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snowbird

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Snowbird

„Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dich in die illustre Reihe der Bettgefährten meines Bruders eingereiht hast, Joey?“, der blonde Junge, der einige Tage später wieder auf der Veranda vor seiner Staffelei stand, ließ bei der überraschenden Frage beinahe den Pinsel fallen. Katsuya wirbelte herum und wollte etwas entgegnen, sich irgendwie verteidigen, aber das höhnische Lachen Siegfrieds hielt ihn davon ab, „Was soll ich nun tun, Joey? Vater von deiner schrecklichen Sünde erzählen, oder es vielleicht dem Padre beichten, als Schutz für deine arme, kleine Seele? Oder sollte ich vielleicht doch lieber schweigen und auch mal in den Genuss kommen?“

Katsuyas Augen weiteren sich bei der Vorstellung, die das Angebot hervorrief, aber wieder ließ ihm Siegfried keine Zeit zum Antworten. Der Ältere fuhr sich durch die Haare und lächelte, „Ich denke, ich habe mir auch etwas Spaß verdient, Dartz wird in letzter Zeit etwas zu fordernd…und, es wird mir eine Freude sein zu sehen, dass mein kleiner Bruder wenigstens eine Sache in seinem Leben einmal nicht bekommen wird. Von nun an hast du meine ungeteilte Aufmerksamkeit, Joey.“

Von diesem Tag an kam Siegfried den blonden Jungen jeden Morgen in seinem Appartement besuchen und blieb den Tag über bei ihm. Die Tage in Gesellschaft des Älteren zogen sich für Katsuya immer weiter in die Länge. Eine Unterhaltung zwischen ihnen kam nur schwer in Gange und die überdeutlichen Anspielungen, was Katsuya tun sollte, damit er nicht verraten werden würde, trieben dem Blonden die Röte auf die Wange, woraufhin Siegfried nur höhnisch zu lachen begann und seine Hand aufreizend im Schritt des Jungen platzierte, um leicht zuzudrücken.

Bislang war er noch nicht weitergegangen, aber heute hatte der Ältere einen seltsamen Glanz in den Augen, der Katsuya Unbehagen bereitete und ihn auf der zierlichen Couch nervös hin und herrücken ließ. Auch Siegfried schien diese Unruhe zu spüren und grinste nur süffisant, „So unruhig, vermisst du die Nächte mit meinem Bruder?“

Katsuya wollte keine Antwort darauf geben, Er hätte es auch nicht gekonnt, da er schon lange nicht mehr wusste, was er eigentlich wollte und was nicht. Er war demnach froh, als sich, früher als erwartet, schwere und zielstrebige Schritte der Tür näherten. „Für Dartz ist es noch zu früh.“, beinahe hätte Katsuya bei Siegfrieds ruhiger und leicht süffisant klingenden Aussage jegliche Hoffnung verloren, aber genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und Seto, gerade frisch von den Kaffeeplantagen und demzufolge über und über mit rotem Staub bedeckt, trat ein.

Siegfried musterte seinen staubbedeckten kleinen Bruder von oben bis unten und hob tadelnd den Ziegefinger, „Sag einmal, was nimmst du dir eigentlich heraus, unangemeldet in die Privatgemächer meines Gefährten zu kommen, Seto? Ich würde es begrüßen, wenn du demnächst anklopfen würdest, wir könnten…anderweitig beschäftigt sein.“ Seto ignorierte den Tadel. Sein Blick wanderte kurz über Katsuya, bevor er sich umdrehte und den Raum wieder verließ.

„Oh ja, das tat gut.“, Siegfried lachte höhnisch und konnte sich auch in den nächsten Minuten nicht mehr beruhigen, während Katsuya tränenblind auf seine Hände starrte. Endlich hatte sich der Ältere wieder beruhigt und wischte sich die Lachtränen von den Wangen, „Joey, das hat mich alles sehr ermüdet. Sei ein gutes Hündchen und suche mir Dartz. Ich möchte zurück in meine eigenen Zimmer.“

Sofort gehorchte der Blonde und eilte, froh der bedrückenden Atmosphäre entkommen zu sein, aus dem Zimmer und suchte tränenblind nach dem Diener. Er wartete nicht auf eine Antwort von Dartz, sondern stürmte an ihm vorbei in Richtung der abseitsgelegenen Veranda, wo ihn niemand finden würde. Dort brach er auf einem der Liegestühle zusammen und seine schmale Gestalt wurde von Schluchzen geschüttelt.

Dennoch traf er sich jeden Tag erneut mit Siegfried.

Was blieb ihm denn auch anderes über?

Seto verließ die Fazenda morgens vor Sonnenaufgang und kam erst weit gegen Mitternacht zurück.

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Die warme und schwüle Regenzeit kam. Jeden Morgen lagen die Plantagen in weißen Nebelschwaden versteckt und die Luft war so unerträglich heiß dass selbst die Blumen die Köpfe hängen ließen. Selbst Hope schien von der allgemeinen Melancholie angesteckt worden zu sein, lag der junge Hund doch teilnahmslos in seinem Körbchen. Katsuya war besorgt um seinen einzigen Freund auf der Fazenda und bat Yugi das Körbchen auf die Veranda zu stellen, sobald sich die ersten Strahlen der Sonne zeigen mochten.

Es war feucht und heiß, selbst die dünnen Seidendecken waren bei dieser Hitze unerträglich, so dass Katsuya sie bei dem Versuch gegen Mittag etwas zu schlafen, einfach kurzerhand aus dem Bett warf. Sein Nachthemd folgte nur wenige Minuten später, ebenso wie das Kissen, aber es half dennoch nichts. Deshalb setzte sich der Blonde schließlich seufzend auf und aufgab so zu tun, als würde er sich ausruhen.

In solchen Momenten bewunderte er Seto, war der Graf doch den ganzen Tag in der Hitze draußen und sorgte dafür, dass der Reichtum der Kaibas, die Frucht der empfindlichen Kaffeepflanze, vor dem Beginn des Regens eingebracht wären.

Katsuya stieg aus dem Bett und seine nackten Füße verursachten in den dicken Teppichen keinen Laut, als er sich erst anzog, und dann vorsichtig aus der Tür spähte. Der lange Flur mit den vielen Türen war menschenleer, aber in der riesigen Eingangshalle stand die Tür weit offen. Neugierig verharrte der Blonde einen Moment auf der Treppe und beobachtete eine Gestalt in einem weißen Kleid, welche die Stufen hinuntereilte und verschwand. Er runzelte die Stirn, als er im letzten Moment die Gräfin erkannte, die irgendetwas im Arm zu halten und zum Tor zu laufen schien.

Automatisch wanderte, kaum dass auch er das kühle Haus verlassen hatte, sein Blick zur Veranda, wo Hopes Körbchen stand und auf den ersten Blick entdeckte er, dass die Leine vom Geländer gelöst worden war! Hatte Serenity etwa Hope im Arm gehabt? Panik und Angst um seinen einzigen Freund schalteten jeden vernünftigen Gedanken in Katsuyas Kopf aus, als er nun blindlings durch das Tor hinaus in den Urwald stürmte, „Serenity!“

Die junge Frau war bereits vom Wald verschluckt worden, aber der Junge folgte ihr wütend. Er war nicht nur wütend auf die junge Gräfin, die zweifelsohne nicht wusste, was genau sie eigentlich getan hatte, sondern auch auf sich selber. Hope war sein Hund und er hätte viel besser auf das kleine Tier aufpassen müssen! „Serenity!“, immer und immer wieder rief er den Namen der jungen Frau, aber nur Tiere reagierten hin und wieder auf ihre lauten Rufe und raschelten in den Dickichts.

Nach Stunden, wie es Katsuya erschien, entdeckte er schließlich den fröhlich bellenden Hope auf einer kleinen Lichtung. Seine Leine war um einen jungen Baum gewunden und er wedelte fröhlich mit dem Schwanz, als er sein Herrchen kommen sah. Er leichtert sah Katsuya sich nach der Gräfin um, aber nirgends zeigte sich eine Spur von ihr, so dass der Junge es als albernen Streich abtat und sich die Umgebung einmal prüfend ansah. Es schien keine Gefahr zu drohen, so dass er einen Schritt nach vorne machte, um die Leine zu lösen.

Plötzlich gab die Erde unter ihm nach. Katsuya schrie verzweifelt auf, und versuchte sich an den Lianen festzuhalten, während seine Füße verzweifelt nach Halt tasteten. Es war eine primitive Tierfalle, wie sie die Indianer, aber auch die Gauchos benutzten und er traute sich gar nicht vorzustellen, was ihn am Grund der Grube erwarten würde. Er grub die Finger in die bröcklige Erde und versuchte sich auf den festen Boden zu ziehen. Es misslang aber immer wieder und er drohte nur noch tiefer in die Fall zu sinken, bis sein rechter Fuß plötzlich einen Halt fand.

Katsuya war es egal, worauf er stand, aber aus dieser neuen Position konnte er wenigstens seien Oberkörper aus der Falle hinausziehen. Es könnte noch Stunden dauern, bis jemand ihn retten würde. Die Indianer kontrollierten ihre Fallen nur einmal die Woche und Seto würde bis zum späten Abend auf den Feldern bleiben. Und wer sonst sollte ihm helfen, wenn nicht doch plötzlich ein Sklave oder so vorbeikommen würde?

Es war ihm klar, dass das nur Wunschdenken war, die Sklaven der Plantage arbeiteten auf den Feldern und liefen sicher nicht durch den dichten Urwald, aber er brauchte etwas Hoffnung. Müde schloss er schließlich seine Augen und begann zu beten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jyorie
2014-11-29T08:19:24+00:00 29.11.2014 09:19
Hey ☆*・゜゚・*\(^O^)/*・゜゚・*☆

Jetzt ist Siegfried mit wieder unsympatisch. Ob er mit Dartz ein ähnliches Verhältnis hat, wie das das er jetzt von Joey erzwingen will. Ich fand das unheimlich mies was er da abzieht, aber eigentlich dürft Joey doch keine Angst vor ihm haben, zwischen ihm und Seto ist schließlich nichts gelaufen was jemand verurteilen könnte. Aber allein ohne freund in einem fernen land, kein wunder das Joey sich da einschüchtern läßt.

Und das was Serenety als nächstes gemacht hat mit der Falle im Urwald und Joey mit seinem Hund zu ködern, also Dumm kann die Tante echt nicht sein, aber extrem gefährlich. Eigentlich tun mir jetzt Seto und Joey leid.

CuCu Jyorie



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