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Sternenfest

Digimon Tamers/ Digimon Alpha Generation [Frühlingswichteln 2010]
von

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Tanabata

Tanabata ☆ Sternenfest
 

The bamboo leaves rustle, rustle,

shaking away in the eaves.

The stars go twinkle, twinkle;

Gold and silver grains of sand.


 

„Jian-nii-san, das Eis tropft!“, warnte Shuichon auf dem Boden liegend ihren müden Bruder.

„Moumantai“, erwiderte das nicht minder müdere Terriermon, das schläfrig auf der Rückenlehne des Sofas lag.

Etwas unbeholfen leckte sich der Junge die Milchcreme von den Fingern, ehe er nach einem Taschentuch griff, um sie sich abzuputzen. Letzten Endes half auch das ohnehin sehr schnell auftauende Eis nicht gegen die Hitze, die in der Wohnung des Mehrfamilienhauses herrschte. Die Klimaanlage war am Vortag ausgefallen und noch immer nicht repariert.

Während Rinchei ohnehin auswärts studierte, war Jaarin zu einer Freundin, in deren Wohnung die Klimaanlage noch ihren Dienst tat, geflohen, während Mayumi, ihre Mutter, bei einem Klassentreffen war und Janyuu, wie auch an Samstagen nicht selten, auf der Arbeit.

So waren von der sechsköpfigen Familie nur die beiden Jüngsten zusammen mit ihren beiden langohrigen Digimon zurückgeblieben.

„Es ist heiß“, beschwerte sich Terriermon und versuchte sich auf dem begrenzten Platz umzudrehen. „So heiß!“

„Moumantai“, erwiderte Lopmon, das auf dem Seitenpolster des Sessels saß.

„Hey!“ Das hellere der beiden Digimon rief empört auf, schien aber zu müde oder zu faul, um einen Streit anzufangen.

Irgendein Kinderanime flackerte bunt über den Fernsehbildschirm, ohne wirkliche Beachtung zu finden.

Es war Juli und schon seit vier Tagen wurde es scheinbar immer wärmer. Die Luft war schwül und die Hoffnung auf ein baldiges Gewitter hatte sich ausgebreitet. Nur kam dieses Gewitter nicht. Jedenfalls bis jetzt noch nicht.

In den Schulen war das Arbeitstempo auf ein Minimum heruntergekommen, denn selbst in den meist klimatisierten Klassenräumen herrschte eine allgemeine Müdigkeit.

Für eine Weile herrschte müdes Schweigen in dem heißen Wohnzimmer, ehe Shuichon die Augen aufschlug.

„Jian-nii-san“, begann sie wieder. „Mir ist langweilig!“

„Dann geh raus…“, seufzte ihr großer Bruder nur.

„Komm mit!“, nörgelte sie.

„Dazu ist es zu heiß!“, erwiderte Terriermon verschlafen und das Mädchen zog einen Schmollmund.

Bevor sie jedoch anfangen konnte, mit ihrem Bruder oder einem der Digimon darum zu streiten, ob jemand und wer sie begleiten würde, klingelte das Telefon, das an der Wand im Esszimmer montiert war.

Als sich weder ihr Bruder, noch die Digimon rührten, sprang die Zehnjährige auf und rannte in das anliegende Zimmer. „Ja, bei Familie Lee“, flötete sie ins Telefon.

„Shuichon?“, fragte Takatos Stimme vom anderen Ende der Leitung.

„Ja“, erwiderte sie fröhlich.

„Kann ich Jian sprechen?“

Sie sah durch die türlose Öffnung in der Wand zu ihrem halbschlafenden Bruder und schüttelte den Kopf, auch denn das Takato schlecht sehen konnte. „Sieht nicht so aus“, kommentierte sie daher.

„Ähm…“ Scheinbar hatte sie Takato etwas aus dem Konzept gebracht. „Naja“, fing er sich schließlich wieder. „Kannst du ihn dann von mir fragen, ob er…ob ihr heute Abend mitkommen wollt? Heute Abend ist am Meiji Schrein eine Tanabatafeier. Und ich dachte mir…“

Weiter kam er nicht, ehe Shuichon ihn schon unterbrach. „Klar, kommen wir!“

„Du hast ihn noch nicht gefragt…“, stellte Takato fest.

„Wir kommen!“, erwiderte das Mädchen nur überzeugt und legte auf.

Von dem lauten Aufruf geweckt, regte sich Jenrya etwas und sah seine Schwester nur voller Misstrauen an. „Wohin kommen wir mit?“
 

Der Abend näherte sich und der Himmel hatte sich schon leicht ins rötliche verfärbt, als Jenrya zusammen mit seiner kleinen Schwester am Yoyogipark, in dem der Schrein lag, ausstieg.

Shuichon trug einen rosafarbenen Yukata mit rotem Muster und hatte ihren Bruder ebenfalls dazu gebracht, ein Hakamagewandt zu tragen, wenngleich nicht unbedingt zu dessen Begeisterung. Die beiden langohrigen Digimon hingen derweil müde auf seinen Schultern, immer noch nicht ganz begeistert von der Idee, herauszugehen.

An der Station wartete Takato bereits, ebenfalls in Hakama, und damit offenbar wesentlich glücklicher, als Jenrya.

„Was ist mit Guilmon?“, fragte Jenrya.

„Ich hab gedacht, dass es bei so vielen Leuten etwas auffällig wäre, wenn es mitkommt.“ Der japanische Junge lachte trocken. „Es würde wahrscheinlich nur eine Panik auslösen.“

„Wahrscheinlich“, erwiderte Jenrya und lachte bei der Vorstellung, wie Guilmon wohl nicht einmal verstehen würde, wieso sich die Leute fürchteten.

„Moumantai“, meinte Terriermon und sah zu Takato hinüber.

Nun war es an Shuichon, sich einzumischen. „Was ist mit den anderen?“

„Ähm, Ruki wird wohl noch kommen“, antwortete Takato. „Aber ich fürchte, keiner vom Rest. Hirokazu will die Wohnung nicht verlassen, Kenta ist erkältet und bei dem Wetter sind viele Menschen in der Bar von Juris Eltern und sie muss ihrem Vater helfen.“

„Dann warten wir noch auf Ruki-nee-chan?“, fragte das Mädchen, doch der kleinere der beiden Jungen schüttelte den Kopf. „Sie sagte, sie trifft uns am Schrein.“

„Wunderbar“, meinte Shuichon, offenbar wild darauf, zum Schrein zu gehen und marschierte bald darauf den beiden Jungen voraus in den Park.

Da es der vorletzte Tag und ein Samstag war, an dem Tanabata gefeiert wurde, und der Meiji Schrein der größte in Tokyo war, waren sie bei weitem nicht allein. Takatos Befürchtung, dass Guilmon eine Panik verursachen könnte, war auch nicht unbegründet, denn viele der Leute hier waren jung und genau in dem Alter, in dem viele Mädchen erst kreischten, ehe sie sich das Monster genau ansahen. Die meisten Frauen waren in Yukatas gekleidet, wenngleich nur wenige Jungen und Männer traditionelles Gewandt trugen.

Insofern stachen die beiden dreizehnjährigen etwas heraus, jedoch nicht genug, um die Aufmerksamkeit auf die beiden vermeidlichen Plüschtiere mit langen Ohren zu lenken.

Sasa no ha sara-sara“, summte Shuichon vor sich hin, während sie vor den Jungen die wenigen Treppenstufen zum Torii des Schreins hinauftänzelte.

„Pass besser auf“, rügte Jenrya sie halbherzig, als sie beinahe das Gleichgewicht verlor, doch sie sah ihn nur genervt an.

„Keine Sorge, ich bin kein kleines Kind mehr“, murmelte sie und mit einem Seufzen ließ er es dabei bewenden.

Es dauerte nicht lang, ehe sie Ruki fanden, die an einer kleinen Bude, die nicht weit abseits des eigentlichen Tempelgeländes Andenken verkaufte. Nicht unverständlich waren die Jungen überrascht, sie ebenfalls in einem Kimono zu sehen, doch allein der Blick der beiden reichte, um sie aufstöhnen zu lassen.

„Meine Mutter“, grummelte sie nur. „Kein Wort darüber!“

Doch Takato konnte nicht anders als zu kichern.

„Sei ruhig verdammt!“, fuhr Ruki ihn an, auch wenn ihr wahrscheinlich selbst klar war, dass dies es nicht besser machen würde. Immerhin kannten sie sich schon seit drei Jahren.
 

Wie so oft musste Jenrya feststellen, dass die Zeit oft schneller verging, als man annahm.

Die ersten, schon einige Tage sehnsüchtig erwarteten Regentropfen fielen, als die vier Tamer bereits mehr als eine Stunde in Yoyogipark waren, und mit ihnen war auch ein entfernter Donner zu hören.

Doch so sehr der Regen und die damit verbundene Abkühlung ersehnt worden war, so unwillkommen war er nun den meisten Leuten im Park. Einige Frauen quietschten und schnell flüchteten die meisten Besucher zurück zur Bahnstation oder den Nebengebäuden des Schreins.

Lopmon zeigte sich als äußerst nützlich, breitete es seine Ohren über Shuichon aus, um sie vor dem Regen zu schützen, während Terriermon nur grummelte und versuchte, sich in Jenryas Kleidung in Sicherheit zu bringen.

Es herrschte einen Moment lang Ruhe, ehe Takato meinte: „Vielleicht sollten wir gehen.“ Er sah dem Strom der Menschen nach. „Wenn ihr wollt, könnt ihr noch zu mir kommen. Wir haben sicher noch Kuchenreste.“

„Ich würde sagen, dass wir erst einmal schauen sollten, dass wir ins Trockene kommen, ehe wir uns weitere Gedanken machen“, erwiderte Jenrya, woraufhin Shuichon nur das Gesicht verzog, offenbar ahnend, dass er eigentlich nach Hause wollte.

So machten sie sich auf den Weg zurück zum Schreingelände, um von dort aus zu der Station zu gehen. Doch gerade, als sie südliche Tor, durch das sie auch gekommen waren, passieren wollen, stieg genau in der Mitte des Platzes vor dem Schrein eine Lichtsäule in die Höhe.

Auch ohne dass Takato Guilmon dabei hatte, geschah nun das Absehbare. Kreischen, Quietschen und eine Menge laufender Menschen, während sich der Nebel aus digitalen Proteinen, wie Yamaki sie nannte, um die Säule herum ausbreitete.

„Ein Digimon!“, rief Shuichon etwas begeisterter, als es zur Situation passte, aus.

„Verdammt“, murmelte Takato, seinen Partner nun missend.

Renamon erschien neben Ruki und das Mädchen sah Jenrya herausfordernd an. Er nickte.

„Takato, kannst du Shuichon zur Bahnstation bringen?“, fragte er.

Der andere Junge zögerte, denn besser als ihr großer Bruder es wollte, wusste er, dass sich Shuichon bei weitem nicht einfach fortschicken lassen würde. Um genau zu sein fragte er sich, warum Jenrya es überhaupt noch versuchen wollte.

Denn noch bevor er selbst antworten konnte, ballte das Mädchen die Fäuste und sah ihren Bruder trotzig an. „Ich werde nicht gehen.“

„Aber Shuichon“, begann ihr Bruder, aber sowohl Takato als auch Ruki wussten, dass er mit einem „Aber Shuichon“ nicht viel bei ihr erreichen würde.

„Ich bin kein kleines Kind mehr“, fuhr sie ihn an. „Ich kann auf mich selbst aufpassen.“

„Aber“, setzte Jenrya noch einmal an, doch bevor er weiterreden konnte, stürmte das Mädchen schon an ihm vorbei in den Nebel hinein.

„Shuichon!“ Jenrya seufzte, dann setzte er ihr, ohne auf die anderen zu warten, hinterher.

So lange sich die Digimon in einer Digital Zone befanden, waren sie noch nicht wirklich gefährlich. Sie mussten genügend Materie sammeln, ehe sie die Zone verlassen konnten, weshalb sie im Umkehrschluss außerhalb des Nebels keinen Schaden anrichten konnten.

Wieso musste Shuichon nur immer so dickköpfig sein?

Er brauchte einen Moment, sich an das seltsame Licht in der Zone zu gewöhnen, nachdem es im Park draußen bereits ziemlich finster gewesen war. Er sah Shuichon und Lopmon, doch von dem Digimon, das sich materialisierte, konnte er nichts sehen, bis Terriermon aufschrie.

„Petit Twister!“, rief es und sprang von seinem Kopf, um etwas links oben von ihm zu attackieren. Einen Moment später wurde es jedoch bereits zurückgeworfen und landete hart auf dem Boden.

„Terriermon!“ Er lief die wenigen Schritt zu ihm hinüber.

Shuichon war geistesgegenwärtiger. „Card Slash!“, rief sie und holte eine Karte aus dem Ärmel ihres Yukata hervor. „Chou Shinka – PlugIn S!“

„Lopmon – Shinka! Wendimon!“

„Sei vorsichtig!“ Das Mädchen hatte bereits andere Karten in der Hand, wartete jedoch, ehe es diese benutzte.

Nun kamen auch Ruki, Renamon und Takato zu ihnen gerannt. Während Takato ohne seinen Partner etwas hilflos aussah, schaute sich Ruki nur einmal um, sah zu Jenrya, dann zu Renamon, welches offenbar im Gegensatz zu Wendimon den Gegner sehen konnte.

„Es ist schnell“, stellte es fest und Ruki wandte sich an Jenrya.

„Alles in Ordnung?“

Der Junge sah zu seinem Partner hinab, der sich schon wieder halbwegs aufgerappelt hatte. „Moumantai“, meinte das Digimon. „Du machst dir einfach zu viele Sorgen.“

Mit einem Seufzen nickte er Ruki zu.

„Renamon!“ – „Terriermon!“ Die Digimon nickten.

„Card Slash! Cou Shinka – PlugIn S!“

„Terriermo – Shinka! Galgomon!“

„Renamon – Shinka! Kyuubimon!“

Die Digimon bildeten einen Kreis, Rücken an Rücken, wenn man von Rücken sprechen konnte. Trotzdem sahen sich Galgomon und Wendimon selbst noch verwirrt um, hatten offenbar Probleme, dem Gegner mit dem Blick zu folgen.

„Jetzt“, knurrte Kyuubimon auf einmal und ehe die Tamer überhaupt sahen, was geschah, zuckte ein Blitz zwischen ihren drei Partnern hindurch und als sie die Augen wieder öffneten, rang Wendimon mit einem Digimon, das in etwa die Größe des Fuchsdigimon hatte. Es hatte einen grünen Panzer auf seinen Rücken, seltsame Flügel und ein rotes Horn, auf dem ebenfalls mit einem jadegrünen Helm bestückten Kopf.

Es knurrte, während Ruki auf ihr D-Arc sah.

„Tyilinmon“, las sie vor. „Level Perfect.“ Sie zögerte für einen Moment.

„Wendimon!“, rief Shuichon, während der Gegner ihres Partners diesen immer weiter zurückdrängte, sodass es kurz davor war, das Gleichgewicht zu verlieren. „Card Slash! Strength Plug-In W!“ Mit entschlossenem Blick sah das Mädchen zu ihrem Partner herüber, der sich nun wieder fing.

Es schaffte es, Tyilinmon soweit zurückzudrängen, dass es es am Horn packen und fortschleudern konnte, doch so schnell war das Digimon, das ein Level über Wendimon war, nicht besiegt.

Noch wütender knurrend kam es auf die Hufen und fixierte seinen Blick auf das Biestmenschendigimon. Seine Flügel leuchteten auf und im nächsten Moment fanden sich die Tamer und ihre Digimon von beinahe vierzig Ebenbildern Tyilinmons umgeben, die sich alle gleichzeitig auf die nächste Attacke vorzubereiten schienen.

„Ruki!“, rief Jenrya aus und das Mädchen nickte.

Sie wussten beide, welche Karte ihnen in dieser Situation am besten helfen würde, sodass sie nahezu gleichzeitig die Karten durch ihr Digivice zogen.

„Card Slash! Highspeed Plug-In H!“

„Gatling Arm!“, rief Galgomon und begann auf die Ebenbilder zu feuern, während Kyuubimon sich in einem blauen Drachen aus Feuer verwandelte und so durch die Tyilinmon Schattenbilder flog.

„Koenryu!“

Die Doppelgänger verschwanden nach und nach, hatten sie keine Verteidigung, sondern waren Illusionen, die bei irgendeiner Berührung verblasten. Doch als sich auch das letzte Bild verblasst war, war von ihrem Gegner selbst nichts mehr zu sehen.

Alle vier Tamer sahen sich um.

„Wo ist es?“, fragte Takato und drehte sich um.

Jenrya sah zum Rand der nebeligen Zone. „Hat es die Zone schon verlassen?“, fragte er, denn Perfects brauchten oft, obwohl ihre Datenmenge größer als die von Childs oder Adults war, weniger Zeit, um sich komplett zu materialisieren.

„Dann hätte sich die Zone schon aufgelöst“, meinte Galgomon, das zusammen mit Kyuubimon und Wendimon einmal mehr Formation annahm, damit sie sich besser verteidigen konnten.

Die Sekunden zogen sich zäh dahin, wie immer, wenn man auf etwas wartete, und es schien beinahe, als wäre das Digimon tatsächlich verschwunden. Dann jedoch war es Shuichon, die aufschrie.

„Vorsicht!“

Im selben Moment sprang Wendimon auf die Gruppe der Tamer zu und ehe die älteren drei überhaupt verstanden, was passiert war, drückte das große Adult ihren Gegner auf den Boden.

„Galgomon!“, rief Jenrya aus und sein Partner eilte Wendimon zur Hilfe.

„Dum Dum Upper!“, rief es und schlug mit seinen Armen auf Tyilinmon ein.

Schließlich holte Wendimon mit seiner zweiten Klaue aus. „Club Arm!“ Mit diesem Ausruf ließ es die Faust auf den Gegner herabsausen und löste diesen schließlich in Datenpartikel auf.
 

„Es ist schon spät“, murmelte Takato mit Blick auf sein Handy.

Noch immer stand er zusammen mit Jenrya und Shuichon im Yoyogipark, darauf wartend, dass Galgomon und Wendimon ihre Energie aufgebraucht hatten und zu Terriermon und Lopmon zurückdigitierten.

„Du kannst schon gehen, deine Eltern machen sich wahrscheinlich schon Sorgen“, erwiderte Jenrya ruhig. „Außerdem…“ Er zögerte kurz. „Könntest du Shuichon mitnehmen?“

„Sicher“, erwiderte der andere Junge, doch Shuichon verzog das Gesicht.

„Wieso?“, grummelte sie. „Ich werde auf Wendimon warten. Es ist mein Partner. Außerdem kann ich problemlos allein nach Hause fahren. Ich brauch doch keinen Babysitter.“ Damit warf sie Takato, der eigentlich ja nichts für das Verhalten ihres Bruders konnte, einen bösen Blick zu, woraufhin dieser entschuldigend zu Jenrya sah.

„Da ist was Wahres dran.“

„Aber Shuichon, ich meine doch nur…“, setzte ihr Bruder wieder an, doch sie verschränkte mit abschätzigem und zugleich schmollendem Blick die Arme vor der Brust.

„Du meinst, dass ich nicht selbst auf mich aufpassen kann“, fauchte sie, ließ im nächsten Moment aber die Arme sinken. „Aber…“, begann sie dann leiser. „Aber ich bin fast genau so lange Tamer wie ihr. Ich bin so alt wie ihr, als ihr angefangen habt gegen die Wilden zu kämpfen. So alt wie ihr, als ihr in die Digiwelt gegangen war. Lopmon und ich…“ Sie schluckte. „Lopmon und ich können vielleicht nicht auf das Ultimate Level digitieren. Aber ich bin…“ Nun wurde ihre Stimme wieder trotziger. „Ich bin ein genau so guter Tamer wie du!“

Und als würde es auf ihre Worte reagieren, digitierte in dem Moment Wendimon zu Lopmon zurück und landete auf der Schulter seines Partners. „Shuichon…“, flüsterte das Digimon leise und breitete seine Ohren zum Schutz vor dem Regen über seinem Partner aus.

„Lopmon und ich passen schon aufeinander auf“, flüsterte sie und in ihrer Stimme schwangen sowohl Wut, als auch Tränen mit. „Wir brauchen sonst niemanden, der immer auf uns aufpasst. Sieh das endlich ein!“ Damit drehte sie sich auf dem Absatz um und marschierte in Richtung der Station davon, woraufhin sich ein unangenehmes Schweigen zwischen den drei verbliebenen Tamern ausbreitete.

„Weißt du, Jenrya“, meinte Ruki schließlich. „Deine Schwester hat Recht. Sie ist kein kleines Kind mehr.“
 

Etwas später stand der Junge noch immer am Tempel, während seine beiden Freunde bereits gegangen waren, denn es dauerte, bis sich Galgomon zurückentwickelte. Schließlich jedoch kam Terriermon zwischen den Büschen heraus und gesellte sich zu ihm.

Auch wenn das Gewitter und mit ihm der Regen langsam nachließen, war Jenryas Kleidung durchnässt und er starrte mit ausdruckslosem Blick auf den wolkigen Himmel.

„Glaubst du auch, dass ich überreagiere?“, fragte er schließlich.

Das Digimon sah ihn an. „Moumantai“, murmelte es und zögerte etwas. „Aber ich denke auch, dass du sie nicht mehr beschützen musst. Sie kommt allein klar. Jaarin und Rinchei bevormunden dich schon lange nicht mehr.“

Der Junge seufzte. Es stimmte, dass Jaarin und Rinchei ihn eigentlich nie bevormundet hatten. Jaarin war ohnehin mehr das Mädchen, das sich einzig für ihre Freunde, ihre Clique interessierte und hatte ihn schon früher immer wie ein nerviges kleines Anhängsel behandelt, wenn sie mal auf ihn hatte aufpassen müssen. Und Rinchei war ohnehin immer der stille Einzelgänger gewesen. Zwar nett zu seinen Geschwistern, aber auch nicht übermäßig fürsorglich.

Doch genau deswegen hatte er sich für Shuichon verantwortlich gefühlt. Weil es weder Jaarin noch Rinchei taten.

Und als sie damals in die Digiwelt gekommen war…

„Schau“, meinte Terriermon, während er langsam über den Vorhof des Schreins und an dem aufgestellten Bambus vorbei lief, auf einmal und zeigte auf einen rosanen Tanzaku, der an einem der dünnen Bambusäste hing.

„Das ist Shuichons“, fügte sein Partner hinzu, auch wenn er es selbst erkannte.

Der Regen hatte die Schrift verwischt, doch er konnte sie noch genügend erkennen.

Mein Wunsch ist es, ein guter Partner für Lopmon zu sein.

„Shuichon“, flüsterte er leise.

„Du solltest sie auch einmal kämpfen lassen“, meinte Terriermon. „Sonst wird sie nie das Gefühl haben, stark zu sein. Sie ist ein guter Tamer, Jian.“

„Ich weiß“, murmelte der Junge. „Ich will doch nur auch ein guter großer Bruder sein…“ Für einen Moment hielt er inne, seufzte dann aber. „Wir sollten nach Hause gehen.“
 

                                      ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Akira4ka
2013-02-18T12:47:37+00:00 18.02.2013 13:47
Da ich Digimon nicht gesehen habe, kann ich mich nicht wirklich hierzu äußern, z. B. was die Charas betrifft u.ä.
Dein Schreibstil ist etwas trocken und ich hatte wirklich mühe mein lesen. Ich weiß nicht, ob es so üblich ist für diesen Anime, aber mein Geschmack ist es eher weniger. Ein Lob hab ich dennoch, deine Rechtschreibung war einwandfrei und die Grammtik ebenso.
Ich danke dir an deiner Teilnahme meines WB's und wünsch dir noch alles Gute, schreib weiter und lass dich durch meine Meinung nicht entmutigen ;)

LG
Akira4ka
Von:  Merkur
2012-03-10T18:02:08+00:00 10.03.2012 19:02
Auch mir gefällt die Geschichte richtig gut. Wie schon einige angesprochen haben, hast du die geschwisterliche Beziehung von Jenrya und Shuichon sehr gut dargestellt. Shuichon mag ich ja sowieso besonders gerne und du schreibst sie auch wirklich sehr süß. Die anderen Charaktere hast du ebenfalls sehr gut getroffen, wie ich finde, und auch die Kampfszene gefällt mir sehr gut, denn sie ist spannend geschrieben. Jenryas Problem hast du ebenfalls nachvollziehbar beschrieben. Ich bin ja gespannt, ob er irgendwann leichter einsehen kann, dass Shuichon auch älter und selbstständiger wird. Aber ich halte ihn trotzdem für einen guten Bruder, er möchte ja nur seine Schwester beschützen, vielleicht heitert ihn das ja ein bisschen auf XD Die Geschichte finde ich jedenfalls super und dein Schreibstil gefällt mir wie gewohnt auch sehr. Immer weiter so :)
Von:  DINO2011
2011-07-12T15:19:41+00:00 12.07.2011 17:19
Nun, ich fand das es eine sehr nette kleine Geschichte ist die die Beziehung zwischen Jian und Shuichon sehr gut widerspiegelt. Ich finde allgemein das dies ein sehr großes Problem zwischen Geschwistern ist und weiß aus Erfahrung wie sich Jian wohl zu diesem Zeitpunkt fühlt, daher finde ich das du diese Stimmung sehr gut rüber gebracht hast.
Schade fand ich nur das Guilmon keinen Auftritt hatte, denn ich liebe seine kindische Art, es is einfach so herrlich doof xD
Wie ich ab und an wurde mir schon öfter gesagt ;)

Von:  Arcane_Carbuncle
2010-08-03T16:15:47+00:00 03.08.2010 18:15
Öhm.. ja, ich weiß grad nicht genau, was ich sagen soll, außer: Gut, gefällt mir.
Von:  Jason
2010-07-03T12:18:15+00:00 03.07.2010 14:18
Ich finde den OneShot sehr schön!!
Das Zwischenmenschliche bei Jen und Shuichon ist sehr schön dargestellt. Wie er sich für sein Schwesterchen noch immer verantwortlich fühlt, diese aber weiß dass sie bereit ist selbst auf sich aufzupassen.
Und auch dein Schreibstil gefällt mir sehr gut! <3
Eine sehr schöne FF!
Von:  Taroru
2010-06-05T17:05:35+00:00 05.06.2010 19:05
wirklich ein gelungender shorty ^^
könnte auch prima nen kappi von DAG sein XD *lach*
ich kann jian wirklich sehr gut verstehen ^^ seine gefühle kommen sehr gut rüber und auch die reaktion von seiner schwester auf ihn sind wirklich gelungen...


'Letzten Endes half auch das ohnehin sehr schnell auftauende Eis nicht gegen die Hitze, die in der Wohnung des Mehrfamilienhauses herrschte, nicht.'
ich finde hier ist ein 'nicht' zu viel o.O also das letzte könnte man denke ich auch weg lassen, sonst ist das irgendwie doppelt drinn...

so und sonst weiß ich einfach nicht was ich zu sagen sollte XD
mir hat die kampfszene sehr gefallen (auch wenn ich das ende da ein bissel zu abbrubt fand... aber das ist bei nem shorty denke ich normal)
mir hat es gefallen ^^
Von:  Heruvim
2010-05-27T14:56:32+00:00 27.05.2010 16:56
Hm, Alaiya, das One-Shot Wonder, hat wieder eines ihrer in sich kringelnden Geschichten geschrieben. Diesmal anscheinend ein Kapitel, dass in der Zeit zwischen Tamers und Alpha Generation spielt.
Seit wie vielen Monaten ich mich schon frage, was als naechstes passiert... Da kam dieser One-Shot gerade recht, habe ich doch wieder 'Biggest Dreamer' im Ohr...

Mir gefaellt der One-Shot.
Der Geschwisterkonflikt ist sicherlich ein tolles Motiv, um Shuichon wachsen zu lassen und Jian beizubringen, dass er sein Bruderverhalten maessigen muss.
Einzig die vielen Brueche in der Geschichte kommen manchmal nicht ganz so passend, zumindest der vorletzte Absatz, nachdem der Kapf entschieden wurde, da haette doch noch sicherlich ein Kommentar Shuichons reingepasst ;)

Ansonsten freue ich mich noch ueber die Wahl des Gegners, Tyilinmon passt wunderbar in die festliche Atmosphaere rund um den Tempel <3

LG, Heruvim
Von:  RukiChan
2010-05-27T07:46:29+00:00 27.05.2010 09:46
Jaaa ich mag die Geschichte immer noch totaaal ^^
aber erst dachte ich, das wäre -Pan, weil sie des auch geschrieben hätte xD
aber die Beziehung zwischen Jen und Shiuchon war super beschrieben^^
hatte ich nie gedacht, dass du mich bewichtelt hast xDD
aber mach weiter so :)


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