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Licht und Dunkelheit

Dort wo das Böse lauert
von

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Sitzung des Vampirrates

Der Tag fing super an. Als ich aufstand, wurde ich sofort von Vorfreude überflutet. Ich raste ins Bad um mich fertig zu machen. Ich war gerade dabei mir die Haare zu kämmen, als es an der Tür klingelte. Ich hörte Stimmen, die eine war die meiner Mutter und die andere konnte ich noch nicht zuordnen.

„Rosalie. Du hast Besuch! Beeil dich!“

„Wer ist es denn?“, rief ich während ich die Treppen runter lief. Noch bevor ich die letzte Treppe heruntergestiegen war sah ich ihn. Erschrocken und irgendwie erleichtert hielt ich in meiner Bewegung inne. Nick stand im Türrahmen und grinste mir entgegen.

„Was machst du denn hier?“

„Begleitschutz sozusagen.“

Verwirrt guckte ich ihn an. Bis es mir dämmerte.

„Ach so!“

Ich stopfte mir noch schnell ein Toast in den Mund und ging dann mit nach draußen.

„Begleitschutz? Wegen der Italiener?“

„Ja natürlich, was dachtest du denn?“

„Warum hast du mir das nicht schon gestern gesagt?“

„Vergessen.“

Schweigend liefen wir weiter.

„Können wir nicht fliegen? Ich habe keine Lust zu laufen.“

„Muss das sein?“

„Bitte!“

Ich verzog den Mund und schaute ihn traurig an.

„Na gut.“

Wir liefen um die nächste Hausecke und vergewisserten uns das uns auch niemand sah. Dann kletterte ich auf seinen Rücken und schon flogen wir los. Der Wind war kälter als sonst immer und peitschte mir ins Gesicht. Trotz des Windes genoss ich die neu gewonnene Freiheit. Wenn ich auf Nick’s Rücken saß und die Sonne genießen konnte, war ich, Ich-Selbst.

„Danke!“

„Kein Problem. Aber nicht das, das jetzt zur Gewohnheit wird. Ich kann nicht immer mit dir fliegen, vor allem in nächster Zeit nicht. Wenn ich fliege, kann ich mich nicht verteidigen. Und Verteidigung wird bald das wichtigste überhaupt sein. Ach, was ich noch sagen wollte, es wäre besser wenn du die nächste Zeit bei mir wohnen würdest.“

„Okay.“

Erst begriff ich die Worte, die er gesagt hatte nicht. Als er dann aber seltsam ruhig wurde realisierte ich seine Worte.

„Was?!“

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, so als ob er auf genau diese Reaktion gewartet hatte.

„Wenn die Italiener kommen, ist auch deine Mutter in Gefahr. Ich will nicht noch mehr mit reinziehen. Vor allem deine Mutter nicht.“

„Wie willst du sie davon überzeugen?“

„Wieso ich? Es ist doch deine Mutter!“

„Aber du willst doch, dass ich zu dir ziehe. Also sagst du’s auch meiner Mutter.“

„Na schön, dann zusammen.“

„Wollen wir ihr die Wahrheit sagen?“

„Was willst du ihr denn sagen? »Hey Mom, ich ziehe kurz zu Nick, mich greift eine Horde Vampire aus Italien an«!?“

„Stimmt, dumme Idee. Was dann?“

„Ich überlege mir noch was. Wir müssen erstmal zur Schule.“ „Stimmt. Was sagen Geg und Oli dazu, dass ich mitgehe?“

„Keine Ahnung. Ich werde es ihnen erst später in der Pause sagen.“ „Oh je!“

„Was ist?“

„Hast du Oli’s Gesicht vergessen, als er erfahren hat, das ich über euch bescheid weiß? Ich dachte er springt mir jeden Moment an die Gurgel.“

„Er wird sich zu beherrschen wissen.“

„Meinst du?“

„Ja.“

Wir landeten an unserem typischen Platz hinter der Turnhalle.

„War Ashley schon bei dir?“

Er schaute mich verwirrt an.

„Nein, nicht das ich wüsste. Warum?“

„Och, ich dachte nur.“

„Wollte sie zu mir? Wann denn?“

„Ähm am Freitag, glaub ich.“

„Und warum?“

„Ich weiß nicht genau. Sie hat sich ziemliche Sorgen gemacht, als du weg warst.“

„Oh.“

Inzwischen waren wir im Klassenzimmer angelangt. Gott sei dank hatten sich die meisten daran gewöhnt, dass Nick und ich jetzt immer zusammen kamen. Wir setzten uns an unseren Platz. Ashley war noch nicht da und darüber war Nick froh, das sah man ihm an. Kurz vor dem Klingeln kam sie aber doch.

„Wo warst du denn so lange?“

„Äh heute hab ich mal verpennt.“

„Gut dann bin ich wenigstens nicht die Einzigste.“

Die ersten Stunden verflogen zu schnell, wahrscheinlich weil ich ein unangenehmes Gespräch vor mir hatte. Als wir in der Cafeteria ankamen, war Geg schon an unserem Platz.

„Hey Geg.“

„Hi Rose, Nick.“

Er nickte uns nur kurz zu ohne von seinem Essen aufzuschauen. Wir setzten uns zu ihm.

„Sag mal Nick wegen morgen bzw. heute, sie haben vor früher zu kommen.“

„Was?“

„Adam hat vor zwei Stunden früher zu kommen.“

„Warum das denn auf einmal?“

„Er sagt, dass wir dann mehr Zeit zum planen haben. Das reicht ihm als Grund.“

„Er verkompliziert die Sache nur. Ich kümmere mich später darum.“ Ich schaute die Beiden an. Geg sah verwirrt aus, offenbar verstand er den Grund nicht, warum Nick die zwei Stunden früher kommen nicht gefielen. Ich schon – wegen mir. Nick sah verärgert aus. Ich wollte aber unbedingt mit zu dem Treffen, deshalb ließ ich es bleiben, ihm vorzuschlagen, die zwei Stunden doch in Anspruch zu nehmen. Geg schien aber langsam zu kapieren.

„Sag mal, nimmst du sie mit?“

Er deutete mit dem Finger auf mich. Vielleicht schaute ich etwas seltsam und es fiel ihm deshalb auf.

„Ja, das habe ich vor.“

Hinter uns ertönte ein lautes Krachen. Wir drehten uns um. Natürlich war Oli da. Er schaute mich böse an.

„Wie kannst du sie nur mitnehmen?! Du weißt doch wie Ad ist, er bringt sie glatt um! Außerdem hat sie doch…“

„Oliver halt die Klappe! Ich habe mir das wirklich sehr, sehr, sehr gut überlegt. Ich weiß was ich tue. Du glaubst doch nicht wirklich, sie würden sie angreifen, wenn ich sage dass sie zu mir gehört?! Lass mich nur machen!“

Ich hatte Oli noch nie so gesehen. Er sah ängstlich und zugleich auch wütend aus. Er funkelte mich aus den Augenwinkeln heraus an. Ich hätte mir denken können, dass er so reagiert. Was hatte ich erwartet? Das er mir freudig um den Hals fiel und sagte wie schön er das fand? Sicher nicht. Schnell schaute er noch mal zu Geg, drehte sich um und verschwand. Ich hatte sofort ein schlechtes Gewissen. Nick stand auf. „Ich komm gleich wieder.“

Er ging durch die Cafeteria und verschwand dort, wo auch Oli raus gegangen war. Jetzt war ich mit Geg allein. Ich traute mich nicht ihn richtig anzusehen, ich erwartete genauso eine Reaktion, wie die von Oli. Als ich dennoch aufblickte sah ich, wie er mich angrinste.

„Was ist?“

„Ich habe Nick schon lange nicht mehr so erlebt wie gerade eben. Was läuft da zwischen euch?“

„Nichts!“

„Ja klar! Das merke ich. Er lässt sich auf viel Ärger ein, wenn er dich mitnimmt und das macht er bestimmt nicht aus einer Laune heraus!“ Ich starrte ihn verwirrt an. Warum sagte er mir das? Wollte der mich etwa verschaukeln? Ich merkte, dass mein Mund offen stand und klappte ihn zu. Dann startete ich einen Themenwechsel:

„Was meinte Nick damit als er sagte, dass er es für unmöglich hält, dass sie mich angreifen, wenn ich mit ihm komme?“

Er schaute mich verdutz an.

„Weißt du das denn nicht?“

„Weiß ich was nicht?“

„Nick ist der Stärkste von uns. Wir können uns das zwar nicht erklären, aber es ist so. Er ist sozusagen unser »Anführer«. Er bewahrt immer einen kühlen Kopf und hat die besten Strategien, hinzu kommt seine Stärke. Damit ist er komplett. Ad war am Anfang ziemlich sauer auf ihn. Er war vorher der »Anführer« der Vampire der Olympic-Halbinsel, bis Nick kam und ihn vertrieb. Natürlich nicht mit Absicht, aber das soll dir Nick selbst erzählen.“

„Er ist euer Anführer?“

„Ja.“

„Warum hat er mir das nie erzählt?“

„Weil er das für unwichtig hielt!“

Nick war in der Zwischenzeit gekommen und hatte hinter mir gewartet.

„Das ist überhaupt nicht unwichtig!“

„Für mich schon. Ich wusste nicht, das dich das so interessiert.“

„Tut es aber!“

„Jetzt weißt du es. Kein Grund weiter zu streiten.“

Er setzte sich wieder neben mich und tauschte wütende Blicke mit Geg aus. Um die Anspannung ein wenig zu mindern wechselte ich das Thema:

„Wo ist Oli?“

„Zu Hause. Er hat sich befreien lassen. Ich habe versucht ihn umzustimmen, aber er ließ nicht mit sich reden.“

„Das er immer gleich so durchdreht! Vor ihr war er nicht so.“

Geg sah mich, mit einem Vorwurf im Blick an.

„Kann ich was dafür, dass er mich so hasst? Was habe ich ihm denn getan.“

Geg stand auf.

„Indirekt hast du auch nichts getan, aber das kommt noch.“

Dann verschwand er.

„Ich hab mal wieder alles falsch gemacht, oder?“

„So kann man es auch sehen.“

„Was meint Geg damit?“

„Ich weiß nicht was er mit »indirekt« meint. Direkt gesehen schon.“ „Und was meinte er mit »direkt«?“

In dem Moment ertönte die Klingel und das Gedränge fing von vorne an. Jetzt antwortete er mir bestimmt nicht mehr.

Die restlichen Stunden verflogen nur mit Mühe und langsam. Die Aufregung stieg, aber auch die Angst vor den restlichen Vampiren. Am Ende der Schule eskortierte mich Nick nach Hause und verschwand dann. Ich machte Hausaufgaben und versuchte mich zu beschäftigen, als ich damit fertig war. Nick hatte mir gesagt, dass er mich gegen 10 Uhr abholen würde, jetzt war es erst fünf. Im Klartext: ich musste mich noch fünf Stunden beschäftigen. Ich entschloss mich – verbotenerweise – shoppen zu gehen. Ich kannte den Weg ungefähr, ich ging an vielen Läden vorbei, doch den, den ich suchte fand ich nicht auf Anhieb. Als ich dann endlich davor stand, war er geschlossen, das ärgerte mich. Ich brauchte mehr als eine Stunde um ihn zu finden, dann als ich ihn endlich gefunden hatte, war er geschlossen! Es war mittlerweile schon dunkel, wenn Nick mich hier finden würde, würde er mich umbringen. Deshalb suchte ich mir den Weg nach Hause. Ich kam an vielen Gassen vorbei. Der Weg wurde vor mir immer undeutlicher, Nebel zog ungewöhnlicherweise durch die Straßen. Ich ging an weiteren Gassen vorbei, als sich plötzlich neben mir etwas bewegte. Ich hörte Schritte aus der Gasse und lief schneller. Ich bog um die nächste Ecke und da stand er. Ein Junge ganz in schwarz, seine Augen leuchteten blutrot. Sein Mund verzog sich zu einem hämischen Lächeln. Ich erstarrte. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Ich starrte ihn an. Er bewegte sich langsam auf mich zu, sein Lächeln wurde noch breiter.

„Na, wen haben wir denn hier? Schon ein bisschen spät für jemanden wie dich, findest du nicht auch? Es tut mir Leid, dir sagen zu müssen, das ich das Letzte bin, das du zu sehen kriegst.“

Seine Stimme strahlte pure Bosheit aus. Jetzt raste er auf mich zu. Ich konnte seinen Bewegungen nicht folgen, plötzlich stand er vor mir und schleuderte mich gegen die Hauswand. Das Erste was ich sah waren Sternchen, dann klärte sich mein Blick und ich sah wie er sich langsam zu mir runter beugte. Ich kniff die Augen zusammen, mein Herz klopfte, ich wartete auf Schmerzen. Aber statt zu sterben vernahm ich einen durchdringenden Schrei. Ich lugte unter den Augenlidern hervor. Ich konnte es kaum glauben. Nick war aufgetaucht und prügelte den feindlichen Vampir von mir weg. Er war so erstaunt darüber Nick zu sehen, dass er versuchte wegzulaufen. Ich wollte nicht dass Nick ihn umbrachte und schrie:

„NEIN! Lass ich in Ruhe!“

Einen Moment war Nick’s Blick auf mich gerichtet und das nutzte der Andere aus um zu verschwinden. Nick starrte ihm hinterher, dann wandte er sich an mich:

„Habe ich dir nicht verboten jetzt raus zugehen?!“

So aufgebracht hatte ich ihn noch nie gesehen.

„Ja schon, aber ich wollte doch nur shoppen …“

„Nichts »Aber«! Wenn ich nicht in der Nähe gewesen wäre, wärst du jetzt tot!“

„Ich weiß. Danke das du mir geholfen – Nein … das Leben gerettet hast!“

Er kam zu mir, ging in die Knie und beugte sich zu mir runter. „Hast du dir wehgetan?“

Ein besorgter Ausdruck huschte über sein Gesicht.

„Na ja. Nicht wirklich. Mir ist nur ein bisschen schwindelig.“

„Du hast einen harten Schlag abbekommen. Bist du dir sicher, das es dir gut geht?“

„Ja.“

„Kannst du aufstehen?“

„Ich denke schon.“

Ich rappelte mich auf und versuchte mich auf den Beinen zu halten, knickte aber weg. Nick fing mich auf bevor ich erneut gegen die Hauswand fiel.

„Ich bring dich nach Hause.“

Diesmal nahm er mich nicht wie üblich auf seinen Rücken, sondern vorne in seine Arme. Vielleicht dachte er, ich könnte mich nicht richtig festhalten. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, waren wir schon in der Luft. Der Dunst verschwand, wir brachen durch die Nebelwand und vor uns lag eine klare Vollmonddämmerung. Ich schaute ihn an. In seinen Augen spiegelte sich, das noch schwache Mondlicht.

„Was ist?“

„Ich habe mich nur gefragt, wo du so schnell hergekommen bist.“ „Oh.“

„Sagst du’s mir?“

„Ich … habe … dich überwacht. Schon den ganzen Nachmittag. Ich musste nur mal für fünf Minuten weg, wegen Oli und als ich wiederkam warst du verschwunden. Ich bin deinem Geruch gefolgt, aber das war gar nicht so leicht! Dadurch dass du so oft abgebogen bist, habe ich ab und zu deine Spur verloren und musste noch mal umkehren um sie wieder aufzunehmen. Ich dachte schon, du hast bemerkt, dass ich dich überwache und willst mich loswerden. Als ich dann endlich den Laden gefunden hatte, war ich verwirrt. Ich habe das Schild gelesen, das geschlossen ist – und wusste nicht wo ich als nächstes weitersuchen sollte. Du hättest überall hingehen können! Ich bin kurzerhand noch mal umgekehrt. Ich hatte genau eine Gasse übersehen und da bin ich dann weitergegangen. Und dann sah ich Andi.“

Sein Ausdruck wurde hart.

„Warte mal, du hast mich überwacht?“

„Ja natürlich, was dachtest du denn? Ich wusste – schon als ich das Verbot ausgesprochen hatte – das du dich nie daran halten würdest. Deshalb beschloss ich, dich eine Weile zu überwachen. Das hat dann aber nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt hatte.“ „’tschuldigung. Ich weiß, ich hätte drin bleiben sollen. Aber mir war so langweilig und ich wurde nervös, da habe ich nicht weiter darüber nachgedacht. Danke. Du hast mir das Leben gerettet.“

„Damit sind wir quitt!“

„Wieso?“

„Weiß du noch, als du mich damals bei dir übernachten ließest? Ich stand in deiner Schuld und jetzt sind wir quitt!“

„Stimmt!“

Der Mond stand fast an seiner höchsten Stelle, die Sterne blinkten am tiefblauen Himmel. Eine leichte, kalte Brise kam auf.

„Darf ich dich was fragen?“, fragte ich ohne ihn dabei anzuschauen. „Klar!“

„Wer war denn der Vampir, der mich angegriffen hat?“

„Andrew. Er kommt aus Port Angeles. Warum?“

„Nur so. er war ziemlich überrascht, dich hier zu sehen. Warum?“

„In erster Linie, weil er nicht wusste, dass du unter meinem Schutz stehst und in zweiter Linie weil ich kurz davor war ihn zu töten.“ „Wirst du ihn später bestrafen?“

„Ja. Er hat gegen die Regeln verstoßen. Wenn ich ihn nicht bestrafen würde, würden alle Anderen sich ein Beispiel an ihm nehmen und das kann ich nicht zulassen.“

„Was wirst du mit ihm machen?“

„Ich bin mir über die Schwere seines Vergehens noch nicht sicher. Ich kann es dir noch nicht sagen.“

Eine Weile schwiegen wir. Ich merkte wie wir langsam an Höhe verloren. Die Wolkendecke kam immer näher.

„Wann holst du mich ab?“

„Bist du dir sicher, dass du noch mit willst?“

„Ja. Warum denn nicht?“

„Dich hätte eben fast ein Vampir umgebracht!“

„Ich will aber trotzdem mit!“

„Na schön. Ich hole dich um zehn ab.“

„O.K. Hast du dir was, wegen meiner Mutter überlegt?“

„Deine Mutter muss geschäftlich ins Ausland fahren. Das will sie dir später noch sagen. Sie bleibt gut zwei Monate, das müsste genügen um die Italiener zu vertreiben. Sie fliegt bereits übermorgen los.“ „Woher weißt du das?“

„Mir ist nichts Besseres eingefallen. Ich habe meinen Vater gesagt, er soll sich darum kümmern, immerhin ist es seine Firma. Er wird mitfliegen und da wir Beide allein sind, hat er auch gleich angeboten, dass du zu mir ziehst. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Problem gelöst!“

Ich starrte ihn an. Meinte er das wirklich ernst?

„Warum zwei Fliegen mit einer Klappe?“

„Na ja. Zwei Probleme beseitigt. Das erste: du bist bei mir. Und das zweite: unsere Familien sind weit weg vom Geschehen.“

„Ach so.“

Wir landeten hinter einem Schuppen, ganz in der Nähe meines Hauses. Wir gingen über die Straße und die fünf Treppen vorm Haus hoch, bis wir vor der Tür standen. Ich klingelte, weil ich keine Lust hatte den Schlüssel zu suchen. Von drinnen hörte ich Schritte und mit einem Ruck war die Tür offen.

„Wo warst du so lange ich habe mir Sorgen gemacht!“

„Tut mir Leid Mom, ich war noch mit Nick unterwegs.“

Sie schaute an mir vorbei zu Nick.

„Ah. Hat er dir schon alles erzählt?“

„Ja.“

Ich ging an ihr vorbei.

„Willst du noch mit reinkommen?“

„Nein, ich muss nach Hause. Danke trotzdem. Bis morgen.“

Ich konnte nur hoffen dass er das nicht ernst meinte und mich trotzdem abholte. Ich ging in die Küche um nach etwas Essbarem zu sehen, aber meine Mom hielt mich auf:

„Hast du etwas dagegen bei den Warners zu wohnen?“

Ich schaute sie an. Erst jetzt fiel mir ihr besorgter Ausdruck auf. „Nein! Natürlich nicht!“

„Aha. Wie findest du Nicholson denn so?“

„Wieso?“

Ihre Art wie sie es fragte gefiel mir überhaupt nicht.

„Ach nur so.“

„Ich bitte dich! Das ist jetzt nicht dein Ernst oder? Du glaubst doch nicht wirklich, das wir zusammen sind?!“

„Kann doch sein! Kriegst du eigentlich mit wie er dich anschaut oder wie du redest wenn ihr zusammen seid? Da mach ich mir schon so meine Gedanken!“

„Mom, das ist lächerlich!“

Ich schob mich an ihr vorbei, ging die Treppen hoch und in mein Zimmer. Da ließ ich mich erstmal aufs Bett fallen. Es war erst acht, ich musste also noch zwei Stunden durchhalten! Immer diese Warterei! Warum konnte er mich nicht jetzt abholen? Irgendwann, würde ich noch mal vor langer weile sterben. Ich setzte mich auf und schaute mich in meinem Zimmer um, um zu sehen was ich machen könnte. Ich entschied mich, ein wenig Musik zu hören, schob eine CD in meinen Player und drückte auf »play«. Ich ließ mich in mein Kopfkissen fallen und dachte noch mal über alles nach. Meine Augen wurden immer schwerer und irgendwann konnte ich nicht mehr dagegen ankämpfen und schlief ein.

Ich hörte Stimmen um mich herum.

„Willst du sie jetzt wecken?“

„Sie wird mir den Kopf abreißen, wenn ich sie schlafen lasse.“

„Seid du sie kennst, hast du dich total verändert. Ist dir das schon mal aufgefallen?! Früher hättest du dir von jemanden wie ihr, nicht die Meinung sagen lassen.“

Ich schlug die Augen auf und sah Nick zusammen mit Geg in meinem Zimmer stehen.

„Ah, Problem gelöst. Sie ist wach!“

Nick schaute mich an.

„Bist du dir sicher, dass du nicht weiterschlafen willst?“

„Todsicher!“

Ich setzte mich auf.

„Hey, ich flieg schon mal vor und besänftige die Anderen. Ihr könnt ja dann nachkommen!“

Geg sprang aus dem Fenster und verschwand. Jetzt waren wir allein. „Du kannst ruhig weiterschlafen.“

„Hättest du wohl gern! Ich komme mit! Gib mir fünf Minuten!“

Ich lief leise ins Bad, wusch mir mein Gesicht, kämmte mir noch mal schnell die Haare und ging leise wieder zurück.

„So. Von mir aus können wir!“

„Bevor wir losfliegen, ich hoffe du bist dir darüber im Klaren, dass du jetzt – mindestens die nächsten zwei Monate – meine Freundin bist?“ „Ja bin ich.“

„Willst du trotzdem mit?“

„Du kannst mich noch hundertmal fragen! Ja, ich will mit. Und egal was du jetzt noch sagst es wird meine Antwort nicht beeinflussen! Also lass uns endlich losfliegen!“

Verblüfft über meine Antwort starrte er mich an. Dann seufzte er, ging auf mich zu, nahm mich wieder vorn in seine Arme und sprang mit mir aus dem Fenster. Die kühle Nachtluft wehte mir um die Nase. Der Himmel war sternenklar.

„Wo ist das Treffen?“

„Am alten Hafengelände in Eldon.“

„In Eldon? Warum das denn?“

„Es war schon immer unser Treffpunkt für Notzeiten. Außerdem ist Eldon so ziemlich in der Mitte unserer Gebiete. Und es ist die einzige Stadt in der keine Vampire leben. Das müssen wir ausnutzen.“

„Heißt das in jeder Stadt der Olympic-Halbinsel gibt es Vampire?“ „Ja. Meinesgleichen leben in maximal zweier Gruppen. Wir sind rund 500 Vampire, die sich verteilen. In Eldon gab es vor langer Zeit einen heftigen Krieg, fast alle Vampire der Halbinsel sind dabei getötet worden. Seid dem meiden wir Eldon so gut es geht, aber für Kriegsräte reicht es.“

Ich fing an zu zittern, es war immer kälter geworden und der eisige Meerwind trug dazu bei, mich noch mehr frieren zu lassen.

„Ist dir kalt?“

„Nur ein bisschen.“

Ich merkte wie meine Zähne anfingen zu klappern und versuchte es zu unterdrücken. Nick begann mit dem Sinkflug.

„Sind wir schon da?“

„Fast. Die letzten Meter müssen wir laufen, sonst greifen uns die Anderen an.“

Wir landeten hinter einer zerfallenen Halle. Nick zog sich seine Jacke aus und reichte sie mir.

„Hier. Wir müssen uns eine Zeit lang hier aufhalten. Ich will nicht das du erfrierst.“

Ich nahm die Jacke und zog sie mir über. Langsam kehrte die Wärme zu mir zurück.

„Und du? Du musst doch frieren in deinem T-Shirt.“

„Nicht wirklich. Ich spüre weder Kälte noch Wärme.“

„Oh.“

Wir liefen an vielen alten Fabriken vorbei. Die meisten stillgelegt. Hier und da konnte ich ein Wohnhaus hinter Zäunen entdecken. Die sahen aber alle so aus, als würde schon lange Keiner mehr hier wohnen. Irgendwann sah ich Lichter. Beim näheren Hinsehen, bemerkte ich, dass sie alte Tonnen angezündet hatten. Langsam wurde mir mulmig. Wir steuerten auf eine riesengroße Halle zu. Die Tonnen waren rund um die Halle aufgebaut worden. Und dann erblickte ich die Vampire. Sie standen vor einem riesigen Tor, dass in die Halle führte. Sie warteten alle wahrscheinlich nur noch auf Nick. Ich konnte sie nicht zählen, es waren gigantisch viele. Ich bekam Angst. Wenn wirklich jemand mich töten wollte, müsste Nick gegen 500 gleichzeitig kämpfen. Das konnte er niemals schaffen. Würde Oli ihm helfen? Geg sicher, aber Oli? Doch bevor ich zu einem Schluss kam, riss Nick mich aus meinen Gedanken:

„Hör mir gut zu! In dem Moment indem sie dich sehen bzw. riechen, wird hier ein Tumult ausbrechen. Ich will, dass du bei mir oder Geg bleibst! Hast du verstanden?“

„Ja.“

„Gut. Oli ist im Moment nicht gut auf dich zu sprechen, also lass ihn!“ „O.K.“

Wir kamen immer näher, langsam konnte ich die Silhouetten besser deuten. Mehr als die Hälfte der Vampire waren Männer. Einige wenige waren Frauen. Nick nahm mich an der Schulter und presste mich an seine Seite.

„Hey, du kannst es dir gerne noch mal anderes überlegen. Ich schicke dich mit Geg wieder nach Hause, wenn du willst!“

Erst jetzt merkte ich dass ich zitterte.

„Nein! Ich möchte wissen wie es weitergeht! Außerdem kannst du Geg nicht wegschicken!“

„Wie du meinst.“

Wir waren noch gute 400m von den Anderen weg, als plötzlich ein Raunen durch die Reihen ging.

„Sie haben bemerkt dass du ein Mensch bist.“

„Was jetzt?“

Ich schaute ihn an, er erwiderte meinen Blick nicht, sonder fing leise an zu knurren.

„Was ist?“

„Entschuldige für das was ich gleich tue.“

Ich schaute ihn fragend an. Wir gingen weiter. Gut zehn Meter vor ihnen blieben wir stehen. Geg kam auf uns zu, offenbar wusste er was gleich folgte.

„Hey. Versuch dich zu beherrschen ja?!“

„Zu spät!“

Ich schaute Nick an. Sein Gesicht war wutverzerrt. Ich versuchte zu erraten warum er auf einmal so wütend war und dann sah ich ihn. Den Vampir, der mich vor ein paar Stunden fast getötet hätte.

„Was wirst du tun?“

Er schaute mich an. Ein quälender doch zugleich wütender Ausdruck lag in seinem Blick.

„Er bekommt seine Strafe.“

Ich schaute zu Geg. Es schien so als würde er verstehen worum es Nick ging.

„Geg…“

„Ja, aber pass auf!“

Verwirrt guckte ich die zwei an. Plötzlich schoss Nick auf den Angreifer von heute Nachmittag zu. Geg versuchte mich wegzuziehen, aber ich blieb wie angewurzelt stehen. Die Beiden bewegten sich so schnell, dass ich nicht wusste wer gerade am verlieren war. Um die Beiden herum hatten sich die restlichen Vampire versammelt. Ich spürte wie sie mich aus den Augenwinkeln heraus anstarrten, aber die Sorge um Nick, ließ mich den Rest vergessen. Ich hörte ein entsetzliches Knacken, dann flog etwas Großes durch die Luft und blieb kurz vor der Tonne liegen. Mit zitternden Beinen betrachtete ich dieses Ding, bis mir auffiel was es war. Es war der kopflose Körper des Vampirs auf den sich Nick gestürzt hatte. Ein erneutes Raunen durchbrach die Stille. Nick ging mit dem Kopf in der Hand auf die Tonne zu, warf den Kopf hinein und verbrannte ihn. Dunkelblaue Flammen schossen aus der Tonne hoch und erlischten wieder. Nick warf die Tonne um und den kopflosen Körper in die Glut, die augenblicklich wieder Feuer fing. Dann wandte er sich den Zuschauern zu:

„Jedem wird es so ergehen der es auch nur wagt, daran zu denken, Rose zu töten!“

Er ging langsam auf mich zu. Als er noch zwei Schritte von mir entfernt war, blieb er stehen.

„Es tut mir Leid, das du das mit ansehen musstest!“

„Ich werd’s verkraften.“

Langsam kehrte Ruhe ein. Eine wunderschöne, blonde Frau kam auf uns zu. Sie warf mir kurz einen frustrierenden Blick zu und wandte sich dann an Nick:

„Adam ist noch nicht hier. Er hat unterwegs einige Komplikationen gehabt und musste noch mal zurück. Er wird in spätestens fünf Minuten hier sein.“

„Schön, dann lasst uns drinnen warten.“

Nick nahm mich wieder an der Schulter und warf Geg einen Blick zu, woraufhin er sofort an meine andere Seite ging.

Die Halle war noch größer als sie von außen eh schon aussah. Im Inneren standen an beiden Seiten riesige, lange Tische, die von einer Seite zur anderen führten. An der mir gegenüberliegenden Seite war ein kleinerer Tisch, an dem konnten vielleicht gerade mal vier Leute sitzen. Die ganze Halle war mit unzählbaren Lämpchen bestückt, die von der Decke hinab hingen. Über dem kleinen Tisch hing ein gigantischer Kronleuchter. Er strahlte in drei Farben: dunkelblau, weinrot und dunkelgrün. Die Vampire vor uns (wir waren die letzten die rein gingen) zerstreuten sich langsam. Alle liefen an die Seiten zu den Tischen und setzten sich. Ich fragte mich wo wir sitzen sollten, konnte es mir aber fast schon denken. Als wir vor dem kleinen Tisch waren, ging Geg an die rechte Seite des riesigen Tisches und ließ meine Rechte ungeschützt. Nick zog mich zu dem kleinen Tisch, der auf einem Podest stand und setzte sich in die Mitte. Er zog mich an seine linke Seite, ich ließ mich auf den Stuhl nieder und beobachtete die Anderen. Gemurmel erhob sich. Leise flüsterte ich zu Nick:

„Was machen wir jetzt genau?“

„Wir warten auf Adam und Christopher.“

„Von Adam habe ich schon ein bisschen etwas mitbekommen, aber wer sind die Beiden denn genau?“

„Die Olympic-Halbinsel ist in drei Teile aufgeteilt. Einmal vom Makah-Reservat bis runter zu Hoquiam, das ist Adams Gebiet. Dann von Oysterville bis Hoquiam und über Castle, das ist Chris’ Gebiet. Und dann noch mein Gebiet von Olympia aus über Seattle und Packwood. Wir sind sozusagen die »Verwalter«. Wir passen auf das keine fremden Vampire über die Gebiete herfallen. Das einzige Problem ist, das Chris Adam nicht traut. Sie würden ständig in Krieg ausbrechen, wenn ich nicht dazwischen ginge. Außerdem ist Adams Gebiet größer als Chris’ und das macht ihn rasend. Mich würde es nicht wundern, wenn Chris’ etwas damit zu tun hat, das Ad sich verspätet. Wenn Krieg Einzug hält, müssen wir uns beraten, das führt meistens zu noch mehr Streit, aber ich kann nicht anders, als die Beiden herholen. Ich brauche Berichte über beide Gebiete um alles zu berechnen können.“

„Wenn sie die Verwalter sind, was bist du dann? Der König?“

„Wenn du es so ausdrücken willst, ja.“

„Ist das der erste Krieg den ihr hier habt?“

„Ja. In meiner Zeit schon.“

„Dann müssen die Beiden doch zusammenarbeiten. Wie willst du das Bewerkstelligen?“

„Keine Ahnung. Es wäre schon mal ein Anfang, wenn einer der Beiden oder Beide auftauchen würden!“

Wie zur Bestätigung ging die Tür auf und die zwei Vampire stolzierten – lautstark streitend – herein. Das Gemurmel erstarb, alle Augen waren auf die Streithähne gerichtet. Sie beachteten keinen. Erst als sie direkt vor uns standen, blickten sie auf und hielten in ihrer Streiterei inne. Nick sah ziemlich gelassen aus, aber sein Blick war durch und durch mit Wut getränkt.

„Wo wart ihr so lange?“

Der linke, blonde begann zu sprechen:

„Der gute Christopher, hat mein Gebiet angegriffen, als ich auf dem Weg hierher war. Ich musste noch mal umkehren!“

„Ich habe dich nicht angegriffen! Das habe ich dir schon mal gesagt.“ „Und weshalb bist du dann so spät hier? Ich bin es ja gewohnt auf euch zu warten, aber so viel Zeit habt ihr euch noch nie gelassen!“ „Adam hat mich angegriffen als ich kurz vor der Tür war!“

„Ja aber nur weil du mich zuerst angegriffen hast! Außerdem …“

„ES REICHT!“

In der Halle wurde es mucksmäuschenstill. Christopher und Adam wichen erschrocken ein paar Schritte zurück. Nick war außer sich. „Wir befinden uns in einer Krisensituation! Ich erwarte von euch, dass ihr euch die paar Monate zusammenreißt! Danach könnt ihr euch gerne wieder zerfleischen, aber nicht jetzt! Setz euch, wir haben einiges zu besprechen!“

Die Zwei sahen sich nicht mehr an und gingen schweigend auf ihre Plätze. Erst jetzt fiel Christopher – der sich neben mich setzte – auf, dass ich auch da war.

„Du hast ein Häppchen mitgebracht?“

Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als Nick ein lautes Knurren hören ließ.

„Nein! Darf ich vorstellen: das ist Rosalie. Ich bin mit ihr zusammen.“ Ein erneutes Raunen ging durch die Tische. Christopher und Adam starrten mich erstaunt an. Chris fand als erstes seine Stimme wieder: „Ihr…was?“

„Wir sind zusammen.“

„Aber sie ist ein Mensch!“

„Was hat das damit zu tun ob ich ein Mensch bin oder nicht?!“, erwiderte ich gereizt. Er zuckte ein klein wenig zusammen, als er meine Stimme hörte.

„Ähm… Das ist einfach nur ziemlich … ungewöhnlich.“

Als es die Beiden endlich fertig gebracht hatten, sich zu setzten, gingen die Kriegsverhandlungen los.

„Die Italiener haben es – wie ihr bereits wisst – schon seit einiger Zeit auf uns abgesehen, jetzt wollen sie uns angreifen. Was gedenken wir zu tun?“

Ein Stimmengewirr erhob sich. Adam brachte wieder Ruhe ein, indem er anfing zu sprechen:

„Wir wissen nicht genau, wann sie uns angreifen. Deshalb schlage ich vor sie erstmal zu überwachen. Ich schicke einige von meinen rüber nach Italien um Francesco auszuspionieren. Außerdem schlage ich vor Wachen an unseren Grenzen aufzustellen. Wir wissen seinen Plan nicht genau und deshalb hat die Sicherheit der Städte oberste Priorität.“

„Was würdest du tun, wenn deine Sicherheitsmaßnahmen Francesco nicht aufhalten können und er eine Stadt nach der Anderen einnimmt?“

„Angreifen! Mit all unseren Männern.“

„Und was ist dein Vorschlag, Chris?“

„Ich bin zum Teil mit dem Plan von Adam einverstanden. Aber ich hätte eine Änderung vorzuschlagen. Nehmen wir mal an, wir stellen die Wachen auf. Dann sind wir noch gut 470 Vampire. Und nehmen wir an, wir schicken einen Teil zu Francesco, dann wären wir noch 420. Wenn sie trotzdem durch die Grenze durchbrechen, sind wir zu wenige um sie aufzuhalten. Wir sind sowieso in der Unterzahl, wenn wir jetzt noch auf weitere 80 verzichten, sind wir noch schlimmer dran als eh schon. Ich bin dafür die Wachen aufzustellen und 10 nach Italien zu schicken. Francesco muss sich irgendwann mit seinen Leuten treffen, das nutzen wir dann aus um sie anzugreifen. Dann sind sie wenigstens für den Anfang geschwächt. Das müsste reichen um sie später ganz zu vernichten.“

„Und was willst du tun, wenn wir beim Angriff rapide zurück gehen? Wie du schon richtig gesagt hast, sie sind mehr als wir. Wenn wir aber beim Angriff mehr als die Hälfte verlieren, gehen wir alle drauf. Ist dir das bewusst?“

„Ja schon. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“

Ich fand das völligen Schwachsinn. Gut teilweise war der Plan gut, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt? Ich konnte nicht anders, ich musste mich einmischen.

„Darf ich auch was vorschlagen?“

Ich schaute Nick an. Ich hatte mir eine gute Strategie einfallen lassen und die sollten sie auch zu hören kriegen. Ich konnte es nicht zulassen, dass sie untergehen und das vielleicht nur weil ich meinen Plan nicht mit ihnen besprochen hatte? Sicher nicht! Ich war mir nur nicht sicher, ob ich sprechen durfte oder nicht. Alle schauten mich erstaunt an. Nick beobachtete mich mit skeptischen Blick, sagte aber dennoch: „Wenn es eine gute Idee ist, ja.“

„Na schön. Angenommen wir stellen die Wachen auf und wir schicken ein paar nach Italien, die Francesco ausspionieren. Wenn er zum Angriff rüstet wissen wir bescheid und das können wir ausnutzen. Wir lassen ihn und seine Armee durch die Grenzen, damit würde er nicht rechnen. Wenn er dann drinnen ist machen wir die Grenzen dicht und wir setzten einen Lochvogel ein, der sie durch die Stadt und raus in die Olympic-Mountains führt. Dort sind so viele Höhlen und man verläuft sich schnell. Wenn wir sie dort haben, zwingen wir sie, sich zu trennen, indem wir eure Gerüche in alle Wege sprühen. Sie werden sich trennen um herauszufinden was wir vorhaben und um uns zu töten. Wenn sie sich dann getrennt haben, haben wir leichtes Spiel. In kleinen Gruppen zerschlagen wir ihre kleinen Gruppen, das wird nicht weiter auffallen, da sie keinen Kontakt mit Francesco haben und der wird deiner Spur folgen. Wenn wir die kleinen Gruppen zerschlagen haben und nur Francesco übrig ist, haben wir nichts mehr zu verlieren. Dann wären wir die Italiener los!“

Alle starrten mich an. Nick’s skeptischer Blick war verschwunden und Erstaunen lag jetzt in seinem Gesicht. Wieder fing Chris als erster an zu reden:

„Die Kleine ist genial. Die Olympic-Mountains sind wirklich perfekt!“

Nick schaute mich an.

„Nehmen wir an, wir machen es so wie du gesagt hast. Wer wäre der Lockvogel?“

„Na ich!“

Ich sah seinen wütenden Blick und beeilte mich weiter zu sprechen. „Schau. Erstens ich bin ein Mensch. Wenn ich irgendwo hinfalle und mich aufschürfe, mache ich sie rasend und sie werden unvorsichtig. Und zweitens rieche ich nach dir. Das wird sie neugierig machen, weil es ja so ungewöhnlich ist, das ein Mensch etwas mit einem Vampir zu tun hat.“

„Nick, die Kleine hat Recht. Das ist ein guter Plan, es wird keinen besseren geben. Francesco hat es auf dich abgesehen, er wird ihr folgen. Das ist brillant!“

Chris hatte wohl auch den Ausdruck in Nick’s Gesicht gesehen und wollte ihn beruhigen, aber er erzielte genau das Gegenteil damit. „Hey! Du weißt genau dass mein Plan gut ist! Ich will euch helfen, also …“

„Nein!“

Er schlug so kräftig auf den Tisch, dass er fast in der Mitte zersprang. Er hing nur noch an kleinen Holzsplittern.

„Was soll das? Der Tisch kann nichts dafür!“

„Weißt du eigentlich, wie gefährlich es ist Lockvogel zu spielen?“

„Ja ich bin mir der Gefahr ziemlich bewusst! Aber wenn ich euch so helfen kann, werde ich das tun!“

„Du kannst bei dem Versuch uns zu »helfen« sterben!“

„Ich weiß aber…“

„Kein »aber«! Ich lasse nicht zu das du stirbst, während du Lockvogel spielst!“

„Lass mich dir helfen!“

„Nein! Nicht so!“

Ich konnte meine Wut nicht mehr zügeln. Ich holte aus und klatschte ihm eine mit voller Wucht.

„Wann begreifst du endlich, dass du nicht über mein Leben bestimmen kannst? Ich werde der Lockvogel sein und du wirst mich nicht davon abhalten können!“

Ich bemerkte, dass alles still war und auf Nick’s Antwort wartete. Offenbar amüsierte sie der Anblick, wie ich – ein Mensch – mit ihrem Anführer stritt. Ohne mich auch nur noch einmal anzuschauen fragte Nick:

„Seid ihr mit ihrem Plan einverstanden? Ja oder nein?“

Adam stimmte als erstes für mich, dann stimmte auch Chris dafür und schließlich stimmten alle für meinen Plan. Nick war eindeutig überstimmt.

„Na schön. Chris, Adam ich brauche jeweils 15 Leute von euch. Ihr werdet euch auf die Städte Edmonds, Cle Elum, Toppenish, Hood River, Vancouver und Seaside aufteilen. Ich werde zehn von meinen losschicken um Francesco zu beobachten. Irgendwelche Einwände?“ Alles schwieg. Ich wusste allerdings nicht ob es wegen seiner schlechten Laune war oder ob es wirklich an seinem Plan lag. Auf jeden Fall waren sie dafür.

„Ab morgen erwarte ich Berichte.“

Plötzlich stürmte alles nach draußen, selbst Ad ging um die 15 rauszusuchen. Auch ich stand auf. Nick war schnell zu Geg gegangen, ich versuchte zu verstehen was er mit ihm besprach, doch Chris störte mich dabei:

„Sag mal, wieso kannst du so gut planen?“

„Ich weiß auch nicht. Es freut mich, das wenigstens dir mein Plan gefällt.“

„Darf ich ein wenig indiskret sein?“

„Kommt darauf an.“

„Wo hast du Nick kennen gelernt?“

„Ähm … ich bin vor kurzem hierher gezogen und hab ihn in der Schule das erste Mal gesprochen, warum?“

„Es interessiert mich einfach. Du musst verstehen, es ist mehr als ungewöhnlich, dass ein Vampir mit einem Menschen zusammen ist.“ „Oh, das versteh ich. Aber seit Francesco einen Angriff plant, ist er auch gegen mich. Er will nicht das mir etwas passiert, aber ich denke dazu ist es eh zu spät.“

„Da hast du Recht, sein Geruch übertüncht dich fast vollständig.“ „Wenigstens du verstehst was ich meine.“

Ich löst meinen Blick von Chris und versuchte Nick auszumachen. Er war nirgendwo zu sehen. Ich dachte er wollte mich nicht in Gefahr bringen? Er ließ mich mit einem gefährlichen Vampir allein! War das seine Vorstellung von keiner Gefahr?

„Falls du ihn suchst, er ist dahinten.“

Chris deutete an mir vorbei, an eine Ecke der Halle. Er stand dort und besprach etwas mit Geg und Oli.

„Über was reden die drei?“

„Nick will einen von Beiden zu Francesco schicken. Er weiß nur nicht genau, wen von Beiden, deshalb befragt er sie jetzt.“

„Hast du schon deine Männer ausgewählt?“

„Ja. Ich wusste dass ich mindestens 15 brauchen werde. Ich habe sie schon bestimmt. Sie sind schon teilweise auf dem Weg zu ihren Posten.“

„Darf ich jetzt mal indiskret sein?“

„Klar gerne!“

„Warum streitest du dich ständig mit Ad? Nick hat ein bisschen von euch erzählt, aber den richtigen Grund hat er nicht gesagt.“

„Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Wir können uns einfach nicht ausstehen und damit ist gut. Ich erklär es dir ein andermal.“

Er ging zur großen Tür und verschwand in den Massen, die vor der Tür warteten. Ich schaute zu Nick rüber, Geg war schon gegangen ohne das ich es bemerkt hatte. Unschlüssig ob ich zu Nick gehen sollte oder nicht, beobachtete ich die Beiden. Oli war außer sich, Nick hingegen ruhig. Sie schienen sich über irgendwas zu streiten. Plötzlich verschwand Oli. Ich würde mich wahrscheinlich nie daran gewöhnen, dass sie sich so schnell bewegen konnten. Nick kam auf mich zu. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber.

„Was war mit Oli?“

„Er ist eifersüchtig auf Geg, weil er nach Italien geht und er nicht darf.“

„Warum hast du Oli nicht nach Italien geschickt?“

„Hast du dagegen auch etwas einzuwenden?“

Er wurde sofort wieder sauer. Ich konnte es ihm aber auch nicht verübeln.

„Nein. Habe ich nicht!“

„Es wird Zeit, dass du nach Hause kommst, wer weiß was dir sonst noch einfällt.“

Zusammen gingen wir nach draußen. Es waren nur noch Adam und Christopher da. Sie stritten sich schon wieder oder immer noch. Doch bevor sie sich die Köpfe einschlugen ging Nick dazwischen.

„Geht euch doch einfach aus dem Weg! Mir gehen eure Streitereien langsam auf die Nerven. Ich habe keine Lust, mir irgendwann neue Verwalter bestimmen zu müssen, nur weil ihr euch gegenseitig umbringt!“

„Ad hat angefangen!“

„Es ist mir scheißegal wer angefangen hat! Reißt euch zusammen oder ihr fliegt!“

Beide starrten ihn verdutzt an.

„Habt ihr das verstanden?“

Beide nickten und verschwanden. Nick nahm mich wieder vorn in seine Arme und flog los. Ich sah ihm an, dass er sauer auf mich war. Natürlich, es war gefährlich, aber deshalb konnte er doch nicht so sauer auf mich sein. Unter uns zogen kleine Lichter vorbei. Bald erreichten wir das Ende von Eldon und auch die letzten Lichter verschwanden. Jetzt leuchteten nur noch der Mond und die Sterne. Irgendwann ertrug ich die Stille nicht mehr.

„Warum bist du denn so sauer auf mich?!“

„Als ob du das nicht wüsstest!“

„Was ist denn daran so schlimm, dass ich euch helfe?“

„Es geht nicht darum das du uns hilfst, es geht darum wie du uns hilfst!“

„Du bist doch nur sauer, weil ich einen besseren Pan hatte als Ad und Chris!“

„Das ist es garantiert nicht. Du bringst dich unnötig in Gefahr! Du könntest sterben, bei dem Versuch uns zu helfen!“

„Das ist aber mein Problem und nicht deins!“

„Es ist sehr wohl auch mein Problem! Wenn du stirbst, bin ich daran schuld!“

„Ach, es geht dir nur um Schuldsein oder nicht?!“

„Natürlich nicht! Ich will nicht dass du stirbst. Aber mit deinem Plan bist du dem Tod näher als du denkst!“

„Aber du musst zugeben, dass mein Plan gut ist!“

„Natürlich ist dein Plan gut, aber er wäre besser, wenn du nicht der Lockvogel wärst!“

Darauf wusste ich nichts zu antworten. Unter uns erschienen neue Lichter, nicht viele aber immerhin. Wahrscheinlich war die Stadt größer als sie jetzt aussah, weil die meisten schon im Bett waren. „Wie spät ist es?“

„Halb eins. Die Besprechung hat länger gedauert als gedacht.“ „Meinst du meine Mutter hat gemerkt, dass ich weg war?“

„Nein hat sie nicht.“

„Bist du dir sicher?“

„Ja.“

„Warum bist du dir so sicher?“

„Vermutung. Wir sind in fünf Minuten da.“

Wie auf Kommando erschien unter uns Olympia. Die meisten Lichter waren aus.

Nick setzte mich in meinem Zimmer ab und verschwand sofort. Leise schlich ich mich ins Bad, machte mich fertig, ging in mein Bett und schlief sofort ein.



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