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Die Sterne über Dalaran

World of Warcraft-Fanfiction
von

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3. Das Treffen

Das Treffen
 

Ylaria musterte Leyan, der neben ihr sass und von Brionnas Eintopf ass. Die Gruppe hatte einen Platz in den weiten Hallen zugewiesen bekommen, wo sie lagern konnten. Brionna und Connell hatten in ungewohnter Eintracht zusammengesessen und gekocht, während Verian und Leyan die Greifen von ihrem Gepäck befreit hatten. Leireth und Imenia hatten sich derweil aufgemacht, um die Drachen von ihrer Ankunft zu unterrichten und um eine Audienz zu bitten.

Nun sassen sie alle um ein kleines, improvisiertes magisches Feuer, welches auf dem Boden der Halle keine Spuren hinterlassen würde und löffelten den Eintopf. Ylaria spürte Leyans Knie an ihrem Oberschenkel. Sie sassen nebeneinander auf einer Wolldecke. Wie selbstverständlich hatte Leyan neben ihr Platz genommen, ihr eines dieser Lächeln geschenkt, bei denen es Ylaria weich in den Knien wurde.
 

Kurz blickte sie erneut zu Leyan, der ass, als wäre nichts geschehen. Sie erinnerte sich an dieWorte vorhin. Obwohl er sie nicht mit einem Wort erwähnt hatte, drehte sich irgendetwas in ihrem Magen beim Gedanken herum, dass er sie gemeint haben könnte. Wenn es nur die kleinste Chance gab, dass.. Sie strich sich durch die Haare und stellte die Essschale beiseite. Erneut hatte sie keinen Appetit, das nervöse Flattern in ihrem Magen liess es nicht zu. Sie rutschte auf der Wolldecke herum, und wollte gerade aufstehen, als Imenia zwischen zwei Bissen „Warte“ sagte. Ylaria blickte ihre Anführerin an.

Diese kaute noch zu Ende, erhob dann ihre Stimme, so dass alle Gespräche in der kleinen Runde unterbrochen wurden und die Blicke zu ihr wanderten.

„Bevor ihr euch verteilt und zerstreut.. eine kleine Lagebesprechung.“

Erneut ass Imenia einen Bissen, zögerte die weiteren Worte wohl absichtlich etwas heraus.

„Wir sind nun seit vier Tagen unterwegs. Trotz unseres bedauerlichen Zwischenfalls nach dem Pass“, bei diesen Worten blickte sie Leyan an und nickte ihm aufmunternd zu, „ist die Planung erstaunlicherweise nicht grossartig durcheinander gekommen. Der zusätzliche Ruhetag hat den Greifen gut getan, und uns wohl auch.“

„Ja, in der Feste war's wenigstens schön warm“, brummelte Connell in seinen Bart und erntetet einen missbilligenden Knuff von Brionna. „Pscht!“ „Is' doch wahr.“

Imenia blickte ihn ermahnend an. „Herr Hammerschmied, wenn euch kalt ist, rückt näher zum Feuer. Und lasst diese Kommentare. Ihr habt gewusst, dass das hier kein Zuckerschlecken ist.“

„Mit Verlaub.. Das hier ist noch harmlos“, schmunzelte Leyan. „Ich habe schon Schlimmeres erlebt als ein bisschen durch die Lüfte zu fliegen, ohne einen Kampf oder sonstige Dinge, die einem aufhalten.“

Ylaria runzelte die Stirn.

„Das mag möglich sein, aber darum geht es jetzt gar nicht. Nun schweigt.“ Imenia wirkte etwas ärgerlich, holte einmal tief Luft und sprach dann besänftigter weiter.

„Kommen wir zum Hauptpunkt.. Denn wenn das so weitergeht, müssen wir uns auch gar nicht lange hier aufhalten.  Ihr sollt wissen, dass unser Anliegen von Erfolg gekrönt war. Wir haben eine Audienz bekommen. Und zwar noch am heutigen Abend.“

Imenia lächelte. „Jemand von euch wird mich begleiten dürfen.“

Ylaria setzte sich wieder hin. Man konnte die Aufregung Imenias geradezu spüren, und sie übertrug sich auf die im Kreis Sitzenden. Zumindest auf Ylaria und Verian. Leireth hatte wohl schon davon gewusst und lächelte zufrieden. Leyan neben ihr schien davon unbeeindruckt, er verengte die Augen etwas. Den beiden Menschen stand nur der Mund offen.

„Bei.. wem.. ich meine.. von wem werden wir empfangen?“, wagte Ylaria zu fragen.

„Krasus wird uns empfangen“, erwiderte Imenia mit einem Achselzucken, als wäre diese Ankündigung etwas ganz normales. Doch das war sie nicht.

„Oooh, Krasus. Von dem hab ich gehört. Das ist doch ein mächtiger Magier“, Brionna lächelte. „Nun ja. Das ist er auch.“ „Auch?“

„Nun, Miss Tallys, der Aufbruch nach Nordend hat uns einiges an Wissen offenbart. Unter anderem auch das eher lang gehütete Wissen um Krasus wahre Identität. Krasus ist ein Roter Drache. Der Gefährte der Lebensbinderin, um es genau zu sagen.“

Brionnas Mund klappte auf. „Oh“, hauchte sie. Connell lächelte sie an.

„Er ist vorrangig ein mächtiger Magier. Rhonin war sein Schüler – oder ist es womöglich immer noch.“ Dieser Name war allen geläufiger. Alle, die Dalaran mehr als einige Tage besuchten, wussten um den Anführer der Kirin Tor.

„Aber lasst uns nicht ablenken. Ich weiss nicht, ob wir noch heute empfangen werden. Es wäre möglich. Also.. seid vorbereitet. Jemand wird mich begleiten.“

Während Verian und Leireth Imenia ansahen, mit ihren Blicken schon fast darum bettelten, auserwählt zu werden, senkte Ylaria den Kopf, lächelte aber. Sie rechnete nicht damit, dass sie Imenia begleiten durfte. Das fand sie aber auch nicht schlimm. Sollte es Verian treffen, gönnte sie es ihm. Bei Leireth.. Nun, noch vor wenigen Tagen hätte sie gesagt, sie würde sie dafür hassen. Doch nun war es ihr egal. Vielleicht gönnte sie es ihr ja auch.

Leyan blickte sie an und sie blickte zurück, verlor sich in seinen Augen.

„Miss Silbersang? Beehrt ihr uns auch wieder mit eurer ungeteilten Aufmerksamkeit oder muss ich mein Angebot zurück ziehen?“ Imenias spöttische Stimme klang an ihre Ohren und sie blinzelte, wandte den Blick ab von Leyan und sah sich in der Runde um. Verian lächelte, Leireth starrte sie an, Leyan grinste.

„Äh.. Entschuldigt.. ich habe nicht.. aufgepasst.. glaub ich..“, sammelte Ylaria.

Neben ihr erklang ein leises Lachen, ehe sie ein Flüstern an ihrem Ohr vernehmen konnte. Der warme Hauch, der auf ihre Haut traf, verunmöglichte es ihr fast, die Worte richtig einzuordnen, doch dann starrte sie zuerst Leyan an, danach Imenia.

„Ich.. soll mit.. zur Audienz?“, stotterte sie, und kam sich im selben Moment dämlich vor.

„Vielen Dank für die Übersetzungskünste, Sonnenhoffnung. Mir scheint, ich muss Ylaria noch einmal klarmachen, auf wen sie zu hören hat.“ Imenia lächelte, obwohl ihre Worte etwas spitz klangen. Die Angesprochene wurde rot bis über beide Ohren, während Leyan nur schmunzelte.

„Ja, ich möchte gerne, dass ihr mich begleitet, Ylaria Silbersang. Ich denke, das ist lehrreich für euch. Ihr habt einen wachen Geist, ich will, dass ihr alles beobachtet und einprägt, was wir erfahren. Seid ihr einverstanden?“, sprach Imenia schliesslich.

Ob sie einverstanden war? War das tatsächlich eine Frage? „Natürlich bin ich einverstanden. Es ist mir eine grosse Ehre“, antwortet Ylaria und klang schon etwas selbstsicherer.

Als sie erneut Leireths missmutigen Blick traf, realisierte sie langsam, was dies alles bedeutete. „Gut, dann macht euch bereit. Ich denke, wir werden in einer Stunde oder zwei abgeholt. Ich möchte, dass ihr euch hervorragend präsentiert, also versucht euch einigermassen herzurichten. Ich denke nicht, dass Notizbücher erlaubt sind, also seid etwas aufmerksamer als gerade eben.“, fuhr Imenia fort. Ylaria nickte. „Natürlich. Es tut mir leid. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ihr meine Begleitung wünscht“, sprach sie wahrheitsgemäss.

„Und gerade deswegen habe ich euch ausgewählt“, erklangen die kryptischen Worte Imenias, ehe sie aufstand. „Ich ziehe mich zurück, ich habe noch etwas zu studieren. Räumt hier auf und macht Ordnung, Herr Hammerschmied. Sonnenhoffnung, seht zu den Tieren, die Drachen machen sie unruhig.“ Sie wandte sich zum Gehen. Leireth erhob sich hastig und eilte ihr nach, redete auf sie ein, während Leyan sich erneut etwas zu ihr beugte und ein 'Glückwunsch', ins Ohr hauchte, aufstand und verschwand.

Ylaria stand langsam auf, streckte ihre Glieder und entfernte sich von ihrer kleinen Unterkunft. Nur wenige Momente später fand sie sich vor dem Wyrmruhtempel wieder. Sie hatte den Ausgang gen Norden angesteuert.

Dort blieb sie eine Weile stehen, blickte die endlose Weite Schnee an, die den Pfad der Titanen bedeckte, der sich vor ihr ausbreitete.

< Ich soll also mit zu den Drachen >, dachte sie. < Ohje.. Ohje.. Ich hoffe nur.. ich sage nichts falsches. >

Wenige Momente später trat Verian neben sie. Sie blickte ihn an. Halb erwartete sie, ihn missmutig zu sehen, doch das Lächeln, welches ihr bester Freund ihr schenkte, war ehrlich und gut gemeint.

„Ich freue mich sehr für dich, dass du mitdarfst.“

„Bist du sicher?“, erwiderte sie schnippisch. Sie hatte Leireths Blick noch nicht vergessen. „Solltest du es nicht lieber Leireth wünschen?“

Verian schwieg einen Moment und strich sich durch die Haare. „Du bist meine beste Freundin, Ylaria. Ich wünsche es.. dir mehr“. Seine Worte klangen aufrichtig, als er einen Arm um sie legte. Auch Ylaria schwieg einen Moment.

„Danke“, murmelte sie dann.

Er grinste. „Ausserdem kann ich sie dann ja immer noch über ihre Enttäuschung hinweg trösten.“

Fast zeitgleich fielen sie in erlösendes Gelächter.
 


 

XXXX
 

Krasus musterte Imenia mit einem langen Blick, unter dem Imenia fast schon wieder vergass, wie sie hier her gelangt waren, obschon es nur wenige Augenblicke her war, dass sie in der grossen Halle unten von einem Drachen abgeholt worden waren, der einen ihrer Reitgreifen bis in die oberste Etage des Tempels geleitet hatte.
 

Nun standen sie vor Krasus, Korialstrasz persönlich, dem Gefährten der Lebensbinderin. Imenia fürchtete um ihre Stimme, hatte sie zur Begrüssung doch kaum einen Ton hervorgebracht.

„Es ist interessant zu sehen, wie manche Dinge viele Jahre vergessen scheinen, und dann, eines Tages, wird gleich mehrmals nach diesen Dingen gefragt“, sprach er bedächtig, und trat einen Schritt zur Seite, blickte kurz über die Drachenöde.

Imenia wartete einen Moment ab, bevor sie die Stimme erhob, die mittlerweile wieder ihre übliche Festigkeit gewonnen hatte. „Verzeiht, ehrwürdiger Krasus, doch wie soll ich diese Worte verstehen?“

Krasus lachte leise, und wandte sich ihr wieder zu.

„Ihr fragt mich, was ich über die alten Schwesterklingen weiss. Doch seid ihr nicht die Einzige, die um dieses Wissen sucht in diesen Tagen.“

„Was.. wer.. aber..“, versuchte Imenia ihre Gedanken zu ordnen.

„Ihr seid zu spät, Imenia Feuerblüte. Uns hat bereits ein anderer Besucher aus Dalaran beehrt, der sich nach den prismatischen Klingen erkundigt hat. Ich habe ihm ein Buch ausgeliehen, welches es euch vermutlich ermöglichen würde, die Klinge zu identifizieren.“

Imenia zog die Augenbrauen hoch. „Das ist allerdings.. ein derart merkwürdiger Zufall, dass ich ihn kaum mehr dieser Kategorie zuschreiben würde.“, sprach sie, und klang dabei etwas harsch. Krasus tippte mit einem Finger der linken Hand nachdenklich gegen seine Lippen. Imenia bemerkte, dass ihm an dieser Hand der kleine und der Ringfinger fehlten. Für ein so perfektes Wesen war dies ein sehr seltsamer Makel, doch noch bevor sie sich weiter wundern konnte, sprach Krasus weiter.

„Ohne es gesehen zu haben kann niemand von uns beurteilen, ob eine derartige Waffe tatsächlich eine der Klingen ist, die ihr vermutet. Ich fürchte, ihr müsst nach Dalaran zurückkehren, und den..“ Er brach den Satz ab, denn in diesem Moment setzte ein majestätisch wirkender blauer Drache an, auf der obersten Plattform zu landen. Imenia wunderte sich nur einen kurzen Moment über die scheinbare Sorglosigkeit der Roten. War es nicht erst wenige Monate her, seit die Blaudrachen den Turm angegriffen hatten, und jeder in Sichtweite bekämpft wurde? Sie und Ylaria tauschten einen Blick, sagten aber nichts.

Der Drache landete neben der Haushofmeisterin der Königin und begann sich zu verwandeln und die beiden Quel'dorei hatten grosse Mühe, den Mund nicht offen stehen zu lassen.

Es war faszinierend und abstossend zugleich, wie sich der massige und dennoch elegante Körper des Blaudrachen begann zu verformen und sich schliesslich in einer Art Nebel, einem Flirren auflöste, einen Moment gar nicht mehr zu existieren schien, bis schliesslich eine humanoides Wesen auf der Plattform stand.

„Ah.. Kalecgos“, sprach Krasus und trat auf den Drachen in der Form eines Halbelfen zu. „Sei gegrüsst.“ Kalecgos erwiderte etwas in einer Sprache, welche weder Ylaria noch Imenia ansatzweise verstanden, doch gingen sie von einer Erwiderung des Grusses aus.

Die beiden Drachen tauschten einige Worte, ehe Krasus Kalecgos zu den beiden Quel'dorei führte, die sich sofort verbeugten.

„Siehe.. Diese Vertreter des Silberbunds haben Überreste einer Klinge gefunden. Es mag sein, dass diese Überreste diejenigen einer prismatischen Klinge sind.“

Kalecgos runzelte die Stirn und zupfte sich die vorwiegend blaue Kleidung zurecht, während Krasus sprach. „Wirst du unseren Besuchern deine Hilfe anbieten?“

Kalecgos' Blick wandte sich nun den beiden Quel'dorei zu und Imenia musste sich beherrschen, den Blick nicht abzuwenden. Sie fühlte sich inspiziert, gemustert, doch war dies nicht feindselig, sondern einfach neutral berechnend, was das Ganze für sie irgendwie schlimmer machte. Schliesslich räusperte sie sich. „Mein Lord, es wäre von Vorteil für die Bemühungen, die der Silberbund..“

„Krasus. Bist du dir sicher, dass du diesen Sterblichen in ihrer Suche nach dem Schwert unterstützen willst?“, wurde sie von Kalecgos unterbrochen, den ihre Worte offensichtlich gar nicht interessiert hatten.

Krasus blickte Kalecgos an. „Diese Klingen“, fuhr Kalecgos fort, und richtete das Wort nun sowohl an Krasus als auch an die beiden Elfen, „wurden vor langer, langer Zeit geschmiedet. In einer Zeit, als die Dinge.. anders waren.“

„Du denkst also, unsere Verbündeten sind nicht in der Lage, die Macht des Schwertes zu kontrollieren?“

„Unsere Feinde haben einst unsere stärkste Waffe gegen uns gerichtet. Was bringt dich zu dem Gedanken, dass es bei den prismatischen Klingen anders wäre? Es war bereits ein Fehler, sie überhaupt herzustellen und den Sterblichen zu überreichen.“

Imenia und Ylaria tauschten erneut einen Blick. Auch ohne Worte hatten sie eine ungefähre Ahnung davon, was Kalecgos mit der stärksten Waffe meinte. Die Drachenseele, die vor tausenden von Jahren vom korrupten Erdwächter selbst gegen die vier anderen Drachenschwärme benutzt worden war. Die dazu geführt hatte, dass die Welt auseinanderbrach, dass der Mahlstrom entstand und Azeroth fast von Sargeras anheim gesucht worden wäre. Alte Lieder und Geschichten erzählten auch unter den Hochelfen diesen Abschnitt der mit den Nachtelfen gemeinsamen Vergangenheit immer und immer wieder.

Imenia zerbrach sich den Kopf, um eine Antwort zu finden, die den Blaudrachen hätte besänftigen können, fand aber keine. In einem Winkel ihres Bewusstseins war ihr klar, dass das Wort einer Sterblichen in diesen Belangen wirklich kaum etwas zählte. Nicht aus Verachtung für die Sterblichen, sondern einfach, weil sie nicht diese Erfahrung hatten, die die Drachen besassen.

Ihr entging fast, dass sich eine weitere Gestalt genähert hatte. Als Ylaria neben ihr sich erneut tief verbeugte und einen Gruss stammelte, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.

„Seid willkommen zurück im Tempel Kalecgos.“, erklang die Stimme der Drachenkönigin.

„Alexstrasza, Königin des roten Schwarms, es ist mir wie immer eine Ehre, hier verweilen zu dürfen.“, antwortete der Angesprochene und verbeugte sich.

Die rote Drachendame trat in der humanoiden Gestalt einer Hochelfe auf sie zu. Sie war ungefähr einen Kopf grösser als Ylaria und Imenia, doch hatte von ihrer Gestalt und ihrer Ausstrahlung her kaum etwas mit einem gewöhnlichen Hochelfen gemein. Die Mischung aus Stoff und Platte, die ihre Figur umhüllte, verdeckte gerade das notwendigste, hätte für einen Sterblichen in der eisigen Kälte der Drachenöden aber kaum gereicht. Die Farben, die sie zierten, schimmerten in allen vorstellbaren Nuancen von Rot, durch goldene Verzierungen, gestickten Ranken und Blumen bereichert und ergänzt durch einen grossen, blutrot glänzenden Edelstein, der an einer Halskette hing. Imenia konnte nicht sagen, wo die ebenfalls verzierten Hörner in dem dichten, gewellten Haarschopf begannen, doch ragten sie an der Seite des Kopfes ab, wirkten aber dennoch nicht störend. Alles an der Gestalt der Drachenkönigin in ihrer humanoiden Form wirkte passend und stimmig, königlich bis in die letzte Zehenspitze.

Sie trat in die Runde und ihre golden glühenden Augen suchten von jedem Anwesenden einmal den Kontakt.

„Kalecgos. Sterbliche Helden haben diese Waffen lange genug geführt, um das Böse zu bekämpfen. Ich sehe keinen Grund, ihnen das Schwert auch in diesem Kampf gegen die Geissel vor zu enthalten“, sprach sie dann, ganz so als hätte sie jedes einzelne Wort der Unterhaltung mitbekommen. Und das hatte sie wohl auch, denn keiner der beiden Drachen stellte dies in Frage. Krasus nickte nur, während Kalecgos offensichtlich skeptisch die Arme verschränkte.

„Wie ihr es wünscht, meine Königin. Ich werde sicherlich nicht in ihrem Wege stehen“, sprach er. „Aber ich werde meinen Blick auf ihnen behalten.“

„Das werden wir alle, Kalecgos“, ergänzte ihn Krasus und lächelte aufmunternd zu den beiden Elfen.

Kalecgos nickte nur noch einmal wortlos, drehte sich dann um und entfernte sich von dem Grüppchen. Er gesellte sich zu einem anderen Drachen in humanoider Form und begann ein Gespräch, widmete sich der Gruppe nicht mehr.

Krasus wandte sich wieder an die Elfen. „Ihr müsst die Bemerkungen Kalecgos' verstehen. Sein Schwarm hat am meisten gelitten.“ „In vergangenen Jahren sowie auch in der Gegenwart“, ergänzte Alexstrasza ihren Gefährten und schenkte ihm ein Lächeln.

Imenia nickte. „Ich.. verstehe durchaus.. Es ist bestimmt nicht leicht, dies.. zu.. nun ja..“

Alexstrasza lächelte amüsiert, als Imenia erneut keinen klaren Satz zustande brachte.

„Ihr solltet zurück nach Dalaran gehen. Ich bin mir sicher, einer eurer Magister des Silberbunds ist befähigt, mit den Sonnenhäschern über eine Herausgabe des Buches zu diskutieren. Denn anders ist es euch wohl nicht möglich, die Klingenüberreste zu identifizieren. Und uns ist es nicht möglich dies zu tun, ohne die Überreste gesehen zu haben.“ Krasus hatte bei den Worten, die er gesprochen hatte, abwechselnd Ylaria und Imenia angesehen.

„Wartet.. ihr sagt.. Sonnenhäscher? Seid ihr sicher?“, entfuhr es Imenia.

„So ist es. Er handelte im Namen der Sonnenhäscher, wie er mir zugetragen hat.“

„Und.. gibt es.. kein anderes Buch?“

„Nein, das gibt es nicht.“

Alexstrasza hatte die ganze Zeit geschwiegen, doch nun erhob sie wieder die Stimme.

„Aber das wird auch nicht notwendig sein, nicht wahr, Imenia Feuerblüte?“ Sie lächelte, blickte Imenia an. „Denn ihr habt es bei euch.“

Imenia stockte der Atem. „Nun.. ehm..“ „Ihr wäret nicht so töricht und würdet es in Dalaran lassen. Auch ein Heiler kann keine Ferndiagnosen stellen, so können wir dies auch nicht. Ihr habt den betreffenden Gegenstand, von dem ihr vermutet, es könnte die Klinge sein,  mit genommen.“

Krasus lächelte, als Imenia nur ergeben nickte. „Die Logik meiner Königin schlägt selten fehl.“

„Verzeiht, wir.. ich wollte nicht.. Ich dachte, vielleicht gäbe es eine Möglichkeit, es herauszufinden, ohne.. Wenn es eine Fälschung ist, oder wir uns irrten.. Die Blamage wäre zu gross gewesen.. Entschuldigt, dass ich es euch nicht sofort gesagt habe“, wand sich Imenia im verzweifelten Versuch, eine Erklärung zu finden, die gar nicht so abwegig war. Ein Teil von ihr war wirklich besorgt, ob die Klinge nicht eine Fälschung war. Und sich vor einem derart edlen Geschöpf wie einem Drachen zu blamieren? Unvorstellbar.

„Lasst uns das Relikt durch unsere Haushofmeisterin Torastrasza überbringen und wir werden es untersuchen, ob es das ist, was ihr denkt.“ Sie deutete auf die Drachendame, die sich am anderen Ende der Plattform befand. „Sie wird euch nach unten eskortieren und dort das Relikt in Empfang nehmen. Am morgigen Tage, zur selben Stunde, wird sie euch unten wieder abholen, auf dass ihr die Antwort erfahren mögt.“

„Unser tiefster Dank sei euch gewiss, Königin. Wir fühlen uns geehrt.“

Alexstrasza lächelte sanft. „Shorel'aran, wie die Hochelfen sagen. Wir werden uns wieder sehen.“, sprach sie, senkte leicht den Kopf zum Grusse und ging dann davon, gefolgt von Krasus.

Imenia und Ylaria verbeugten sich tief und wagten sich erst wieder aufzurichten, als sie sicher waren, dass sich in ihrer unmittelbaren Umgebung kein Drache mehr aufhielt. Dann entlud sich ihre Nervosität in einem hysterischen Kichern.
 


 

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