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Children of the Prophecy

Die Kinder der Prophezeihung
von

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04: [Urteil]


 

If you wouldn't mind, I would like it blew

And If you wouldn't mind, I would like it loose

And If you wouldn't care, I would like to leave

And If you wouldn't mind, I would like to breathe

Is there another reason for your stain?

Could you believe who we knew was stress and strain?

Here is another word that rhymes with shame

You could do anything
 

-Nirvana, 'Blew'
 

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Auszug aus einem Aufsatz von Schüler Suzuhara Touji:

"Meine kleine Schwester ist bei dem Kampf verletzt worden. Dabei ist sie erst in der zweiten Klasse! Und dass schlimmste ist, es war noch nicht mal der Feind, der ihr diese Wunden zugefügt hat, es war dieser durchgedrehte lila Roboter, der eigentlich auf unserer Seite sein sollte! Ich kann diese lächerliche Geschichte genauso wenig glauben, wie ich sie jemals vergeben können werde!

Ich schwöre, wenn ich jemals einen von diesen nutzlosen Wichsern treffe, die den Robotern gebaut haben, werde ich dafür sorgen, dass sie meine Wut spüren, genauso wie die Schmerzen meiner Schwester!"
 

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Es hatte mit seinem Einzug begonnen.

In den ersten paar Nächten nach seiner Ankunft in der Katsuragi-Residenz hatte Shinji einige lebhafte Träume; Intensive, wilde Visionen, die ihm manchmal wesentlich realer vorkamen als die schnellen, verrückten, unwirklichen Momente, die er seine wachen Stunden nannte, und wie ein Schlafwandler durchschritt, als eine kleine, unwichtige Figur im Hintergrund des Bühnenbildes, die man weglassen könnte, ohne dass es bedeutend auffallen würde.

Es machte eigentlich Sinn - Sein Lehrer hatte ihm einmal erzählt, dass Träume enstanden, wenn das Gehirn die Geschehnisse des Tages verarbeitete, und in den letzten Tagen hatte Shinji wirklich so einiges zu verarbeiten gehabt;

Entsprechend vielfältig waren die Auswürfe seines Unterbewusstseins auch gewesen: Da waren grauenhafte Alpträume voll mit Engeln, Evangelions und entsetzlichen Schmerzen; Verzerrte Fetzen seiner frühen Kindheit, die ihm im Schlaf aufs Tiefste zu erschrecken vermochten, aber vorne und hinten keinen Sinn machten, wenn er wach war; Träume von der Art, wie man sie bei einem zumindest physisch gesunden 14-jährigen erwarten würde, meistens mit einem gewissen, leicht bekleideten, eifrigen Bierkonsumentin in der Hauptrolle, mit deren Reizen er schon etliche, uh, Kontakte gehabt hatte; Und, was vermutlich am schlimmsten war, die Träume, die voll waren mit der breitschultrigen Silhouette seines Vaters, seinem kalten Gesichtsausdruck und seinen spiegelnden Brillengläsern.

Und immer wieder tauchte dieses Mädchen, diese Ayanami Rei in seinen Träumen auf, erschien an den verschiedensten Stellen, in den unterschiedlichsten Kontexten, spukte durch seinen Vestand wie durch eine verfallene Villa oder einen alten Palast.
 

Und dann war da auch noch dieser Traum.

Ein spezieller, bestimmter Traum, der immer wiederkehrte, der ihm stets das Gefühl gab, ihn schon unzählige Male durchlebt zu haben, der auch über die ersten Wochen hinaus weiter hin immer wieder durch seinen Kopf tanzte.

Schon, als er ihn das erste Mal gehabt hatte - oder zumindest das erste mal, woran er sich erinnern konnte - war ihm alles auf unangenehme Weise bekannt vorgekommen.

Der Traum verlief nicht immer exakt gleich, aber immer ähnlich und immer begleitet von diesem starken Gefühl des Déja vùs.

Zuerst war da das Rauschen von Wellen, wie an einem Strand.

Manchmal war das alles, was da war, eine Brandung, die sich mitten durch einen großes, weißes Nichts zog, fast wie eine Zeichnung, einfach nur die Wellen, die eine halbe ewigkeit lang auf ein nichtexistentes Land trafen, bis er endlich wieder aufwachte.

Von Zeit zu Zeit kam aber auch mehr dazu; Ein stechender Geruch in der Luft, der Boden unter seinem Körper, der es ihm ermöglichte, zu erkennen, dass er diesen Traum nicht nur wie einen Film sah, sondern auch selbst darin vor kam.

Er trug seine übliche Schuluniform, die schwarze Hose, den eng gezogenen Gürtel, das weiße Hemd, das er in die Hose gestopft hatte, seine hässlichen, weißen Turnschuhe, das blaue Unterhemd - und jedes einzelne dieser Kleidungstücke war aus irgendeinem Grund über und über mit einer warmen Flüssigkeit getränkt, die noch mehr von diesem Geruch verbreitete, der diesen ganzen Ort dominierte... Es war fast, wie... wie Blut.

Wenn er nicht an dieser Stelle aufwachte, begann sein Traum-ich an dieser Stelle zumeist, sich etwas zu regen und auch die Augen aufzuschlagen.

Über ihm lag der unendlich weite, schwarze Himmel, aufgespannt wie ein riesiges Zelt, überzogen mit einem gigantischen, roten Band, das langsam dabei war, sich über das Firmament zu verteilen wie ein Tropfen Farbe in einer Flüssigkeit.

Shinji drehte seinen Kopf etwas zur Seite; Ihn erwarete ein fast schon surrealer Anblick; Riesige, graue, kreuzförmige Monolithen standen ohne besondere Anordnung in der Landschaft herum, umgeben von verbeulten, zerstörten Resten von Gebäuden und Metallstrukturen; Die letzten Fetzen der Zivilisation.

Selbst der Boden und die wenigen Wolken schienen verbrannt worden zu sein, und, was vielleicht am bizarrsten war... war das da der Unterarm einer Frau am Horizont...?

Shinji setzte sich auf, noch mehr von den verheerten Landen in seiner Umgebung in sein Blickfeld holend.

Er wusste gar nicht, was er denken sollte.

Ihm war, als habe man ihn ohne Vorwarnung in ein Dalí-Gemälde verfrachtet, während er geschlafen hatte.

Das einzige, was noch so war, wie er es kannte, war der blutrote, stinkende Ozean, doch der passte nur all zu perfekt in die zerklüftete Landchaft hinein.

Shinji blickte sich weiterhin um, doch das einzige Lebewesen im näheren Umkreis schien er selbst zu sein.

Zögerlich stand er auf, den erdrückenden Blutgestand seiner Umgebung erneut einsaugend.

Er stand jetzt auf seinen eigenen Beinen, doch was brachte ihm das an diesem Ort?

Es gab nichts, zudem er hinlaufen könnte, keinen Ort, der ihm einen Vorteil bringen würde, wenn er sich dorthin bewegte.

Es kam ihm in den Sinn, nach jemanden zu suchen, doch so verwüstet, wie hier alles aussah, konnte er sich die Mühe eigentlich sparen...

Es würde sich sicher nicht lohnen, Shinji konnte weit und breit kein Lebendes Wesen erkennen, und er machte auch nicht den Fehler, sich für einen besonders guten Sucher zu halten.

Er wüsste auch gar nicht, nach wem er suchen sollte... nach seinem Vater vielleicht?

Natürlich hatte sein Vater, der vielbeschäftigte Kommandant von NERV, sicherlich keinen Grund, an so einem Ort zu sein... wegen Shinji würde er definitiv nicht kommen.

Er glaubte nicht, das er auch nur einer einzigen Person auf der Welt so viel bedeutete, dass er oder sie kommen würde, um ihn zu suchen...

Und selbst, wenn sein Vater hier gewesen wäre, er würde seinen Sohn ohnehin nur anschweigen und seiner Wege gehen, ohne überhaupt zu schauen, ob Shinji ihm folgte, oder nicht.

Es wäre im Grunde genau das selbe, wie allein zu sein... nur, das er dann ständig diese Ablehnung zu spüren bekommen würde.

Nein, es war doch besser, dass sein Vater nicht hier war.

Es war besser, allein zu sein.

Doch trotz alle dem konnte er, nachdem er sich wieder resigniert in den Sand sinken lassen hatte, nicht anders als sich immer wieder die selben Fragen zu stellen:

Wie in aller Welt hatte er verbrochen, dass er an diesen öden, leeren, furchtbaren Ort geraten war...?

Und wieso war niemand... bei ihm?
 

Immer, wenn Shinji von so einem Traum erwachte, war irgendein Teil seiner Existenz jedesmal fest davon überzeugt, diese Szene schon tausende Male gesehen zu haben, immer und immer wieder. Doch damit nicht genug; Selbst die Decke über ihm, an die er sich gerade erst gewöhnt hatte, kam ihm nach so einem Traum unsagbar vertraut vor, als hätte er Ewigkeiten damit verbracht, sie anzusehen.

Sein Zimmer in Misatos Wohnung, Misatos Stimme, die man aus irgend einem Winkel des Hauses hören konnte, alles erschien ihm so... nicht falsch vor.

Er hätte sogar meinen können, das eine weitere Stimme fehlte.

Doch er tat diese wirren Eindrücke stets als Einbildungen oder Nachwirkungen des letzten Synchrontests ab, und sprach auch mit niemanden darüber, da sich das alles kurz nach dem Aufwachen relativ schnell legte.

Solche Déjà Vus sind schließlich recht häufige Phänomene.
 

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"Und, hast du dir die neusten Überwachungsberichte für das Third Child schon zukommen lassen?" fragte Dr. Akagi ihre Kollegin von der Einsatzleitung.

Das Gespräch setzte ein paar Sekunden aus, als die skiliftartigen Konstruktion, welche die beiden Frauen durch einen fast noch komplett aus Gerüsten transportierte, etwas lauter quietschte.

Erst, als der Geräuschpegel wieder etwas abgesunken war, antwortete Misato:

"Ja hab ich."

"Lass mich raten: Sie liegen noch ungelesen unter all deinem Plunder."

"Sehr witzig."

"Also ist es wahr?"

"Nein. Also, nicht unbedingt. Ich habe sie nur überflogen. Aber ich glaube, die Dinger ausführlich zu lesen, kann ich mir schenken. Shinji-kun sitzt ohnehin die meiste Zeit in seinem Zimmer... und außerdem denke ich, dass wir uns aus seinem Privatleben so weit wie möglich heraushalten sollten... "

"Du wohnst mit ihm zusammen und seine Einsatzbereitschaft sicherzustellen, gehört zu deinem Job. War das nicht sogar das Argument, dass du dem Commander vorgelegt hast?"

"Ja, ich weiß, aber irgendwie habe ich mir das ganze einfacher vorgestellt. Ich komme immernoch nicht richtig an den Jungen heran..."

"So viel zum Thema 'Mit dem Kleinen komm ich schon klar'"

"Ich dachte eben, dass er nur mal geknuddelt werden muss... also nicht im wörtlichen Sinne, bevor du dir jetzt wieder etwas denkst...."

"Ich habe mir etwa so lange nichts dabei gedacht, bis du diesen Kommentar gemacht hast." entgegnete die Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung souverän.

Misato seufzte. "Na ja, auf jeden Fall dachte ich, dass er einfach nur allein ist und ein bisschen Gesellschaft braucht... das sich das ganze mit ein bisschen Annerkunnung gibt... aber die Sache ist dann wohl doch etwas komplizierter..."

"Was macht eigentlich die Schule?" erkundigte sich die Wissenschaftlerin. "Hat er sich gut eingelebt?"

"Also, er sagt das zwar, aber ich bin mir da nicht so sicher... es hat noch niemand angerufen..."

"Angerufen?" Dr. Akagi hob eine Braue.

"Ich habe ihm zum Einzug ein neues Handy geschenkt, aber bis her hat er es noch gar nicht benutzt... und angerufen hat eben auch keiner. Ich fürchte, das er noch keinen Anschluss gefunden hat... und er redet mit mir auch nicht darüber..."

"Also, wenn du mich fragst, ist das nicht deine Schuld.

Shinji scheint mir einfach nicht der Typ zu sein, der leicht Kontakte knüpft... hast du schon einmal vom Stachelschweindilemma gehört?"

"Stachelschweine? Die pieksigen?"

"Tja, weißt du, wenn zwei Stachenschweine das Bedürfnis haben, einander nahe zu sein, kriegen sie ein echtes Problem. Denn je näher sie zusammen kommen, umso mehr verletzen sie sich gegenseitig mit ihren Stacheln...

Ich denke, das Shinji-kun sich nur deshalb so in sich zurückzieht, weil er einfach Angst hat, verletzt zu werden..."

"Ja aber... irgendwann wird er verstehen müssen, dass man das richtige Gespür für Nähe und Distanz nur entwickeln kann, wenn man sich hin und wieder öffnet und riskiert, verletzt zu werden... das gehört nunmal zum Erwachsenwerden...

Und ach ja, Ritsuko?"

"Ja?"

"Hast du eine Ahnung, wann wir endlich mal das Geld bewilligt bekommen,den ganzen B-Flügel mal ordnungsgerecht zu renovieren?"

Die falsche Blondine zog über die doch sehr plötzliche Abkehr von den philosophischen Themen amüsiert an ihrer Zigarette.

"Tja, im Moment wird eben alles Geld in die Wartung und Bewaffnung der EVAs gesteckt. Anderes muss warten."

"Sag das meinem frierenden Hintern."
 

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Mittlerweile verursachte das schillernde Farbenspiel bei der Aktivierung des Entryplugs bei Shinji nicht einmal mehr ein Augenzwinkern.

In den letzten Wochen hatte er es fast jeden zweiten Tag gesehen.

Man hatte ihm den Tag seines Einzuges als Schonfrist gelassen, und Misato hatte aushandeln können, dass man ihn auch den Tag danach in Ruhe ließ, mit der Begründung, dass er der einzige im Moment verfügbare Pilot sei und man sich daher auf jedem Fall sicher sein müsste, dass sein Nervensystem sich ausreichend Erholt habe.

Mit genau der selben Begründung wurde er dann jedoch schon am Tag darauf wieder ins Hauptquartier eskortiert - Sie seien zur Zeit gezwungen, sich auf ihn zu verlassen, also müssten sie so schnell wie möglich dafür sorgen, dass er auch verlässlich war, sprich, ihn ausbilden.

Und da er bei seinem ersten Versuch, den EVA zu bewegen, recht ungraziös auf seinem Gesicht gelandet war, hatte auch Misato dem zugestimmt.

So kam es, dass man ihn ohne ihn wirklich zu fragen dauerhaft in die Rolle des Piloten von EVA 01 gezwängt hatte.

Zugegeben, er hatte nicht wirklich etwas dagegen gesagt, aber wenn er sich beschweren würde, würde man ihn da überhaupt ernst nehmen?

Außerdem war da wohl noch dieser kleine, naive Teil seiner selbst, der hoffte, das sich hier etwas ändern würde, der sich wünschte, mehr mit Misato, seinem Vater und den anderen zu tun zu haben...

Nicht, dass er es je wagen würde, solche Hoffnungen auch nur in Gedanken auszusprechen.

Er würde ohnehin sicher irgendwann etwas falsch machen und bitter enttäuscht werden.

Auf jeden Fall war schon am dritten Tag nach seiner Ankunft in Neo-Tokyo-3 der Beginn seines Trainigs gewesen, wobei Trainig zunächst nur der 'offizielle' Begriff war; Die ersten paar Tage warteten erst mal zahlreiche Untersuchungen und Tests auf ihn. Diese störten ihn jedoch eher weniger - bei den meisten avon musste er nicht wirklich etwas tun und durfte sogar seine Musik hören.

Erst danach begann man, ihn regelmäßig mit dem EVA zu verbinden - sei es direkt oder indirekt durch Testkammern oder Simulationskörper.

Zunächt war der Sinn der Übungen, ihn an die Synchronisation mit dem violetten Titanen zu gewöhnen, und zu verbessern, doch laut Dr. Akagi hätten sie sich diesen Teil der Testphase bei ihm eigentlich schenken können.

Plugtiefe, Harmonix, Synchronwerte, er konnte mit diesem ganzen wissenschaftlichen Geschwafel nicht wirklich etwas anfangen. Solange diese Messwerte den anderen keinen Grund gaben, mit ihm zu schimpfen oder ihn wegzuschicken, war ihm eigentlich egal, was sie hießen.

Was er selbst merkte, war, das ihn die Verknüfung mit Einheit Eins mittlerweile nicht mehr völlig überwältigte, und dass nach dem dritten oder vierten Syncronisationsversuch keine spürbaren Nachwirkungen mehr eintraten, obwohl das natürlich nichts heißen musste - einfach in dem Ding zu sitzen war sicherlich ein ganz anderes Level an Belastung, als damit zu kämpfen oder während eines Amoklaufes darin zu sitzen, selbst ein Knirps wie er konnte sich das denken.

Der Amoklauf übrigens war für die Wissenschaftler bei NERV Glück im Unglück gewesen - Als er vor ein paar Wochen das erste Mal mit Einheit 01 gestartet war, hatten sie wohl genau so wenig Ahnung wie Shinji selbst davon gehabt, wie so ein Engel wohl am effektivsten ins Nirvana zu schicken sei.

Die beim jüngsten Kampf gesammelten Daten waren jedoch scheinbar so aufschlussreich gewesen, dass Dr. Akagi und ihre Kollegen für Shinji detaillierte Kampfsimulationen hatten erstellen können, die dann selbstverständlich gleich nach den Eingewöhnungsexperimenten auf Shinjis Trainingsplan landeten.

Übrigens hatte er inzwischen auch erfahren, wieso man ihn neulich nach seinen Maßen und seiner Lieblingsfarbe gefragt hatte - Für die Piloten dieser Evangelions gab es nämlich eine spezielle Uniform oder Einsatzkleidung, die sich, passend zur bezeichnung der Steuerungskapseln, 'Plugsuit' nannte.

Dieses seltsame, enge Gummikostüm, dass dieses Ayanami-Mädchen am Tag seiner Ankunft getragen hatte, war zum Beispiel so ein Plugsuit gewesen, wenngleich natürlich einer für weibliche Piloten - seiner war etwas anders geschneidert.

An seinem waren vorne etwas mehr oder etwas deutlicher zu erkennende Gerätschaften, er hatte statt einer Null eine große Eins auf dem Rücken, und das Frbschema war klar zweigeteilt. Wie Rei's Plugsuit war seiner an den Seiten mit schwarzen Elementen ausgestattet, aber im Gegensatz zu ihrem fast komplett weißen Anzug war seiner von der Hüfte abwärts hauptsächlich dunkelblau, am Oberkörper jedoch passend zu seinem Interfaceheadset in einem sehr hellen Blau gehalten und lag nach der Anziehprozedur genau wie der von Rei eng an seiner Haut an; Ihm war, als trüge er nicht viel mehr als Socken und Unterhosen, aber sobald er sich daran gewöhnt und seine anfängliche Scham überwunden hatte, musste er zugeben, dass der Plugsuit an sich ein überaus komfortables Kleidungstück war, fast so gemütlich wie die eigene Haut - das war natürlich nicht der einzige Grund dafür, dass ihm empfohlen wurde, den Anzug zu tragen; Erst einmal war da natürlich der praktische Aspekt: So ein Entryplug war im Normalfall vollkommen mit LCL gefüllt, und wer hatte schon Lust, die klebrige Subtanz jeden zweiten Tag aus seinen Kleidern zu waschen, von den kleinen Ritzen und Ecken des eigenen Körpers ganz zu schweigen?

Dann waren die Plugsuits noch mit allerlei Lebenserhaltungssytemen vollgestopft, die im Falle eines Fälles zusätzlich zu denen des EVAs wirken sollten, unter anderem einen Defribrilator und eine Temperaturisalotion wie auch zahlreiche Messelektroden zur Aufzeichnung der Körperfunktionen - Der Gedanke daran, dass er dieses Zeug einmal brauchen könnte, jagte ihm eisige Schauer über seinen Rücken.

Als letztes wäre da noch die Funktion der Unterstützung der Synchronisation zu nennen - In dem Anzug steckten weitere Interfaceanschlüsse, und da der Anzug eng am Körper anlag, blendete er auch jegliche Umgebungsreize aus und sorgte dafür, dass er an jedem Punkt seiner Haut das selbe spürte, was es einfacher machte, sich auf die vom EVA einströmenden Reize zu konzentrieren.

Alles in allem ein nützliches Multifunktionskleidungstück - doch eigentlich war Shinji mehr oder weniger alles recht, dass eine Barriere zwischen ihm und der Außenwelt aufbaute.

"Guten Tag, Shinji-kun. Wie geht es dir heute?" fragte Ritsuko.

Es klang bereits routiniert.

"Ich bin in Ordnung..." berichtete er leise, die ganzen Prozesse wie jeden Tag still und passiv mit gesenktem Blick über sich ergehen lassend.

"Ich habe mich daran gewöhnt."

Das war die Wahrheit, jedenfalls auf die Experimente bezogen - soweit man sich an so etwas überhaupt gewöhnen konnte.
 

"Gut. Hast du dir gemerkt, wo die Stromanschlüsse und Ersarzwaffen sind...?"

"Ja." bestätigte Shinji mechanisch aus seinem Testplug heraus.

"Gut. Wir werden jetzt wie gestern noch ein wenig im Induktionsmodus üben. Heute trainieren wir das Kämpfen im Falle eines Zeitlimits... Wie du weißt, wird der EVA normalerweise über das Umbilikalkabel, eine Art Nabelschnur, mit Energie versorgt. Wenn dieses Kabel gekappt werden sollte, hast du zwar noch die Batterien, aber die reichen bei Höchstleistung nur für eine Minute, auf keinen Fall aber für länger als fünf Minuten. Du musst den Feind in einem solchen Fall also schnell besiegen."

Dr. Akagi tippte etwas auf ihrer Tastatur herum, wonach sich vor Shinji die virtuellen Gestalten seines EVAs und eines simulierten Engels materialisierten, der dem von vor ein paar Wochen nachempfunden war.

"Jeder Engel besitzt einen sogenannten Energiekern. Ihn zu zerstören ist der einzige Weg, einen Engel zuverlässig zu vernichten.

Also nimm dein Zielobjekt ins Visier... und abdrücken!"
 

"Zielobjekt ins Visier nehmen... und abdrücken..." wiederholte Shinji, das virtuelle Gewehr auf den Feind richtend.

Er wirkte völlig teilnahmslos wenn nicht sogar apathisch, aber die Weite, um die er sein Zeil verfehlte, verriet seine Nervosität.

Niemand konnte ihm sagen, wann er das nächste mal wirklich einem solchen Monster gegenüberstehen und um sein Leben kämpfen müssen würde...

"Konzentrier dich." mahnte Dr. Akagi.

Noch einmal schoss Shinji - und traf.

Der simulierte Engel explodierte.

"Das machst du gut." kommentierte Ritsuko, die Bildshirme nicht aus ihren wachsamen Augen lassend.

Durch eine Glasscheibe von ihnen abgetrennt setzte der Vierzehnjährige seine Übungen in dem Simulationskörper fort, dessen organische Bestandteile hie und da unter Unmengen von Metall hervorguckten.

Das ganze Konstrukt hatte bizarre Ähnlichkeit mit dem Helm eines Düsenjetpiloten.
 

"Mich wundert es, dass Shinji-kun nach der ganzen Sache einfach so bereit war, weiter zu machen..." kommentierte Lt. Ibuki, die nicht unweit von ihrer Vorgesetzten an einem Terminal saß und mit der Auswertung der Daten beschäftigt war.

"Tja... Er macht eben immer genau das, was man ihm sagt." erklärte Dr. Akagi ohne die Besorgnis, die vielleicht angebracht gewesen wäre. "Auch eine Art, im Leben zurecht zukommen..."

Irgendetwas an dieser Idee gefiel Misato, die mit verschränkten Armen in einer Ecke des Raumes stand, überhaupt nicht... Da war sie wieder, diese Passivität, diese schlecht gespielte, falsche Bescheidenheit dieses Jungens.

Sie hatte auch ihre Probleme gehabt und auch einiges durchgemacht... und stellte sie sich vielleicht selbst in die Opferrolle, sodass sie immer alles auf die anderen schieeben konnte...?

Vielleicht war es ja gerade die Ähnlichkeit zu ihrer eigenen Situation, zu dem, was sie vielleicht fast geworden wäre, von dem sie inständig hoffte, dass sie es nicht geworden war, die sie so sehr auf die Palme brachte.

Ach, es wäre alles so einfach, wenn es nicht die selben Dinge wären, die ihr das Gefühl gaben, den Knaben auf den rechten Weg bugsieren zu müssen...
 

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Neben seltsamen Träumen von apokalyptischen Landschaften und Kampftraining mit riesigen, biomechanischen Mechas gab es noch eine Sache, an die Shinji sich mittlerweile gewöhnt hatte: Seine neue Schule.

'Sich daran gewöhnen' war in diesem Fall jedoch so zu verstehen, dass er mittlerweile all seine Räume fand und sich die Namen der Lehrer gemerkt hatte.

Er hatte bis jetzt zwar immer Privatunterricht bekommen, aber es war nicht so, dass er ein Genie wäre, das unbedingt individueller Förderung bedurfte oder sonst irgendwas Besonderes, das zu gut für eine normale Schule wäre.

Ganz normal war die betreffende Bildungeinrichtung jedoch nicht; Es war eine Schule, die zu ihrer Zeit angeblich für die Kinder der NERV-angehörigen gebaut worden war, und der Organisation daher mehr oder weniger gehörte - Das hatte den Vorteil, dass sie im Falle eines Notfalls nahe an der Geofront lag, er das Geld für Bücher, Uniformen und sonstige Materialien erstattet bekommen würde, und natürlich machte das auch seine Überwachung einfacher, was auch immer das jetzt konkret bedeutete.

Shinji selbst war es im wesentlichen egal.

Er machte sich nicht all zu viel aus der Schule, es war ja nicht so, alb ob ihn jemand loben würde, wenn seine Noten besonders gut waren.

Do lange sie nicht zu weit nach unten rutschten, gab es keine Schimpfe, und so lange es keine Schimpfe gab, war Shinji alles egal.

Er ging einfach hin, saß still da und tat, was die Lehrer sagten und ging danach einfach wieder nach hause.

Mehr geschah in der Regel nicht.

So hatte er auch heute Morgen keine besonders großen Erwartungen gehegt, als er aus seinem Bett gestiegen war und sich seine Klamotten übergestreift hatte.

Und es war ihm auch ganz Recht so; Er hoffte, dass nichts geschehen würde, dass er nicht all zu viele Gelegenheiten bekommen würde, irgendetwas königlich in den Sand zu setzten.

Er wollte diese kleine Stimme, die ihm stetig weis machen wollte, dass doch auch etwas gutes geschehen könnte, einfach nicht mehr hören... Ja, gute Dinge waren möglich, aber das hieß nicht, das sie geschehen mussten... und sicherlich nicht ihm.

Aber das war für ihn nichts neues, es war schon in Ordnung, er kannte das ja.

Es war schließlich nicht so, als ob er sich irgendwelches Glück verdient hätte... Er wollte einfach nur seine Ruhe, das reichte ihm.
 

Stillschweigend packte Shinji seine Schultasche, innerlich damit beschäftigt, sich selbst davon zu überzeugen, dass er nicht davon enttäuscht war, es hier mit ganz gewöhnlichem Alltagstrott zu tun zu bekommen, nachdem er den ganzen Weg hierher gekommen war, nachdem er sich das erste Mal in seinem Leben so etwas wie Hoffnungen erlaubt hatte.

Seufzend streifte sich der Junge seinen Rucksack über und machte sich still auf den Weg in die Küche, um sich etwas zu Essen zu machen, wobei er kurz stehen blieb, um Misatos Zimmertür einen kurzen Blick zuzuwerfen.

Auch hierbei hatte er keine wirklichen Erwartungen... Er war in den letzten Wochen zu dem Schluss gekommen, das Katsuragi Misato durchaus als eine Art... Morgenmuffel einzustufen war, insbesondere, wenn sie Nachtschicht gehabt hatte.

Nachdem er sich, ebenfalls ohne große Gefühle oder Geräusche, sein Lunchpaket vorbereitet hatte, verließ er die Wohnung mit einem Müllsack im Schlepptau, den er unterwegs in einem dafür gedachten Verbrennungsofen zu entsorgen.

Es reichte wohl zu sagen, dass die Dicke der Müllschichten im Katsuragi-Haushalt seid Shinjis Einzug exponentiell zusammengeschmolzen waren.

Hausarbeit gab ihm das Gefühl, zumindest etwas nützlich zu sein, auch wenn es ihm irgendwie lieber wäre, wenn Misato es nicht als so... selbstverständlich hinnehmen würde.

Als er auch das erledigt hatte, klopfte er sich den Staub von den Händen, stöpselte seine Kopfhörer in seine Ohren und machte sich auf den Weg.

Mitlerweile nahm er seine Umgebung dabei nicht mehr so richtig war; An die ganze Hochtechnologie hier hatte er sich mitlerweile gewöhnt, und bis auf die gab es hier nichts, dessen Anblick ihn nicht noch mehr deprimiert hätte.

Also versuchte er, sich weitenstgehend auf seine Musik und auf den Boden vor seinen Füßen zu konzentrieren.

Je näher er der Schule kam, umso mehr seiner Mitschüler gingen auch den selben Weg wie er - Sie waren an ihren Uniformen klar erkennbar.

Dennoch hielt Shinji einen gehörigen Sicherheitsabstand von ihnen, traute sich nicht, sie anzusprechen oder auch nur in ihr Blickfeld zu geraten und damit zu riskieren, dass sie ihn ansprachen.

Er würde sicher nur stören, und am Ende doch bloß etwas falsch machen und angeschrien werden...

Als er das Schulgebäude betrat, hatte Shinji seine Stöpsel noch in den Ohren, und den Blick noch gesenkt; Er sah nur die Wsserhähne und Schuhfächer, die Wände und Böden des Gebäudes oder die Beine seiner Mitschüler, die vor ihm die Korridore füllten und sich auf ihre Klassenräume verteilten.
 

Als er das Klassenzimmer schlussendlich erreichte, nahm man wenig Notiz davon; Die anderen Schüler waren alle in ihren eigenen kleinen Welten mit ihren Sachen beschäftigt: Einige nutzten die Zeit vor der Ankunft des Lehrers für ein gepflegtes Nickerchen, die Mädchen standen zumeist in Paketen von drei oder vier zusammen und tauschten sich rege über das Geschehen aus, und hier und in der vorletzten Reihe fand sich sogar tasächlich eine, die tatsächlich den Stoff der letzten Unterrichtstunde nachlas - Doch sie schien ein Einzelfall zu sein.

Das einzige, was man den Rest der Klasse lesen sah, waren Mangas.

In den hinteren Reihen beeindruckte einer seine Mitschüler mit einem zur Luftgitarre umfunktionierten Tafellineal, und schon das allein zog wohl weitaus mehr Aufmerksamkeit auf sich, als ein stiller, unauffälliger Junge, der ohne Worte seinen Sitzplatz bezog.

Er konnte nicht verstehen, was sie da sprachen, doch sie machten alle einen ausgelassenen Eindruck und standen bis auf wenige Ausnahmen in Grüppchen zusammen.

Die einzige Person, die ebenso allein zu sein schien, wie er, saß inmitten vieler unbenutzer Tische, von denen es in diesem Raum ingesamt eine ganze Menge zu geben schien, direkt am Fenster, und blickte ständig durch dieses hindurch, sich vom regen Treiben im restlichen Klassenzimmer abwendend.

Es war das verletzte Mädchen aus dem Cage.

Diese Fremde, die ihn so unaufhörlich faszinierte.

Ayanami Rei.

Sie hatte erst vor zwei Tagen angefangen, wieder zur Schule zu gehen und sah auch jetzt, wo man sie aus dem Krankenhaus entlassen hatte, immernoch sehr ramponiert aus.

Sie trug immer noch einen, wenn auch nicht mehr ganz so dicken Gipverband um ihren Arm und etliche Bandagen um ihren Kopf, die immernoch eins ihrer Augen verdeckte. Auch diese extrem ungesunde Hautfarbe war geblieben - Shinji hatte sich immer noch nicht ganz damit abgefunden, dass sie wohl von Natur aus so blass war.

Sie machte immernoch einen sehr schwachen und zerbrechlichen Eindruck, der in Shinji den Trieb weckte, mit ihr zu reden, oder zumindest irgendwie für sie da zu sein... Er wusste ja selbst, wie es sich anfühlte, ganz allein zu sein, während alle anderen sich fröhlich miteinander beschäftigten, und dass dieses arme, verletzte Mädchen da so ganz einsam und verlassen dasaß wie ein verirrtes Kind erschien ihm einfach abgrundtief falsch.

Doch er wusste ja selbst, dass er sich nie dazu durchringen würde, sie anzusprechen.

Also wendete er seinen Blick resigniert von ihr ab und setzte sich an seinen Platz.
 

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Wenige Sitzreihen weiter hinten war ein Junge mit etwas längeren, hellbraunen Haaren mit ganz anderen beschäftigt.

Er war ja nicht der einzige hier, der sich etwas mitgenommen hatte, um sich die Zeit zu vertreiben, aber eine ganze Videokamera mitzunehmen, hätten wohl nicht all zu wenige als Overkill eingestuft - ganz besondern, wenn man sie dazu benutze, einen kleinen Plastik-Kriegsflieger zu filmen und die Souneffekte dazu höchst enthusiastisch selbst beizusteuern.

Er trug an sich die selbe Schuluniform wie auch Shinji, allerdings hatte darauf verzichtet, sich das Hemd in die Hose zu stecken, und hatte darunter irgendetwas rotes an.

Im Gesicht trug er neben seiner Brille auch etliche Sommersprossen und eine knubbelige, kleine Nase, sowie zwei große, grünlich-graue Augen, obgleich man letzteres im Moment nicht erkennen konnte, da er eins zugekniffen hatte und mit dem anderen geradewegs in die Kammera hineinstarrte.

Bald aber war er gezwungen, seinen treuen Aparat aus seinem Gesicht zu entfernen, als hinter seinem Modellflugzeug die verschwommene Form einer Mädchen-Uniform auftauchte.

Die fragliche Uniform bestand aus einem blauen Kleid, das nach unten hin wie ein Faltenrock endete, sowie aus einer Art weißen Bluse die eigentlich noch mit einem roten Dekorationsbändchen am Kragen versehen war - nur das es hier von dem Ordner verdeckt wurde, den die Besitzerin der Uniform in den Händen hielt.

Es handelte sich bei ihr um ein durchschnittlich ausgestattetes Mädchen mit einigen Sommersprossen und braunen Haaren, die sie mit durch violette Ornamente ergänzten Haargummis zu zwei Zöpfchen gebunden hatte.

Ihre dunklen Augen warfen dem Jungen mit der Kamera einen tadelnden Blick zu.

"Was ist, Klassensprecherin...?" fragte er, noch ahnungslos darüber, womit er sich den Zorn der örtlichen Aufsichtsperson wohl eingehandelt hatte.

"...Hast du dich um die Ausdrucke von gestern gekümmert?"

Das ertappte 'eeh?!' von Seiten des 'Kameramannes' sagte mehr als tausend Worte.

"Ah... also..." begann er, einen letzten Versuch unternehmend, die unter seinem Tisch verbliebenden Dokumente unter seinem restlichen Krimskrams verschwinden zu lassen. "Bei Touji war niemand zuhause..."

Die Klassensprecherin nahm ihm die hastige Ausrede offensichtlich nicht ab.

Es folgte die obligatorische Standpauke: "Aida-kun, du bist doch ein Freund von Suzuhara, oder? Mich wundert, das du dir so wenig Gedanken um ihn machst."

"Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte sein, dass er verletzt wurde..." entgenete Aida.

"Was? Bei dem Roboterkampf etwa?" hakte die Klassensprecherin verwundert nach.

"Aber im Fernsehen hieß es doch, das niemand verletzt wurde..."

"Und wie soll das gehen? Du hast doch selbst den Krater gesehen, den diese Explosion hinterlassen hat. Nicht nur die Einheiten aus Iruma und Komatsu wurden hergeschickt, sondern auch die aus misawa und Kyushu wurden hergeschickt!

Ich bin mir ziemlich sicher, das mehr als zehn, wenn nicht sogar zwanzig Leute verletzt wurden. Vielleicht gab es sogar Tote..."

Das Gespräch der beiden wurde unterbrochen, als sich die Klassenzimmertür scglagartig öffnete, und den Blick auf einen schlecht gelaunten, etwas gebräunten Jungen in ihrem Alter freigab, der statt seiner Schuluniform eine Art dunkelblauen Jogginganzug am Leib trug. Sein schwarzes Haar war recht kurz und modern geschnitten, seine braunen Augen zeigten ähnlich wie der Rest seines Gesichts an, dass er heute definitiv nicht mit dem richtigen Fuß aufgestanden war.

"Touji!"

"Suzuhara!"

Die Beiden waren recht erstaunt, das Thema ihres Gesprächs plötzlich vor sich zu sehen - Sein kameraschwingender Freund hatte sogar glatt vergessen zu haben, dass er das besagte Gerät noch vorm Gesicht hatte.

Die Begrüßung trug jedoch wenig dazu bei, die Stimmung des Neuankömmlings signifikant zu bessern.

Ärgerlich schleuderte er seine Tasche auf seinen Tisch neben den Platz seines Kumpels, bevor er ihn mit einem knappen "Hi!" grüßte, und sich etwas in dem insgesamt recht leeren Klassenzimmer umsah.

"Man, unsere Klasse scheint in den letzten Wochen ja ziemlich drastisch dahingeschmolzen zu sein."

"Tja, Evakuierungen, Evakuierungen..." erklärte der Brillenträger. "Nach der ganzen Sache haben viele die Schule gewechselt. Ds ist ja auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass ist der Stadt ein richtiger Kampf war..."

"Du bist so ziemlich der einzige, den das freut."

"Yah, vermutlich. Aber dann ist da natürlich auch diese Mordserie..."

"Ach, haben sie das Schwein immernochnicht gefasst?"

"Nein... Erst vorgestern haben die in einer Appartmentwohnung ein paar weitere Leichen gefunden... Die Methoden, mit denen der Typ vorgeht, werden immer skuriler... Zuerst wurden die Opfer regelrecht zerstückelt, ohne das irgendjemand sagen könnte, wie er es schafft, die Köpfe und Gliedmaßen der Opfer so sauber abzutrennen... Aber seid ein paar Wochen findet man auch immer wieder Opfer, die regelrecht geschmolzen zu sein scheinen... Man findet nur noch Leichenreste in klebrigen Pfützen... Und was richtig unheimlich ist, es sieht ganz so aus, als ob der Mörder, nach dem er seine Opfer erledigt hat, noch eine Weile in den Häusern gelebt hat... Man ist sich da mitlerweile ziemlich sicher. Duschen wurden benutzt und in den ersten Fällen einfach laufen gelassen, Kühlschränke wurden regelrecht geplündert, wie von einem wilden Tier... Bei den letzten Opfer wurde sogar Kleidung gestohlen... Und dazu kommt dan noch der Roboterkampf. Natürlich flüchten die Leute da aus der Stadt... allein gestern sollen es ja wieder über hundert Leute gewesen sein... Aber mal davon abgesehen, Wie geht es dir denn so? Du hast lange gefehlt. Hast du bei dem Kampf was abbekommen?"

"Nicht ich, sondern meine kleine Schwester..." antwortete Touji, den Grund für seine miese Laune offenlegend.

"Sie wurde unter einem Haufen Trümmerstücken begraben... Sie hat zwar überlebt, aber seit dem liegt sie im Krankenhaus.... Mein Vater und mein Großvater arbeiten beide im Forschungszentrum und können nicht ohne weiteres mit der Arbeit aufhören... wenn ich nicht bei ihr geblieben wäre, wäre sie ganz allein gewesen..." Man hörte in seiner Stimme deutlich, dass er ziemlich besorgt war.

"Jendenfalls wüsste ich zu gern, welchen Schwachkopf sie ans Steuer von diesem Roboter gelassen haben! Wenn ich den in die Finger kriege!

Unser eigener Roboter jagt die Stadt hoch! Was hat dieser Volltrottel eigentlich getrieben?!"

"...Hast du das Gerücht über den Neuen schon gehört...?" fragte Toujis Freund an dieser Stelle.

"Was denn für ein Neuer?"

"Na der da drüben." Der wohlinformierte Brillenträger machte seinen Nebensitzer mit einer Kopfbewegung auf den Jungen aufmerksam, der zwei Reihen vor ihnen stillschweigend an seinem Platz saß.

Tatsächlich konnte sich Touji nicht wirklich erinnern, diesen eigentlich recht harmlos wirkenden Hinterkopf schon mal gesehen zu haben.

"Er ist an unsere Schule gewechselt, während du weg warst." erläuterte der Kamera-Junge.

"Und? Dann wäre er doch etwas zu spät dran, um der Serienmörder zu sein." entgegnete Touji, das ganze anscheinend noch nicht wirklich ernst nehmend.

"Ja, aber denk mal nach. Er ist gleich nach dem Roboterkampf hierher gewechselt. Findest du das nicht auch verdächtig?"

Bevor die beiden ihr Gespräch beenden konnten, öffnete sich erneut die Tür, was auch Shini trotz seiner immernoch eingesteckten Kopfhörer nicht entging.

In der Tür stand ein kleiner, älterer Herr mit einer Hornbrille - Der Lehrer.
 

"Aufstehen! Verbeugen! Setzten!"
 

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Was als ganz unschuldige, normale Mathestunde begonnen hatte, artete wie schon viele andere Stunden zuvor darin aus, das der alte Lehrer wieder begann, die gesamte Klasse mit seinem endlosen Geschwafel über den Second Impact zu langweilen. Im Geschichtsunterricht war es ja noch in Ordnung, doch diesem Herrn schien wirklich jeder vorwand recht zu sein, um weitere Anekdoten von sich zu geben - und sei es nur, weil bei einer Aufgabe als Ergebnis die Zahl 2000 herausgekommen war.

Was darauf gefolgt hatte, war das selbe Gewäsch, das sie alle schon tausend Mal gehört hatten.

Jener verhängnisvolle Meteoriteneinschlag, Verschiebung der Erdachse, die darauf folgenden Wetteranomalien und Kriege, der Zustand der Ozeane und so weiter.

Shinji hatte den ganzen Vortrag lang einfach nur betrübt vor sich hin geblickt, da er an der Matheaufgabe auf dem Bildschirm seines Laptops schon seid Ewigkeiten verzweifelt war.

Um so verwunderter war er, als auf seinem Bildschirm plötzlich eine kleine Schaltfläche aufleuchtete, die ihm anzeigte, das man ihm über das schulinterne Netzwerk eine Nachricht gesendet hatte.

Shinji konnte sich das wirklich nicht erklären... Er hatte bis jetzt kaum mit jemanden hier gesprochen,und wusste nicht, warum jemand sich die Mühe machen würde, ihm zu schreiben.

Hungrig nach dem ersten bisschen Beachtung, das er in einer langen Zeit erhalten hatte, tippte er rasch auf den Tasten herum, um sich die Botschaft schnellstmöglich anzeigen zu lassen.

"Stimmt es, dass du der Pilot von diesem Roboter bist? J/N?"

Shinjis Augen weiteten sich.

Woher in aller Welt wussten sie das?

Aufgeregt blickte er im Klassenraum umher - ein Mädchen aus den hinteren Reihen winkte ihm lächelnd zu. Ihre Nebensitzerin begann zu tippen.

"Es stimmt, oder? J/N"

Shinji überlegte.

Eigentlich war er sich nicht sicher, ob er das sagen durfte aber...

Das war das erste Mal, das irgendwelche gleichaltrigen Interesse an ihm zeigten, und wenn er jetzt nein sagte...

Natürlich lag es an dem Evangelion und nicht wirklich an ihm, aber das war das beste, was so ein Versager wie er kriegen würde...

Aber ob das jetzt richtig war, das so auszunutzen...

"Ja." tippte Shinji und drückte auf die Enter-Taste, bevor er Zeit hatte, es sich anders zu überlegen und der Versuchung wohl möglich doch zu widerstehen.
 

Ein kollektives "WAS?!" ging durch den Klassenraum, etliche Schülerinnen sprangen sogar von ihren Stühlen auf.

Ironischerweise bekam der alte Lehrer davon am wenigsten mit, und auch die Versuche der Klassensprecherin, ihre Mitschüler zu etwas Disziplin zu ermuntern, blieben bis auf ein paar Bemerkungen darüber, dass sie eine Spielverderberin sei, vollkommen fruchtlos.

Außer Ayanami, die keine wirkliche Reaktion gezeigt hatte, sondern nur weiter aus dem Fenster sah, befand sich kaum noch einer auf seinen Plätzen.

Alle hatten sich in einer großen Menschentraube um den Sitzplatz des reichlich überwältigt wirkenden Evapiloten eingefunden.

"Uhm... also..."

"Hey, wie wurdest du eigentlich ausgesucht?" wollte ein Mädchen wissen.

"Musstest du dafür einen Test machen?"

"Hast du denn gar keine Angst gehabt?"

"Wie sieht das Cockpit von innen aus?"

Shinji war stetig am zurückweichen und schaffte es nicht wirklich, auf die zahlreichen zurufe zu reagieren. Er war noch nie wirklich bei irgendwas im Mittelpunkt gestanden und wusste einfach nicht, wie er mit alledem umgehen sollte.

"Uhm, ich... ich... weiß nicht, ob ich euch das überhaupt sagen darf..." stammelte er zögerlich zusammen.

"Wie heißt denn dieser Roboter?"

"I-Ich bin mir nicht sicher, aber die nennen es immer 'EVA' oder 'Einheit Eins'"

"EVA?"

Kensuke Aida, inzwischen ohne Kamera, war einer der Wenigen, die an ihrem Platz geblieben war. Die Ausläufer des Tumults reichten bis kurz bis vor seinen Tisch.

Er beteiligte sich nicht daran, sondern rückte seine Brille zurecht und lauschte misstrauisch dem unbeholfenen Gerede des Neuen - bis er begann, alles mitzuschreiben.

"Und was ist seine Geheimwaffe?" meldete sich zur Abwechslung mal ein Junge.

"Da... das ist so ein Messer mit, uh, Vibrationen, so wie... Ultraschall oder so was..."

"Das ist unglaublich! Er ist der Stolz unserer Schule, nicht?"

"Das ist großartig!"
 

Als es zum Ende der Stunde klingelte, war der Lehrer immer noch am schwafeln, und stellte verwundert fest, dass ihm schon lange niemand mehr zuhörte.

"Aufstehen! Verbeugen! Ach, könnt ihr euch nicht wenigstens am Schluss benehmen?"

Ungestört von Lehrer, Schulglocke und Klassensprecherin ging Shinjis große Fragestunde ungehindert weiter.

Doch es war bei weitem nicht so, dass es bei den anderen Schülern lediglich Gefühle der Bewunderung gab - Touji Suzuhara machte zum Beispiel einen äußerst unzufriedenen Eindruck...
 

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WAMM.

Die Faust traf schnell, zielsicher und ohne jede Art von Zurückhaltung.

Shinji wurde zu Boden gefegt, wie Papier vom Wind mit in die Lüfte genommen wird:

Widerstandslos.
 

Touji Suzuharas Faust bebte immer noch, als sei etwas von dem Ärger, den er in kinetische Energie umgewandelt und in die Außenwelt abgeleitet hatte, noch daran kleben geblieben.

Unverblümt formuliert kotzte es ihn zutiefst an, dass die Person, die seine arme kleine Schwester fast getötet hatte, es wagte, damit zu prahlen, und ein simpler Schlag reichte bei weitem nicht, um all der Wut Luft zu machen, die sich in den letzten Wochen, in denen er sein sonst so lebhaftes Schwesterchen an die weißen Bezüge eines Bettes gefesselt erlebt hatte.

"Sorry, ich begrüß bestimmt nicht jeden Neuen auf diese Art, aber irgendwie musste ich meine Wut abreagieren." entschuldigte er sich halbherzig, bevor er sich umdrehte und den jungen Ikari liegen ließ wie ein gebrauchtes Taschentuch.

Etwa so fühlte er sich jetzt auch.
 

Alle Leute würden ihm dankbar sein... Shinji würde laut lachen, wenn ihm nicht zum Heulen zu Mute wäre. Ihm würde es schon reichen, wenn er wegen seiner Tätigkeit nicht zusammengeschlagen werden würde...

Toujis vieräugiger Kumpane - Aida Kensuke? - hatte seinem wutentbrannten Freund zwar nicht schnell genug folgen können, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen, ließ sich aber im Gegensatz zu diesem dazu herab, Shinji anzusehen.

Er lächelte zwar, aber es könnte genau so gut ein Lächeln des Spotts sein, wie eines der Freundlichkeit, und wenn Shinji daran dachte, dass nicht mal sein eigener Vater einen Grund sah, um freundlich zu ihm zu sein, so erschien ihm ersteres deutlich realistischer.

Doch er irrte sich: "Nimm's ihm bitte nicht übel." bat Kensuke. "Seine Kleine Schwester ist bei dem Roboterkampf übel verletzt worden... Na ja, jedenfalls ist das sein Vorwand..."

Er stand auf und folgte seinem Kumpel.

Manch einer hätte sich Kensuke jetzt auf die Liste der potentiellen Freunde geschrieben, da er trotz seiner Freundschaft mit Touji doch irgendwie auf Shinjis Seite zu befinden schien, statt diesen aus Prinzip mit zu mobben,

doch Shinjis innere Reaktion auf diese Worte beschränkte sich darauf, sich verarscht zu fühlen.

Dieser Kerl hatte leicht reden.

Shinji hatte ja nicht darum gebeten, in den EVA steigen zu dürfen - er hatte es ja selbst nicht so wirklich gewollt. Genau, gezwungen hatte man ihn. Aufs übelste erpresst. Es hätte sich doch niemand mehr für ihn interessiert, wenn er nicht da rein gestiegen wäre... Für den Großteil des Kampfes war er nicht einmal in der Lage gewesen, überhaupt an so etwas wie Kollateralschäden zu denken.

Er hatte ja selbst eine Nacht im Krankenhaus verbringen müssen, von den schrecklichen Erfahrungen, die er selbst gemacht hatte, und immer noch nicht richtig verpackt hatte, ganz zu schweigen.

"...Denkt ihr denn wirklich..." begann Shinji erst zögerlich, dann intensiver. "...das ich freiwillig der Pilot von diesem Ding bin...?"
 

Damit hatte er die Linie überschritten.

Nein, er hatte sie nicht überschritten. Er hatte auf der Linie im Konga-Takt hin- und her getanzt, ihr ein 'fick dich' entgegen geschleudert, ihre Mutter geschwängert und das resultierende Baby abgetrieben.

Jetzt versuchte der Typ auch noch, seine Verantwortung abzuwälzen!

Ohne ein zweites mal nachzudenken, schubste Touji seinen Freund brüsk beiseite, hob Shinji vom Boden auf wie ein Stück Abfall und beförderte ihn mit einem vernichtenden Faustschlag wieder dorthin zurück.
 

Shinji machte sich gar nicht erst die Mühe, wieder aufzustehen, oder sich auch nur das Blut von den Lippen zu wischen.

Der Dreck, der ihn umgab, war für so etwas wie ihn wahrscheinlich gerade gut genug. Vielleicht verdiente er es ja doch, hier unten zu landen.

Die Lippen immer noch blutig, den Arm als halbherzigen Sonnenschutz auf dem Gesicht abgelegt, blickte er ausdruckslos zu dem azurblauen Himmel hoch, und wünschte sich in einer Ecke seiner verbeulten Seele, dass irgend eine Gottheit von dort oben einen Meteor oder einen verirrten Satelliten herab werfen würde, der seinen Leib zerschlagen und ihn nach dort oben zu tragen, weit entfernt von dieser Welt voll mit Mitschülern, die ihn hassten, EVAs, die ihm Angst machten und einem Vater, dem es ganz egal wäre, ob er lebte oder starb.

Die Blutung an seiner Lippe hatte erstaunlich schnell aufgehört, geschwollen war sie allerdings immer noch

Der metallische Geschmack seines eigenen Blutes klebte immer noch in seinem Mund, auch wenn Shinji sich irgendwo fragte, wie er ihn als 'metallisch' einstufen konnte, obwohl er sich nicht entsinnen konnte, je irgendwelches Metall in den Mund genommen zu haben.

Shinji kam nie dazu, diese Überlegungen zu vervollständigen, weil in diesem Moment etwas seinen Blick auf den Himmel verdeckte.

Kein Satellit, auch nicht der erhoffte Meteor, sondern etwas, das exakt die selbe Farbe hatte, wie der Himmel dahinter - wie er feststellte, als er seinen Kopf etwas anhob, die Haare von Rei Ayanami.

Er hatte sie überhaupt nicht kommen hören.

Es war, als stünde sie einfach von einem Moment auf den anderen neben ihm wie eine Art geisterhafter Erscheinung, in ihrer Schuluniform und ihren Bandagen, mit einer leichten Brisen in ihrem Neunziger-Jahre-Pagenschnitt, immer noch weiß und zerbrechlich wie Porzellan, und blickte mit diesen unmenschlich roten Augen auf ihn herab.

Hastig wischte er sich das Blut aus dem Gesicht. Aus irgendeinem Grund wollte er nicht, dass sie ihn in all seiner Erbärmlichkeit sah.

"Es gibt... wieder einen Notfall." sagte sie gerade noch hörbar.

"Ich gehe... schon mal vor."
 

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04: [Toy Soldier]
 

You say

You're not gonna fight,

'Cause no one will fight for you

And you think

There's not enough love

And no one to give it to

And you're sure

You've hurt for so long,

You've got nothing left to lose

So you say

You're not gonna fight

'Cause no one will fight for you
 

You say

The weight of the world

Has kept you from letting go

And you think

Compassion's a flaw

And you'll never let it show

And you're sure

You've hurt in a way

That no one will ever know

But some day

The weight of the world

Will give you the streght to go
 

Hold on,

The weight of the world

Will give you the streght to go

So hold on

The weight of the world

Will give you the streght to go

So hold on

The weight of the world

Will give you the streght to go

Just hold on,

The weight of the world

Will give you the streght to go
 

-Linkin Park,'Robot Boy'

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Auszug aus dem privaten Tagebuch von Horaki Hikari

"Da wir schon seit Jahren immer wieder Evakuierungsübungen hatten, war es praktisch eine alltägliche Situation für uns - Ich glaube, wir waren uns über die Schwere der Situation gar nicht so richtig bewusst. Die Jungs haben Krach gemacht und rumgealbert, als ob wir auf einem Ausflug wären, aber auch wir Mädchen hatten keine Angst."
 

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Im Zentraldogma herrschte bereits reges Treiben.

Innerhalb kürzester Zeit mussten die Zivilbevölkerung evakuiert, die Zentralkomplexe verbunkert, diverse Stellen benachrichtigt und die Kampfsysteme der Stadt mussten aktiviert werden - all das, bevor der eigentliche Kampf überhaupt losgehen konnte.

Der Grund dafür kroch noch in einiger Entfernung der Hauptstadt über die Landschaft, wie auch über die Bildschirme des NERV-Hauptquartiers:

Der nächste Botschafter, nein, eigentlich eine Botschafterin war angekommen, ein schlankes, tiefrotes Ding, dessen unförmige Gestalt scheinbar mühelos nah über dem Boden schwebte und eigentlich nur mit dem Wort länglich genauer beschrieben werden konnte.

Der 'Kopf', ein wuchtiger Fleischberg, das entfernt an den eines Tintenfisches oder Kalmars erinnerte, hatte an jeder Seite je einen Fleck, die man auf den ersten Blick mit Augen hätte verwechseln können.

Die auffälligen Regionen waren an den Rändern weiß, zeigten in der mitte jedoch ein fast schon unheimliches Leuchten in den Farben einer flackernen Flamme.

Doch welchen Sinn diese Anlagen auch dienen mochten, die tatsächlichen Augen lagen aber in dem Gesicht des Ungetüms, dass wie das ihrer Vorgängers entfernt an die Maske eines mittelalterlichen Pestdoktors erinnerte. Eine weitere Gemeinsamkeit war der tiefrote Energiekern, der auch bei diesem Engel in freilegende Rippen eingebettet war - davon hatte diese Zeitgenössin jedoch wesentlich mehr, die wie sich windende Insekten hin und her zuckten.

Die Botschafterin besaß auch zwei unförmige, verkümmert wirkende Fortsätze, die man für Arme hätte halten können - Das sie die 'Hände', wenn man die schlichten Fleischklumpen denn so bezeichnen durfte, zum Gebet gefaltet hielt, während sie über die Landschaft schwebte, war weder eine zufällige anatomische Gegebenheit noch eine der Einfachheit halber gewählte Position, sondern vielmehr eine klare, verhöhnende Absichtserklärung, ein Pomp, den sich der majestätisch über den Himmel marschierende, massige Fleischberg leistete, eine offene Geste des Spotts.

Sie zeigte den Lillim unter ihr ganz deutlich, wozu sie die roten Fluten des Ozeans verlassen hatte: Um zu dienen.

Und die Lillim wussten ganz genau, was dieser Dienst beinhaltete, worin er bestand.

Sie wussten, dass sie sie von der Oberfläche dieses Planeten waschen würde wie ein paar hartnäckige Schmutzflecken, um das verheißene Land nach so langer, langer Zeit endlich für ihresgleichen ins Besitz zu nehmen.

Shamshel, der Engel des Tages, kam anders als ihr Vorgänger nicht als Pionier, sondern als Eroberer.
 

Auch ihre Rufe wurden von der Wesenheit resigniert, doch sie tat nicht mehr, als den vielen hohen Gebäuden zwischen ihnen zum Trotz zu ihm hochzublicken, Schamshel's Anwesenheit kurz zur Kenntnis zu nehmen und dann weiter mit der nackten Männerleiche, die sie sich über die Schulter geworfen hatte und trotz ihrer scheinbar zierlichen Statur zu tragen vermochte, durch die bereits evakuierte Festungstadt zu ziehen.

Sich wegen Adams armseliger Brut Sorgen zu machen, wertete sie nur auf.

Nun blieb zu erwähnen, dass die Leiche, welche die Frau mit sich trug, zwar nackt war, aber dafür die Wesenheit selbst nicht; Sie hatte die zu weite, zu lange Hose selbst mit mehreren Gürteln nur notdürftig an ihren schlanken Leib schnallen können; Das ebenfalls nicht ganz passende Hemd trug sie offen, sodass der Raum zwischen ihren Brüsten und je nach ihrer Haltung ein verschieden großer Teil der selbigen zu sehen war, das lange, blaue Haar hatte sie unordentlich unter eine Mütze gestopft, aus der einige Strähnen herausschauten.

Die Entität begann langsam, zu lernen...
 

Im Central Dogma war man die Ankunft des Engels betreffend freilich weitaus weniger entspannt.

Das hier war nicht nur für den Piloten der zweite richtige Einsatz; Der letzte hatte sie überraschend getroffen und war nur durch einen unerklärlichen Zwischenfall gelungen, bei diesem hier aber würde sich zeigen, ob diese Einrichtung ihren nicht gerade trivialen Aufgaben gewachsen war.

Freilich konnte man es sich bei dem, was auf dem Spiel stand, nicht leisten, darauf Rücksicht zu nehmen, das praktisch alle hier Anfänger waren.

Auch nicht, wenn diese Anfänger noch dazu vierzehnjährige Jungen waren.

"...Und natürlich muss der fünfte Engel gerade dann auftauchen, wenn Commander Ikari nicht hier ist... Ich hätte erwartet, dass man uns mehr Zeit lässt."

"Nach dem letzten hat man uns fünfzehn Jahre Zeit gelassen." stimmte Hyuuga zu.

"Dieses mal gab es nur drei Wochen Pause."

"Sie denken nie an unsere Umstände, nicht?" kommentierte Misato. "Das ist genau die Art von Typen, die wir Frauen am wenigsten austehen können."

Währendessen konnte man auf den zahlreichen Bildschirmen verfolgen, wie die Geschütze der Festungstadt sich in Richtung des Engels entleerten - wie zu erwarten war, ohne große Wirkung.
 

"Das ist nur eine Verschwendung von Steuergeldern." meinte Fuyutsuki dazu.

"Wirtschaftsinteressen." schlusfolgerte Misato. "Wenn nicht genug Munition verbraucht wird, bekommt bestimmt jemand Ärger."

Inzwischen hatte Aoba den Anruf erledigt, den er eben entgegen genommen hatte.

"Die Regierung fordert uns wieder auf, einen Evangelion einzusetzen."

"Die haben vielleicht Nerven." meinte Misato nur dazu. "Als ob wir dafür deren Erlaubnis bräuchten."
 

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Inzwischen waren auch sämtliche Zivilisten ausnahmslos in sichere Schutzbunker Inklusive zwei gewisser Jungs.

Nicht, das sie darüber besonders froh wären - Zumindest Kensuke, der an der Antenne an seiner Kamera herumprobierte und enttäuscht auf den dazugehörigen kleinen Bildschirm schaute, wäre jetzt definitiv lieber anderswo.

"Menno." beklagte er sich, die Kamera seinem Freund hinhaltend, der sich inzwischen seiner Schuhe entledigt und sich diese an den Schnürsenkeln zusammengebunden um den Hals gehängt hatte.

"Wieder nur Textafeln und Laufschrift?" fragte Touji, der seinen Kameraden gut genug kannte, um ihm so etwas aus dem Gesicht abzulesen, ohne erst auf den kleinen Bildschirm der Kamera blicken zu müssen.

"Die haben 'ne Nachrichtensperre verhängt." grummelte Kensuke. "Wir Zivilisten werden mal wieder im Unklaren gelassen. Da passiert mal was und wir kriegen nichts davon mit!"
 

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Wer von alledem jedoch sehr viel mitbekam, war Shinji, den man in der Zwischenzeit mit seinem Plugsuit bekleidet in den Entryplug gesetzt hatte. Wortlos ließ Shinji das befüllen und konfigurieren des Entryplugs wie auch das bunte Leuchten bei der Aktivierung des Interfaces über sich ergehen, und nahm nur noch am Rande war, wie sich sein Geist dem Evangelion öffnete.

Wieder einmal stellte er sich in Gedanken seine üblichen Fragen: Was machte er hier eigentlich? Warum steuerte er das Ding überhaupt?

Sein Vater war doch nicht mal hier, um zuzusehen...

Er hatte nie wirkliche Gründe gehabt, das hier zu tun... mitlerweile hatte er sogar triftige Gründe, es nicht zu tun...

Schon allein, um nicht verprügelt zu werden.

Aber um jetzt noch hier raus zu kommen, müsste er den Mund aufmachen und es sagen... und dann würden alle auf ihn einreden und ihn wahrscheinlich noch mehr hassen, als sie es sowieso schon taten...
 

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Inzwischen war die Laus, die dem jungen EVA-Piloten über die Leber gelaufen war, damit beschäftigt, durchaus ein bisschen nachdenklich in die Luft zu schauen.

Touji Szuhara hatte, obwohl man es ihm nicht ansah, eigentlich immer einen starken Gerechtigkeitssinn gehabt - deshalb wäre es ihm auch total gegen den Strich gegangen, den Kerl, der seiner kleinen Schwester so etwas angetan hatte, einfach laufen zu lassen.

Aber damals war er einfach rasend wütend gewesen und auch frustriert über seine eigene Unfähigkeit, einer Schwester in irgendeiner signifikanten Art und Weise zu helfen.

Jetzt, wo er seinen Dampf abgelassen hatte und die ganze Sache eine Weile her war, war sein Kopf wieder klar, und so sehr er seine Gedanken auch umherkreisen ließ, am Ende kehrten sie doch immer wieder zu der mitleiderregenden Erscheinung des Neuen zurück, der nicht mal richtig Widerstand geleistet hatte, als Touji mit ihm den Boden gewischt hatte...

Die Erschütterungen, die von der Oberfläche her durchdrangen, machten es auch nicht besser - jendenfalls schienen sie Kensuke seinem halb geflüsterten Verschwörungs-Planungs-Tonfall nach zu urteilen auf irgendeine dumme Idee gebracht haben: "Hör mal, ich muss mal was wichtiges mit dir besprechen."

"Schieß los." entgegnete Touji nur.

"Es ist vertraulich." flüsterte der Millitärfreak.

Touji, der schon aus Erfahrung wusste, was er bei solchen 'vertraulichen' Gesprächen zu tun hatte - es war bei ihnen beiden so eine Art 'geheimes Codewort', wie Kensuke es auszudrücken pflegte, grinste nur, gab an, es schon verstanden zu haben und machte sich auf, um die Klassensprecherin zu suchen, die er auch wenige Picknickdecken weiter im Gespräch mit einem anderen Mädchen antraf.

"Hey, Klassensprecherin!" rief er lässig, um die Aufmerksamkeit der 'vielbeschäftigen Autoritätsperson' auf sich zu ziehen.

"Ja was ist?"

"Ich muss mal Pinkeln. Und Kensuke hier ebenfalls."

"Was, jetzt?" empörte sich Hikari, die beiden ansehend, als seinen sie ungezogene Kindergartenkinder. "Na gut, aber beeilt euch!"
 

So kam es, das Kensuke und Touji ihre Konversation in einem Raum voller Urinale in aller Ruhe fortsetzten und dabei jetzt, wo sie schon mal hier waren auch gleich mal ihre Blasen entleerten.

"Also, worum gehts?"

"Das ist die Gelegenheit meines Lebens! Ich muss einfach dabei sein!"

"Was, bei dem Kampf da oben? Kensuke... Das ist nicht dein Ernst..."

"Ja klar, wer weiß, wann der Feind das nächste Mal zuschlagen wird! Du willst so einen Kampf doch auch sicher mal mit deinen eigenen Augen sehen! Wenn wir diese Chance hier verpassen, dann können wir uns das abschminken."

Hilf mir, die Tür aufzubrechen."

"Das ist doch viel zu gefährlich..."

"Keiner weiß, ob wir hier sicher sind, da können wir genau so gut raus."

"Du Dumbatz. Wozu denkst du sind die von NERV da?"

"Ja, aber denk mal scharf nach! Was ist NERVs wichtigste Waffe? Der Roboter, den der Neue steuert. Letzten Mal hat er uns beschützt, aber du hast ihm eine reingehauen. Sogar zweimal. Was, wenn er den Roboter jetzt nicht mehr steuern will? Wir würden alle drauf gehen. Es ist deine moralische Pflicht, da raus zu gehen und ihn anzufeuern!"

Kensuke. Dieser ausgefuchste Lümmel.

Er wusste mittlerweile ganz genau, welche Knöpfchen er bei Touji zu drücken hatte, und machte dabei nicht mal vor dreckigen Tricks halt.

"Na schön, na schön. Wie ich dich kenne, gibst du eh erst dann Ruhe, wenn du deinen Willen bekommst..."

Der Millitärfreak beschränkte seine Antwort nur auf ein stilles, wissendes Grinsen.
 

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"Und, Shinji-kun, bist du bereit?" fragte Misato über das Interkom.

"Jah." antwortete er tonlos wie ein Automat.

In irgendeinem Winkel seines Verstandes fragte sich Shinji, ob man für so etwas überhaupt bereit sein konnte.

Soweit er das beurteilen konnte, war er jedoch ordnungsgemäß an den Evangelion angeschlossen - es fand eine Art 'Datenaustausch' statt, er konnte praktisch fühlen, wie seine Nervosität in das Ungetüm hereinfloss, und wie auch etwas zurückzukommen schien.

Über den selben Weg würden dann auch seine Befehle gehen - und auch die Schmerzen, obwohl er an die nicht zu denken versuchte.

"Denk daran, sobald du den Feind im Visier hast, musst du ihn mit deinem Gewehr unter Dauerbeschuss nehmen, genau wie wir's geübt haben." erklärte Ritsuko noch einmal.
 

Und dann ging es auch schon los: Samtliche Parteien nahmen ihre Position ein.

Misato gab den Startbefehl, der Engel entfaltete ihre Arme und brachte sich in eine aufrechte Position, wobei sie ihren bizarren Brustkorb, die zuckenden Rippen und Teile ihrer Wirbelsäule entblößte; Auch die 'Hände', eigentlich nur dreieckige Klumpen, wurden in die Position gedreht, die der Engel wohl als 'Kampfformation' definierte, ihre Gestalt dabei in einer Art Imponiergeste ausstreckend wie ein Pfau, der seine Schwanzfedern präsensierte.

Den Kopf ließ sie hingegen in der Horizontale, vielleicht bedingt durch die Lage ihrer Sinnesorgane.

In der Zwischenzeit waren auch Touji und Kensuke erfolgreich aus ihrem Schutzraum ausgebüchst und rannten eine Treppe hoch, die zu einem kleinen, weiter oben auf dem bewaldeten Berg gelegenen Schrein, unter dem der Schutzraum lag, in der Hoffnung, von dort aus einen guten Ausblick zu haben.

Mit dabei war obligatorischerweise auch Kensukes Kamera, die dieser, oben angekommen, direkt auf den noch zwischen den niedrigeren und daher nicht mit verbunkerten Wolkenkratzern der Stadt liegenden Kampfschauplatz richtete.

Touji folgte ihm auf den Fuß und blickte, oben angekommen, ungläubig das unförmige, fremde Wesen an.

Es sah aus wie der Versuch eines surrealistischen Malers aus, eine Kreuzung aus einem Kalmar und einem Dildo zu zeichnen.

Bis her hatte er von der Zerstörungskraft dieser Wesen nur gehört, das war das erste Mal, das er tatsächlich eines sah.

Kensuke wirkte hingegen ganz und gar nicht schockiert, sondern komplett begeistert.

Klar. Es waren bei diesen Kämpfen auch noch keine seiner Verwandten platt gemacht worden.

"Auf diesen Moment hab ich mein Leben lang gewartet!" rief er aufgeregt. "Da, gleich kommt er raus!"
 

Und tatsächlich.

In der Richtung, auf die Kensuke sein elektronisches Helferlein gerichtet hatte, setzte sich ein ganzes Gebäude in Bewegung; Teile davon rückten zur Seite, und schließlich wurde die komplette Wand hochgezogen wie eine simple Jalousie.

Dahinter erwartete sie, ganz, wie Kensuke es vorrausgesagt hatte, Evangelion Einheit Eins, beziehjungsweise wurde der Eva erst zu dieser Stelle hochgefahren.

Insgeheim fragte sich Touji, woher sein NERD-iger kleiner Freund immer diese ganzen Informationen nahm.

Dann aber zog der violette Koloss seine Aufmerksamkeit auf sich, als sich die letzten Sperrbolden von ihm lösten.

"Das ist er!" merkte Kensuke überflüssiger Weise an, während er damit beschäftigt war, durch seine Kamera hindurch Bauklötzchen in die Luft zu staunen.

Der Insasse der humanoiden Kampfmaschine hatte freilich ganz andere Sorgen;

Er hatte noch sehr frisch im Gedächtnis, wie er seinem Feind bei seinem letzten Kampf vollkommen hilflos vor die Füße gestolpert war.

Inzwischen war er zwar trainiert, aber das änderte nichts daran, dass das hier verdammt noch mal ein Kanmpf auf Leben und Tod war, und ihm niemand zur Hilfe kommen würde, falls er versagen sollte.

Und versagen war so ziemlich die einzige Sache, in der er wirklich höllisch gut war.

In seiner Panik klammerte er sich an die paar unterstützenden Worte, welche die Menschen, die ihn in dieses Ding hineingesteckt hatten, mit auf dem Weg gegeben hatte.

"Halt weiter durch, Shinji-kun." hatten sie gesagt.

"Mach es wie im Training." hatten sie gesagt.

Ja, genau, das Training, das Training...

Er glaubte nicht, dass die paar Simulationen gereicht hatten, um einen absoluten Nichtsnutz wie ihn für einen wahren Kampf auszurüsten, aber das Training hatte Befehle enthalten.

Klare Anweisungen, an die er sich klammern konnte, simple Handlungen, die er ausführen konnte.

Er musste nur das rote Dingsbums in der Mitte anwisieren und den Knopf am Abzug betätigen. Der EVA hatte sogar ein computergesteuertes Zielführungssystem.

Er musste nur das Zielobjekt ins Visier nehmen... und abdrücken.

Zielobjekt ins Visier nehmen... und abdrücken.

"Zielobjekt ins Visier nehmen... und abdrücken."

"Zielobjekt ins Visier nehmen... und abdrücken."

"Zielobjekt ins Visier nehmen... und abdrücken."

"Zielobjekt ins Visier nehmen... und abdrücken."

Nachdem er sich die Worte ein paar mal wiederholt hatte, um sich ihrer zu vergewissern, sprang er aus seiner Deckung hervor und richtete seine Waffe von seiner Todesangst beschleuningt direkt auf das rote Monster, und schoss, was das Zeug hielt.

Doch es schien gegen irgendein ungeschriebenes Naturgesetz zu verstoßen, dass Ikari Shinji irgendetwas richtig machen konnte.

"Der Qualm gibt dem Engel Deckung, du Dummkopf!" hörte er Misato über das Intercom schimpfen. Doch Shinji hörte nicht auf. Er wusste doch nicht, was er sonst noch tun könnte. Das war die einzige wirkliche Taktik, die in seinem von Angst gelähmten Hirn abrufbereit zur Verfügung stand.

Er ballerte, ballerte und ballerte, schoss mit Pastronen, deren herabfallende Hülsen groß genug waren, um Autos zu demolieren, sich dessen bedienend, was Videospieler wohl die 'Spray and Pray'-Taktik nennen würden.

Nur... irgendwann war die Waffe leer.

Shinji gab seiner Atmung etwas Zeit, um sich zu normalisieren und blickte mit gemischten Erwartungen auf die Qualmmauer, darauf wartend, dass sie den Blick auf den Engel freilegen würden, damit er sehen konnte, ob das Ding nun besiegt war, oder nicht - doch so lange musste er gar nicht warten.

Mit einem Mal sah er irgendetwas aus dem Rauch hervorschnellen - es sah aus wie eine Art Peitsche, besser gesagt zwei davon, doch sie schienen zu leuchten und hatten bizarre Ähnlichkeit mit Star Wars'schen Lichtschwertern.

Was es auch war, da das Ducken bei einem eher unsportlichen Menschen koordination und eine gewisse Denkleistung brauchte, ließ Shinji sich, oder viel mehr den Evangelion (er musste sich selbst stets daran erinnern, das zu unterscheiden) in einer Art Panikreaktion einfach komplett nach hinten kippen, was ihm vermutlich das Leben rettete - das Gebäude, neben dem er eben noch gestanden hatte, war jetzt sauber halbiert.

Er konnte die Vibrationen spüren, als die obere Hälfte zu Boden krachte.
 

"Der Typ hat schon verloren!" kommentierte Touji, der seinem neuen Mitschüler immer noch keine wirkliche Sympathie entgegen bringen konnte, derweil von seinem Aussichtspunkt. Kensuke, der das ganze etwas anders sah, dh. mehr oder weniger auf Shinji's Seite stand, meinte nur, dass er bestimmt gleich wieder aufstehen werde.

Doch so einfach ging das nicht.

Der Pilot von EVa 01 bekam Misatos Anweisung, sich die Ersatzwaffe zu schnappen so wie deren auuftauchen aus dem nächsten Gebäude überhaupt nicht mehr mit.

Dieses große, gigantische Monster... hatte ihn beinahe getötet.

Und jetzt lag er wieder einmal völlig schutzlos direkt vor den Füßen des Feindes.

Shinjis konnte sich nicht mehr genug zusammenreißen, um die Steuerelemente ordentlich anzufassen. Seine Hände zitterten.

Ach, zum Teufel damit, alles an ihm zitterte.

Selbst Misatos ständige NMachfragen schafften es nicht, zu dem vor Furch gelähmten Jungen durchzudringen.

Die hatten ihn einfach so in ein großes... Dingens gesteckt und von ihm erwartet, das er gegen riesige Monster kämpft mit... Lasermesser... Peitschen... Dingsdas.

So etwas war in seinem Training überhaupt nicht vorgekommen.

Er war völlig hilflos, er konnte ja nicht einmal einen klaren Gedanken fassen.
 

Dementsprechen rührte sich auch EVA 01 keinen Millimeter von der Stelle.

"Heilige Scheiße, der Neue ist ganz schön von der Rolle, seid du ihn verprügelt hast..."

kommentierte Kensuke in einem weiteren Schritt seines perfiden Plans, Touji seine Aktion von heute morgen Reue empfinden zu lassen.

Er hasste es, wenn Kensuke diese Strategie benutze - vor allem, wenn er die Wahrheit sagte. "Ach halt die Klappe!" rief Touji sowohl Kensuke als auch dem kleinen, imaginären Disney-Engelchen auf auf seiner Schulter zu.
 

Shinji war derweil zu nichts anderem fähig, als völlig hilflos zu dem Engel hochzuschauen, der sich über ihm aufbäumte und spielerisch ihre Lichtpeitschen, die von ihren Armen ausgingen, etwas umherschwingen ließ, übermütig wie eine große, fette Katze, die mit ihrer Beute spielte.

........DAS.....IST.....ZU....EINFACH..........

Es folgte eine schwingungartige Schwankung in seinem AT-Feld, dass Shinji nur gerade mal so zurückhalten oder neutralisieren konnte - er konnte mit seinem eigenen noch nicht wirklich umgehen, es war eher so, als ob er irgendetwas im inneren der Bestie darum bitten würde, es für ihn zu regeln, als das er es selbst tat.

Die Botschafterin machte das ihre für kurze Momente geringfügig stärker, es war nicht so, als ob sie das höhere Level langfristig aufrecht erhalten könnte, sondern eher wie eine Art protzen, eine Abart des Spotts, vielleicht seine Variante eines Lachens.

All dies geschah in einem so kurzem Zeitraum, dass Shinji die Empfindungen nicht wirklich verarbeiten oder deuten konnte; Er fühlte sich nur schubartig noch stärker überwältigt und verängstigt, als er es sowieso schon war.

Schließlich setzte die große Jägerin dazu an, ihrer Beute die Quelle des Lebens zu durchtrennen, doch Shinji schaffte es noch in letzter Sekunde zur Seite zu springen, ohne das er selbst eine andere Erklärung dafür finden könnte als einfach nur das Adrenalin oder die übermenschliche Kraft des EVAs.

Doch das störte das wuchtige rote Wesen nicht im Geringsten; Ihr Gegner lief lediglich von ihr Weg, schaffte es nicht mal, sich wieder auf seine lächerlichen Beide zu stellen. Sie begann, dass hier fast schon zu genießen.

Wie hatte ihr Vorgänger nur an diesem verdrehten, unvollständigen Geschöpf scheitern können?

....ZU......LEICHT.....

Shinji wich noch ein weiteres mal äußerst knapp aus, doch es half nichts.

Das Ding folgte ihm immer schneller, zerschredderte die großen Gebäude um ihn herum reihenweise, als wären es nichts als kleine Holzstäbchen.

Schnipp, Schapp, Schnipp, Schnapp...

An einen Gegenangriff war gar nicht erst zu denken.

Er konnte nur noch weglaufen, nur um haaresbreite davon entfernt, sein Leben zu verlieren.

Er schaffte es, sich an eine Front von etwas stabileren Gebäuden zu flüchten und sich auf die Füße zu stellen, musste aber geschockt festellen, dass seine Verfolgerin das Stromkabel durchgehackt hatte.

Die Uhr tickte bereits.

Er hatte noch nicht einmal mehr fünf Minuten, doch bevor er sich irgendeine Taktik oder zumindest weitere Fluchtwege überlegen konnte, hatte der Engel bereits sämtliche Gebäude zwischen sich selbst und ihrem Kontrahenten mühelos zerfetzt und hatte, als Shinji gerade erst realisiert hatte, dass das Ding ihn mit einem ihrer Tentakel am Fuß gepackt hatte, da flog er schon durch die Luft.

.........ZU......EINFACH.......

Ganz recht. Der Engel übte sich, siegessicher weiter mit der Beute spielend, spontan im EVA-Weitwurf und schleuderte Einheit Eins ein mal quer durch die Landschaft.

Er hätte nicht gedacht, dass irgendetwas auf dieser Welt noch in der Lage war, all die abstrusen Dinge die ihm bis jetzt passiert waren, doch das hier war mit Abstand das verrückteste.

Vermutlich hätte er laut gelacht wenn er nicht gerade damit beschäftigt wäre, wie im Spieß zu schreien, weil er gerade MEHRERE METER DURCH DIE LUFT GESCHLEUDERT WURDE.
 

Wie ein Stein schlug EVA 01 auf dem Berg ein, die Wucht des Aufpralls war schlichtweg gewaltig und überflutete das Nervensystem des Jungen mit Schmerz.

"Shinji-kun? Shinji-kun? Ist aklles in Ordnung? Melde dich!"

Es war zwecklos.

Auch Misato sah das ein. "Schadensbericht?"

"-Nichts gravierendes. Er kann es schaffen."

Ja, vielleicht hätte er es noch ohne weiteres geschafft, wenn da nicht dieses eine kleine Detail gewesen wäre.

Genauer gesagt, zwei kleine Details, so ziemlich das erste, dass er bemerkte, nachdem er sich gerade wieder genug aufgeraft hatte, um seinen Kopf anzuheben und seine Umgebung zu betrachten.

Da, direkt zwischen den violetten Fingern des Evangelions, die sie genau so gut hätten zermalmen können, standen sie, vor Angst bebend, zitternd und heulend.

Die beiden von heute Morgen.

Aida Kensuke und Suzuhara Touji.

Der nette Junge mit der Kamera und... der Typ, der ihn verprügelt hatte.

Dessen kleine Schwester durch Shinjis Nutzlosigkeit fast gestorben wäre.

Okay. Jezt konnte sich das Universum wirklich keine irrwitzigeren Zufälle mehr einfallen lassen... Die zwei sahen im Vergleich zu dem Evangelion winzig klein aus, und der schiere gedanke daran, dass er sie mit nur einer falschen Bewegung wie Insekten zerquetscxhen könnte, jagte pures Eis durch seine Adern.

Doch dass war nicht die einzige Gefahr hier: Der Engel ihn eingeholt und brachte auch gleich wieder ihre Lasertentakel zum Einsatz - Normalerweise würde er jetzt wegspringen, aber er konnte es nicht riskieren, diese zwei dabei durch die Luft zu wirbeln oder zu zertrampeln.

Er könnte mit so einer Schuld einfach nicht leben...

Also führte er einen verzweifelten Schritt aus.

Er wusste selbst nicht, wie er darauf gekommen war.

Er konnte den Dingern nicht ausweichen, doch sie waren bis zu einem gewissen Grad fest und nicht immer schneidend... Sie hatten ihn ja auch geworfen.

Nah, wenn er im Nachhinnein ehrlich darüber nachdachte, hatte er in diesem Moment einfach nur instinktiv gehandelt, in einem urtümlichen Drang, das gefährliche Zeug vom Gesicht fernzuhalten.

Es war pures Glück, dass sich seine Hände dabei nicht in geschnetzeltes verwandelt hatten - und jetzt waren sie auf dem Weg zu einer vielversprechenden Karriere als Grillgut.

Denn diese Lichtpeitschen ließen sich nicht ohne weiteres anfassen. Sie waren durch ihre Funktion bedingt sehr Energiereich.

Shinji war, als würde er den Erdkern anfassen oder das Feuer der Hölle;

Und diese Arme waren stark, drückten gegen seine eigenen und verbrannten sie zur selben Zeit. Er konnte nichts weiter tun als dagegen zu halten, hatte nicht die geringste Ahnuing, wie er aus dieser schrecklichen Situation herauskommenm sollte. Der Schmerz, dieser sängende, entsetzliche Schmerz, ließ sich nur mit zusammengebissenen Zähnen aushalten, und das war noch nicht das schlimmste; Jeden Moment könnte er sterben oder sogar jemanden umbringen!

Es war so schrecklich... so furchtbar... Angst, wie er sie in seinem ganzen Leben noch nicht gekannt hatte.... Was sollte er tun, was sollte er tun, was sollte er nur tun...
 

"Warum steht er nicht auf und wehrt sicht?"

"Weil wir hier sind! Kapierst du es immer noch nicht?" rief Kensuke, der es angesichts ihrer lebensbedrohlichen Lage die subtilen Methoden aufgegeben hatte und nun zum Klartext überging: "...Er kann sich gar nicht richtig bewegen, weil er uns sonst platt machen würde! Ich glaube, er versucht uns zu beschützen!"
 

Dann öffneten sich die Himmel und hervor kam als rettendes Licht Misato's Stimme durch das Interkom. Sie hatte das einfach nicht mehr mit ansehen können und der Druck der Situation hatte eine kreative Lösung aus ihr herausgepresst: "Los, Schnell, du musst die beiden ins Cockpit lassen!"

"Captain Katsuragi! Denken Sie wirklich, das Zivilisten so ohne weiteres im Entry Plug erlaubt sind?" protestierte Ritsuko.

"Ich werde es erlauben."

"Sind Sioe sich sicher, dass Sie da nicht ihre Kompetenzen überschreiten?"

"Wir tun es."
 

Und so präsentierte sich den beiden Jungen die Rettung in form einer Strickleiter und einer Stimme über das Intercom, die sie anwies, schnell einzusteigen - Ein Befehl, den man keinem vernünftigen Menschen hätte zweimal erteilen müssen.

Was die zwei jedoch innerhalb des Entryplugs vorfanden, war nicht exakt das, was sie dort erwartet hatten.

"I-Ist das Wasser? M-Meine Kamera! Meine Kamera!"

Die beiden merkten recht schnell, dass dies kein Wasser war, schon allein, weil sie es atmen konnten. Etwas weiter unten angekommen baute sich vor ihnen das - nun etwas wackelige - Interface auf, dass ihnen das Monstrum aus einer unkomfortablen Nähe zeigte.

Und noch etwas weiter unten fanden sie den neuen vor, auf einer Art metallischem Gestell, in einem seltsamen, hautengen Kleidungsstück, mit zusammengebissenen Zähnen und Zeichen großer Anstrengung in seinem Gesicht.

Es gab erstaunlich wenig Steuerlemente in dem Cockpit, dafür schien diese Flüssigkeit langsam aber sicher in Bewegung zu kommen...
 

"Wir haben absormale Synapsenwerte!"

"Kein Wunder, es sind ja auch zwei fremde Personen in der Matrix und wir können ihre Nervenimpulse nun mal nicht abschirmen..."
 

Shinji konnte den Schmerz langsam nicht mehr länger ertragen, die Batterien würden bald leer sein, und die Panzerungen an den Händen des Evangelion schmolzen eine nach der anderen durch wie Butter in der Sonne.

Das hier musste enden.

Sofort.

Jetzt waren die beiden hier... jetzt durfte er nicht versagen.

In seiner Verzweiflung riss Shinji den Engel näher zu sich heran, um sie dann an den eigenen Armen unter Gebrauch der rauen Stärke des Evangelion fortzuschleudern.

"Gut gemacht! Jetzt zieh dich zurück!" befahl Misato.

Doch der Befehl kam wieder einmal nicht beim Empfänger an.

Zögerlich erhob sich Einheit Eins vom Boden.

Von den Panzeruingen an den Händen war nichts mehr üblich, und was darunter zum Vorschein kam, hatte absurde Ähnlichkeit mit völlig normalen, menschlichen Händen, inklusive Nägel...

Mit stark verbrannten menschlichen Händen.

Während Kensuke noch um seine Kamera wehklagte, erinnerte Touji seinen neuen Mitschüler daran, dass er Befehl zum Rückzug hatte, doch selbst er drang nicht mehr zu ihm durch.

Shinji hätte wohl selbst nicht sagen können, was in diesem Moment mit ihm durch ging. Die tickende Uhr, die Angst, nein, die eisigkalte Gewissheit, dass ein Nichtnutz wie er es niemals rechtzeitig an einen sicheren Ort schaffen würde,dass er es einfach nicht schaffen würde, die zwei zu retten, und dass man ihm wieder die Schuld geben würde, die undenkbare Vorstellung, diesem Ding zum fliehen den Rücken zukehren zu müssen, die Schmerzen, die noch in seinen Handflächen brannten, der Drang, dieses Beiden zu beweisen, dass er doch kein schlechter Mensch war, oder einfach nur der blanke Horror, den jede weitere Sekunde in diesem Ding für ihn darstellte.

Er wusste nur, dass er wollte, dass diese schreckliche Situation endlich aufhörte.

Es sollte aufhören!

Er wollte hier raus!

Wieder klammerte er sich an eine simple Phrase, diesmal an eine, die ihm schon mal geholfen hatte.

"Ich darf nicht weglaufen, ich darf nicht weglaufen, ich darf nicht weglaufen, ichdarfnichtweglaufen, ichdarfnichtweglaufen, ichdarfnichtweglaufenichdarfnichtweglaufenichdarfnichtweglaufen..."

Er aktivierte das Prog-Messer.

Und dann konnten ihn weder Befehle, noch Appelle an seine Vernunft noch aufhalten.

Shinji stieß einen entsetzlichen Kampfschrei aus, als habe er ein Stück seiner sündigen Seele aus seinem Mund heraus direkt zu den Himmeln gelassen und stürmte wie ein Berserker auf den Engel zu, ließ sich mit den Messer in der Hand und Tränen aus purer Angst in den Augen den Berg herrabrutschen ,rannte, weil er zu viel Angst hatte, um stehen zu bleiben, sein Messer tief in den Energiekern des Engels treibend.

Die Lichtpeitschen des Engels durchbohrten den Bauch des Evangelions und zerfetzten, was auch immer sich darin befand.

Die Schmerzen waren so intensiv, das Shinji die Luft zum schreien Weg blieb.

Er hatte versagt.

Doch er durfte jetzt nicht versagen, konnte es sich nicht leisten, zu versagen... Nicht, jetzt, nicht so...

Die Uhr tickte, verdammt, ihm blieben nur noch bloße Sekunden.

Funken sprühten, der Kern splitterte, aber es war noch nicht genug.

Er konnte es sich nicht erlauben, jetzt einfach zusammen zu sacken, also versuchte er, seinen schmerz ihrgendwie in den Kampf hinein zu Kanalisieren, drückte mit beiden Händen auf eines der Schiebe-Steuerelemente, drückte mit jeder Faser seines Wesens gegen dieses Messer, während der Evangelion, das Interface und sein eigener Körper und ihn herum auseinander zu fallen schienen.
 

Und dann war es vorbei.

Aus.

Das Interface verschwand, die drei Jungen in der Dunkelheit des Entrypluigs zurück lassend.

Der fünfte Engel was besiegt.

Zerplatzt, wie ihr Vorgänger. Nur die nun verhärteten Lichtpeitschen, die immernoch im Leib des Evangelions standen, waren noch übrig.

Wieder hinterließ das herabregnende Blut einen Regenbogen, und bald gesellte sich auch echter Regen hinzu.

Doch dessen Geräuschje drangen gar nicht erst ins innere des Entryplugs vor.

Da drin war es vollkommen still - bis auf Ikari Shinjis haltloses wimmern und heulen.

Seine Klagen nahmen kein Ende, das Gesicht rötete sich unterhalb der stetig herabfließenmden Tränen und des begleitenden Rotzes, das mitleiderregene, widerliche Bild eines vollkommen zerschlagenen Menschen.

Er konnte einfach nicht damit aufhören - und Touji konntze nicht länger leugnen, dass er Unrecht getan hatte.
 

---
 

"Vergessen wir mal Shinji-kun oder Captain Katsuragi... Was haben sich diese beiden Jungs eigentlich gedacht...?"

"Wahrscheinlich gar nichts, Maya. Die sind jetzt mitten in der Pubertät." kommentierte Ritsuko, ihre Zigarette am Rand des Aschenbecher ausdrückend und noch einen Blick auf die Diagramme und Zahlenwerte auf den Papieren in ihrer anderen Hand werfend.

"...Was aber interessant ist, ist das die zwei ganz ohne irgendwelche Anschlüsse in der Lage waren, so viele Interferenzen zu machen - und das Shinji-kun trotzdem in der Lage war, den EVA danach zu steuern... Die zwei könnten durchaus die vielversprechendsten unter den Kandidaten sein..."

"Welche Kandidaten...Für was?"

"Für gar nichts, vergiss es. Mach am besten mit der Schadensevaluation weiter..."
 

---
 

Ein üblicher Tag in der Klasse II-A.

Die Jungs machten quatsch, die Mädchen quatschten, Rei starrte aus dem Fenster, wo es ausnahmweise auch etwas zu sehen gab - nämlich übelstes, graues Regenwetter - und Kensuke war mal wieder mit irgendwelchen schrägen Sachen beschäftigt, genauer gesagt der Erstellung eines Computer-3-D-Modells des jüngsten himmlischen Angreifers.

Nur eine Sache schien irgendwie falsch zu sein...

Ja. Genau.

Unter den albernen Jungs fehlte ihr anerkannter Kriegshäuptling in der Schlacht gegen die Ordnung stiftenden Mächte der Klassensprecherin - Suzuhara Touji.

Es war nicht so, als ob er wieder in der Schule fehlen würde, nein, er saß an seinem Platz - und hing schon seiod mehreren Tagen zumeist deprimiert über seiner Bank.

"...Jetzt ist es schon drei Tage her..."

"Seid man uns durchgekaut und wieder ausgespuckt hat?" hatte Kensuke anzubieten.

"Nein... Seid der Neue aufgehört hat, zur Schule zu kommen..."

"Manoman, du bist ganz schön stur. Wenn du dich gleich entschuldigt hättest, hättest du dir drei Tage Trübsal blasen ersparen können."

Toujis Laune war anscheinend so mies, dass ihm darauf nicht einmal eine freche Antwort einfiel.

Sein Freund tippte noch etwas an seinem Computer herum und kritzeltze etwas auf ein Papier.

"Da. Das ist die Nummer des Neuen. Ruf ihn doch an."
 

---
 

Tatsächlich nahm Touji das Papier an und zog sich in den Flur zurück, wo zufällig in relativer Nähe zum Klassenzimmer ein Telefon stand.

Die Nummer immer wieder auf dem Papier überprüfend tippte er die ersten Ziffern ein... und kam bei der letzten ins stocken.

Große Töne spucken konnte er, kein Zweifel aber so eine Entschuldigung...

Er wusste nicht, ob er so was richtig ausdrücken konnte.

Nein, noch hatte Kensuke ihn nicht weichgeklopft.

Noch war er selbst einfach... nicht bereit.
 

So geschah es, das Shinjis neues Handy auch weiterhin vollkommen unbenutzt blieb.
 

________________________________________________

(1) Ich habe mich bezüglich des Titels doch noch umentschieden

(2) Ich gehe hier bei der Nummerierung ZUNÄCHST nach Rebuild, werde aber auch extrakanonische Engel, und Engel aus der Serie, die nicht in Rebuild waren (Leliel!), und auch zwei Eigenkreation verwenden werde. Schamschel ist hier Nr. 5, weil ich nicht auf Mari vs. Tunnel-Engel verzichten wollte. *sich Namen für die (noch) unbenannten Rebuild-Engel organisieren muss* Wie ihr sieht habe ich das Rebuild-Design von Shamshel benutzt, weil es einfach gruseliger aussieht. Rechnet auch mit Rebuild!Sahquiel und Rebuild!Ramiel. Bardiel ist mir jedoch als weißes Schleim-Zeug lieber als als blaues Heftklammer-Dingens.

Dies ist keine Aussage darüber, wer diesesmal den schwarzen Peter, uh... Evangelion ziehen wird. Da müsst ihr euch schon überraschen lassen. *Böse kichernd Hände reib* *Münze zück* Okay... Zahl ist Touji und Kopf ist Asuka...

(3) Der Designer von Shamshel stellte sie sich seiner Aussage nach weiblich vor, so seltsam es auch klingt - allerdings wusste ich das zu der Zeit, als ich das gechrieben hatte nicht und habe es erst vor kurzem nachträglich korrigiert - sollten irgendwo noch übrige falsche Pronomen sein, sagt es mir.

(4) Entschuldigt bitte vielmals die lange Wartezeit. Ich verspreche, dass die in Zukunft kürzer wird. Freut euch schon auf Kapitel 05: [So Close]


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Diclonius01
2010-10-20T15:41:54+00:00 20.10.2010 17:41
Tolles Kapi!

Grüße, Diclonius 01.

P.S. Yes, entlaufenes Versuchsobjekt is back!
Von:  Magnus
2010-10-19T05:14:11+00:00 19.10.2010 07:14
Bin mal wieder begeister von dem Kapitel.

mfg Magnus


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