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Unter schwarzer Flagge

von
Koautor:  marenzi

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Englischer Königssohn

Kakarott schwenkte ein Weinglas in der Hand und stand kerzengerade am Fenster seines Gemachs. Es waren kurz vor der Dämmerung und er hatte noch etwas Zeit bis die ersten Gäste eintreffen würden. Seufzend trat er auf den Balkon und leerte sein Glas in einem Zug. Es achtlos auf die Balustrade stellend stützte er seine Hände auf und reckte den Kopf gen Himmel. Sein weißes Hemd hatte er geöffnet, sodass der Wind der vom Meer Land einwärts zog, ihm Hals und Brust kühlte. Seine engen beigen Kniehosen steckten in schwarzen Stiefeln, wovon er lässig eines entlastend angewinkelt hatte. Wenn er an den heutigen Abend dachte, schauderte er. Es würde anstrengend werden, und er hatte absolut keine Lust darauf, doch was getan werden musste, musste getan werden und sein Vater bestand auf diese Bankette um sich selbst und seinen Sohn in Erinnerung zu rufen. Warum hatte er bisher nie verstanden. Es war nun mal sein Onkel, der Bruder seines Vaters der König war, und nicht sein Vater, dennoch schien sich dieser auf irgendetwas Hoffnungen zu machen. Er atmete abermals tief ein und musste an das Gespräch mit Black denken … ein goldener Käfig, in der Tat.
 

Vegeta warf noch einmal einen kurzen Blick in das spiegelnde Glas und stellte fest das die kurze Pause und die Erfrischung Wunder gewirkt hatten. Er sah verändert aus und er fühlte sich auch so. Die Kleider erinnerten ihn fast ein wenig an jene, welche er auf der 'Fury' getragen hatte, ohne die ganzen Rüschen.

Die 'Fury', sein Schiff. Ob es ihm wohl gut ging? Wie lange hatte er jetzt schon nicht mehr an den kleinen, schnellen Segler gedacht?

Er seufzte und ging aus den Räumen der Dienerschaft. Dafür war nun wirklich keine Zeit. Ein kurzer Blick zur Sonne sagte ihm, dass er sich beeilen musste, dennoch, als eine milde Prise, die nach Salzwasser roch, ihn durch eines der offenen Fenster im oberen Stock traf, konnte er nicht anders und betrat den kleinen Balkon. Von hier aus, sah man das Meer sehr deutlich. Es glitzerte in der Abendsonne und Möwen schwangen sich darüber kreischend empor.
 

Kakarott wand den Kopf, als er eine Silhouette in sein Blickfeld treten sah. Es war Vegeta auf einem der kleinen Balkone. Stirnrunzelnd maß er die Figur mit seinen Blicken. Er hatte sich umgezogen. Gut. Und er hatte sich gewaschen. Noch besser. Ohne es sich erklären zu können, wanderten seine Augen langsam an seiner Gestalt hinab, unfähig es zu unterbinden. Da war es schon wieder. Etwas, das dem Capitano das Auftreten und die Würde eines Adligen ... eines Herrschers gab. Obwohl es absolut keinen Sinn machte. Was war an diesem Mann so besonders, dass es ihm jedes Mal wieder auffiel und ihn ... ja ... in Ehrfurcht versetzte? Diese Faszination hatte in den letzten Wochen, keinen Moment nachgelassen. Und besonders in Momenten wie diesen, da sich der andere alleine wägte, strahlte er etwas aus, was Kakarott einfach nicht erfassen konnte.
 

Das Meer. Dieser wundervolle Ort, der einem wenigstens die Illusion von Freiheit verschaffen konnte. Vegeta seufzte, schloss die Augen und lauschte den Wellen, welche man leise hören konnte. Er trat ganz an das Geländer, und legte seine Hände auf den warmen, hellen Stein. Der Wind lies seine Haare tanzen und verschaffte ihm Abkühlung. Wie gerne wäre er jetzt dort draußen und würde die sich bewegenden Planke eines Schiffes unter seinen Füßen spüren. Das Wallen der Segel über seinem Kopf hören, das Knarzen der Planken. Aber er war hier an Land. Ein Gefangener der Spanier.

Seufzend drehte er sich um. Es wurde Zeit. Seine Augen wanderten über den anderen Balkon und er erblickte Kakarott dort. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem höflichen Lächeln und er verbeugte sich. Verbeugte sich in der perfekten, adeligen Form, wie sie am Hofe des englischen Königshauses praktiziert wurden. Sollte Kakarott doch denken was er wollte.
 

Blinzelnd schüttelte der Prinz den Kopf, um seine Gedanken wieder zu ordnen. Hatte er das eben wirklich gesehen? Doch der pirat war schon verschwunden und betrat einen Moment später mit einer spanischen Verbeugung sein Zimmer. „Du bist spät“, überspielte er grimmig seine Verwunderung, aber auch seine Wut. Wütend auf sich, weil er diese irrsinnige Faszination für diesen Sklaven hegte, welche nicht verschwand, wie er sich das erhofft hatte, sondern schlimmer wurde. Ohne Vegeta noch eines Blickes zu würdigen, band er sich sein Hemd zu und verließ den Balkon.
 

Vegeta folgte ihm mit diesem sachten Lächeln, welches er seit seiner ersten Verbeugung auf den Lippen trug. Es war ein amüsiertes Lächeln und er fand es belustigend, dass er es doch immer wieder schaffte Kakarott aus der Fassung zu bringen. Es waren Kleinigkeiten, ein Blick, eine Geste, eine bestimmte Art zu stehen. Immer wieder hatte er den Spanier dabei erwischt, wie dieser ihn beobachtete. Es war die einzige Genugtuung die er sich leisten konnte.
 

Kakarott hielt vor einem großen Wandspiegel an und starrte blicklos hinein. Musterte seine Erscheinung. „Habe ich etwas vergessen für das Bankett?“, fragte er dann schließlich als er tief durchatmete.

„Nein, Hoheit. Ihr habt alles. Es sei denn Ihr wolltet etwas mitnehmen, von dem Ihr mir nichts gesagt habt.“ Vegeta nahm die edel verzierte Weste auf, welche er vor einigen Stunden bereitgelegt hatte und hielt sie Kakarott hin. Jener schlüpfte hinein und der ehemalige Pirat begann damit die goldenen Knöpfe zu schließen.
 

Kakarott drückte seinen Körper durch und starrte auf den schwarzen Haarschopf hinab, der so dicht vor seinem Gesicht in die Höhe ragte. Jedes mal wenn Black ihm beim Ankleiden half, spürte er diesen Reiz unter seiner Haut, dieses Prickeln an seiner Schläfe, eine gewisse Spannung, die sich zwischen ihnen aufbaute. Ganz so wie damals, als er beobachtet hatte, wie sich im königlichen Tierpark ein Tiger und ein Löwe durch die Gitter anstarrten. Diese beiden Tiere, war ihm erklärt worden, waren Könige in ihren jeweiligen Jagdrevieren, würden sich aber in Freiheit niemals begegnen. Fast so kamen ihm diese Momente mit Black vor. Doch das war einfach blanker Unsinn. Sie standen nicht auf einer Stufe, würden es niemals tun und er hatte zweifelsohne schon zu viel getrunken.

Schweigend ließ er sich den restlichen Schmuck anlgene, hielt seinen Blick die ganze Zeit über stur nach vorn gerichtet. Seine Haar versuchte er erst gar nicht zu bändigen, es brachte sowieso nichts. Als er fertig und präsentationswürdig war, wand er sich um. „Du wirst hinter meinem Platz in der Reihe der Dienerschaft stehen.“, informierte er und schnallte sich dann seinen Degen um. „Tu was man dir beigebracht hat und wage nicht, dich auffällig zu verhalten.“
 

Vegeta verkniff sich ein Seufzen. „Natürlich, Hoheit. Was auch sonst?“ Es war eine rhetorische Frage und er erwartete keine Antwort darauf.

Bei dem Unterton warf Kakarott dem Kleineren einen kurzen warnenden Blick über die Schulter zu. Dann schritt er den Korridor zur Steintreppe hinab, um sich seiner Pflicht zu stellen, die ersten Gäste persönlich in Empfang zunehmen.
 

Vegeta hielt sich in gebührendem Abstand zu seinem Herren auf. So das er auf jedes Wort und jeden Wink, der an ihn gerichtet wurde, schnell reagieren konnte, aber so, dass er genau das blieb, was alle Diener für Adelige waren, unsichtbar. Und während er die spanischen Pfaue und ihre Kolibris dabei beobachtete, wie sie herein stolzierten und sich ins Bild setzten, wurde ihm eines immer mehr und mehr bewusst. Hier, in diesem Land voller Gecken und Affen wollte er nicht bleiben. Und wenn er bei dem Fluchtversuch sterben würde, dann lieber das.
 

Gast um Gast strömte in die Hallen der d'Ordónos und Kakarott wurde es bald müde, jede Hand der Herren zu schütteln, jeder Dame die Ehre einer Verneigung zukommen zu lassen. Daher war er heilfroh, als die Formalitäten abgeschlossen waren und sich alle an der riesigen Tafel einfanden. Das Essen wurde wie üblich reichlich aufgetan und dieses Mal hatte Kakarott sogar Glück gehabt mit seinem Platz. Die zwei Herren, die neben ihm saßen, unterhielten sich angeregt mit ihren jeweils anderen Tischnachbarn und Kakarott kam nur ab und an in die Verlegenheit mit einer ihm gegenüber sitzenden Dame ein paar unverfängliche Sätze zu tauschen.

Das Mal zog sich in die Länge, dauerte eine gefühlte Ewigkeit und wieder war Kakarott erleichtert, als es aufgelöst wurde und sich die Herren in einen Saal zurückzogen um über die Dinge zu sprechen, die es zu besprechen galt. Politik, Handel, Krieg. Die Damen taten es den Männern gleich, nur drehten sich ihre Themen um den nächsten Ball, die nächste Heirat und wer wohl eine Affäre mit wem hatte.

Dennoch war dieser Teil Kakarott der Liebste, da er sich seine Gesprächspartner aussuchen konnte und schon bald in eine sehr anregende Diskussion mit einem bekannten Don über Plantagen in der neuen Welt hatte.

Während des Gesprächs kam ein Diener an den kleinen Tisch und beugte sich zu ihm herunter, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. „Herr, ein Botschafter des englischen Königshauses ist soeben eingetroffen. Soll ich ihn herein bitten?“
 

Kakarott setzte sich auf. Einer der englischen Botschafter? Was taten diese soweit des spanischen Hofes entfernt? Das war eigenartig. Normalerweise unterhielt sich nur sein Onkel, der König, mit ausländischen Würdenträgern. „Sí. Bitte ihn in das angrenzende Zimmer. Ich werde meinem Vater Bescheid geben.“ Der Diener verneigte sich und huschte dann aus dem Saal um den Botschafter herein zu bitten.
 

Vegeta sah ihm hinterher. Ein englischer Botschafter?! Wenn es der Teufel wollte, dann konnte dies nun eine ungemütliche Sache werden. Oder jene, auf die er gewartet hatte. Ein Blick von Kakarott sagte ihm, dass dieser erwartete das er ihm folgte. Verflucht, wenn sie in einen kleineren Raum gingen, dann war es fast unmöglich, unsichtbar zu werden. Zu seinem Leidwesen, war es ein kleiner Raum, doch zu seinem Glück, saß der Botschafter schon darin, mit dem Rücken zu ihm und so konnte Vegeta sich gleich neben der Tür positionieren und dort verharren. Aufmerksam beobachtete er, wie sich der große, fast dürre Mann erhob und vor Kakarott verneigte. Seinem Gebaren zufolge musste er aus dem oberen Hause der Lord stammen.
 

Kakarott erwiderte die Verbeugung höflich. „Es ist uns eine Ehre, Euch auf unserem Anwesen begrüßen zu dürfen. Verzeiht den nicht standesgemäßen Empfang, doch wir wussten nichts von Eurem Eintreffen.“

„Ich danke Euch eure Hoheit. Verzeiht meine unangekündigtes Erscheinen, aber das Anliegen welches mich zu euch führt ist nicht einfacher Natur. Ich bitte ebenso die späte Stunde zu entschuldigen. Aber als Engländer hat man es dieser Tage mit vielen Fragen und Kontrollen in Spanien zu tun.“

Knapp nickend nahm Kakarott diese Entschuldigung an. Er selbst setzte sich dem Botschafter gegenüber und maß ihn mit aufmerksamen Blick. „Nun, so sprecht, was verschafft uns die Ehre?“

„Ich komme mit einem Anliegen direkt aus dem englischen Königshauses. Auch war ich schon bei Eurem Onkel am spanischen Hof. Doch für das, was meine Königin vorschlägt bedarf es auch Eures, oder Eures Vaters Siegel, weswegen Euer Onkel mich hierher entsandt hat. Euch ist die derzeitige Lage unserer beider Länder in der Karabik bekannt?“ Vegeta wurde hellhörig und der Botschafter räusperte sich. Seine Augen wanderten für einen Moment auf die im Schatten stehende Silhouette des Mannes, der wohl der Leibdiener des Prinzen war, fast so, als wolle er ermessen, ob dieser vertrauenswürdig ist.
 

„Mir ist die Lage sehr gut bekannt. Worauf genau wollt Ihr hinaus werter Herr Botschafter?“

„Unserer Königin wäre sehr daran gelegen, ob man in diesen Gewässern das Aussetzen der Kaperbriefe in Erwägung ziehen könnte.“

Kakarott hob dezent eine Augenbraue. „Kaperbriefe?“, fragte er und ließ seinen Blick kurz zu Vegeta schweifen. „Fahrt fort.“

„Unsere Königin ist zu dem Entschluss gekommen, dass man die Piraterie, welche in diesen Gewässern herrscht, nicht auch noch legitimieren muss durch die Briefe, welche man an die Freibeuter verteilte. Sicher haben wir hier in Europa unsere Differenzen, aber ihrer Gnaden denkt, dass Euer wie auch unser Land einen Gewinn machen könnten, wenn wir die Überfälle auf die Goldschiffe auf beiden Seiten einstellen würde und zumindest in der Karibik, gemeinsam den Piraten das Handwerk legen.“

„Ein nobler Gedankengang, Botschafter. Auch ich hätte nichts dagegen, wenn diese Piraten bekämen, was sie verdienen.“, sagte Kakarott und winkte seinen Leibdiener heran. „Hol Pergament und Feder. Wir wollen es sogleich festhalten.“
 

Vegeta verneigte sich im Schatten und entfernte sich, um beides zu holen. Er war sogar noch so geistesgegenwärtig und machte einen Umweg über die Gemächer des Prinzen, um dessen Siegel mitzunehmen. Er brauchte die Zeit, die dieser Umweg ihn kostete, um nachzudenken. Er kannte diesen Botschafter und was noch schlimmer war, dieser Botschafter kannte auch ihn. Damit gab es zwei mögliche Szenarien. Entweder, er würde seine Chance zur Flucht bekommen, wenn er sich ihm zu erkennen geben würde, oder er würde sterben. Alles oder nichts, aber dies war doch schon immer der Sinn seines Lebens gewesen, oder? Mit klopfendem Herzen kehrte er in das Zimmer zurück, ignorierte Kakarotts tadelnden Satz, dass er sehr lange gebraucht hätte und legte Pergament, Tinte, Feder Siegelwachs und Siegelring zwischen die beiden Männer auf den Tisch. Seine Augen waren dabei auf den Botschafter gerichtet und als er sah, wie dieser zusammenzuckte, als er ihn erkannte, schüttelte Vegeta unmerklich den Kopf. Der Botschafter verstand.
 

Kakarott bemerkte davon nichts. „Nun denn ... schreibt Eure Bedingungen nieder, embajador.“

Der Botschafter sah zurück zu Kakarott und ergriff die Feder, um erst in Spanisch, dann in Englisch den Vertrag aufzusetzen, dann ein zweites Mal. Der Vertrag besagte, das die Kaperbriefe ab sofort keine Gültigkeit mehr hatten und das deswegen jedes Kapern eines englischen und spanischen Schiffes als ein Akt der Piraterie gelten und deswegen schwer bestraft werden würde. Ebenso versprach man sich in der Karibik Waffenruhe zu halten und gemeinsam gegen die Piraten vorzugehen. Als er fertig war überreichte er die beiden Briefe an den Prinzen.
 

Dieser lass sie sich aufmerksam durch, nickte und unterzeichnete beide Briefe. „Mein Vater wird davon sehr erfreut sein.“ Er bedeutete seinem Diener wieder, zurückzutreten, da er ihn nicht weiter benötigte. „Entrichtet Eurer Königin und meinem Onkel, unseren Dank.“

„Ich danke Euch, Hoheit und ich werde beides überbringen. Euren Dank und das Abkommen. Ich bin sicher unsere beiden Länder werden davon profitieren.“ Er warf dem zurücktretenden Vegeta nochmals einen kurzen Blick zu.

„Dessen bin ich mir sicher.“ Mit diesen Worten erhob Kakarott sich. „Bitte entschuldigt mich nun, aber meine Gäste warten. Fühlt Euch aber herzlich eingeladen, uns Gesellschaft zu leisten, embajador.“ Kakarott wand sich schon der Tür zu und währenddessen warf der Botschafter einen fragenden Blick zu Vegeta. Jener nickte und öffnete dann wortlos Kakarott die Türe.

Der Botschafter erhob sich. „Natürlich, Eure Majestät. Ich komme dieser Einladung gerne nach.“

„Dann bitte.“ Kakarott machte eine einladende Bewegung ihm zu folgen und der Botschafter nahm sie mit einer Verbeugung an.
 

Vegeta folgte beiden mit gebührendem Abstand in den Salon zurück, wo sich mittlerweile die Damen wieder zu den Herren gesellt hatten, denn es wurde zum Tanze aufgerufen. Die Diner schwirrten umher, um den verschiedenen Damen die Einladungen der Herren zum Tanze zu überbringen oder ihren Herren etwas zu Trinken zu holen. Es war ein umher schwänzeln und umher stolzieren und Vegeta hoffe das die Stunde bald so fortgeschritten war, dass er sich unbemerkt zurückziehen konnte.
 

Doch diese Stunde sollte und sollte nicht kommen. Runde um Runde wurde getanzt, die Herren standen in kleinen Gruppen, bewaffnet mit einem Glas Brandy oder Wein zusammen und rauchten Pfeife, während die Damen sich ihrem Tee widmeten und es sich auf den Chaise Longues bequem gemacht hatten.

Kakarott lächelte und nickte gerade zu etwas, dass das Fräulein ihm gegenüber gemacht hatte, doch innerlich schrie er auf. Er war hundemüde und diese politischen

Arrangements, denen er hier ausgesetzt wurde - und auch noch teilnehmen musste – gingen ihm gegen den Strich. Den nicht einen Tanz an diesem Abend hatte er sich selbst aussuchen dürfen. Vegeta hatte ihm bei seiner Rückkehr in den Saal eine voll ausgefüllte Tanzkarte überbracht. Die Auswahl hatte natürlich sein Vater getroffen. Er hoffte sehnlichst, sich bald endlich verabschieden zu können. Doch noch fünf weitere Tänze lagen vor ihm und diese zogen sich für seinen Geschmack zu einer Ewigkeit dahin. Doch danach stand es ihm frei die Feier zu verlassen und genau dies tat er dann auch.

Mit einem seufzend reckte er die breiten Schultern, die in seinem Hemd und seiner Weste viel zu wenig Platz zu haben schienen, kaum das er den Saal verlassen hatte. Mit einem knappen Handwink wand er sich an Vegeta. „Ich werde mich zurückziehen. Du wirst mit den anderen Dienern unsere Gäste weiter bewirten, aber ich brauche dich für heute nicht mehr.“ Seiner Müdigkeit war es geschuldet, dass er gar nicht mehr auf eine Reaktion seines Befehls wartete, sondern begann die Stufen in den nächsten Stock nach oben zu steigen.
 

Vegeta verbeugte sich und schritt mit zusammengepressten Lippen in den Saal zurück. Spanier waren ja noch schlimmer als Franzosen was diese Abende anging. Er seufzte und fuhr sich durch die Haare. Sein ganzer Rücken stand in Flammen und seine Schulter pochte im Rhythmus seines Herzschlages. Doch dies war die Chance auf die er gewartet hatte. Durch den Saal schreitend, da ihm als Diener keine Beachtung geschenkt wurde, suchte er die hochgewachsene Gestalt des englischen Botschafters und stellte sich in sein Blickfeld. Als der ehemalige Pirat bemerkte, dass er ihn gesehen hatte, gab er ihm mit einem leichten Kopfnicken ein Zeichen, ihm zu folgen. Anschließend verließ er den Salon durch eine der Dienstbotentüren und öffnete zuallererst sein Hemd. Er hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Hier draußen, wo es wesentlich kühler war als im Saal, bemerkte er erst, wie stickig es gewesen war.

„Verzeiht.“ Vegeta drehte sich bei der Stimme um und fand sich dem englischen Botschafter gegenüber, welcher lächelnd zu ihm heran trat und sich verbeugte. „Ich war mir bis eben noch nicht wirklich sicher, ob ich dem trauen durfte, was meine Augen mir sagten. Doch Ihr seid es wirklich.“ Vegetas Augen flogen über den kleinen Gang des Dienstbotentraktes. Sie waren alleine. Erst dann wendete er seine Aufmerksamkeit wieder dem Botschafter zu.

„Ich war mir nicht sicher, ob Ihr meine Andeutungen verstehen würdet, Herr Botschafter, doch Ihr habt die Situation pravorös gemeistert.“

„Ich danke Euch. Es war für mich sehr überraschend Euch hier zu finden. In eurer Heimat haben alle um Euren Tod getrauert.“

„Um meinen Tod?“

„So ist es. Die 'Morningstar' kehrte nach England zurück, reich beladen und mit ihr Eure Mannschaft. Sie sagten uns Ihr wäret von Eurer letzten Fahrt mit der 'Fury' nicht zurückgekommen und deren erster Maat hätte gesagt Ihr wärt gefallen.“

Vegeta begann zu lachen. Er lachte zum ersten Mal seit Monaten wirklich von Herzen. „So ist das also.“ Der Botschafter sah ihn verwirrt an und fuhr fort. „Wir hätten uns natürlich nicht träumen lassen, dass Ihr es geschafft habt Euch als Spion in den spanischen Königshof einzuschleichen, auch wenn es nur der Vizekönig ist. Eure geschätzte Frau Mutter wird sicher überglücklich sein.“ Der Pirat lachte abermals, dann seufzte er. So konnte man seine Situation natürlich auch umschreiben, besser so, als anders. Sollte der Botschafter doch in dem Glauben bleiben, dies alles wäre Teil eines Planes gewesen.

„Sicher wird sie das.“, murmelte Vegeta und ließ seinen seinen Blick abermals über den Gang gleiten, ehe er den Mann vor sich ernst ansah. „Ich will, dass das so bleibt. Keiner soll erfahren, das ich hier bin. Sicher werden die Spanier auch Spione bei uns haben und wenn diese das erfahren, dann bin ich wirklich tot.“

Der Botschafter nickte. „Ich verstehe. Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?“

„Nein. Fahrt zurück nach England und sagt meinen Männern, sie sollen mit der 'Morningstar' auslaufen. In einem Mond sollen sie mich an der Bucht zwischen diesem Anwesen und der Stadt abholen. Gebt ihnen die dafür nötigen Koordinaten.“ Da war er endlich … sein Weg hier raus.
 

Kakarott, der in seinem Zimmer angekommen war, war dabei sich die Stiefel ausziehen zulassen, als er fluchte und sich mit einer Hand kräftig über das müde Gesicht rieb. „Mierda!“, fluchte er. Morgen stand ein Termin außerhalb der Stadt auf dem Landsitz eines Adligen und Freundes seines Vaters an. Da sie natürlich pünktlich erscheinen wollten, mussten sie schon vor dem Morgengrauen los. Sein Leibdiener wusste davon nichts, also trug er dem Diener auf Vegeta zu suchen und ihn zu ihm zubringen. Doch der Diener kehrte alleine zurück. Vegeta war nicht mehr auf dem Fest gewesen. Fluchend und noch schlechter gelaunt als zuvor, verließ der Prinz seine Gemächer und lief mit eiligen Schritten den Korridor hinab. Sollte sich der Bastard etwa seinen Anweisungen widersetzt und zurückgezogen haben, dann würde er diese Nacht im Kerker und in Ketten verbringen. Mit Sicherheit fand er ihn in den Dienstbodengemächern schon schlafend am Boden. Er beschleunigte seine Schritte, welche jedoch zu einem abrupten Halt kamen, als er um eine Ecke treten wollte und sich schnell wieder hinter diese zurückzog. Hatte er das eben wirklich und wahrhaftig richtig gesehen? Oder hatten ihm seine Augen und die späte Stunde einen Streich gespielt?

Die Stimmen, welche an sein Ohr drangen, sagten ihm etwas anderes. 'Nein. Fahrt zurück nach England und sagt meinen Männern, sie sollen mit der 'Morningstar' auslaufen. In einem Mond sollen sie mich an der Bucht zwischen diesem Anwesen und der Stadt abholen. Gebt ihnen die dafür nötigen Koordinaten.'

Dieser verfluchte Hund!

Kakarott spähte erneut um die Ecke, mit der Absicht, so der Botschafter dies bestätigen würde beide festnehmen zulassen. Immerhin stand auf die Befreiung eines Sklaven in Spanien der Tod, ebenso wie auf die Flucht des Sklaven selbst. Doch das, was der spanischen Königssohn dann sah und hörte, ließ alle Vorhaben in seinem Kopf zu Eis erstarren.

Der englische Botschafter griff nach der Hand Vegetas, seines Dieners, und ging vor ihm in korrekter, englischer Hofmanier auf die Knie. „Ich bin mir sicher Hoheit, das Eure Frau Mutter, die Königin von England, sehr zufrieden mit dem sein wird, was Ihr hier, im Feindesland in Erfahrung gebracht habt. Und natürlich werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um Euch die sichere Rückkehr in Euer Heimatland zu ermöglichen, mein Prinz.“

Kakarotts Herz stellte mehrere Schläge lang seinen Dienst ein. Königin von England? Bei allen Höllen ... sollte das heißen, dass dieser ... dieser... huevón ein ... Prinz war? Ein Prinz wie er?

Es war nicht möglich, nein, er musste sich verhört haben. Doch der Hofknicks und die Worte des Botschafters, der sich gerade umwand und verschwand, waren eindeutig. Konnte der Mann sich irren? Er musste es, flüsterte eine hartnäckige Stimme in seinem Kopf. Kakarott hatte Black auf einem Piratenschiff kennengelernt. Nicht als Geisel, nein, sondern als ihr Capitano. Sicherlich würde sich kein Sohn der englischen Königin der Piraterie zuwenden?

Doch was wäre wenn? Was wäre, wenn es wirklich der englische Prinz war? Kakarott wurde schlecht. Dann hatte er einen Spion in ihren eigenen Palast gelassen und sich auch noch für ihn eingesetzt!
 

Vegeta, der nichts von seinem Beobachter wusste, fuhr sich durch die Haare. „Shit!“, fluchte er und setzte noch ein paar andere nicht galante Wörter in englischer Sprache nach. Die Worte des Botschafters zu seiner Mutter waren freundlich gemeint, doch Vegeta bezweifelte, dass sie sich über seine Rückkehr wirklich freuen würde. Kein Machthaber freute sich darüber, wenn der totgeglaubte, uneheliche Bastardsohn plötzlich wieder zum Leben erwachte. Er drehte sich um und sah zu dem Eingang der Dienstboten. Für einen Moment hatte er etwas gespürt, als wäre er nicht mehr alleine. Doch das musste an der Müdigkeit liegen. Vielleicht sah er auch einfach nur Gespenster jetzt, da er sich eine Möglichkeit zur Flucht verschafft hatte. Einen Monat, noch einen Monat diesen spanischen Pfau irgendwie ertragen und alles andere auch. Dann würde er hier verschwinden.
 

Kakarott lief langsam rückwärts, zog sich zurück, sodass man ihn nicht sah. Völlig zerstreut fand er irgendwie den Weg zurück zu seinen Gemächern. Das war doch wirklich nicht zum Aushalten. Was sollte er jetzt machen? Erführe sein Vater davon, dass er sich einen englischen Spion ins Haus geholt hatte, wäre dies sein Ende. Er musste sich schleunigst etwas einfallen lassen. Dieser Bastard würde ihm nicht so einfach davon kommen. Schon wieder hatte er ihn an der Nase herum- und vorgeführt! Das würde er büßen, das schwor er sich. „Te voy a enseñar quien es el príncipe.“ Und mit diesen Worten verschwand er in seinem Gemach, dessen Tür er mit einem lauten Knall zudonnern ließ. Er wusste schon genau, wie er die Flucht des Capitanos Black unterbinden konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Arya
2010-12-14T13:21:27+00:00 14.12.2010 14:21
Moin!!

Hab echt nicht gedacht das Vegeta diesen Tag als braver Diener durchhält. Hätte mit irgendeiner Aktion gerechnet. Der Arme den ganzen Tag nur unterwegs und das mit den Striemen auf dem Rücken.
Und dann noch die Sache mit dem Englischen Botschafter. Auf einer Seite gut, das er auftauchte, so hat Vegeta eine Fluchtmöglichkeit aber auf der anderen Seite natürlich richtig sch... das es Kakarott mitbekommen musste, zumindest das mit der Verbeugung und Mutter ist Englische Königin usw.
Das wird echt noch ein harter Monat. Der eine will ihn ur überstehen und weiter den braven Diener spielen, während der anderen eine riesen Wut auf eben diesen hat.
Denke die kommende Kapis werden amüsant, wenn sie sich versuchen gegenseitig auszuspielen.

Freu mich schon. Bis dann!
Von:  Bongaonga
2010-12-14T11:37:55+00:00 14.12.2010 12:37
Möpmöp

Wuhuuu ^^ Vegeta der brave Diener, kann man ja kaum glauben.
Das Kakarott auch ausgerechnte das mitbekommen musste, von wegen Englischer Prinz.
Der arme Vegeta, dabei kann er doch nichts für sein missliche Lage, ich hoffe Nappa bekommt irgendwann noch sein Fett weg.
1 Monat muss Vegeta nun Kakarotts Laune aushalten, ich bin echt gespannt, aber ein Monat ist ja auch sehr lang, es kann viel passieren.^^

Ich finde eure Geschichte einfach Bombe, sie ist super beschrieben und für jemanden der genauso wenig Ahnung von dieser Zeit hat,ist es wie als würde man dort sein.^^
Das habt ihr richtig toll hinbekommen.

Ich freue mich schon wahnsinnig auf den nächsten Teil. :D

Baba Bongaonga


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