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Versprechen

Fye & Kurogane
von

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Versprechen

Kurogane konnte es immer noch nicht fassen, tatsächlich mitgegangen zu sein. Wie hatte er nur so blöd sein können und sich provozieren lassen? Vor allem war das Ganze hier nun wirklich nicht sein Ding. Das kratzte an seiner Würde, definitiv. Zu allem Überfluss stand auch noch dieser blonde Möchtegernmagier namens Fye neben ihm und schien in punkto Stimmung genau in die andere Richtung zu schlagen:
 

„Woooah, guck mal, Kuro-pi! Ist das nicht schön?“
 

Ob das schön war oder einfach nur grell und hässlich, dazu wollte Kurogane sich erstmal nicht äußern. Am besten würde er den ganzen Abend nur schweigen und sich in einem Becher Sake vertiefen.
 

Denn das war der Grund, weswegen sie hierher gekommen waren. Hierher, zu einer Bar. Spätabends. Ach was, eigentlich schon mitten in der Nacht. Kurogane hasste diese Zeit, er würde jetzt viel lieber an die Wand gelehnt schlafen, um für den nächsten Tag ausreichend gerüstet zu sein – nicht, dass ihm etwas weniger Schlaf schaden würde. Was ihn wirklich ärgerte war, dass er sich von Fye hatte über's Ohr hauen lassen. Oder vielmehr provozieren. Der hatte nämlich mal wieder ein Saufgelage mit Sakura veranstaltet und fröhlich vor sich hingemaunzt – wieso machte der Kerl eigentlich einen auf Katze? - und als er, Kurogane, sich davongeschlichen hatte, um dieser peinlichen Situation zu entkommen, war Fye ihm doch glatt gefolgt und hatte ihm solange unterstellt, er würde nur nicht mittrinken, weil er nichts vertrage, bis er ihn wütend angefaucht hatte, natürlich würde er etwas vertragen, er hätte nur Besseres zu tun, als besoffen auf dem Boden rumzuliegen. Und als Beweis, dass das auch stimmte, hatte er sich am nächsten Abend von Fye in diese Bar schleppen lassen.
 

Erst viel später fiel ihm auf, dass so ein Beweis gar nicht nötig gewesen wäre, da er tatsächlich mal mit Fye einen über den Durst getrunken hatte. Das war zwar schon lange her, aber irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass Fye das Ganze irgendwie geplant hatte. Und das im betrunkenen Zustand.
 

„Müssen wir hier wirklich rein?“, grummelte er. „Ich mein, du kannst dir auch bei den anderen den Kopf wegsaufen.“
 

„Jaaa~ wir müssen hier wirklich rein!“, flötete Fye und zog ihn am Arm hinter sich her.
 

Hatte Kurogane draußen die grelle Leuchtreklame der Bar, die in neonorangen Buchstaben den offensichtlichen Namen 'Two Orange' verkündete, nicht gefallen, so war es drinnen das Licht, das ebenso viel Wert auf Unnatürlichkeit und eine irgendwie für Fye und ihn unpassende Atmosphäre legte, indem es sie von allen Seiten orange anstrahlte. Abgesehen von einer Reihe typischer Hocker, die sich an der Theke entlangzogen, war der längliche Raum mit weichen Sofas und niedrigen Tischen ausgestattet, von denen Kurogane im selben Moment noch dachte, dass er sich garantiert nicht dorthin setzen würde, als Fye sein Vorhaben bereits vernichtete, indem er ihn einfach in die nächstbeste Sitzecke drückte.
 

„Hakt's bei dir?“, grummelte Kurogane, machte jedoch keine Anstalten aufzustehen, da das Sofa doch recht gemütlich war und ihm die Vorstellung nicht behagte, stundenlang auf diesen klapprig aussehenden Hockern zu sitzen. Fye ließ sich neben ihn fallen, ein bisschen zu aufgedrängt, wie er fand, doch da kam schon ein Kellner, der natürlich ausgerechnet ihn ansprechen musste. Kurogane bestellte sich spontan eine große Flasche Sake – irgendwie musste er das Ganze ja überleben – und Fye, der nichts sagte, hatte offenbar beschlossen, bei ihm zu schmarotzen. Der Kellner bedachte sie daraufhin nur mit einem wohl vieldeutig gemeinten, für Kurogane jedoch nichtssagenden Blick und verließ sie wieder.
 

„Kuro-chan, du bist so still.“
 

„Wundert dich das?“
 

„Nein, du bist ja immer so brummig.“
 

„Was hast du gesagt?“ Eine von Kuroganes Augenbrauen zuckte unheilverkündend.
 

„Du. Bist. Immer. So. Brummig!“ Fye lachte. „Wie ein großer, schwarzer Bär-“
 

„Verdammt, halt einfach die Klappe!“
 

Kurogane wollte Fye gerade an die Kehle gehen, da fiel ihm auf, dass das vielleicht etwas unpassend für eine Bar wäre. Außerdem waren sie gerade erst in dieser Welt angekommen und er legte keinen Wert darauf, jetzt schon Aufsehen zu erregen. Aus diesem Grund – nur aus diesem Grund – lehnte er sich wieder zurück und beschloss, Fyes Gehabe einfach über sich ergehen zu lassen (aber nur solange, wie sie nicht unter sich waren). Die nächsten Minuten ignorierte er ihn, wenn er ihn ansprach und war erleichtert, als der Kellner mit seiner Bestellung kam – natürlich mit zwei Bechern. Kurogane goss sich selbst den Sake ein und stellte die Flasche dann wieder, etwas nachdrücklicher, als es notwendig gewesen wäre, auf den Tisch. Sollte sich dieser komische Kauz doch selbst die Birne zukippen. Vielleicht war er deshalb so seltsam drauf, weil er sich jegliche Intelligenz, die er möglicherweise einmal besessen hatte, schon weggesoffen hatte.
 

Aber nein. Kurogane wusste es besser. Konnte sein, dass er der Einzige war, der es bisher bemerkt hatte: Fye verbarg etwas vor ihnen. Nicht, weil sie es waren, sondern weil es ein Geheimnis sein musste, das er vor jedem verbarg, weil er es selbst nicht ertragen konnte. Fye war kein fröhlicher Mensch. Das spürte er in jedem Lachen, in jedem Blick.
 

„Kuro-tan, jetzt sei doch nicht so! Lach doch mal!“ Fye beugte sich vor und versuchte, Kuroganes Mundwinkel hochzuziehen.
 

„Verdammt, lass das.“ Kurogane wehrte ihn ab und goss sich noch einmal ein. „Wir sind zum Trinken hier, nicht zum Rumalbern.“
 

„Aber das gehört doch zusammen!“
 

„Bei dir vielleicht.“
 

Fye zog gespielt beide Augenbrauen hoch.
 

„Und bei dir, Kuro-chan? Bist du etwa nicht albern, wenn du betrunken bist?“
 

„Natürlich nicht!“
 

„Wie bist du dann?“
 

„Das geht dich nichts an.“
 

„Ach komm schon, Kuro-chan!“ Fye rückte näher an ihn heran. „Bist du ein ... aggressiver Trinker?“ Noch ein Stück näher. „Oder jemand, der über alles redet?“ Noch ein Stück. „Oder wirst du vielleicht ...“
 

„Mensch, rück mir doch nicht so auf die Pelle!“ Kurogane wurde bewusst, dass er zu laut gewesen war, und senkte die Stimme. „Ich bin nur hier, damit du mich später in Ruhe lässt, klar?“, flüsterte er. „Also nerv nicht!“
 

Fye lächelte.
 

Damit war ihr Gespräch für's Erste beendet. Kurogane lehnte sich auf dem Sofa zurück und nahm noch einen Schluck Sake. Das orangene Licht und der Kellner, der ihnen immer wieder seltsame Blicke zuwarf und ihm doch tatsächlich einmal zuzwinkerte, nervte ihn allmählich, doch das war im Moment sein kleinstes Problem: Aus dem Augenwinkel sah er Fye, der sich selbst etwas Sake eingoss und obwohl er lächelte, konnte er eine Schicht darunter sehen. Ungewöhnlicherweise hoffte er darauf, noch weiter sehen zu können, doch Fye schien seine Kunst möglicherweise über Jahre hinweg perfektioniert zu haben.
 

„Kuro-chan.“ Kurogane sah überrascht auf. Fye sah ernst in seinen Becher, doch auf einmal grinste er breit. „Wollen wir ein Wetttrinken veranstalten?“
 

„Wie kommst du denn auf die beknackte Idee?“
 

„Na ja, ich denke, du willst mir doch beweisen, dass du was verträgst.“
 

Kurogane verdrehte die Augen. Das hatte er ja ganz toll eingefädelt.
 

„Also schön.“, gab er auf. „Aber wehe, du kotzt mir die Hose voll, wenn ich dich unter den Tisch trinke!“
 

„Keine Sorge!“ Und damit schnappte sich Fye beide Becher und goss den Sake ein. „Auf Kuro-inu!“ Kurogane ignorierte Fyes Geplapper und trank den Becher in einem Zug aus. Fye tat es ihm gleich. „Jetzt bist du dran.“, sagte Fye lächelnd. „Mit Einschütten.“
 

„Wenn's sein muss ...“
 

Die Flasche Sake war bald bis auf den Grund geleert. Kuroganes Kopf fühlte sich inzwischen ziemlich schwer an, Fye dagegen schien der Alkohol nichts auszumachen. Mit einem Maunzen lehnte er sich an Kuroganes Schulter an.
 

Unter normalen Umständen hätte dieser ihn schon längst von sich gestoßen, aber dies waren keine normalen Umstände. Benebelt starrte Kurogane auf einen Punkt irgendwo zwischen Sofa und Theke, jedenfalls versuchte er das, aber warum mussten sich die Möbel in dieser verdammten Bar auch bewegen? Er zuckte leicht zusammen, als er einen Arm spürte, der sich um seinen Bauch schlang. Fye war so verdammt anhänglich. Und bestellte, wie er am Rande mitbekam, eine weitere Flasche Sake. Kurogane hatte eigentlich keinen Bock mehr zu trinken, doch Fye schien noch nicht im mindesten betrunken zu sein – wenn man mal von den verrückten Katzengeräuschen absah.
 

Moment.
 

Besoffen wie er war, Kurogane kam ein schrecklicher Gedanke.
 

Er hatte immer angenommen, dass Fye nicht viel vertrug, weil er schon nach dem kleinsten bisschen Alkohol zu maunzen anfing und irgendwann einfach nur noch auf dem Boden rumlungerte oder sich an die nächstbeste Person ranschmiss (aus irgendeinem Grund war er selbst auffallend oft Opfer seiner Attacken). Aber was war, wenn das kein Zeichen für ein Knock-Out, sondern für ein simples Angetrunken-Sein war?
 

Oder, noch viel schlimmer …
 

Kurogane fasste sich an den Kopf. Zu viel Denken. Zu viel Alkohol.
 

„Kuro-bärchen!“ Fye stieß mit einem Finger zwischen seine Augen, genau auf die Stelle, an der es inzwischen ziemlich unangenehm pochte. „Guck doch nicht so! Du denkst zu viel nach! Das gibt noch Falten!“
 

„Lass mich!“ Kurogane wischte die Hand beiseite und schaute grimmiger als zuvor auf Fye. „Wenigstens guck ich angepisst, wenn ich angepisst bin ...“, grummelte er, dann sah er zur Seite. „Nicht wie ein gewisser Magier ...“
 

Er hatte einen wunden Punkt getroffen. Nicht zum ersten Mal. Er spürte, wie sich der Griff um seinen Bauch etwas lockerte, aber nicht löste, dennoch war das Gefühl von Fyes Hand anders als zuvor. Vielleicht war es der Alkohol, vielleicht aber auch, dass er Fye schon seit langem durchschaut und es langsam satt hatte, dass dieser seine Sorgen immer für sich behielt. Wieso war er eigentlich der Einzige, der diese Fassade durchschaute? Wieso war er der Einzige, der die kurzweiligen Schatten auf seinem Gesicht erkannte?
 

„Kuro-pi, du musst noch was trinken!“
 

„Ne, lass mich ...“
 

„Ah! Kannst du etwa schon nicht mehr?“
 

Da war es wieder, dieses falsche Lächeln. Aus irgendeinem Grund machte es Kurogane an diesem Abend wütender als sonst.
 

„Ich hasse es, wenn du da tust.“
 

„Was denn?“ Fye lächelte immer noch.
 

Kurogane beschloss, wieder zu seiner alten Einstellung zurückzukehren und ihn zu ignorieren. Kurz darauf kam der Kellner ein weiteres Mal zu ihnen und stellte die bestellte Flasche Sake auf den Tisch. Dann geschah das Unfassbare: Neben den Sake, genau vor seine Nase, stellte er eine Kerze ab. Genauer gesagt ein Teelicht, in einem seltsam gemusterten Glas. Irgendwann würde er ihm dieses zweideutige Grinsen aus dem Gesicht wischen, schwor sich Kurogane. Seine Augenbrauen zogen sich ärgerlich zusammen.
 

„Du~ Kuro-hasi?“ Fye fixierte angestrengt das Teelicht.
 

Kurogane brummte als Antwort.
 

„Ist das ein Kamel auf dem Glas?“
 

Kurogane starrte auf die Kerze.
 

„W-“ Zu mehr kam er nicht; Fye hatte sich vorgebeugt und zeigte nun mit einem Finger auf einen zugegebenermaßen seltsam aussehenden Fleck auf dem Glas.
 

„Siehst du – hier ist der Kopf, hier der Hocker, und da und da und da ist ein Bein! Oh, dann hat es ja nur drei Beine ...“ Fye kratzte sich nachdenklich am Kopf, dann kam ihm noch ein weiterer Gedanke. „Warte mal … Kamele haben ja zwei Höcker! Dann ist das ein Dromedar.“ Er nickte sich selbst zustimmend zu.
 

Der Abend verlief weiter in diesem Muster: Die meiste Zeit schwiegen sie, oder zumindest Kurogane tat das, abgesehen davon, wenn Fye ihm gerade all zu sehr auf die Nerven ging und er ihn anschnauzte. Er hatte doch gewusst, dass es ein Fehler war. Er hätte seinen Stolz einfach hinunterschlucken müssen, dann wäre er jetzt auch nicht in dieser Bar und würde soviel trinken.
 

Hatte sein Kopf vor einer Stunde schon geschwirrt, so tobte jetzt ein ganzer Orkan darin; Kurogane war schon lange nicht mehr so betrunken gewesen. Nicht, dass ihm das in diesem Moment bewusst gewesen wäre. Besoffen wie er war, fiel ihm auch nicht auf, dass Fye noch bei bestem Verstand zu sein schien.
 

Kurogane blinzelte träge in das orange Licht der Bar. Fye hatte sich wieder an ihn gelehnt und erzählte ihm irgendwas davon, dass sie ja zusammen mit Shaolan und Sakura eine Bar eröffnen könnten, und war gerade dabei, sich die bescheuersten Namen dafür auszudenken (Kurogane erinnerte sich mit Schaudern an ihr Café).
 

„Wie wär's mit … zum schwarzen Bären? Dann musst du aber der Ladenbesitzer sein, Kuro-chan!“
 

„Wie wär's damit, wenn du endlich mal die Klappe hältst?“
 

„Hui, fies!“
 

„Ich zeig dir gleich, wie fies ich sein kann!“
 

Die Drohung klang nicht so, wie sie sollte. Kurogane fasste sich an den Kopf. Er hatte Fye seinen Willen gelassen, jetzt war es Zeit nach Hause zu gehen und das Ganze am besten zu vergessen. Er machte Anstalten aufzustehen, doch Fye hielt ihn mit überraschender Kraft zurück und drückte ihn wieder auf das Sofa (in Wahrheit war Kurogane einfach schon so besoffen, dass er noch nicht mal mehr gegen Fye ankam).
 

„Hey …!“
 

„Na na na, wo willst du denn hin?“
 

„Na wohin wohl ...“
 

„Och Kuro-chan … du bist betrunken, ohne mich kommst du hier eh nicht weg!“
 

Verdammt, das wusste er auch.
 

„Dann kommst du eben mit ...“
 

Kurogane startete einen zweiten Versuch aufzustehen, schwankte und stieß gegen den Tisch, konnte sich jedoch gerade noch so an der Lehne des Sofas festhalten. Ein weiterer Schritt brachte ihn abermals zum Stolpern, doch da packte Fye ihn plötzlich von hinten am Handgelenk und zog ihn wieder hoch.
 

„Hab's doch gesagt, du kannst ja nicht mal mehr alleine laufen!“, lachte er.
 

Kurogane ließ den Spott über sich ergehen. Er wollte wirklich nur noch nach Hause. Dieses Mal ließ Fye ihn, stützte ihn jedoch, indem er seinen Arm um Kurogane schlang. Kurogane hätte ihn am liebsten von sich gestoßen, doch leider war ihm nur allzu deutlich bewusst, dass er dann den Boden geküsst hätte.
 

~~~~~*~~~~~
 

Sie hatten die Bar verlassen und gingen stillschweigend durch die ihnen unbekannten Gassen. Kurogane fiel es immer schwerer, mit Fye Schritt zu halten. Was für eine Erniedrigung. Schnaufend stützte er sich schließlich an einer Hauswand ab.
 

„Kuro-chan? Alles in Ordnung?“
 

„Hmpf. Natürlich nicht! Das hast du ja echt toll eingefädelt! War es das, was du wolltest, ja?“
 

Fye sah ihn einen kurzen Moment geschockt an, dann schlich sich wieder das gewohnte Lächeln auf sein Gesicht.
 

„Ich konnte ja nicht ahnen, dass du so wenig verträgst, Kuro-pon~!“
 

Mit seiner Stimme stimmte etwas nicht. Ein leiser, kaum wahrnehmbarer Ton schwang mit.
 

Kurogane sah zu Fye herauf.
 

„Tu mir einen Gefallen, ja?“ Er wimmelte die Hand an seiner Hüfte ab. „Sei endlich mal ehrlich. Zu Shaolan und Sakura, zu mir, aber vor allem zu dir selbst. Ich kann diesen Scheiß nämlich nicht mehr mit ansehen.“
 

„Haha, ich glaube du hast wirklich zu viel getrunk-“
 

Das war zu viel. Kurogane packte Fye an den Schultern und stieß ihn gegen die Wand.
 

„Verarsch mich nicht!“ Menschen wie ihn hasste er am meisten.
 

Fye lächelte breiter als zuvor.
 

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. So ist es am besten.“
 

„Nichts da mit 'am besten'!“ Kurogane atmete heftig aus, dann ließ er den Kopf hängen. „Du brauchst uns ja nicht direkt alles zu erzählen, nur … irgendwann … mir ...“
 

Zu viel Aufregung. Zu viel Alkohol.
 

Er spürte, wie sich Fye unter seinem Griff entspannte.
 

„Von Anfang an durchschaut, was?“ Seine Stimme klang resigniert, so gar nicht fye-mäßig. „Kann ich dich irgendwie davon überzeugen, dass du es nicht wissen willst?“ Kurogane sah nicht auf. Eine Hand legte sich auf seinen Kopf. „Also nicht.“ Eine lange Pause, in denen keiner von beiden sprach. Kurogane fühlte Fyes schlanke Finger, die sich in seine Haare gekrallt hatten. Das einzige Zeichen. Schließlich seufzte Fye laut. „Okay, ich geb mich geschlagen. Ich versprech's dir. Irgendwann. Aber nur dir.“
 

War das Erleichterung, was Kurogane fühlte?
 

„Aber nur unter einer Bedingung.“
 

Fye stellte Bedingungen? Das war ja ganz was Neues. Na ja, er musste sich wohl daran gewöhnen, sich überraschen zu lassen, immerhin war dieser Ausflug auch Fyes Idee gewesen. Ein intrigant eingefädelter Plan.
 

„Und welche?“, nuschelte er, nunmehr müde, und sah auf.
 

Kurogane konnte nicht so schnell denken, wie Fye handelte. Es war das erste Mal, dass er Fye wirklich sah. Aber mit dem, was sich darunter verbarg, hatte er nicht gerechnet.
 

Warme Lippen auf seinen. Seine Augen weit aufgerissen. Eine Sekunde, noch eine. Dann war es vorbei.
 

Fye hatte die Arme um seinen Hals geschlungen, hatte ihn noch näher an sich herangezogen. Der Kuss war unschuldig gewesen, beinahe wie unter guten Freunden, und doch hatte Kurogane sofort gewusst, dass Fye es anders meinte. Dieses Mal konnte er in seinem Gesicht lesen wie in einem Buch.
 

~~~~~*~~~~~
 

Am nächsten Mittag wachte Fye mit einem ordentlichen Kater auf. Die ersten paar Minuten blieb er liegen, dann stand er grummelnd auf und ordnete sich nebenbei die Haare, die in alle Richtungen abstanden. Er blinzelte. Schon ziemlich spät.
 

Und dann erinnerte er sich an die vergangene Nacht.
 

Er hatte Kurogane geküsst. Aber eigentlich war das nicht das Schlimme.
 

Er hatte ihm versprochen, ihm seine Vergangenheit zu erzählen.
 

Fye lief es kalt den Rücken herunter und er war froh, dass ihn in diesem Moment niemand sehen konnte. Es gab Augenblicke, da konnte er sein Lächeln einfach nicht aufrechterhalten.
 

Gut, er hatte Zeit. Irgendwann. Irgendwann würde er es ihm erzählen, das war so eine schöne, ungenaue Zeit. Er konnte sich immer wieder davonstehlen.
 

Fye verließ sein Zimmer und trat in den Flur, unwillkürlich sah er auf die Reihe der Türen und zählte jede einzelne ab, bis sein Blick an Kuroganes einige Zimmer weiter hängen blieb. Ohne sich der Schritte bewusst gewesen zu sein, stand er plötzlich davor, die Hand auf der Klinke. Rasch zog er die Mundwinkel nach oben und drückte die Klinke hinunter.
 

„Kuro-“
 

Fye beeilte sich den Rest des Wortes hinunterzuschlucken.
 

Kurogane war noch nicht wach. Wie üblich schlief er an die Wand gelehnt, sein Schwert in der Hand. Ein Wunder, dass er es selbst im Schlaf nicht losließ.
 

Fyes Mundwinkel fielen wieder herunter. Er würde es nicht verstehen. Wie könnte er, wenn er sich selbst noch nicht einmal verstand? Und wie könnte er ihm verzeihen, wenn er es selbst noch nicht einmal konnte? Minutenlang starrte er auf Kurogane, auf seine schwarzen Haare, sein Gesicht, das – wohl noch vom Alkohol – seltsam entspannt wirkte, seine Hände, die Beine, die er angezogen hatte.
 

Er hatte ihn geküsst. Aber er hatte ihn nicht von sich gestoßen. Etwas in Fyes Gesichtsausdruck veränderte sich, kaum merklich. Shaolan oder Sakura wäre es sicher nicht aufgefallen. Niemanden wäre es aufgefallen, aber Kurogane hätte es sicher bemerkt. Das war es, das Fye zum Lächeln brachte.
 

Kurogane war die einzige Person, die ihn durchschaute und auch der Einzige, dem er es erzählen konnte.
 

Irgendwann.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SaRiku
2012-03-30T10:57:09+00:00 30.03.2012 12:57
awwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwhhh~~~
<3<3<3<3<3<3<3<333~

ich sehe gerade, dass ich hier noch gar keinen kommi hinterlassen habe! >///< (wobei, du kennst meine meinung ja schon, mündliche überlieferung und so, immerhin hast du mir diese fanfiction mal "geschenkt" xD)

gott, wie toll diese kleine geschichte doch ist. *~* man merkt die schreibschule. ;p

du hast es echt gut hinbekommen, sowohl die atmosphäre, als auch die gespräche und die beziehung zwischen den beiden so zusammenzusetzen, dass es halt irgendwie psst. C:
wobei - wenn es nach mir ginge, ich hätte gerne NOCH mehr dialoge gelesen! harhar >D aber die, die du drin hattest, waren einfach perfekt. so, wie es sich halt für die beiden gehört. hach, ich liebe kuroganes grummelige art, und fyes angewohnheit, genau diese art einfach großzöügig zu ignorieren und zu übergehen! <3

das mit dem kamel/dromendar war übrigens auch so geil! xD ich frage mich gerade, ob ich wohl die einzige bin, die darüber so sehr lachen muss, weil.. naja... das TWO ORANGE gibt´s halt wirklich, hm? ^.~

haha, und man hat gemerkt, dass du weißt, was du schreibst! ;p von wegen, wie es sich anfühlt, so herrlich betrunken zu sein! *zwinker-zwinker und mit dem zaunpfahl wedel* xD

gwaaaaadh!!! >/////< und dieser obermegasuperduperober SCHNUCKELIGE part am ende, wo alles aus fyes perspektive geschrieben ist!!! liebe-liebe-liebe~ und überhaupt, das ende. hm, es macht lust auf mehr, aber trotzdem - es ist ein gutes ende und passt irgendwie. <3

„Aber wehe, du kotzt mir die Hose voll, wenn ich dich unter den Tisch trinke!“
-> eine meiner lieblingsstellen! xDDD ja ne is klar!? :D
-> und zuletzt noch gaaaanz viel liebe für diesen dialog! x333
waaah~ich kann mir das ganze so super gut bildlich vorstellen, wie kurogane völlig betrunken und noch angepisster als sonst fye gelaber lauscht und total pampig antwortet! >//w//<b
„Wie wär's mit … zum schwarzen Bären? Dann musst du aber der Ladenbesitzer sein, Kuro-chan!“
„Wie wär's damit, wenn du endlich mal die Klappe hältst?“
"Hui, fies!"

LIEBE! ;A;
Von:  Shinya_Satana
2010-07-17T08:57:23+00:00 17.07.2010 10:57
Ai~ Ich hab diese ff so gern x33
*grad so entdeckt hat~*
Du hast eine tolle schreibweise x33
Man kann sich gut in die story hineinversetzen x3
*ff anliebt*

lg ShinChan <3


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