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Kiss, kiss - bang, bang

Zwischen töten und sterben gibt es ein drittes - leben.
von

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Die Hohe Priesterin

Die Hohe Priesterin: Mit Geduld, Gelassenheit und Güte kann sie die Dinge auf sich zukommen lassen. Sie ist sich ihrer Weisheit bewusst und hört auf ihre innere Stimme. Und sie setzt ihre unbewussten Kräfte zum Wohl anderer ein. Sie wird aber nie zuerst aktiv, sondern reagiert nur.
 

Juni 2007, Domino, Japan

Der Junge starrte trübe auf die Cornflakes, die vor ihm in der Milch schwammen. Lustlos rührte er mit dem Löffel in seinem Frühstück herum, machte jedoch keine Anstalten, es zu sich zu nehmen. Die Aussicht auf die bevorstehende Klausur verdarb ihm den Appetit gründlich. Dabei war er nicht mal ein schlechter Schüler, auch nicht faul, aber dafür mit einer angeborenen Nervosität gestraft, welche ihm schon häufiger Ärger bereitet hatte. Mehr noch als er selbst ärgerte sich nur ein Vater darüber.

Auch, als ein Mann in den mittleren Jahren in Chauffeuruniform den Raum betrat und den Jungen durch ein dezentes Räuspern auf seine Anwesenheit aufmerksam machte hatte sich die Menge der Cornflakes in der Schüssel um keine Jota verändert. Das würde sie jedoch auch nicht mehr, denn als der Junge die Anwesenheit des anderen bemerkte erhob er sich vom Tisch und verließ die Küche um sich nach draußen in die Limousine zu begeben, welche ihn zur Schule bringen würde. Der Chauffeur trug ihm derweilen die Schultasche hinterher und verstaute sie im Kofferraum, ehe er dem Jungen die Türe öffnete um dann selbst vorne einzusteigen. Die Limousine, welche eine halbe Stunde später vor dem Schuleingang hielt erregte keinerlei Aufmerksamkeit, denn in den zweieinhalb Jahren, in welchen der Junge die Oberschule schon besuchte, hatten sich alle mittlerweile daran gewöhnt und nur die jüngeren Schüler drehten sich noch nach ihr um. Auch den Jungen kümmerte es wenig, er stieg mit der gleichen Gelassenheit aus der Limousine mit der die anderen aus dem Bus kletterten.

Heute allerdings war er nicht ganz so gelassen, da seine Gedanken beständig um die Klausur kreisten. Natürlich hatte er gelernt, natürlich hatte er gestern noch Seitenweise auswendig aus seinen Büchern vortragen können, doch am Morgen der Klausur war alles wie fortgewischt und nur die Tatsache, dass er wusste, dass es unklug wäre, jetzt noch weiter zu lernen, hinderte ihn daran, jetzt gleich noch einmal seine Nase in besagte Bücher zu stecken. So schlich er nur nervös durch die Gänge, während ihm das Leuten der Schulglocke wie der Ruf der Guillotine erschien. Vor dem Klassenraum angekommen warf er einen Blick auf den aushängenden Sitzplatz um sich dann auf dem ihm zugewiesenen Sitzplatz niederzulassen. Mit einem müden Lächeln und Nicken erwiderte er die „Viel Glück!“ – Wünsche seiner Freunde, ehe der Lehrer den Raum betrat und somit in dem Jungen den starken Drang, sich übergeben zu müssen, auslöste.

Dann lag die Klausur auch schon vor ihm, er atmete tief durch und las die erste Aufgabe durch:

1.1 Beschriften Sie die in Abbildung 1 dargestellten Strukturen (Ziffer 1 bis 23)!

1.2 Bewerten Sie die in Text 1 gemachten Aussagen aus dem Schulbuch von 1964 nach dem heutigen Stand der Erkenntnisse!

1.3 Beschreiben und zeichnen Sie ein Modell die den heutigen Stand der Erkenntnisse verdeutlichen!

1.4 Gegeben sei eine Helligkeitsverteilung, die durch die Zahlenfolge 30 | 30 | 30 | 15 | 15 | 15 charakterisiert ist….

Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen nahm der Junge seinen Füllfederhalter zur Hand und begann zu schreiben.
 

Stunden später fühlte er sich völlig ausgelaugt, aber froh, es hinter sich gebracht zu haben. Jedoch blieb ihm leider keine Zeit, sich daran zu erfreuen, die letzte Klausur des Quartals überstanden zu haben, denn der Unterricht wartete auf ihn, weshalb er, trotz Müdigkeit, den Flur entlang, die Treppe hinab und dann die nächste Tür links wählte. Allerdings hätte er sich den Gang wohl sparen können, denn im Klassenzimmer herrschte kollektives Massenlangweilen, da nicht genügend Schüler anwesend waren, um Unterricht abzuhalten und der Lehrer scheinbar auch nicht ausreichend motiviert war, um selbigen abzuhalten. So ließ der Junge sich nur auf seinen Stuhl sinken und legte den Kopf auf die Arme und versuchte den Schlaf, den er in der letzten Nacht vermisste hatte, nachzuholen. Doch war ihm bei diesem Unterfangen kein Glück vergönnt, denn sofort wurde er von jenen angesprochen, welche eben mit ihm die Klausur geschrieben hatten und welche nun ihre Ergebnisse mit ihm abgleichen wollten. Dem Jungen war das zwar alles andere als Recht, schon alleine, da er es nicht mochte, Klausurergebnisse im Nachhinein zu vergleichen, doch schlug er den anderen die Bitte nicht ab und ließ sich dazu breitschlagen, mit ihnen zu diskutieren.

Erst Recht froh, als es zum Ende der Stunde schellte, und er die nächste Unterrichtsstunde mit seinen Freunden zusammen wusste machte er sich auf den Weg. Mit besagten Freunden vereinbarte er denn auch sogleich ein Treffen für den Nachmittag in der nur eine Stunde entfernten Stadt mit seinen Freunden um die letzte Klausur des Quartals auch gebührend zu feiern, obwohl zwei von ihnen bereits vor ein paar Tagen besagte letzte Klausur hinter sich gebracht hatten. Deswegen setzten sie sich gleich nach der Schule in die Limousine des Jungen und ließen sich in die Stadt chauffieren. So verbrachten sie einen vergnüglichen Nachmittag in ihrer Lieblingseisdiele hielten die Mädchen der Gruppe erfolgreich davon ab, sinnlos die Klamottengeschäfte zu plündern.

Als es Abend wurde jedoch sank die gute Stimmung des Jungen, denn obgleich seine Eltern sich normalerweise aus seinem Leben heraushielten, ihm sogar das eigene Haus und alles, was er sonst noch wünschte und auch das, was er nicht wünschte, finanzierten, so bestanden sie im Gegenzug doch darauf, dass er jeden Abend mit ihnen in ihrem Anwesen zu Abend speiste. So mussten sich die Freunde aus diesem Grund verabschieden, jene, in deren Orten es keine Bus- und Bahnverbindungen gab, ließen sich mit dem Jungen mitnehmen während die anderen noch bleiben wollten um später mit dem Zug nach Hause zu fahren.

Für den Jungen selbst war dies weniger angenehm, natürlich schätzte er die Annehmlichkeiten, welche ihm der Reichtum seiner Eltern bescherte, das eigene Haus, welches er zu seinem 18. Geburtstag erhalten hatte, die Limousine, das mehr als großzügige Taschengeld, auch, wenn dieses größtenteils auf seinem Konto auf Verwendung wartete. Aber diese Abendessen… und die ganze Zeit durfte er sich anhören, welch große Pläne sein Vater in der Zukunft noch mit ihm hatte… Die letzten, großen Abschlussprüfungen waren in einem halben Jahr und doch verbrachte der Junge jetzt schon fast jede freie Minute mit lernen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass sein Vater ihn einen Kopf kürzer machen würde – und dabei war er doch schon so klein! – wenn er nicht als Stufenbester und mit Bestnoten abschloss lag bei hundert Prozent. Der Junge wollte es nicht darauf anlegen… dabei hatte er bereits einen Platz an der besten Universität Japans‘, Geld und mächtige Freunde hatten seinem Vater diese Türe geöffnet. Und nach dem Studium sollte er dann in das Unternehmen seines Vater einsteigen und eines Tages, wenn sein Vater sich zur Ruhe begeben würde, dann würde er der Chef sein und… Ja, das war das Leben, welche sein Vater sich für ihn wünschte, so lange schon wollte, dass für den Jungen nie etwas anderes in Frage gekommen war, er hatte nie daran gedacht, etwas anderes zu tun und es tat ihm auch nicht Leid, wenn er hörte, wie die anderen ihre Zukunft planten, alle Möglichkeiten, die ihnen gegeben waren, ausschöpfen wollten. Das einzige Problem an der Sache war bloß, dass er sich dies alles jeden Abend anhören durfte. Und natürlich die Frage, ob er eine Freundin habe. Diese nämlich würde bald hermüssen, denn die „Dynastie“ musste ja fortgesetzt werden. Aber die Richtige musste es sein und wer die Richtige war, das würden seine Eltern schon wissen, es durfte bloß niemand sein, der ein Skandal hervorgerufen hätte. Es musste alles perfekt sein. Auch dies war etwas, was dem Jungen kein Kopfzerbrechen bereitete, er hatte sich längst an den Gedanken gewöhnt.

Ein wenig demotiviert also betrat der Junge zwei Stunden später das Esszimmer in der elterlichen Villa. Pünktlich. Er war immer pünktlich. Seine Eltern waren es natürlich auch und so konnte um Punkt acht Uhr aufgetragen werden. Die Bediensteten waren ebenfalls pünktlich. Anderenfalls wären sie arbeitslos. Was aufgetischt wurde war nicht von besonderem Belang, niemand beachtete es so genau, denn es war normal, hier die exquisitesten Köstlichkeiten aus aller Welt aufgetragen wurden. Viel eher konzentrierten die Anwesenden ihre Aufmerksamkeit auf das Gespräch.

Der Vater des Jungen – ein Mann Ende 40, recht groß, wohlrasiert mit perfekt geschnittenem schwarzem Haar, welches er färbte um die ersten grauen Strähnen zu verdecken und eisblauen Augen – berichtete von einer Firmenübernahme im großen Stil, welche grade in die Wege geleitet wurde. Dieses Thema war dem Jungen eine willkommene Abwechslung von dem üblichen Tischgespräch, sodass er sich lebhaft daran beteiligte, was ihm das Wohlwollen seiner Eltern eintrug. Dies mochte unter anderem einer der Gründe sein, aus welchem auch seine Mutter – vor allem im Gegensatz zu ihrem Gatten recht klein, blond mit faszinierenden grünen Augen und mysteriösem Alter, denn sie weigerte sich, es irgendjemandem anzuvertrauen und behauptete stattdessen seit Jahren schon, dreißig Jahre zu zählen – ihn nicht nach einer Freundin fragte sondern sich lieber danach erkundigte, wohin er am liebsten im anstehenden Familienurlaub zu fahren gedenke. Der Junge schluckte die bittere Wahrheit hinunter, dass sie zwar jedes Jahr einen solchen Familienurlaub planten, er jedoch noch nie stattgefunden hatte, da seinem Vater im Unternehmen stets etwas dazwischengekommen war, sodass sie den Urlaub doch wieder hatten absagen müssen. Weiter als bis zum Flughafen waren sie nie gekommen, das war vor drei Jahren gewesen und für den Jungen gehörte es zur traurigen Routine, welche er jedoch genauso wenig hinterfragte wie seine berufliche und private Zukunft, ausgemalt von seinen Eltern.

Der Abend wurde in diesem Sinne doch nicht so schlimm, wie der Junge es befürchtet hatte, dennoch war er froh, als er sein eigenes Haus wieder betrat und für sich war. Besagte Freude allerdings schwand, als ihm bewusst wurde, dass er keinerlei Hausaufgaben erledigt hatte. Er stöhnte. Das würde eine lange Nacht werden. Doch führte kein Weg daran vorbei, sodass er sich wohl oder übel jetzt würde daran setzen müssen. Schweren Herzens ging er in sein Schlafzimmer, nahm seine Schulsachen heraus, warf sie aufs Bett und sich selbst gleich hinterher. Weit kam er allerdings nicht, denn immer wieder musste er sich gegen seine Müdigkeit erwehren. Wegen der Klausur hatte er schon in den letzten Tagen kaum Schlaf gefunden, eigentlich hatte er sich darauf gefreut, an diesem Tag endlich noch einmal früh ins Bett zu kommen, da jedoch da auch nichts draus wurde, lag seine Motivation unter dem Nullpunkt. Lustlos kritzelte er einige Sätze hin, ehe er sich seinen Masterplan zurechtlegte, welche Hausaufgaben er von welchem seiner Freunde abschreiben könne. So einigermaßen beruhigt war das einzige, was ihn noch kümmerte die Dusche und dann endlich sein Bett.

Doch fürs erste tat bereits die Dusche ein kleines Wunder, löste die Verspannungen, welche er sich mal wieder eingefangen hatte. Als er nach der Dusche eine Boxer überzog fühlte er sich schon besser. Daran änderte auch der scheiternde Versuch, seine dreifarbigen, wirren Haare zu ordnen nichts – sie mochten sich zwar den Anschein einer Ordnung geben solange sie noch nass waren, doch erfahrungsgemäß wusste der Junge, dass sich dies sehr schnell ändern wurde, sobald sie erst trocken waren. Die amethystfarbenen Augen blickten leicht genervt, doch hatte er sich bereits damit abgefunden, vor allem, da er sich weigerte, sie von seinem Vater vorgeschlagene Alternative zu ergreifen und sein Haar mit Gel nach hinten zu gelen.

Den Kopf schüttelnd räumte er sein Bett von den störenden Schulutensilien frei, indem er sie einfach auf den Boden warf und sich anschließend ins Bett fallen ließ. Im Halbschlaf zog er noch die Decke um sich, dann jedoch kam der Schlaf endgültig über ihn, ließ ihn sofort tief und traumlos schlafen, und wenn die Welt untergegangen wäre, es hätte ihn nicht gestört, er hätte es nicht bemerkt. Und in der Tat wäre seine Welt in dieser Nacht beinahe untergegangen, während er schlafend und ahnungslos danebenlag, doch das wusste er noch nicht, konnte er nicht wissen, würde er auch nicht bemerken, bis es zu spät war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Anuugi
2010-09-30T15:07:00+00:00 30.09.2010 17:07
DAAAAS war ein so schönes kapitel und meine lieblingsstelle war
> denn die Wahrscheinlichkeit, dass sein Vater ihn einen Kopf kürzer machen würde – und dabei war er doch schon so klein! – wenn er nicht als Stufenbester und mit Bestnoten abschloss lag bei hundert Prozent. <
soo geil XD
Wunderschön geschrieben man konnte gut verstehen warum yugi sich so fühlt wie er sich fühlt.
Da hätte er nun wirklich die mittel eigene träume zu verwirklichen doch seine eltern geben ihm nichteinmal die chance welche zu entwickeln.
Sie würden sie warscheinich im keim ersticken.
Ich find es furchtbar und ich bin mir ziemlich sicher yuugi würde mit freuden auf den ganzen luxus verzichten wenn er dafür sein eigenes leben gestalten dürfte wie er es gerne wollte. *yuu mal ganz fest knudel*
ich habe lieber wenig geld als so ein leben führen zu müssen.
es ist einfach schön geschrieben und ich finde es wirklich kein stück langweilig zu dem bewunder ich jeden der so auseschmückt einen alltäglichen tag schreiben kann.
wobei mann sagen muss es passier nicht wirklich was an diesem rag und dennoch genug um yugi und sein leben kennen zu lernen und zu verstehen.

ein wirklich schönes kapitel und es zeigt uns einen yuugi der aus diesem fürchterlichen alltag herraus geholt werden muss.
den fittichen seiner eltern entrissen werden muss.


Bussi geb

Teufelchen X3
Von: abgemeldet
2010-05-31T18:18:46+00:00 31.05.2010 20:18
HAAA REICHES YUGI :D GUUUUT

Geld macht aus Leuten immer total andere Leute.
Z.B. würde ich jetzt eine normale YGo Geschichte (ohne Dartz) mit Yugi lesen würde sie mich nicht die Bohne interessieren.
Aber der Yugi hier ist reich.
Der Yugi hier hat reiche und erfolgreiche Eltern.
Den Yugi hier mag ich :D
Von: abgemeldet
2010-05-30T17:59:20+00:00 30.05.2010 19:59
Grr, dir ist schon klar, dass nur die Aussicht auf ein neues Kapitel morgen mich davon abhält, DICH einen Kopf kürzer zu machen? }:(
Du magst Cliffhänger wohl ziemlich gerne, was? *schmoll*
Also, ich hab zwar keine Ahnung, was der Titel mit dem Kapitel zu tun hat, aber das wird sich mit der Zeit schon aufklären.
Das Kapitel war zwar nicht so spannend wie die anderen(außer das Ende), aber trotzdem schön. Aber irgendwie traurig, die ganze Sache mit Yugis Familie (es IST Yugi, da bin ich mir sicher). Es ist zwar immer ziemlich irritierend, dass du keine Namen schreibst, aber es ist eine große Leistung, dass die Sätze trotzdem nicht unnatürlich klingen.
Das Traurigste ist wohl, dass Yugi sich an seine Lage schon gewöhnt hat und nichts dagegen tut. Und das seine Eltern seine Wünsche nicht respektieren und er sie immer unterdrücken muss. Es muss hart sein, so zu leben und ich wünsche es keinem, erst Recht nicht Yugi.
Ich hab auch keine Fehler gefunden, aber ich finde es erstaunlich, dass man seinen Kopf auf die Schultern legen kann^^ Ich glaube, da sollte wohl eigentlich Arme hin?
Ich freu mich auf jeden Fall tierisch auf das nächste Kapitel und bin mal gespannt, ob sich ein paar meiner Vermutungen bezüglich der Story bewahrheiten^^ Und ich finde es echt unglaublich, dass ich die einzige bin, die Kommis schreibt -.-
lg mondscheindieb


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