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Schritt für Schritt

Weil es Dinge gibt, die auch Kakashi erst lernen muss…
von

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Schritt für Schritt

„Obito, du bist zu spät.“, kommentierte Kakashi trocken wie fast jeden Morgen. Er saß im Lotussitz auf dem vom Tau noch leicht feuchten Gras, mit geschlossenen Augen, die Hände nach oben hin geöffnet auf den Knien und in einer Meditation vertieft – zumindest bis die überlauten, hastigen Schritte seines Teamkollegen ihn herausgerissen hatten.

„Ich weiß, aber ich…!“, fing Obito an und er hörte nur zu deutlich die schweren, gequälten Atemzüge. Für einen Ninja war der Junge viel zu leicht außer Atem zu bringen. Kakashi schnaubte gedanklich und ließ den anderen auch gar nicht erst ausreden.

„Was war es heute? Hat dich eine Katze angefallen?“, fragte Kakashi bereits jetzt schon wieder leicht gereizt und nach wie vor ohne die Augen zu öffnen und in einem halbherzigen Versuch seine Konzentration zu halten – ein eigentlich sinnloses Unterfangen, aber es ging hier ums Prinzip.

„Nein, keine Katze, sondern…!“, fuhr Obito fort und klang irgendwie noch immer gehetzt und unruhig, besonders, als er seinen Satz wieder nicht zu Ende bringen konnte, da Kakashis ohnehin kaum vorhandene Geduld bereits am Ende war. Hätte Obito einfach geschwiegen, sich neben ihn gesetzt und wäre still gewesen, hätte er sich vielleicht beherrschen können, aber durch das beständige Ausreden suchen, machte er es nur noch schlimmer und Kakashi öffnete nun doch die Augen, um ihn wütend anzufunkeln.

„Sondern?! Was war es heute, Obito? Was…!“ Ihm blieben die Worte im wahrsten Sinne des Wortes im Hals stecken. Sein Teamkollege sah ihn fast schon flehendlich an und entgegen allem, was Kakashi erwartet haben mochte, schien sein Gegenüber heute tatsächlich eine plausible Ausrede zu haben, denn in seinen Armen lag ein bewusstloses, blutendes, kleines Fellbündel.
 

„Er wird durchkommen.“, versicherte Tsume ihnen ruhig, während sie den letzten Verband um die Pfote des Welpen mit einem kleinen Knoten befestigte.

Sie stand in der Mitte des Raumes an einem kleinen Operationstisch, Rin und Obito direkt ihr gegenüber und beide sahen sie aus, als würden sie den Welpen am liebsten sofort auf den Arm nehmen. Kakashi hingegen lehnte ein wenig abseits an der Wand und sah stumm zu. Kaum, dass Rin und ihr Sensei zurückgekommen und das verletzte Tier gesehen hatten, waren sie alle zusammen so schnell es ging zum Anwesen der Inuzuka geeilt. Kakashi verstand den Wirbel nicht, er hatte nie ein sonderliches Interesse an Tieren gehabt und empfand nicht einmal Mitleid beim Anblick der verletzten Kreatur.

„Ein Glück.“ Rin schien regelrecht erleichtert wie Kakashi verwundert feststellte, als sich ein warmes Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete und auch Obito, die Heulsuse, grinste auf einmal wieder breit und sah fast schon glücklich auf das unter den weißen Verbänden fast versteckte Tier. Kakashi schnaubte nur.

„Was hast du, Kakashi?“, fragte sein Sensei, der wie meistens aus dem Nichts auf einmal neben ihm stand. Kakashi hätte schwören können, dass er eben noch neben Tsume gestanden hatte.

„Nichts.“ Er zuckte demonstrativ die Schultern. „Können wir jetzt wieder trainieren gehen?“

Sein Lehrer hob kurz eine fragende Augenbraue und musterte ihn mit einem Blick, der Kakashi so gar nicht gefallen wollte, ehe er sich kommentarlos umwand und in den Raum fragte: „Wie lange wird es dauern, bis der kleine wieder auf den Beinen ist?“

Tsume legte kurz den Kopf schief, dann meinte sie zögerlich: „Ein paar Wochen, vier, vielleicht drei, je nachdem, wie gut er heilt. Die Wunden sind großflächig, aber die meisten zum Glück nicht zu tief. Dein Schüler ist rechtzeitig eingeschritten, ehe die Kinder ihm Schlimmeres zufügen konnten.“ Sie seufzte laut und streichelte sacht über den Kopf des Hundes. „Ich frage mich, was Menschen dazu bringt einem Tier so etwas antun zu wollen…“ Ihr Blick wurde derart traurig, dass Kakashi das Verlangen unterdrücken musste die Augen zu verdrehen. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust und sah weg.

„Wir werden uns um ihn kümmern und sehen, dass er einen guten Besitzer findet, sobald er wieder auf den Beinen ist.“, versprach Tsume mit einem schwachen Lächeln und hob das verletzte Tier unendlich vorsichtig hoch.

„Oh, das ist nicht nötig, Tsume.“, widersprach zu Kakashis Überraschung sein Lehrer und lächelte breit, ehe er ihr den Hund behutsam aus dem Arm nahm. „Kakashi wird den Kleinen gerne bei sich aufnehmen, nicht, Kakashi?“

Und ehe er sich versah, hielt Kakashi den Welpen in den Armen - er starrte seinen Sensei fassungslos und ungläubig an.
 

„Ich habe keine Ahnung von Hunden!“, hatte er protestiert. Sein Sensei hatte ihm ein Buch über Haustiere in die Hand gedrückt.

„Ich habe keine Zeit mich um ihn zu kümmern!“, hatte er eingewandt. Sein Sensei hatte ihm die nächsten drei Wochen freigegeben.

„Wieso ich?“, hatte er zu wissen verlangt und sein Sensei hatte sanft gelächelt, ihm einmal durch die Haare gewuschelt und mit ruhiger Stimme erklärt: „Es wird dir gut tun.“

Und damit war es für alle außer ihn beschlossene Sache. Nun, etwa zwei Stunden später saß Kakashi in seiner Wohnung auf dem Bett und starrte auf das Fellknäuel, das das „tolle“ Buch, in dem er mürrisch und lustlos blätterte, als kleinen Mops identifizierte. Er würde genau so lange auf das Mistvieh aufpassen, bis er eine Chance sah ihn abzugeben ohne dem ausdrücklichen Befehl seines Vorgesetzten zuwider zu handeln. In der Zwischenzeit hatte er keine große Wahl und hatte ihm extra Hundefutter, eine Leine, ein Halsband und einen großen Korb gekauft.

Ein leises Winseln und Hüsteln ließ Kakashi aufblicken. Offenbar war sein, falsch, der Mops am Aufwachen. Kakashi runzelte die Stirn. Wenn der sich dabei immer derart im Korb herumwälzen und Jaulen würde, war eins schon mal klar: Er würde nicht im selben Zimmer schlafen!

Das Tier öffnete müde ein Auge und starrte ihn an. Kakashi zuckte fast zusammen. Der Blick des vermeintlich dummen Geschöpfs war überraschend intelligent und sah beinahe schon… gequält aus? Es hatte Schmerzen, soviel war klar.

Seufzend griff Kakashi nach den Tabletten, die Tsume ihm für diesen Fall mitgegeben hatte, und überlegte, wie er sie dem Hund am besten verabreichen sollte, als dieser auf einmal den Kopf schief legte und zu Kakashi Entsetzten anfing undeutlich zu sprechen: „Wer du?“
 

Bis zum nächsten Morgen hatte Kakashi sich erfolgreich eingeredet, dass alles nur ein Traum gewesen war… sprechende Hunde gehörten nicht in seine Welt und die Chance, dass irgendein dahergelaufener Köter mit ihm sprechen würde, war mehr als gering.

Als er gähnend und sich streckend ins Wohnzimmer kam, wo er den kleinen Hund zurückgelassen hatte, musste er überrascht feststellen, dass ihn zwei doch beunruhigend intelligent aussehende Augen fragend ansahen.

Der Hund lag nicht länger winselnd auf der Seite, sondern hatte sich aufgesetzt und blickte ihm mit leicht schief gelegtem Kopf entgegen. Offenbar hatte er keine großen Schmerzen mehr, was Kakashi vielleicht noch mehr verunsicherte – zumindest, bis der Hund seine Frage vom Vortag wiederholte: „Wer du?“

Diesmal gab es nicht mehr den geringsten Zweifel. Die Worte waren klar und nicht von Betäubungsmitteln und Schmerz verwaschen. Dieser Hund konnte tatsächlich sprechen!

„Kakashi.“, antwortete der junge Ninja nach einigem Zögern und lief in möglichst großem Bogen um den Hundekorb herum in die Küche wohl wissend, dass Tsume gesagt hatte, dass der Welpe Dank einer Oberschenkelverletzung nicht ohne weiteres würde folgen können.

An der Spüle blieb er stehen, drehte das Wasser so kalt es ging auf und klatschte sich eine Ladung mitten ins Gesicht.

Wenn ihn der Hund jetzt schon derart aus der Fassung brachte, was sollte dann die nächsten Tage über werden?

Am Ende riss ihn die Türklingel aus seinen Gedanken und als er mit einem Seufzen seine Maske an ihren Platz vor seinem Gesicht zog und wenig begeistert unter dem unangenehmen Blick des Hundes durchs Wohnzimmer zurück an die Haustür lief, stand dort die letzte Person, mit der er gerechnet hatte: „Obito?!“

„Yo, Morgen, Kakashi!“, strahlte der ihm entgegen, „Ich wollte mal sehen, wie es dem Kleinen geht – und wie du damit klar kommst.“, fügte er ohne Scheu hinzu und sein Grinsen wurde eine Spur frecher. Kakashi erwog für einen Moment ihm einfach die Tür wieder vor der Nase zuzuknallen, entschied sich aber im letzten Augenblick dagegen und gab wortlos den Weg frei. Solange Obito sich mit dem Tier beschäftigte, musste er selbst das nicht tun.
 

„Hey, Kakashi!“

Kakashi schnaubte nur als Antwort und trank in aller Ruhe weiter seinen Tee. Es war der fünfte Tag in Folge, an dem Obito ungewohnt früh bei ihm aufgeschlagen war, um nach dem Hund zu sehen. Einerseits hatte Kakashi nichts dagegen einzuwenden, da sein Teamkollege ihm damit unbewusst einiges an Arbeit abnahm, andererseits verstand er den ganzen Aufstand nicht. Selbst Rin war am Vortrag da gewesen und am Abend hatte er einen Brief seines Lehrers erhalten. Alle sorgten sie sich um das Fellbündel, er schien der einzige zu sein, dem das Tier vollkommen egal war. Warum war es gerade ihm aufgedrückt worden?

Murrend nahm er noch einen Schluck Tee – leicht gefiltert, weil er seine Maske nicht abnehmen wollte ¬-, als Obito plötzlich den Kopf durch die Tür steckte.

„Hatte ich ganz vergessen, ich soll dir was ausrichten.“

Kakashi schnaubte als Antwort nur. Es war nichts Neues, dass Obito etwas vergas. Ehrlich, manchmal fragte Kakashi sich wirklich, wie der andere jemals die Abschlussprüfung der Akademie hatte bestehen können. Als sein Gegenüber offenbar auf eine Reaktion wartete, gab er sich Mühe nicht die Augen zu verdrehen und hob stattdessen in einer hoffentlich fragenden Geste die Augenbrauen.

Obito runzelte daraufhin ein wenig widerwillig die Stirn, erklärte aber dennoch: „Tsume will Pakkun morgen sehen.“

„Pakkun?“, fragte Kakashi und blickte nun seinerseits wenig begeistert drein, was Obito erst einen dümmlich verdutzten Gesichtsausdruck, dann aber ein herzhaftes Lachen abrang. Der Junge zuckte die Schultern. „Du hast mir nie gesagt, wie er heißt, also habe ich ihn selbst gefragt und was er geantwortet hat, klang wie ‚Pakkun’.“

Kakashis Mundwinkeln sackten ungesehen noch ein Stück weiter hinab, als zuvor. „Du redest ernsthaft mit einem Hund, Obito?“

Obito zögerte einen Augenblick lang sichtlich und Kakashi konnte die verschiedensten Emotionen nur allzu deutlich über sein Gesicht huschen sehen. Überraschend, Verwirrung, Verwunderung, Unglauben, Zweifel und eine Frage, die er nie gestellt hatte. Dann, schließlich schüttelte Obito fast schon traurig den Kopf und hob in einer hilflosen Geste die Hände. „Natürlich, ich spreche auch mit Katzen. Und du solltest das auch mal tun, Kakashi.“, fügte er ernst hinzu, ehe er sich mit einem letzten, unüblich eindringlichen Blick in seine Richtung vom Türrahmen abstieß und zurück ins Wohnzimmer lief.

Kakashi blieb allein zurück und schmollte still vor sich hin. So weit würde es noch kommen, dass er sich was von diesem Heulbaby anhören sollte…!
 

„Die Wunden verheilen allesamt sehr schön.“, stellte Tsume zufrieden fest, während Kakashi wieder an seinem Platz an der Wand lehnte und ihr wenig interessiert zuhörte. Diesmal war er alleine hier. Obito und Rin hatten mitkommen wollen, aber ihr Sensei hatte gesagt, dass es Kakashis Aufgabe wäre und sie sich lieber hinterher alle bei ihm Zuhause treffen sollten – inklusive dem Hund.

„Kaum weh.“, kommentierte der gerade und erhielt als Dank eine Streicheleinheit über den Kopf und ein leichtes Kraulen über dem linken Ohr, als Tsume sich an Kakashi wand. „Noch eine Woche, dann können auch die restlichen Verbände ab. In der Zwischenzeit pass gut auf ihn auf, ja?“

Kakashi drängte zum wiederholten Mal das Verlangen zurück die Augen zu verdrehen, als sie ihm den kleinen Mops hinhielt. Mit einem kaum hörbaren Seufzen nahm er den Hund in die Arme und verließ das Inuzuka-Anwesen. Er hielt sich grob nördlich und folgte einem der eher seltenen benutzen, abseits gelegenen Pfade Konohas.

„Dafür, dass es kaum noch weh tut, lässt du dich aber ganz schön oft durch die Gegend tragen.“ Kakashi wusste selbst nicht so genau, was ihn dazu brachte diesen trockenen Kommentar einem Hund gegenüber loszulassen, aber wenigstens war er hier weit genug vom Dorfzentrum weg, dass ihn niemand hören konnte.

Der Hund hob überrascht den Kopf. „Du reden mit ich?“, fragte er verwundert, woraufhin Kakashi nun wirklich die Augen verdrehte und schnaubte. „Nein, ich tu nur so.“

„Ashi-tan nicht nett.“, grummelte der Hund, woraufhin Kakashi skeptisch eine Augenbraue hob und zu einer Antwort ansetzte, doch ehe er auch nur anfangen konnte, schrie der Hund auf einmal: „Hinten!“

Und in dem Moment meldeten sich auch Kakashis Ninja-Instinkte und er sprang automatisch mit einer halben Drehung zur Seite und entging damit knapp den drei Kunai, die sich stattdessen an seiner vorherigen Position in den Erdboden gruben, während der Angreifer fluchend ein weiteres Messer zog.
 

„Warum machst du nicht einen Ninken aus ihm?“, schlug Minato gut gelaunt vor und schob sich noch ein Stück Kuchen in den Mund. Kakashi ihm gegenüber warf einen mehr als zweifelnden Blick auf den Hund, der ein Stück weiter auf dem großen Teppich gerade von Rin und Obito mit mehr Streicheleinheiten beglückt wurde, als gut für ihn sein konnte…

„Ich hab’ es nicht mit Tieren.“, antwortete er schließlich wahrheitsgemäß mit leichter Verspätung, „Wollen Sie ihn haben, Sensei?“

Minato lachte daraufhin, schüttelte aber den Kopf.

„Kakashi, dafür hat er im Moment keine Zeit.“, bemerkte eine Frauenstimme aus der Tür, als Kushina mit einem Tablett von Tee hereinkam und sich neben ihren Mann setzte, „Sarutobi macht sich jetzt schon darüber lustig, dass man seinen Schreibtisch unter dem Papierberg wieder mal nicht sieht.“

Minato räusperte sich vernehmlich und wand sich demonstrativ in Richtung seiner anderen beiden Schüler, obwohl er eigentlich weiterhin mit Kakashi sprach: „Der Kleine scheint talentiert zu sein, er kann schon fast flüssig reden.“

Kakashi verzog von seinem Sensei ungesehen das Gesicht angesichts einer so offensichtlichen Ablenkung. Dafür fing er ein amüsiertes Zwinkern Kushinas auf, die die Situation wohl mehr als erheiternd fand. „Das stimmt.“, merkte sie allerdings ruhig an, „Ich bin sicher, er wird schnell lernen, wenn er mal wieder fit ist. Wie heißt er eigentlich, Kakashi?“, fragte sie mit einem warmen Lächeln.

Kakashi fühlte sich erneut irgendwie außen vor. Noch jemand der den Kleinen mochte? Langsam war es echt genug. „Pakkun. So hat Obito ihn genannt.“

Nachdem Kakashi seinen Angreifer auf dem Hinweg ohne größere Probleme überwältigt und an die nächstbeste Uchiha-Wache übergeben hatte, war auch er nicht umhin gekommen den Hund nun schließlich doch mal zumindest nach seinem Namen zu fragen – und er musste seinem Teamkollegen im Stillen leider recht geben, das Geräusch, dass er als Antwort erhalten hatte, klang verdammt nach „Pakkun“…
 

„Okay, ich hör mir das nicht länger an.“, entschied Kakashi genervt zwei Tage später, als er am Frühstückstisch saß und Pakkun, wieder in der Lage alleine zu laufen, neben ihm auf dem Boden ebenfalls frühstückte und mit ihm sprach. „Wenn du schon reden musst, dann rede wenigstens grammatikalisch richtig!“, grummelte er mit einem bösen Blick in Richtung des Mopses.

Der wiederum hob nur fragend eine Augenbraue, ehe er in einer fast schon niedlichen Geste den Kopf leicht schief legte. „Was?“

Kakashi seufzte, stellte seinen ohnehin nur noch lauwarmen Tee zur Seite und hob ungefragt und ohne nachzudenken das Tier auf seinen Schoß, um ihm direkt in die Augen zu sehen. „Ich sagte, du wirst jetzt mal vernünftige Grammatik lernen.“

„Grammantik?“

Kakashi unterdrückte den Impuls feste zuzudrücken, um seine Worte zu unterstreichen, in dem Wissen, dass es den Wunden in keiner Weise helfen würde zu heilen, atmete stattdessen ganz tief durch, um sich zur Ruhe zu zwingen und korrigierte streng: „Grammatik. Richtiges Sprechen.“

Der Hund sah ihn nur verständnis- und offensichtlich planlos an. „Ich sprechen!“

„Ich kann sprechen.“, verbesserte Kakashi und wurde sich wieder einmal bewusst, was für einen Stress sein Lehrer ihm da eigentlich eingebrockt hatte. Bei Gelegenheit musste er sich wirklich mal was einfallen lassen, wie er sich dafür würde bedanken können.
 

„Wir zum Training gehen?“, fragte Pakkun munter.

Obwohl seine Wunden längst verblasst waren, ließ er sich noch immer am liebsten tragen und da er nach wie vor ziemlich klein war, saß er in aller Ruhe auf Kakashis Schulter, während dieser in ein Buch über die Ausbildung von Ninja-Tieren vertieft in Richtung des Trainingsplatzes lief.

„Wir gehen zum Training.“, korrigierte er inzwischen ganz automatisch. Seine drei Wochen Auszeit hatten ihm weder gefallen noch gut getan, eigentlich war er ganz froh, dass sie vorbei waren. Allerdings hatte sich in der Zeit niemand finden können, der den kleinen Mops haben wollte, also hatte Minato zu seinem Unwillen entschieden, dass er vorerst bei Kakashi bleiben sollte.

Mittlerweile hatte er sich mehr oder weniger an die Daueranwesenheit des Tieres gewöhnt, aber das hieß keineswegs, dass er sie genoss. Wenigstens versuchte Pakkun halbwegs sauber zu sprechen und das zumindest musste Kakashi im eingestehen – lernen tat er verdammt schnell. Aus eben diesem Grund hatte er sich auch entschieden dem Rat seines Sensei zu folgen und den Hund zu trainieren. Das Buch in seiner Hand war der inzwischen fünfte Band, den er zu dem Thema durcharbeitete.

„Was trainieren wir?“, wollte Pakkun wissen, worauf auch Kakashi nur die Schultern zucken konnte und seinen Begleiter fast abgeworfen hätte „Das werden wir dann sehen.“ Sein Lehrer hatte ihm nur gesagt, er solle ab jetzt den Hund mitbringen, nicht, was er mit ihm dann tun sollte.

„Wo ist Obito-san?“, wollte Pakkun wissen, als sie sich dem Trainingsplatz näherten, auf dem wie erwartet bereits Rin stand und wartete.

Kakashi blickte nun doch von seinem Buch auf, um dem Hund einen halb ärgerlichen, halb missmutigen Blick zuzuwerfen. „Er kommt immer zu spät. Wie kommt es eigentlich, dass du dir seinen Namen merken kannst und meinen immer noch nicht hinkriegst?!“

„Ich weiß nicht, was du meinst, Ashi-san.“

Kakashi grummelte nur.
 

Pakkun etwas beizubringen war nicht allzu schwer und so hatte Kakashi den Teil mit dem Apportieren und Männchen machen lieber gleich übersprungen und war zu deutlich größeren Herausforderungen übergegangen.

Pakkun hatte eine gute Woche gebraucht, um einer Fährte folgen und jemanden aufspüren zu können. Bis Kakashi Pakkun beschwören konnte, war deutlich mehr Zeit vergangen – es hatte sich als unerwartet schwer herausgestellt und die ersten Versuche hatten entweder überhaupt keinen Effekt gehabt oder Pakkun nur wenige Zentimeter in Kakashis Richtung bewegt.

Für jemanden, der es gewöhnt war, Techniken innerhalb kürzester Zeit zu lernen, stellte allein das schon eine enorme Geduldprobe dar und Kakashi hätte wohl alles einfach hingeschmissen, wäre da nicht dieser eine Tag gewesen, an dem er und Obito Babysitten mussten.

Es war keine wirkliche Mission, ihr Sensei war in offiziellen Angelegenheiten unterwegs und Rin lernte gerade eine neue Heiltechnik, aber einer von Obitos Verwandten hatte ihn dazu überredet und da der Junge nicht einsah sich als einziger mit dem Kleinkind beschäftigen zu müssen, hatte er Kakashi mitgeschleppt.

Sie saßen also am Rande der Veranda und sahen zu, wie Klein-Itachi fröhlich quietschend versuchte hinter Pakkun her durch den Garten zu rennen, um ihn zu fangen.

„Pakkun ist in letzter Zeit ganz schön gewachsen, was?“, fragte Obito seltsam gut gelaunt, woraufhin Kakashi aber nur nickte und lieber aufpasste, dass das Kind sich nicht verletzte, was seinem Teamkollegen, der gedankenversunken Löcher in die Luft starrte, offenbar herzlich egal war. Er hatte Pakkun eingeschärft ja aufzupassen, dass der Kleine sich nicht weh tat und eigentlich war es ohnehin ein Wunder, dass der kleine Mops freiwillig fangen spielte - normalerweise war er eher faul veranlagt – aber man wusste ja nie.

„Nach Tsumes Schätzungen sollte er in zwei bis drei Wochen ausgewachsen sein.“, fügte Kakashi irgendwann hinzu, als er leicht amüsiert merkte, wie „seinem“ Hund die Puste ausging und er langsam auf ihn zu getippelt kam und sich vor seinen Füßen auf den Rücken fallen ließ. Kakashi seufzte.

„Niemand hat was von tot stellen gesagt, Pakkun.“

Der Hund winselte und es klang fast schon zu echt. „Der Junge macht mich fertig.“

Sekunden später stand auch der Zweijährige vor ihnen und wirkte kein bisschen müde. Stattdessen sah er mit großen Augen zu den beiden Älteren auf. „Obito-ji-san? Können wir noch weiter spielen? Biiitte?“

Dem flehenden Blick hatte Obito wohl nichts entgegen zu setzen, denn er lachte, strich dem Jungen sacht über den Kopf und biss sich leicht in den Finger. Kakashi sah ungläubig zu, wie Obito die Hand auf den Boden legte und zwei Katzen beschwor, woraufhin Itachi freudig lachte und beinah sofort auf die Fellbündel zustürmte.

„Er wird einmal ein guter Ninja werden, er hat jetzt schon mehr Ausdauer, als so mancher andere, was, Kakashi?“, schmunzelte Obito ohne sich umzudrehen. Das war auch besser so, sonst hätte er gesehen, wie Kakashis Miene sich merklich verhärtete. Wenn Obito eine Beschwörung hatte lernen können, dann sollte er das erst recht hinkriegen!
 

Gleich die erste richtige Mission nach Pakkuns Erscheinen war eine Suchaktion. Kakashi ahnte, dass sein Sensei das absichtlich gemacht hatte, damit er gezwungen war sich mit dem Gedanken anzufreunden, Pakkun auch mitzunehmen.

Gerade deswegen hatte er den Mops allerdings Zuhause gelassen – der hatte es ohnehin lieber, wenn er auf Kakashis Couch fläzen und sich Tiersendungen und Hackbällchen reinziehen konnte. Schon beim Training hatte er das klar gemacht. Auch wenn er inzwischen ein hohes Tempo deutlich länger halten konnte, war und blieb Pakkun ein Faulpelz.

„Kakashi?“

„Mmh?“

Er fing einen mehr als beschwörenden Blick seines Sensei auf und seufzte innerlich, während sie weiter in Viererformation durch die Bäume rannten.

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.“, merkte Kakashi wahrheitsgemäß an, doch Minatos Antwort bestand in einem einzigen, viel sagenden Blick und Kakashi gab es schließlich auf und rief Pakkun herbei, der Augenblicke später neben ihm durch die Bäume sprang und reichlich verdutzt aussah. „Was mach ich hier?“

„Wir such…“, setzte Kakashi an, unterbrach sich aber selbst, als er blitzendes Metall sah. In einer einzigen, schnellen Bewegung sprang er seitlich, schnappte Pakkun und brachte sie beide aus der unmittelbaren Gefahrenzone, ehe er sich zu einem der Gegner umdrehte und ein Kunai aus der Tasche zog und den Hund sicher mit dem linken Arm festhielt.

Kakashis Augenbrauen wanderten ein Stück tiefer. Sein Gegenüber sollte ihn noch kennenlernen! Niemand griff einfach so seinen Hund an!

Sekunde… seinen Hund?
 

„Du hast ihn wirklich ausgezeichnet trainiert. Gut gemacht, Kakashi!“, merkte Minato stolz und zufrieden an, als sie nach der Mission wieder zusammen bei ihm Zuhause saßen und einen Tee tranken. Diesmal durfte auch Pakkun mitkommen und lag gerade zufrieden und glücklich auf Kakashis Schoß. Er schien zu schlafen, doch Kakashi wusste nur zu gut, dass er eigentlich sehr wach war und es mehr als genoss gelobt zu werden. Nun, heute hatte er das wohl verdient, nach dem kurzen Angriff hatte er ihre Zielperson nicht nur im Nu gefunden, sondern auch den einzig möglichen Eingang zum Versteck entdeckt.

„Mmh.“

„Was wirst du jetzt mit ihm machen? Ausgebildete Ninken sind gesucht…“, fragte Kushina neben ihrem Mann auf einmal und ruckartig richteten sich drei weitere Augenpaare auf Kakashi, der unter seiner Maske lächelte.

„Ich weiß.“ Nun spitzte auch Pakkun die Ohren, als Kakashi mit einem Lächeln in der Stimme erklärte: „Und deshalb werde ich ihn behalten.“

Er hatte selbst gar nicht gemerkt, dass er angefangen hatte das Tier als seines anzusehen, aber da ihm das nun einmal klar geworden war, konnte er es nicht länger ignorieren. Er war zu gewöhnt daran Pakkun vorzufinden, wenn er vom Training heimkam oder ihn auch dann und wann mitzunehmen, je nachdem, es wäre ihm falsch vorgekommen, die Routine auf einmal zu brechen. Außerdem kannte ihn der Hund inzwischen viel zu gut, er könnte noch was ausplaudern…

„Sie haben das gewusst, oder, Sensei?“, fragte Kakashi dann offen heraus, woraufhin Minato sich erstmal an seinem Tee verschluckte und Kushina ihm lachend auf den Rücken klopfen musste, bis er aufhörte zu Husten. Als er wieder halbwegs Luft bekam, rieb er in einer verlegenen Geste den Hinterkopf und gab fast schon kleinlaut zu: „Gewusst nicht, aber gehofft.“

Rin und Obito sahen ihn einen Augenblick ungläubig an, wechselten dann hinüber zu Kakashi - und fingen schallend an zu lachen.
 

Kakashi öffnete wie in Trance die Tür, ließ seine Tasche neben den Eingang fallen, lief zum Bett und warf sich schluchzend darauf. Es war einfach zu viel gewesen. Es ging einfach nicht mehr. Warum? Warum?!

Draußen hatte er als Ninja funktionieren müssen und versagt, hier, Zuhause, war er nur ein dreizehnjähriger Junge, der Schwäche zeigen durfte und so ließ er all die Tränen raus, die er bisher erfolgreich zurückgedrängt hatte, auch wenn sie in seinem linken Auge höllisch brannten.

„Um Himmels Willen, Kakashi, was ist passiert?!“

Kakashi spürte, wie sich die Matratze leicht beschwerte und eine kühle Nase gefolgt von einer warmen, weichen Pfote seine Schläfe antippte. „Obito ist…“

Er brachte den Satz nicht zu Ende, seine Stimme brach, woraufhin sich ein warmer, kleiner Körper sacht an ihn schmiegte und ruhig meinte: „Ich werde ihn vermissen.“

Mehr nicht, aber auch nicht weniger – und Kakashi wusste, dass der kleine Mops ihn verstand. Es tat ihm irgendwie gut und unbewusst streichelte er über das weiche Fell, bis die Tränen versiegten und er in einen unruhigen Schlaf fiel.
 

„Willst du wirklich wieder zu spät kommen?“, fragte eine Stimme und Kakashi brauchte nicht einmal aufzublicken, um zu wissen, wer neben ihm vor dem Gedenkstein stand. Ungesehen lächelte er sacht.

„Hast du meine neuen Schüler schon gesehen?“, fragte er und Pakkun schnaubte, während er es sich neben dem Denkmal auf dem Gras bequem machte.

„Eins A Kopien von dir und Obito damals.“, kommentierte er trocken. „Fehlt nur noch die Maske und die Brille…“

Kakashi schüttelte fast schon traurig den Kopf. „Wann habe ich dir eigentlich Sarkasmus beigebracht?“

Pakkun bellte leise ein Lachen. „Hast du nicht, den habe ich schon immer beherrscht.“

„Mmh.“

Kakashi dachte still zurück an die wenigen Male, wenn er mit seinem Hund über dessen Vergangenheit gesprochen hatte. Pakkun hatte jedes Mal gesagt, er könne sich an fast nichts erinnern und seine Geschichte fange mit Kakashi an – wo sie auch enden würde. Kakashi hatte keinen Zweifel an der Treue des Tieres, das für ihn inzwischen zu einem Freund geworden war, aber er fragte sich manchmal, was wohl passiert wäre, wenn er einen anderen, weniger experimentierfreudigen Sensei gehabt hätte.

Ob Minato damals gewusst hatte, was Pakkun heute für ihn bedeuten würde? Kakashi schmunzelte ironisch. Bei ihm war nichts ausgeschlossen…

Mit einem letzten Blick auf Obitos Namen riss er sich los und wand sich um. „Na, dann wollen wir sie uns doch einmal ansehen. Den Sohn meines Lehrers und den Großcousin meines besten Freundes.“

„Halleluja.“, kommentierte Pakkun trocken und wusste nicht, wie recht er damit eigentlich hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-12-30T10:06:51+00:00 30.12.2010 11:06
die ff ist echt schön (irgendwie gibt's da kein anderes wort)
ich schliess mich shiroryu voll und ganz an xD
nur noch drei dinge:
1. mir gefällt die idee, dass minato der auslöser der ganzen pakkun sache ist
2. sprachen, spricht man die nicht "fliessend" und nicht "flüssig"?
3. zum genre: eine echt gelungene mischung zwischen drama und komödie (es gab immer wieder szenen, da musste ich einfach nur schmunzeln.. ^^)
Von: abgemeldet
2010-12-14T23:30:51+00:00 15.12.2010 00:30
... Herrgott wo sind die Kommentare...
Mensch, die FF ist ja wirklich mal riesig toll, obwohl ich mir so eine Version noch nie vorgestellt habe. Erst fand ichs komisch, allein wegen dem sprechen Pakkuns, wo ich doch dachte, dass Ninken erst während der Ausbildung lernen zu sprechen. Und auch, das Kakashi ja eigentlich von Konohas weißem Fangzahn genug über Hunde wissen müsste und mir sich eigentlich immer sehr Tierlieb darstellt, aber das ist ziemlich in den Hintergrund gerückt. Und wegs dem Tierlieb: Es gibt halt Sachen die auch ein Hatake lernen muss, ne?
Am allerbesten hätte mir am Schluss noch gefallen, irgendwie so etwas reinzunehmen wie: Und am Ende des Tages warten ja auch noch sieben weitere deiner Sorte auf mich.
Aber egal. Mensch, dein Schreibstil ist verblüffend. Mit einer der besten den ich kenne, wobei ich noch eine andere Story von dir Stichpunktartig gelesen habe um das sagen zu können.
Wirklich mit viel Detail geschrieben und man hat nie das Gefühl es wäre zuviel „Herumschwafeln“ sondern genau richtig. Du treibst den Verlauf auch immer gut an, dass einem nie langweilig wird und du gar nicht aufhören kannst zu lesen. Und allein vom Thema fand ich den Plot sehr schön, auch wenn es eine Auftags-ff war, ist sie, wie schon im Review zu lesen, so rübergekommen wie rokugatsu nicht erwartet hat.
Ich selbst finde Auftragsarbeiten schwer, aber dir scheint es zu liegen.
Also abschließend: Eine wunderschöne FF mit einem Thema, das ein neues Licht wirft. Und super ausgeschrieben ist. Ich habe nichts an Kritik für dich, denn genauso wie du schreibst, ist es sehr gut. Ich würde mich über weitere FF in so einem Themenbereich freuen. Zum Beispiel wie Kakashi den Rest des Rudels aufbaut.

Von:  rokugatsu-go
2010-08-03T10:28:34+00:00 03.08.2010 12:28
Als ich die FF in "Auftrag" gegeben habe, hatte ich nicht erwartet, dass da so etwas unglaublich Schönes, Tolles und Wunderbares bei herum kommt. Du hast es nicht nur geschafft, Pakkun unterzubringen, sondern auch noch den Großteil meiner anderen Lieblingscharaktere und das Ganze dann auch noch in eine so schöne Erzählung gepackt. Ich liebe diese FF. ^^
P.S.: Genma und Sasori rulez! XD


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