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Kiss, kiss - bang, bang

Zwischen töten und sterben gibt es ein drittes - leben.
von

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Der Wagen

Der Wagen: Es geht vorwärts, im Leben, aber auch auf einer Reise. Wir durchbrechen dabei alte Denk- und Handlungsstrukturen. Doch damit verlassen wir nicht nur die Enge, sondern auch die vertraute Sicherheit. Dieser Schritt erfordert Mut.
 

Juli 2007, Paris, Frankreich

Yuugi blinzelte träge zur Decke empor und räkelte sich dann in den Laken. Er hatte gut geschlafen und verspürte noch kein Bedürfnis, seinem Bett Lebewohl zu sagen. Gestern Abend hatte er nicht mehr viel mit Taoka-sama gesprochen, dieser war sehr erschöpft gewesen, sodass er, gleich nach dem Essen, auf der Couch eingeschlafen war. Ihm war erst da aufgefallen, dass er nur dieses eine Zimmer gebucht und vergessen hatte, sich selbst eines zu besorgen, aber Yuugi hatte kein Problem damit gehabt, sich ein Zimmer mit ihm zu teilen, immerhin wusste er, dass Taoka-sama wohl schon häufiger zugegen gewesen war, wenn er geschlafen hatte. So hatte Yuugi also im Bett und Taoka-sama auf der Couch geschlafen.

Als Yuugi sich nun aufrichtete, sah er, dass sein Zwilling immer noch auf dem Sofa lag und scheinbar schlief. Er musste wohl sehr müde gewesen sein., dachte er bei sich und schmunzelte, als er Taoka-sama beim Schlafen beobachten konnte – normalerweise war es immerhin andersrum. Neugierig krabbelte Yuugi zum Fußende des Bettes, von wo aus er einen besseren Blick auf die Couch und somit auf Taoka-sama hatte. Er wusste nicht, was er erwartet, oder sogar erhofft hatte, aber es war nicht das, was er sah. Irgendwie… sah er genauso aus, als sei er wach. Sein Gesicht war nicht friedlich, wie das Gesicht eines Schlafenden sein sollte, sondern immer noch angespannt und beinahe so, als könne er jede Sekunde aufwachen und eine seiner Waffen in Anschlag bringen. Yuugi fand es doch ein wenig beunruhigend, dass er nicht einmal im Schlaf entspannen konnte. Er sollte wohl nicht hinsehen, es erschien ihm so unhöflich, Taoka-sama beim Schlafen zu beobachten, andererseits war er fasziniert und konnte den Blick nicht abwenden. So lief er rot an, als Taoka-sama plötzlich die Augen aufschlug und ihn so direkt ansah, dass Yuugi sich fragte, ob er vielleicht schon länger wach war. „Uhm…“, machte Yuugi, wusste aber nicht, was er eigentlich sagen sollte. Auf Taoka-samas‘ Gesicht erschien ein Schmunzeln. „Guten Morgen.“, sagte er lächelnd. „Morgen…“, nuschelte Yuugi, immer noch rot um die Nasenspitze. „Ich hoffe, du hast gut geschlafen.“, eröffnete Taoka-sama das Gespräch, Yuugis‘ Verlegenheit offensichtlich bemerkend. Dankbar ging Yuugi auch sofort darauf ein, setzte sich dazu Atemu, welcher mittlerweile die Decke zurückgeschlagen hatte und mit angezogenen Beinen auf der Couch saß, direkt gegenüber und ließ die Beine über das Fußende des Bettes baumeln. „Ja, danke. Sie au- Taoka-sama! Ist das Blut an Ihrer Hose?!“, unterbrach Yuugi sich selbst mitten im Satz für einen lauten und erschrockenen Ausruf. Atemu blinzelte in einer Mischung aus Erschrecken und Überraschung, dann blitzte Erkenntnis in seinen Zügen auf und als er Yuugi antwortete, klang seine Stimme ein wenig zerknirscht:„Ja… aber mach dir keine Sorgen, es ist meines!“

Die Erleichterung, dass es keine fremden Blutspritzer waren, wurde innerhalb von Sekunden von der Erkenntnis, dass Taoka-sama verwundet sein musste, abgelöst. „Was… was ist geschehen? Geht es Ihnen gut?“, fragte Yuugi zögerlich, aber auch so besorgt, dass seine Stimme sich überschlug. „Es ist nichts!“, versicherte Taoka-sama schnell und griff nach Yuugis‘ Hand, um diese beruhigend zu drücken. „Nur eine kleine Schusswunde…“ Yuugi erschrak. „Aber…!“ Doch Taoka-sama ließ ihn nicht seine Sorgen formulieren. „Yuugi.“, sagte er mit dieser warmen, tiefen Stimme, die Yuugi so tief innen berührte und beruhigte, sodass er wie von Fäden gezogen aufstand, sich neben Taoka-sama setzte und seine Hände gerne in die seinen legte. Diese Geste entlockte seinem Gegenüber ein Lächeln. „Ich habe die Wunde versorgt, es war nicht das erste Mal. Ich werde neue Verbände benötigen, aber ansonsten brauchst du dir keine Gedanken zu machen… Offen gestanden bin ich ohnehin ein wenig überrascht, dass du dich um eine Person wie mich sorgst.“

Yuugi senkte den Blick. Was sollte er denn darauf sagen? Dass er ihn mochte? Ihn, einen Auftragsmörder? Er wusste nicht, wie Taoka-sama darauf reagieren würde, also senkte er nur unter errötenden Wangen den Blick. Sein Gegenüber gab ein leises Glucksen von sich, was Yuugis‘ Laune nicht grade zuträglich war, sodass er sich unverständliches Zeug murmelnd erhob um im angrenzenden Bad zu duschen. Das Wasser tat ihm wohl und er konnte endlich einen klaren Kopf unter dem kühlen Nass bekommen. Seine Erleichterung, Taoka-sama gesund und weitestgehend unversehrt wieder bei sich zu haben, war groß. Dass es bedeutete, dass er selbst um einiges sicherer war, war ihm dabei gar nicht so von Bedeutung. Er musste über sich selbst lachen, es war wirklich an der Zeit, dass er aufhörte, so hoffnungslos naiv zu sein.

Als er zu Taoka-sama zurückkehrte, stellte er fest, dass dieser in der Zwischenzeit den Zimmerservice angerufen und das Frühstück aufs Zimmer hatte bringen lassen. Yuugi setzte sich zu ihm und stellte den Erste-Hilfe-Kasten, den er aus dem Bad mitgebracht hatte, vor ihn hin. Der Ältere nickte dankbar, machte aber noch keine Anstalten, davon Gebrauch zu machen, sein Interesse schien viel mehr dem Frühstück zu gelten. Yuugi räusperte sich leise. „Tun Sie es jetzt. Ich möchte sehen, wenn Sie die Wunde versorgen, ich muss es sehen, denn Sie haben diese Wunde meinetwegen erlitten.“, bat er leise. Sein Gewissen trieb ihn dazu an. Taoka-sama warf ihm einen langen Blick zu, dann nickte er bedächtig und hieß Yuugi, sich neben ihn auf das Bett zu setzen, wo er mittlerweile Platz genommen hatte. Er krempelte das Hosenbein hoch, dann begann er, den Verband zu lösen. Yuugi spürte Angst in sich hochsteigen, er hatte noch nie Verletzungen dieser Art gesehen und er wusste nicht, ob er damit umgehen konnte – und wenn ja, wie er damit umgehen sollte. Taoka-sama verlangsamte seine Bewegungen, als er den Verband beinahe vollständig gelöst hatte und sah zu Yuugi auf, der besorgt die Blutflecke musterte, die die untersten Schichten des Verbandes gedrungen waren. Es lag eine Spur zu viel Verständnis in seinem Blick. „Du musst nicht hinsehen.“, erinnerte er ihm, aber mit diesen Worten hatte er Yuugis‘ Stolz geweckt, sodass dieser in der Absicht, den Blick nicht abzuwenden, nickte. Taoka-sama richtete den Blick wieder auf sein Bein und legte die Wunde frei. Yuugi sog scharf die Luft ein, aber da er bemerkte, wie er von Taoka-sama aus den Augenwinkeln beobachtet wurde, sagte er nichts. Beim zweiten Hinsehen schien die Wunde auch nicht mehr so schlimm auszusehen, wie beim ersten Mal. Nachdem der Ältere das getrocknete Blut erst einmal fortgewischt hatte, wirkte die Wunde sogar recht harmlos, nicht besonders groß und auch nicht sehr tief. Yuugi sah also etwas ruhiger zu, wie sein Zwilling die Wunde versorgte und dann mit einem frischen Verband umwickelte. Als er dann noch das Hosenbein über seinem Bein wieder glatt strich und Yuugi anlächelte, als sei nichts geschehen, konnte Yuugi nicht umhin, zurückzulächeln. „Dann… können wir also jetzt frühstücken, ja?“, fragte er und Taoka-sama stimmte zu, ein Schmunzeln um seine Lippen.

Ein Croissant, eine Orange, ein Brötchen und drei Tassen Kaffee später fühlte sich Yuugi ausreichend gesättigt, um sich etwas anderem zu widmen. Und dieses andere war Taoka-sama und sein… nun sein Leben, sein Beruf. Er hatte ihm gesagt, er könne ihn fragen, was er wolle, aber Yuugi wusste nicht, ob sich das nicht nur auf seinen Beruf beschränkte oder auch der Rest seines Lebens gemeint war. Denn auch, wenn Yuugi sich darüber im Klaren war, dass Taoka-samas Leben ihn nicht nur nichts anging, sondern dass er außerdem viel mehr Interesse an seinem Beruf haben sollte, so kam er nicht umhin, dass ihn der Rest auch interessierte, dass er diesen Menschen unheimlich faszinierend fand. Es war gefährlich, viel zu gefährlich, vielleicht machte das den Reiz aus, so dumm das auch sein mochte. Yuugi legte eine Hand an seine Schläfe und massierte diese, um sich Klarheit zu verschaffen. Als er schließlich aufblickte um sich noch eine Tasse Kaffee einzuschenken, bemerkte er, dass Taoka-sama ihn beobachtete. Fragend blickte er zurück. „Du hattest Fragen.“, kam die lächelnde Antwort. Yuugi nickte. „Ja… also…-“ „Einen Augenblick!“, unterbrach ihn Taoka-sama jedoch da auch schon, stand von dem Sofa, auf welches sie sich zum frühstücken gesetzt hatten, auf und ging hinüber zum Bett. Auf dieses ließ er sich sodann der Länge nach fallen und stopfte sich, nachdem er lag, ein Kissen in den Nacken. Erst nachdem er es sich auf diese Weise bequem gemacht hatte, schenkte er Yuugi ein aufforderndes Grinsen:„Okay. Frag.“

Yuugi befeuchtete sich die Lippen. Jetzt, da er fragen durfte, was immer er wollte, fiel ihm nichts mehr ein. Er hatte die letzten beiden Tage reichlich Zeit gehabt, sich eine Menge Fragen zu stellen und er wollte auch auf sie alle eine Antwort, aber in diesem Augenblick war sein Kopf wie leer gefegt und nichts fiel ihm mehr ein. „Also… ist Taoka, Atemu wirklich ihr richtiger Name?“, fragte er schließlich nach dem offensichtlichsten. Als Antwort neigte selbiger, soweit das in seiner liegenden Position möglich war, den Kopf. „Ja. Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr benutzt, aber dies ist der Name, den mein Vater mir vor einundzwanzig Jahren gegeben hat.“, erklärte er. Yuugi nickte, sah dann wieder vor sich hin. Taoka-sama schien es ihm leicht machen zu wollen, er antwortete ausführlich und nahm sogar schon die Antworten auf noch kommende Fragen voraus. Er meinte es ehrlich. Das ermutigte Yuugi und er ging auf das ein, was Taoka-sama gesagt hatte:„Ihr Vater hat Ihnen Ihren Namen gegeben? Was ist mit Ihrer Mutter?“ Taoka-sama zog beide Augenbrauen nach oben, offensichtlich überraschte ihn eine derart persönliche Frage. Yuugi biss sich auf die Lippen und fragte sich, ob er jetzt nicht zu weit gegangen war. Aber dann setzte Taoka-sama doch zu sprechen an, wenn auch langsam und bedächtig:„Ich weiß es nicht. Meine Mutter war Ägypterin und nach meiner Geburt ist sie nach Ägypten zurückgekehrt. Was aus ihr wurde weiß ich nicht. Aber es ist der Grund, weshalb ich davon ausgehe, dass der Name von meinem Vater stammt.“ Yuugi senkte den Blick. Damit hatte er nicht gerechnet. Es musste schlimm sein, seine Mutter nicht zu kennen. Aber dann fiel ihm auf, dass er seine Eltern auch kaum kannte. Dennoch… nicht einmal zu wissen, wer sie war… Er räusperte sich unbehaglich, das wurde dann doch zu persönlich, er hatte doch eigentlich nur wegen seines Berufs fragen wollen.

Yuugis‘ Blick gewann an Schärfe, als er Atemu wieder in die Augen sah. Es würde besser sein, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. „Wie viele Menschen haben Sie getötet?“ Atemus Lächeln schwankte zwischen Erleichterung über den Themenwechsel und Verlegenheit über die Antwort:„Ich weiß es nicht. Bei fünfzig habe ich aufgehört zu zählen.“ Yuugi schluckte. Er hatte mit vielen gerechnet, aber mehr als fünfzig… das war furchtbar viel! Yuugi wurde kalt. „Wie fühlen Sie sich dabei?“, murmelte er, mehr zu sich selbst, denn als Frage, was Taoka-sama logischerweise nicht wissen konnte, sodass er antwortete:„Das ist… unterschiedlich. Die ersten Morde sind… nun ja, schwer, ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Später wird es leichter, wenn man nicht darüber nachdenkt. Ich denke, jeder Mensch reagiert anders. Und ich wuchs unter Yakuza auf – da macht man sich nie viele Gedanken darüber.“ Yuugi spürte die Gänsehaut auf seinem Rücken, ihm wurde immer kälter. Er fragte sich, wie er diesen Menschen noch sympathisch finden konnte, wo er doch so viele Menschen ermordet hatte und dabei scheinbar nicht einmal Schuldgefühle empfand. Er würde sich schon grauenhaft fühlen, wenn er einen Menschen nur verletzte… wobei… wenn es jemand war, den er nicht leiden konnte, jemand, der anderen Menschen auch nichts Gutes tat… Yuugi legte den Kopf schräg und betrachtete Atemu nachdenklich. „Wen töten Sie?“, wollte er wissen. Taoka-sama runzelte die Stirn:„Was meinst du?“ „Na ja…“, Yuugi rutschte auf der Couch hin und her, bis er schließlich im Schneidersitz saß. „Wenn Sie… Aufträge erhalten… also… lehnen Sie manche ab, wenn Sie einen guten Menschen töten müssten?“ Das Stirnrunzeln Taoka-samas‘ vertiefte sich:„Nein. Du bist der erste Auftrag, den ich nicht ausgeführt habe. Angenommen habe ich aber alle.“ Fröstelnd zog Yuugi die Arme um den Körper. Erneut wurde Taoka-sams Blick zu verständnisvoll für Yuugis‘ Geschmack. „Wir können eine Pause einlegen, wenn du das möchtest.“ „Nein!“, widersprach Yuugi schnell, „Ich will das jetzt hinter mich bringen.“ Taoka-sama nickte ernst und setzte sich auf, sodass er mit Yuugi auf Augenhöhe war. „In Ordnung.“ Yuugi senkte dankbar den Kopf und atmete tief durch. Dann fühlte er sich bereit, weiterzumachen.

„Wie alt waren Sie, als Sie zum ersten Mal jemanden ermordet haben?“ Yuugi stellte fest, dass sein Gedächtnis allmählich wieder zu funktionieren schien, denn diese Frage hatte er bereits vor zwei Tagen in seinen Fragenkatalog an Taoka-sama aufgenommen. Kurz legte der Gefragte den Kopf in den Nacken, um nachzudenken. „Elf. Das war Notwehr. Dann sechszehn, das war der erste Auftrag. Und mit achtzehn zum ersten Mal aus persönlichen Gründen.“ „Was war der persönliche Grund?“, fragte Yuugi zurück. „Ahh…. Hier gehst du zu weit, Yuugi. Ein anders mal, vielleicht.“ Rasches Nicken. Ehrlich gesagt war Yuugi schon erstaunt gewesen, wie viel Einblick in seine Privatsphäre Taoka-sama ihm gewehrt hatte. Er wollte sich grade eine neue Frage ausdenken, aber in diesem Augenblick klopfte es an der Tür und eine weibliche Stimme rief:„Service en chambres!“ „Entrée!“, rief Taoka-sama und zwinkerte dann Yuugi zu:„Komm, lass uns etwas spazieren gehen.“ Ein wenig überrascht, aber durchaus nicht abgeneigt, erhob Yuugi sich von der Couch, während ein Zimmermädchen eintrat. Die junge Frau machte sich an die Arbeit, während die beiden sich ihre Schuhe schnappten und dann das Zimmer verließen.

Wie Yuugi auffiel, hinkte Taoka-sama dabei nicht einmal mehr.
 

~*~*~*~
 

Atemu fühlte sich gleich viel wohler, als er an der frischen Luft war. Er mochte sich zwar freiwillig dazu bereitgefunden haben, Yuugis‘ Fragen zu beantworten um dessen Sorge zu zerstreuen – wozu auch immer das gut sein mochte, Atemu hatte in letzter Zeit relativ wenig Verständnis für sein Gefühlsleben – aber dessen Fragen verwirrten Atemu, es waren nicht die Art Fragen, die er erwartet hatte.

„Sind Sie mir böse, wegen der Frage?“, wehte da Yuugis‘ Stimme an sein Ohr. Atemu wandte den Kopf nach links, wo Yuugi neben ihm her schritt. Das Lächeln des Jungen und die Art, wie der Wind sanft mit seinem Haar spielte, löste etwas in Atemu aus, dass er zwar nicht erklären konnte, aber mittlerweile immerhin gewohnt war; denn es war dasselbe Gefühl, wie auch schon, als er Yuugi schlafend beobachtet hatte. Und er wusste, dass er aus diesen Gründen den Jungen immer würde beschützen wollen. Er lächelte Yuugi an, beinahe liebevoll, und sagte:„Nein, keineswegs. Ich hätte auch gefragt.“ Yuugi lächelte erleichtert zurück und Atemu musste schnell woanders hinsehen, damit Yuugi nicht bemerkte, dass er grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Hast du noch Fragen?“, fragte er Yuugi, auch, wenn er eigentlich nicht mehr weiter darüber reden wollte, so war es doch besser, als über dieses warme Gefühl in seinem Inneren nachgrübeln zu müssen. Wie nicht anders zu erwarten, fielen Yuugi noch mehr Fragen ein – wer konnte es ihm verübeln, es war an sich schon ein Wunder, dass der Junge nicht vor ihm floh, sondern so vertraulich neben ihm ging. Von Zeit zu Zeit berührten sie sich am Arm, wenn sie enger beieinander gehen musste, um andere Passanten vorbeizulassen. Trotz des warmen Tages wurde Atemu die Gänsehaut auf seinem Rücken nicht mehr los.

„Wie kommen Sie an Ihre Aufträge?“, fragte Yuugi und Atemu musste sich zusammenreißen, um sich darauf zu konzentrieren. „Zumeist über die Yamaguchi-gumi. Ich habe zwar nur relativ wenig Kontakt zu ihnen, aber die meisten Morde begehe ich für sie oder für Leute, die sich diese Gefallen von ihnen erbitten. Meine Tante, Yuki, die ältere Schwester meines Vaters, nimmt dann Kontakt zu mir auf, ich verstehe mich recht gut mit ihr. Hin und wieder sind auch andere meine Auftraggeber, wie in deinem Fall, denn man lernt natürlich den ein oder anderen kennen…“, führte er aus, vielleicht etwas detaillierter, als es notwendig gewesen wäre. „Bei mir…“, wisperte Yuugi und Atemu verspürte einen Stich Mitleid. Davon hätte er nicht sprechen sollen. Yuugis‘ Blick klärte sich jedoch als er die nächste Frage stellte:„Weshalb üben Sie überhaupt einen solchen Beruf aus?“ Atemu schmunzelte. „Das ist leicht. Ich bin mit Kriminalität aufgewachsen, und da ich keine abgeschlossene Schulausbildung habe, war es wohl nur eine Frage der Zeit, ehe ich selbst kriminellen Tätigkeiten nachging. Und diese spezielle bringt eine Menge Geld ein.“, erklärte er, ganz sachlich, denn so sah er das – ganz sachlich. Aber bei der nächsten Frage konnte Atemu nicht sachlich bleiben. „Diese Antwort schulden Sie mir noch: Warum haben Sie mich nicht getötet?“ Atemu stieß einen tiefen Seufzer aus:„Komm, setzen wir uns.“, sagte er und zog Yuugi ins Gras am Ufer der Seine.

Unter Yuugis‘ aufmerksamen Blick setzten sie sich. Atemu fühlte sich unbehaglich unter diesem beobachtenden Blick. Er befeuchtete sich die Lippen, dann hob er langsam zu sprechen an. „Ich… ich konnte es nicht. Ich hatte alle Informationen über dich, ich hätte eine Biographie schreiben können… aber als ich dann da war… du warst nicht so verzogen, wie man es hätte meinen sollen, nicht so arrogant, eher… friedlich… Und da konnte ich es nicht.“, murmelte er. Auf den rechten Ellbogen gestützt lag er halb im Gras und starrte auf selbiges, unfähig, Yuugi in die Augen zu sehen. Dessen Stimme drang verwirrt an sein Ohr:„Das verstehe ich nicht.“ „Nein.“, wisperte Atemu, „Ich auch nicht.“

Yuugi kam ihm näher, sein Gesicht eine seltsame Mischung aus Hoffnung und Neugierde. Atemu konnte sich auf keines der beiden Gefühle einen Reim machen. „Sie sagen mir, wenn Sie es wissen, oder?“, fragte er und legte sich so nah an Atemu, dass es diesem den Atem verschlug. Er konnte nur Nicken. Yuugi lächelte leise und legte seine Hände in die von Atemu. Atemu starrte nur zurück. Yuugi lag ebenfalls auf den rechten Ellbogen gestützt, sein Kopf auf Atemus‘ Brusthöhe und senkrecht zu ihm. Atemus‘ Blick war gefesselt von ihren verbundenen Händen.

Yuugi schien es zu bemerken. „Ich glaube nicht, dass Ihre Mutter Ihrem Vater egal war. Sonst hätte er Sie nicht nach einem so wichtigen ägyptischen Gott benannt.“ Atemu hob überrascht die Brauen. Er hatte nie über seinen Namen nachgedacht und diese Information war ihm neu. Yuugi lächelte verschmitzt:„Atemu ist eine Form des Namens Amun. Und Amun war seit der achtzehnten Dynastie im alten Ägypten der Hauptgott.“

Atemu wusste nichts darauf zu sagen, aber das schien nicht nötig zu sein, denn ausnahmsweise war es Yuugis Lächeln, dass sehr verständnisvoll war. Aber Atemu nahm es ihm nicht übel. Eine Wärme, die ausnahmsweise nichts mit Yuugis‘ Lächeln zu tun hatte, hatte von ihm Besitz ergriffen.

„Café?“, fragte er Yuugi, um sich nichts anmerken zu lassen. Und obwohl Yuugi zustimmte, wusste er, dass er seine Maskerade durchschaut hatte. Dieser Junge gewann immer mehr Macht über ihn – und es machte Atemu nicht im Geringsten etwas aus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Anuugi
2010-11-16T15:09:28+00:00 16.11.2010 16:09
OMG *_*
Wie geil...
SOO GEILLLL!!!
Das BESTE KSPITEL BISHERRRR
*Es knuddel*
*Es plüschel*
Sie sind soo süß zusammen, die blicke, die gesten die berührungen.
Da steht so viel zärtlichkeit drinnen ohne das sie es wirklich mitbekommen. NOOCH NICHT.
*hin un her hibbel*
ich find es toll wie Atemu ihm wirklich rede und antwort steht und bis auf die eine sache, wirklich alles beantwortet.
Erlich gesagt kann ich jetz atemu auch ein bisschen besser verstehen und, find ich auch gar nicht mehr verrückt.
er ist sogar richtig süß. und lieb.
Und er zegt finde ich doch seehr oft gefühle, seehr oft.
zwar nur in kleinen gesten doch das macht ihn unheimlich süß.
Jetz bin ich süchtig nach deiner FF.
*weiterles*
Von:  KaitoDC
2010-08-23T19:22:27+00:00 23.08.2010 21:22
Und noch ein neues Kapitel!!!
Dieses Kapiel hat mir wirklich unglaublich gut gefallen, vor allem, weil Atemu sich wirklich interessant gegenüber Yugi verhält ;)
Vor allem das Ende war wirklich süß
Aber Atemu wird mir wirklich symphatischer, was wahrscheinlich daran liegt, dass er so offen ist zu Yugi, was mich ja schon ein wenig verwundert. Ich bin schon gespannt darauf, was Yugi noch alles erfährt und wie's im Cafe wird.
lg
KaitoDC
Von: abgemeldet
2010-08-23T09:18:03+00:00 23.08.2010 11:18
xDDDDDDDD

Ich find das so genial!
Immer wenn irgendwelches Romantisches kommt, kommt plötzlich das Essen oder so ! xD
Entweder das Restaurant oder wie hier Cafe oder der Zimmerservice wird angerufen..okay da wars nicht romantisch aber ich rofl mich halb tot, das ist die richtige Mischung zwischien Romantik und Hunger!
Ich meine Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen <- der Spruch passte hier nicht so ganz aber egaaal.

Naja ein wenig ....anders für mein Geschmack ist das Kapitel, du weißt ich mag so ....eher das was noch kommt xD Aber natürlich mag ich das Kapitel hier auch sehr.
Vor allem immer noch Ati, obwohl ich sagen muss Yugi mag ich doch mehr hier <- was für eine Überraschung
Aber die sind beide einfach super.
Und ich frage mich auch wieso Ati auf die eine Frage nicht antworten wollte.
Von: abgemeldet
2010-08-23T01:36:46+00:00 23.08.2010 03:36
Oooohhhhh!
Dieses Kapitel gefällt mir ganz besonders. Yugi erfährt endlich etwas über Atemu, über sein Leben und seinen Job. Schön zu lesen, dass Atemu das alles auch noch so offen erzählt.
Was mir am besten gefällt ist, wie Yugi seine Finger mit Atemu verschlingt *schmelz! Auch wollen!* und ihn dann über seinen Namen aufklärt! Eine sehr vertraute und liebevolle Szene.
Ich kann das nächste Kapitel von dir kaum erwarten und freue mich riesig darauf! Bitttteeeee schnell weiter schreiben!!
*Kuss und wink*
Yami-chan :)


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