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Die Sterne über Dalaran

World of Warcraft-Fanfiction
von

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2. Zweiter Abend der Reise

Zweiter Abend der Reise
 

Dalaran
 

Dämmerpfeil hatte nur einen halben Tag gebraucht, um die kurze Strecke zum Turnierplatz zurückzulegen, eine Antwort abzuholen, und wieder zurück nach Dalaran zu fliegen. Tyballin fing ihn höchstpersönlich auf dem Landeplatz Dalarans ab und sah ihm zu, wie er von seinem schon sehr erschöpft aussehenden Drachenfalken stieg. Sie nickten sich zu, verstanden sich wortlos. Nachdem Dämmerpfeil den Falken in die Obhut eines Stalljungen gegeben hatte, eilten sie beide durch die abendlichen Strassen Dalarans auf das Quartier des Silberbunds zu, stiegen die Treppen hoch zu Tyballins Privatgemächern.

Dämmerpfeil reichte ihm das gesiegelte Pergament, nachdem er die Türe hinter sich geschlossen hatte, und setzte sich auf einen Stuhl vor Tyballins Pult. Tyballin siegelte die Türe mit einem Wink magisch, so dass keine Lauscher das Gespräch, das eventuell noch folgte, mitbekommen konnten. Dann riss er das Siegel vom Pergament.
 

Ehrwürdiger Arkanist, Bruder und Freund.

Ich bestätige die letzten drei wöchentlichen Berichte, ebenso die ausserordentlichen Berichte über die Aktivitäten der Horde und des Silberbundes am Turnier. Das wären deren zwei Berichte. Das Empfehlungsschreiben an die junge Priesterin Telra stammt ebenso aus meiner Feder. Von einem Empfehlungsschreiben für einen Kurier ist mir nichts bekannt.

Mit ehrerbietigen Grüssen und mit den besten Wünschen, dass die Sonne euch behüten möge,

Arkanist Nyleth Taelis

Gesandter des Silberbunds am Argentumturnier

Tyballin stöhnte. Dämmerpfeil verzog das Gesicht. „Schlechte Neuigkeiten, Arkanist?“ „Und was für welche.. Verflucht..“ Langsam begriff er die Tragweite der Erkenntnisse, die sich ihm gerade boten. Im schlimmsten Falle hatte er Feuerblüte einen Spion mit auf den Weg gegeben, möglicherweise ein Attentäter oder ein Dieb.

„Sie müssen unmittelbar unterrichtet werden“, murmelte er, klingelte nach seiner Bediensteten und wies sie an, sofort weitere hochrangige Berater des Silberbunds zu holen.

Wenige Minuten später betrat Kampfmagier Braedin seine Gemächer. Er war noch in Dalaran, hatte eigentlich am nächsten Tage aufbrechen wollen. Als er Tyballins sorgenvolle Miene sah, zog er eine Augenbraue hoch. „Was gibt es, Tyballin?“.

„Wir haben ein Problem.“, sagte dieser, hob den Brief hoch. Braedin ergriff ihn, las ihn durch, doch schüttelte verständnislos den Kopf.

Gleichzeitig versuchte Tyballin erfolglos einen magischen Kontakt mit dem Kommunikationskristall herzustellen, den er Feuerblüte mitgegeben hatte. Doch er erreichte sie nicht. „Beim gütigen Licht“, murmelte er.

„Das verstehe ich nicht. Soll das heissen jemand hat einen Brief gefälscht?“ Braedin betonte die Worte langsam, und blickte Tyballlin an. „Ja, genau das. Aber das Schlimme daran ist, dass ich diesen Hochstapler mit Feuerblüte losgeschickt habe.“ „Und das bedeutet.. was?“ „Hochverrat, mögliche Spionage, Mord.. Diebstahl eines sehr wertvollen Artefakts.“

Braedin strich sich über das schön gepflegte Bärtchen. „Also sind die Gerüchte wahr? Warum wurde niemand eingeweiht?“

„Weil dies geheim bleiben sollte. Niemand sollte es wissen, ausser unsere verehrte Anführerin, ich und Feuerblüte. Niemand.. ach.. Es ist zu schwer zu erklären. Bist du unterrichtet über die stationierten Truppen im Süden?“ Tyballin legte den Kommunikationskristall weg, richtete den Blick, auf Braedin.

„Mehr oder weniger, ja. Was müsst ihr wissen?“. Braedin verschränkte die Arme udn wirkte leicht beleidigt.

„Wen haben wir in der Nähe des Wyrmruhtempels stationiert?“

„Der Wyrmruhtempel?“ Braedin zog eine überrascht eine Augenbraue hoch.

Gleichzeitig kamen einige weitere Hochelfen in Tyballins Quartier gestürmt, und noch bevor der Kampfmagier dies ausführen konnte, hatte Tyballin alle Hände voll zu tun, vor einem Spion in einer Kampftruppe zu warnen. Die Emotionen kochten hoch, obwohl er nicht alle Einzelheiten verriet, wussten die Anwesenden doch, dass eine wichtige Mission auf dem Spiel stand, eventuell sogar das Leben einiger Silberbundler.

Braedin war dem ganzen Trubel etwas entflohen, trat zum Tisch, auf dem die Karte Nordens ausgebreitet war. „Ruhe“, sprach er dann. Alle Augen richteten sich auf ihn.

„Wir haben keinen Vertreter in der unmittelbaren Nähe. Einige Kampfmagier der 7. Legion dürften in Wintergarde stationiert sein, aber sie fühlen sich dem Silberbund nicht zugehörig, und stehen deswegen auch nicht in magischem Kontakt mit uns.“ Er tippte auf den Bereich der Karte, der Tausendwinter markierte. „Wir sind hier dem Tempel am nächsten. Das macht kaum einen Unterschied. Verzeiht, Arkanist Tyballin, ich schätze, wir können nicht wirklich von Hilfe sein“, beendete er seine Ausführungen entschuldigend.

Betretenes Schweigen machte sich bereit.

Tyballin wandte sich an Dämmerpfeil. Der stand sofort auf und salutierte. „Sire, ich bin bereit, die Reise auf mich zu nehmen.“

„Es bleibt uns kaum etwas anderes übrig“, sprach Tyballin. „Stärkt euch, und fliegt dann sofort los, möglichst direkt in Richtung des Tempels. Ihr müsst Feuerblüte auf jeden Fall diskret unterrichten, so dass sie die Möglichkeit hat, den Verräter ausser Gefecht zu setzen. Ich werde euch ein schreiben mitgeben.“ Dämmerpfeil salutierte erneut und stürmte aus dem Raum.

„Ihr könnt gehen“, sagte Tyballin zum Rest der Quel'dorei, die noch im Raum herumstanden. Auch Braedin nickte er zu. „Ich muss nun allein sein, und mir eine Strategie überlegen.“
 

Nachdem der letzte Elf die Privatgemächer des Arkanisten verlassen hatte und seine Bedienstete sorgfältig die Tür hinter sich geschlossen hatte, liess sich Tyballin auf seinem Schreibtischstuhl nieder, stützte den Kopf auf das Kinn. Nein, sie hatten keinen Vertreter im Wyrmruhtempel. Das Drachenvolk liess überhaupt nur wenige Sterbliche dauerhaft in ihren Hallen weilen, und obwohl sie gerne die Gestalt der Quel'dorei annahmen, wenn sie auf ihre humanoide Form zurückgreifen mussten, war die Wahl der Allianz damals auf eine andere Vertreterin gefallen, die die Interessen der Fraktion im Wyrmruhtempel vertreten würde.

Schildwache Lauriel Wahrklinge.

Direkte Untergebene von Aela Sturmfeder.

Eine Kaldorei.
 

Der Hochelf seufzte, hüllte sich in seinen Umhang und bereitete sich darauf vor, der Nachtelfe einen Besuch abzustatten.
 


 

XXXX
 

„Ylaria. Du bist an der Reihe“. Verian schmunzelte leicht, als er dies sagte. Ylaira zuckte zusammen, und blickte wieder auf den Tisch, wo die drei Würfel je sechs Augen anzeigten. Sie knurrte. „Du hast betrogen. Du hast niemals drei Sechsen gewürfelt!“

„Und wie willst du mir das nachweisen?“ Nach Verian fing auch Leireth an zu schmunzeln.

„Weil.. ähm.. Das kann gar nicht sein.“

„Du hast nicht mal hingesehen, als ich gewürfelt hab“, grinste Verian.

Ylaria wurde leicht rot. Sie rieb sich die Wange und nahm schnell einen Schluck aus dem Becher mit wirklich schlechtem Bier, um dies zu verstecken. Ertappt.

Es war verflixt. Immer wieder schweifte ihr Blick zu den zwei Hockern in der Nähe des Kamins. Auf dem einen sass Leyan, auf dem anderen Imenia, die den Rücken ihr zugewandt hatte. Sie waren in eine Unterhaltung vertieft.

Ylaria seufzte, schob eine Silbermünze in die Mitte des Tisches, griff nach den Würfeln und liess sie lustlos auf den Tisch rollen. Kaum einen Blick warf sie auf das Ergebnis, mit dem sie sowieso unterlag. Eine Zwei, eine Drei und eine Eins. „Ich steig aus“, murmelte sie, liess den Becher Bier stehen, und erhob sich vom Tisch. Verian grinste nur leicht, dann wandte er sich wieder Leireth zu.

Sie streckte sich etwas und spürte jeden Muskel. Nach dem Unfall am Nachmittag hatte Imenia entgegen Leyans Rat beschlossen, die Tiere zu zwingen, die drei Stunden Flug zur Feste Wintergarde trotz des erschöpften Zustands auch noch zurückzulegen. Das Ergebnis war, dass sie ihre Greifen ziemlich sicher auswechseln mussten, dass die Befehlshaber der hier stationierten 7. Legion nicht gerade erfreut darüber waren, fünf erschöpfte Greifen im Austausch dafür zu erhalten, und dass auch die Reiter der Greifen jeden einzelnen Muskel spürten. Sie hatten zuletzt die Tiere mit Zwang im Himmel halten müssen. Einzig Leyans Drachenfalke schien sich – ebenso wie der Reiter – erstaunlich gut vom Sturz erholt zu haben.

Erneut blickte sie zu Leyan. Im selben Moment liess auch er seinen Blick schweifen und prompt verfing sich sein Blick in ihrem. Er lächelte.

Sie wurde erneut rot, und wandte ihre Augen ab, drehte sich abrupt mit dem ganzen Körper weg, tat so, als ob sie der Streitdiskussion der beiden Menschen am Tisch nebenan über die Auslegung des Lichts und den Gebrauch von Waffen im Krieg.

< Du stellst dich dämlich an>, schoss es ihr durch die Gedanken. Sie seufzte, hob die Hand und fuhr damit durch ihre blonden kurzen Haare. Erneut blickte sie aus den Augenwinkeln zu Leyan, der ihre Bewegung offensichtlich gebannt verfolgte. Sie musste leicht schmunzeln, und behielt die Hand noch etwas in den Haaren, fuhr damit dann herunter zu ihrem Hals, ehe sie sich selber dabei ertappte. < Beim gütigen Licht, flirtest du etwa, Ylaria Silbersang?> Abrupt liess sie die Hand fallen, seufzte, und durchquerte den Gastraum. Sie brauchte frische Luft.
 

Eine halbe Stunde später hatten sich erstaunlicherweise alle um einen Tisch versammelt. Ylaria schüttelte sich etwas Schnee von ihren Haaren, ehe sie sich näherte.

„Ah, da bist du ja endlich. Wir dachten, wir müssten einen Suchtrupp losschicken“, neckte Verian sie. Offensichtlich war das Essen serviert worden, zumindest bestätigten dies halb leer gegessene Platten mit Wurst, Käse und Brot und Tassen heissen Gewürzweins, die herumstanden. Leyan schenkte ihr ein Lächeln, rutschte etwas zur Seite und klopfte neben sich auf die Bank. „Hier. Ich habe dir einen Platz freigehalten“, sprach er.

Zögerlich nahm Ylaria Platz, nuschelte ein „Dankeschön“, und griff nun selber nach etwas zu Essen, hörte mit einem Ohr der Unterhaltung zu, die sich gerade um Ressourcen, Truppenbewegungen und so weiter drehten.

Innerlich verdrehte Ylaria die Augen, äusserlich seufzte sie. Nicht schon wieder. Das schien das Lieblingsthema fast aller Anwesenden zu sein. Lustlos kaute sie an einem Stück Brot herum, der Ellbogen sehr undamenhaft auf den grob gearbeiteten Holztisch gestützt, die andere Hand auf ihrem Knie.

„.. dürfen die Vorherrschaft nicht aufgeben. Die Ressourcen sind sehr wichtig..“. Nur halb bekam sie Verians Satz mit, als sie erneut Leyans Blick auf ihr spürte. Er hatte ihr den Kopf leicht zugewandt, und lächelte. Sie schluckte das Stück Brot herunter, bekam es in den falschen Hals und hustete. Als sie seine Hand an ihrem Rücken spürte, wie er leicht darauf klopfte, spürte sie erneut die Hitze in ihr aufsteigen.

< Verflucht, Ylaria, benimm dich nicht wie ein Jungelf!>, flehte sie sich selber innerlich an.

„.. Kampf gegen den Lichkönig ist immer noch das wichtigste“.. Am Rande ihres Bewusstseins hörte sie die sanfte Stimme der Menschenfrau, richtete bemüht ihren Blick auf sie. Dieser Mann neben ihr brachte sie konstant durcheinander. Innerlich fluchte sie, während sie nach einem Stück Käse griff, daran herum knabberte.

„.. Natürlich, das ist möglich. Aber dieses Turnier, ist das nicht alles sowieso..“ Den letzten Einwand Leireths bekam sie nicht mit, denn in diesem Moment spürte sie auf ihrer Hand, die auf ihrem Knie gelegen hatte, eine zweite. Leyan blickte kurz zu ihr, lächelte, dann richtete er den Blick wieder weg, wohl zur Ablenkung.

Ylaria schluckte. Diese Berührung, so vorsichtig und unschuldig sie sein mochte, die Finger, die langsam zwischen ihre glitten, und ihre beiden Hände somit verflochten, liessen ihren Puls hochschnellen und ihr Blut in ihren Adern pochen.

Niemand sah, dass ihre Hände ineinander lagen. Es gab auch nicht viel zu sehen, obwohl sich Ylaria in einem Winkel ihrer Gedanken wünschte, Leyan würde etwas forscher vorgehen. Doch aus offensichtlichen Gründen war dies nicht möglich. Sie versuchte dem Gespräch zu folgen, so gut es ging.
 

Bald verabschiedeten sich alle zur Nachtruhe, und als Leyans Hand schliesslich von ihrer glitt, eine merkwürdige Leere hinterliess, schlich sich ein Gefühl der Enttäuschung in ihren Geist. < Jetzt stell dich nicht so blöd an. Was hast du erwartet.. Dass er über dich herfällt? Ihr seid auf einem Einsatz>, flüsterte die innere Stimme weiter. Sie stützte den Kopf auf die Hände, und seufzte.

Dann erhob sie sich, und steuerte ebenfalls ihr Quartier an.
 

Sie sah nicht, woher der Schatten kam, der sie in eine dunkle Ecke des Flurs zog und die Arme um sie legte. Erschrocken keuchte sie auf, und wollte schon einen Verteidigungszauber wirken, als eine bekannte Stimme an ihrem Ohr hörte. „Scht.. Ich bin es doch, Leyan.“

„Leyan“, zischte sie ärgerlich, versuchte sich seiner Umarmung zu entwinden. „Was beim gütigen Licht soll das?“ Dieser lächelte spitzbübisch-entschuldigend. „Tut mir leid. Das war wohl zu viel des Überfalls“, flüsterte er. „Und ob es das war. Was soll dieses Benehmen? Hast du den Verstand ver..“ Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn er hatte sich ihr wieder genähert, und einen Finger auf ihre Lippen gelegt, immer noch mit dem leichten Grinsen auf den Lippen. „Schsch..“, murmelte er, dann legte er erneut die Arme um sie und im selben Moment küsste er sie.

Sie keuchte auf, wollte sich wehren. Aber es war vergebens. Denn sie wollte diesen Kuss. Ihre Arme schlangen sich wie selbstverständlich um seinen Körper, sie drückte sich an ihn und erwiderte den Kuss, hungrig und intensiv. Jegliche Gedanken schienen zu verfliegen, nur noch die sanften Lippen auf den ihren waren wichtig.
 

Sie wusste nicht, wie viel Zeit sie so eng umschlungen in dieser dunklen Ecke des Flurs zugebracht hatten. Es konnten Minuten gewesen sein, oder aber auch nur Sekunden. Als sich seine Lippen schliesslich von ihr lösten, und er ihr nur ein „Schlaft gut, M'lady“ in die Ohrmuschel hauchte, blieb sie einen Moment benommen stehen.

Da war er schon weg.
 


 

XXXX
 

Derweil in Dalaran
 

Nach unendlich wirkenden zwei Stunden war er endlich zu der Nachtelfe vorgelassen worden. Die Schildwache, die vor ihrem Quartier Wache hielt, hatte ihn keinen Augenblick aus den Augen gelassen, als er gewartet hatte, bis Sturmfeder ihr „Abendgebet“ beendet hatte. Als er schliesslich zu der Kaldorei vorgelassen wurde, hatte sie ihn kaum begrüsst, sondern nur seinen Namen ausgesprochen. Nachdem er die Lage möglichst knapp, doch den Umständen entsprechend ausgeführt hatte, richtete er schliesslich seine Bitte um Kontaktaufnahme mit der im Tempel stationierten Kaldorei an Sturmfeder.
 

Aela Sturmfeder überragte ihn fast um einen Kopf, obwohl dies für ihre Rasse kaum als aussergewöhnlich war. Die Farbnadelungen, die sich um ihre Augen und über ihre Wangen erstreckten, die geflochtenen grünen Haare und die kristallklar leuchtenden Augen gaben ihr den Anschein, sehr weise zu sein. Sie trug eine einfache, blattgrüne Robe, die ihre Figur doch hervorragend zur Geltung brachte. Der Eindruck täuschte, das wusste Tyballin. Unter der violetten Haut steckten starke Muskeln. Ein Zeichen davon, wie sehr die Schildwache den Kampf mit Waffen beherrschen musste.
 

Obwohl ihr Körper ihm zugewandt war, blickte sie etwas zur Seite. „Warum benutzt ihr nicht eure Magie, Arkanist Tyballin“, sprach sie schliesslich nach Tyballins Monolog. Er starrte sie an, verzog etwas das Gesicht. „Sie ist.. sie ist nicht erreichbar“, erwiderte er leise.

Die Kaldorei lachte ein perlendes Lachen.

„Ich würde euch helfen“, sagte sie.

Tyballin hörte das Aber, welches in dem Satz mitschwang.

Aela wog den Kopf etwas hin und her. „Aber warum sollte ich euch helfen, Melodir Tyballin?“ fragte die Kaldorei.

Ihre Augen, die auf ihm ruhten, erweckten den Anschein tiefer Seen, in die man unendlich weit eintauchen konnte. Tyballin hielt einen Moment inne, und schob die seltsamen kitschigen Vergleiche zur Seite, konzentrierte sich auf das Gespräch.

„Nun... Wir.. schliesslich sind wir in der Allianz verbündet“, wandte er ein.

Das leicht spöttische Lächeln, welches sich nun auf Aelas Lippen zeigte, war als Antwort genug. Er musste sich zwingen, nicht zur Seite zu blicken, und sich zu schämen. Gerade kam er sich vor wie ein kleines Kind bei einem Schulmeister.

„Meine Herrin Wisperwind – Elune möge sie behüten – würde es mir nachsehen, wenn unsere Aufgaben es nicht ermöglichen würden, einem Splittertrupp des Silberbunds beim Lösen ihrer Probleme zu helfen“, sprach sie schliesslich. Die kurze Pause, die sie gewartet hatte, liessen keinen Zweifel daran, dass die Worte wohlüberlegt spitz an seine Ohren klangen.

Tyballin liess seinen Blick erneut auf ihr ruhen, widerstand dem Drang, in ihren Augen zu versinken. Dann zog er die Schultern leicht hoch, seufzte, und wandte sich etwas ab.

„Vermutlich habt ihr Recht. Ich habe kein Recht, hierher zu kommen, und Dinge von euch zu fordern.“ Er rang um Worte, und war über sich selbst überrascht, über seine Ehrlichkeit. Er hatte vorgehabt, energisch aufzutreten und Forderungen zu stellen, doch sobald er ihr gegenüber stand, wusste er, damit würde er nichts erreichen. Das hatte sein ganzes Konzept zerstört.

Kurz liess er den Blick in ihrem Quartier umherschweifen, erblickte an einem Rüstungsständer die Platte, in die sich Aela üblicherweise hüllte, ebenso wie die mächtige zweischneidige Gleve, die sie zu führen pflegte. Er schluckte leicht.

„Hört zu, ich weiss, dass unsere Völker .. verfeindet waren.. sind.. Was sie jetzt sind, ist mir ebenso wenig klar, wie.. wie mir unklar ist, wie ich euch beibringen soll, dass ..“ Er hielt kurz inne, räusperte sich, blickte sie an. „Meine Leute sind in Gefahr. Meine Untergebenen. Ich bin für sie verantwortlich. Ich bin nicht hier, um etwas von euch zu fordern. Ich möchte nur.. darum bitten, dass ihr dies bedenkt.“

Aela trat auf ihn zu. Dann lächelte sie. „Ich sehe die Verzweiflung in euren Augen. Und dass ihr den Schritt gewagt habt auf mich zuzukommen, zeigt, wie wichtig euch dies Anliegen ist“, sprach sie dann, ehe sie wieder von ihm weg schritt, zu dem kleinen Fenster in ihren Gemächern. Sie blickte hinaus in die Nacht, erhob den Blick zu den Sternen, die über Dalaran leuchteten.

„Viele Jahrhunderte sind vergangen, seit die Exilanten unsere heimischen Gestade verlassen haben. Doch erinnere ich mich noch gut daran,“ begann sie dann zu sprechen. Ihr Blick ruhte immer noch auf den Sternen. Tyballin schluckte. Er hatte es zwar geahnt, aber die Bestätigung, dass die Elfe, die vor ihm stand, viele tausend Jahre zählte, bewirkte, dass er sich noch einmal etwas kleiner fühlte. „Lange kümmerte uns das Schicksal derjenigen, die sich von Elune abgewandt hatten, nicht mehr. Es ist merkwürdig, nun Vertreter eures Volkes jeden Tag zu sehen, zu wissen, dass wir euch Verbündete nennen sollen. Und gleichzeitig zu wissen, dass ihr ebenso Exilanten seid innerhalb der Allianz.“ Ihr tiefer Blick richtete sich auf ihn. „Die Pfade des Schicksals, die uns Elune zuweist, sind immer wieder erstaunlich.“

Dann wandte sie sich ihm ganz zu. „Ich habe mich noch nicht entschlossen, wie ich zu eurem Volke stehe. Doch weiss ich, dass dies Volk, welches sich nun schändlich Kinder des Blutes nennt, welches sich zu diesen primitiven und verabscheuungswürdigen Monstern hingezogen fühlt und sich womöglich selber in ebensolche Monster verwandelt hat, dem Untergang geweiht ist.“

Einen Moment hielt sie inne, während Tyballin nur nickte. Zumindest konnte er dem zustimmen, was die Kaldorei sagte. Hier unterschieden sie sich wohl nicht. Beide verachteten die Sin'dorei zutiefst.

„Ich würde euch helfen“, wiederholte sie die Aussage von ganz zu Beginn der Unterhaltung, „doch kann ich es nicht. Nicht weil ich nicht wollte, nein. Euer Eifer und euer Pflichtbewusstsein haben mich überzeugt. Doch frage ich mich, wie ich euch helfen könnte“, sprach sie schliesslich.

Tyballin blickte sie verständnislos an. „Wie.. meint ihr dies?“ Aela schmunzelte. „Unsere Hippogryphen sind nicht schneller als eure Greifen und Falken, und leiden ebenso unter der Kälte Nordends. Was wir können, könnt ihr ebenso, unsere Boten sind nicht schneller. Wie also sollten wir euch helfen?“

Tyballin rang um eine Antwort. „Nun.. ehm.. ich dachte.. vielleicht.. Ich..“, brach ab, als er merkte, dass er nur Unsinn sprach. „Unsere Eulen brauchen ebenso lange wie die Hippogryphen, und in dieser Kälte würden sie sterben. Ich kann meine Schildwache im Tempel nicht schneller erreichen als ihr. Ich fürchte, ihr seid vergebens hergekommen“, sagte sie, und ihr Blick zeigte Bedauern.

Erneut verlor sich Tyballin in ihren schönen Augen, die klar strahlten wie die Nacht über Dalaran. Sie entsprach nicht dem Schönheitsideal eines Hochelfen, doch spürte er dennoch eine Art Verbundenheit zu diesem uralt wirkenden weisen Geschöpf mit der violetten Haut und den grünen Haaren. Bedauern schlich sich in seinen Geist. Unter anderen Umständen, in einer anderen Situation, in einer anderen Zeit.. Er führte den Gedanken nicht zu Ende, denn er wusste, er führte zu nichts.
 

Höflich verbeugte er sich. „Verzeiht. Ich dachte.. törichterweise.. Dass es eine andere Möglichkeit gäbe. Ich habe wohl nicht genug überlegt. Ihr habt Recht. Verzeiht, dass ich euer Gebet gestört habe, Schildwache Sturmfeder. Ich wünsche euch eine angenehme Nacht“, sprach er schliesslich, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte.

Aela legte beide Hände aneinander, und senkte den Kopf etwas. „Möge Elune euch trotz allem behüten, Quel'dorei.“
 

Nachdem er die Tür zu ihrem Quartier hinter sich geschlossen hatte, eilte Tyballin fluchtartig zurück in seine eigenen Privatgemächer.
 


 

XXXX

Ende des zweiten Abschnitts
 



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