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Q: Are we not strange?

Bronzeshipping, Sickleshipping, Tendershipping
von

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Fehler

Kurzer Überblick was an diesem Sonntag bereits passiert ist (Mariks Sicht):

Marik und Mariku haben es endlich geschafft Marikus Wohnung auf Vordermann zu bringen.

Nach getaner Arbeit fahren sie mit Marikus Motorrad zu einem Pizzageschäft um ihren Hunger zu stillen.

Bakura ist zufällig auch dort und erinnert Marik an das heutige 'Date' mit Amane um 15 Uhr.

Daraufhin wird Mariku so sauer, dass er sich Marik schnappt und mit ihm aus dem Imbiss abhaut.

Auf dem Parkplatz kommt es zum Streit und zur anschließenden Versöhnung.

Doch bevor Marik Mariku fragen, kann ob die beiden mal zusammen auf der Harley wegfahren wollen, passiert folgendes ...
 

23. Kapitel: Fehler

~~~~~~~~~~~~~~~
 

"Also ... offiziell frage ich das jetzt nicht, aber ... also nur, wenn es dir nichts ausmacht, dann ... könnten wir .."

"MIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEP!", fährt mir ein nervtötendes Geräusch mitten in den Satz.

Mit rasendem Herzen zucke ich zusammen und wende mich panisch zur Quelle des Lärms.

Vor dem Lenkrad eines roten Jeeps, etwa 10 Meter von uns entfernt, sitzt Kura. Seine Hand drückt provokativ auf die Hupe. Als Ishtar sich ebenfalls zu ihm wendet, klettert der narbige Mann bereits aus seinem Fahrzeug und kommt grinsend auf uns zu.

... 'Das war Absicht!', ist der erste Gedanke der mir durch den Kopf schießt.
 

Warum hat Kura das gemacht? ... Ob er gewusst hat, dass ich Ishtar um sein privates Treffen bitten wollte? ... Dann wäre sein Motiv ganz klar Eifersucht, immerhin arbeitet er daran den ungehobelten Typen für sich zu gewinnen.

Bei Ra, bin ich unsensibel, nicht daran zu denken. Jetzt sieht mich der Große sicherlich als Rivale. Verdammt!!!

Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe herum und schrecke fast auf, als der Ägypter die kurze Strecke bis zu uns überwunden hat und fröhlich pfeifend:

"Hey Leute, na wie geht’ s?", fragt.

"Hi Kura. Ganz .. ganz gut und dir? Ha ha", piepse ich unbeholfen.

Um zu zeigen, dass ich ihm nicht feindlich gesinnt bin, schnappe ich mir einfach die Pranke des Größeren und schüttle sie nach alter Manier. Mit dem Gefühl bei etwas unerlaubten ertappt worden zu sein, blicke ich scheu in Kuras Augen, welche mich aufmerksam betrachten, bevor sie in Richtung Mariku ab trieften. ... Zwar erleichtert das mein schlechtes Gewissen ihm gegenüber ein wenig, aber der Knaller ist es auch nicht.

"Hime-chan."

Charmant lächelnd greift der weiße Zottelkopf nach der Hand seines Angebeteten und deutet einen filmreifen Handkuss an. Es ist zwar nur eine kleine Geste, aber es reicht um Ishtar zur Weißglut zu treiben. Kura weiß wirklich wie man jemanden aus der Fassung bringt. Ob er das mit Bakura auch so gemacht hat?

Bei dem Gedanken muss ich leicht schmunzeln.

Mein bester Freund würde mit Sicherheit ähnlich wie Ishtar gerade reagieren und laut herum schimpfen ... allerdings hat der Albino Kuras Gefühle auch erwidert. Würde das nun heißen er wäre rot geworden? Ein verlegener Bakura sozusagen, ... etwas derartiges sieht man nicht alle Tage. Aber wie auch immer. Das hier ist nicht mein Kumpel sondern Ishtar und dieser streitet sich oder turtle gar gerade mit Kura herum.

Allein vom Zusehen baut sich Wut in mir auf, die ich nicht erklären kann. Ärgerlich verschränke ich die Arme vor der Brust und beobachte wenig begeistert wie der Größere von beiden meinen Nachhilfeschüler über seine Schulter wirft.

"Hat Madame nicht ein furchtbares Temperament?"

Mühevoll unterdrücke ich ein: 'Und du kannst deine Finger nicht bei dir lassen!' und nicke einfach nur stumm.

Irgendwo hat der sanfte Riese ja recht, ... zumindest was Ishtars explosive Art angeht, ... aber warum Genannter nun auch immer wieder als Mädchen abstempelt wird, will mir nicht ganz einleuchten. Wenn Kura eine Freundin haben möchte, dann sollte er sich auch nach so einer umsehen! ... Denn ... bei aller Achtung von Meinungsfreiheit ..., der Ägypter, welcher so zappelnd über einer Schulter baumelt, ist verdammt männlich. Das fängt bei seinem Verhalten an und hört bei seinem attraktive... ähm ansehnlichen Körper auf.

"Und? Wo wollt ihr zwei gerade hin?"

Wenn ich jetzt antworte, wird er sicher mitkommen wollen, was mir zugegebener Maßen, nicht wirklich passt. Mist. Aber eine Wahl habe ich auch nicht wirklich. So freundlich wie möglich entgegne ich ihm:

"Uns was zu essen besorgen", auch wenn mein Tonfall eher ins eisige Milieu fällt.

Keine Ahnung woher dieses kindische Verhalten kommt, aber ich will nicht, dass der jungen Mann mit der Narbe im Gesicht uns Gesellschaft leistet. Etwas in mir sträubt sich dagegen.

Meine kühle Reaktion macht Kura skeptisch, das sehe ich ihm an der Nasenspitze an. Kurz schaut er nach rechts und links und entdeckt schlussendlich das 'schöne' Fastfoodplakat mit der halbnackten Frauen.

"Ne, Pizza?", fragt er schief grinsend.

"Nein, die fällt leider aus. Aber wir wollten uns gerade auf den Weg zu einem Obstladen aufmachen."

"Obstladen?"

"Eine Obstschale essen."

Ein amüsiertes Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus.

"Glaubst du davon verschwindet der Hunger?"

Diese ironische Frage und das leichte Kopfnicken in Ishtars Richtung verleiten mich zu der Annahme, dass er sich entweder über mich lustig macht oder sogar Kritik üben will. Frei nach dem Motto: 'Als ob mein Liebling davon satt wird.'

"Ich weiß es."

Selbstsicher verschränke ich meine Arme.

"Hm. Kann ich mir kaum vorstellen."

Er fordert mich heraus? Bitte, dass kann er haben!

"Du kannst ja mitkommen und dich überzeugen."

Als ob ich nicht wüsste wie ich mich um meinen Schützling zu kümmern hätte! Pah! Dem zeig ich was eine sowohl gesunde als auch sättigende Ernährung ist!!!

"Okay."

Mit seinem 'Okay' lässt er es fast so klingen, als ob ich ihn extra überredet hätte mitzukommen. ... Moment mal ... war das etwa sein Ziel?

Unbewusst weite ich die Augen als der weiße Zottelkopf mich verschlagen angrinst.

Der hat mich eiskalt so lang manipuliert, bis ich ihn einlade! Unglaublich! Könnte es etwa sein, dass Kura gar nicht so ... ein dümmliches Kerlchen ist wie ich es bis jetzt glaubte? Wenn nicht, wer ist der Typ dann? ... Also er ist auf keinen Fall der Trottel, von dem Mariku denkt, dass er ihn kennt. Kura verstellt sich oder aber er versteckt etwas. Da bin ich mir sicher.
 

In der Zwischenzeit hat es Ishtar geschafft sich aus dem Griff des rätselhaften jungen Mannes zu winden und steht nun leicht keuchend zwischen uns. Sein Brustkorb hebt und senkt sich aufgeregt, doch ich bin mir nicht sicher ob das von der Anstrengung seiner Befreiung kommt oder der angestauten Wut über diese zugegebenermaßen schon recht peinliche Aktion.

"Du kommst nicht mit!", knurrt mein Nachhilfeschüler seinen 'Freund' an.

Noch im gleichen Atemzug spüre ich wie sich ein Arm um meine Taille legt und näher an den Schnaufenden zieht.

Erstaunt mustere ich das Gesicht, in welches vorwitzige blonde Strähnen fallen.

"Warum nicht, Ishtar?", versuche ich so ruhig wie möglich zu fragen, obwohl mich die Neugierde und das Kribbeln, welches seine Hand auf meiner Hüfte verursacht, fast auffressen.

"Weil mich seine Anwesenheit nervt!"

Ganz langsam geht Ishtar ein paar Schritte nach hinten, mich dabei fest an sich gedrückt.

Diese Nähe und sein Verhalten, dass ... dass...

Hart schlucke ich.

"Habt ihr Streit?", versuche ich es mit der einzigen, vernünftigen Erklärung, welche ich für dieses Reaktion habe, fest in der Hoffnung, dass jener, der meinen Körper so fordernd an den seinen drängt, sie verneint. Dann blieben nämlich nur noch die unlogischen Möglichkeiten übrig und die ... gefallen mir viel besser ... ähm ich .. ich meine .. gar nicht!

"Hä? Nö. Das – "

Ich glaube es nicht! Tatsächlich! Er ... er will... er will doch nicht etwa ...

"Willst du mit Marik allein sein?"

Geschockt meinen Gedanken ausgesprochen zu hören, drehe ich den Kopf sofort in Kuras Richtung.

Er ist also auch der Meinung. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich so ist um einiges.

Unsicher wende ich meinen Blick von ihm und schaue in Ishtars Gesicht, welches ebenso ertappt wirkt wie ich vorhin.

Aus einem mir bisher unbekannten Reflex heraus, bewegt sich eine meiner Hände in die Richtung von Ishtars Jacke, damit ich sie, wenn sie ankommt, fest in den schwarzen Stoff krallen kann.

"Wenn ja, kannst du das vergessen. Der Junge ist schließlich nicht dein Privatbesitz, oder?"

Wie erstarrt halte ich inne und lasse meinen Arm sofort wieder sinken.

Was mache ich hier eigentlich? Ich bin wohl nicht mehr ganz bei Sinnen! Ich kann doch nicht ernsthaft vor gehabt haben mich an Ishtar zu schmiegen?! ... Ich glaube, der Hunger macht mich schon ganz wirr im Kopf.

Abrupt starre ich zu Boden und entferne die besitzergreifenden Finger von meiner Taille.

"Na dann lasst uns mal losgehen. Hier dumm herum zu stehen, hat ja auch nicht wirklich einen Sinn", führe ich die Gedanken von uns allen zum eigentlichen Gesprächsfaden zurück, was mit Wohlwollen aufgenommen wird.

"Ja, du hast Recht!"

Fast schon hektisch kehrt Ishtar zu seinem Harley zurück, von der wir uns ja nur wenige Meter entfernt haben und holt die Helme hervor, von welchen er mir einen entgegen hält. Doch diesen schiebe ich mit angebrachtem Druck wieder zu seinem Besitzer zurück.

Wenn ich jetzt wieder auf das schöne Motorrad steige, vergesse ich mich erneut. Das darf nicht passieren. Andererseits ist mir auch nicht danach das Auto zu nehmen, weil das bedeuten würde, dass ich Ishtar und Kura allein auf den forderen Plätzen sitzen hätte. Das Gealber beim Fahren, was vielleicht sogar noch zu einem Unfall führen könnte, will ich mir nicht antun.

"Wir werden laufen", lege ich darum einfach mal fest.

"LAUFEN?", echot es ungewöhnlich laut zurück.

Was denn? Soll er sich bloß nicht anstellen, mal ein paar Meter laufen zu müssen. Es wird ihm schon kein Zacken aus der Krone brechen!

"Ja, ... stell dir mal vor. Du benutzt einfach mal deine Beine. Vielleicht tragen sie dich sogar", knurre ich ihn viel aggressiver an, als es nötig wäre.

"Hör' auf mich anzufahren!", entgegnet der andere völlig richtig, weshalb ich beschämt wegsehe.

Ich sollte mich besser zusammen reißen und die aufkeimende Frustration über mein innerliches Durcheinander nicht an Ishtar auslassen.

"Tut mir Leid."

Ich bin wirklich kein Stück erwachsen! Warum nur? In meinem Alter sollte es doch kein Problem mehr darstellen sich gesittet und neutral zu benehmen!

"Du Marik, was ist – ", dringt es einen Augenblick später ungewohnt besorgt an mein Ohr. Doch die fast schon bedächtig gewählten Worte seitens Ishtar werden vom langen Arm der Realität bzw. Kuras Arm verschluckt, als der Größte von uns ihn wohl überlegt um die Schultern seines Objektes der Begierde schlingt.

"Nun denn. Auf! Auf! Ich will unbedingt wissen, ob das mit eurem Grünzeugquatsch auch stimmt."

'Lügner!', fauche ich den Narbigen gedanklich an, 'Du willst doch nur nicht, dass er sich Sorgen um mich macht und lenkst deshalb schnell ab!'

Aus diesem Grund beobachte ich auch mit der allerfeinsten Genugtuung wie der Begehrte sich der vertraulichen Geste widersetzt und Kuras Arm von sich schiebt.

"Ich kann es nicht leiden, wenn du die ganze Zeit an mir dran hängst. Ich bin doch kein Spielzeug oder so! Also bleib mir vom Leib!"

Innerlich fange ich an zu grinsen.

Mich hat Ishtar gerade noch von selbst in seine Nähe gezogen.

Kura schickt er in die Wüste.

Und genau das scheint den anderen Ägypter nun auch auf den Senkel zu gehen, denn er lässt endlich die Fassade fallen. Ein verschlagenes Grinsen ziert sein Gesicht als er seine Muskeln anspannt und den gebräunten Arm enger um sein Opfer zieht.

"Und du meinst – dass es mich interessiert, wenn du meckerst?"

"BITTE?", kommt es zutiefst verärgert über gefährlich zuckende Lippen.

"Ich sagte: 'Es juckt mich nicht!' "

Also irgendwie ... unbekannt und grundlose Eifersucht und damit in Hand gehende Schadenfreude über Ishtars abwehrende Haltung Kura gegenüber hin oder her ... gefällt mir die Entwicklung dennoch nicht. Und das nicht, weil ich wiedermal so unsagbar kindisch bin, (dass ich mich dafür ohrfeigen könnte), sondern wegen der fast schon greifbar dicken Luft, die sehnsüchtig nach einer Prügelei schreit.

Seufzen atme ich tief durch.

Eigentlich sollte ich dazwischen gehen, aber ganz ehrlich gesagt, habe ich dazu keine Lust. Sollen sie sich doch die Köpfe einschlagen wie damals in der Steinzeit. Mir egal. Von dem ganzen Gefühlschaos in meiner Brust und dem ständigen Widerstand meines Verstandes bin ich irgendwie erschöpft und deshalb nicht gewillt mich in einer heftigen Diskussion weiter ab zu kämpfen.

Dementsprechend lehne ich mich an den erstbesten Baum, welcher in einer Reihe mit ein paar anderen rund um den beschaulichen Parkplatz gepflanzt wurde.
 

Gähnend betrachte ich das Schauspiel und muss zugeben, dass beide durchaus beweisen einige Erfahrungen in dem Bereich zu haben. Ich könnte es fast schon cool finden, wenn mir der nichtige Grund dieser Auseinandersetzung nicht bekannt wäre.
 

Eine gefühlte Ewigkeit muss vergehen bis die beiden ihren 'Tanz' beenden. Trotz dessen, dass es verdammt brutal aussah, ist keiner von ihnen ernsthaft verletzt.

Anscheinend können sie sich sehr wohl gut leiden.

Aber das ist mir momentan so ziemlich Rille, denn durch das lange Stehen sind mir die Beine eingeschlafen und der Hunger lässt mich fast vergessen wie ich sie wieder aufwecken kann.

Genervt von alldem und weil ich den beiden die Schuld dafür in die Schuhe schieben kann, applaudiere ich auf sarkastische Weise:

"Bravo. Ganz toll. Ihr seit ja so harte Typen. Wenn wir jetzt gehen könnten... . Ich habe einen Mords Hunger."

Unter einem lauten Knurren meines Magen stoße ich mich von der harten Rinde ab und gehe schon einmal zum Fußweg, der uns hoffentlich zu dem Geschäft führend wird, welches ich im Kopf habe.

Nur nebenbei bemerke ich wie Ishtar und damit auch Kura mir folgen. Nachdem sie ihre überschüssige Energie verpulvert haben sind sie sogar fast schon handzahm, sodass es keine Probleme auf dem Weg zu Obaso Obas Obstladen gibt. Nur ein bedächtiges Schweigen zieht seine Kreise, aber das stört mich nicht. Im Gegenteil, es hebt meine Laune um ein vielfaches. Fast schon richtig vergnügt blicke in die Schaufenster der verschieden Warenhäuser, an welchen wir vorbei gehen. In einem entdecke ich sogar Bastelkram.

Vielleicht finde ich darin etwas für Ryous Geburtstag, welcher ja schon im September ist. Natürlich wird es nur eine Kleinigkeit werden, da wir uns ja nicht so nah stehen, aber irgendwas will ich schon für ihn haben. Allein schon deswegen, weil er mir auch jedes Mal etwas schenkt, wenn ich Jahrestag feiere.
 

Früher als gedacht erreichen wir den Obstladen, woraufhin ich meinen Blick nach längerem mal wieder auf die beiden anderen richte. So bekomme ich gerade noch rechtzeitig mit wie Ishtar fast schon panisch einen Schritt Abstand von mir nimmt und sich beinahe schon an Kura anlehnt.

Irgendwie wirkt das ziemlich Abstrakt in meinen Augen, wenn er ihn vorhin noch weg stoßen wollte. Hm... also entweder ist Ishtar verdammt launisch oder die beiden verstehen sich nach der Prügelei um ein vielfaches besser.

Ungläubig blinzle ich mehrmals, aber an dem Bild meines hektischen Nachhilfeschülers ändert sich nichts. Hektisch schaut er mal hier mal da hin, als ob er etwas falsch gemacht hätte und nun nach einer Ausrede sucht.

"Marik, geh doch einfach mal rein und kauf den Mist. Wir warten draußen", äußert er unruhig und schickt mich mit einer eindeutigen Geste ins Innere des Geschäftes.

"Okay."

Zur Abwechslung werde ich einfach mal nicht nach bohren. Irgendwo geht es mich ja auch nichts an. Und JEDEN von Ishtars Gedankengängen sollte ich besser nicht nachvollziehen, sonst werde ich wirklich noch wahnsinnig im Kopf.

Gerade wende ich mich zum gehen ab, da will Kura etwas sagen, doch bevor auch nur eine aufschlussreiche Silbe seine Gedankenwelt verlässt, drückt sich auch schon eine strenge Hand auf seine Lippen. Das Einzige was zu hören ist, bleibt ein:

"HM?"

"Ist was?", frage ich noch einmal skeptisch nach.

"Alles klar. Nun geh schon, sonst vertilgt sich mein Magen selbst!"

Augen rollend folge ich der Aufforderung und lasse die beiden alleine.
 

Ein kleines Glöckchen, welches über der Tür hängt, klingelt, als ich den gemütlichen Laden betrete. Noch während mir die erfrischende Kühle der Klimaanlage entgegen bläst, entnehme ich dem Windhauch verschiedensten Wohlgerüche, die nur von dem großen Fruchtsortiment herrühren können.

"Lecker."

Neugierig gehe ich an den äußersten Obstständen vorbei und bestaune die herrlich reife Ware, bis die vertraute Stimme des heiteren Onkel Obasas an mein Ohr dringt:

"Oho, Marik! Was für eine schöne Überraschung, dass du mich wieder besuchen kommst."

Kurz sehe ich von den appetitlich aussehenden Ananashälften auf und grinse in das rundliche Gesicht des Älteren.

"Guten Tag. Ich bin auf gut Glück hergekommen. Es hätte ja sein können, das du am Sonntag nicht geöffnet hast."

Kaum hat er meinen Einwand gehört, beginnt der Riese herzhaft zu lachen. Sein kolossaler Bauch hebt und senkt sich, während er mir mit der großen Hand auf die Schulter klopft.

"Dieser Laden ist mein Leben und das macht am Wochenende nicht Pause."

Schmunzelnd wende ich mich wieder meinem eigentlichen Plan zu.

"Ich suche etwas zum Mittagessen und dachte an eine Obstschale."

"Ho, ho eine vortreffliche Wahl."

Gemächlich dreht sich Obasa um und wandelt zu seiner Kasse. Ich folge ihm auf dem Fuße.

Es ist unglaublich wie wendig er trotz seiner Fülle durch die Gänge kommt, ohne auch nur einen der Kästen zu berühren.

"Erst vorhin habe ich welche fertig gemacht. Apropos Essen ... hast du Mariku was zum Frühstück mitgebracht, wie abgemacht?"

Ein Anflug von Verlegenheit lässt meine Wangen leicht erröten.

"Ja."

"Das ist wirklich lieb von dir Marik."

"Da..danke."

Genau genommen habe ich meinem Nachhilfeschüler das versprochene Bento mitgebracht, aber da wir sofort mit Putzen angefangen haben, kam er nicht einmal dazu es zu kosten. Naja ich habe, Bakura sein Dank, auch kaum Frühstück gehabt, also soll sich Ishtar nicht so anstellen. Und wenn ich den Tag mal durchgehe, muss ich feststellen, dass ich ihm nicht nur das japanische Frühstück, sondern auch eine Pizza ausgegeben habe, die er ebenfalls nicht essen konnte, weil er unbedingt Streit anfangen musste, und nun werde ich ihm eine Obstschale spendieren, welche er nicht wirklich haben will. Urg. So viel Ironie. .. Wenn das so weiter geht verhungert er wirklich noch.

Mit einer seligen Ruhe kramt der Ladenbesitzer unter seiner Theke herum, bis er eine Obstschale auf die Ablagefläche stellen kann

"Joho, war das alles?", fragt er mit seiner ziemlich hohen Stimme.

"Nein, ich hätte gerne drei von der Sorte."

"Oho, verstehe. Warum denn?"

Man merkt, das er ein Verkäufer ist. Er kann nicht aufhören zu reden.

"Ich bin mit deinem Neffen und seinem Freund unterwegs."

"So, so darum ... WAS?"

Wie ein aufgescheuchtes Huhn schreckt der Riese hoch und mustert mich mit verwirrtem Blick. Die beiden Obstschalen, die er herausgesucht hat, stellt er auf dem Tisch ab. Seine beiden Pranken schlagen geräuschvoll auf die Platte bevor er sich über den Tresen etwas zu mir herüber lehnt.

"Mariku hat einen Freund?"

Zunehmend stutziger lege ich den Kopf schief.

"Er heißt Kura. Sagt dir das etwas?"

Obasas kleine Knopfaugen verengen sich zu Schlitzen, als er wieder einmal lange hin und her überlegt.

"... Nein. Aber es verwundert mich do~och. Mariku hatte noch nie einen Freund."

Das habe ich in seinen Unterlagen auch gelesen. Laut des Psychologen liegt es daran, dass er niemanden an sich heran lässt. Doch das kann ich mir schlecht vorstellen, da er mir gegenüber äußerst aufdringlich rüber kommt.

"Die beiden scheinen sich aber sehr gern zu haben", murmle ich als grimmig vor mich hin und lasse meine Hände in meinen Jackentaschen verschwinden.

'... sogar SEHR gern. ...'

"Ho, ho wirklich? Na dann, na dann mal sehen was die Zukunft daraus werden lässt. Ich würde mich ja freuen, wenn mein Kleiner sich einen echten Freund anlachen würde."

Unweigerlich muss ich grinsen.

Mit 'anlachen' wird es einem Mariku Ishtar wohl kaum was werden. Eher ein 'anpöbeln'. Zumindest stelle ich mir die Begegnung, der draußen Wartenden so vor. Sie scheinen sich ja mit Vorliebe zu prügeln. Man könnte fast schon von einer gemeinsamen Leidenschaft sprechen.
 

Während ich so meinen Gedanken nachhänge packt das Onkelchen die drei Plastebehälter in eine orangefarbene Tüte und reicht mir diese.

"Das wären dann bitte 330 Yen."

Fix ziehe ich meine Brieftasche hervor und lege ein paar Münzen in die kleine Schale, welche Obasa dankend annimmt.

"Also~ho ich wünsche euch dreien einen schönen Tag."

"Danke sehr. Soll ich Ishtar einen Gruß ausrichten?"

Leicht irritiert kratzt sich Obasa am Kinn.

"Ishtar? Ich weiß nicht wen du meinst."

Mühselig verkneife ich mir das Augenrollen.

"Deinen Neffen."

Als hätte ihn die Erleuchtung getroffen klatscht Obasa in die Hände.

"Ho, ho. Ich wüsste doch, dass ich den Namen schon einmal gehört habe. Aber sag mir doch mein Junge, warum nennst du ihn nicht Mariku?"

Perplex blinzle ich den großen Mann an.

"Oh, .. ich ...also"

"Na..?"

Jetzt ist es an mir blöd aus der Wäsche zu gucken. Stimmt schon, ich habe zwar die verschiedensten Begriffe für diese Person, aber einfach beim Vornamen habe ich ihn noch nicht genannt.

"Wenn ich ehrlich bin, weiß ich es selber nicht so genau. ... Obwohl ..."

'...Vielleicht versuche ich eine imaginäre Barriere aufzubauen, damit zwischen uns immer noch eine gewisse Distanz bleibt.'

Genau genommen ist das ziemlich widersprüchlich mit der Tatsache, dass ich mich mit ihm anfreunden will, aber ... wenn ich ihn einfach so beim Vornamen nenne ... dann wäre es irgendwie so endgültig. Dann wären wir vielleicht wirklich Freunde. So wie Bakura und ich. ... Und der Gedanke passt mir nicht so ganz.

"Lass mich dir einen Rat geben, Marik. Nenne ihn beim Vornamen, wenn du das Gefühl hast, das es richtig ist."

"Hm?"

Ein verschwörerischen Lächeln legt sich auf die breiten Lippen Obabsas als er leise flüstert:

"Es wird seine Wirkung zeigen."

"Was für eine Wirkung?"

Neugierig trete ich näher an die Theke und lehne mich dem Verkäufer ein Stück entgegen.

Doch anstatt mir zu Antworten greift sich der Riese einen seiner Äpfel und beißt hinein.

"Probiere es aus. Und nun hop, hop. Die anderen warten sicher schon hungrig. Und bitte, richte Mariku keinen Gruß von mir aus. Er weiß auch so, dass ich ihn lieb habe."

Schmollend verzieh ich das Gesicht und nehme wieder Abstand zu dem alten Mann.

"Wie du meinst. Also dann. Bye. Man sieht sich."

"Ho ho, da bin ich mir sicher. Tüdelü."

Leise Seufzend schlendre ich zum Ausgang und öffne die Tür.
 

Grummeln verlasse ich das Geschäft.

Was soll diese Geheimniskrämerei? Obase lässt mich wirklich im Dunkel tappen. Gemeinheit. Vor allem da ich nicht weiß, ob ich Ishtar jemals beim Vornamen ansprechen werde und so auch nicht sicher gehen kann es selbst heraus zu finden.

Wie aufs Stichworte dringt mir seine Stimme ans Ohr:

"Ich weiß, dass ich verdammt heiß bin"

~ Wie kann man nur so verdammt eitel sein? Gut .. vielleicht sieht er ganz gut aus, aber warum zum Teufel muss er das von sich selbst behaupten. Mitten am Tage. Auf offener Straße. So was ist doch peinlich.

"Glaub mir – das merkt man sofort."

Und Kura ist auch nicht besser, wenn er den hochnäsigen Jungen dabei unterstützt. Wird wohl Zeit das die Meinung eines neutralen Erwachsenen sich einklinkt:

"Falsch! Du DENKST, dass du verdammt heiß bist."

Kaum habe ich mich zu Wort gemeldet ist die Aufmerksamkeit der beide wieder bei mir. Während Kura den Anschein macht, als sei ich zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, daran erkennbar, dass er enttäuscht ausatmet, juckt es Ishtar nicht einmal ansatzweise.

"Da bist du ja. Hast du deine Obstschalen bekommen?", fragt letztgenannter nebenbei.

"Jawohl."

"Dann lasst uns in einen Park gehen, um das 'Grünzeug' zu genießen'"

Der Vorschlag des Weißhaarigen klingt gut, also quittiere ich ihn mit einem bedächtigen Nicken. Gemeinsam setzten wir uns unter Kura Führung wieder in Bewegung.
 

Zu meinem Erstaunen dauert es gar nicht lang bis wir einen niedlichen kleinen Park erreichen. Neugierig schaue ich mich um. Zwar bin ich schon öfters an diesem Fleckchen Grün vorbei geeilt, aber bis jetzt habe ich mir nie die Zeit genommen, dessen Schönheit zu bewundern.

An einem schattigen Platz, zwischen zwei Bäumen suchen wir uns eine schöne Stelle zum sitzen.

"Du kennst dich in dieser Stadt wirklich verdammt gut aus", grinse ich Kura an, der das Lächeln erwidert.

"Naja – ich ziehe gern um die Häuser, wenn man es so ausdrücken will."

Er zieht also um die Häuser. Hm, Bakura meint das auch immer, wenn er sich seinem Hobby zuwendet. Könnte es sein, das Kura ähnlich kriminellen Machenschaften nachgeht?

Gerade will ich ihn darauf ansprechen, da lässt sich Ishtar ausgerechnet zwischen mich und meinen Gesprächspartner fallen. Dabei ist es nicht einmal genug Platz um ordentlich sitzen zu können, also was soll der Blödsinn? Hat er schon wieder zu wenig Aufmerksamkeit bekommen?

"Es kann doch nicht zu viel von dir verlangt sein, mal zwei Sekunden nicht im Mittelpunkt zu stehen", meine ich ärgerlich.

Dieses Kleinkind!

"Ich glaube ja er möchte nicht, dass du so nahe bei mir sitzt", versucht Kura die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Seine Erklärung leuchtet mir sogar ein.

Eifersucht. Zum einen wegen der Freund-Geschichte zwischen Ishtar und mir und zum anderen weil er mit Kura auf dem besten Weg ist, ein Paar abzugeben. Das wäre dann das typisch mein-Freund-und-mein-fester-Freund-sollten-sich-nicht-zu-nahe-kommen-Klischee.

"Ach so."

Um keinen Streit vom Zaun zu brechen, gebe ich einfach nach und verbreitere den Abstand zwischen mir und Kura. Schließlich ist es egal wo ich sitze. Hauptsache mein Magen bekommt endlich seine gewünschte Portion Futter. Von meinem Hunger getrieben hole ich die Obstschalen aus meiner Tüte und reiche jedem der beiden anderen eine, zusammen mit einem Plastikgabel, die Obasa vorsorglich eingepackt hat.

"Na dann, lasst es euch schmecken."

Mit Eifer öffne ich den Deckel und steche mit meiner Gabel in den bunten Früchtesalat. Genüsslich schließe ich die Augen. Gleich werde ich mir das herrliche Aroma auf der Zunge zergehen lassen können.

"Das mag ich nicht essen."

"...!"

Murrend stoppe ich meine Bewegung und starre Ishtar grimmig an.

"Warum?"

Er will einfach nicht das ich zur Ruhe komme. Es ist ihm ein regelrecht Bedürfnis meiner Entspannung entgegen zu wirken.

"Da ist Banane drauf. So schmeckt mir das nicht."

Unwillkürlich beginnt mein rechtes Auge zu zucken, als ob mir eine Polle hinein geflogen wäre.

Das kann nicht sein Ernst sein.

"Kleinkind. Du bist zu wählerisch. Jetzt iss gefälligst die Banane, die ist gesund."

Bockig hält er mir seine Schale hin und erwartet anscheinend, dass ich das Problem für ihn regle.

"Du kannst mich nicht dazu zwingen."

ARG! Was soll der Mist? Ich habe dafür keine Nerven. Aber gut – wenn er sich mit mir anlegen, will dann soll er her kommen. Ich bringe ihm schon Manieren bei.

"Glaubst du das?"

"Ja."

"Na dann wirst du aber staunen, wie ich das doch kann."

Flink habe ich ihm den Behälter aus der Hand genommen, den Deckel entfernt und mit seiner Gabel die gelbe Frucht aufgespießt. Nun halte ich ihm das Ende der Gabel entgegen, in der Hoffnung das würde als Überzeugung reichen.

"Jetzt nimm und iss!"

Aber er bleibt stur.

"Nö."

Nachdem mein Auge sich aus gepowert hat, ist es nun an meiner Augenbraue sich wild auf und halb zu bewegen.

Uff, bloß nicht aufregen. Ganz ruhig bleiben.

"Ishtar .. würdest du bitte nicht so ein Theater machen und das jetzt essen?!"

Erneut eine deutliche Verneinung.

Das kann doch gar nicht sein. Er hat heute noch gar nichts gegessen, da sollte ihm so eine kleine Bananenscheibe doch kein Hindernis sein, wenn sein Magen nach Nahrung schreit.

Verdammt noch mal. Ich habe Geld dafür ausgegeben, dass ich noch nicht einmal habe. Warum kann er das kein Stückchen würdigen? Mir langt es!!!

"JETZT FRISS ENDLICH!!!"

Ganz in seiner Rolle des bockigen Schuljungen aufgegangen, hält er sich die Ohren zu.

Ich setzte bereits zu meinem Anfall an:

"DU ...!!!", werde aber unterbrochen als ich plötzlich eine unbekannte Hand auf meinem Kopf spüre.

"Du machst viel zu viel Wind um nichts, Marik", wendet Kura leicht amüsiert ein.

Wie NICHTS? Ich schmeiße für diesen verzogenen Kerl mein letztes Geld aus dem Fenster und er ist nicht einmal dankbar. Was heißt hier 'VIEL WIND UM NICHTS'? Wenn es nach mir ginge würde ein richtiger Orkan toben!!!

"Und du musst geduldiger sein."

Genervt verdrehe ich die Augen. Ich soll ihm seine Flausen austreiben und ihn nicht verhätscheln.

Sanft aber bestimmt entnimmt mir Kura die Gabel.

"So wie du das machst, bringt es nichts als Zank. Und den habt ihr nun wirklich genug, oder?"

... Tsss. ...

'Ishtar fängt doch jedes mal an herum zu Bocken. Mich trifft da keine Schuld!', ... gebietet mir jedenfalls mein Stolz zu glauben, obwohl sich die piepsende Stimme der Vernunft immer deutlicher hervor zu tun versucht:

'Sei erwachsen und gib nach.'

Im Gegensatz zu mir scheint Ishtar dieses nervige Geräusch nicht zu hören. Er gibt sich ganz seinem Trotz hin, indem er die Arme vor der Brust verschränkt und den Kopf zur Seite dreht.

Da wird Kura aber weitaus überzeugender Mittel anbringen müssen als ein paar nette Worte.
 

Zu meiner größten Verwunderung scheint jener aber auch gar nicht vorzuhaben sich in langwierige Diskussion zu verstricken. Stattdessen lässt er Taten sprechen und führt seine Finger von Ishtars Kinn, mit dessen Hilfe er das ganze Gesicht zu sich wendet, zum Nacken. Dort angekommen beginnt er mit ungeahnter Sanftheit die dunkle Haut in streichelnder Form zu verwöhnen.

"Was soll der Rotz?", knurrt Ishtar angepisst, schiebt die freche Hand aber nicht weg.

Derweile frage ich mich ernsthaft: 'WARUM?'

Vorhin sagte er noch, das Kura ihm nicht auf die Pelle rücken soll und jetzt das. ... Der Typ weiß wirklich nicht war er will.

Derweile fängt es in meiner Brust wieder zu kneifen und zerren an. Warum auch immer will mir der Anblick nicht gefallen. Und je mehr Ishtar sich entspannt, desto schlimmer wird es.

Er soll gefälligst damit aufhören, sich so wohl unter den Berührungen des anderen zu fühlen!

Und dann geht es plötzlich ganz schnell. Kura schubst Ishtar auf den Rücken und stürzt sich auf ihn.

"Hey was soll da – ", will Ishtar noch einwenden, da wird ihm die Bananengabel in den Mund geschoben.

Triumphierend grinst mich der weiße Zottelkopf an und richtet sich wieder auf.

"Siehst du, Marik? Alles eine Frage der Technik."

Säuerlich sehe ich meinen Nachhilfeschüler zu wie er fast an der Frucht erstickt.

... Technik? Das war ein Überfall und nichts weiter. Ein lebensgefährlicher, wenn man es genau nimmt. Meinem Nachhilfeschüler hätte die Gabel im Rachen strecken bleiben können. Außerdem hat das Ganze auf dem Überraschungseffekt basiert, deshalb ist eine Wiederholung ausgeschlossen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich mich nicht auf Ishtar stürzen werde wie ein Löwe auf die Antilope.

"Gut und schön, aber das klappt doch nur einmal"

Seufzend kehre ich wieder zu meiner Obstschale zurück und beginne zu essen.

"Hehe. Japp das stimmt, aber wenn man ein bisschen an der Technik feilt, dann klappt es sicher. Doch darum geht es mir jetzt gar nicht. Ich wollte dich nur darauf hinweisen, das du vielleicht etwas netter und vor allem geduldiger vorgehen solltest, um das zu erreichen, was du dir zum Ziel gesetzt hast."

Netter und geduldiger ... als ob das so einfach wäre. Kura kann sich zumindest immer wieder vor Augen führen wie gern er den Raufbold hat, aber ich ... ich muss mich stets neu darauf konzentrieren das ich Ishtar helfen und nicht umbringen möchte.

Inzwischen ist der Überfallene aus seiner Starre erwacht und fängt an laut herum zu fluchen. Dabei zögert er auch gar nicht gewalttätig zu werden und schlägt ihn mit der Faust in die Seite.

"Du Arsch!", knurrt er Kura wütend an.

"Ach komm, Hime-chan. War doch nicht böse gemeint."

"Doch war' s !"

Ja, klar. Es wird dich umbringen eine Banane gegessen zu haben. Obwohl ... das ist bestimmt nicht einmal der Grund für den Krawall, sondern die Art 'wie' Kura ihn dazu gebracht hat das Obst zu essen. Oh Ra, und das bei seinem Stolz. Ich sollte mich dazwischen schalten bevor sie schon wieder eine Schlägerei vom Zaun brechen.

"Dramaqueen."

"Hornochse!"

"Oh Mann ihr zwei seit doch echt ..."

'...furchtbar kindisch. Regt euch wieder ab!', will ich meinen Satz zu ende bringen, doch da stürzt mein Schützling schon davon. Seine eiligen Schritte tragen ihn mitten ins Dickicht der Parkanlage.

Etwas ratlos kaue ich auf meinem Apfelstück herum.

"Der Junge hat echt ein Problem", knurrt Kura ebenso wenig begeistert und reißt den Deckel seiner Obstschale auf.

Fast schon brutal stricht er hinein und stopft sich das volle Besteck dann in den Mund.

"Nein, der Junge IST ein Problem", berichtige ich den anderen und schlucke meinen Bissen hinunter.

Mit ausgestopften Wangen betrachtet Kura mein Profil.

"Schon wahr", nuschelt er so verständlich wie möglich und fährt dann in seiner Handlung fort bis nichts mehr in seinen Rachen passt. Erst dann versucht er die große Menge an Früchten mit den Zähnen zu zerkleinern.

Aber das alles bekomme ich nur aus einem Augenwinkel mit, denn ich bin ganz damit beschäftigt meine zu einem Viertel geleerte Schale zu betrachten. Die weiße Gabel in meiner rechten Hand lasse ich dabei taktvoll auf den dünnen Rand schlagen.

"Du solltest dich bei ihm entschuldigen."

Kura schüttelt auf meine Aussage hin nur den Kopf und würgt unter Anstrengung das halb Gekaute hinter.

"Das sehe ich nicht ein. Er soll sich wegen so einem harmlosen Spaß nicht gleich aufregen."

"Ja, aber ..."

"Nichts aber."

Grimmig drehe ich den Kopf zur Seite und funkle Kura an.

"Ich dachte du bist in ihn verliebt! Warum lässt du es dann zu, dass ihr euch so in die Haare bekommt? Solltest du nicht Verständnis für Ishtar zeigen und auf ihn zugehen, anstatt ihn extra zu reizen?"

" – Vorhin hast du eher den Anschein gemacht, es würde dich stören wenn Mariku und ich uns gut verstehen. Wie kann es da sein, dass du deine Meinung so schnell änderst?"

Völlig aus dem Konzept gebracht lasse ich mein Besteck fallen. Ich spüre wie mit des Blut in den Kopf schießt.

"Ah ... das .... das stimmt doch gar nicht, außerdem ... ich ... außerdem ... hast du meine Frage nicht beantwortet, sondern einfach eine andere gestellt, um nicht antworten zu müssen!"

Warum bin ich plötzlich so nervös?

Damit meine hibbeligen Finger nicht aus Versehen die kleine Schale fallen lassen stelle ich sie neben mir ab.

"Das ist gar nicht gut", meint Kura als er sich tief Luft holend durch die weiße Mähen fährt.

"Was ist nicht gut?", harke ich augenblicklich nach, doch da klingelt plötzlich ein Handy. Die Melodie kommt mir zwar bekannt vor, .. scheint etwas von Nickelback zu sein, ... aber es ist nicht mein Telephon.

Grimmig zieht Kura das seinige aus seiner Hosentasch und schaut auf die Schriftzeichen.

"Verdammt! Warum gerade jetzt?"

Kurz wirft er mir einen entschuldigenden Blick zu, steht auf und geht mit seinem Handy ein paar Schritte weg.
 

... Okay. Das war jetzt seltsam, aber ... irgendwie habe ich das Gefühl dem unbekannten Anrufer dankbar sein zu müssen. Wenn ich und Kura noch weiter mit einander gesprochen hätten ... ich bin mir sicher, dass dann etwas zur Sprache gekommen wäre, was furchtbare Konsequenzen nach sich her gezogen hätte.

... Nun gut. Wenn Kura jetzt abgelenkt ist, kann ich mich um Ishtar kümmern. Nicht das er mir doch noch weiter weg läuft als bis zum ende des Parkes.
 

Schon ein paar Minuten Fußmarsch später kann ich hören wie mein Schützling aufschreit. Eilig beschleunige ich meinen Gang.

Was hat er nun wieder angestellt?

Auf alles gefasst bücke ich mich unter verschiedenen Ästen durch und finde Ishtar wie er vor einem der klein gewachsenen Bäume steht und sich murmelnd das Gesicht hält. Was genau er sagt versteh ich allerdings nicht.

"Alles in Ordnung?", frage ich vorsichtshalber nach.

So sieht es zwar nicht aus, aber irgendwie muss ich ihn ja ansprechen.

Als hätte eine Tarantel Ishtar gestochen wirbelt er herum und reißt ungläubig die Augen auf.

Anscheinend hat er nicht mit mir gerechnet. ... Naja, aber zumindest geht es ihm gut.

Ernsthaft erleichtert atme ich aus. Ich habe mir wohl ganz umsonst Sorgen gemacht.

"Du kannst doch nicht einfach so abhauen, wegen so einer Kleinigkeit", taste ich mich an eine Konversation heran, doch der andere scheint davon keinesfalls begeistert. Seine Gestik wird hart und der gesamter Körper nimmt eine abwehrende Haltung ein, als er sich knurrend auf den Hinter setzt.

"Ich sehe es nicht als Kleinigkeit an derart gedemütigt zu werden!"

Noch bevor ich dem widersprechen kann, knurrt er, dass ich abhauen sollte. Dennoch bin ich mir ziemlich sicher, dass er eigentlich nicht will, dass ich gehe. Keiner würde das wollen. Nach einem Streit ist immer irgendwo das Bedürfnis sich mit jemand anderen darüber zu unterhalten. Auf welche Art auch immer ist egal. Hauptsache der Frust ist abgebaut.

Mit all diesen Gedanken im Kopf gehe ich noch ein paar Schritte auf die beleidigte Leberwurst zu und lasse mich neben ihm ins Gras Fallen.

"Dickschädel", seufze ich leise, als ich mich an die Rinde des Baumes anlehne.

Es ist wirklich friedlich hier ... mitten im Dickicht.

Ein wenig versunken in den Augenblick will ich in den Himmel schauen, doch dieser wird von dem dichten Blätterdach fast verdeckt. Dafür leuchten die grünen Blätter umso intensiver.

Sieht wirklich hübsch aus. Ich fange an zu glauben, dass das hier ein guter Ort ist, um mich auf ein langes Gespräch mit dem Hitzekopf einzulassen. Grün beruhigt ja psychologisch gesehen das Gemüt.

Nun denn, fangen wir mal an. Am besten mit einem Eingeständnis.
 

"Wir stellen uns wirklich ein bisschen blöd an, oder?", meine ich mit sanfter Stimme.

Den Kopf drehe ich zur Seite um Ishtar ansehen zu können. Unbewusst schleicht sich ein zartes Lächeln auf meine Lippen.

"Meinst du?", entgegnet er ebenfalls mit gesenktem Tonfall.

"Ja."

So stelle ich mir das vor. Schön ausgeglichen und leise. Dieses Gespräch wird uns etwas bringen, da bin ich mir sicher.

Nachdenklich betrachte ich seine plötzlich so unsicher wirkende Mimik.

Irgendwie sieht das verdammt niedlich aus.

"Aber ... das ist gar nicht so schlimm, finde ich zumindest. Irgendwie ... macht es mir direkt Spaß mit dir zu streiten, gesetzt dem Fall wir vertragen uns nach den Rangeleien wieder. Meinst du nicht auch?", fragt er hoffnungsvoll.

"Hm hm", nuschelt er zustimmend und wendet sich mir ganz zu.
 

Kurz schwiegen wir uns an, da ergreift Ishtar wieder das Wort.

"Ich – Hast du eigentlich Hobbys?", fragt er so cool wie möglich, kann aber den Hauch an Nervosität nicht unterdrücken.

Sieht ganz so aus, als ob er auch der Meinung wäre, dass eine ungezwungen Konversation etwas wünschenswertes ist.

"Okay der Themenwechsel war jetzt etwas sehr deutlich, aber naja. ... Hm.."

Hobbys. ... Hobbys. ... Habe ich denn überhaupt richtige Hobbys? So wie Bakura seine Beutezüge oder Ryou seine Figurensammlung?

Fieberhaft durchforste ich mein Hinterstübchen.

"Oh Ra, das ist jetzt echt frustrierend, aber bis auf meine Leidenschaft für schnelle Gefährte fällt mir überhaupt nichts ein."

Auf meiner Unterlippe kauend, widme ich meine Aufmerksamkeit meinen Finger, die vor Ratlosigkeit angefangen haben sich eigenständig zu machen.

"Ich konzentriere mich sehr intensive auf das Studium, da bleibt kaum Zeit für Hobbys. Sobald ich mal Freiraum habe, nutzte ich sie dann doch lieber um soziale Kontakte zu halten, die mir wichtig sind", versuche ich mich zu entschuldigen.

"Ist doch nicht schlimm", flüstert er bedächtig.

Auf einmal greift Ishtar ganz unerwartet nach meinen Händen, woraufhin ich ruckartig den Kopf in seine Richtung drehe. Sein Blick ist so unverkennbar eindringlich und sanft zugleich, dass ich gar nicht mehr wegsehen, geschweige denn meinen Arm zurück ziehen kann. Aber das würde ich auch nicht wollen. Dafür fühlt sich die sich langsam aufrichtende Gänsehaut zu aufregend an.

"Mich hat die Schule nie interessiert. Gerade darum habe ich mir so viele Beschäftigungen gesucht wie nur irgendwie möglich, um mich von den Gedanken ans Lernen abzulenken. – "

Wow. Das er mir so etwas gesteht, hätte ich nie gedacht.

"Ach wirklich?", frage ich mit gezügelter Neugierde nach.

Das ihm das Antworten allerdings nicht gerade leicht fällt, ist nicht schwer festzustellen, aber ...

Unsicher drückt er meine Hand ein wenig fester, woraufhin ich die Geste erwidere und mich ein kleines Stückchen zu ihm herüber beuge.

"Warum schämst du dich? Ich finde das interessant. Erzähl mir mehr", versuche ich ihn sowohl zu beruhigen als auch ein kleines bisschen an zu schubsen.

Deutlich höre ich wie Ishtar schluckt.

Mit jedem Zucken seiner Lippen hoffe ich gespannter auf eine Reaktion, aber es müssen erst Minuten vergehen, bevor er sich doch noch dazu durchringt eine Antwort abzugeben.

"Nun ja – da gibt es nicht viel zu berichten, was du nicht schon gelesen hättest."

"Trotzdem. Es ist etwas anders so eine verstaubte Akte zu studieren, als wenn du es mir erzählst und ... alles weiß dieser Spanner von einem Psychologen ja auch nicht, oder?", entgegne ich belustigt und lächle mein gegenüber aufmunternd an.

Ohne das wir es groß abgesprochen haben beginnen unsere Finger miteinander zu spielen. Sie umschließen, entziehen, strecken und verweigern sich, um letztendlich wieder zueinander zu finden.

In meiner Brust beginnt es heftig zu trommeln, aber es ist sehr angenehm ... wenn nicht sogar herrlich.

Dennoch konzentriere ich mich hauptsächlich auf die Augen und Worte meines Gegenüber.

"Den Stoff, den die Lehrer so rüber gebracht haben, konnte ich nie auf mein Leben beziehen, also dachte ich mir: 'wozu den Unsinn aneignen?'. Mal ganz ehrlich was bringt mir jegliches Wissen über den Frosch und seine Fortpflanzung?"

Ja, ich verstehe gut, was er meint. Jedoch sehe ich es etwas anders.

"Ich habe stets daran gedacht, dass Fächer wie 'Biologie' unsere Welt erklären, die ich zugegebener Maßen sehr verwirrend finde. Wenn ich mir nur alles einpräge, was mir dieses komplizierte Netz aus Lebewesen und Umwelt auch nur ein bisschen verständlicher macht, dann fühle ich mich sicherer."

Das habe ich bis jetzt eigentlich nur meiner Schwester und Bakura erzählt, weil es in meinen Ohren ziemlich albern klingt.

Hoffentlich lacht er mich dafür nicht aus.

"Du suchst also Halt im Lernen?"

Erstaunt weite ich die Augen ein wenig, als er es auf den Punkt bringt. Meine Wangen laufen ganz heiß an.

"Irgendwie .. schon."

Aufgeregt erwidere ich den Druck seiner Hände und sehe ihm tief in die Augen. Das Herz schlägt mir bis zum Hals und mein Mund fühlt sich so trocken an.

Und obwohl ich weiß, dass er der Grund dafür ist, möchte ich ihm näher sein, als jetzt. Viel näher. Am liebsten ... am liebsten ...

"Wissen ist aber nicht das Einzige, was einen 'halten' kann", haucht er fast tonlos.

Die raue Stimme jagt mir einen Schauer den Rücken hinunter. Da lässt Ishtar meine Hand plötzlich los. Hilflos will ich sofort wieder nach ihr greifen, doch sie umfasst bereits meinen Handgelenk ... und dann zieht er mich in seine Arme, die meinen bebenden Körper sehnsüchtig umschließend. Sein Kopf findet auf meiner linken Schulter Platz.

"I .. Ishtar?", stottere ich, unfähig mich zu rühren.

"Ich – kann dich auch halten."

Wie kann er nur so etwas schönes sagen? Weiß er denn nicht, dass mir fast die Brust zerspringt, wenn er so daher redet? Solche Worte ... nimmt man nicht einfach in den Mund, wenn es gar nicht so gemeint ist. ... Aber ... aber Ishtar macht auch gar nicht den Anschein, als ob er es nicht ernst nehmen würde. Im Gegenteil. Das alles gerade. So wie wir hier sitzen, reden, berühren, dass ... . Er lügt mich nicht an.

Selig lächelnd spüre ich wie die Kontrolle über meine Gliedmaßen zurück kehrt, auf das ich meine Arme zunächst sacht um Ishtar schlingen kann.

"Kindskopf, lege das jetzt bitte nicht so aus, dass ich Angst vor der Welt habe und Schutz suche, es ist lediglich ..."

Nunmehr gierig nach seiner Nähe schmuse ich meinen Kopf zaghaft an den Seinen.

"... die Ungewissheit, die mich plagt. Nie hat man irgendwo etwas festes. Alles basiert auf Annahmen und niemand gibt eine Garantie, dass es jetzt 100%ig so ist. Ich möchte nur einmal ..."

Eigentlich will ich gar nicht weiter reden, ... es ist zu schwer für mich, ... aber das angenehme Prickeln auf meinem Rücken, welches seine Finger verursachen, als sie immer wieder hoch und runter fahren, gibt mir Kraft den angefangenen Satz zu Ende zu bringen.

" ... nur ein verdammtes mal Gewissheit haben, das irgendetwas richtig ist!"

Verzweifelt vergraben sich meine Hände in dem Stoff seines Oberteiles, als ich noch näher an ihn rücke.

"Du machst es dir zu schwer."

Tief Luft holend sehe ich zur Baumkrone auf.

"Ich weiß, ich weiß, aber ... ich kann nicht anders."

"Du bist süß."

Muss er das jetzt sagen? Damit macht er doch die ganze Atmosphäre kaputt.

Murrend trommle ich auf seinem Schulterblättern herum, ohne ihm dabei ernsthaft wehtun zu wollen.

"Ich will so etwas nicht hören, Ishtar! Ich bin ein Mann! Und Männer sind nicht süß!"

Daraufhin hebt er den Kopf ein wenig und sieht mir in mein errötetes Gesicht.

"Doch, du bist süß. So furchtbar süß."

Der Abstand zwischen uns wird noch ein wenig breiter, als Ishtars Umarmung sich auflöst.

Beschämt von seiner Aussage möchte ich protestieren, doch als seine Hände mein Gesicht umfassen bringe ich nichts vernünftiges mehr von mir geben.

"Und das macht dich noch lang nicht zur Tussi."

Liebevoll streichen seine Daumen über meine Wangen. Wie gebannt erwidere ich seinen Blick.

"Da... da...das ...ähm. Stimmt ja wohl eindeutig, wenn du also .. könntest d... du"

Was macht er da nur mit mir? Ich habe das Gefühl zu schweben.

Langsam aber bestimmt führt er unser Augenpaar immer näher aneinander.

"Was soll ich?", wispere er breit grinsend gegen meine Lippen. Der Warme Hauch raubt mir dabei die Sinne.

"M..mich lo ...", setze ich dennoch zur Gegenwehr an und scheitere erneut.

Ich bin so jämmerlich. Warum, schmelze ich gerade wie Eis in der Sonne? Das ist doch nicht normal!!!

"Na?"

"Mi..."

Oh verdammt! Das ist alles so neu.

Er .. ich ... es ... wir ... das!

Aus einem Anflug von Panik kneife ich meine Augenlider zusammen.

Vielleicht ist ja alles vorbei, wenn ich mich nur weit genug weg wünsche! Aber dann hätte ich nicht mehr diese angenehme Hitze, die von seinen Finger auf mich über zu strömen scheint.

"Hey mach die Augen auf, ich tu dir doch nichts", dringt es betörend an mein Ohr.

Nun weiß ich wie sich die Seefahrer gefühlt haben müssen, wenn Sirene auf den gefährlichen Klippen saßen. Der Verstand schreit zwar nein, aber dieses ... dieses Beben ... es ist zu stark, als dass ich widerstehen könnte.

Deshalb folge ich ganz kopflos der Anweisung und ernte dafür einen verführerischen Blick meines Gegenüber.

"Na siehst du", lächelt er mich so furchtbar charmant an, dass ich vergesse wo und wer wir sind.

"Tu mir nichts an, was ich nicht will", flüstere ich, bin aber längst an ihn verloren.

Meine Vernunft ist wohl über Bord gegangen. Aber das ist mir nun egal. Soll sie doch unter gehen. Ich bin zu beschäftigt, um sie zu retten.

"Könnte ich gar nicht."

Wie im Rausch versinke ich in seinem Blick, als er mir so unendlich langsam entgegen kommt, bis sich unsere Lippen endlich berühren. Nur ganz sacht, aber es reicht um mein Gehirn komplett auszuschalten. Wie von selbst schließe ich die Augen wieder, um mich ganz dem unbeschreiblichen Gefühl hinzugeben. Als der Druck auf meinem Mund etwas intensiver wird, kann ich nicht mehr anders und erwidere die Geste. Meine Arme lassen von Ishtars Taille ab und legen sich um die breiten Schultern. Daraufhin verschwinden seine Finger von meinen Wangen und finden sich an meine Hüfte wieder, als sie diese dicht an den anderen Körper pressen. Sein Körper ist so herrlich warm, dass ich mich noch dichter an ihn schmiege, um einen Teil dieser Hitze erhaschen zu können. Das ich kaum noch Luft bekommen, weil wir unsere Lippen so heftig, so sehnsüchtig auf die des anderen drücken, interessiert mich nicht.

Mein Kopf ist wie leer gefegt. Es existiert nur diese eine Emotion, dieses eine Verlangen, dass mich so tief in Ishtars Arm treibt.

Erst als der Sauerstoffmangel zu deutlich wird, müssen wir uns ein wenig von einander lösen.

Beim Anblick seines errötetem Gesichts kann ich mich jedoch nicht beherrschen. Ohne jegliche Vorwarnung komme ich ihm wieder entgegen. Dass ich dabei aus Übermut so viel Schwung drauf habe, dass es ihn umreißt und wir auf dem Erdboden landen, hat keiner von uns geahnt. Allerdings scheint er auch niemanden zu stören. Hungrig küssen wir uns immer wieder, immer länger und vergessen dabei alles um uns herum.
 

Wahrscheinlich könnte es ewig so weiter gehen, wenn mein Handy nicht plötzlich anfangen würde, laut zu piepen, um mich an irgend einen unwichtigen Termin zu erinnern.

Grimmig öffne ich die Augen und löse den x-ten Kuss, damit ich das nervende Ding aus der Jackentasche ziehen kann. Noch auf Ishtar liegend betrachte ich den aufleuchtenden Bildschirm, auf welchem mit geschwungen Schriftzeichen steht:

'Treffen mit Amane in 5 Minuten.'

"Pfff."

Mit den Schultern zuckend drücke ich die Nachricht weg und widme mich wieder dem ungeduldigem Ishtar unter mir. Genannter hat derweile eine seiner Hände von meiner Taille zu meinem Nacken gleiten lassen und führt meinen Kopf so wieder zu sich nach unten.

Schmunzelnd will ich dem Druck nachgeben, als der Inhalt meiner Handyerinnerung langsam bis zu meinem Verstand durchsickert.

Amane. ... Ich wollte mich gleich mit Amane treffen. Aber stattdessen liege ich hier und küsse meinen Nachhilfeschüler.

...

ICH MACHE WAAAAAAAAAAAAAAAAAS????!!!

Wie von der Tarantel gestochen, reiße ich mich aus er Umarmung und springe auf.

SCHEIßE!!! WAS TUE ICH DENN HIER? BIN ICH NOCH BEI TROST?

Hilflos krallen sich meine zitternden Hände, in das sandblonde Haar und suchen dort Halt. Halt vor meiner eigenen Dummheit mich auf eine Knutscherei mit Ishtar einzulassen.

"Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, SCHEIßE!!!"

Ruhelos laufe ich von einem Punkt A zu einem Punkt B und versuche mir mein eigenes Verhalten zu erklären.

Ich, ich, ich ...

Beinahe gleichzeitig ist der junge Millionär dabei sich aufzurichten. Sein Blick lässt mich vermuten, dass er über meinem spontanen Kurswechsel zutiefst verwirrt ist.

"Was ist?", fragt er mit einer Ratlosigkeit, die der meinen wahrlich nahe kommt.

"Das frage ich mich auch", lautet meine Erwiderung, woraufhin er sich unwissend am Kopf kratzt.

"Hm – dann wird es wohl nicht so wild gewesen sein. Komm wieder her", schnurrt er mir entgegen und breitet die Arme aus, damit ich nur noch hinein fallen muss.

Ehrlich gesagt geht mein erstes Zucken in genau die Richtung, doch meine Vernunft lässt mich zurück weichen.

"Marik?"

"Ich ... ich kann das nicht. Das gerade war ein Fehler! Es hätte nicht passieren dürfen!"

Fassungslos über diesen Satz lässt mein Gegenüber die Arme sinken.

"Wie 'Fehler'?"

Das Entsetzen in seiner Mimik spricht Bände, allerdings in einer Sprache, die ich nicht zu deuten weiß.

Aufgelöst beiße ich mir auf die Unterlippe und kaue ruhelos darauf herum.

"Es ... es ist einfach nicht richtig. Schau mal, wir sind beide Kerle, du bist auf dem besten Weg mit Kura zusammen zu kommen, dein Vater hat mich angewiesen dir nur als Lehrer zu begegnen ... und... und vor allem lieben wir und doch gar nicht. Da ... also meiner Meinung nach sollte man sich nicht küssen, wenn man nicht ... du weißt schon. "

Je mehr ich versuche meine Situation zu erklären desto deutlicher verdunkelt sich Ishtars Gesicht. Seine Augenbrauen rutschen immer tiefer und auf der Stirn sind feine Adern zu erkennen, die langsam aber sicher hervortreten. Ehe ich es mir versehe springt er auf, packt mich an der Jacke und zerrt mich an sich heran. Ich kann gar nicht so schnell reagieren und starre ich daher einfach nur entsetzt an:

"I..Ishtar?"

"Nimm das sofort zurück – oder ich reiß dir den Kopf ab!"

...
 

Ende Fehler

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Hiho ihr <(^.^)>

Tut mir echt leid, dass es so ewig lang gedauert hat, bis ich das hier online gestellt habe, doch ich war so sehr mit meiner Wichtel FF beschäftigt, dass dafür einfach keine Zeit war. (^.^)' Naja, hier ist es also endlich und ich hoffe, dass es nicht noch einmal mehr als 3 Monate lang dauert bis was neues raus kommt.
 

Auch diesmal könnte man die Kapitelüberschrift vielfältig interpretieren. Was meint ihr war der größte bzw. überhaupt ein Fehler?
 

Es ist unverzeihlich, dass ...

1.) ... Akefia die anderen beiden allein gelassen hat, weil sich so seine eigenen Chancen verschlechtern könnten.

2.) ... Mariku Marik einfach so geküsst hat.

3.) ... Marik Mariku sagt, der Kuss sei ein Fehler gewesen

4.) ... das Bakura und Ryou nicht vorkamen. XD Ne, Scherz.
 

Beim nächsten Mal geht es dann mit MARIKU's Sicht weiter, der erst einmal den Schock über Mariks Aussage verarbeiten muss. Doch keine Angst, das Date zwischen Amane und Marik wird er sicher nicht verpassen. *zwinker* Und wenn es endlich mal so kommt wie ich mir das denke, dann endet dieser längste Sonntag aller Zeiten zumindest aus der Sicht unseres verwöhnten Kindskopf. *hihi*
 

ich hoffe mal wir sehen uns wieder +winkwink+ o(^.-)/



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2012-03-09T13:49:31+00:00 09.03.2012 14:49
Hi,

das war wieder ein feines Kapitelschen :)

Schade das Malik nicht auch versucht hat Mariku mit einer Banane zu fütter XD das wäre bestimmt niedlich hi hi

LG Jyorie
Von:  Naoki_Ichigo
2012-02-04T20:33:47+00:00 04.02.2012 21:33
Ich werden den Kommentar kurz halten.

Ich finde es wie immer interessant, dass ganze aus einer anderen Sicht zu sehen. Beim durchlesen sind mir ein paar keleine Fehlerchen (Rechtschreibtechnisch) aufgefallen, aber ich kann mich gar nicht mehr an sie erinnern, also sind sie unwichtig.

Die Sache mit Akefia (Kura) ist jedenfalls sehr interessant.
Bin gespannt, welche Probleme er noch mit sich bringt.
Das Marik am Schluss meint, dass alles ein Fehler gewesen wäre, muss MAriku ziemlich verletzt haben. Ich war auch ein bisschen traurig. Ich wäre ziemlich enttäuscht, traurig und wütend, wenn das jemand bei mir machen würde.

Ich bin jetzt aber ma auf Mariks und Amanes "Date" gespannt. Mariku wird sicherlich nicht in guter Laune sein.

Alles sehr spannend.
Wirklich.

Ja, und das wars auch schon.
Wie gesagt, er wird kurz...
Sorry, mehr war dieses Mal irgendwie nicht drin.
Verzeihn.

Mvlg
Ich...
Von:  hanabi_2001
2012-01-21T16:55:42+00:00 21.01.2012 17:55
Na nun ist Mariku ja von den Socken, warum nur hat er solche Gefühle für Marik?
Du hast es ganz schön knistern lassen!
Die Szene im Park oh Sorry im Gebüsch ziemlich heiß.
Ich glaube Marik weiß noch nicht so genau was oder wen er will.
Es bleibt spannen.
Ich hoffe das ich nicht wieder irgend wen verwechselt habe, aber du weißt ja ich kenne mich auf diesem Gebiet nicht so aus.
Auf jeden Fall toll geschrieben.
GGGLG Hanabi


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