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Children of the Prophecy

Die Kinder der Prophezeihung
von

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00: [Da Capo]


 

Oh I am growing tired

Of allowing you to steal

Everything I have

You're making me feel

Like I was born to service you

But I am growing by the hour

You left us far behind

So we all discard our souls

And blaze through your skies

So unafraid to die

'Cause I was born to destroy you

And I am growing by the hour

And getting strong in every way

- Muse, 'Hate this and I'll love you'
 

Man wunderte sich längst nicht mehr über die Musik, die hin und wieder aus dem geräumigen Einfamilienhaus kam;

Jeden Tag, wenn auch nicht immer um die selbe Zeit, spielte dort irgendwer für mindestens eine halbe Stunde lang auf einem westlichen Cello.

Das Haus war groß genug, es gehörte schließlich einem Mann, der seine Brötchen damit verdiente, den Kindern reicher Eltern Privatunterricht zu geben; Beim Nachbarhaus hörte man das Cello nur noch im Garten, und auch nur, wenn man genau hin hörte. Und die Bewohner des Nachbarhauses saßen auch nicht immer dann zufällig im Garten, wenn das Cello zu hören war.

Am Meisten hörte man es, wenn man sich zum fraglichen Zeitpunkt auf dem Bürgersteig vor dem Haus befand, wenn irgendein altes Großmütterchen mit ihrer Gehhilfe dort vorbeitrottete. Solch eine alte Dame würde sich dabei freilich nichts denken als 'Oh, da ist wieder das Cello', vorrausgesetzt, dass sie schon lange genug in diesem kleinen, zwischen die eckigen Berge Japans geworfenem Dörfchen, um das Instrument schon zuvor einmal gehört zu haben; Das Spiel des Streichinstruments war schon seid vielen Jahre zu hören und wenn sich irgendjemand die Mühe gemacht hätte, regelmäßig zuzuhören, hätte er bemerkt, das sich der Spieler zunehmend verbessert hatte.

Aber natürlich hatte niemand Zeit für den Klang eines Instruments, das zufällig aus dem Haus einer Lehrkraft herrauskam. 'Vielleicht bekommt ja eines dieser reichen Kinder gerade Cellostunden' würden einige vielleicht denken, und auch nur, wenn sie wussten, dass das Haus einem Lehrer gehörte, und in der Lage waren, ein Cello als solches zu identifizieren.

Und das waren nicht ausgesprochen viele; In dieser hektischen, problemreichen Zeit hatten die meisten Leute ihre eigenen Sorgen und weitaus besseres mit ihrer Zeit zu tun, als irgendwelcher mittelmäßiger Cellomusik zuzuhören, selbst in einem kleinen Ort wie diesem, den die schier apokalyptische Katastrophe des Second Impact allerhöchstens gestreift hatte.

Hin und wieder fragte mal einer, ein kleines Kind, ein interessierter Fremde.
 

"Ich... ich weiß nicht."

"Da... da wohnt doch so ein Privatlehrer, oder?"

"Ich glaube schon, ja."

"Oh, ja... Mein Mann hat einen Freund der einen Freund hat, der ihn kennt... Das muss dieses Kind sein..."

"Was denn für ein Kind? Ich wusste nicht, das er ein Kind hat..."

"Es ist nicht seins. Es ist das von irgendeinem stinkend reichen Regierungsbeamten, der es zu ihm in Pflege gegeben hat..."

"Beamter..? Ich dachte, es sei ein Wissenschaftler gewesen..."

"War er nicht beim Militär?"

"Wieso passt der Typ nicht selbst auf seinen Sohn auf...? Ein echter Rabenvater..."

"...aber... der Junge muss doch eine Mutter haben. Warum kümmert die sich denn nicht um das Kind?"

"Das dürfte schwer werden, soweit ich weiß ist sie schon lange tot..."

"Sie ist tot? Was ist denn passiert?"

"Ich weiß es nicht... aber..."

"Was?"

"Es gibt da so ein verrücktes Gerücht... angeblich soll dieser Rabenvater seine eigene Frau als Versuchskaninchen benutzt haben..."

"Was...? Er hat sie selbst umgebracht und dann auch noch das Kind abgeschoben... so ein Bastard..."
 

Von dem Kind dieses angeblichen Beamten/Wissenschaftlers/Bastards bekam die Bevölkerung abgesehen von der Cellomusik freilich ziemlich wenig mit. Sein Lehrer unterrichtete ihn zuhause, dazu war er ja Lehrer und bekam vermutlich auch sein Gehalt gezahlt.

Und selbst wenn einer der Anwohner ihn erwischt hätte, wie er in einen Lebensmittelladen ging oder so etwas, die Augen dieser recht beschäftigten, recht in Eile befindlichen Menschen würden sicherlich nicht an ihm hängen bleiben; Er hatte nichts an sich, das ihn als den mysteriösen Cellisten aus der Nachbarschaft zu erkennen gegeben hätte.

Er war ein unscheinbarer Junge der meist in simplen, lockeren Hosen und noch simpleren T-Shirts rumlief, mal in weiß, mal in blau, nichts was sonderlich hervorstach. Er war keine beeindruckende Figur, weder besonders groß noch besonders klein, nicht fett, aber auch nicht muskulös, mit stinknormalen, dunkelbraunen Haaren in Form eines stinknormalen Haarschnitts.

Das einzige an ihm, das vielleicht einen Blick wert gewesen wäre, waren seine Augen.

Sie präsentierten sich der Welt in einem tiefen, reinen dunklem Blau, dass man in Japan sonst fast nur bei Einwanderern zu sehen bekam, blau, wie es die Ozeane vor dem Second Impact waren, als sie noch Leben enthielten, über das wir weniger wussten als über die Tiefen des Weltalls; Blau wie der Himmel, wie das, was vom irdischen, diesseitigen getrennt war.

Aber natürlich sah ihn niemand wegen seiner Augen an. Um seine Augenfarbe zu erkennen, hätte man sich sein Gesicht genau ansehen müssen, und wie gesagt, er hatte nicht viel an sich, das dazu motivieren würde.

Alle waren damit beschäftigt, über die Wiederherstellung der Ozeane zu reden, über die unverantwortliche Ausgabe von Regierungsgeldern, über diese eigenartige Mordserie in der neuen Hauptstadt Tokyo-3, von der niemand so recht wusste, warum sie denn jetzt die Hauptstadt werden sollte, wenn man doch schon Tokyo-2 hatte, oder wieso die dort so unheimlich viel Geld für Verbunkerungsanlagen ausgaben, sodass niemand von einem unauffälligen Jungen mit blauen Augen notiz nahm, wenn dieser etwas kaufen ging oder irgendeine Veranstaltung besuchte (was er sowieso nur tat, wenn sein Lehrer es ihm sagte) oder einfach mal die Post holte.

Die Post holen... das war es auch gewesen, was er an diesem Tag hatte tun sollen. Die Post holen und sie auf den Tisch legen, damit sein Lehrer sie später lesen konnte. Sein Lehrer las die Post - Die ganze Post.

Dem Jungen schrieb nie jemand einen Brief, weder sein Wissenschaftler-Vater noch irgendjemand anders. Wie sollte ihm auch jemand schreiben, es wusste doch kaum einer, das er überhaupt hier war.

Niemand hatte ihm je einen Brief geschrieben.

Bis jetzt.

Bis zu dem Tag, an dem dem sich diese Tatsache, wie so unendlich viele andere Sachen für immer veränderte... An dem Tag, an dem sein Leben eine Wendung um 180 Grad nahm.

Der Tag, an dem er den Briefkasten öffnete, und die zwei Worte las, auf die irgendein Teil von ihm immernoch vergeblich gewartet hatte, obwohl sein Verstand längst begriffen hatte, dass es vergeblich war.

An diesem Tag fand er, an sich adressiert, die Worte

"Komm her."


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 



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