriert, weil er einfach nicht weiter kam, betrat er die große Terrasse wieder und wand sich dem Ballsaal zu.
 

Die Musik hatte nun wieder eingesetzt und die Paare drehten sich schon eine ganze Weile wieder. Und doch, das Ganze war ein wenig ruhiger geworden, was wohl daran lag das die englische Königin nun den Saal betreten hatte und auf ihrem Thron saß um dem Ganzen zuzusehen. John tanzte mit einer hübschen Frau und seine Mutter nickte wohlwollend. Adamas hingegen unterhielt sich mit einigen Herren und wurde weiterhin von Damen umlagert.
 

Missmutig ließ er den Blick von der Königin zu John und schließlich Adamas gleiten. Hier konnte er nichts tun. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen. Wortlos stellte er sein Weinglas ab und lief zu den zwei riesigen Flügeltüren, die hinaus führten.
 

Die langen Korridore waren leer, bis auf die Wachen die dort standen. Alles schien sich auf dem Fest aufzuhalten. Irgendwann klackten Stiefel auf dem polierten Boden und eine Gestalt folgte der von Kakarott.
 

Als er das Klacken der Schuhe vernahm beschleunigte er seine Schritte und spannte sich unwillkürlich an. Auf Gesellschaft hatte er nun wirklich keine Lust.
 

Auch die Schritte hinter ihm beschleunigten sich und schließlich wurde er am Arm gepackt. „So gehst schon? So schnell?“ Eindeutig die Stimme des Piraten.
 

Die Muskeln spannten sich angriffslustig unter dem Griff an und er wirbelte herum. „Fass mich nicht an!“, knurrte der spanische Prinz. „Das geht dich gar nichts an.“
 

Er nahm die Hand zurück. „Oh, so angriffslustig mein Prinz? Ich dachte dir liegt etwas an Vegeta. Du willst ihn also nicht noch einmal sehen bevor er stirbt?“
 

Dies brachte sein Blut in Wallungen. „Du weißt ganz genau, dass dem nicht so ist. Also hör auf mit deinen Spielchen.“
 

Mit einem Ruck drängte er den Körper gegen die Wand. Ein Soldat wendete den Kopf und sah zu ihnen. „Dann wirst du mich jetzt küssen und ich bring dich zu deinem Geliebten.“
 

Er biss die Zähne zusammen, als er gegen die Wand schlug und begehrte gegen den fester Griff auf. „Doch nicht hier. Wo uns jeder sehen kann, Du bist wahnsinnig!“
 

„Wie du willst.“ Er packte ihn am Oberarm und zog ihn mit sich durch den Korridor. „Dann suchen wir uns eben einen Alkoven für unseren kleinen Austausch.“
 

Sein erster Impuls war, sich loszureißen, doch er wusste, dass dies vielleicht seine einzige Chance war, noch einmal zu Vegeta zu kommen bevor... Diese Gedanken verdrängend hielt Kakarott mit Adamas Schritt und ließ sich in einen Alkoven führen. Als der Vorhang hinter ihnen zu glitt drehte er sich zu dem gut aussehenden Blonden um.
 

Adamas korrigierte den Vorhang und wendete sich langsam um, sein Blick wanderte an Kakaogotts Gestalt auf und ab. Dann blieben die blauen Saphire an dem Gesicht des Spaniers hängen. „Kannst du das? Mich küssen? Freiwillig und innig?“
 

Er biss die Kiefer zusammen. „Bleibt mir etwas anderes übrig, Bastardo?“
 

„Wenn du ihn wieder sehen willst, nicht.“ Er machte einen Schritt auf den Spanier zu. „Erinnerst du dich an damals? An den Maskenball zu deinem Geburtstag? Als du mich so innig angesehen hast, voll flammender Leidenschaft im Blick in Erwartung eines nächtlichen leidenschaftlichen Abenteuers?“ Er streckte die Hand nach Kakarott aus und fuhr dessen Konturen nach. „Genau diesen Ausdruck will ich wieder in deinem Gesicht sehen und dann siehst du Vegeta wieder.“
 

Die Worte schnitten in seine Seele wie der Dolch durch den Leib seines Gegners. Diese Zeit schien so verflucht lange her. Wie sollte er das zustande bringen? Wie sollte er... nein, wie konnte er ihn so ansehen wie er Vegeta ansah? „Warum?“, fragte er leise. „Warum das alles, Adamas?“
 

„Weil ich dieses Gesicht an dir noch einmal sehen will. Wir hatten in dieser einen Nacht verdammt viel Spaß und du hast es genossen. Du warst fast so etwas wie verschossen in mich in deiner wilden ungestümen Art, nicht wahr?“ Der Pirat ging näher an den Mann heran und sah ihm in die Augen. „Also?“
 

Die Anspannung in seinem Körper war fast nicht zu übersehen. Er schluckte. Alles oder nichts. Dies konnte seine letzte Chance sein. Vegetas letzte Chance. Einen Schritt trat Kakarott auf Adamas zu, legte eine Hand an dessen Hinterkopf und in dem Moment wandelte sich das blonde lange Haar in pechschwarze Strähnen, die der Schwerkraft trotzten und das Gesicht mit den pechschwarzen Augen wie eine Flamme um wirbelten. Der sinnliche Mund erhielt einen härteren Zug und in Kakaogotts Kopf wurde der Mann, den er nun voller Leidenschaft und verzweifelter Inbrunst küsste, Vegeta.
 

Adamas erwiderten den Kuss, packte Kakarott ebenfalls im Nacken und zog ihn näher zu sich heran. Erwiderte den Kuss und das Gefühl, welches von Kakarott überging. Ganz anders als auf Tortuga, ganz anders als in dieser Nacht in der er ihn sich zwar genommen hatte, aber dieses Gefühl der Leidenschaft gefehlt hatte.
 

All die Gefühle, die der Spanier tief in sich drin für den Piratenkönig hegte, spiegelten sich in dieser körperlichen Vereinigung. Er drängte sich näher an den anderen Mann und keuchte auf.
 

Adamas freie Hand griff um die Hüfte und drückte Kakarott an sich, hielt ihn fest und erwiderte den Kuss, drängte ihn an die Wand des Alkoven und keilte ihn so zwischen sich und der Wand ein.
 

Das alles nahm der Größere gar nicht wahr. Er verlor sich in dem Kuss, den er in seinen Gedanken mit dem Mann teilte, der nun im Kerker saß und auf seinen Tod wartete. Eine einzelne Träne der Verzweiflung rann ihm feucht über die Wange als er an der Unterlippe nippte und seine Zunge darüber streichen ließ.
 

Adamas schob seine Zunge tief in den Mund des anderen. Der Kerl war echt unglaublich. Nie hätte er gedacht, das Kakarott das so gut hinbekommen würde. Aber um so besser. So würde er später noch in den Genuss kommen Vegetas Gesicht zu sehen, wenn er ihm das hier unter die Nase rieb.
 

Als ihm die Luft knapp wurde, löste er sich schwer atmend von dem Anderen. Er keuchte leise auf und sah Adamas aus verklärten Augen an. Seine Hand, die sich zuvor in das goldblonde Haar verkrallt hallte, sank scheinbar kraftlos herab.
 

Der Pirat lächelte breit und seine Lippen fuhren sacht über die des Schwarzhaarigen. „Das hast du sehr gut gemacht Kakarott. Wirklich sehr gut. Dafür hast du dir eine Belohnung verdient.“ Er küsste ihn nun selbst. Sacht verführend und hauchte dann leise: „Komm zum Dienstbotentor und du wirst ihn heute Nacht noch einmal sehen dürfen. Ein aller letztes Mal.“ Dann ließ er von Kakarott ab und verließ mit klackenden Stiefeln den Alkoven.
 

Mit glasigem Blick sah Kakarott Adamas hinterher. Als der Vorhang zufiel, rutschte er langsam an der steinernen Wand in seinem Rücken zu Boden. Der Prinz zog die Knie an und vergrub sein Gesicht in seinen Armen. „Vegeta...“, flüsterte er.
 


 

Die Nacht war kalt und es regnete. Tiefe graue Wolken verhängten den Himmel und gaben der ganzen Stadt einen grauen Farbton der trist und unwirklich schien. Kalter Wind peitschte den Regen seitwärts und ließ ihn auch in die schmalsten Ritzen der Kleider dringen. Eine dunkle Gestalt machte sich dieses Wetter zu nutzen und wartete an einer kleinen Pforte, bis eine weitere Gestalt dazu stieß. Gemeinsam und schweigend verließen sie den Palastbereich und stiegen in eine wartende, dunkle Kutsche. Klappernd setzten sich die Hufe der Pferde in Bewegung, deren Atem in der kalten Luft als Dampfwolken zu erkennen war und die schwach schimmernde Laterne schwankte als der Kutscher die Tiere mit einem Peitschenknall zu einem schnelleren Tempo antrieb.
 

Kakarott fühlte sich unwohl. Die Enge im Inneren der Kutschte, das düstere Wetter und der dunkle Mantel der Nacht taten ihr übriges um sein Unwohlsein zu verstärken. Neben der Anwesenheit des Mannes ihm gegenüber. Er hielt seinen Blick auf den Boden der Droschke gerichtet und betete im Stille immer und immer wieder. Ein Name drang immer wieder in sein Bewusstsein. Vegeta.
 

Die Räder der kutsche ratterten schnell über das uneben Kopfsteinpflaster und die Hufe der Pferde hielten ihren Takt klappernd ein. Nach einer Ewigkeit wie es schien verlangsamten sich diese monotonen Geräusche schließlich bis sie ganz verstummten. Adamas erhob sich und öffnete die Türe, kalter Wind pfiff in die Kutsche und er hielt sich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen als er seine Hand nach Kakarott ausstreckte. „Wir sind da.“
 

Die Hand ignorierte der Spanier und sprang auf die nassen Steine. Wortlos wartete er, bis Adamas die Tür der Kutsche geschlossen hatte und vorausging, um ihm zu folgen.
 

Der blonde Pirat zuckte mit den Schultern und schloss die Türe. „Warte hier.“, befahl er dem Kutscher und schritt dann über das nasse Pflaster. Vor ihnen ragte drohend wie ein schwarzer Monolith der Tower auf. Doch Adamas stieg nicht die breite Treppe zum Haupttor hinauf, sondern steuerte eine kleine Türe versteckt in der Seite an, wo er drei mal kurz gegen die eiserne Türe klopfte. Nach längerer Zeit wurde eine Klappe geöffnet und kleine verschlagene Augen blinzelten ihnen entgegen. Adamas zog kurz die Kapuze zurück und die Klappe wurde wieder geschlossen, ehe sich ein schwerer Riegel öffnete und ihnen aufgetan wurde.
 

Kakarott folgte. Er war angespannt und beobachtete Adamas Bewegungen genau. Den Mann hinter der Pforte musterte er ebenso wachsam. Ihm war nicht wohl, dem Blonden auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein, doch in diesem Moment brauchte er ihn. Sie traten in einen schwach beleuchteten Gang. Fackelhalter rechts und links wiesen ihnen den Weg als eine Wache ihnen vorausging und sie zu einem Treppengewölbe führte.
 

Es ging nach unten, hinab in die Eingeweide des Towers. Der Rauch der Fackeln hatte die Decke und Wände schwarz verfärbt über die Jahre. Je tiefer es hinab ging um so stickiger wurde die Luft und um so wärmer wurde es. Gestank schlug ihnen entgegen, Schweiß, Fäkalien und der Geruch zu vieler Menschen die zu lange ungewaschen waren. Und unter all dem konnte man das Blut und das Leid fast schon greifen, welches aus jeder Ritze des Gebäudes zu kommen schien. Zielsicher schritt Adamas der Wache hinterher und führte Kakarott in einen Gang mit vielen Türen.
 

Mit dem Gestank wuchs auch die Beklommenheit in dem Spanier. Dennoch schritt er den beiden Männern nach, bis sie vor einer schweren Eisentüre ohne Gitter oder Fenster hielten. Die Wache blickte Adamas an. „Wie lang, Sir?“
 

„Wirst du sehen, wenn ich an die Türe klopfe.“, gab Adamas ungehalten zurück und wies die Wache an ihnen die Türe aufzusperren. Quietschend öffneten sich die Scharniere und gaben den Blick in eine kleine Zelle ohne Licht frei, in dessen Ecke man eine Gestalt bäuchlings auf dem Boden liegen sehen konnte.
 

Die Wache nickte und trat gehorsam zurück, bezog mit der Fackel und einer Hand am Knauf des Degens, Stellung. Kakarott blinzelte um sich an den Kontrast von Dunkelheit und Licht zu gewöhnen. Dann machte er die Schemen im Inneren der Zelle aus und schluckte. Seine Knie fühlten sich weich an, als er eintrat. Überdeutlich spürte er Adamas in seinem Rücken, als die Tür ins Schloss fiel.
 

Der blonde Pirat, lehnte sich von innen gegen die Türe und verschränkte die Arme. Sein Blick lag auf Kakarott, wie dieser auf die nieder gestreckte Gestalt herab blickte. Langsam hoben sich seine Mundwinkel zu einem süffisanten Grinsen, als die Augen zu Vegeta wanderten. Die Soldaten schienen ihm wirklich Manieren beigebracht zu haben, zumindest sah sein Rücken danach aus, als hätte er einmal mehr mit einer neunschwänzigen Katze Bekanntschaft gemacht.
 

Kakarott blendete den arroganten Piraten aus, als er Vegetas Konturen nun deutlich vor sich sah. Langsam trat er näher und ging dann auf die Knie. Sein Hals fühlte sich trockener als Sandpapier an. „Vegeta?“, flüsterte er. Bei Gott. War er bei Bewusstsein?
 

War die Türe aufgegangen? Vegeta wusste es nicht, es war ihm schlicht und ergreifend auch einfach egal. Wenn sie wieder kamen, dann würde er es eh früh genug merken und wenn sie ihn zum Galgen schleppten ebenso. Nichts wollte er mehr, als zurück in die Schwärze die ihm wenigstens für eine Zeit einfach alles vergessen ließ. Aber warum kannten die Wachen seine Namen? Und warum hatte er das unabwendbare Gefühl die Augen zu öffnen? Leise raschelte das faulige Stroh unter ihm, als er sich auf die Unterarme hoch stemmte und blinzelnd den Kopf mit den zerzausten Haaren hob.
 

Er war noch am Leben! Der Spanier stieß einen Atem geräuschvoll aus, von dem er nicht wusste, dass er ihn angehalten hatte. „Vegeta..“, flüsterte er und legte eine Hand an die beschmutzte Wange. „Ich bins.“
 

Der Pirat blinzelte, als sich sein verschwommener Blick auf die Gestalt vor sich richtete. Konnte es sein? Aber wie? Wie? Er hatte gedacht ihn das letzte Mal gesehen zu haben, seine Stimme das letzte Mal gehört zu haben und nun ... war er da. „Kakarott?“
 

„Sí. Ich bin es. Dío..“, flüsterte er und warf einen Blick über den geschundenen Rücken. „Sie haben dich ganz schön zugerichtet.“
 

Es ging nicht anders ... Vegeta ließ den Kopf hängen und kurz darauf hörte man ein unterdrücktes Lachen aus seinem Brustkorb, ehe er es schaffte Kakarott wieder anzusehen und sich langsam zumindest in den Schneidersitz aufzurichten. Dabei glitt sein Blick über Adamas und für einen Moment kehrte ein gefährliches Funkeln in seinen Blick ein. Doch dann schnaubte Vegeta, spuckte aus und wand seine Aufmerksamkeit Kakarott zu. „Nicht so schlimm wie du Spanier.“
 

Ein scharfes Einziehen von Luft war zu hören als eben jener Spanier den Gefangenen mit großen Augen ansah. Er zog die Hände zurück, als habe er sich an ihm verbrannt. „Was?“, brachte er heiser krächzend hervor. Er musste sich verhört haben.
 

Wieder dieses unterdrückte leise Lachen, das sich ehr wie Galgenhumor anhörte. „Deine Leute in Spanien haben mich schlimmer zugerichtet.“, erklärte er seine Worte. „Das hier ist ... egal.“ Er wischte sich über die Augen und versuchte sich die wilde Mähne zu ordnen. „Was tust du hier?“
 

Es war dunkel in der Zelle, doch der Ausdruck der Irritation auf dem Gesicht des Größeren war klar zu erkennen. „Ich wollte dich sehen. Ich wollte-“, er brach ab. Ja, er hatte ihn sehen wollen. Hatte im Stillen die irrsinnige Hoffnung genährt, ihn doch noch irgendwie retten zu können. Hatte sich vergewissern wollen, dass er noch am Leben war. Doch diese Worte brachte er nun als er in die unbarmherzigen Augen Vegetas blickte, nicht heraus.
 

„Was wolltest du?“ Der Pirat sah zu dem Spanier und fragte sich warum er so kalt zu ihm war. Hatte er sich nicht genau das gewünscht? In den Momenten da er in der Schwärze getrieben war? Sich an den Spanier erinnert und sich seine Nähe gewünscht? Warum war er nun so kalt zu ihm?
 

Er stützte sich mit einer Hand im feuchten Stroh ab und schluckte. „Ich... hatte dich sehen wollen. Wollte wissen, dass du noch am Leben bist.. und noch nicht alles vorbei ist.“, flüsterte er und hoffte, dass Adamas ihn nicht hörte.
 

„Ich lebe noch.“, und dabei hob sich wirklich ein Mundwinkel an. „So schnell strebe ich schon nicht, auch wenn es nicht mehr lange dauern wird.“ Dabei glitt sein Blick kurz gen Adamas, der zu ihnen hersah. „Ich ...“, er wendete sich Kakarott zu. „Auf was hoffst du Kakarott?“
 

Genau das war doch der Kernpunkt, nicht wahr?, dachte der junge Kronprinz und schluckte. „Ich.. hatte gehofft, es wäre nur ein böser Traum... nicht die Wirklichkeit. Dass das alles nicht.. geschehen wäre..“
 

Lange erwiderte er darauf nichts und sah Kakarott einfach nur an. Er durfte es nicht zulassen. Wenn er seine Gefühle zuließ, wenn er sie jetzt frei ließ ... er würde nicht mehr die Kraft haben es durchzustehen. Das letzte was er wollte war als ein Feigling, schreiend zum Schafott geschleift zu werden ... aber ... oh Gott ... er wollte es ihm so gerne sagen. „Aye“, fast brach seine Stimme dabei. „Aber das ... ist es nicht.“
 

Wieder – und dieses Mal fast zögernd streckte er die Hand aus und umfasste die Wange Vegetas. Sein Daumen fuhr über aufgeschürftes Fleisch. „Ich.. wünschte mir so, es wäre es...“, flüsterte er und musste gegen seine Tränen ankämpfen. Der Schmerz in seiner Brust war einfach zu viel.
 

Black ... Vegeta schloss die Augen und schmiegte sich, ohne das er es merkte Kakaogotts Hand entgegen. Es tat gut, so unendlich gut berührt zu werden ohne Schmerzen dabei zu empfinden. Tief holte er Atem und öffnete seine schwarzen Augen wieder. „Kakarott ... ich ... wirst du dabei sein ... wenn es soweit ist?“
 

Die Frage riss ihm das Herz direkt aus der schmerzenden Brust. Er wusste, dass es ihn umbringen würde, und dennoch... konnte er es dem anderen denn verwehren? „Sí... ich... werde dabei sein.“, flüsterte er und schluckte gegen den Klumpen in seiner Kehle an.
 

Vegeta schloss die Augen und schluckte. Er würde ihn in der Menge suchen und ganz sicher finden. Und er würde aufrecht streben, das schwor er sich. Als er die Augen wieder öffnete und zu Kakarott hoch sah, versuchte er überzeugend auszusehen. „Geh jetzt besser. Es wird auffallen, wenn du so lange fort bist.“
 

Kakarott schluckte. Er bewunderte den Älteren für die Stärke, die er aufbrachte, allen Umständen zum Trotz. Ein letztes Mal legte er die Hände an Vegetas Wangen und beugte sich vor. Seine Lippen strichen federleicht über seine Stirn. „Hab Vertrauen...“, flüsterte er, ehe er sich erhob.
 

„Fertig?“, fragte Adamas höhnisch und sah die beiden abwertend an ehe er ausspuckte. „Ist ja furchtbar wie verweichlicht ihr seid.“ Er wand sich um und hielt Kakarott die Tür auf, mit einer leichten Verbeugung wies er ihm den Weg hinaus. „nach euch eure Hoheit.“
 

Aufrecht und ohne noch einmal zurückzublicken, verließ Kakarott vor dem Blonden Schönling den Raum. Auf seine Sticheleien reagierte er nicht.
 

Adamas grinste und warf noch einen sehr langen Blick gen Vegeta, welcher sich wieder auf das Stroh und die kalten Steine hatte sinken lassen. Dann folgte der blonde Pirat dem spanischen Prinzen. „Was ist das für ein Gefühl zu wissen das du zum letzten Mal mit ihm gesprochen hast?“
 

Starr blickte er geradeaus, die Hände unter seinem Mantel zu Fäusten geballt, lauschte Kakarott den kräftigen Geräuschen, die seine Stiefel auf dem Steinboden hinterließen. Er schenkte dem Anderen keinen Blick. „Ich fürchte dich enttäuschen zu müssen, Adamas. Aber erheitere dich am Leid eines anderen.“
 

Adamas lachte. „Ich bin Pirat Prinzlein. Natürlich erheitert mich das Leid andere.“ Er klopfte ihm so kameradschaftlich auf die Schulter, das man meinen könnte, sie wären schon ewig Freunde. „Morgen bei Sonnenaufgang ist es soweit. Dann wird Black seinen letzten Atemzug tun.“ Damit schritt er die Stufen voraus.
 

Der Kronprinz verharrte einige Momente und sah dem Piraten nach. Bei Morgengrauen, dachte er, das wird sich zeigen. Mit ein wenig Abstand folgte er schließlich, auch wenn die Abscheu und der Zorn in ihm so groß waren, dass er glaubte, daran zu ersticken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Arya
2012-07-16T09:35:05+00:00 16.07.2012 11:35
Oh, ein neues kapi!!

Habs sofort verschlungen und bin begeistert!!
Wie ihr es geschafft habt, die Gefühle, die Stimmung dieses Kapis rüber zu bringen, einfach nur der Hammer!
Bin nun espannt, wie es Kakarott denn nun schaffen will, bestimmt in letzter Sekunde mit Happy End, bitte, die beiden passen einfach so gut zusammen, und sie müssen wieder zusammen kommen, irgendwie!
Und ja, Adamas wird gehängt, gevierteilt und anschließend auf den Scheiterhaufen, mit John das selbe!!

Schreibt bitte schnell weiter, sitze hier auf heißen Kohlen!
Viele Liebe Grüße
Von:  Amy2805
2012-07-15T16:53:06+00:00 15.07.2012 18:53
8>.<8 Ich habe bestimmt jeden Tag geschaut, ob ein neues Kapitel online gegangen war. Ich war schon traurig da das letzte solange zurück lag. April glaube ich... und heute war der große Tag da. *freu*
Ich kann mich Bongaonga nur anschließen.
Ich hasse Adamas. Da hast du recht Bongaonga am besten -die Pest. Und wenn das nicht hilft... *Degen nehm und Adams damit auf Spieß* *evil grins* Ich habe bei Kakarott voll mit gelitten. Muss ihn bestimmt ne Menge Überwindung gekostet haben. Man hat richtig dieses Leid und diese Qual gespürt. Ich möchte nicht wissen wie Kakarott auf die Sachen die Vegeta wieder fahren sind reagiert. Und vor allem Vegeta wegen dem Kuss.
Ich bin so gespannt auf den nächsten Teil. Kann ihn kaum noch abwarten.
Also bis zum nächsten Kapitel!^^
Amy2805

Ps: Macht weiter so!!!^^
Von:  Bongaonga
2012-07-15T11:14:00+00:00 15.07.2012 13:14
Möp

Ich hatte heute an diese Geschichte gedacht, dass sie ja mal weitergehen könnte und hatte sie im Verzeichnis gesucht um noch einmal das ein oder andere alte Kapitel zu lesen.
UNd als ich sie nicht fand war ich irritiert.
Kaum drücke ich auf Aktualisieren, stand sie oben an erster stelle ich habe mich wie ein Schneekönig gefreut :D

Jetzt kann ich in ruhe lernen gehen.^^

Also wieder einfach hammer dieser Teil, Adamas ist so einer dem man einfach alles möglich schlechte an den Hals wünscht.

Auf jedenfall der Teil ist einfach bombastisch beschrieben, dieses Leid, diese Qual.
Aber müsste sich Kakarott nicht mit diesem letzten Wunsch verraten ?

Ich bin so gespannt auf den nächsten Teil.

Ich freue mich schon, denn die Geschichte ist einfach ultra.

Also bis zum nächsten mal.

Baba
Bongaonga


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