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Der neue Buchou für Rikkai

SanaYuki 100 FF Challenge Thema 086. Wahl/Auswahl
von

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One-Shot

Der neue Buchou für Rikkai
 

Nach dem Unterricht und dem großen Putzen, stürmten die Schüler der Rikkai Mittelschule die Treppen hinunter und aus dem Gebäude hinaus. Viele von ihnen waren auf direktem Wege nach Hause um ihre Hausaufgaben zu erledigen, andere begaben sich zu ihren Clubaktivitäten auf die Sportplätze, oder zurück in die Klassenräume.

Yukimura schulterte seine Schultasche, zog sich sein weißes Stirnband über den Kopf um sein seidiges, blaues Haar aus dem Gesicht zu schieben. Niemand sonst war mehr im Klassenraum, so dass ihn die plötzliche Stille gleich einholte. In wenigen Augenblicken würde er auf den Tennisplatz gehen, um mit seinen Senpai und Freunden für die kommenden Meisterschaften zu trainieren. Yukimura war nun im zweiten Jahr der Mittelschule und nun vierzehn Jahre alt, es war noch nicht mal ganz ein Jahr her, dass der Rikkai Tennisclub zum großen Teil ihm den Sieg in der Nationalmeisterschaft zu verdanken hatte. Auch dieses Jahr war Yukimura fest davon überzeugt ein Stammspieler dieser hervorragenden Mannschaft zu werden.

Gerade als er sich der Tür des Klassenzimmers zuwenden wollte, hörte er eilige Schritte den Korridor entlang schnellen, und ein kleiner Junge mit signalrotem Haar stand einigermaßen außer Atem in der Tür. Verwundert bedachte der Blauhaarige den Kleinen, der bereits die schwarz-gelbe Uniform des Teams trug, mit einem fragenden Blick.

„Yukimura-kun!“, der kleine Rotschopf ergriff das Wort und lockerte den Kragen der Uniform ein wenig, es wurde Yukimura Seiichi deutlich, dass irgendetwas ungewöhnliches geschehen sein musste, „Du musst ganz schnell kommen!“

„Marui-kun?... Ich bin gleich soweit“, entgegnete er, schloss das Fenster welches noch offen stand und folgte dem Kleineren mit einer schnellen Bewegung, „Warum bist du denn so aufgeregt?“

„Nun... Sanada-san legt sich gerade mit ein paar unserer Senpai an! Yanagi-san versucht ihn zu beruhigen, aber... Weißt du, es hat sehr lange gebraucht um Sanada-san zu verärgern aber jetzt lässt er sich nicht mehr zurückhalten!“, erklärte Marui Bunta ohne Umschweife. Yukimura begann zu rennen, den Korridor entlang, die Treppen hinunter wobei er meistens zwei Stufen auf einmal nahm und es somit Marui erschwerte hinterher zu kommen, dessen Kondition war trotz seiner guten Leistungen im Tennis ziemlich schlecht.

„Yukimura-kun! Nicht so schnell!“, bettelte der kleine Rotschopf mehrere Male, doch erreichte er nichts weiter, als Yukimura nur noch rascher werden zu lassen. Die Tennisplätze waren zwar nicht weit entfernt, aber er wusste wie Sanada Genichirou werden konnte, wenn man ihn wirklich verstimmte. Sanada, Yanagi und er waren diejenigen die, die Nationalmeisterschaft für Rikkai entschieden hatten, weder der Buchou noch die älteren Schüler waren stark genug für ein Match gewesen. Dies war der Grund dafür gewesen, warum Yukimura, Yanagi und Sanada schon als Erstklässler als Stammspieler eingesetzt wurden.
 

Die goldenen Augen fest auf sein Ziel gerichtet, öffnete der Blauhaarige die Tür zum Clubhaus, wobei diese mit einem Ruck gegen die Wand stieß und beinahe wieder zu ihm zurück schlug. Die Szene die sich ihm bot war eindeutig, Sanada hatte seinen Schläger auf einen ihrer Senpai gerichtet, Yanagi stand neben seinem Freund, wie immer mit bedächtig geschlossenen Augen, jedoch zierte eine ernste Miene sein Gesicht, die ausdrücken sollte, dass Sanada sich wirklich beruhigen musste.

„Yukimura!?“, brachten einige der umstehenden Teamkameraden hervor.

„Yukimura...!“, sagte auch Sanada, mit einer Spur von Respekt in der Stimme, während sich seine angriffslustige Haltung etwas lockerte.

„Da bist du ja, Seiichi“, kommentierte auch Yanagi, nachdem der schmächtige Yukimura den Clubraum betrat. An Yukimura war keine Spur von Hochmut oder Ärger zu verzeichnen, sein Gesicht war sanft und noch immer sehr ruhig. Die Jacke hatte er sich dieses Mal übergezogen, allerdings den Reißverschluss nicht geschlossen. Als der Blauhaarige die ersten Schritte in die Mitte seiner Kameraden machte, erlangte er wieder die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Mit den elfenzarten Schritten, die er auf auf Sanada zuging, breitete sich sogleich ein sanftmütiges Lächeln auf seinem Gesicht aus, worauf seine helle Jungenstimme ertönte: „Was geht denn hier vor, Senpai?“ Die Anrede galt seinem älteren Mitschüler, während er sich neben Sanada stellte.

„Yukimura. Er sagte dass...“, begann Sanada zu erklären, doch verstummte gleich wieder, als er bemerkte, dass Yukimura sanft den Kopf schüttelte. Er war nicht daran interessiert, Sanadas Erklärung zu hören. Er wollte seinen Senpai hören, denn was sein bester Freund zu sagen hatte wusste er bereits. Dieser Senpai war Yukimura nicht unbekannt, der Baunhaarige vor ihm sorgte gern Mal für Aufsehen und erzeugte kleine, interne Zwiste, vor allem wenn es darum ging die jüngsten in den Schatten zu stellen.

Der ältere Schüler verschränkte seine Arme, wobei er ein überhebliches Lächeln zeigte: „Seht ihr, was ich meine? Der Kleine taucht auf und alles fällt vor seine Füße. Wofür hält er sich eigentlich? Unser Buchou wagt kaum den Mund aufzumachen, wenn der Kleine hier auftaucht.“

„Du wagst es!?“, mischte sich Sanada erneut ein, doch wurde er mit stummen Mahnungen von Yukimura erneut zum Schweigen gebracht. Yanagis Hand wanderte auf Sanadas Schulter:

„Sieh gut hin, Genichirou!“

Mit einer Kopfbewegung wies der dunkelhaarige Yanagi seinen Freund auf Yukimura hin, dessen Miene sich langsam veränderte. Es lag nun etwas in Yukimuras Blick, das beinahe eiskalt wirkte. Es war der Blick, den Yukimura auf dem Court zeigte, bevor er seinen Gegner für immer vom Platz verbannte. Yanagi wollte sich lieber nicht ausmalen, was jeden Moment passieren könnte, wenn sich nicht Rikkais Buchou in dieser Situation zu Wort meldete. Im Moment brannte die Luft allerdings so deutlich zwischen dem Senpai und dem Blauhaarigen, dass niemand auch nur wagte einen Gedanken daran zu verschwenden sich einmischen zu wollten. Mit Yukimura legte man sich nicht an und genau darauf wollte auch der Drittklässler mit seinen verbalen Angriff auf den tenniskundigen Kouhai hinaus. Sein übermütiges Lächeln erlosch nicht, ganz im Gegenteil es wurde sogar noch breiter:

„Wie wäre es mit einem Deal, Yukimura-kun. Ich trete mit gutem Gewissen aus dem Club aus, wenn du mich in einem Match besiegst.“

Ein leises, liebliches Lachen war zu hören, das allen gut bekannt war: „Also gut, Senpai. Ich denke im Gegenzug soll ich aus dem Club verschwinden, wenn ich der Verlierer bin?“

Sein Lächeln hatte erneut, für einen kurzen Moment den süßen, fröhlichen Hauch, den er für gewöhnlich hatte, wenn er nicht auf einem Tennisplatz stand wieder angenommen. Der kleine Bunta, der letzten Endes doch den Clubraum erreicht hatte und den letzten Teil des Gespräches noch mitbekam, wandte sich schließlich an seinen Teamkameraden: „Yukimura-kun, bitte lass das. Lass dich nicht auf so eine Abmachung ein, das ist er nicht wert!“

Der schmächtige Zweitklässler schüttelte sanft lächelnd den Kopf: „Hab keine Angst, Marui-kun. Oder glaubst du, ich verliere?“

Der Rotschopf zuckte kurz zusammen worauf seine Gesichtsfarbe leicht blass wurde. Ihm wäre im Traum nicht eingefallen Yukimura jemals zu unterstellen, jemanden nicht besiegen zu können. Wenn Bunta ehrlich war, hatte er sich damals nur in diesen Club eintragen lassen, weil er von den zahlreichen Matches des Jungen vor ihm, beeindruckt gewesen war. Yukimura schien keineswegs erbost darüber zu sein, ganz im Gegenteil, Buntas Zweifel schien ihn sogar noch mehr anzustacheln.

„Dann soll es so sein“, kam es von Yukimura, holte seinen Tennisschläger aus der großen Tasche, die er noch immer über seiner Schulter trug und wollte sich auf den Platz begeben. Zufrieden nickte sein Senpai, der sich siegessicher mit ihm in die Frühlingssonne hinaus begab.

Yanagi beobachtete Sanada in aller Ruhe. Er war es gewohnt die Dinge nüchtern zu sehen, sich alles gut zu notieren um im nächsten Match besser abzuschneiden. Er wusste durch seine Beobachtungen und Recherchen langsam bestens über Sanada bescheit, der es sicher nicht billigte, dass ausgerechnet Yukimura gegen diesen Spieler antrat. Es wäre ihm viel lieber gewesen, wenn er selbst Hand an seinen Senpai anlegen durfte. Immerhin war Sanada der Nachkomme einer großen Samuraifamilie und fühlte sich aus irgendeinem Grund dazu verpflichtet, für Yukimura zu sorgen und zu beschützen.

„Tarundoru...“
 

Mit schnellen Schritten folgten die Teamkameraden den beiden Kontrahenten auf den Platz. Sanada setzte sich neben den Buchou, welcher mit ernstem Blick zu Yukimura sah.

„Sanada-kun, Yukimura-kun liegt dir am Herzen, nicht wahr?“

Ein Nicken war alles, was vom stets grimmig dreinschauenden Sanada zur Antwort kam.

„Du weißt ganz genau, dass du dir keine Gedanken machen brauchst, weil Yukimura-kun auf jeden Fall gewinnen wird. Es ist hart für uns Ältere, vor allem für mich als Buchou, einsehen zu müssen, dass ein Junge der gerade mal in die Zweite gekommen ist um so viel besser ist als wir“, erklärte er mit einem Lächeln und fuhr fort, denn er konnte genau sehen, dass Sanada eine weitere Bemerkung machen wollte, „Dennoch missbillige ich das Verhalten meines Klassenkameraden. Ich sehe ein, dass ich wirklich nicht so gut wie Yukimura-kun bin.“

„Buchou, du musst dich nicht für ihn entschuldigen.“

Daraufhin breitete sich eine Stille über den gesamten Tennisclub der Rikkai Mittelschule aus. Eine Stille, die von großer Spannung erfüllt war. Der kleine Bunta, stand inmitten zwei weiterer sehr begabter Tennisspieler mit Namen Kuwahara und Niou, die mit Zuversicht auf Yukimura sahen und mit Freuden sein Können erwarteten. Andere wenige, die sich auf die Seite des Herausforderers gestellt hatten, jubelten ihm bereits zu.

Yukimuras Miene hatte sich erneut verdunkelt. Sein Gesicht wirkte steinhart und seine sonst so warm leuchtenden, goldenen Augen machten den Eindruck von kalten Edelsteinen, die seinen Gegner zu durchbohren drohten.

„Senpai, du kannst aufschlagen“, gestattete Yukimura mit lauter Stimme.

Die vereinzelten Schüler begannen laut, beinahe hysterisch an zu Lachen. Diese offensichtliche Frechheit, der Übermut Yukimuras war für sie völlig fehl am Platze. Sanada schmollte auf der Bank, mit verschränkten Armen brachte er ein gemurmeltes „Tawake“ hervor, doch überließ dem zierlichen Jungen die Entscheidung über sein weiteres Verfahren. Dieser lächelte, ließ sich von den Älteren überhaupt nicht beeindrucken und warf seinem Senpai einen Ball zu, der auch mit der linken Hand entgegengenommen wurde.

„Lass mal stecken“, antwortete der Ältere und warf ihm den Ball wieder zurück, „Ich möchte nicht riskieren, dass mir am Ende vorgeworfen wird, dass ich auch nur den kleinsten Vorteil bei diesem Match gehabt habe.“

„Wie du willst, Senpai. Es geht los!“

Yukimuras Stimme war ruhig gewesen. Für Yanagi und Sanada war sie bereits zu ruhig und nach wenigen Sekunden ertönte die Stimme des momentanen Fukubuchous: „Fifteen Love.“

Der erste Aufschlag war ein Ass.

„Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Yukimura 'sein' Tennis gebraucht liegt bei 95,9 Prozent“, meinte Yanagi, wobei er zu Sanada sah um auszutesten ob dieser der selben Meinung war. Tatsächlich nickte dieser. Bisher hatte noch keiner ihrer Teamkollegen an eigenem Leib zu spüren bekommen, wie es war wenn Yukimura wirklich ernst machte.

Das erste Spiel des Gewinnsatzes war mit vier Aufschlägen gewonnen. Yukimuras Gegner hatte keinen der Bälle auch nur an sich vorbei schnellen sehen. Seine Reaktionszeit war einfach zu lange. Mit einem abfälligen Laut, nahm dieser den kleinen gelben Ball zur Hand worauf er einen schnellen Slice spielte, welcher allerdings nicht mal annährernd an die Kraft von Yanagis Kamaitachi herankam. Ohne Probleme retournierte der Blauhaarige den Ball. Er punktete erneut. Hinter der Linie begannen nun Bunta, Niou und Kuwahara zu jubeln. Natürlich hatten sie keinerlei Zweifel daran, dass Yukimura in weniger als einer halben Stunde den Sieg errungen haben würde.

„Puri!“, kam es frech von Niou, „Schau mal gut hin, Bun-chan. Senpai sieht nicht besonders glücklich aus.“

Der kleine Rothaarige nickte eifrig, blies eine giftgrüne Kaugummiblase und brachte zwischen den Zähnen hervor: „Allerdings. Ich wette gleich kommt der verzweifelte Versuch das Match vor der Einseitigkeit zu retten!“

„Du sagst es, Kleiner“, antwortete ihm Niou mit einem leichten Nicken.
 

Tatsächlich kochte der Ältere innerlich vor Wut. Selten hatte man ihm ein Spiel in so kurzer Zeit abgenommen. Er war einer der begabten gewesen, beinahe drei ganze Jahre lang. Nun wollte er diesem Naseweiß aus der zweiten Klasse zeigen, was man als Stammspieler des Rikkai Tennisteams draufhaben musste.

„Mal sehen ob du den retournieren kannst, Yukimura Seiichi!!“, rief der Ältere und machte seinen zweiten Aufschlag. Dieses Mal jedoch gab er dem Ball einen speziellen Drall, mit dem er eine Illusion erzeugen konnte, die gewöhnlichen Spielern vorgaukelte es befänden sich ganze sechs Bälle im Spiel. Bedächtig nickte Yukimura, ging in Position, wobei er den Ball nicht aus den Augen

ließ: „Beim Tennis...“

Mit einer fließenden, elfengleichen Bewegung retournierte Yukimura den Ball erneut: „...gibt es immer nur einen Ball!“

„Thirty Love!“, hallte die Stimme des Schiedsrichters wieder über den Platz.

„Seiichi kann man mit einfachen Tricks nicht schlagen, das habe selbst ich festgestellt“, erklärte Yanagi mit einem leichten Nicken wobei er sich etwas auf einem weißen Zettel notierte, „Die Reaktionszeit des Gegners hat bereits um 1,03 Sekunden nachgelassen. Er wird sich keine drei Spiele mehr halten.“

Sanada nickte stumm neben ihm.

Ein weiterer Ballwechsel wurde eingeleitet, doch wie von Yanagis Bemerkung schon zu erwarten war, gab es nicht sehr viel Abwechslung in diesem Spiel. Yukimura, dessen Haar vom Wind elegant getragen wurde und somit bei den anderen den Eindruck erweckte, es mit einem Fabelwesen zutun zu haben, spielte jeden Ball zurück, ließ nicht eine einzige Lücke auf seinem Feld zu und löste langsam, die von allen hocherwartete Verzweiflung bei seinem Gegner aus. Yukimura spielte den Ball erneut zurück, doch sein Rivale bewegte sich kein Stück mehr vom Fleck. Stattdessen schallte ein gequälter Schrei über den Tennisplatz. Er war dem Ball nicht ausgewichen, obwohl es offensichtlich war, dass er ihm direkt ins Gesicht fliegen würde.

„Du tätest gut daran jetzt aufzugeben, Senpai“, brachte Yukimura mit ruhiger Stimme hervor, wobei er Erstaunen bei seinen Teamkameraden und Freunden hervorrief. Lediglich Yanagi und Sanada waren nicht weiter beeindruckt von diesem Resultat. Yukimuras Tennis hatte begonnen. Langsam aber sicher verlor sein Gegner die Kontrolle über seine Sinne. Er konnte nichts mehr sehen, alles um ihn herum wurde undeutlich und nach weiteren drei Schlägen gänzlich schwarz. Aufschläge bekam er keine mehr zu Stande, denn auch das Feingefühl für den Ball verstarb völlig. Verzweifelt fuchtelte der Drittklässler mit seinem Schläger in der Gegend herum, in der Hoffnung den Spieß endlich wieder umzudrehen, dabei verursachten seine weinerlichen Laute tiefes Unbehagen bei den Zuschauern.

„Es ist bereits entschieden. Als nächstes wird sein Gehör nachlassen und er kann wirklich gar nichts mehr ausrichten. So regelt Seiichi die Dinge...“, bemerkte Yanagi beiläufig.

Yukimura blickte zum Schiedsrichter hinauf: „Du weißt was passiert, wenn man weder sehen noch hören kann, Senpai? Das Match ist beendet, er kann nicht gewinnen.“

Mit einem kleinen Nicken brach er das Match ab, Yukimuras Senpai ging zu Boden, schwitzend und keuchend sah er in die schwarze Leere, die der Blauhaarige in ihm hinterlassen hatte.
 

Um den schmächtigen Jungen ertönte Jubel und Pfeifen.

Auf ein Mal schien keiner mehr auf der Seite es Drittklässlers zu sein, sondern nur noch dem sanften Jungen, mit den freundlichen, goldbraunen Augen zu zurufen. Dem Verlierer war anzusehen, dass ihm diese Niederlage zusetzte. So sehr, dass ihm beinahe die Tränen in die Augen schossen.

Sanada stand von der Bank auf, in der linken Hand hatte er ein kleines Handtuch, in der anderen eine Wasserflasche. Der Schwarzhaarige bemerkte es zwar nicht, doch es schlich sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht, während er auf seinen besten Freund zuging und ihm letztendlich das Handtuch um den Nacken legte.

„Herzlichen Glückwunsch, Yukimura.“

Das sanftmütige Lächeln auf dem Gesicht des zarten Jungen wurde wärmer, er empfand diesen Sieg zwar nicht als sehr verdient, jedoch mochte er das Gefühl, wenn Sanada einen milden Ton anschlug und ein wenig Regung von sich gab.

„Hast du etwas anderes erwartet?“, wollte er wissen und erhielt ein leichtes Kopfschütteln als Antwort, „Danke, Sanada.“

Er nahm die Wasserflasche an sich, die er im Grunde genommen nicht brauchte, denn er hatte sich nicht sonderlich anstrengen müssen. Sowohl Yanagi als auch der Rikkaibuchou beobachteten die beiden Jungen, die sich oft auch ohne Worte verstanden. Yukimuras Hand lag auf der, des viel kräftigeren Sanada. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke, doch bevor Sanada noch etwas sagen konnte, wandte sich Yukimura um und ging auf den Verlierer zu. Verwirrt sah der große Samurai hinter seinem Freund her, der sich zu dem Drittklässler hinkniete und ihm die Wasserflasche übergab.

„Warum spielst du Tennis?“, wollte er mit sanfter Stimme wissen, „Macht dir Tennis Spaß?“

„Ja natürlich, deshalb bin ich im Tennisclub.“

„Dann bleib und lerne stark zu werden. Vielleicht wirst du dann verstehen, dass man bei Rikkai Dai keine Niederlagen akzeptieren kann.“

Damit erhob sich der Blauhaarige wieder um zu seinen Freunden zurückzukehren. Der Buchou kam mit einem leichten Lächeln auf den zierlichen Jungen zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Yukimura-kun. Im Grunde hast du zusammen mit Sanada-kun und Yanagi-kun die Nationalmeisterschaft für uns gewonnen. Damit es nicht wieder zu solchen Auseinandersetzungen kommt wie heute, ist es nur fair, wenn ich und unser Fukubuchou unsere Posten aufgeben.“

„Aber Buchou...“

„Nein“, kam es schließlich auch vom Fukubuchou, der vom Schiedsrichterturm herabgestiegen kam, „Er hat Recht. Bei den nächsten Rangspielen wärt ihr sowieso wieder an der Spitze gelandet, Yukimura-kun. Es ist nur fair, wenn du den Posten übernimmst. Du kannst nun entscheiden, wer dein Fukubuchou wird.“

Auf Yukimuras Engelsgesicht breitete sich von Neuem ein seichtes Lächeln aus. Er verbeugte sich tief vor seinen Teamkameraden: „Danke Senpai. Ich werde Rikkai wieder als Sieger durch die nächste Nationalmeisterschaft bringen! Das verspreche ich!“
 

Die Sonne war bereits am Untergehen, als Yukimura und Sanada zusammen die Straße hinab gingen um wieder nach Hause zu gelangen. Beide schwiegen, wobei Yukimura seine Augen bedächtig auf dem Boden gerichtet hatte, während Sanada verbissen nach vorn sah. Sie sprachen wenig miteinander, denn sie wussten stets was der jeweils andere dachte. Sie kannten sich nun schon seit so vielen Jahren, dass die verbale Kommunikation kaum mehr von Nöten war.

Im Augenblick war dem Blauhaarigen aber danach ganz genau zu wissen, was Sanada, der still schweigend, mit grimmiger Miene im selben Tempo neben ihm herging, dachte.

„Hältst du es für eine schlechte Idee den Senpai immer noch im Club zu lassen?“, erkundigte er sich.

Sanada schüttelte ruhig den Kopf: „Keines Wegs. Ich wüsste gern etwas anderes.“

„Was denn?“, neugierig sah der Kleinere zu dem Schwarzhaarigen hinauf.

„Wer wird dein Fukubuchou sein?“

Ein leises Kichern drang an Sanadas Ohr.

„Warum lachst du?“

„Kannst du dir das nicht denken?“, wollte Yukimura wissen.

Ein fragender Blick ging von dem Größeren aus. Ein seltener Anblick, den Yukimura in diesem Augenblick genoss.

„Du“, antwortete er und reichte Sanada die Hand, dieser nahm sie augenblicklich entgegen.

„Bringen wir Rikkai wieder an die Spitze. Verlieren ist nicht länger erlaubt!“, brachte Sanada hervor.

„Richtig. Wir zeigen keine Schwächen mehr“, stimmte Yukimura zu, „Lass uns nach Hause gehen, Sanada.“

Der Schwarzhaarige nickte stumm und gemeinsam verschwanden die beiden im Sonnenuntergang. Als neuer Buchou und Fukubuchou des Rikkai Tennisteams. Ohne eine Ahnung von all der Freud und vor allem von all den harten, aufzehrenden Zeiten, die auf sie zukommen würden.
 

~Thema 086. Wahl/Auswahl abgeschlossen~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Caralein
2010-06-12T18:14:01+00:00 12.06.2010 20:14
eine sehr schöne Fanfiktion von vornerein. Die Hauptakteure hier unser lieber Yukimura und seine zwei Mitdämonen passen in ihre Rollen. Ja, ich spreche davon, dass sie in Character sind sofern man sowas sagen kann.
Auch kann ich mir diese Geschichte wirklich so vorstellen. Ich meine, dass sie wirklich so vorgefallen ist. Die anderen Mitglieder der Rikkai haben ja auch so ihren Auftritt wenn auch etwas kurz. Aber hey es ist ja eine Kurzgeschichte und da kann man nicht auf alles eingehen. Wer fehlt ist natürlich Yagyuu, aber verständlich, dass er da nicht zugegen ist... Akaya dürfte ja klar sein. Da stellt sich mir die Frage ob sie den kleinen schon getroffen haben oder ob das erst davor steht?
Vom Erzählstil her ist dir das sehr gut gelungen und es ist flüssig zu lesen, auch wie du Yukimuras etwas "übernatürlich" Art eingefangen hast. Zwar finde ich elfenhaft fast übertrieben, aber hey wir reden ja von Yukimura. Passend ist wie er zu dem Verlierer geht und mit ihm spricht. Da er allerdings wie der damalige Buchou und Fukubuchou keinen Namen hat kann ihn nicht benennen *hüstel* allerdings finde ich es ganz sinnvoll dass sie keine haben.
Auch schön finde ich den damaligen Buchou, der weise genug ist einzusehen, dass es Zeit ist an einen Nachfolger abzugeben. Insgesamt eine sehr schöne und schlüssige FF, die sich so zugetragen haben kann.

Grüsse
Caralein^^


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