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snowbird

von

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Frustriert blickte Katsuya auf das portugiesische Kinderbuch, das vor ihm auf dem Tisch lag. Eigentlich hatte er sich gefreut, als man ihm nach einigen Tagen der Eingewöhnung auf der Fazenda nahegelegt hatte, doch so schnell wie möglich die Landessprache zu erlernen. Er hatte nämlich schnell gemerkt, dass die beiden Brüder es vermieden zu lange in einem Raum zu sein, so dass er von dem prüfenden Blick aus den eisig blauen Augen erlöst wäre, außerdem hoffte er, dass er seinen neuen Freund endlich etwas besser kennen lernen könnte und es würde hoffentlich gegen die Langeweile helfen.

Aber, seine Erwartungen waren nicht erfüllt worden, Siegfried schien überhaupt kein Interesse an einer näheren Freundschaft mit dem blonden Amerikaner zu haben, seine Antworten waren sogar noch knapper, als die seines Bruders. Die meiste Zeit blieb der ältere Bruder ohnehin in seinem Zimmer und verbrachte seine Zeit mit seinem Diener Dartz hinter verschlossenen Türen, während der junge Graf die Fazenda bereits am nächsten Morgen wieder verlassen hatte. Er hatte, so hatte man dem Blonden gesagt, die Kaffeeernte zu überwachen, so dass Katsuya die meiste Zeit des Tages sich selber oder Hope überlassen blieb oder mit der Gesellschaft Gozaburos vorlieb nehmen musste. Der Altgraf plante aber bereits seine nächste Reise, nun wo er wusste, dass sein Sohn nicht alleine auf der Fazenda sein würde, so dass auch diese Gesellschaft bald wegfallen würde.

Seufzend schlug der Blonde das Buch wieder zu und sah sich nach seinem kleinen Welpen um. Hope wedelte fröhlich mit dem Schwanz und kratzte verlangend an der schweren Mahagonitür. „Du fühlst dich auch eingesperrt, oder?“, Katsuya kniete sich zu dem kleinen Welpen und als dieser winselte, schob er trotzig die Unterlippe vor, „Nun, es kann doch nichts passieren, wenn wir auf den Hof gehen, oder?“ Als Hope bellte, lächelte der Blonde und verließ auf Zehenspitzen zusammen mit dem Hund sein Zimmer.

Die marmorgefliesten Flure der Fazenda lagen leer vor ihnen, denn in der sengenden Mittagshitze hielten die meisten Bewohner ein erquickendes Mittagsschläfchen, so dass die Beiden nun keine Entdeckung fürchten musste, als sie nun auf den von hohen Mauern eingefassten Innenhof des riesigen Anwesens traten.

Hope beschnüffelte alles, während Katsuya auf einer zierlichen schmiedeeisernen Bank Platz nahm und ihn beobachtete. Nach einer Weile schien es dem Welpen aber mit den prächtigen Blumenrabatten und den kunstvoll gestalteten Büschen, die den Platz säumten zu langweilig zu werden und er tapste zum Tor. Katsuya folgte ihm besorgt, aber es war bereits zu spät, der kleine Hund war durch das Gittertörchen geschlüpft und verschwand nun laut bellend in den Tiefen des Urwalds.

„Hope!“, ängstlich sah Katsuya seinem einzigen Freund hinterher. Er sah nun nur noch zwei Möglichkeiten, entweder er bat den jungen Grafen, er möge losreiten und den Welpen suchen lassen, oder aber er ging selber hinaus in den Urwald. Zwar war es dem Jungen verboten worden die Fazenda alleine zu lassen, aber lieber brachte er sich in Gefahr, als ausgerechnet den arroganten Junggrafen um einen Gefallen zu bitten und den höhnischen, sezierenden Blick aus den stahlblauen Augen auf sich ruhen zu fühlen.

Zufrieden mit seiner stillen Argumentation setzte Katsuya einen Fuß vor den anderen und war bald von dem dichten Urwald um ihn herum verschluckt worden. Die seltsamen Bäume mit ihren verdrehten Zweigen streckten ihre Zweige nach ihm aus und der Duft der wilden Blumen, die an ihnen wuchsen lag schwer in der Luft. Immer wieder raschelte es in den hohen Büschen und knackte es im dichten Unterholz, aber niemals sah Katsuya irgendein Tier, eine andere Gefahr oder seinen Hund, nachdem er immer noch rief. Fremde Früchte leuchteten in den buntesten Farben, als er nun immer tiefer in den Regenwald geriet. Längst wusste er nicht mehr, wo er war oder wie lange er schon gelaufen war, aber es störte ihn nicht, gab es doch viel zu viel zu sehen und er hatte außerdem noch immer keine Spur von seinem entlaufenen Welpen gefunden.

Das zuerst nur leise Donnern der nahen Wasserfälle wurde schließlich immer lauter und endlich erreichte der neugierig gewordene blonde Junge ein azurblaues Wasserbecken, in das einer der kleineren Wasserfälle stürzte. Auf dem stillen Wasserbecken, dessen Farbe blauer al der Winterhimmel zu sein schien, trieben riesige Seerosenblätter mit großen Blüten. Und Tausende von kunterbunten Schmetterlingen torkelten an diesem wie verzaubert wirkenden Ort durch die gischtgeschwängerte Luft und labten sich an den prächtigen Blumen. Und mitten darunter versuchte der kleine Hope einen der torkelnden fliegenden Edelsteine zu fangen. Vollkommen überwältigt vergaß Katsuya seine Sorge um den Welpen und ließ sich in das weiche Gras sinken und beobachtete das sich ihm bietendende Bild.
 

Plötzlich lag die traumhaft schöne Landschaft nicht mehr friedlich vor ihm, die kräftigen Farben hatte ihre Kraft verloren und schwarze Schatten zogen bedrohlich heran. Die Farben wichen einem bedrohlichen Grau-Schwarz und plötzlich war die Luft von sirrenden Flügelschlägen erfüllt. Es waren keine Kolibris und keine Schmetterlinge, sondern schwarze Abscheulichkeiten der Nacht, die sich weder von Katsuyas verängstigen Schreien, noch von Hopes Gebell beeindrucken ließen.
 

Prüfend sah Seto zum dunklen Himmel hinauf, die schwarzen Schatten, die durch das fahle Grau huschten und sich in riesigen Schwärmen sammelten bereiteten ihm Sorge. Blutsaugende Fledermäuse waren hier keine Besonderheit und er hätte wissen müssen, dass die Wärme der Kaffeearbeiter und die der Tiere sie in Massen aus ihren dunklen Höhlen locken würde. Sein erster Gedanke war es, sich selbst und seinen Hengst so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen, aber gerade als er den Rappen antreiben wollte, drang ein verängstigen Schrei durch den stillen Urwald.

Er war sich sicher, es war die Stimme des blonden Jungen und sie klang, obwohl sie ebenso wenig wie das Bellen des jungen Hundes, das er nun auch zu hören glaubte, kaum das Donnern der Wasserfälle übertönen konnte, nahe. Setor trieb den schnaubenden Hengst voller Angst, was ihn erwarten würde, in die Richtung, aus der die Stimme herzukommen schien. Der junge Graf konnte nur hoffen, dass er sich nicht irrte, aber bereits nach wenigen Galoppsprüngen durchbrach der Hengst ein Gebüsch und erreichte die rauschenden Wasserfälle, wo eine blonde Gestalt verängstigt einen kleinen Hund an ihre Brust drückte und hilflos nach den hungrigen Fledermäusen schlug.

„Hände vors Gesicht!“, befahl der junge Graf, bevor er seinen Hengst mitten in den Schwarm Fledermäuse trieb und nach Katsuya griff. Aber, es war bereits zu spät, der Kleinere schrie auf, als eine Fledermaus ihre winzigen Zähnchen in seinen Arm schlug. Schnell hatte der junge Graf den zitternden Jungen mitsamt Welpen dann aber doch vor sich auf das Pferd gezogen und lenkte den Hengst so schnell es ging davon, während die hungrigen Fledermäuse in Richtung der Arbeiterunterkünfte, angelockt von der Körperwärme der Menschen und des Viehs, davonflogen.

„Solltest du nicht auf der Fazenda bleiben?“, mittlerweile ritten sie im beinahe gemütlichen Schritt durch den dunklen Urwald und Katsuya klammerte sich, noch vollkommen im Bann des Grauens, das er gerade erlebt hatte, an den Älteren. Seto seufzte und strich ihm mit der freien Hand durch das blonde Haar, „Es ist sehr gefährlich…“ „Es … tut mir leid.“, die Stimme des Blonden war kaum zu verstehen und er hielt den Kopf weiterhin gesenkt, „Hope ist…davongelaufen…Ich wollte Sie nicht bitten…“ „Hast du solche Angst vor mir?“, die Stimme des jungen Grafen schien fast traurig zu klingen, aber auch als Katsuya aufsah, konnte er in der Miene des jungen Mannes keine Bestätigung finden, es war einfach schon zu dunkel und das Gesicht Setos lag im Schatten, „Eines Tages wird dieser verlauste Straßenköter noch einmal dein Tod sein, Katsuya.“ Der Junge antwortete nicht, er war in seinen Armen eingeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2014-11-28T10:37:36+00:00 28.11.2014 11:37
Hey ヽ(^Д^)ノ

schade das Siegfried sich so wenig um den Jungen kümmert. Extra aus einem fremden Land „eingeführt“ für ihn und dann beschäftigt er sich nicht mit ihm. Aber dafür scheint Seto auch nicht ganz das zu sein, für das er sich ausgibt, wenn er jetzt schon wieder Joey gerettet hat, als er von den Fledermäusen im Dschungel angegriffen wurde. Ich glaub er ist so zu Joey, weil er seinem Bruder nicht das „Spielzeug“ streitig machen will.

CuCu Jyorie

Von:  Jackie20
2010-08-28T12:39:19+00:00 28.08.2010 14:39
tolles kapitel
der hund wird wirklich noch mal
sein untergang bedeuten
seto und sein bruder scheinen sich nicht
wirklich zu leiden oder
schreib schnell weiter
bye


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