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Schokokugeln und Satelliten

Kapitel 3
 

Schoko und Fernsehen
 


 

Thomas T. Klivebacker war nicht der Mann, der er zu sein schien. Seine mehr als unauffällige Fassade machte es beinahe unmöglich, sein eigentliches Wesen dahinter zu erkennen. Denn so unschuldig und, mit Frauenaugen gesehen "süß" er auch schien, so skrupellos und verschlagen war er. Ja, er war einer der Männer, die auf ihren eigenen Vorteil bedacht waren.

Man musste sich auch nicht fragen was für Männer wie ihn das Wichtigste war. Es waren ganz klar die drei Klassiker unter den Top Ten der meistgewollten Attribute des durchschnittlichen, männlichen Arschloches.

Geld, Macht, Frauen.

Und zwar in genau dieser Reihenfolge. Unveränderbar. Natürlich war es oft ärgerlich, dass, um die ersten Drei der Top Ten erreichen zu können, es mit Arbeit verbunden war. Und in diesem Falle hatte er sich bei Gott nicht ausmalen können, in wie viel Arbeit es ausgeartet ist.

Nun war er aber schon mal so weit gekommen, da wollte er auch weitermachen.
 

Er stellte seine Tasche auf den mit Teppich ausgelegten Flur und schaute sich kurz um. Alles war recht spartanisch eingerichtet, aber es genügte zumindest vorläufig seinen Ansprüchen.

T. Klivebacker, wie es auf seinen Visitenkarten stand, öffnete erst mal ein Fenster um ein bisschen frische Luft in den stickigen Raum zu lassen und hievte dann seine Tasche auf den Tisch im Wohnzimmer. Hier hatte er drei Steckdosen, einen Fernsehanschluß und die Anschlüsse für Telefon und Internet. Also alles perfekt. Nach und nach räumte er nun seine Tasche aus. Doch statt Kleidung oder Hygieneartikel fanden diverse Elektrogeräte ihren Weg auf den gläsernen Couchtisch.

Kameras, eine größere, mehrere, die man als winzig bezeichnen konnte, Wanzen, EMF`s und andere Dinge.

Eine Menge Kabel, einen Laptop, noch einen Laptop und dann noch einen.

Er musste schmunzeln. Irgendwie erinnerte ihn die Situation an eine Ex Freundin, die während eines gemeinsamen Urlaubs unfassbar viele Schuhe aus einer winzigen Tasche zauberte.

Nachdem er alles ausgeräumt hatte, schupste er die Tasche vom Tisch und setzte sich.

Aus seiner Hemdtasche kramte er eine Schachtel Zigaretten und steckte sich eine zwischen die vollen Lippen, mit denen er schon so manche Frau betört hatte, aber er zündetet sie noch nicht an.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen…
 


 

***
 


 

Japanisches Fernsehen. Mattie konnte kaum beschreiben, wie sie es empfand. Es war bunt, laut, und irgendwie...nun ja...sie wußte, dass billig wohl ein schlimmer Ausdruck war und da sie niemanden beleidigen wollte, verbannte sie den Ausdruck aus ihren Gedanken. Oh...zu spät. Er war ihr schon gekommen, ehe sie was dagegen tun konnte. Sie wusste zwar, dass sie mit ihrem Receiver auch amerikanische Programme empfangen konnte, aber ihr ging es da wie fast allen Frauen. Die Sache, die man(n) über Frauen und Technik sagte, war nicht ganz so falsch und wenn man bedachte, in was für einer Branche sie arbeitete, war es gleichzeitig peinlich. Ja, sie war in der Lage die winzigsten Microchips zu programmieren und so viel Information wie Möglich darauf zu hinterlegen.....aber einen Receiver bedienen? Bitte...das war ja nun auch weitaus komplizierter.

Verärgert suchte sie nach der Bedienungsanleitung und drückte wahllos Knöpfe auf der Fernbedienung, schaute auf den Bildschirm, zuckte mit den Schultern und drückte wieder Knöpfe. Sie fluchte leise, hatte dann so einen Balken, der anzeigte, wie gut das Signal übertragen wurde und einen Balken der die Satelliten anzeigte.

Ok, so weit so gut. Sie griff hinter sich, um einen der Schokokugeln in den Mund zu schieben, die sie für einen Fernsehabend auf den Tisch gestellte hatte und war gerade im Begriff, sich die elementare Frage zu stellen, welcher der in der Umlaufbahn fliegenden Satelliten sie wohl anfunken musste, als ihr Handy sie aus den Gedanken riss. Schnaufend stand sie auf und....
 

***
 

...er wunderte sich. Warum hatte er den Fernseher verstellt? Ryuzaki kratze sich am Hinterkopf und stellte wieder fest, dass eine Dusche nicht die schlechteste Idee wäre.

»Memo an mich selbst. Duschen.«

Vielleicht hatte er einen anderen Satelliten gesucht. Hatte er? Erinnern konnte er sich nicht, aber es machte den Eindruck. Er hockte sich vor den Fernseher, suchte sich den passenden Satelliten und lächelte zufrieden als er einen Cartoon über den Bildschirm flimmern sah.

Er zog die Beine an und schlang die dünnen Arme um die schon fast knochigen Knie.

Sein Blick fiel auf die Schokokugeln.

Hätte er sich an den Vorfall mit dem Kaffee erinnert, was er nicht tat, wäre er vielleicht nicht in der Lage gewesen, zu tun, was er nun tat. Sich nämlich eine einfach zu nehmen.

Hätte man ihn nun so sehen können, so hätte jemand, der ihn kannte, gesehen, was man immer sah, wenn man ihn betrachtete.

Einen etwas wirr aussehenden jungen Mann, vor dem Fernseher hockend, etwas essend und ein wenig Geistes abwesend dabei dreinschauend.

Wieder einmal.......
 

***
 

........hatte sie sich mit ihrer Mutter aus einander zu setzten.

"Ich weiß, dass ich anrufen wollte, aber ich hatte es einfach vergessen."

Mattie marschierte ins Wohnzimmer und ließ sich auf den gemütlichen Sessel fallen. Sie selbst hätte sich so ein Model wahrscheinlich nicht ausgesucht, aber es war ein erstaunlich bequemes Teil. Mattie wollte gerade die Beine über die Armlehne rechts legen, als sie innehielt.

"Das gibs ja nicht!"

"Was denn?"

"Mom, der Fernseher hat sich von alleine eingestellt. Ich habe gerade ne Stunde versucht einen Sender zu finden und nun läuft alles einwandfrei."

"Das sind die japanischen Sachen. Die haben alle Selbstsuchlauf."

"Ach, du bist auch so ein Selbstsuchlauf,", stöhnte Mattie und nahm sich eine der Schokokugeln. Umständlich packte sie diese aus, mit einer Hand, da sie mit der anderen Hand das Handy hielt und steckte sie in den Mund.

Sie würgte...streckte die Zunge aus dem Hals und spuckte das Schokoteilchen in Krümeln zerkaut wieder in ihre hohle Hand.

Der Geschmack war fürchterlich. Das heißt,. so konnte man es eigentlich nicht mal sagen. Es hatte kein Geschmack. Es schmeckte schlichtweg nach Sand.

Sie schob die Zunge über ihre Vorderen Schneidezähne um den Geschmack daran ab zu streifen.

"Wat isch schurchwar. krecklich!"

Es schmeckte, als habe jemand den ganzen Geschmack aus der Schokokugel gesaugt.

Mattie hatte das Handy auf den Tisch geworfen und stand nun auf. "Isch geh mir mal die Schähne Putschen.", rief sie ins Handy und.....
 

***
 

...Ryuzaki blickte auf den Tisch. Neugierig beugte er sich über das glänzende, schwarze Handy. Da war jemand dran.

Wann hatte er telefoniert? Hatte er den Anrufer einfach vergessen. Wie unglaublich unhöflich von ihm!

"Entschuldigung. Ich war in Gedanken.", sagte er und fügte hinzu.

"Wo waren wir stehen geblieben?"
 

***

Anna Holmes stockte. ,

"Ähm, ich wollte meine Tochter sprechen. Ich wusste gar nicht, dass sie Besuch hat."

Insgeheim grinste sie. War das nicht eine männliche Stimme?

"Aber ich wollte auch nicht stören. Ich rufe sie einfach später zurück. Und einen wunderschööönen Abend noch.", trällerte sie.
 

Ryuzaki starrte das Telefon an und nahm war, dass der andere Teilnehmer aufgelegt hatte.

Die hatte sich offensichtlich verwählt.

Er legte das Handy wieder auf den Tisch und als Mattie, mit minzfrischen Atem ins Wohnzimmer zurück kam, hatte ihre Mutter aufgelegt.

Gut so, dann brauchte sie sich heute nicht weiter mit ihr auseinander setzen.
 

Sie ließ sich wieder in ihren Sessel fallen. Für den heutigen Abend hatte sie genug von Schokokugeln, die nach Sand schmeckten.

Und ohne, dass beide es ahnten, weder Ryuzaki noch Mattie, hatten sie einen gemeinsamen, ruhigen Fernsehabend.



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