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Children of the Prophecy

Die Kinder der Prophezeihung
von

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05: [Ihrer Würdig]


 

There's only two types of people in the world

The ones that entertain

And the ones that observe

Well baby I'm a put-on-a-show kinda girl

Don't like the backseat, gotta be first (oh, oh)

I'm like the ringleader

I call the shots (call the shots)

I'm like a firecracker

I make it hot (make it hot)

When I put on a show
 

[…]
 

There's only two types of guys out there,

Ones that can hang with me

and ones that are scared

So baby I hope that you came prepared

I run a tight ship, so beware

I'm like a ring leader, I call the shots.

I'm like a fire cracker,

I make it hot when I put on a show.
 

I feel the adrenaline moving through my veins

Spotlight on me and I'm ready to break

I'm like a performer, the dancefloor is my stage

Better be ready, hope that ya feel the same
 

All the eyes on me in the center of the ring

Just like a circus

When I crack that whip, everybody gonna trip

Just like a circus

Don't stand there watching me, follow me

Show me what you can do

Everybody let go, we can make a dancefloor

Just like a circus
 


 

-Britney Spears, ‘Circus’

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“Die Welt ist falsch”

Immer wieder diese Worte, überall, an allen möglichen Orten, an Tafeln, Wänden, Schildern, Werbeprospekten, wohin auch immer er blickte.

Der blutige Schriftzug in der Gasse, und die sehr reale, metallische Kälte dieser Plakette, die ihn immer wieder daran erinnerte, dass nichts davon Einbildung oder Traum war.

Er ertappte sich selbst dabei, wie er sich wünschte, das Ding weggeworfen und davongerannt zu sein. Fand er die Unsicherheit immer noch angenehmer als die Gewissheit?

Traute er sich immer noch nicht, die Türen gewisser Möglichkeiten hinter sich zuzuschlagen?

Es war wohl die Wahrheit…

Was für ein verdammter Feigling er doch sein musste.

Jeder Blinder mit Krückstock hätte doch sehen müssen, dass es real gewesen war.

Und wenn nicht, dann hätte ihn spätestens diese Erzählung von Touji, Kensuke und Nagato darauf bringen sollen… Spätestens, als sie erwähnt hatten, wo ihnen dieses mysteriöse Mädchen begegnet war, begriff er, dass es Yui sein musste – Hätte er das vorher erfahren, hätte er sie im Krankenhaus besuchen und ihr Fragen stellen können, doch jetzt war sie wieder irgendwo im Nirgendwo, vermutlich weiterhin damit beschäftigt, „Die Welt ist Falsch“ an alle möglichen Orte zu schmieren, vermutlich mit dem Ziel, dass jede einzelne ihrer Botschaften ihm ihre Warnung ins Gedächtnis rief, die noch immer über ihm hing wie ein bedrohlicher Schatten.

“Auch, wenn jetzt sehr, sehr glückliche Tage auf dich zukommen… es fällt mir schwer, dir das zu sagen, aber es wird nicht lange halten. Das zuhause, das du dir aufgebaut hast, deine Freunde, die Menschen, die du liebst… all das wird nicht halten. Tatsächlich… wird es dir wohl sehr bald so vorkommen, als ob die ganze Welt um dich herum auseinander fallen würde, ohne dass du etwas tun kannst…“

…Auseinanderfallen…? Es sah nicht danach aus… In letzter Zeit schien alles eher bergauf zu gehen… langsam, aber allmählich merklich…. Langsam, aber deutlich….

Langsam aber deutlich sprudelten die Bilder der Verzweiflung aus jenem verbotenen Bezirk seines selbst heraus, dessen Tor ihm nur im Traum, in der Schwebe zwischen Sein und Nichtsein offen stand – Asuka, deren sonst nahezu perfektes Gesicht von Zorn und Verzweiflung verzerrt war. Gesten und Worte der Ablehnung.

„Sieh an, sieh an! Der unbezwingbare Shinji-sama!“

Dann, vernichtend hell wie die Sonne und plötzlich wie ein Blitzschlag, ein zerschmetterter Entryplug.

Die zerschlagene Form eines Kameraden.

Manchmal verkrüppelt, manchmal tot, manchmal schlimmer.

Eine finstere, sich gleichgültigen Schrittes entfernende Silhouette.

Eigentlich eine altbekannte Quelle des Schmerzes, an die er gewöhnt sein sollte – außer, dass die finstere Gestalt innehielt, sich nach ihm umdrehte und ihm die Hand entgegenhielt… Natürlich nur, um sie in dem Moment wieder wegzuziehen, als er es gewagt hatte, zu glauben, was er sah, und sich dazu durchgerungen hatte, zaghaft die eigene Hand in Bewegung zu setzen.

Ein Schuss, ein Verlust, eine Sintflut aus Tränen und lähmende Machtlosigkeit.

Wagenladungen davon. Asuka, schreiend wie am Spieß.

Ein erfolgloser Versuch, ihr Halt zu geben, der nur von kalten Worten der Zurückweisung gekrönt war.

Und auch Rei konnte er nicht retten. Sie riss die ganze Stadt mit sich, als sie sich vor seinen Augen in Feuer, Hitze und Licht verwandelte. Übrig blieb nur das, was sie zu retten versucht hatte. Die Person, die es am wenigsten verdient hatte, gerettet zu werden.

Der Schein der gleißenden Flammen verteilte sich in den Himmel, und zurück blieben nur Ruinen und verbrannte Erde.

Man versuchte gar nicht erst, es wieder aufzubauen, genau so wenig wie er versuchte, weiterzuleben.

Warmes, klebriges Blut, das an seiner Handfläche haftete, gefolgt aus einer Symphonie aus tiefster Verzweiflung und höchster Ektase, die in einen einzigen Strudel aus Liebe, Hass, Hoffnung Tod und endloser Pein und Gewalt ausartete, die über ihn herzog wie ein Feuersturm.

Leichen, Leichen, überall Leichen…

Ein infernalisches Spektakel, begonnen von einem Wunsch, einem Gedanken, der so fremdartig und verzerrt wirkte, dass es kaum zu glauben schien, dass er aus dem Kopf eines Menschen stammte.

„Keiner braucht mich, also können sie genauso gut alle verrecken…“

„Ob ich da bin oder nicht macht eh keinen unterschied! Ich bin ja eh allen egal! Also kann ich genauso gut auch verrecken.“

Das mit Abstand Erschreckendste war… dieser Fremde, dieses… Wesen sprach mit seiner Stimme.
 

Und dann war alles vorbei.

Kein Schmerz mehr, keine Pein, kein Druck, keine quälenden Gedanken, nur kühle Luft, völlige Stille und schwarzer, sternenklarer Himmel. Ein plötzliches, ungewisses Gefühl der Freiheit.

Shinji breitete seine Arme aus und atmete ein.

Dreizehn weiße EVAs steckten wie Nägel im Boden, nur der vierzehnte bildete ein grün-violettes Kreuz. Ansonsten unterschied es sich jedoch nicht von den anderen, auch der farbige Evangelion war stark beschädigt und erstarrt.

Der Tod machte alle gleich – selbst die Götter.

Dieses Mal fehlte der rote Ring am Himmel, doch was auch immer ihn gebildet hatte, färbte jetzt das gewaltige, schwarze Loch, das in der fahlen Mondscheibe klaffte, sodass es aussah wie eine von verkrusteten, schwarz-braunen Blut umgebene Wunde in der bleichen Haut einer verwesenden Leiche.

Verwesung, dass traf auch so ziemlich die Geruchskulisse an diesem Ort.

Wenn er nicht wüsste, dass Gerüche nicht in der Lage waren, die schwärze des Weltraums zu durchschreiten, würde er meinen, es sei der Mond.

Bei genauerem Hinsehen war da doch ein Ring, aber er war grau wie Staub und hob sich kaum vom dunklen Hintergrund ab.

Das musste das verlorene Fleisch des Himmelskörpers sein.

Das Loch war immerhin sehr tief.

In der Mitte des dunklen Schlunds sah man Sterne.

Aber was stank hier so?

Er war entsetzt davon, wie unbeschwert seine Frage geklungen hatte.

Die Antwort bekam er in Form eines Plätscherns, als er versuchte, sich umzudrehen, um sich der anderen Hälfte des Himmels zu besehen.

Man hatte den Ozean schon oft als „totes Meer“ und „abscheulich stinkend“ tituliert, als er noch rot war, doch so wie jetzt sah er wohl aus, wenn er wirklich komplett und unwiederbringlich tot war.

Die stinkende Schlacke, die ihn etwa knöcheltief umgab, war undurchsichtig, milchig-weiß bis leicht grünlich, als sei das Meer selbst im Begriff, zu verwesen.

Die große Vereinigung war geschehen, die Wände der Herzen waren niedergerissen worden, aber es hatte keine Schöpfung gegeben, keine Wiedergeburt, nicht mal ein Verbleiben.

Stattdessen war einfach alles gestorben.

Jedes einzige organische Molekül auf diesem Planeten hatte sich einfach zersetzt, jeder einzelne Tropfen der Quelle des Lebens war verdorben, ihr Ursprung für immer versiegt.

Alles war unwiederbringlich dem Nichts übergeben worden.

Um ihn war nichts, keine Erwartungen mehr, keine Verpflichtungen, keine Angst, nur noch völlige, unendliche Freiheit.

Shinji war das letzte lebende Wesen im ganzen Universum.

Warum?

Er blickte sich unbekümmert, ja fast schon heiter um, geleitet von nichts als simpler Neugier.

Warum war er denn eigentlich noch hier?

Wozu war er überhaupt je hier gewesen…?

Und dann erblickte er ihn zum ersten Mal in diesem Träumen zum ersten Mal.

Der Kopf der gigantischen, zerstückelten Frauenleiche, hoch wie ein Berg, glatt halbiert, ihn aus toten, aufgeplatzten Augen anklagend anstarrend.

Die Gesichtszüge waren vertraut, doch bevor er sie zuordnen konnte, hatte sich das titanische Gesicht schon in das Ebenbild von Shikinami Asuka Langley verwandelt.

„Bist du bescheuert oder was? Was stellst du dir auch so eine dumme Frage. Du weißt genau, dass du dich nie trauen würdest, uns allen einen Gefallen zu tun und deine jämmerliche Existenz selbst zu beenden, du gottverdammter Feigling!
 

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Als Shinji seine Augen schlagartig öffnete, fand er seine Hände fest in sein Bettlaken gekrallt und den Rest seines Körpers überflutet mit eiskaltem Schweiß.

Seine Kleider und seine Haare klebten regelrecht an seiner Haut, sein Bettzeug war absolut zerwühlt und die Decke lag neben dem Bett auf dem Boden.

Es war wohl kaum nötig zu sagen, dass sein Herz immer noch schlug wie eine Kriegstrommel und seine Atmung erst jetzt begonnen hatte, sich zu normalisieren.

Das war… absolut abscheulich, selbst für diese Träume.

Das Third Child glaubte fast, diesen allgegenwärtigen Gestank nach Fäulnis noch deutlich riechen zu können.

Wieder und wieder hallten die Worte dieser Fremden durch seine Gedanken, die wohl nicht vorhatten, ihn loszulassen, nur, weil er aufgewacht war.

Er würde… versagen. Alles würde… zu Grunde gehen, jeder den er kannte… es war real, dieses Mädchen war real, die Plakette auf seinem Nachttisch, die er nicht anzusehen wagte, war real.

Einerseits fühlte er das Bestreben, sich in Embryonalstellung zusammen zu kauern und sich bis ans Ende aller Tage nicht mehr vom Fleck zu rühren, andererseits fehlte ihm selbst dazu die Stärke, also tat er das, was er auch sonst immer tat, wenn ihm alles zu viel wurde und er den Antrieb um sich von der Stelle zu rühren, einfach nicht fand.

Er starrte die Decke an.

Für den Rest der letzten Woche hatte der EVA-Pilot die zweifelhafte Freude gehabt, sich an eine weitere fremde Zimmerdecke zu gewöhnen – Asuka hatte das größere Zimmer behalten.

Eine Diskussion hatte es gar nicht erst gegeben, wenn man ihren Spott darüber, was für ein Weichei er doch sei, und dass er nicht so schauen solle weil es doch selbstverständlich sein sollte, dass die bessere Pilotin das größere Zimmer bekam, nicht dazu rechnete.

Auch, wenn es ihm eigentlich nicht gefiel, aus seine ruhigen, vertrauten Plätzchen gescheucht zu werden, so sah er doch ein, dass Asuka mehr Besitztümer mit sich gebracht hatte und für diese auch mehr Platz brauchte. Außerdem wollte er ja nett zu ihr sein… und nach Möglichkeit Streit vermeiden. Da hätte er ja sowieso gleich verloren.

Das kleinere Zimmer, das bisher als Abstellkammer fungiert hatte, und daher laut Asukas Meinung genau richtig für einen Stümper sei, der eh bald ausrangiert würde und etwa so viel Charisma habe wie ein alter Wischmopp, hatte Holzbalken an Wänden und Decke und eine deutlich helle Leuchte, an deren blendenden Schein er sich mittlerweile gewöhnt hatte.

Doch selbst die kleine Glühbirne, die offensichtlich gerne ein Scheinwerfer werden wollte, wenn sie groß war, schaffte es nicht, dem dunkel gestrichenen, dicht mit altmodischen Holzmöbeln vollgepackten Raum seinen Höhlencharakter zu nehmen.

Shinji störte es nur mäßig – Ein düsterer, abgeschlossener Zufluchtsort war genau das, was er brauchte, wenn ihm danach war, sich zu verschanzen.

Nur der Teppich war etwas gewöhnungsbedürftig – Die Farben waren ihm zu schrill und das Muster erinnerte ihn zu sehr an ein AT-Feld, nicht gerade das, woran er an seinem Ort der Einkehr erinnert worden wollte.

Er würde lernen müssen, es zu ignorieren – Der Aufwand, die ganzen Möbel hier rauszutragen, um das Ding zu entfernen, war es auch nicht Wert – selbst Misatos Angebote bezüglich einer neuen Tapete oder etwas moderneren Möbeln oder einer von diesen stylischen neuen Hängeaufbewahrungen hatte er ausgeschlagen.

Am ehesten hätte ihm ja ein Dimmer für die Lampe geholfen, um die Decke besser anstarren zu können, aber er wollte gar nicht wissen, wie Misato und Asuka reagieren würden, falls er auch nur danach fragen würde. Sie würden ihn mit Sicherheit auslachen und… das wollte er vermeiden, genau wie ihre Reaktionen zu jeden anderen Wünschen.

Er wollte ja weder zufiel verlangen, noch bei Misato das Gefühl erwecken, sie mache etwas falsch und könne ihn nicht dazu bringen, irgendeine falsche Bescheidenheit abzulegen.

Auch, wenn sich vieles geändert hatte, konnte Shinji viele Dinge immer noch nicht genau abschätzen…

So oder so schien es außerhalb seines neuen Domizils bereits ziemlich hell zu sein, auch, wenn ihm das aufgrund der Größe des Fensters erst jetzt auffiel.

Es würde ihn nicht wundern, wenn es schon fast zehn Uhr wäre oder so etwas, diese Visionen raubten ihm letzter Zeit ziemlich den Schlaf. Er musste sich jetzt noch schütteln, wenn er an den letzten dachte, und versuchte deshalb, so wenig wie möglich daran zu denken, sondern zügig unter die Dusche zu kommen.

Seufzend erhob er sich von seinem Lager und hob seine Decke vom Boden auf.

Spätestens im Wohnzimmer blieben ihm keine Zweifel daran, dass es wohl nicht mehr all zu früh sein konnte, teils wegen des Sonnenlichts, teils wegen der Uhr in der Küche.

Wie es aussah, hatte er die Wohnung für sich – Bei NERV gab es leider auch samstags keine freien Tage, und das traurige Los zur Wochenendbesetzung zu gehören, war diese Woche leider auf Misato gefallen.

Asuka war ebenfalls außer Hauses – Sie hatte gestern schon den ganzen Tag damit geprahlt, dass sie heute das „exklusive Privileg“ haben würde, mit Kaji auf eine Shoppingtour zu gehen und ihre Ersparnisse zu verbraten. Er hatte Shopping ja bisher immer für Mädchenkram gehalten und würde wohl darüber nachsinnieren, warum sie denn nicht mit Misato dorthin gegangen war, wenn er nicht damit beschäftigt wäre, darüber deprimiert zu sein, dass man wohl wirklich einen Dreitagebart brauchte, um ihrer würdig zu sein.

Sie spielte da in einer ganz, ganz anderen Liga als er.

Aber es half ja alles nichts.

Ab in die Dusche.

Auf dem Weg ins Badezimmer kam ihm jedoch der einzige seiner Mitbewohner entgegen gewatschelt, der heute nicht ausgeflogen war – Ironischerweise der ortsansässige Vogel.

„Hallo PenPen…“ grüßte Shinji das gefiederte Haustier, dass ihm mit einem schlichten „Waak!“ antwortete.

„Ach, jetzt ist ja schon wieder der ganze Flur nass… Na ja was soll‘s, ich werd’s wohl aufwischen müssen… Ich hab heißen Bädern ja ehrlichgesagt nie so viel abgewinnen können, aber du scheint sie ja richtig zu mögen… wobei, ein Wunder ist es nicht…“ meinte Shinji beiläufig, während er sich nach dem Wischmopp umsah. „…Du bist ja ein Heiße-Quellen-Pinguin… Ich frage mich, ob du schon mal eine echte heiße Quelle gesehen hast. Nicht, dass ich selbst je an einer gewesen wäre… Vielleicht sollten wir dich mal zu einer hinbringen… Shikinami würde sicher sehr gerne mitkommen… “

Nachdem er die Wasserpfützen beseitigt und sich beim Abstellen des Putzutensils gefragt hatte, ob dieses es ihm wohl übel nahm, dass er jetzt in der früheren Abstellkammer residierte, stellte der dem Pinguin noch etwas Frühstückartiges hin und beschloss, dass er den Rest der Hausarbeit erledigen könne, wenn er mit dem Duschen fertig war. Und danach sollte er, wenn er schon mal Zeit hatte, wohl am besten den ganzen Schulkram nochmal durchlesen – wegen seiner Pilotentätigkeit fehlte er immer wieder mal ein paar Tage, zuletzt war es eine ganze Woche gewesen, und da er ein eher mittelmäßiger Schüler war, und er meistens den Kopf voll mit ganz, ganz anderen Sorgen hatte, war er für ihn eine Heidenarbeit die ganzen Rückstände aufzuholen.

Oder vielleicht lagen die miesen Ergebnisse der letzten Arbeiten daran, dass er genauso bescheuert war, wie Asuka es dauernd sagte. So oder so rätselte er noch darüber, wie er Misato die grausige Wahrheit möglichst schonend beibringen sollte.

Er schob es schon eine ganze Weile vor sich her, und je länger es sich hinzog, umso weniger traute er sich.

Wie gesagt, Zeit für die Dusche – das heißt, es wäre wohl Zeit für die Dusche gewesen, wenn es nicht in exakt diesem Moment an der Tür geläutet hätte.

Shinji hatte nicht die geringste Ahnung, wer das sein könnte – Asuka oder Misato waren es jedenfalls nicht, es sei denn, sie wären extrem früh dran – und außerdem würden die wohl kaum an ihrer eigenen Wohnungstür klingeln.

Seine Freunde konnten es schon mal nicht sein, soweit er wusste, waren die heute anderwertig beschäftigt, hauptsächlich mit Packen und letzten Einkäufen für den kommenden Schulausflug. Shinji machte sich dazu gar nicht erst die Mühe – er konnte sich schon denken, dass alle oder mindestens einer unter den EVA-Piloten wohl hier bleiben müssen würde – Alarmbereitschaft und so weiter. Ihn störte es freilich wenig – Er konnte sowieso nicht schwimmen und wäre wohl auch in Okinawa, wo der Ausflug nämlich hingehen sollte, wohl nur blöd in der Gegend herumgesessen. Hierbleiben zu müssen ersparte ihm lediglich, von Asuka ausgelacht zu werden.

Doch wie dem auch sei sollte er besser die Tür öffnen – natürlich war ihm klar, dass er nur einen verschwitzen Schlafanzug anhatte, aber er hatte nicht wirklich die Zeit, sich jetzt umzuziehen, wenn er nicht vorhatte, den Besuch mehrere Minuten warten zu lassen.

Als öffnete das Third Child die Tür, und traf dahinter ausgerechnet die Person an, die er von allen am wenigsten sehen wollte – Yui.

Sie stand einfach in der Tür, ernst, aufrecht stehend, in einem schmutzigen Krankenhausnachthemd.

„Ich benötige eine Dusche, frische Kleider und eine warme Mahlzeit.“
 

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Sa saß sie also, in einer alten Hose von ihm, die sie mit einem recht fest geschnallten Gürtel irgendwie gebracht hatte, zu halten, und einem weißen T-Shirt, das ihr deutlich zu groß war und mitunter ihre Schultern freilegte, und löffelte die Suppe, die er ihr gekocht hatte, während sie sich gewaschen hatte, als seien es die Früchte einer Oase nach einer langen Wanderung durch die Wüste.

Es wäre wohl sinnvoller gewesen, es mit Asukas oder Misatos Klamotten zu versuchen (gerade erstere würde es sicher nicht merken, wenn eines ihrer fünftrillionensechstausendundzwei Sommerkleider fehlen würde) doch Shinji hatten einen viel zu großen, äh, Respekt vor den Damen und ihren persönlichen Gefilden.

Es hatte sich bis jetzt nicht getraut, sie in irgendeiner Form anzusprechen, sondern betrachtete den Herold seines Unterganges nur mit einer gewissen Ehrfurcht aus einem sicheren Abstand, fasziniert davon, sie so… gewöhnliche Dinge tun zu sehen – Sie schien ja ziemlich hungrig gewesen zu sein…

„Tut mir leid, dass ich hier so einfach hineinschreie und hier Sachen von dir verlange, obwohl wir uns fast gar nicht kennen…“ entschuldigte sie sich, als sie zwischen Zwei Löffeln suppe mal die Zeit dazu fand. „Es fällt mir nach allem immer noch schwer, mich daran zu gewöhnen, dass wir hier Fremde sind… Aber was heißt hier „wir“. Du bist natürlich nicht der Junge, den ich kenne, aber… du bist Ikari Shinji, nicht? Und ich weiß, dass Ikari Shinji eine freundliche, liebenswerte Person ist, die nie eine „Jungfrau in Nöten“ vor der Tür stehen lassen könnte.“

Sie drehte sich traurig lächelnd in seine Richtung.

„Ich stecke übel in der Patsche, weit weg von jedem, den ich kenne. Du müsstest ja am besten wissen, dass die Menschen da manchmal komische Dinge tun. Vielleicht ist es auch die Angst davor, allein zu sein.“

„Was… was ist denn… w-was ist denn passiert…? Ich… ich weiß von meinen Freunden, dass du… dass du verletzt wurdest…“

„Oh, das? Keine Sorge, es war nicht halb so schlimm, wie es ausgesehen hat… zumindest was die körperlichen Verletzungen angeht… Unter anderen Gesichtspunkten betrachtet bin ich richtig am Arsch. Ich… sagen wir mal, es ist passiert, weil ich sichergehen wollte, dass du sicher bist. Es ist aber nicht deine Schuld, ja? Ich habe meinen Weg selbst gewählt…“

„I-Ich habe dein, ähm, Namensschild gefunden.“

„Kannste behalten. Als Andenken, wenn du es so willst…“

Er hatte gehofft, dass sie diesen Beweis seiner Verdammnis von ihm nehmen würde. Stattdessen erhob sie sich und stellte die leere Suppenschüssel ins Waschbecken.

„Also, ich gehen dann wieder. Ich will schließlich nicht einem Wildfremden auf den Kegs gehen. Wir sehen und wieder.“ Sie lief seufzend in Richtung Tür.

Jetzt oder nie.

„Ahm… äh… W-Warte!“

Sekunden nachdem sie an ihm vorbeigelaufen war, drehte sie sich fragend zu ihm um.

„Warte,… Ichijou-san…“

„Yui ist in Ordnung. Du würdest mir damit sogar einen großen Gefallen tun. Was ist denn?”

„Ahm… Also…“ Shinji schluckte. Wenn sie ihm jetzt sage, dass er unvermeidlich auf alle Fälle versagen würde…

Nein. Wenn er jemals wieder seine Ruhe finden wollte… dann durfte er vor dieser Antwort nicht weglaufen. „Also… also Yui-san…“

Er bemühte sich nach Kräften, ihrem Blick nicht auszuweichen.

„Stimmt es… stimmt es, dass ich… versagen werde…? Kann ich wirklich… über… überhaupt nichts tun…? Bin ich wirklich so… nutzlos? Hatte alles, was bisher war… gar keine Bedeutung?“

Und ganz plötzlich sah sie mit einem Mal tief geschockt aus.

„Ich… ich habe nie gesagt, dass du versagst…“

„Du hast gesagt es… kommt darauf an, wie man es definiert. Und du hast gesagt, Third Impact… das würden wohl die meisten hier… „Versagen“ nennen…“

„Oh… oh… Es… Es tut mir leid. Diese ganzen verrückten Ereignisse und die Möglichkeit einer zweiten Chance sind so selbstverständlich für mich geworden, dass ich begonnen habe, nachlässig zu werden. Das, was mit mir passiert ist, ist dafür wohl die Strafe…

Ich… habe mich nicht klar ausgedrückt. Du versagst nicht.

Deshalb ist das ja alles passiert…“

„A-Aber du… du hast gesagt… Third Impact….“

„Ja, das habe ich. Aber hör zu, ich… nein, vergiss es. Uhm... Euer letzter Kampf war doch… mit dem Doppel-Engel nicht?“

Shinji nickte gehorsam.

Er hatte längst aufgehört, sich zu fragen, woher sie das alles wusste.

„Gut“. Nahm Yui zur Kenntnis, bevor sie ihm tief in die Augen blickte und sogleich die nächste prophetische Verkündung offenbarte: „Beim nächsten musst du nicht viel machen, aber halte dich am Rande des Vulkans bereit. Du wirst komplett hineinspringen müssen, wenn du sie retten willst. Halt sich mit der Hand am Kabel fest, falls es sich durch den Stoß beim Anhalten ablöst. Nicht die Gesetzte der Physik vergessen… Physik ist ein gutes Stichwort. „Thermische Ausdehnung“. Merk dir das. Das ist wie wenn man in einem Videospiel ein wichtiges Item bekommt. Sorg dafür, dass du es bei dir hast.“

„Ph-Physik… Retten? Wen den retten? Und… Vul-Vulkan? Ist das… irgendwie so ein… Rätsel? Ich… ich bin nicht gut in sowas. Was meinst du mit „Vulkan“?”

„Mit Vulkan meine ich Vulkan.“ Stellte Yui kryptisch klar.

Shinji blinzelte.

„Glaub mir, es wird Sinn machen, wenn der Augenblick gekommen ist.“ Versicherte Yui lächelnd.

„Wir sehen uns wieder. Ach ja… Major Katsuragi ist sicher bei der Arbeit, aber wo ist Asuka?”

„Shikinami…?“

„Du nennst sie immer noch so?“

„Uhm…“

„Vergiss es. Also, wo ist sie denn?”

„…Mit… Kaji-san beim Einkaufen, denke ich…“

„Gut, dann wird es wohl nicht mehr lange dauern. Bis dann.“

Mit diesen Worten durschritt sie die Haustür und lief gemächlich über den Flur.

Noch bevor Shinji sie fragen konnte, warum sie Misato eigentlich als „Major“ bezeichnet hatte, schloss sich die Tür automatisch.

Er war nicht dazu gekommen… sie genauer nach dem Third Impact zu fragen.

Alles in allem ließ ihn dieses merkwürdige Treffen mit gemischten Gefühlen zurück.

Einerseits hatte sie gesagt, er würde nicht versagen, aber andererseits war es doch unheimlich, wie viel sie zu wissen schien – Sie wusste sofort, wo sie in seiner Küche die Teller und Löffel finden könnte, ja sogar, wo entweder Asuka oder Misato (Der Besitz solcher Dinge war beiden zuzutrauen, sie waren ja anders als ihr zurückhaltender männlicher Mitbrewohner recht… offen mit ihrer Sexualität) diese komischen Pflaster zum abkleben der Brustwarzen für knappe Outfits gebunkert hatten – Yui hatte gleich gemeint, dass weder Misatos noch Asukas BHs ihr passen würden, fast schon, als ob sie diese schonmal ausprobiert hatte.

Und sie hatte das mit dem Third Impact wieder bestätigt…

Es brachte wohl nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen – Shinji beschloss, sich stattdessen ihre seltsamen Anweisungen für den nächsten Kampf einzuprägen – Wenn sie es bloß aufgeschrieben hätte – Da war irgendwas mit „Vulkan“ und „bereithalten“, und „am Kabel festhalten“… und von Thermischer Ausdehnung hatte sie auch gesprochen – Shinji seufzte.

War das nicht irgendwo in dem Test vorgekommen, den er letzte Woche verbraten hatte?

Wenn Yui den damit meinen sollte, dann war sie jedenfalls spät dran…

Von Asuka hatte sie auch gesprochen – Die war jetzt wohl gerade dabei, sabbernd Kajis männliche Bartstoppeln anzugaffen. Shinji fand Misatos Ex-Freund ja eigentlich sympathisch, aber es würde ihm ehrlich froh machen, bei Asuka wenigstens eine theoretische Chance zu haben…

Warum hatte er auch immer solches Pech?
 

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„Ich kann es kaum fassen, dass ich solches Glück habe! Ich freue mich so, dass du endlich Zeit gefunden hast, mit mir shoppen zu gehen!“

Wenn Kaji den Gesichtsausdruck des jungen Mädchens hätte beschreiben sollen, dass sich mit beiden Händen an seinen Arm geklammert hatte, würde er ihn wohl überschwänglich das breiteste Grinsen der Weltgeschichte nennen.

Die Geschichte des jungen Mädchens kennend, dass er immerhin eine ganze Weile betreut hatte, fand er es äußerst erleichternd, sie ausgeglichen bei normalen Mädchen-Aktivitäten zu sehen – Etwas mehr mit Gleichaltrigen in Kontakt gekommen zu sein musste ihn wohl gut getan haben.

Da waren natürlich immer noch ihre unangebrachten Flirtversuche, die er stets so sensibel und schonend wie möglich abprallen ließ, aber er hoffte, dass das erst mal auf dem Level einer Schülerin bleiben würde, die sich aus der Ferne in einen Lehrer oder einen Popstar verknallt hatte, ohne wirklich zu glauben, dass sie Erfolg erwarten konnte – Jetzt, wo sie Zugang zu gleichaltrigen, erreichbaren Jungs hatte, würde sich das sicher mit der Zeit geben – Wenn Asuka von so vielen gemocht wurde, und langsam lernte, andere zu möge n und anzunehmen, wäre es seltsam, wenn sie nicht glücklich werden könnte, oder?

Er war sehr erfreut zu hören, dass Asuka glaubte zu wissen, welche Läden „angesagt“ seien und dass sie einige davon schon mit ihrer besten Freundin, einer gewissen Hikari, abgecheckt hatte - In einem fremden Land Anschluss zu finden und sich einzuleben war auch etwas, bei dem durchaus etwas schief gehen konnte.

Er wünschte sich nur, dass sie und die anderen Kinder ihr Leben so normal wie nur irgend möglich leben konnten – Er selbst hatte in seiner eigenen Jugend nur überschwemmte Städte, Dreck und Mangel gekannt, sodass er den Wert einer gewöhnlichen Nachmittagsaktivität nur allzu gut kannte. Umso weniger hatte es ihm gefallen, selbst irgendwelchen Kindern ihre Ruhe und Normalität zu entreißen und sie auf ein Schlachtfeld schicken zu müssen – Asuka war sich vermutlich gar nicht dessen bewusst, was man ihr genommen hatte. Mari auch.

Nein, diese Beiden, so verschieden sie auch sein mochten, hatten sich nur zu bereitwillig von dem Grund unter ihren Füßen gelöst und in eine gefährliche, fremde Welt gestürzt.

Sie konnten es nicht, also war es nur richtig, dass es auch mal an ihm sein sollte, zumindest Asuka bei dem bisschen Normalität, das ihr blieb, zu unterstützen – er hatte in seinem Leben eine Wahrheit gelernt, von der er nicht sagen konnte, ob sie traurig oder glücklich war, nur, dass er an ihrer Echtheit wenig Zweifel hatte.

Man sollte sich selbst in einer schlimmen Situation noch Zeit nehmen… einfach zu leben.

Denn deshalb kämpfte man doch weiter, nicht?

Um leben zu können, um dieser glücklichen Minuten Willen.

Also hatte er sich entschlossen, Asukas Bitten nachzukommen und mit ihr shoppen zu gehen – wobei nicht alle Gründe dafür ganz so nobel waren – Ein Teil von ihm hoffte auch, über die Kinder oder zumindest durch das Babysitten ein paar Punkte bei Misato landen zu können.

So oder so führte der gemächliche Spaziergang durch Tokyo-3s belebte Promenaden sie bald zu dem Laden, von dem Asuka geschwärmt hatte – anders, als man hätte erwarten können, blieb sie nicht alle zwei Schritte stehen, um die ansehnlichen Verkaufsobjekte zu bewundern, sondern lief schnurstracks durch die schmalen Korridore zwischen den Kleiderständern, als wüsste sie schon ganz genau, was sie wollte – Aber wann war das bei diesem Mädchen schon nicht der Fall gewesen…? Es war zu erwarten gewesen.

Lediglich das Ziel der Reise wunderte Kaji etwas: „W-was, die Bademodenabteilung?“

Er ahnte schlimmes.

Tatsächlich kam Asuka prompt wieder hinter dem nächsten Kleiderständer hervor, in bekleidung eines Bikinis, der wohl aus weniger Stoff bestand, als der Kleiderbügel auf dem er aufgespannt war an Plastik enthielt.

Das Oberteil hatte an Schultern und Rücken nicht mehr als winzige Spaghettiträger, doch immerhin war es tröstlich, dass die annähernd dreieckigen Hauptbestandteile ihre Brüste vermutlich nur halb oder zu zwei Fünfteln freilegen würden.

Auch das String-artige Unterteil versprach nicht allzu viel Bedeckung, vor allem nicht für Asukas Hinterpartie.

„…Uhm…“ begann Kaji möglichst diplomatisch. „Denkst du nicht, dass das für ein vierzehnjähriges Mädchen etwas zu gewagt ist?“

„Für die Verhältnisse von Vorgestern vielleicht. Heutzutage tragen doch alle anderen Mädchen solche Sachen!“ meinte Asuka.

Kaji verstand, dass es jetzt seine Aufgabe wäre, zu fragen, ob sie denn auch aus dem Fenster springen würde, wenn „alle anderen“ das tun würden, doch er beschloss, das Mädchen ihren Spaß haben zu lassen – Er würde es ihr ohnehin nicht ausreden können, und es war nicht so, als ob man sie mit dem Ding in die Schule lassen würde, da gab es so weit er wusste Uniform-Badeanzüge.

Nachdem sie den Laden als mitsamt dem Bikini und einer Reihe anderer knapper und/oder sündhaft teurer Klamotten verlassen hatten, interessierte es Kaji dann aber doch, ob es einen bestimmten Grund für den Kauf der freizügigen Badekleidung gab – Eine Frage, die Asuka sehr gerne, sehr schnell und auch sehr begeistert beantwortete:

„Es ist für unsere Klassenfahrt!“ berichtete sie ehrlich gutgelaunt. „Ich freu‘ mich schon total darauf!“

„…Wohin geht die Reise denn?“

„Nach Okinawa!“ erklärte das Second Child voller Vorfreude. „Wir machen sogar einen Tauchkurs!“

So, wie Kaji die junge Pilotin kannte, konnte er sich gut vorstellen, dass die entsprechenden Stellen auf dem Zettel mit dem Zeitplan des Ausfluges wohl ausgiebig mit kleinen Herzchen verziert waren.

„Tauchen, hm…? Das hab‘ ich schon seit Jahren nichtmehr gemacht…“ antwortete er leicht nachdenklich. Das Leben wurde ja auch ständig komplizierter, und wer hoch hinaus wollte, musste immer mehr Pflichten erfüllen.

„Sag mal, Kaji-san, wohin ging denn eure Klassenfahrt damals eigentlich?“

„Die ist ins Wasser gefallen.“

„…Warum denn das?“

„Schon mal was vom Second Impact gehört?“
 

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Der ortansässige Pinguin war gerade dabei, seinen gemütlichen Sonntagabend mit einem entspannenden Bad in der Wanne des Katsuragi-Haushaltes ausklingen zu lassen, als er vom Klang ärgerlichen Geschreis aufgeschreckt wurde – Ein Laut, der zum Leidwesen des fracktragenden Vogels und seines Herrchens in der eigenwilligen kleinen Wohngemeinschaft Gang und Gäbe geworden war.

„Was soll das heißen, wir dürfen nicht mit auf die Klassenfahrt?“ beklagte sich Asuka, sich mit den Händen auf der Tischplatte abstützend, um auf ihre Tischgenossen herab sehen zu können.

„Ja, so ist es.“ Bestätigte Misato ohne, dass ihre bierinduzierte Gute Laune in irgendeiner Form abgemindert worden wäre.

Asuka hatte freilich nichts, worüber sie so hätte grinsen können – „Und warum?“ verlangte sie augenblicklich zu wissen.

„Weil ihr immer einsatzbereit sein müsst.“

Das war für Asuka, die bereits ihre Einkäufe gemacht und all ihre Koffer, Taschen und Tütchen gepackt und feinsäuberlich beschriftet hatte, alles andere als zufriedenstellend – Sie hatte gerade erst davon geschwärmt, wie sehr sie sich darauf freute, den Bikini auszuprobieren, den sie sich gestern für den Ausflug gekauft hatte, nur, um dann urplötzlich praktisch am Abend vor der Abreise eröffnet zu bekommen.

„Davon hat mir keiner was gesagt!“

„Deshalb sage ich es dir ja jetzt.“

Doch das Second Child wollte partout nichts davon wissen. „Pah! Ich wüsste gerne, welcher Vollidiot das entschieden hat!“

“Die Leiterin der Einsatzabteilung, also die ‘Vollidiotin’ die dir gerade gegenüber sitzt.“

Asuka stand endgültig auf und packte die Arme in die Hüften.

Das einzige, was sie wohl mehr irritierte, als die Tatsache, dass man ihr ihren wohlverdienten Urlaub nicht gönnen wollte, denn auf den hatten alle ihr Recht, auch, ja, gerade die Retter der Erde und Mädchen ihres zarten Alters sowieso, war, dass ihre absolute Null von einem Mitbewohner trotz der Tatsache, dass auch seine Beteiligung an der Klassenfahrt sich damit erledigt hatte, einfach nur still seinen Tee schlürfte wie eine Fußmatte, die einen dazu einlud, beliebig auf sich rum zu trampeln – Wenn es etwas gab, dass Asuka auf den Tod nicht ausstehen konnte, dann waren es gehorsame Leute, die wie die Marionetten alles mit sich machen ließen. Es widerte sie an.

„Hey Papakind!” beklagte sie sich in der Hoffnung, so etwas wie eine Reaktion aus dem Trottel herauszubekommen. „Sitz nicht einfach nur da, sondern sag was! Du bist hier doch der Mann im Haus, oder?“

Doch die Provokationen inklusive des letzten Kommentars zeigten bei Shinji wenig Wirkung, er nahm es mit Gelassenheit und lächelte sie an. Es fiel ihm schwer, sie ernst zu nehmen, wenn sie sich zwar wie sonst auch über ihn beklagte, aber sobald sie mit ihrem Latein am Ende war irgendeine Variation von ‚Third Child, mach was!‘ ausspuckte, und erwartete, dass ausgerechnet die Person, deren Männlichkeit sie noch im selben Atemzug angezweifelt hatte, ihr sozusagen aus der Patsche half.

Eigentlich war es ja fast schon süß, aber irgendwie hatte er immer noch nicht den Eindruck, als ob ihr klar wäre, was hier auf dem Spiel stand – Sie sprach immer davon, wie stolz sie darauf war, EVA-Pilotin zu sein, aber scheinbar war sie das wohl nur dann, wenn es ihr keine Pflichten, sondern Privilegien brachte.

Es zeigte wohl auch, dass er von den Prozessen in ihrem Kopf trotz allem, was sie zusammen durchlebt hatten, noch immer herzlich wenig Ahnung hatte, und dass die Gründe, die sie dazu brachten, mit einem Lächeln in diese furchterregenden Kampfmaschinen zu steigen, etwas ganz anderes waren, als das, was ihn an diesen Ort band, was auch immer das wohl war.

Er behauptete nicht, dass er es kapierte.

So oder so störte ihn das mit der Klassenfahrt recht wenig, er war ohnehin nicht so wild auf Reisen, die waren stressig, hektisch und am Ende saß man an einem völlig fremden Ort fest.

„Es macht mir eigentlich nichts aus.“ Gestand er. „Ich hab sowieso schon damit gerechnet, dass wir nicht mit dürfen.“

„Was, dann hast du so schnell aufgegeben?“ empörte sich Asuka.

Sie wusste nicht, ob sie das darauf folgende, von einem bejahenden Laut begleitete Nicken des Third Child als Zeichen von Dreistigkeit oder Armseligkeit werden sollte – und er setzte nicht einmal dieses verdammte Lächeln ab!

Wenn es einen Preis dafür gäbe, ein Armleuchter zu sein, würde dieser Kerl wohl den zweiten Platz belegen – Nicht den ersten, dazu hatte er zu viel von einem chronischen Verlierer.

„Du bist echt eine totale Flasche, weißt du das?“ beklagte sie sich. „Es gibt wirklich nichts schlimmeres, als Männer, die unterm Pantoffeln stehen!“

„So… So ist das auch wieder nicht…Ahm… Ich…-“
 

Den zugegeben unterhaltsamen Disput der Children unterbrechend, indem sie deren Aufmerksamkeit durch demonstratives Abstellen ihrer Bierdose auf sich zog, nahm Misato das Wort wieder an sich: „Ich verstehe ja, wie ihr euch fühlen müsst, aber wir haben keine Wahl – Was, wenn ein Engel angreift, während ihr weg seid?“

Da ihr beim besten Willen kein rationales Argument einfiel, dass sie dem hätte entgegnen können, beschloss Asuka, ihren Frust einfach in Reinform auf seine Verursacher tropfen zu lassen, weniger in der Hoffnung, sie damit zu überzeugen, sondern mehr um sicherzustellen, dass sie nicht die einzige war, deren Tag ruiniert war.

„Argh! Bereithalten, Bereithalten, Warten, warten, warten! Immer müssen wir uns an deren Zeitplan halten! Warum findet ihr nicht einfach raus, wo sie sitzen, damit wir zur Abwechslung mal sie angreifen können?“

„Wenn das möglich wäre…“ erklärte Misato, immer noch sichtlich gelassen. „Hätten wir das schon längst getan. “

Wiedermal wurde Shinji klar, wie wenig er eigentlich über seine Feinde wusste.

Wo sie herkamen, ob sie überhaupt in irgendeiner Art da waren, bevor sie einfach auftauchten, das war eine Frage, die ihm noch nicht einmal gekommen war – vielleicht fehlte ihm Asukas praktische Denkweise, oder die wissenschaftliche Methodik um zu versuchen, normale Gesetzte von Raumzeit, Ursache und Wirkung auf diese Wesen anzuwenden.

Diese Dinger waren so eine Black Box für ihn, dass ihm die Möglichkeit, dass sie überhaupt an einem greifbaren, diesseitigen Ort sein könnten, nicht einmal eingefallen sein war – es waren gigantische Monster mit der Fähigkeit, Städte dem Erdboden gleichzumachen – Er hatte bis jetzt wenig Grund gehabt, anzunehmen, dass Regeln, die man für Alltagsgegenstände wie Pfannen als selbstverständlich ansehen konnte, auch auf diese Biester zutraf.

Auch wenn es eigentlich bedeutend mehr Sinn machte, anzunehmen, dass die Engel irgendwo hergekommen sein mussten, als vom Gegenteils auszugehen.

Shinjis Grübeleien wurden jedoch abrupt unterbrochen, als Misato wieder das Wort ergriff:

„Aber eigentlich müsstet ihr diese Sache doch sowieso als eine große Chance sehen.“

Die ganze Zeit war sie den von ihr als irgendwie niedliche, aber auch zu erwartende, typisch-kindlichen Reaktionen wahrgenommenen Ereignissen recht gelassen gegenübergestanden, wie sie es sonst auch zu tun pflegte, aber dieses Mal schien da etwas fast schon bösartiges auf ihren Zügen zu liegen, so, als habe sie noch ein Ass im Ärmel – und das zog sie auch hervor:

„Während die anderen weg sind, habt ihr eine ganze Woche Zeit, um noch ein bisschen zu lernen! Oder hattet ihr etwa allen Ernstes geglaubt, dass ich über die hier im Unwissen bin?“

Zum Leidwesen der beiden Children zückte Misato ihre Zeugnisse und hielt sie ihnen vor die Nasen wie eine Reihe von Assen – auf die hatte Shinji sie ja eigentlich schonend vorbereiten wollen…

„Glaubt nicht, dass ihr die hier vor mir verheimlichen könnt. Ich lass mir all eure Noten direkt auf mein Terminal übertragen.“

Während jeder einzelne Muskel in Shinji’s Gesicht „Och nö, bitte nicht!“ rief, ohne, dass dazu das geringste Geräusch notwendig gewesen wäre, war Asuka bei weitem nicht so schnell dabei, so etwas wie eine Niederlage in irgendeiner Form zu akzeptieren.

Wenn man Ergebnisse nicht leugnen konnte, so musste man an deren Gültigkeit Zweifeln:

„Pah! Diese paar Zahlen sagen doch gar nichts aus! Dieses altmodische Schulsystem wird einem doch überhaupt nicht gerecht!“ schimpfte sie, in der Hoffnung das es keinem der Anwesenden bekannt sein würde, dass das deutsche Schulsystem längst nicht so toll war wie sein internationaler Ruf, und im Land selbst als marodes Stückwerk angesehen wurde.

Damit unterlag sie der Täuschung, das Misato dieses Wissen brauchen würde, um ihre Überlegenheitsnummer abzuschmettern: „Tja, wenn du in Rom bist, musst du es wie die Römer machen. Du wirst dich schon noch an unser Schulsystem gewöhnen.“

„Kommt absolut nicht in die Tüte!“ entgegnete sie, frustriert ihren Platz verlassend um ihre als Monument ihrer empfundenen Niederlage dastehenden Koffer und Tüten aus den Sichtfeldern ihrer Mitbewohner zu entfernen, und ihrer miesen Laune irgendwie Luft zu machen, ohne dass sie dabei Gefahr lief, beobachtet oder sonst wie in der Wahrung ihres Stolzes eingeschränkt werden sollte.

Das schlimmste an der Sache war, dass sie und Shinji im exakt selben Atemzug ausgeschimpft worden waren, ohne, das eine große Unterscheidung zwischen ihren Leistungen getroffen worden wäre. Sie wollte nicht in die selbe Schublade gesteckt werden wie dieser Möchtegern!

Es war nicht fair, das war bei ihr etwas ganz anderes!

Misato lehnte sich nur seufzend zurück und wendete sich ihrer Bierdose zu.

Irgendwo, so kam es Shinji erst etwas zeitverzögert in den Sinn, war es ja nicht ganz so schlecht, dass sie über seine Noten schimpfte… Sie hatte es auf ihre übliche, gelassene, wenig-berührte Art getan, aber sie hatte doch geschimpft, und sich auch darum gekümmert, was er denn in der Schule so tat… Das war fast so, als ob er eine richtige Mutter hätte, nicht?

Das heißt, das dachte er jedenfalls. Es war ja nicht so, als ob er sich daran erinnern könnte, wie es gewesen war, eine zu haben.
 

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Als nun also der Tag kam, an dem das Flugzeug in Richtung Okinawa startete, war trotz einiger weiterer Proteste seitens Asuka, deren Zwecklosigkeit sie sich vermutlich selbst bewusst gewesen war, kein einziges der drei Children an Bord.

Asuka hatte schon den ganzen Tag über eine grässliche Laune gehabt und über alles und jeden gemeckert, das ihr Blickfeld kreuzte, und ihr Ärger wollte sich selbst dann nicht legen, als sie dem Kondensstreifen, der den Weg markierte, der den Rest ihrer Klasse weit, weit weg getragen hatte, von der Aussichtplattform auf dem Dach des Flughafens aus dabei zusahen, wie er langsam verblasste.

Nur, um sich von ihren Klassenkameraden zu verabschieden hatte sie kurzfristig eine Maske der Unbekümmertheit aufgesetzt und erzählt, dass sie eben eine Elitepilotin sei und eh zu alt für Schulausflüge sei. Die Geschwindigkeit, mit der sie ihre Gefühle wie auf Knopfdruck auszuschalten schien, und die Sicherheit, mit der sie Lügen ausspuckte, faszinierten Shinji etwa genau so sehr, wie sie ihn verunsichern – Das er sie mit großen Augen beobachtet und dabei in seine eigene Gedanken- und Fragenwelt abgedriftet war, war nicht ganz unentdeckt geblieben, und Touji hatte es sich natürlich nicht entgehen lassen, ihn dafür aufzuziehen – „was? Erst Ayanami, und jetzt diese Irre? Du hast echt einen seltsamen Geschmack, Kumpel!“

Shinji hatte natürlich eiligst versucht, es zu leugnen, aber sein inkohärentes Stottern und die röte auf seinen Wagen verrieten ihn, worauf Touji neckisch gefragt hatte, wann denn die Hochzeit sei, und Asuka sich in das Gespräch eingemischt hatte, um definitiv klarzustellen, dass Shinji nicht auf der Liste der möglichen Kandidaten stand.

Im Endeffekt hatten sich die Zwei dann wieder gezankt, während Shinji von dem energischen Abtausch von Argumenten und farbenfrohen Beschimpfungen leicht eingeschüchtert betrachtete, nicht mehr als ein gelegentlichen „Uhm…“ heraus brachte, und daher nicht wirklich am Gespräch teilnahm, bis Hikari auf sich genommen hatte, das Wortgefecht zu beenden, bevor die zwei Streithähne mit ihrem Geschrei noch jemandem das Trommelfell rausbliesen oder die Flughafen-Security auf den Plan riefen.

Asuka hatte in einer Protest darauf bestanden, zumindest mit zum Flughafen zugehen, vielleicht, um zumindest ein Fitzelchen ihres Stolzes zu wahren, in dem sie irgendetwas durchsetzte. Shinji hatte sie eigentlich nur spontan aus dem Bett gezerrt, weil es ihr nicht gefiel, wenn irgendjemand länger im Bett blieb als sie, wobei das Third Child nach Misatos Vorschlag, dass er sich ja so noch von seinen Freunden verabschieden können würde, jedoch freiwillig mitgekommen war.

Jetzt waren diese aber weg, und die Zwei konnten ihnen eigentlich nur hinterherblicken – Das Rei hier nicht aufgetaucht war, war eigentlich kein großes Wunder. Asuka hatte gemeint, dass sie asozial sei und sich wahrscheinlich zu schade wäre, sich bei der normalen Bevölkerung zu verabschieden, natürlich nicht ohne zu unterstreichen, dass sie selbst sehr wohl gekommen war, obwohl sie viel mehr Gründe hatte, um sich etwas einzubilden.

Wenn sie damit bescheiden wirken sollte, hatte sie jedenfalls versagt, zumindest nach Shinjis Meinung. Wenn er es recht bedachte, hatte Rei ja gar keinen Grund herzukommen – Sie würde nicht mitfliegen, und sie kannte hier auch niemanden gut genug, um deren Anwesenheit zu vermissen oder sich von ihnen verbschieden zu wollen – Ihr einziger Freund hier war Shinji selbst, und der würde ja hier bleiben.

Shinji selbst bekam hingegen einiges an Abschiedsworten, darunter einen kurzen Gruß von Hikari, die sich dann noch etwas mit Asuka unterhielt und ihr ein Souvenir versprach. Es gab auch etliche Mädchen, von denen Shinji teils nicht mal die Namen wusste, obwohl sie ihm enthusiastisch ihr Bedauern ausdrückten und zum Abschied winkten.

Er entschied sich einfach mal, höflich zurück zu winken, was bei den Damen auf große Begeisterung stieß. (Asuka hatte mit einer ähnlichen, aber größtenteils männlichen Horde zu tun, der sie jedoch nicht besonders viel Beachtung shenkte.)

Auch Kensuke drückte den beiden Children sein Beileid aus und versprach, Shinji mit lustiken Urlaubsvideos und Souvenirs zu versorgen. Mitsurugi hingegen sprach den beiden seinen Dank aus und merkte an, dass er sich darüber bewusst sei, dass er und die anderen nur deshalb unbeschwert an einen Strand fahren konnten, weil Menschen wie Shinji und Asuka zurück blieben, um für ihre Sicherheit zu garantieren, und dass er das sehr zu schätzen wusste.

Touji gab einfach breit grinsend an, dass er sich für die Beiden mit-amüsieren würde.

Jetzt aber waren alle vier etliche Kilometer von Shinji und Asuka entfernt, und das regte letztere einfach auf, sodass sie dem Flugzeug breitbeinig mit den Händen an den Hüften zornig hinterherstarrte.

Shinji nahm es deutlich gelassener, lehnte sich an das Geländer der Aussichtsplattform, und stellte fest, dass er die Drei ziemlich vermissen würde.

Er wusste gar nicht… was er die ganze Woche über tun würde.

Noch vor ein paar Wochen hatte er nicht das geringste Problem damit gehabt, sich die Nachmittage mit Musikhören-und-an-die-Decke-starren um die Ohren zu schlagen – Eine Beschäftigung, der er immer noch nach ging wenn ihm alles zu viel wurde und er seine Gedanken ordnen wollte – oder wenn er einfach nichts anderes zu tun hatte und ihm keiner gesagt hatte, was er denn sonst tun sollte.

Es wäre wohl nicht ganz richtig gewesen, zu sagen, dass er sich über diese leere Zeit gefreut hatte, aber erleichtert hatte es ihn schon, man musste an so viele kleine Dinge denken wenn man irgendwo unterwegs war, diese ganze Welt war groß, laut, wirr und kompliziert, und so viel davon war ihm fremd… da war ihm ein kleiner, sicherer Ort doch lieber.

In letzter Zeit hatte er sich aber geführt von anderen Stück für Stück, Schritt für Schritt hin und wieder aus dieser Sicherheit heraus gewagt, und es war eine Weile gutgegangen.

Ohne, dass er es gemerkt hatte, hatte er begonnen, einen ganz beachtlichen Teil seiner Zeit… außerhalb dieser Deckung zu verbringen, es war schon erstaunlich normal für ihn geworden… fast so normal, wie es auch für alle anderen zu sein schien, und immer häufiger ertappte er sich dabei, wie er unbeschwert lächelte.

Und jetzt, wo einige dieser Menschen, die ihn in die helle, große Welt geführt hatten, eine Weile nicht da sein würden, wurde ihm bewusst, wie sehr sie zu einem Teil seines Lebens geworden waren. Jetzt würde er es vorziehen, nicht alleine herumzustehen ohne einen bestimmten Grund dafür zu haben… weil er jetzt etwas Besseres kannte?

„Los.“ Befahl Asuka missmutig, nachdem der Kondensstreifen, den sie angestarrt hatte, schon geraume Zeit nicht mehr zu sehen war, und wenn man es noch so versuchte.

„Lass uns gehen… Wir verschwenden hier ja eh nur unsere Zeit…“

Fast reflexartig leistete er ihrer Anordnung Folge – sich das anzugewöhnen hatte ihm schon den einen oder anderen Schlag erspart.

Dass dieser Gedanke seinen Kopf fast schon beiläufig durchquerte, bedeutete wohl, dass auch Asuka zu einem festen Teil seiner Welt geworden war.
 

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Obwohl auch die NERV-Angestellten sich aufgrund der Tatsache, dass sie ja ständig einsatzbereit sein mussten, keinen Urlaub leisten konnten, so wäre es auch übertrieben gewesen, zu sagen, dass sie arbeiten – Zur Zeit gab es keinen Angriff, nichts musste gewartet werden, und es standen keine größeren Experimente an.

Es war nichts los, was die ausgeklügelte Maschinerie des NERV-Hauptquartiers nicht allein hinbekommen hätten – Das Personal war also praktisch nur noch Dekoration und nutzte die ruhigen Minuten, um sich anderwärtig zu beschäftigen – Der ältere Mitsurugi schielte zwar doch noch hin und wieder auf die Anzeigen, die ihm den Ablauf des automatischen Systemtests schilderten, den er eigentlich überwachen sollte, doch die meiste Zeit verbrachte er damit, seinen Nebensitzern Bilder seines Sohnes unter die Nase zu halten und mit dessen schulischen Leistungen zu prahlen – der, so stellte Misato fest, als sie über den Rand ihrer Arbeitstelle hinweg auf die weiter unten gelegenen Plätze im Central Dogma blickte, teilte ihre Probleme wohl nicht.

Doch auch da, wo sie stand, sah es nicht gerade wie im Bienenvolk aus – Ibuki war tief versunken in einem herzerweichenden Liebesroman, der sie den Tränen nahe brachte, wohingegen Hyuugas Lektüre, die wöchentliche Ausgabe eines Magazins, das etliche Mangas veröffentlichte, wohl eher humoristischer Natur war.

Zwar hatte sich auch Aoba etwas, genauergesagt, ein paar Musikmagazine, zum Lesen mitgebracht, dieser war jedoch bereits dazu übergegangen, das, was er darin gelernt hatte, prompt an seiner Luftgitarre auszuprobieren.

Es war so wenig los, dass sich sogar Ritsuko, die Mutter aller Workaholics, tatsächlich die Zeit nahm, tatsächlich zur Abwechslung mal einen frischen Kaffee zu trinken.

„…Ein Schulausflug?“ fragte sie, ein klein wenig tadelnd. „Denkst du nicht, dass das in unserer Situation nicht wirklich angemessen ist?“

Ob sie davon in dem Bericht erfahren hatte, den sie gerade las, oder es von einem gewissen Untergebenen von ihr hatte, der seinen Sprössling „unglaublich vermisste“, blieb Misato verborgen.

„Ich denke, dass es gerade in so einer ungewissen Zeit wichtig ist, diese Kinder ihren Spaß haben zu lassen… solange sie es noch können.“

Misato blickte ihrer Kollegin nicht in die Augen, als sie das sagte.

„Das ist deine ehrliche Meinung, und doch hast du entschieden, die Piloten hier zu behalten.“

„Es ging eben nicht anders. Das heißt nicht, dass ich es richtig finde… es war schwer, das Asuka beizubringen.“

„Dann ist Shinji-kun trotz allem noch ein gehorsames Kind, hm? Wie ich dich kenne, hast du sie dazu aufgerufen, vernünftig zu sein, und ihnen eine Argumentation vorgehalten, die dich selbst nicht überzeugt. Du versuchst es alles „pädagogisch korrekt“ zu verpacken, um sie in eine bestimmte Richtung zu lenken, damit sie denken, dass du glaubst auf dem richtigen Weg zu sein und sich so bei dir sicher fühlen können… aber vielleicht wären es ja deine echten Gefühle, für die sie mehr Verständnis gehabt hätten, und nicht die Illusion, die du ihnen vorspielst.“

„Ich will für sie die erwachsene Bezugsperson sein, die sie brauchen… auch, wenn das heißt, dass ich nicht ihre Freundin sein kann.“

„Aber du würdest du gerne sein können, nicht?“

„Ich weiß nicht… Gerade Shinji scheint mir beides zu brauchen. Als ich sie gestern wegen ihrer schlechten Noten zurechtgewiesen habe, bin ich mir vorgekommen, als hätte ich nicht das Recht dazu. Um Asuka mache ich mir weniger Sorgen – Sie ist immer eine gute Schülerin gewesen, sie hat wahrscheinlich nur Eingewöhnungsprobleme, oder meint, sie könne die Schule getrost vernachlässigen, jetzt, wo sie ihre „richtige“ Arbeit macht.

Aber Shinji… Er hat wegen der Kämpfe schon häufiger über längere Zeit gefehlt, die Test verschlingen sehr viel Zeit und diese ganze Sache belastet ihn immer noch sehr… Er muss praktisch zwei Jobs zur selben Zeit machen, und dann ist er auch noch in so einem schwierigen Alter… Ich habe kein Recht, von ihm zu verlangen, dass er unter diesen Umständen gute Zensuren mit nachhause bringt…. Aber wenn das keiner tut, was wird dann aus seiner Bildung und seiner Zukunft… Wir tun das hier alles doch nur, damit Kinder wie er eine Chance bekommen, heranzuwachsen. Es erscheint mir so unfair, seine Zukunft zu gefährden…“

„…Du scheinst dir ja ziemlich sicher zu sein, dass es eine Zukunft gibt. Verglichen mit dem Schicksal der ganzen Welt sind die Zensuren eines einzelnen Jungens sehr unwichtig. Es ist sogar als positiv zu bewerten, das die Schule auf der Strecke bleibt, und nicht seine Mitarbeitsbereitschaft oder sein allgemeiner psychischer Zustand…

Darum, ob er später Arbeit findet, können wir uns Sorgen machen, wenn wir dafür gesorgt haben, dass es eine Welt gibt, in der er arbeiten kann… Man könnte sogar bezweifeln, ob es überhaupt Sinn macht, ihn in die Schule zu schicken. Wer weiß, ob er die Kämpfe überlebt… und ob er danach nicht erst mal reif für eine geschlossene Anstalt ist…“

Angesichts der kühlen Worte ihrer von diesen Sachverhalten nicht besonders betroffen wirkenden Freundin musste Misato ihren Griff um das Geländer verstärken, um sich zu beherrschen. Sie wusste, dass es wohl oder übel die Wahrheit war – Diese Ruhe, die das kindische Gezanke in ihrem Haushalt und die Beschäftigungen ihrer Angestellten ihr präsentierten, war am Ende nur eine Illusion, die dünn wie Papier über einem Zustand ständiger Gefahr lag.

Was Ritsuko da sagte, war wahr – und es machte Misato unsagbar wütend, dass es wahr war…

So fühlte sich die Leiterin der Einsatzabteilung oft in ihren eigenen vier Wänden einsam, weil sie ihre Sorgen verbergen musste, um sie den Kindern zu ersparen.

Sie sollte als Erwachsene damit zurechtkommen, und doch wünschte sie sich, sie könnte ihren Kummer teilen. Vielleicht war es nicht so, dass sie den Kindern eine Freundin sein wollte, sondern mehr so, dass sie sich selbst einen Begleiter an ihrer Seite wünschte.

Es war erbärmlich, wie schwach sie war.
 

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Anders als Shinji wusste Asuka schon ganz genau, was sie in dieser Woche tun wollte – schwimmen, baden, tauchen!

Sobald sie einmal entschieden hatte, dass sie etwas haben oder tun können sollte, ließ sie sich von nichts in der Welt davon abbringen, auch nicht von Misato oder den Engeln.

Was sie wollte, bekam sie auch, keine Diskussion!

Schließlich war sie die Beste, und der Rest der Welt konnte froh sein, sie zu haben.

Nach dem sie eine Weile darüber gemault hatte, dass sie den Bikini jetzt umsonst gekauft habe, und dass es doch nicht ginge, dass man auf einer Insel lebte und trotzdem nicht ans Meer könne, hatte Misato erwähnt, dass es im NERV-HQ einen Personal-Pool gebe.

Selbstverständlich hatte Asuka direkt entschieden, dass sie den Nachmittag dort verbringen würde, und packte Shinji sogleich am Handgelenk, als sei ihr ein Stück ihres persönlichen Besitzes. Er fragte sich wirklich, warum in aller Welt sie ihn mitnehmen wollte, wenn sie ihn nicht ausstehen konnte. Wollte sie ihn wirklich so sehr fertig machen?

Er machte sich gar nicht erst die Mühe, ihr zu widersprechen – Was er wollte oder fühlte hatte sie schließlich noch nicht interessiert.

Auch, was er für sie fühlte…

So war es irgendein verdrehter Wunsch, sie zufriedenzustellen, der ihn dazu bewog, sich brav mitnehmen zu lassen, Misato zu versichern, dass es ihm nichts ausmache, mitzugehen, und sich von Asuka brüsk vor deinem Zimmer abladen zu lassen.

„Pack deine Sachen!“ befahl sie herrisch, bevor sie sich umdrehte, um ihre eigenen Badesachen einzupacken.

Mehr aus Gewohnheit nickend schritt er deutlich überrumpelt durch die Pforte seines Raumes, sah hinein und fragte sich, was zur Hölle er denn einpacken sollte – Er besaß keine Badehose, und er konnte auch nicht schwimmen.

Sein Lehrer hatte zwar versucht, ihm diese Überlebenskunst nahezubringen, aber er hatte sich nie so recht getraut, den sicheren Beckenrand loszulassen, und bekam immer gleich Panik, wenn jemand ihn aufforderte, es „allein“ zu versuchen. Als er dann älter geworden war, und er öfters gefragt wurde, ob er denn mitkommen wollte, oder nicht, hatte er zumeist zögerlich den Kopf geschüttelt, um diese unangenehme Situation zu vermeiden.

Er hatte ein paar entfernte Erinnerungen an einen Tag, als er im Alter von etwa zwölf oder dreizehn Jahren am örtlichen Freibad vorbeigelaufen und daneben stehengeblieben war.

Er sah sich selbst im Schatten eines Baumes, wie er sich mit beiden Händen am Maschendrahtzaun festkrallte und sehnsüchtig zu den anderen Kindern hinblickte, wie sie unter der strahlenden Sonne miteinander sprachen, lachten und spielten, und wie Pfeile durchs Wasser rasten, all das mit einer unglaublichen Leichtigkeit, die von einer anderen Welt zu sein schien.

Er kam sich vor wie ein Nachtgespenst am Tage, dessen blasse Form unter der hellen Sonne nicht gesehen werden konnte, der blasseste aller Schatten, unfähig, ein einziges Wort zu sprechen, verdammt dazu, in die Welt der Lebenden zu blicken, ohne daran teilhaben zu können.

Er hätte erst zum Eingang laufen müssen, er hatte kein Geld dabei, keine Badehose, und schwimmen konnte er auch nicht. Er dachte ein paar Mal darüber nach, Geld mitzubringen, einmal tat er es auch, aber es verließ nie seine Tasche - selbst wenn er auf der anderen Seite dieses Zaunes gewesen wäre, hätte es ihm nichts gebracht.

Eines Tages hatte ihn ein anderer, deutlich älterer Junge bemerkt und gefragt, was er denn so starre.

Er hatte zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr mit anderen jungen gesprochen und hatte nur ein paar wirre Laute hervorstottern können, bevor er es ihm zu viel wurde.

Er hatte sich umgedreht und war weggerannt, so schnell er nur konnte.

Shinji war danach nie wieder auch nur in die Nähe dieses Freibades gekommen.

Dass er eines Tages einmal eine Gruppe von Freunden um sich haben würde, mit denen er genug Zeit verbringen würde, um sie zu vermissen, wenn sie mal eine Woche weg sein würden, hätte er zu diesem Zeitpunkt nie geglaubt…
 

So oder so hatte er einen Rucksack, den es zu füllen galt – Er beschloss, statt seiner nichtexistenten Badehose einfach seinen Laptop und seine Schulbücher einzupacken, da ihm nichts besseres einfiel, und er das ja sowieso irgendwann mal erledigen musste.

Eilig, als würde er jemanden bestehlen oder eine kaputte Vase verstehen, packte er sich Asuka gegenüber irgendwie schuldig fühlend seine Sachen – und folgte somit dem richtigen Gefühl, weil er gerade mal so mit packen fertig wurde, bis Asuka die Tür seines Zimmers aufriss und ihn kurzerhand mitnahm.

„Du und ich, wir werden heute sehr viel Spaß haben!“ verkündigte sie neckisch.

Daran, dass sie Spaß haben würde, hatte das Third Child wenig Zweifel, aber ob er selbst dass auch Spaß nennen würde, da war er sich immer noch nicht ganz sicher…
 

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Zumindest was die Schulaufgaben anbelangte, hatte er sich da nicht getäuscht: Spaßig war das nicht. Zuerst einmal stand Physik auf dem Plan, wo er letztens eine fünf kassiert hatte.

Nach mehrmaligem Durchlesen der Bücher und Arbeitsblätter hatte er sich ein ungefähres Bild davon geschaffen, worum es vom Prinzip her ging, aber das bedeutete nicht, dass er auch nur die leiseste Ahnung hatte, wann er welche Gleichung verwenden musste – oder, dass er sich die Gleichungen überhaupt merken konnte.

Im Moment rätselte er daran rum, was für ein Fehler ihm wohl an der letzten Aufgabe unterlaufen war – Diese Rechnung weigerte sich einfach partout, ein sinnvolles Ergebnis auszuspucken. Die letzte Mathearbeit war auch nicht gerade rosig ausgefallen.

Während er sich also den Kopf über einer irgendeiner physikalischen Aufgabe zerbrach, nahm er ganz entfernt Notiz von nahenden Schritten – Er vermutete, dass es Asuka sein musste, sie war jetzt schon eine halbe Ewigkeit lang in der Umkleidekabine verschwunden gewesen.

Shinji selbst saß noch in seiner Schuluniform da, und hatte seine Sache im sicherem Abstand zum Wasser auf einem Plastiktisch aufgebaut, damit es Asuka ja nicht in den Sinn kam, ihn einfach mal in den Pool zu schubsen. Außerdem vertrugen sich Wasser und Laptops für gewöhnlich nicht sehr gut, jeder Meter zwischen ihm und dem H²O war ein Geschenk des Himmels. Vielleicht hätte er mit dem Ding nicht hierher kommen sollen, aber es war nicht so, als ob er eine Wahl gehabt hätte. Asuka hörte ihm so oder so nicht zu – Auch jetzt schien sie die Tatsache, dass er offensichtlich beschäftigt war, wenig zu interessieren.

Was Shinji nicht wusste war, dass ihr Entschluss, ihn hierher zu schleppen ein Versuch war, ihm auf sehr, sehr umständliche, aber auch irgendwie offensichtlich direkte Art zu zeigen, dass sie gerne Zeit mit ihm verbringen wollte.

Sie wollte ihre geknickte Stimmung dadurch heben, dass sie sich von ein paar Jungs anschmachten ließ – Ihre Wahl fiel natürlich nur deshalb auf diesen Armleuchter, weil der es mit Sicherheit dringend nötig hatte, und sie wohl kaum verschmähen würde.

Sie wusste ja ganz genau, wie geil diese Null insgeheim auf sie sein musste.

Als Evapilot war er wohl der einzige kleine Junge, der auch nur entfernt in Frage kam, auch, wenn er Kaji und ähnlichen Mannsbildern natürlich wenig entgegenzusetzen hatte.

Sie konnte es kaum erwarten, sich ich in ihrem Bikini zu zeigen!

Und weil sie nicht erwarten konnte, dass dieser Schwachkopf sie bemerkte, ohne dass sie sich vor seine Nase hielt, sprach sie ihn an.

„Na, was machst du denn da?“

„Ich lerne für Physik.“ Gab Shinji wahrheitsgemäß an, während er weiter an seiner Rechnung knobelte.

Na toll, er tat immer schön, was ihm gesagt wurde, und sah sie nicht einmal an! – Diese Sorte von Mensch konnte Asuka am wenigsten leiden: „Du bist so ein gehorsamer Streber!“

„Ich muss er doch so oder so machen…“ protestierte er doch etwas zurückhaltend. „

Es ging ja nicht darum, zu machen, was irgendwer sagte, sondern darum, dass er dieses Jahr auch versetzt wurde.

Als er jedoch zu ihr aufsah, um sie bei seinem Versuch, ihr genau das klar zu machen auch anzusehen, wie es sich gehörte, blieb ihm praktisch die Luft im Halse stecken, während ihm das, was er sah, alles, was er irgendwann einmal sagen wollte, vergessen machte.

Asuka war eben gegangen, um sich umzuziehen – und jetzt war sie fertig damit.

Das war dann wohl der neue Bikini, den sie sich gekauft hatte – der knappe, sündig-rote Zweiteiler konnte weniger als Kleidung, sondern mehr als deren Abwesenheit definiert werden.

Das Unterteil machte sich nicht einmal die Mühe, ihren Hintern vor seinen Blicken zu schützen, und auch das Oberteilte verdeckte ihre Brüste nur etwa zur Hälfte, und gewährte ihm einen Blick auf das Tal zwischen ihrer Oberweite, dass selbst die Aussicht übertraf, die er in jener Nacht vor dem letzten Kampf bezeugen konnte.

Garniert war das Ganze mit einer hochgeklappt getragenen silbernen Sonnenbrille mit blauen Gläsern, die sie noch cooler und überlegener wirken ließ, als sonst, und ihren Interface-Nervenclips, die sie selbst jetzt nicht abzulegen gedachte, und anzeigten, wie sehr ihre Stellung als EVA-Pilotin Teil ihrer Identität geworden waren.

Zum Teufel mit dem Ausdruck „schön wie ein Engel“ – Asuka war schön wie ein Dämon, eine Macht, die seine Vernichtung wollte, und es ihm heiß und kalt werden ließ, ganz so, wie der Mond, der stetig die Erde umschwirrte und es auf ihr Ebbe und Flut werden ließ, ohne sie je zu berühren.

Natürlich hatte Shinji sie schon zuvor leicht oder auch gar nicht bekleidet gesehen, aber damals hatte er sie gar nicht richtig betrachten können, bevor ihr Fuß sein Blickfeld in Finsternis hüllte.

Jetzt aber schien sie trotz der Unmengen an Blut, die Shinji nicht daran hindern konnte, unter seiner Gesichtshaut zu brennen wie das Blutfieber in ihm, dass sich nach ihrem Leib verzehrte, keine Versuche zu unternehmen, sich in irgendeiner Form zu verdecken – ganz im Gegenteil, sie präsentierte sich ihm praktisch auf dem silbernen Tablett, in ihrer stolzen, breitbeinigen Pose blickte sie provokant auf ihn herab, wie eine Dirne, die ihre fleischlichen Schätze feilbot.

„Ta-daaa!” verkündete sie, ihn mit ihrer hellen, aber betont-verspielten Stimme bis auf äusßerte aufreizend. „Ich dachte mir, wenn ich schon nicht zum Tauchen nach Okinawa kann, dann tauche ich eben hier!“

Als sie sich am Tisch abstützend zu ihm nach vorne lehnte, wich er instinktiv zurück.

Es war einfach… zuviel für ihn, er… war das alles gar nicht gewohnt, und überhaupt sagte ihm jedes Fünkchen seiner guten Erziehung, dass er nicht hinsehen sollte – aber sie war es doch, die die Zwillingshügel ihrer Weiblichkeit fast direkt in sein Gesicht gepresst hatte.

Sein Blickfeld war erfüllt von nichts anderem, und er war prompt nicht mehr Herr seiner Augen, in denen sich das wilde Kribbeln, die heftige Wärme, die seinen ganzen Körper durchzogen, besonders stauten.

„Na dann lass mal sehen…“ hörte er ihre jugendliche Stimme sagen. „Lass mich mal sehen…“

Das sie absichtlich versuchte, ihrem Ton einen Hauch des Verführerischen hinzuzufügen, konnte unmöglich sein – Sie würde nie versuchen, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Sie spielte doch in einer ganz anderen liege. Sie war greifbares Fleisch und Blut, sie war direkt vor ihm und lebte stets mit ihm zusammen, und doch war sie ihm so fern wie die Götter und Königinnen der goldenen Zeitalter, wie schon vor langer Zeit gefallene Heldinnen, von denen er nur die Idee und das Konzept ihrer Identität kennen und lieben durfte.

„Kannst du noch nicht einmal so eine einfache Gleichung lösen?“ spottete sie, ihm noch einmal einschneidend klar machend, dass sie im Gegensatz zu ihm zu den Großen und Schönen dieser Welt gehörte, und über der Welt, mit deren Bewältigung er sich quälend plagte, mühelos schwebte. Er konnte sich nicht dazu bringen, ihre tippenden Finger oder die Gleixchung auf den Bildschirm in irgendeiner Form zu beachten – seine Augen waren festgeklebt an ihren flammenden Haaren, ihren weiblichen Lippen, und nicht zu Letzt ihren Brüsten, die vor ihm hingen wie üppige Bestände an reifen Früchten, die nur daran warteten, von ihm gepflückt zu werden, solange die verlorenen kleinen Wassertröpfchen noch daran hafteten und ihre Frische anpriesen.

„Da, fertig. So leicht geht das.“

Sie konnte es nicht lassen, ihm ständig unter die Nase zu reiben, wie viel besser, intelligenter und talentierter sie war. Hatte sie ihn etwa nur hierher mitgenommen, um ihn seiner Dummheit wegen zu verhöhnen.

„Wenn du das so gut kannst, wie kommt es dann, das du den Test genauso verhagelt hast, wie ich?!“ verlangte er in einem halbherzigen Versuch, seine Würde zu verteidigen, zu wissen.

Es klang nicht so bissig, wie er es einst geplant hatte – er war ihr gegenüber einfach machtlos, und eigentlich wollte er doch, dass sie ihn mochte.

„Oh, das ist, weil ich die Aufgabenstellungen manchmal nicht richtig verstehe.“

„Dann… hast du Probleme mit unserer Sprache?“ wunderte sich Shinji.

Er hätte nicht gedacht, dass es ihr überhaupt möglich war, irgendwas nicht zu können.

Zumindest beim Sprechen von Japanisch hatte sie keine Probleme, er vergaß bisweilen, dass sie ja erst seit äußerst kurzer Zeit hier war.

Sie war also doch nicht so perfekt, sie war also greifbar…

„Jap.“ Gestand sie. „Es gibt eben noch sehr viele Schriftzeichen, die ich mir noch nicht merken kann…“ Damit hatte sie eine Schwäche zugegeben – ein Zeichen von Kameradschaft und Vertrauen, vielleicht auch ein Versuch, sich ihm zu öffnen.

Doch so, wie sie nun einmal war, erlaubte ihr Stolz ihr solch eine Öffnung nicht, ohne sich direkt wieder über das Niveau des Third Childs zu heben: „Ich hätte an der Uni wirklich einen Kurs belegen sollen…“

„U-Uni?“

„Yap. Ich hab letztes Jahr meinen Abschluss gemacht.“ Log sie. So etwas war bei dem deutschen Schulsystem selbst für ein Genie wie sie absolut unmöglich und schon vom Ansatz her absolut lächerlich – Aber wenn der Idiot es ihr glaubte, konnte sie sich seinen ungläubigen, staunenden Blick gerne gönnen, vor allem, bevor sie sich anmerken ließ, dass ihre kleinen Sprachprobleme in Wahrheit alles andere als klein waren – Japanisch hatte ja eine recht simple Grammatik und war zum Sprechen im Grunde babyeinfach, aber sobald man es aufschreiben oder lesen sollte, war der Spaß vorbei – die belämmerten, absolut unpraktischen Schriftzeichen!

„Äh… bei der Aufgabe eben, worum ging es da eigentlich?“

„Thermische Ausdehnung.“ Gab Shinji Auskunft.

„Thermische Ausdehnung?“ wiederholte sie. „Das ist doch babyleicht! Wenn Dinge warm werden, dann dehnen sie sich aus, und wenn sie sich abkühlen, dann ziehen sie sich wieder zusammen!“

Hielt sie ihn ernsthaft für so dämlich?

Sie machte sich doch nur über ihn lustig.

Vermutlich würde sie ihn nie ernst nehmen… es war hoffnungslos.

Natürlich war er für sie nur ein jämmerlicher Witz… Eine… Uniabsolventin.

Er hatte absolut keine Chance…

„Das…. Das weiß ich auch, aber…-“

Jetzt reichte es Asuka.

Sie half diesem Idioten, und das war der Dank? Warum… reagierte er nicht endlich auf sie!

Nur feige starren konnte doch jeder! Wie offensichtlich sollte sie es denn noch machen?

Sollte sie vielleicht gehen und sagen: ‚Hey, Papakind, guck mal meine Titten an?‘

Sie wusste doch, dass er sie scharf fand!

Aber er tat nichts anderes als über diesen dämlichen Schulkram zu reden! Was war daran, was er interessanter fand als sie?!

Also gut. Dann eben die ganz dreiste Methode.

„Nah, denkst du dass meine Brüste auch noch ein bisschen wachsen, wenn ich sie mit den Händen ein bisschen anwärme?“

Zur deutlichen Akzentuierung fasste Asuka an ihren Busen und drückte beispielhaft drauf, dass das Papasöhnchen auch genau sah, was er mit ihr machen sollte.

„Wo… woher soll ich denn das wissen ich…“ stammelte er, von ihrer sexuellen Provokation überladen und von der Sicherheit, mit der sie ihren Körper zeigte, völlig eingeschüchtert. „Ich kenn mich mit sowas nicht aus…“

Für Shinji war das eindeutig zu viel – Hatte er bis jetzt noch gestarrt, wendete er jetzt seinen Blick ab und versuchte, an fette Rentner und kalte Duschen zu denken.

Wenn er weiter hingesehen hätte… dann hätte gewisse Körperfunktionen nicht mehr zurückhalten können.

Er fühlte die Hormone in seinem Blut praktisch Blasen werfen.

„Was für ein Langweiler!“ schimpfte Asuka, fast schon ein wenig getroffen oder tief beleidigt.

Ohne eine weitere Sekunde ihres Lebens an ihn zu verschwenden, marschierte sie davon.

Wieso… tat er denn nichts? Wie konnte er es wagen… Sie so abblitzen zu lassen!

Was hatte sie denn falsch gemacht?

Was… was war falsch an ihr?

Die Haut zu bleich? Die roten Haare? Die Brüste zu klein? Zu Fett?

Warum wollte sie denn niemand ansehen?
 

Ah, die Missverständnisse, die den Fluss der Gefühle von Her zu Herz so unmäßig schwierig machten! Brennende Herzen, die aneinander vorbeirauschten, ohne sich zu berühren! Tatsächlich unterschied sich das, war in Shinjis Kopf vorging, als er leicht deprimiert vor sich hin blickte, sehr von dem, was Asuka dort vermutete – Tätsächlich war er genauso wie sie dabei, sich selbst und seine Unfähigkeit zu verfluchen – ‚Langweiler‘, so hatte ihr Urteil gelautet!

Nicht mal als Opfer für Scherze war er zu gebrauchen… Denn nichts anderes als eine grausame Provokation konnte ihre Handlung gewesen sein, die Möglichkeit, dass sie wirklich mit ihm flirten wollte, war einfach nicht real, nicht, nach dem sie ihn das ganze Gespräch über mit seiner Dummheit aufgezogen hatte.

Er kannte seinen Platz.

Sein Leid, sein lechzen, sein schmachten… Sie würde nie davon erfahren.

Seine Träume, Fantasien und Begierden… würden für alle Zeit genau das bleiben.

Asuka war für ihn… einfach unerreichbar.

Die Feuersbrunst Gefühle würden wohl auf ewig seine ganz persönliche Pein blieben – und nicht nur die für Asuka.

Das Nachglühen der Röte auf seinem Gesicht war noch nicht verschwunden, als die Form eines weiteren Mädchens, die seine Aufmerksamkeit mit einem sachten Geräusch auf sich zog, sie neu entzündete.

Ayanami Rei.

Er hatte gehört, dass noch jemand diesen Ort betreten und sich ins Wasser begeben hatte, aber er war zu sehr mit seinen Aufgaben beschäftigt gewesen, um zu merken, dass sie es war.

Sie hatte sich vorgebeugt, um etwas aus ihrer mitgebrachten Tasche zu holen, sodass er freie Sicht hatte auf ihre absolut vollkommenen –

Er zwang sich, wegzusehen.

Das… das war nicht in Ordnung, das war anders als bei Asuka.

Asuka hatte sich ihm bewusst gezeigt, aber Rei hatte keinen Sinn für so etwas.

Das auszunutzen, um sie anzustarren, wäre absolut niederträchtig.

Anders als seine Mitbewohnerin respektierte sie ihn - das mindeste, was er tun konnte, war, ihr denselben Respekt entgegen zu bringen.

Doch sie hielten nicht lang, seine noblen Vorsätze – Rei stand bereits wieder aufrecht, als sie brachen, sie war dabei, sich die Haare abzutrocknen, er sah nur die Rückseite ihres perfekten Körpers.

Das Gesicht.

Er musste… ihr Gesicht ansehen.

Das war es doch, was er wirklich sehen wollte.

Was er für sie fühlte, war mehr als eine emotionale Verbindung, das ging hinaus über jugendliche Wollust.

Für sie… verspürte ihr eine tiefe Faszination, den Wunsch, Teil ihrer Welt zu werden und von dem zu erfahren, was hinter dem festen Blick ihrer roten Augen lag.

Er hatte in letzter Zeit so viel um die Ohren gehabt, schon allein dadurch, dass er langsam lernen musste, mit Asuka klar zu kommen… er war Rei eigentlich… kaum wesentlich näher gekommen…

Jetzt, wo er schon einmal dabei war bemerkte er, dass der Badeanzug, den Rei da trug, nicht das Uniformmodell der Schule war, sondern ein schlichtes, weißes Modell, das ihre vollkommenen Kurven nicht übermäßig betonte, aber gerade deshalb für sich selbst sprechen ließ. Sie hatte einen eigenen Schwimmanzug – Er sah sie sonst eigentlich nie mit Privatkleidung, immer nur die Uniform.

Wenn sie also einen eigenen Badeanzug hatte dann musste sie wohl recht gerne Schwimmen.

Sie war ja auch nicht hierher eingeladen worden sondern war, wenn er es recht bedachte, nur zufällig zur selben Zeit hier – Wahrscheinlich kam sie regelmäßig hierher.

Es kam ihm seltsam vor, eine Gemeinsamkeit zwischen Rei und Asuka gefunden zu haben – Von ihrer Liebe zu kühlen Nass, ihrer unglaublichen Intelligenz und ihrem Status als Evapilotinnen einmal abgesehen waren die Zwei sonst ja das genaue Gegenteil voneinander, in Taten, Worten, Aussehen und Persönlichkeit.

Ach, Rei… auch sie war ein unsagbar wundervolles, unbeschreiblich attraktives Mädchen, dass sich weit jenseits seiner Reichweite befand.
 

Doch in seine Bewunderung versunken hatte er ganz vergessen, dass im Raum noch eine dritte Person anwesend war, und das blieb nicht unbemerkt.

Asuka war erneut überkommen von Zorn auf das First Child.

Dieses verdammte Prinzesschen!

Sie war sich nicht nur zu gut für sie, nein, sie schien es wirklich darauf anzulegen!

Nicht nur als Evapilotin bildete sie sich ein, der Rivalität mit Asuka standhalten zu können, nein, sie wagte es auch noch, die Finger nach demselben Jungen auszustrecken!

Nicht, dass Asuka besonders viel Wert darauf legte, Shinji zu „gewinnen“ – Was sollte sie mit dem auch? – , aber sie ließ sich doch nicht herausfordern!

Sie konnte es nicht fassen, das Shinji diese ungepflegte, kränklich aussehende Asoziale so ungeniert anstarrte, nachdem er sie verschmäht hatte!

Was hatte sie denn, was das Second Child nicht mindestens doppelt hatte?!

Jetzt reichte es ihr endgültig!

Das bedeutet Krieg!

Sie würde dieser Tussi schon noch zeigen, wie lächerlich wenig Aufwand es sie kostete, um so etwas wie sie zu überschatten!

Siegessicher maskierte sie ihre Wut mit gespieltem Selbstbewusstsein und ihrer Tauchausrüstung.

„Hey, Papasöhnchen! Guck mal her! Wasserbombe!”
 

Na typisch.

Sie wollte immer im Mittelpunkt stehen.

Shinji ließ sich seufzend in seinen Stuhl sinken.

Da gab es wohl noch etwas, das Rei und Asuka gemeinsam hatten… sie verstanden es alle Beide allzu gut, das Blut in seinen Lenden zum Kochen zu bringen – Und jemals eine von ihnen als seine Freundin zu haben lag weit, weit jenseits von allem, was er sich erhoffen konnte.

Das selbe galt wohl auch für Misato.

Er war es nicht gewöhnt, so vielen weiblichen Reizen ausgeliefert zu sein… es war so neu und er wusste damit genau so wenig umzugehen wie mit den Veränderungen, die er stetig bei sich selbst feststellte. Es… überforderte und überlud ihn einfach alles.

Es war manchmal richtig erschöpfend, ständig all diese attraktiven Frauen um sich zu haben.

Besonders, wenn er genau wusste, dass er ihrer niemals würdig sein würde.
 

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05: [Amazon Complex, Teil II]
 

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Du sagst du beugst deine Knie vor niemand

Du sagst dass dich niemand bestimmt

Du sagst du bewegst deinen Arsch für niemand

Und dass niemand dir was nimmt

Du sagst du verschenkst deine Zeit an niemand

Und dass du auf niemand schwörst

Du sagst deine Liebe bekommt niemand dass du niemand gehörst
 

[…]
 

Ich weiß du bist der Sklave von niemand

Und dass dich niemand regiert

Du bist der Affe von niemand

Weil niemand dich dressiert

Du bist nur Dreck für niemand

Weil deine Liebe niemand heißt

Du musst dich trennen von niemand

Weil niemand auf dich scheißt
 

[…]
 

Dein armes krankes Herz wird in Liebe getränkt sein

Jede Herrlichkeit auf Erden wird auch dir geschenkt sein

Sieh die Wunder und Zeichen sind schon geschehn

Jemand liebt dich und wird an deiner Seite gehen
 

Auch du wirst irgendwann jemandem dienen

Jemand der weicher ist und zarter als du

Du wirst irgendwann jemandem dienen

Jemand der weiser ist und stärker als du
 


 

Jemand liebt dich

Jemand liebt dich und will an deiner Seite gehen
 


 

–Ich&Ich, ‘Dienen’
 

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Schließlich geschah es noch am Nachmittag desselben Tages, dass der Kampf, den Yui angekündigt hatte, begann, die Schatten seiner Vorzeichen auf den Katsuragi-Haushalt zu werfen.

Das erste Signal, das dem vierzehnjährigen Jungen in Alarmbereitschaft versetzte, war das schrille Klingeln des Telefons, ein scharfes, sich stetig wiederholendes Geräusch, das die Nerven zerrieb und die gezwungene Stille im Wohnzimmer des Katsuragi-Haushalts durchbrach.

Kaum, dass die ersten Worte aus den Hörer in Misatos Ohr vorgedrungen waren, hatten sie deren heitere Stimmung vertrieben und nur ihren einsatzbereiten ernst zurück gelassen.

Als Shinji dies sah, brauchte er nicht lange, um zu begreifen, dass irgendetwas los sein musste, egal, wie schnell Misatos übliches gelassenes Lächeln zurückkehrte, sobald sie den Hörer aufgelegt hatte.

Etwas war geschehen, und sie wollte es ihnen wohl zunächst nicht sagen, um sie nicht unnötig zu beunruhigen, ohne dass es unbedingt nötig war. Sie tat wieder alles, um ihnen die Normalität zu lassen, die sie ihnen vor allem nach dem ins Wasser gefallenen Ausflug besonders schuldete. Sie gab an, nur etwas im Hauptquartier nachsehen zu wollen, wegen ihrer Synchrontestdaten oder so etwas. Sie beide sollten erst einmal im Haus bleiben, wo sie leicht zu finden und zu erreichen wären – es war vermutlich nichts, und es wäre besser, wenn sie weiter das taten, wozu Misato sie ohnehin verdonnert hatte – Pauken.

Shinji befürchtete sofort das Schlimmste und versuchte, sich gedanklich für einen Kampf zu stählen, vergeblich versuchend, die wirren Erinnerungen an Yuis Worte zusammenzukratzen.

Es war natürlich klar, dass es wie immer so kommen würde.

Er würde in den Kampf ziehen müssen – noch sagte er dem Mädchen an seiner Seite nichts davon, ließ ihr ihre selige Ungewissheit, die ihm selbst nie vergönnt gewesen war, und nahm kaum Notiz davon, wie sie ihn einen Streber, einen Biedermann und ein „braves Kindchen“ nannte, und sich nach der Verkündung, dass Misato ihr nichts zu sagen hatte, solang hier sturmfreie Bude war, in ihr Zimmer zurückzog um den „wirklich wichtigen Dingen“ zu fröhnen – dazu zählte sie die Schule, wie es auch jeder Erwachsene tat, sie war sich nur zu stolz, um im selben Raum mit ihm die selbe Tätigkeit auszuüben.

Sie war zu ehrgeizig, um sich weiteres Versagen zu erlauben, und ihr gelegentliches Fragen nach der Bedeutung eines Schriftzeichens verriet, dass sie wohl brav lerne.

Er antwortete mit Nicken, Kopfschütteln und minimalen Wortfetzen auf ihre Fragen, rang sich jedoch entgegen besserer Vorsätze nicht mehr dazu durch, auch nur einen weiteren Satz auf die Heftseite unter seinen Händen zu setzten – Seine ungeschickten Finger wollten den nicht Füller nicht mehr halten, jetzt, wo diese ungewisse Ahnung sie durchströmte.

Jetzt noch klar zu denken konnte er vergessen, er quälte sich bei jedem Wort, schweifte in Gedanken ab bei jedem Nebensatz.

Seine Ahnung wurde bestätigt und seine Trägheit entschuldigt, als Misato schließlich eine gute Stunde später zurück in die Wohnung stürmte.

Sie sollten ins Hauptquartier, es war Zeit für den Kampf, Rei sei bereits verständigt.

Misato kam gerade scheinbar aus einem seismologischen Institut – Wenn man seine Städte auf einer kleinen Inselkette baute, unter der drei tektonische Platten aufeinandertrafen, tat gut daran, jeden noch so kleinen Vulkan akribisch zu überwachen, wenn er nicht eines Morgens unvorbereitet Lava in seinem Vorgarten antreffen wollte.

Seid der weiträumigen Erdbebenkatastrophe einige Jahre zuvor war die Überwachungen des Erdinneren nur noch rigoroser geworden als zuvor, und so dürfte es wohl kaum jemanden wundern, dass ein seltsamer Schatten in einem Vulkan nicht unbemerkt blieb.

Das Bild war ungenau gewesen, bedeutete aber einen Festkörper inmitten von geschmolzenen Gestein, wo Druck und Hitze eigentlich fast alle natürlichen Strukturen verflüssigt haben sollte.

Als Misato mit Hyuuga im Schlepptau die Kontrolle über das Institus übernommen und sich den „Fleck“ mittels einer Forschungssonde, die kurz nach Aufnahme der Bilder implodiert war genauer angesehen hatte, hatte sich der Verdacht bestätigt: Ein Engel.

„Aber… Es ist doch gar kein Alarm ausgerufen worden…“ wunderte sich Shinji, als ihm die Neuigkeiten verkündet wurden.

„Das ist auch nicht nötig, der Engel wurde meilenweit von jedem bewohnten Gebiet gesichtet, und scheint sich auch nicht weiter von der Stelle zu bewegen – Ritsuko meint, dass der Engel sich noch in einer Art Entwicklungsstadium befindet. Du hast doch neulich gefragt, ob wir die Engel nicht mal zuerst angreifen können, oder, Asuka?

Vielleicht können wir das jetzt.“

Das rothaarige Mädchen grinste.

Perfekt, perfekt, endlich geschah an diesem versauten Tag mal etwas Gutes!

Da war sie, ihre willkommene Abwechslung, ihre lang ersehnte Chance, allen zu zeigen, was sie drauf hatte.
 

Augenblicklich wies Misato die zwei Children an, sofort mit ihr mitzukommen. Noch bevor sie den Aufzug erreicht hatten, hatte Misato ihr Telefon gezückt und das Hauptquartier angemeldet. Am anderen Ende meldete sich, wenn Shinji sich nicht täuschte, der Techniker mit den längeren Haaren – Aoba? – Der mit den etwas kürzeren Haaren und der Brille hatte eine etwas höhere Stimme.

„Verständige bitte den Commander und sag ihm, dass wir eine Genehmigung für einen A-17 brauchen!“

„Sei vorsichtig, was du sagst. Diese Leitung ist nicht abhörsicher.“

„Ich weiß, deshalb musst du mich auch gleich auf der sicheren Leitung zurückrufen…“
 

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Ein A-17? Diese Frau musste schon ganz schön Mumm in den Knochen haben, um etwas von dieser Tragweite einfach so vorzuschlagen, ja, seine Zustimmung fast wie eine Selbstverständlichkeit zu behandeln, auf die sie sich einfach so verlassen konnte.

Dennoch, Ikari schätzte diese Frau.

Sie war immer zu allem bereit, und löste ihre Probleme trotz ihrer teils unorthodoxen Methoden immer zuverlässig und effizient.

Sie hatte die Art von Pragmatismus, dessen nicht-haben sich die Menschheit in diesen Zeiten nicht mehr leisten konnte.

„Wirst du das etwa erlauben?“ fragte Fuyutsuki, sein Entsetzen ungenügend verbergend, als Ikaris ‚Nein‘ eine Weile ausgeblieben war.

„Ja, das werde ich.“

„Aber, Ikari…“

„Captain Katsuragis Vorschlag kommt mir gerade recht. Es gibt da etwas, was ich gerne Überprüfen würde…“
 

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„Ein A-17? Sie meinen einen Präventivschlag?“

„Ganz recht.“ Versicherte Ikari sofort ohne jegliche Umschweife, Rechtfertigungen oder Euphemismen, der den schwarzen Klötzen, die seine Vorgesetzten repräsentierten dieses Mal an der Seite seiner getreuen rechten Hand gegenüberstehend.

„Das ist viel zu gefährlich.“ Stellte der amerikanische Vertreter SEELEs klar. „Haben Sie schon vergessen, was vor 15 Jahren passiert ist?“

„Es ist eine Chance, die man nutzen sollte. Bis jetzt haben wir uns nur verteidigt; Jetzt bietet sich uns zum ersten Mal die Möglichkeit, in die Offensive zu gehen.“

„Das ist das Risiko nicht Wert.“ Entschied Keel in der Absicht, das Gespräch zu beenden.

Jetzt hatte Ikari sie dort, wo er sie wollte, obgleich es nicht so aussehen mochte – Es stimmte schon, auch beim Auslösen des Second Impacts hatte man sich an eine scheinbar ruhende Kreatur mit der Frucht des Lebens gewagt, aber da waren etliche Variablen ähnlich gewesen, und es war ja nicht so, als ob es das erste Mal wäre, dass sie so etwas versuchten…

„Aber Sie wissen doch, wie wertvoll es für uns wäre, ein neues Versuchsobjekt zu bekommen – Einen lebenden Engel. Das Projekt, das in Bethany Bay fehlgeschlagen ist, könnte so fortgesetzt werden. Angesichts der zahlreichen Beschwerden, die ich von Ihnen bezüglich des Zwischenfalls erhalten habe, wundert es mich, dass Sie nicht sofort zugestimmt haben. Immerhin ist es nicht so, als ob wir noch über weitere Engel-Testsubjekte verfügen würden, nicht?“

Ikari wünschte, er könnte ihre Gesichter sehen, das leichteste Zurückweichen, den Ausdruck in ihren Augen. Die kurze Stille sagte ihm jedoch genug.

…Weitere Engel in Gefangenschaft…? Experimente, von denen er nichts wissen sollte?

Oder hatten sie in Bethany Bay etwas herausgefunden, dass nicht für seine Ohren bestimmt war?

Das Marduk-Projekt, bei dem den Schlangenwesen eine Art Entryplug eingesetzt worden war, sodass es gleich einem EVA kontrolliert werden konnte – vielleicht durch das Fourth Child, oder weitere nebulöse Gestalten, hätte einiges, was Ikari fr seine eigenen Pläne brauchte, obsolet gemacht, und ihm ein gewisses Macht- und Wissensmonopol genommen, und zudem würde das Ausbrechen des Engels das Verschwinden des Schlüssels kaschieren , daher hatte er das ganze Sabotieren lassen. Jetzt aber erschien es ihm, als ob er nur an der Oberfläche eines großen Eisberges kratzen würde – Und dann war da das Problem mit dem ewig geheimnisvollen EVA 08…

So oder so, er hatte genau die richtige Frage gestellt – Was man auch daran sah, das Keel lieber einlenkte, als sie zu beantworten: „Ein Versagen werde ich nicht dulden.“

Dann schwanden die Monolithen, und die beiden Männer von NERV fanden sich in einer großen Halle mit grünen Wänden – Die holographische Kammer.

„Er wird es nicht dulden?“ empörte sich Fuyutsuki, nachdem er sich das ganze Gespräch über mit stoischer Gelassenheit zurückgehalten hatte. „Ist ihm nicht klar, dass ein Versagen das Ende der gesamten Menschheit bedeuten würde?“

Auch bei seinem direkten Vorgesetzten war er sich da nicht immer sicher, zumal er sich selten dazu bequemte, eine Antwort abzugeben.

„…Bist du dir wirklich sicher, Ikari?“

Der Commander grinste nur verborgen in den Raum unter seinen Handschuhen.

Egal, was für Versuche an diesem Engel erfolgen würden, dieses Mal würden sich alle Erkenntnisse auf seinem Schreibtisch bündeln, und er würde erfahren, was diese alten Männer so mühevoll vor ihm verbargen.
 

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„Ein A-17?“ Mitsurugi Minoru blickte seine wasserstoffblonde Vorgesetzte und deren junge Untergebe fragend an. Ihm schien irgendetwas entfernt zu verwirren. „Der Engel soll also vernichtet werden, bevor er die volle Reife erlangt.“

„Nicht ganz. Der Commander plant, ihn einzufangen. Sie waren am Bau des Cocytus-Systems in Bethany Base beteiligt, daher werden Sie für diese Mission zum Brückenpersonal gezählt und für die Erbauung des Fangsystems herangezogen.“

„Ich fühle mich geehrt, Ma’am.“ Entgegnete der sonst eher lockere, dunkelhaarige Mann mit einem sich stetig verfestigenden Ausdruck des Ernstes. „Ich werde mein bestes Versuchen, auch wenn es etwas ganz anderes ist, ob das Zielobjekt fest im Ein sitzt oder transportiert werden muss…“

„Es wird wohl wesentlich schwerer, einen Engel zu fangen, als ihn nur zu zerstören…“ berichtete Ibuki. „Wir wissen nicht, ob nicht schon die kleinste Erschütterung oder Berührung ausreicht, um eine Katastrophe auszulösen…“

„Dann berühren wir es am besten gar nicht.“ Meinte Mitsurugi. „Ich schlage vor, wir benutzen eine Art optische Zange. Die Eigenschaften des Materials, aus dem die Engel bestehen, dürfte das einfach machen.“

„Optische Zange?“ fragte Ibuki.

Dr. Akagi schienen diese Worte jedoch erheblich mehr zu sagen: „So, wie man sie für Versuche mit mikroskopischen Komplexen wie Nanostrukturen benutzt?“

„Genau. Diese kann man nicht berühren, weil sie zu klein sind, aber das Prinzip ließe sich, durch genug Energie verstärkt, sicher auch auf Objekte anwesenden, die man aus anderen Grunden nicht mechanisch erfassen kann. Ich dachte da an einen modifizierten Schnittlaser.“

„Aber zwei Pole werden nicht reichen, das wird zu unsaubser und ruckelig. Wir brauchen einen regelrechten Käfig….“

„Die Energiemenge, die wir bräuchten, wäre zu groß wenn man daran denkt, dass unsere Kabel-Materialien durch die Bedingungen in diesem Vulkan eingeschränkt sind. Supraleitung können wir da drin vergessen…“

„Und wenn wir einen… Elektromagneten dazu nehmen…?“ schlug Maya vorsichtig vor. „Oder wir können… die Frequenzen variieren…“

„Sehr gut, Maya!“ lobte Dr. Akagi. „Damit könnte es klappen… Lass gleich die Magi ein paar Berechnungen darüber anstellen, wir müssen uns beeilen. Keiner weiß, wann der Engel schlüpfen könnte… Katsuragi dürfte jeden Moment mit den Kindern hier ankommen…“
 

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Das ist ein Engel?“

Wenn Shinji das bizarre Wesen auf dem schattenspielartigen Bild sah, fühlte er sich eher auf angenehme Weise an einen menschlichen Embryo erinnert. Es hatte Füße und richtige Hände, mit allen fünf Fingern.

Dass es so menschenähnlich aussah, gefiel ihm gar nicht und führte kleine Klümpchen eines flauen Gefühls in seine Magengrube.

Wie üblich erklärte Dr. Akagi den Children, die ihr nun zum ersten Mal zu dritt gegenüber standen, kühl und professionell den Plan: „Genau, er befindet sich in einer Art Puppe oder Chrysalis in einer Art frühem Reifestadium. Das primäre Ziel der Operation ist es, den Engel lebendig und möglichst unbeschädigt gefangenzunehmen.“

„Und wenn das fehlschlägt?“ fragte Asuka, für die sich „lebend Gefangennehmen“ ziemlich langweilig anhörte. Die geschminkten Lippen der Wissenschaftlerin erzählten dem Rotschopf genau das, was sie hören wollte: „In diesem Fall muss das Zielobjekt sofort zerstört werden. Soweit alles verstanden?“

„Ja.“ Versicherte das Trio.

„Dann gut. Wer von euch wird die Operation ausführen?“

Das war der Moment, denn Shinji gefürchtet, und Asuka freudig erwartet hatte.

Er erschreckte sich fast ein bisschen, als Captain Shikinami fröhlich ihren Arm hob und ohne Rücksicht auf sein nahegelegenes Trommelfell ausrief: „Ich! Bitte, lasst mich es machen! Ich liebe Tauchen!“

Dieses naive Mädchen… Bei dieser Aktion könnte ihr doch sonst was zustoßen…

Und doch war es für Shinji eine ganz neue Erfahrung – würde dieser Kampf am Ende ganz ohne ihn ablaufen, ohne das er leiden und ohne dass sich Yuis Worte, die er nach all den Instruktionen der letzten Minuten kaum zusammenkratzen konnte, in irgendeiner Form bewahrheiten würden.

Er wusste nicht, ob er sich erleichtert oder unnütz fühlte, doch letzten Endes traute er dem Braten ohnehin nicht. Am Ende würde doch alles an ihm hängen bleiben, wie sonst auch – Er schien regelrecht dazu verdammt zu sein…

Nur schien der Dämon, der ihn verflucht hatte, heute wohl seinen freien Tag zu haben:

„Asuka. Du wirst es machen.“

Shinji staunte mit großen Augen.

Das war für ihn ganz neu, dass ihm jemand seine Last vollkommen abnehmen würde…

„YEAH!“ rief sie aus. „Das wird das reinste Kinderspiel!“

Shinji würde dieses Mädchen nie verstehen. Was für eine Art von Mensch musste man sein, um sich bei der Vorstellung, in einen aktiven Vulkan zu steigen, in irgendeiner Form zu freuen?

Stimmt, auch Yui hatte von Vulkanen gesprochen – Vulkan bedeutet Vulkan, hatte sie gesagt.

Im Nachhinein schien es seltsam, dass es ihm nicht eingeleuchtet hatte, dass sie damit einen wirklichen, physischen Vulkan gemeint hatte.

Aber hatte sie nicht auch etwas von „retten“ und „reinspringen“ gesagt…?

So wie es aussah, würde es Asuka sein, die da hineinspringen würde.

Vielleicht… stand die Zukunft ja doch noch nicht fest.

Shinji wollte das unbedingt glauben können.

„Und was ist mir mir?“ fragte Ayanami schließlich, da die Einsatzbesprechung sich ohne die Erwähnung ihres Namens dem Ende zuzuneigen schien.

Ibuki erklärte, dass die Spezialausrüstung für den Vulkan mit dem Prototyp nicht kompatibel sei, und dass dieser zwar bereits repariert, aber noch ungetestet sei.

„Du wirst dich bis auf weiteres im Hauptquartier bereithalten.“

„Verstanden.“ Versicherte Rei. Wenn sie irgendwie enttäuscht war, dann merkte man es ihr jedenfalls nicht an.

Doch für Asuka war es selbstverständlich, dass das zurückbleiben eine Kränkung darstellte, und es freute sie nur zu sehr. Endlich bekam diese eingebildete Tussi, die dem Papasöhnchen heute Morgen beim Schwimmen ihren ach so tollen Körper vor die Nase gehalten hatte, mal zu hören, wo ihr Platz war, und wie absolut nutzlos und überflüssig sie war!

Die würde in Zukunft sicher nicht mehr zu überheblich tun – doch natürlich ließ es sich Asuka nicht nehmen, ihr noch etwas Salz in die Wunden zu reiben, um auf Nummer sicherzugehen.

Obwohl dieser Tag beschissen angefangen hatte, schien er jetzt immer besser zu werden.

„Ach, du armes Prinzesschen!“ spottete sie in einem gespielt-freundschaftlichen Tonfall, sich provokant-grinsend nach vorne lehnend, um an Shinji vorbei gucken zu können. „Du Ärmste verpasst ja den ganzen Spaß!“

„Da wir nicht wissen, wie viel Zeit uns bleibt, werden wir schnellstmöglich aufbrechen. Macht euch bereit.“
 

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Bereit machen, das hieß bei Asuka und den anderen Children in erster Linie, sich umziehen und sich zu den Cages begeben – Für diesen Auftrag waren jedoch aufgrund etlicher Begebenheiten besondere Vorbereitungen und spezielles Equiptment nötig.

Unter anderem hatte Dr. Akagi da einen neuen Anzug für sie.

Als sich dieser jedoch an die Formen ihres Körpers geschmiegt hatte, fiel es Asuka schwer zu sagen, was daran so speziell sein sollte. Das Gummi schien geringfügig dicker zu sein, aber ob das so einen großen Unterschied machte?

„Ist das wirklich ein Hitzeschutzanzug?“ fragte das Second Child sicherheitshalber noch mal nach, wobei sie suchend an sich runter guckte.

„Der fühlt sich genauso an wie der normale…“

Dr. Akagi riet ihr bloß, einfach mal den Knopf am anderen Handgelenk zu drücken.

Doch auch, wenn die Wissenschaftlerin wenigstens das Taktgefühl gehabt hätte, um das arglose Mädchen zu warnen, so hätte sie doch nichts aus dem grauenhaften Prozess vorbereiten können, den sie mit diesem Knopfdruck da ausgelöst hatte.

Es war wohl der Traum eines jeden perversen Schwabbelfetischisten – Einem einst makellosen, durch mühevolles Kalorienzählen auf dem perfekten Idealgewicht gehaltenem Mädchen schwollen Bauch, Schenkel und Brüste an, bis sie einer lebenden Christbaumkugel glich, die kaum noch zwischen die Spinde im Umkleideraum passte.

„Aaaaah! Was zur Hölle soll das hier?!“ rief sie selbstverständlich entgeistert aus.

Doch Dr. Akagis Folterpartie hatte geraderst begonnen: „Einheit Zwei wäre dann auch so weit….“
 

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„N-NEIN! Was… was ist das denn jetzt?“

Die Wissenschaftlerin stand vor einem gigantischen, weißen Ding, das unangenehme Ähnlichkeit mit einer Kreuzung aus Spielzeugroboter und Astronauten darstellte.

„Das ist die D-Ausrüstung für Einsätze unter extremen Bedingungen. Sie schützt vor Hitze, Druck und Strahlung.“

Nur, das es Asuka wohl egal gewesen wäre, wenn das Ding sie völlig unverwundbar gemacht hätte – Das alles änderte nicht daran, dass es verdammt noch Mal grässlich aussah – Und sie hatte sich schon gefreut!

„Ist das etwa… mein EVA 02?“

Der Kopfpartie, die hinter dem „Visier“ hervorlugte, war das wohl der Fall.

Aber was redete sie da, ihr eigenes Aussehen war ja nicht wesentlich erbaulicher.

Mit dem Monstrum von einem Anzug sah sie so dermaßen fett aus, dass ihre Haare stat wie normal herunterzuhängen, komplett an der Oberfläche dieses Dings entlangfielen.

Nein!

Um nichts in der Welt würde sie sich das antun!

Eine Frau musste doch heutzutage ihre Würde und ihre Prinzipien haben und was es noch so alles gab. So gut, wie es der Schwabbelanzug zuließ, versuchte Asuka, ihre Hände in die Hüften zu stemmen.

„KOMMT NICHT IN DIE TÜTE! Ich mach das nicht! Eher sterbe ich, als das ich mich in der Öffentlichkeit als lebender Luftballon präsentiere! Nehmt doch das Papasöhnchen da hinten!“

Verlangte sie, mit ausgestreckten Arm auf das gerade praktischerweise in der Gegend herumstehende Third Child deutend, das angesichts der Tatsache, dass sie ihn offensichtlich nicht lieb hatte, ein wenig geknickt aussah. „So eine Aufgabe ist doch eh eher was für den!“

Na toll.

Da war es wieder. O, Third Child, komme und löse du das Problem, ich verzage an mangelndem Bocke! Wann würde es diesem Mädchen endlich klar werden, dass diese ganze Sache hier kein Spaß war? Es war genau wie bei der Sache mit dem Ausflug – Sie schien zu denken, dass sie immer nur dann EVA-Pilotin sein konnte, wenn ihr gerade danach wahr.

Es war nicht so, dass Shinji Asuka nicht mochte – ganz im Gegenteil – aber das änderte nichts daran, dass sie ihn manchmal wirklich aufs heftigste frustrierte.

Zu Shinjis zunächst scheinbarem Glück schien jemand, deren Anwesenheit zunächst keiner bemerkt hatte, aber einen recht guten Draht zu dem eitlen Rotschopf hatte, vorzuhaben, das Second Child etwas zu motivieren: „Hach, wie Schade! Und dabei hatte ich mich schon so darauf gefreut, dich in Aktion zu sehen.“

Doch der gutgemeinte Versuch des unrasierten Geheimdienstlers ging leider mächtig nach hinten los und bewirkte im Endeffekt nur, das Asuka eilig davon rannte und sich im Eingang zu dem Korridor verschanzte, durch den sie gekommen war.

„Oh nein! Mein Schatz Kaji-san darf mich auf keinen Fall so sehen!“
 

„Das könnte zum Problem werden…“

„Es sieht so aus, ja.“ Berieten sich Dr. Akagi und ihre Asistentin. Shinji wurde schnell klar, dass es wohl alles nicht half. Es war wohl am Ende doch sein Schicksal…

„Gut, dann werde ich-“

„Ich werde gehen. Ich kann Einheit Zwei ebenfalls steuern.“

Shinji wusste nicht, ob sie das tat, weil sie es einfach als ihre Pflicht betrachtete und genau wie er den Gesetzen der Vernunft gefolgt war, oder ob sie sich noch an seine Schilderungen seiner Ängste erinnerte, und ihn daher vor dem Kampf bewahren wollte, doch schon zum zweiten Mal war eine weitere Hand vor der seinen oben, bereit, ihn von dem zu erlösen, vor dem es ihn noch immer zutiefst graute, ganz gleich, ob er es bereits ohne Murren zu ertragen wusste.

Dieses Mal war Ayanami seine Retterin, ihre simple, gehobene, weiß-umhüllte Hand war diejenige, die ihn vor seinem Los erlösen sollte…

Doch irgendwas daran wollte Asuka überhaupt nicht schmecken – Schlagartig wurde es ihr klar, dass diese ach so gehorsame Strebertussi kurz davor war, ihr ihre Rolle als EVA-Pilotin wegzunehmen… So… so ging das nicht. Das sie Shinji vorschickte, um ihn zu erniedrigen, dass ging ja noch, da war sie es, die bestimmte. Aber das diese Asoziale einfach meinte, sie ersetzen können wie ein kaputtes Bauteil, sie dastehen lassend wie das trotzige Kleinkind, dass sie bei Tod und Teufel nicht sein wollte, das ging nicht. Und dann musste sich das Flittchen vor dem Third Child noch so als Retterin aufführen, so dass er schön so feige sein konnte, wie es ihm beliebte.

Nein.

Bis aufs tiefste beleidigt drehte sich Asuka, die schon im Weggehen gewesen war, die die Richtung des hirnlosen Prinzesschens und des bescheuerten Third Childs, das wie üblich nichts unternahm.

Hatte sie nicht schon vorher von Krieg gesprochen?

Nein, jetzt hatte sich diese Tussi die große Captain Shikinami wirklich zum Feid gemacht!

Der würde sie es zeigen!

Ohne, dass Shinji etwas anderes tun konnte, als angesichts der plötzlich auftretenden, seiner Meinung nach unverhältnismäßigen Zurschaustellung von Feindseligkeit verblüfft bis verstört zu blicken, war Asuka schon blitzschnell zurückgeschnellt und hatte dem Prinzesschen des Commanders mit einer schnellen, brüsken Handgreiflichkeit klar gemacht, dass sie ihre Patchhändchen mal schön bei sich behalten konnte.

Ihr direkt in die Augen sehend, damit sie die Lektion auch deutlich verstand, erklärte Asuka dieser Asozialen genau, was Sache war: „Tut mir leid, aber den Entryplug von meinem EVA 02 wirst du nur über meine Leiche betreten! Sorry Leute, aber bevor ihr das First Child schickt, gehe ich lieber selbst!“
 

„Keine Sorge, ich weiß es sieht scheußlich aus…“ meinte sie hoch blickend zu ihrem Evangelion, dem einzigen Freund, den sie unter diesem treulosen Haufen noch hatte. „Wir holen dich da bald wieder raus!“
 

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Schon wenige Minuten darauf waren beide EVAs in den üblichen Transportflugzeugen in den Himmel geschossen worden, wobei es für EVA 02 und das Spezialequipment einer besonderen Halterung bedurfte, so dass sie ziemlich doof aussehend in der Luft hing, wo sie alle sehen konnten – Nicht gerade das, was man sich unter dem Alltag der coolen Retterin der Menschheit vorstellte.

Als sie die provisorische Basis erreichten, war dort zumindest schon alles vorbereitet - Man hatte sich eine Felspalte gesucht, an deren Grund man das Magma deutlich glühen sehen konnte. Die Oberfläche schien ein wenig zähflüssiger, weil das Material an der Luft wohl schon teils erkaltet war, doch dieser dünnen Schicht, die an die Haut eines hausgemachten Puddings erinnerte, laut den anwesenden Wissenschaftlern mit einem simplen Laserschuss zu behelfen.

Man hatte also über der Spalte eine Art Kran aufgebaut, an dem man Asuka mit dem Stromkabel und fünf Kühlmittelleitungen als Verbindungsseil herablassen wollte.

Diese wurde rasch in Position gehängt und bekam den Käfig für den Engel schon einmal in die zahngenhaften „Hände“ des Hitzeequipments gedrückt – Es fühlte sich komisch an, diese mechanischen Teile zu steuern, sie fühlte sich an den Händen etwas taub, als ob ihr war fehlen würde – Die „normalen“ Hände des Evangelions waren ihr da deutlich lieber.

Währenddessen stand Shinji mit EVA 01 im Wesentlichen einfach nur unnütz neben der Basis und blickte in die Enge Felsspalte hinab – Er sollte sich hier im wesentlich bereithalten, fals irgendetwas schief gehen sollte, sozusagen als Ersatzmann – Sie hatten sogar ein zweites D-Typ-Kostüm mitgeschleppt, auch wenn sie EVA 01 noch nicht hineingesteckt hatten, für den Fall, dass es an der Oberfläche zu einem Kampf kommen sollte.

Es war seltsam… bisher waren die Engel doch immer irgendwie vom Meer her gekommen, nicht? Und… was hatte Yui noch mal gesagt?

Irgendwas, von wegen er müsse nicht viel machen, solle sich aber zum reinspringen bereithalten, wenn er ‚sie‘ retten wollte… Hatte Yui ihm damit sagen wollen, das etwas schiefgehen würde… und das er eingreifen würden müsse?

Würde es am Ende doch nicht ohne ihn gehen?

So oder so, die Federn in seinem inneren Uhrwerk waren aufs äußerste Angespannt.

Oh, er hatte sich doch nie gewünscht, von der Zukunft wissen zu können, er wusste auch so schon, das schlimme Dinge auf ihn zukamen, da konnte man ihm doch wenigstens noch die Hoffnung lassen! Und dann war sie auch noch so unppräzise sein, konnte sie ihm nichts Genaueres sagen?

Das Asuka von den Ereignissen überhaupt nicht belastet zu sein schien, vergrößerte Shinjis Nervosität nur noch… Sie schien ihm wie ein naives Kind, das, na ja, eben fröhlich über einem Vulkan baumelte. Es bedurfte keiner Metapher, wenn die Realität aussagekräftig genug war.

Er wollte sie irgendwie beschützen, sie in seiner Nähe wissen, aber wie sollte er das schaffen, wenn sie hunderte Meter unter ihm sein würde? Sie hatten nur einen Kran.

Doch die Anzahl von Asukas Sorgen belief sich leider auch nur auf eins:

„Wo ist denn Kaji-san abgeblieben?“

„Diesen Vollidioten wirst du hier nicht antreffen!“ stellte Misato auch klar. „Und was sollte er auch hier, er gehört weder zur technischen noch nur Einsatzabteilung!“

„Oooch…“ schmollte sie. „Und dabei hatte ich doch gehofft, dass er mich endlich mal in Aktion sehen würde…“

Die hatte vielleicht Sorgen…

Oder vielleicht, so dachte Shinji, war er ja einfach nur eifersüchtig.
 

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Zu Kajis Verteidigung war zu sagen, dass er ursprünglich vorgehabt hatte, ganz so, wie er es auch angekündigt hatte, dabei zu sein, um die Heldentaten seines früheren Schützlings zu bewundern. Dann aber bekam er einen wichtigen Anruf, der ihn zu einem Treffen aufforderte, das sich weder absagen noch verschieben ließ – Die Kontaktperson aus dem Innenministerium würde nicht warten, die jüngsten Vorkommnisse schienen bei denen da oben nicht wirklich auf Beifall gestoßen sein.

Das Treffen fand in einer Seilbahn statt, und jeder der beiden Menschen, sie sich an den entgegengesetzten Enden des Wagons gegenübersaßen wusste ganz genau, dass sie vom jeweils anderen benutzt wurden.

Sie machten sich also gar nicht erst die Mühe, einander in die Augen zu sehen.

„Ein A-17 beinhaltet auch, dass alle momentanen Budgets eingefroren werden.“

„Und das bedeutet wohl für einen Haufen von Leuten Ärger, nicht?“ fragte Kaji scheinbar gelassen.

Die Dame aus dem Ministerium, die mit einem kleinen Hündchen und einer rosa Bluse gekommen war, blieb zwar höflich und freundlich, war jedoch nicht verlegen wenn es darum ging, ihren Hauptkritikpunkt zu äußern: Wieso haben sie es nicht aufgehalten?“

„Es gibt keinen Vorwand, den ich vorschieben könnte. Der Befehl kommt von ganz oben, und das Komitee hat bereits zugestimmt.“

„Aber wenn man bedenkt, dass ein versagen von NERV das Ende der ganzen Menschheit bedeuten könnte…“

„Keine Sorge. Dafür sind die nicht arrogant genug.“

Auch, wenn die Dame Kaji nicht so ganz glaubte, und sich beim Anblick seines lässigen Lächelns fragen musste, ob nicht er es war, deren Arroganz ihn verblendete – Auch, wenn er angab, auf ihrer Seite zu stehen, und etwas zugängiger und normaler erschien, so war er doch einer von ihnen, einer von den Menschen, die mit EVA zu tun hatten – so gab es für seine Aussage einen sicheren Grund, eine Sicherheitsmaßname, die getroffen worden war – als er ihr davon erzählte, verging ihr Lächeln– Der Commander von NERV war, wie Kaji es ausdrückte, nicht die Art von Mensch, der halbe Sachen machte, und äußerst konsequent – Das sollte auch dessen Sohn erfahren, als er ebendiese Maßnahme als entferntes Glitzern am Himmel wahrnahm.
 

„Was… ist das…?“ fragte er, leicht verwundert.

Die Antwort kam durch das Intercom von dem Pavillion her, in dem Dr. Akagi, Ibuki und der ältere Mitsurugi am mitgebrachten Kabelsalat für die Messgeräte am EM-Käfig herumwerkelten. Es war erstere, die knapp und mit ihrer üblichen kälte, die zu ihm sprach:

„Das sind die UN-Streitkräfte. Die haben den Befehl, hier bis zum Ende der Operation Warteschleifen zu drehen.“

„Dann sind sie hier um uns zu unterstützen?“ fragte Asuka begeistert, naiv wie sie nun einmal war. Dr. Akagi konnte über diese Kinderchens nur lächeln. „Unterstützen“, das war es auch, was wohl auf den offiziellen Papieren stehen würde, doch was die Realität anbelangte, so würde die falsche Blondine es vorziehen, das etwas differenzierter zu sehen: „So ähnlich. Die sind sozusagen hier, um hinterher aufzuräumen.“

„Falls wir… versagen sollten.“ Setzte Maya zum Zwecke der Verständlichkeit hinzu.

Das Fünkchen Angst in ihrer Stimme war alles, nur kein gutes Omen.

„Und… das heißt?“

„Das sie im Fall, dass die Operation fehlschlägt, eine N²-Miene abwerfen und alles hier mitsamt dem Engel vernichten werden… und uns natürlich mit.“ Erklärte Ritsuko scheinbar gleichgültig.

Asuka merkte man wieder das junge Mädchen an, dass sie eigentlich war: „Das ist ja furchtbar!“

Sie hatte Recht. Sein eigenes Leben konnte sie von ihm aus verheizen wie sie wollten, das würden sie ohnehin tun, egal, ob er zustimmte, oder nicht, aber Asuka, Misato, Dr. Akagi, die ganzen Techniker… Nagatos Vater… Letzterer war sicher nicht der einzige hier, der noch Kinder zu versorgen hatte, die Eltern von den meisten Leuten aus seiner Klasse arbeiteten bei NERV… Wer nahm es sich heraus, Menschenleben aufzuwiegen als wären sie bessere Kartoffeln?

Shinji spürte augenblicklich die Wut in sich aufsteigen, schon allein, weil er das Gefühl hatte, das Mädchen, dass sich da todesmutig in den Vulkan stürzen wollte, irgendwie beschützen musste. Er konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass dieser Kelch nicht an ihm hätte vorbeigehen sollen, als sei Asuka an seiner Stelle dort unten.

Sie begriff doch gar nicht den Ernst der Lage, das war das erste Mal, dass sie allein in den Kampf zog!

„Wer… würde so einen grausamen Befehl geben?!“ verlangte er empört zu wissen.

Da war etwas hartes, Eckiges in seiner für gewöhnlich noch so knabenhaften Stimme.

Auch diese Information lieferte ihm die Wissenschaftlerin, ohne das sich in ihrem Gesicht etwas regte als ihr Mund: „Commander Ikari.“

Shinji war deutlich schockiert und fragte sich, warum.

Machte es denn immer noch aus, wenn dieser Mann ihn wie ein ersetzbaresWerkzeug behandelte? Solange er noch Rei hatte, konnte ihn wohl der Teufel holen. Und Asuka?

Das Third Child würde sich wundern, wenn der Kerl überhaupt ihren Namen kannte.

Rei bedeutete ihm was, Shinji selbst war der Typ mit den besten Kampfergebnissen, aber Asuka, die war für seinen Vater wohl nicht mehr als eine billige Handlangerin, die er jederzeit ersetzen konnte….

Dieser… dieser miese Kerl…! Saß einfach hoch oben auf seinem Stühlchen, steckte die Finger ineinander und erfreute sich daran, andere herumkommandieren und die Drecksarbeit machen zu lassen – Nie würde er sich selbst zu irgendetwas bequemen, dieser Heuchler! Immer, wenn er begann, zu hoffen, dass er vielleicht ein anständiger Mensch sein konnte, tat er etwas neues, um ihn davon zu überzeugen, wie wenig er sich um die Gefühle seines Sohnes scherte.

Aber was erwartete er auch von jemandem, der die eigene Frau als Versuchskaninchen benutzte und seinen eigenen Sohn in diese schreckliche Kampfmaschine steckte?
 

Doch egal, wie sehr er sich innerlich aufregte, die Emotionen eines simplen vierzehnjährigen Jungen waren kein Vorwand, der die Welt dazu überreden würde, inne zu halten, ganz egal, wie sehr er sich irgendwie aufregen oder abreagieren wollte – Die Show musste weitergehen, es war Zeit für den Beginn der Operation, und so fühlte sich das Third Child, dass sich zuvor doch so gut wie möglich innerlich gestählt hatte, trotz allem noch innerlich aufgewülhlt, als er über das Intercom berichtet bekam, wie sie per Laser ein Loch in die oberste, teilweise erkaltete Lavaschicht schmolzen und begannen, Asuka herab zu lassen.

Yuis Worte, die er vorhin fast schon wieder zusammengepuzzelt hatte, entglitten seinen Händen wie die Erinnerung an einen Traum in den Morgenstunden.

Mit jedem Meter, um den sich Asuka dem glühenden Höllenschlund unter ihr näherte, wollte er schreien, treten und fragen, wieso sie ihm und dem Mädchen, dass er liebte, so etwas antaten und wieso sie unbedingt in den Vulkan geworfen worden musste.

Er wollte bitten und flehen um an ihrer Stelle gehen zu dürfen, sodass ein unwichtiger, schwacher Mensch in Gefahr kam und kein wunderschöner, erfolgreicher, doch dazu war es zu spät, und sie würde es auch nicht wollen.

Sie hatte gemeint, bereit zu sein, aber die Art, wie sie das versichert hatte, als sei es die blödeste Frage aller Zeiten überzeugte ihn nur davon, dass sie es nicht war.

Das schlimmste war, das Asuka den erst der Lage auch jetzt, nachdem sie von der Skrupellosigkeit ihrer Vorgesetzten erfahren hatte, nicht zu verstehen schien.

„Uh, dass sieht ganz schön heiß aus…“ merkte sie an, als spreche sie vom Aussehen einer ekligen Sache, die sie wohl oder übel putzen müssen würde, um an ihr Taschengeld zu kommen.

Ihr üblicher Übermut kehrte innerhalb von Sekunden zurück, beflügelt von ihrem Drang, im Mittelpunkt zu stehen, der jetzt, wo sie dazu kam, sich in einem Soloeinsatz zu beweisen, weiter angeheizt worden war: „Hey Shinji! Guck mal! Spagat-Lavabombe!“

Als das glühende Blut der Erde sie verschlang, konnte er nur seufzen.

Oh, wenn sie doch nur vorsichtiger wäre.

Sich reichlich nutzlos vorkommend konnte das Third Child nichts weiter tun, als zuzusehen, wie mehr und mehr Kabel in Richtung Erdkern verschwanden, während die Techniker unentwegt die stetig steigende Tiefe ansagten.

Das ging dann eine ganze Weile so weiter, in der nichts weiter geschah, als dass das second Child weiter und weiter hinabgelassen wurde, was Shinji nur in aller Deutlichkeit klar machte, wie tief unten sie war – mehr als einen ganzen Kilometer, wenn ihr dort unten etwas geschah, würde sie keiner mehr zurückholen, geschweige denn retten können.

Er fragte sich, ob überhaupt je ein Mensch so tief in der Erde gewesen war.

Selbstverständlich sehnte er sich ständig danach, dass sie einfach etwas sagen und ihm irgendwie bestätigen würde, dass sie irgendwie lebte.

Sie war doch sonst immer so eine Plaudertasche, aber jetzt hatte sie sich im Grunde nur gemeldet, um anzugeben, dass sie nichts sehen könne und deshalb auf CT-Monitor umschalte – doch auch so war das Sichtfeld gering und die Auswahl an Dingen, die es zu sehen gab, hielt sich in Grenzen. Es gab in alles Himmelsrichtungen scheinbar nichts als Magma, Magma und nochmals Magma.

An sich war das zu erwarten gewesen, doch spätestens, als Asuka an der berechneten Position des Zielobjekts ankam, und ihr Blickfeld immer noch im Wesentlichen leer war, wurde dem NERV-Personal in der notdürftig aufgebauten Kommandozentrale klar, dass sie ein Problem hatten. Dr. Akagi brauchte auch nicht sehr lang, um festzustellen, welches: „Die Lavaströmung muss wohl etwas schneller gewesen sein, als wir es erwartet hatten.“

Selbstverständlich brauchten die Techniker nicht allzu lange, um den Fehler in den Rechnungen zu korrigieren, doch das Problem war, das die tatsächliche Position scheinbar ein gutes Stück weiter unten lag, was bedeuten würde, dass man das Second Child in eine noch feindlichere Umgebung stecken musste, als man es geplant hatte.

Es ging weiter nach unten, näher an die Hölle.

„Gehen sie noch tiefer.“ Befahl sie in ihrem perfekt-einstudierten Autoritätston.

Die Art, wie die Techniker sie ihren Ohren nicht ganz trauend ansahen, zeugte von Zweifeln.

Dr. Akagi wusste nicht ganz, ob sie es bedenklich oder amüsant fand.

Das war bei Misato immer so eine interessante Frage… wie weit würde diese Frau gehen, um die Engel zu vernichten? Glaubte sie, die Fehler ihres Vaters ungeschickt machen zu können, in dem sie heute fertig brachte, woran er vor 15 Jahren gescheitert war?

Der EVA sank weiter, und langsam zeigten sich die Grenzen der Technik – Es gab Probleme mit einer der Kühlpumpen, und Asuka merkte es, dieses Geräusch des Zerbersten, dass schon seit den zerdepperten Tellern der Kindheit nie etwas Gutes verhießen hatte.

Den Ingenieuren, die das Teil gebaut hatten, konnte sie jedoch nichts vorwerfen, da sie vor etlicher Zeit die laut Gebrauchsanweisung maximale Tauchtiefe überschritten hatten.

Aber es blieb ihnen nichts anderes übrig – Das Zielobjekt war noch lange nicht in Sichtweite.

„Asuka, wie ist dein Status?“ fragte sie, so sehr sie auch auf das Fortsetzen der Operation bestanden hatte – Dr. Akagi fragte sich, ob sie wohl ihr Gewissen beruhigen wollte.

Die Signale, die die Selbstüberschätzung des Mädchens an die Oberfläche sendete, dürften ihr dabei helfen: „Bei mir ist noch alles paletti, aber wenn ich fertig bin, will ich erst einmal unter die Dusche!“

„Keine Sorge, gkeich bist du da. Halt nur noch ein bisschen weiter durch. Weißt du was? Ich kenne hier in der Gegend ein paar tolle heiße Quellen. Wenn wir hier fertig sind, können wir ja alle drei dorthin gehen! Sozusagen als Wiedergutmachung dafür, dass euer Schulausflug ins Wasser gefallen ist. Na, wie wäre das?“

Interessant. Das wollte sie also auch wiedergutmachen. Sie wollte sich selbst vermutlich genauso sehr beruhigen wie das Mädchen.

Doch auch die schönsten Worte halfen nichts gegen die Fakten – Sie ließen sich nicht leugnen, nicht wenn die Halterung, die das Prog-Messer an EVA 02 befestigt hatte, unter dem schier monströsen Druck den Geist aufgab und der Oberseite der Erdkruste für immer ade sagte.

„Einheit Zwei hat das Prog-Messer verlassen.“

Schließlich war es ausgerechnet Hyuuga, der sonst zumeist als Misatos treue, rechte Hand fungierte, der die Bedenken, die ohne Zweifel alle hatten, zuerst laut aussprach: „Captain Katsuragi! Das ist diesesmal keine unbemannte Sonde!“

Ihre kühl-professionelle Fassade hielt.

„Ich leite diese Operation, wie ich es für richtig halte. Fahren sie fort.“

„Misato hat recht!“ versicherte Asuka. „Ich komme schon klar. Lasst mich weiter runter!“

Es war egal, ob sie den fast ununterbrochenen Schweißfilm, der zwischen ihr und der inneren Schicht ihres Plugsuits lag, schon deutlich spüren konnte.

Für sie hatte es nie ein Zurück gegeben – Wenn sie diese Mission nicht zu Ende führen konnte, jetzt, wo endlich alle Augen auf ihr ruhten, hatte sie es verdient zu sterben. Der Tod wäre im Vergleich zu der Schmach und Entwürdigung einer Niederlage sogar die angenehmere Alternative. Es hieß also Erfolg oder Tod für sie.

Nach mehr als fast fünfhundert zusätzlichen Metern erreichte sie schließlich das, was die Techniker für die tatsächliche Position des Engels hielten – und dieses Mal schienen ihre Computer sie nicht im Stich gelassen zu haben – Da war sie, die Chrysalis des Engels.

Es war wenig mehr als ein ungewisser Schatten in der Form eines Ellipsoids, man konnte weder Oberflächenstruktur noch sonstige Details erkennen – Es war schwer zu übersehen, dass auch die Messgeräte, die zur Ausstattung des Evangelions gehörten, für ganz andere Bedingungen gedacht waren als diese hier.

Dr. Akagi hatte es mit einer Insektenpuppe verglichen, und da sie in Bio im Gegensatz zu anderen Leuten nicht ständig gepennt hatte, hatte sie gehört, dass die Viecher im Puppenstadium teils nur aus schleimigem Zellmatsch bestanden, während sich selbst die inneren Organe komplett umbauten. Das klang sehr unappetitlich, aber es war besser, als sich dieses Ding als ein Ei vorzustellen, als daran zu denken, dass dieses Wesen ein… Baby sein könnte. Es war kein Mitleid, das sie da bewegte – Es war ekel.

Sie hatte Babys immer gehasst, diese halslosen, schreienden Homunculi mit den verzerrten Gesichtern, die andere gegen ihren Willen durch zugreifen auf uralten Erbgut manipulieren konnten. Sie sahen so lächerlich perfekt aus… fast wie Puppen.

Asuka hatte einmal ihre Stiefmutter darüber reden gehört, ob es denn Kinder zu bekommen nicht die billigste Form einer Puppe, eines künstlichen Menschen sei.

Babys sind so unglaublich perfekt auf eine Art und Weise, die andere Menschen nie wieder erreichen, sie werden sofort das wichtigste in einem Leben. Und sie sind so hilflos, völlig abhängig, als seien sie Symbionten, ja, Parasiten die nicht alleine leben können.

Babys erschaffen die Menschen in ihrem eigenen Abbild, doch sie können das nie alleine tun, sondern müssen sich immer anderen Fleisches bedienen, um ihren verfallenden Leib in irgendeiner Form zu erhalten. Und wenn das Kind dann überhaupt nicht oder zu sehr wie das eigene Ebenbild ist, dann lehnt man es ab. Es lohnt sich nicht, es macht viel Arbeit und am Ende wird man abhängig von der Hilfe, die man braucht, um das Kind großzuziehen, und es ist immer selbstzerstörerisch, Kinder zu bekommen – Es nimmt einem das Geld, die Zeit für die Arbeit und ruiniert einem den Körper.

Für Asuka war klar, dass sie keinen solchen Puppen brauchte.

Sie verachtete sie.

Sie… wollte nicht werden wie diese Frau, sich von nichts anketten lassen – Kein Mann, keine Gefühle, kein Kind, keine niederen Fortpflanzungsinstinkte.

Also würde sie niemals Kinder bekommen und sie würde sich auch nie verlieben – zumindest nicht richtig. Sie wollte von nichts und niemanden mit ins Verderben gezogen werden…

Auch nicht von diesem verdammten Engel.

Sie brachte sich in Position und fuhr den EM-Käfig zu voller Größe aus.

Der Spaß konnte beginnen.

„Da sowohl du als auch der Engel von dem Lavaströmungen beeinflusst werden, wirst du gleich wieder davon weggetrieben werden, wenn du ihn erreichst hast. Du hast also nur eine Chance.“ Erklärte Dr. Akagi.

Aber das war okay, das löste bei Asuka nicht die geringsten Sorgen aus – genaugenommen war es so ziemlich exakt das, was sie schon eine lange Zeit hören wollte.

„Keine Sorge. Ihr könnt mir vertrauen.“

Aber vertraute sie sich denn selbst?

Komm schon, es ging nur darum, sich an diesem Teil vorbeitreiben zu lassen und im richtigen Moment aufs Knöpfchen zu drücken, das war ja beinahe wie in einem ihrer Videospiele.

Sie kam gleichmäßig näher und näher, gemächlich über dem dunklen Botschafter hinwegschwebend, seine schattenhafte Form kurz überqueren und dann – klick.

Die Lichtlinien des Käfigs tauchen genau dort auf, wo sie sie gewollt hatte, und das dunkle Ei blieb in ihrer Mitte.

Der neunte Engel war ganz nach Plan in Gewahrsam genommen wurden.

Es gab nicht die geringsten Probleme – sofort ging ein Aufatmen durch die Kommandozentrale, die einst harten, angespannten Gesichter der Anwesenden lockerten sich auf. Es war nicht schwer zu sehen, das allen Anwesenden ein beachtlicher Stein vom Herzen gefallen sein musste: Maya und Mitsurugi zeigten ein Lächeln, während Hyuuga erst einmal erleichert ausatmete – Selbst Dr. Akagis Mundwinkel schienen geringfügig nach oben zu zeigen. „Gut gemacht, Asuka!“ lobte Misato.

Ihr wohlverdientes Lob war wie Balsam für das Second Child, denn selbst das unerschrockene Pilotenmädchen, dem die Haare mittlerweile bereits an ihrer verschwitzen Stirn klebten, konnte jetzt, wo sich ihr Adrenalinspiegel wieder senkte, merkte jetzt im Nachhinein, wie angespannt sie gewesen war. Auch sie gönnte sich erst mal einen tiefen Atemzug, obgleich die Uhrsachen bei ihr wohl eher mit Erschöpfung als mit Angst verbunden waren.

Sie brauchte nicht lange, um ihre unerschütterliche Selbstsicherheit wiederzufinden:

„Operation erfolgreich abgeschlossen. Beginne jetzt, aufzutauchen.“
 

So begannen die in die endlose Tiefe ragenden Kabel, sich in die andere Richtung zu begeben und Asuka mit jedem Zentimeter näher an Luft und Sicherheit zu bringen.

Es hatte alles wie am Schnürchen geklappt ja, es schien fast schon zu einfach gewesen zu sein.

Am Ende war alles ohne sein Zutun gut gegangen, ohne, das er Yuis Ratschläge in irgendeiner Form benötigt hatte. Vielleicht…

Vielleicht war ja doch nicht alles aus.

Es sprach ja nichts dagegen, dass bei aller Planungsarbeit, die die Erwachsenen in alles hier gesteckt hatten auch mal alles nach Plan laufen konnte, vor allem, wenn man bedachte, dass Asuka anders als er ja ausgebildet war, und wesentlich weniger dazu tendierte, in solchen Situationen in Panik zu geraten.

Trotzdem, Shinji wagte es kaum, alle dem zu trauen.

„S-Shikinami-san, ist bei dir alles in Ordnung?“ fragte er, noch etwas zaghaft.

Natürlich zeigte sie nicht für einen Moment lang irgendeine Schwäche: „Natürlich, was hast du denn erwartet? Die Operation auszuführen war wahrscheinlich einfacher als da oben zu sitzen und sich Sorgen zu machen.“

Jetzt versuchte sie schon, ihn zu beruhigen – Damit hätte er ja eigentlich rechnen sollen.

Irgendwie war es ja richtig niedlich.

Teils deshalb, teils aber auch, weil er einfach nur froh war, dass es ihr scheinbar noch gut genug ging, um anzugeben, huschte ein ruhiges, sanftes Lächeln über Shinjis Gesicht.

„Trotzdem…“ setzte sie fort, sich scheinbar wieder sicher genug fühlend um auf ihre übliche Art über alles zu meckern: (Das er sich darüber mal freuen würde, hätte das Third Child nie gedacht) „Dieser Plugsuit hier fühlt sich momentan eher wie ein Saunasuit an. Ich kann es kaum erwarten, in den heißen Quellen zu baden…“
 

„Man kann richtig spüren, wie die Anspannung hier langsam vergeht…“ kommentierte Dr. Akagi ehrlich zu ihrer Freundin hin lächelnd.

„So, meinst du?“

„Allerdings. Auch bei dir. Denk nicht, ich hätte nicht gemerkt, dass du wegen der heutigen Operation genauso besorgt warst wie alle anderen auch.“

„Na ja, mehr oder weniger. Es stand eben viel auf dem Spiel.“

„Ja. Der Second Impact… Ich würde nicht wollen, dass er sich wiederholt…“

Doch gerade, als die beiden Frauen dabei waren, sich wieder halbwegs zu entspannen, brachte sie ein piependes Alarmsignal sofort wieder in ihre angespannten „Einsatzposen“ zurück – Asukas Reaktion auf das plötzliche Piepen war nicht ganz so elegant: „W-Was ist hier los?!“

Nun, was los war, das konnte sie schon bald höchst selbst feststellen – an dem grausigen Geräusch, das selbst durch das geschmolzene Gestein und den EM-Käfig an ihre Ohren gelangte. Es war tief, verzerrt und schien sie ganz zu umgeben, doch trotz der monströsen Natur des Klanges konnte sie nicht anders, als die bizarre Ähnlichkeit zu dem Geschrei eines menschlichen Säuglings zu bemerken.

Sandalphon, der Engel der Ungeborenen war bis jetzt einfach in den Lavaströmungen seiner infernalischen Wiege dahingetrieben, die ihn sanft in den Schlaf geschaukelt hatten, während sich seine Form und sein Bewusstsein langsam aus dem Licht seines Vaters zusammengesetzt hatten, sich nur langsam zu den Konturen einer Form zusammensetzten, über die seine Seele gebieten sollte. Doch jetzt, angestoßen von einer plötzlichen, abrupten Bewegung, einer ach-so-sachten, allmählichen Änderung seiner Umgebung wurde dem jungen Wesen erst richtig bewusst, dass es existierte. Dass es eine Aufgabe hatte, hatte es schon immer gewusst, ein Ziel, weit jenseits der Gefilde, die es geformt hatten.

Und jetzt, allmählich, wurde ihm klar, dass er nicht mehr zögern konnte.

Doch als das junge Wesen sich entfalten wollte, traf es auf einen Widerstand, eine scharfkantige Form, noch fester als die Schale, aus der es bereits herauszubrechen begann.

Beulen und Dellen werfend verbog sich die äußere Form der dunklen Ellipse im inneren des Käfigs; Asuka konnte erkennen, wie die ungewisse, unklar begrenzte Finsternis darin zu kochen und zu wabern schien, und schließlich begann, den von Licht begrenzten Quader mehr und mehr auszufüllen…

„Oh nein. Es hat begonnen, auszuschlüpfen. Viel früher, als wir es erwartet hatten…“

Auf dem Monitor konnte man erkennen, wie die düstere Materie schwoll und schwoll, ihre menschenähnliche Form verlor, und begann, eine ganz neue Struktur auszubilden.

Und dann schlug Schatten in Licht um, und Sandalphons Geburt stand unmittelbar bevor.

„Wird der Käfig halten?“ fragte Misato, schon ahnend, dass ihre Hoffnung vergebens war.

„Einen ausgewachsenen Engel?“ Obwohl Hyuuga wohl jede andere Antwort lieber gegeben hätte, konnte er die Wahrheit nicht ändern. „Niemals.“

Und tatsächlich. Die zwei hatten kaum Zeit, ihren kurzen Austausch zu führen, bevor ihre Situation offensichtlich wurde: Die membranartige Barriere, die eine der Wände des Käfigs bildete, wurde von innen erst fünffach ausgebeult, bevor das, was auf der anderen Seite dagegen drückte, immer mehr einer verzweifelt nach dem Licht greifenden menschlichen Hand mit fünf Fingern zu ähneln schien.

Was da aber letztlich hervorbrach hatte außer dem fünfstrahligen Aufbau sehr wenig Menschliches an sich, sondern weckte eher Erinnerungen an die Tentakel, Fangarme und Polypen diverser Urzeitviecher, als es begann, nach der verschwitzten EVA-Pilotin zu schnappen.

„Die Operation ist hiermit offiziell abgebrochen! Käfig absprengen!“

Asuka verschwendete keine Zeit damit, die keimende Saat der Finsternis unter ihr möglichst schnell loszuwerden und so die Greifzangen an ihren Händen freizulegen.

Sie hasste es, an irgendetwas gebunden zu sein, insbesondere an Dinge, die sie ins Verderben ziehen könnten – und sie verachtete es auch, die Hände gebunden zu haben; In diesem klobigen Anzug konnte sie sich ohnehin nur recht schwerfällig bewegen, sie wollte wenigstens etwas schreien, schlagen und treten können, wenn sie schon nicht beißen und kratzen durfte.

So sah sie es im ersten Moment nur allzu gerne, dass sie nach oben stieg, während der entsiegelte Käfig mit den halb herausragenden „Armen“ in die Tiefe sank.

„Das primäre Ziel ist ab jetzt die Vernichtung des Engels um jeden Preis!“ befahl Misato. „Asuka! Zieh dich zurück und bereite dich auf einen Kampf vor.“

„Wird gemacht! Keine Sorge, so ein Kampf ist sowieso eher nach meinem Geschmack!“

Sich breit grinsend und siegessicher einen Moment gönnend, um den voll ausgeschlüpften Feind kurz zu betrachten, probierte sie kurz die Greifzangen am Ende ihrer Arme aus, bevor sie dazu überging, lässig nach ihrem treuen Prog-Messer zu greifen.

So weit, so gut, doch leider gab es da ein klitzekleines Problem: Die Halterung, an der dieses Messer befestigt gewesen war, hatte sich schon vor einiger Zeit unter dem Einfluss des großen Drucks gelöst und ließ sie geschockt, hilflos und völlig unbewaffnet zurück.

Es immer noch nicht ganz glaubend zog sie weiterhin am Hebel ihrer Steuereinheit herum, ohne, dass es sonderlich viel brachte, während die Farbe innerhalb weniger Sekunden aus dem mittleren Teil ihres Gesichts verbannt worden zu sein schien.

„…Verdammt, ich hab ja das Messer verloren… u-und es kommt direkt auf mich zu!“ setzte sie ihr Entsetzen schlecht verbergend hinzu, als sie das primitiven Schalentieren ähnelnde Wesen auf sich zurasen sah. Ihr blieb nicht sehr viel Zeit zum Handeln, und sie wusste es.

Das hier war ernst; Es ging nicht mehr nur darum, andere zu beeindrucken, es ging um ihre blanke Haut, und um deren Integrität zu wahren funktionierten ihre Instinkte und ihr Verstand erstaunlich reibungslos zusammen: „Werfe jetzt Ballast ab!“

Kaum, dass sie an dem Steuerhebel gezogen hatte, wurde die Kette von schwarzen Gewichten, die der EVA um die Hüften trug, entzwei gesprengt und sank in die Tiefe, wodurch der EVA ein ganzes Stück leichter wurde und merklich schneller zu steigen begann – gerade schnell genug, und dem vorbeirasenden Engel um Haaresbreite zu entkommen: „Es ist schnell!“

Sie versuchte ihr Bestes, um den Fluchtweg der Bestie zu verfolgen, aber der Vulkan, der seine Kinderstube gewesen war, versteckte sie. „Das ist gar nicht gut. Ich habe es aus den Augen verloren…“

Dass das Ding sie jetzt aus jeder möglichen Richtung angreifen könnte, brauchte sie nicht zu erwähnen. An dieser Schnur hier hängend konnte sie ihren Weg kaum beeinflussen und stieg einfach nur weiter und weiter auf die Oberfläche zu – noch etwas, wovon sie sich am liebsten lösen wollte, in dem Sinne, dass sie es nicht brauchen wollte.

Doch auch, wenn sie diese beiden Dinge mal verdrängte oder außer Acht lies, fiel ihr Urteil über ihre aktuelle Situation nicht gerade rosig aus: „…Na toll! Das Viech ist weg, ich kann fast nichts sehen, es ist heiß, und dieser Anzug ist voller Schweiß und total hässlich!“

An dieser Situation musste dringend etwas geändert werden – Eine Meinung, die Misato glücklicherweise zu Teilen schien, sodass sie den Mangel an Instrumenten, mit denen Asuka ihre Frustration auf den Engel übertragen konnte, durch einen ihrer häufigen kreativen Einfälle wieder Wett machte: „Asuka? Shinji-kun wird das Prog-Messer von Einheit Eins zu dir hinunterwerfen! Fang es!“

„Verstanden. – Jetzt wirf es doch endlich runter!“
 

Das ließ Shinji sich natürlich nicht zweimal sagen – Er fand es ohnehin unerträglich, hier oben herumzustehen, ohne etwas tun zu können. Wenn er da schon die Chance bekam, etwas zu tun, würde er selbstverständlich alles geben. Auch, wenn das leichter gesagt als getan war, wenn man ganz plötzlich von zusehen auf „100%“ schalten sollte.

Für viel mentale Vorbereitung blieb da keine Zeit – Er holte also einfach das Messer heraus, und war es mit aller Kraft unter Ausstoß eines Kampfschreis in die Tiefe.

Doch selbst wenn er die übermenschlichen Kräfte des EVAs verwendete, um der Waffe eine gewisse Startgeschwindigkeit mitzugeben, so würde es doch 40 Sekunden brauchen, um Asukas Position zu erreichen, was ihm nur wieder vor Augen rief, wie tief sie in diesem Höllenschlund drinsteckte – allein mit dem Monster, dass den Berichten des Personals nach zu urteilen immer näher kam.

Die Schreie des Second Childs zogen an seinen Nerven wie zwanzig Lokomotiven: „Aaaah! Nein, bleib weg! Los, sink schneller!“

Das Wesen streckte seine Tentakel nach ihr aus und brachte sie für den Angriff in Position – Sie bekam das Prog-Messer gerade noch rechtzeitig zu fassen, um einen der tentakelgespickten Arme des Monsters damit abwehren zu können – doch leider hatte das Biest derer zwei und griff mit dem zweiten nach dem rechten Bein des EVAs, an dem es unerbittlich zog und zerrte, scheinbar nicht willens aufzugeben, bis das von Druck und Hitze ohnehin überlastete Material unter seinem festen, starken Griff zu bersten begann.

Asuka wusste nicht, ob das Wesen wusste, dass der Kopf ein Schwachpunkt sein würde, geschweigedenn wie es das wissen konnte, doch als es sein von Zähnen und kleineren Fangarmen erfülltes Maul weit öffnete und wie eine Saugglocke um den Kopf des Engels legte, konnte Asuka das Schaudern, das ihren Körper durchfuhr, schlecht aufhalten oder verbergen.

Das Biest schien… an ihr zu saugen, fast wie ein… wie ein Baby.

Überdimensionierte Urzeitviecher hatten so etwas gefälligst nicht zu tun!

So oder so war aus dem Handgemenge der ineinander verdrehten Wesen sehr schnell ein Kampf mit drei Fronten geworden, in dem der Engel klar die Oberhand zu haben schien – Das Second Child und ihr EVA konnten hier unten nur mit großen Aufwand existieren – Sandalphon hingegen schien hier ganz in seinem Element zu sein und konnte sich uneingeschränkt bewegen. Hier, im Herzen eines Vulkans.

Auch in der Kommandozentrale staunte man nicht schlecht über das Anpassungsvermögen der Bestie: „Wie… wie kann es denn in so einer Umgebung das Maul aufmachen…?“ fragte sich Dr. Akagi laut denkend. Auch ihre Assitentin war ungläubig: „Sein Aufbau muss… wahrlich unmöglich sein…“

„Liegt es daran… dass es sich hier unten entwickelt hat?“ mutmaßte Mitsurugi, der dem, was ihm die Bildschirme vor seiner Nase präsentierten, etwas ruhiger gegenüberstand.

Engel… Auch, wenn Erfahrung mit dem hatte, wozu diese Bestien fähig waren, verblüffte es ihn noch. Sie schienen fast wie Naturgewalten zu sein, als wären es der Berg und die Lava selbst, die sich ihnen entgegenstellten…

Am Ende war es wohl arrogant gewesen, anzunehmen, dass es möglich sei, sie irgendwie festzuhalten… und genau deshalb wurde es für ihn immer schwerer, die Gewissheit abzuschütteln, dass für ihn ein Tag kommen würde, an dem er für das, was er in seiner Verzweiflung getan hatte, bezahlen müssen würde.
 

In jedem Fall aber war Sandalphon wesentlich robuster als das Material von EVA 02s Helm, der unter der Belastung, die seine Mundwergzeuge ihm aufbürdeten, zu ächzen und zu knarren begann. Der Engel drohten den Evangelion zu zerbrechen wie ein Stäbchen.

Das Messer, mit dem Asuka das Wesen angriff, erzeugte Funken, aber keine Wunden, und der zweite Tentakelarm zerbrach die Schutzhülle am rechten Bein des Evangelions wie ein Spielzeug – Sie war gezwungen, es abzusprengen, um die Isolierung des restlichen Körpers zu gewährleisten.

Jetzt hatte sie nur noch drei Gliedmaßen übrig, die dem Wesen alle in etwa genauso hilflos ausgeliefert waren – Sandalphon musste sich nur noch aussuchen, welchen Teil von ihr es als nächstes zerquetschen wollte. Doch Asuka verbot sich, zu denken, dass sie in irgendeiner Form hilflos sein könnte, und kanalisierte den Schmerz, der ihr reales Bein füllte und ihr Gesicht verzerrte in den Stoß hinein, mit dem sie das Messer endlich in das Fleisch der Kreatur zu treiben gedachte. Doch es wollte beim besten Willen nicht klappen, egal, wie oft sie auf das Geschöpf einstach, selbst an den Augen nicht.

Das Messer, auf das sie all ihre Hoffnungen gesetzt hatte, reichte schlichtweg nicht aus, um sie aus dem Würgegriff des Monstrums zu befreien, das seinen Schlund über den Kopf des Evangelions gestülpt hatte, und ihr so das Gefühl gab, dass ihr Schädel kurz davor war, zu zerbrechen wie ein rohes Ei.

Sie war auf sich gestellt… unbeschreiblich dicke Schichten aus Lava und Gestein trennten sie zu allen Himmelsrichtungen hin zu allem, was sonst noch am Leben war – Das war ganz so, wie sie es gewollt hatte, also wieso wünschte sie sich jetzt nichts sehnlicher, als dass jemand alle Gesetze der Natur sprengen und allen Schmerz und alle Pein von ihr nehmen würde?
 

„Große Hitze und großer Druck… Wenn der Engel alledem wiederstehen kann…“ schloss Dr. Akagi. „…ist es kein Wunder, dass das Prog-Messer nichts bringt…“

„Aber… was kann uns dann noch helfen?“ fragte Hyuuga verzweifelt.

Alles schien verloren zu sein…

Shinji erwartete die Welle der Panik, von der er glaubte, dass sie bald über ihn hinwegwaschen würde, aber sie kam nicht. Er war weit weg von der Gefahr und seine Gedanken blieben sonderbar normal, so sehr, dass ihm seine eigene Ruhe fast schon Angst machte…

Es klang kalt, aber solche Situationen… trafen ihn schon fast regelmäßig.

Asuka war dabei, zerdrückt zu werden, und er fühlte sich so weit davon entfernt, wie er es auch tatsächlich war, als sei er von allen Seiten in Watte gepackt…

Und hier, inmitten dieser unnatürlichen Ruhe, war es ganz einfach, sich zu erinnern…

Asuka hatte es ihm doch selbst erklärt! Und… und Yui hatte doch auch etwas davon gesagt, genau. Was sollte ihnen helfen? Es erschreckte ihn fast ein wenig, dass er in einer Situation die Nerven behalten hatte, in der jemand wie das Second Child, die doch ausgebildet und viel besser mit so etwas war, nicht an das offensichtliche dachte, aber diese Frage konnte er ganz einfach beantworten: „D-Die Physik!“

Das war alles, was Asuka brauchte, um zu verstehen. Natürlich war es alles. So jemand wie sie… wusste immer, was Sache war und wo es lang ging… oder vielleicht war es noch eine Nachwirkung des Synchrontrainings – Wiedermal schien es ihm, als seinen ihre Gedanken eins geworden, selbst durch die Megatonnen von Lava hindurch.

„Ge…genau! Thermische Ausdehnung!“ entgegnete sie nur, seine Idee innerhalb von Sekunden zu einem kompletten Plan verarbeitend. Ohne eine Sekunde zu zögern riss sie die nächstbeste Kühlmittelleitung von ihrem Körper und stopfte sie neben dem Kopf der EVAs in den Rachen des Engels, einen Kampfschrei ausstoßend, als die Hitze im inneren des Plugs schlagartig anzuschwellen schien – Man konnte es kaum noch Hitze nennen, es war mehr wie eine erdrückende Welle, die ihr das Atmen schwermachte und den Schweiß in gefühlten Fontänen aus ihren Poren trieb.

Es war, als laste ein Ozean auf ihrem Rücken. Doch ihr Leid vermochte ihren Eifer nur zu mehren, und lieferte Energie für ihr gnadenloses Stopfen. „Nimm das!“

Die Zähne des Engels vergruben sich in der Umhüllung des Armes, mit dem sie den Kühlschlauch energisch in seine Kehle schob, doch sie ignorierte die brühend heißen Schmerzen an ihrem Arm und das knarren der Panzerung.

Sie hatte die ganze Zeit gemeckert, doch in diesem verzweifelten Augenblick wurde es ihr nur allzu klar, dass es völlig egal war, ob es für sie persönlich angenehm war oder nicht – Alles, was zählte, war ihr Sieg. „Schnell! Leitet das gesamte Kühlmittel durch Leitung drei!“ befahl sie, wohl wissend, dass sie ihr eigenes Schicksal damit höchstwahrscheinlich genauso besiegelt hatte, wie das des Engels.

Dieser zuckte wie ein an Lang gespülter Fisch, als der ganze Druck des Kühlmittels sich in seinem innersten entlud, stechende Kälte, wie sie das junge Geschöpf nie gekannt hatte.

Es bekam gar nicht erst die Gelegenheit, zu begreifen, was es da getroffen hatte, als es in sich zusammenviel und explodierte, eine kreuzförmige Lichtsäule zurücklassend, die an die Oberfläche schoss, sogar die Ränder der Felsspalte überragte und das Gelände mit Lava besprenkelte.

EVA 01 wich knapp einem der schillernden, glühenden Tropfen aus, die Kommandozentrale wurde heftig erschüttert und alle darin hielten sich an allem fest, was sie zu greifen bekamen.

Die rote Flüssigkeit, in die sich der Engel auflöste, brauchte in der Hitze der Tiefe keine paar Sekunden, um zu verdampfen und in Form großer Blasen an die Oberfläche zu steigen.

Die Flüssigkeit, die ihr Platzen in die Luft sprühte, hatte die Geburt eines Regenbogens zur Folge.

Der Engel war bezwungen.

Doch es war ein knapper, glanzloser Sieg, denn in einem verzweifelten Versuch, sein Leben zu retten, hatte der Engel mit letzter Kraft die Kühlmittelleitungen zerrissen.

Um seine eigene Vernichtung abzuwenden kam die Attacke des Engels zu spät, doch so wie es schien war es ihm gelungen, das Mädchen, das ihn bezwungen hatte, mit in die Unterwelt zu reißen. Denn die Zerstörung der Kreatur hatte die letzten Reste des Kühlmittels gekostet und die Leitungen, die gleichsam Asukas Lebenslinie bildeten, waren kurz davor, zu reißen; Sie hatte die Versorgung ihres Anzugs mit Kühlmittel zuungunsten des Engels unterbrochen, und jetzt, wo die Schockwelle seiner Zerstörung ihre ramponierte Schutzausrüstung noch zusätzlich zerbeult hatte, hatten der Druck und die Hitze, vor der sie Kühlflüssigkeit bis jetzt größtenteils bewahrt hatte, freie Hand mit ihr; Das Metall das den hässlichen, klobigen Anzug formte, schmiegte sich dicht an den Leib des Evangelions, das Glas des Visiers brach und das Interface zeigte Fehlfunktionen.

„Ich habe den Feind besiegt…“ sprach sie seltsam ruhig, zu tief geschockt um die Tragweite ihrer eigenen Worte zu begreifen. „…aber dafür… ist es jetzt wohl vorbei…“

Die letzten Fasern Gummi, die die Schläuche zusammenhielten, rissen entzweit und Asuka konnte nur groß schauen, als sie jeden halt verlor und völlig hilflos in die Finsternis stürzte, hinab in Gefilde, die das Tageslicht nie berühren würde.
 

Das, was Shinji an Asuka immer abgestoßen hatte, war ihre kindische Art, ihre Unfähigkeit, den Ernst der Lage zu begreifen. Dass sie bereit sein würde, sich für den Sie, die Rettung Welt und die Leben aller Menschen inklusive seines eigenen einfach zu opfern, hätte er nie für möglich gehalten. Die Realität dessen, was da gerade geschehen war, traf ihn wie eine harte, kalte Ohrfeige, deren Wucht einige wenige Tränen aus seinen Augen hervorpresste.

Und dann hielt ihn nichts mehr zurück, ihm war alles klar, als wären alle Wände, alle Tore und Nebelschleier in seinem Kopf plötzlich durchsichtig wie Glas geworden, und er begriff ohne Zweifel oder zögern, was es jetzt zu tun musste.

Auch, wenn es sich anfühlte, wie bei lebendigem Leibe in siedendem Öl gebraten zu werden.
 

„Du wirst komplett hineinspringen müssen, wenn du sie retten willst. Halt sich mit der Hand am Kabel fest, falls es sich durch den Stoß beim Anhalten ablöst.“
 

Es musste sie beschützen.

Schon allein, weil sie an seiner Stelle gegangen war.

Von seinen Gefühlen für sie ganz zu schweigen.
 

Urplötzlich kam Asukas Sturz zum Ende, es gab eine kurze Erschütterung, aber dann hing sie da, baumelnd aber sicher, gehalten von einer kräftigen, verlässlichen Hand.

Als sie aufschaute, blickte sie nicht dem Tod ins Auge, sondern einem titanischen Evangelion, dessen Augen deutlich glühten – dieselben Emotionen und Instinkte, die den Piloten rasch hatten lassen, hatten wohl auch seinen Synchronwert in die Höhe schnellen lassen.

Die Panzerung des ungeschützten EVAs glühte – Kein Zweifel, nicht mal der blutigste Anfänger könnte an diesen EVA angeschlossen sein, ohne Höllenqualen zu leiden.

Und doch hielt seine Hand die ihre fest als hinge sein Leben davon ab und nicht umgekehrt.

„Papasöhnchen?!“ rief sie aus, als hätte sie ganz vergessen, dass das Wort mal eine bissige Beleidigung hätte sein sollen.

Auf ihren Lippen formte sich ein dünnes, warmes Lächeln.

Kein boshaftes Grinsen, kein gespieltes Barbie-Lachen, sondern ein ehrliches, simples, echtes Lächeln, wie sie es schon seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr gezeigt hatte.

„Du Dummerchen. Das machst du nur, um anzugeben.“

Dem Vorwurf fehlte das Feuer, das Schimpfwort klang fast, wie ein liebevoller Kosename.

Eigentlich sollte es sie stören, dass er sie gerettet hatte. Eigentlich sollte sie ihn anschimpfen und angeben, keine Hilfe zu brauchen. Sicher, am nächsten Morgen würde sie einfach sagen, dass er bei ihr was gut hatte und es als eine Schuld betrachten, die sie zurückzahlen musste, aber nicht jetzt. Jetzt erlaubte sie einer warmen, kribbelnden Röte, ihre Wangen zu füllen.

Jetzt in diesem Moment hatten die Taten dieses Jungen direkt in ihre Seele gesprochen, direkt zu diesem zerbrechlichen, einsamen Teil von ihr, der sich nichts sehnlicher wünschte, als beschützt und gerettet zu werden.

Jetzt in diesem Augenblich verliebte sich Captain Shikinami Asuka Langley zum allerersten Mal wirklich – Das war das erste Mal, dass sie einem echten Menschen verfiel und nicht ihrer eigenen Idee, nicht, um sich am Ende nur selbst anzupreisen.

Das war das erste Mal seit langer Zeit, dass sie es akzeptierte, gerettet zu werden und über diese Hilfe ehrlich und vorbehaltslos annahm.

Das war das erste Mal, dass sie einen Mann auch nur für einen Moment lang als ihrer würdig akzeptierte – Den starken, geheimnisvollen Mann, der ihr in den übelsten Situationen im Kampf zur Seite stand und sich wesentlich cooler aufführte, den freundlichen Jungen, der sich trotz all ihrer Ecken und Kanten noch bemühte, ihr Freund zu sein.

Den Jungen, der sie so nahm, wie sie war, und ihr das Gefühl gab, dass sie auch ohne diese ganze Scheiße von einer Fassade stark sein konnte…

Ja, Shikinami Asuka war zum ersten Mal verliebt.

Doch das, was ihr die Luft wegbleiben ließ und sie diese Hitze hinter ihren Wangen spüren ließ, waren nicht nur die Schmetterlinge im Bauch; Das wurde spätestens dann deutlich, als ihr Blickfeld zu flimmern begann, und schließlich von der Finsternis verschluckt wurde.
 

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„Shikinami-san! Shikinami-san! So wach doch auf, Shikinami-san! Bitte… mach die Augen auf!“

„H…. hm…?“

Als sie aufwachte, nahm sie von der provisorisch eingerichteten Krankenstation, auf der sie sich befand, nicht wirklich Notiz. Sie merkte noch nicht einmal richtig, dass man ihr den Plugsuit vom Leib geschnitten, sie in mit kühlem Wasser getränkte Handtücher gewickelt und auf eine Isomatte gelegt hatte. Nicht einmal die an ihrer rechten Ellenbeige angeschlossene Infusion, die sie wohl mit Wasser und Elektrolyten versorgen sollte, fiel ihr wirklich auf.

Stattdessen war alles, was sie sah, der Junge, der neben der vormals genannten Matte kniete, sich über sie gebeugt hatte und scheinbar überglücklich darüber war, das Blau ihrer Augen zu sehen.

Er hatte seinen eignen Plugsuit bis kurz unter den Bauchnabel ausgezogen, sodass man ein kühles, feuchtes Handtuch über seinen nun nackten Schultern drapieren konnte.

Sonderlich muskulös war sein Oberkörper ja nicht, aber für Asuka war es dennoch genau das, was sie im Moment sehen wollte.

„Oh Shikinami-san! Ich bin so froh, dass du lebst…!“

In einer anderen Situation hätte sie sich entweder darüber beklagt, dass er nicht mindestens ihre Hand genommen hatte, das sie so leicht bekleidet war, oder das Männer nicht zu heulen hatten, auch nicht, wenn es aus Freude war.

Aber dazu fehlte ihr jetzt die Kraft.

Also zeigte sie ihm einfach nur ein müdes, aber ehrlich gemeintes Lächeln.

„Ist ja schon gut, Third Child. Es ist ja nicht so, als ob die mich operieren mussten…“
 

Wie Asuka später erfuhr, war sie wohl ziemlich überhitzt und leicht dehydriert gewesen, und deshalb so etwa eine halbe Stunde bewusstlos gewesen – Shinji hatte nach seinem Stunt seinerseits einer Dosis Schmerzmittel bedurft, sei ihr dann aber die ganze Zeit über nicht von der Seite gewichen, bis sie aufgewacht sei.

Als sie das erzählte, fragte Misato, ob Asuka das nicht auch niedlich finde und zog sie ein bisschen mit der Sache auf.

„So ein Quatsch.“ Kommentierte die deutsche Pilotin, nachdem die die Flasche Mineralwasser geleert hatte, die ihr Vormund ihr vormals gereicht hatte, um den Flüssigkeitsverlust durch die Hitze auszugleichen. „Als ob so ein bisschen Hitze ausreichen würde, um meine Wenigkeit klein zu kriegen! Das ich nicht lache! Dieser idiotische Idiot hat sich ganz umsonst Sorgen gemacht!“

Misato lächelte nur und gab an, dass sie sich beide den Ausflug zu den heißen Quellen redlich verdient hätten.
 

---
 

„Nagato…?“

„Papa? Du?“

„Oh… komme ich gerade ungelegen…? Ich will dich natürlich nicht stören, wenn du gerade mit deinen Freunden beschäftigst bist…“

„Du störst mich nie, Papa, dass weist du doch. Wir sind auf der Busfahrt, zurück ins Wohnheim.“

„Dann kommt ihr wohl gerade vom Tauchkurs, hm?“

„Ja. Warum rufst du an?“

„Oh, es… es ist nichts. Ich vermisse dich nur… und es tut mir leid… Es tut mir alles leid…“

Die Person am anderen Ende der Leitung schien mit ihren Gefühlen kämpfen zu müssen.

„Papa…? Ist etwas? Wieso entschuldigst du dich denn?“

„Nicht der Rede wert… Mir war nur danach, dich zu sprechen, nachdem wir mal wieder knapp den Weltuntergang vereitelt haben…“

Der ältere Mitsurugi klang nun wieder beherrscht, ja fast schon locker wie eh und je.

„Dann gab es wieder einen Engel-Angriff? Geht es Ikari-kun denn gut?“

„Soweit ich gehört habe schon. Der Commander kann stolz auf den Jungen sein, er scheint ja ein richtiger Kavalier zu sein. Zumindest bei der Rettung von Jungfrauen in nöten…“

„…Jungfrauen in Nöten?“

„Es ist eine lange Geschichte… Weißt du, Nagato, es fing damit an, dass…“
 

---
 

„Was wirklich? Oh mann! Shinji darf den Helden spielen, während wir hier in der Sonne braten dürfen!“

Wie Mitsurugi Nagato festellen durfte, war er nicht der einzige, der nicht so ganz verstand, wieso alle anderen so wild auf den Sommer und die Sonne waren.

Also lächelte er nur.

Touji und insbesondere Kensuke fragten Nagato noch eine Weile über den Kampf aus, bis ersterer das Gesprächsthema irgendwie auf Hikaris neuen Tankini umlenkte. (Und dafür kollektiven Tadel einstecken musste als diese mit einigen Freundinnen auftauchte, um sich bei Nagato nach Asuka zu erkundigen.)

„Na ja…“ schloss Touji das Gespräch schließlich ab. „Immerhin haben sich die Beiden nicht gelangweilt, und wenn es stimmt, was du erzählst, müssten sie ungefähr jetzt dabei sein, sich in den heißen Quellen mächtig zu amüsieren.“
 

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So ging es für die beiden Piloten nach dem sie etwas ausgeruht und ausreichend mit Flüssigkeit versorgt waren, tatsächlich zu den versprochenen heißen Quellen.

Bevor das Third Child jedoch dazu kam, seine gerade erst angezogene Schuluniform wieder abzustreifen, gab es da noch etwas Post, die angeblich für die Leute von NERV gedacht war – Erst war da eine Postkarte, über deren Motiv mit roter Schrift „Die Welt is Falsch“ geschmiert war – hinten drauf standen ein Datum, eine Uhrzeit und ein Treffpunkt.

Darum konnte er sich auch später Sorgen machen.

Jetzt nicht. Jetzt hatte er es sich verdient, sich erst mal zu entspannen.

Außerdem war ja noch dieses Paket, das anscheinend von Kaji sein sollte.

Während er es auspackte und darüber nachgrübelte, was es denn sein könnte (Er tippte zunächst auf eine Art Geschenk für Misato) stellte er am Rande fest, dass es sichtlich schade war, das PenPen nicht hier war, jetzt, wo sie endlich mal dazu kamen, eine echte heiße Quelle zu besuchen.

Umso größer war seine Überraschung, als aus der Kiste kaum, das er sie geöffnet hatte, der besagte Vogel hervorsprang und begann, sich gleich nach dem heißen Bad umzusehen, das Kaji ihm wohl bereits versprochen hatte – So eine… unkonventionelle Vorgehensweise passte nur allzu gut zu dem coolen Kerl mit dem Dreitagebart.

Na ja, immerhin würde er so in der Herrenabteilung des Bades ein wenig Gesellschaft haben.

„…Zum Bad geht es da entlang…“ signalisierte er dem Pinguin.
 

---
 

Tatsächlich freute sich PenPen über die gelegenheit zum Planschen nur all zu sehr und schwamm fröhlich durch die heiße Quelle – was nicht hieß, dass nicht auch sein Herrchen auf seine Kosten kam. Nach der Geschichte mit dem Vulkan hätte Shinji nicht geglaubt, dass er die Worte „Schön“ und „Warm“ jemals wieder zusammen verwenden würde, aber schon dieses gemütliche heiße Quelle hatte ausgereicht, um ihn eines Besseren zu belehren.

„Ah, das ist einfach Himmlisch!“ meinte er. „Ich hätte nicht gedacht, dass ein heißes Bad so angenehm sein könnte…“

Fort waren die trüben Gedanken, die ihn zu der Zeit, als er bei Misato eingezogen war, stets mit in die Wanne begleitet hatten; Für die war er einfach zu geschafft, und dafür war die entspannende Wirkung des warmen Wassers das perfekte Gegenmittel.

Das hatte er sich heute durchaus verdient (Ja, es war möglich für ihn, sich etwas verdient zu haben!), immerhin konnte er den heutigen Tag durchaus als erfolgreich bezeichnen, obgleich er nicht sehr vielversprechend begonnen hatte – Er hatte sich endlich diesen physikquatsch gemerkt, mit einem klugen Einfall zum Sieg über einen Engel beigetragen, und er hatte Asuka sogar das Leben gerettet – Sie hatte ihn sogar richtig angelächelt, wer weiß, vielleicht begann sie ja langsam, ihn zu mögen… oder zumindest schien sie ihn nicht mehr so sehr zu hassen.

Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung…

„Hey, Shinji!“

Als ihn Misatos Stimme aus seinen Gedanken riss, konnte es Shinji nicht vermeiden, dass ihm das Tuch vom Kopf rutschte, das er dort als weitere Kontaktstelle mit dem warmen Wasser deponiert hatte.

„Kannst du uns bitte das Waschgel rüber werfen?“

„Unseres ist uns ausgegangen.“ Erklärte Asuka.

„Uh… okay… Hier kommt es…“

Nur leider war Shinji beim Werfen des Shampoos nicht ganz so erfolgreich wie vorhin mit dem Prog-Messer.

„AUTSCH! Pass auf, wo du das hinschmeißt, du Tollpatsch!“

So viel zum Thema Asuka dazu zu bringen, ihn zu mögen….

„T-Tschuldige…“

„Nix da! Menno… Du hast mich an meiner empfindlichsten Stelle getroffen…“

„Oh, lass mich mal sehen…“ bot Misato an – und wartete offenbar nicht darauf, dass Asuka in irgendeiner Form zustimmte.

„A-Aaah! Das kitzelt!“

„Aber du hast hier doch so schöne weiche Haut!“

„Es kitzelt trotzdem!“

„Ach? Und kitzelt es hier? Oder hier? Und hier?“

„Fass mich doch nicht da an!“

„Keine Sorge, das schadet nicht!“
 

Während die beiden Damen anscheinend eine Menge Spaß hatten, machte Shinji den Fehler, allzu lange darüber nachzudenken, wo genau er Asuka da getroffen hatte, und sich was auch immer die zwei da trieben, bildlich vorzustellen, was zu einem erhöhten Blutstrom zu seiner Gesichtshaut führte… und auch zu gewissen… anderen Stellen.

Sagen wir mal, das sowohl Misato als auch Asuka sehr attraktive Fräuleins waren.

Das…. Resultat fiel dem Jungen, der viel zu sehr damit beschäftigt war, die Produkte seiner allzu lebhaften Fantasie erfolglos in eine Ecke seines Schädels zu verbannen, erst auf, als sein gefiederter Mitbewohner ihm einen fragenden Blick zuwarf.

In Windeseile hatte er sich bis kurz unter die Nase unter der Wasseroberfläche verborgen, auch wenn das nur eine teilweise Erfüllung seines Wunsches war, in die Tiefen des Planeten zu entschwinden. Wo waren diese Vulkane, wenn man sie zur Abwechslung mal brauchte?

„Thermische Ausdehnung… hehe… Wie peinlich….“

Ja, mit diesen ganzen attraktiven Frauen zusammen zu leben, konnte wirklich erschöpfend sein… Asuka, Misato… Rei auch, auch wenn sie gerade nicht anwesend war.

Und trotzdem waren sie mit Abstand die drei besten Dinge, die ihm je passiert waren und er würde weiterhin alles geben, um sie alle zu beschützen.
 

---
 

Während ihr männlicher Mitbewohner noch dabei war, den Fakt zu verfluchen, dass er in einer heißen und nicht in einer kalten Quelle saß, hatten die beiden Damen ihre Spielchen (die in Wirklichkeit etwas unschuldiger gewesen waren, als Shinji sie sich wohl vorgestellt hatte) beendet und waren auch dazu gekommen, die Flasche mit dem Waschgel, die den ganzen Ärger erst ausgelöst hatte, auch mal zu benutzen.

So saßen die beiden schließlich nur von einem Handtuch (in Misato’s Fall) und ein paar EVA-Interface-Nervenclips (In Asuka’s Fall) bedeckt am Rande der Quelle auf den Felsen und platschten nachdem sie reichlich sauber und abgetrocknet waren, noch etwas mit den Füßen im Wasser herum.

Jetzt, wo sich die Gelegenheit bot, sie zu betrachten, stellte Asuka fest, dass Misatos Brüste die Größe ihrer eigenen um noch viel weiter übertrafen, als sie es gedacht hatte…

Das ließ ihre Chancen bei Kaji (Und, auch, wenn sie es nicht zugeben würde, einem gewissen anderen Mitglied ihres Haushalts) schon mal recht mager aussehen…

Doch dann war da auch noch diese lange Narbe, die sich direkt zwischen Misatos Oberweiten hinzog… Sie hatte diese schon vormals bemerkt.

„Uhm… ich wollte dich schon immer mal fragen, woher hast du eigentlich die Narbe da?“

„Ach, die meinst du? Die ist sozusagen ein Andenken vom Second Impact.“

Asuka wendete ihren Blick leicht getroffen in die Ferne.

Die Narben der Vergangenheit, heh?

Ein Andenken… sie konnte nicht anders, als an die kleine Handpuppe zu denken, sie sie trotz aller Verachtung mit sich mitgeschleppt hatte.

„Ich schätze du… weißt Bescheid über mich…“

„Na ja, es gehört eben zu meiner Arbeit… Aber mach dir keine Gedanken. Das ist alles lange her, nicht?“

Ja das… war es wohl. Oder zumindest sollte es so sein…
 

---
 

Auch, wenn er sich die Zeit zum Feiern nahm, so war es Shinji letzlich doch nicht möglich, sein Leid und seine Ängste hinter sich zu lassen – genau so wenig wie das Wissen um seine schwere Bürde und seine grausame Pflicht.

Dass er hier war, bewies es wohl.

Exakt an dem Ort, den Yui in ihrer Postkarte angegeben hatte, an der Straßenecke von damals, wo sie sich schon vormals begegnet waren.

Er hatte ihre Warnungen nicht vergessen.

Und so stand er ihr gegenüber, im Licht des aufgehenden Mondes, sein Haar gepeitscht vom kühlen Nachtwind, bevor es die Gelegenheit bekommen hatte, völlig zu trocken.

Die Zeit hatte trotz ihrer Knappheit gereicht, um eine Entscheidung über das zu fällen, was er jetzt sagen wollte.

„Yui…“ begann er, seine Hand immer wieder öffnend und schließend, wie er es oft zu tun pflegte, wenn er versuchte, so etwas wie Entschlossenheit aus sich herauszuquetschen. „Ich möchte, dass du mir sagst, was ich für den nächsten Kampf wissen muss. “

Wenn es möglich war, es zu wissen, dann musste er es, wenigstens das bisschen.

Wenn es ihm half, Asuka, Misato und Rei zu beschützen, dann würde er die Last dieses Wissens gerne bei sich tragen.
 

„Mh… mal überlegen…“ Yui dachte kurz nach, begann dann aber direkt zu lächeln, als wenn sie sich an irgendein witziges Erlebnis erinnern würde. Vielleicht war sie aber auch froh, dass er begann, ihr zu vertrauen.

„Oh, der nächste Kampf dürfte der mit dem Stromausfall sein. Das ist einer von den leichteren.

Asuka wird sich einen Plan ausdenken. Du musst ihn einfach nur ausführen. Und keine Sorge. Das ist einer der seltenen Fälle, in denen Schießen funktioniert.“
 

______________________________________________
 

(1) Der Bikini, den Asuka in Folge 10 kaufen wollte, war vielleicht für 90-er Jahre Verhältnisse „gewagt“ oder so freizügig, dass er Kajis Einwand rechtfertigen würde, aber für heutige Verhältnisse i.e. eine Zeit, die dem realen Jahr 2015 deutlich näher ist, wäre sie mit dem Teil zumindest obenrum wohl bedeckt. Deshalb hat sie hier das Teil an, mit dem sie auf diesem einen Artwork zu sehen ist, auf dem sie mit Rei und Mari auf diesem komischen Strandsitzdingens sitzt, dass auch heute noch als „dafür-bist-du-zu-jung-Material“ durchgehen würde.

(2) Jap, wenn ihr genau hinseht, wurde dem 3. Engel aus Rebuild tatsächlich eine Entry-Plug ähnliche Struktur verpasst, die in „Explanation of Evangelion 2.0“ auch so benannt wurde. Warum wurde (noch) nirgends erwähnt, also war ich mal kreativ.

(3) Wie es mit dem harten Leben des Shinji Ikari weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Kapitel: 06: [The First Impression]


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Toxikum-
2011-07-23T21:09:26+00:00 23.07.2011 23:09
Jeah wieder ein Engel geplättet und schon wieder so ein Monsterkapitel,
was braucht es noch mehr um einen schönen Abend zu haben ?

Das Shinji und Asuka vlt. ein Paar werden is doch ganz niedlich obwohl ich den Jungen Ikari nicht beneide, denn wer hat schon gerne den Teufel als Freundin ?

Mach weiter so !!

Von:  BenWill
2011-07-16T18:31:42+00:00 16.07.2011 20:31
Hi Kendrix,
mal wieder ein super Kapitel, und es kam das was ich mir erhofft habe, Shin und Asu sind in einander verliebt^^ ich freue mich schon auf die nächsten Kapitel, auch wenn mein Computer etwa 7 leere Seiten angezeigt hat.

mfg
Shadowking
Von:  Diclonius01
2011-07-16T01:37:33+00:00 16.07.2011 03:37
Warum müssen deine Kapis immer so lang sein? ;D

Ansonsten stimme ich meinen Vorrednern vollkommen zu.
Von: abgemeldet
2011-07-15T22:48:05+00:00 16.07.2011 00:48
hallo hallo, sehr spannend auch wenn man die geschichte schon kennt. du hast wunderbar geschrieben und ich mag deine wortwahl, sie ist sehr konnektiert und aesthetisch. ich muss magnus aber zu stimmen, also asuka ist nicht so mein ding, ich bin team rei. oder jemand ganz anderes aber ich finde es schön, dass du s zugestehts ein bisschen glücklich zu werden und zu vertrauen. das mit yui kapier ich aber nicht und ein ausgerissenes monster ist doch auch noch irgendwo? ich lese deine ff auf jeden fall mit begeisterung. mach weiter!
Von:  Magnus
2011-07-15T00:17:05+00:00 15.07.2011 02:17
Wie immer ein schönes kapitel finde es nur schade das er mehr mit Asuka zusammen ist als mit Rei die kommt mir in dem kapitel etwas zu kurz(meine Meinung.
Freue mich schon wie es weiter geht Mfg Magnus


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